King Brothers

Drei Japaner in Anzügen, zwei Gitarren und Drums. Ich hatte vorher noch nie von ihnen gehört, doch Thomas hatte sie von Anfang an als heissen Tip auf der Liste. Wir hätten sie fast verpasst, weil die Shakedowners ohne Ankündigung die King Brothers und Fireballs of Freedom vertauschten. Egal. Was hier jedenfalls vor sich ging, entzieht sich jeder Beschreibung. Ich glaube nicht, dass viele der anwesenden Amis wirklich erkannten, dass hier etwas ganz Grosses im Gange war. Die Intensität von Auftritt und Musik war so eindringlich, dass wir uns nach zwei Minuten anschauten und nicht mehr wussten, wer wir waren.
Die beiden Gitarristen tobten über die Bühne, gestikulierten völlig wahnsinnig vor sich hin und der Schlagzeuger zerdrosch bei jedem Song ein Paar Drumsticks, dass die abgesplitterten Teile bis zur Decke flogen. Dadurch, in Verbindung mit der grossen Bühne, die die King Brothers bis zum letzten Zentimeter zu nutzen wussten, erstand ein Gefühl von Raum und Tiefe, das mich glauben liess, keinem Konzert, sondern eher einem Film beizuwohnen. King Brothers erreichten eine neue Ebene und erst als die Jungs die Bühne verliessen und das Licht anging, schien man aus diesem Traum zu erwachen und die Leute neben sich wieder wahrzunehmen.
"Was war das?" fragte ich mich selbst und sah bedeppert meine Kollegen an, die wohl gerade ein ähnliches Erlebnis hatten, denn sie glotzten genauso blöd aus der Wäsche wie ich. Ich fühlte mich an ein Filmfestival vor über 10 Jahren erinnert, auf dem ich Tetsuo I und II hintereinander ansah. Damals rückte ich mich im Kinosessel auch erstmal ganz verdatscht wieder grade und blickte völlig erschlagen um mich, um zu realisieren, wo ich war und was da gerade passiert war.
***King Brothers bekommen keine Bewertung. Diesen Auftritt der King Brothers in ein Wertungsschema ein passen zu wollen wäre anmassend.