Konzertbesprechungen 2000

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11.-13.8.00: Vegas Shakedown - Las Vegas, Gold Coast Hotel

3 Nights of Punk, Broken Blues and Primitive Rawk

Texas Terri in Las Vegas

Kompletter Bericht mit zig Fodos und ausschweifenden Gelaber (lange Loadingtime) Nur die Highlights, das Beste, das Schlechteste, das Besondere

We are the League, der Schwabenexpress. 10 Mann hoch war unsere Truppe auf dem diesjährigen Shakedown, also alles fest im schwäbischen Griff. Insgesamt war das ganze Gold Coast an diesem Wochenende fest in Punk-Rock-Hand. Kein Zoll Fussboden, der nicht von unsereins vereinnahmt wurde. Mindestens 1000 Rock'n'Roll-Fans schwirrten mit ihren Tattoos, Band-T-Shirts und all dem üblichen Schnickschnack, immer einen Betty Page-Klon hinter sich her zerrend (hihi, wie bei uns auch. Warum sind alle weiblichen Rock'n'Roll-Fans nur so begeistert von Betty Page?), durch alle Korridore. Der Shakedown bot uns übrigens die fettesten Betty Pages der Welt (Kollege Tom würdigte sie aber mit dem grossartigen Satz: "Wenigstens hören sie gute Musik."). Das übliche Gold Coast-Publikum, vor allem Rentner, blickte erstmal gar nicht durch und zeigte sich nach Aufklärung meist irgendwie verwirrt oder gar amüsiert. Da man aber auch mit fremden Amis augenblicklich Smalltalk führen kann, hatten wir schnell keine Angst mehr vor den Rentnern und sie keine mehr vor uns.

Das Bühnentreiben fand in zwei Sälen statt, weswegen man ständig am Rennen war, bspw. Ballroom raus, 10 Meter Rentner- und Spieltischeslalom, Rolltreppe runter, 30 Meter Rentner- und Spieltischeslalom, Showroom rein.

Die Säle:
Ballroom: gross, ich schätze 1000 Leute gehen da schon rein. Wenn's hier voll wurde und du nicht rechtzeitig an der Stange standest (ja, hier war sogar eine kleine Absperrung), war's die Hölle. "Go and leave it" war die einzige Chance. Allerdings waren hier die Plattenstände und die Bar, bei der der Tequila-Sunrise den höchsten Alkoholgehalt hatte. Hier legten auch DJ's zwischen den Bands auf, was wirklich sehr sehr in Ordnung war, da sie ihr Gewicht meistens auf obskuren 60s-Garage-Sound legten, was auch die Zeit zwischen den Showcases zum Genuss machte, vorausgesetzt, man rannte nicht gleich wieder nach unten in den
Showroom: kleiner aber angenehmer (bis auf die Klimaanlage, die nochmal drei Grad kälter war und einen anständig zittern liess). Etwa 400 Leute gehen da wohl rein, war aber ideal, mit perfekter Bühne, Tanzparkett davor und erhöhte Balustraden, die sich maximmässig von hinten bis neben die Bühne zogen. So hätte man die Bands auch sitzend bei einem Coffee und in Begleitung einer aufreizenden Bekanntschaft anschauen können, doch nicht wir, denn wir tranken nur Tequila und hatten nur Augen für die Bands (zwinker) und die wollten wir aus der Nähe sehen.

Coole Ereignisse am Rande des Shakedowns:

  • Als ich am zweiten Festival-Tag, so gegen 6 Uhr nachmittags die Poops-Box aufsuchte, röhrte und platschte es neben mir, wie sonst nur im Militärkasino und es hörte nicht auf zu Röhren und zu Gurgeln und zu Platschen und ich dachte schon fast, da nippelt einer ab und so wartete ich dann natürlich, um zu sehen, welcher von den abgehalfterten fettbäuchigen Biker-Punks sich die Ehre gab, doch ... es war ein alter Japse und er flanierte so leichtfüssig aus dem Scheisshaus raus, als wäre beim Deibel nix gewesen. Cool.
  • Leslie, die Barkeeperin aus Heinys Bar, die uns, wir sassen noch nicht mal richtig, Nackt-Fotos ihrer dicken Freundinnen (alle Porno-Queens) auf den Tresen warf und uns fragte, ob's in Deutschland auch Strassen gibt. Vielleicht hätte sie die Highschool doch nicht abbrechen sollen. Kopfschüttel. Vielleicht kann ich noch das Foto organisieren, für das wir kurz vorm Verlassen der Kneipe posierten.
  • Godtzille, der am Nachmittag nach unserem Besuch von Heinys Bar (wir mussten früh raus, weil der Abflug anstand und Zille noch eine Gitarre kaufen wollte), bei 45 Grad im Schatten, neben die Mülltonnen hinter dem Gitarrenladen kotzte. Daumen hoch.
  • Der japanische Busfahrer, der uns vom Flughafen zur Autovermietung brachte, unglaublich viel Spass an seinem Job und auf seinem Cockpit einen kleinen Cassettenrekorder aufgebaut hatte, der uns lauthals mit Polkamusik versorgte. Frantic.
  • Als wir in der letzten Nacht nach der letzten Band noch einen Imbiss in dem 24h-Restaurant des Hotels nahmen, sassen neben uns die Murder City Devils, daneben die Dictators mit Texas Terri, daneben zwei Punker-Roadies der Murder City Devils, wovon einer so schwer Schlagseite hatte, dass sein Kopf neben seinem Arm hing und er jeden Augenblick entweder a) vom Stuhl zu fallen oder b) auf den wunderhübschen Gold Coast-Teppich zu kotzen drohte. Die Band machte sich gehörig lustig darüber und die angebaggerten Groupies schossen professionelle Erinnerungsfotos. Augenbrauenhochzieh.
  • Lothars 8-Stunden-Nonstop-Backjack-Sit-In am Tag nach dem Festival, als Zille und ich auf dem Hotelzimmer lagen und unsere Wunden leckten. Doch man hörte, dass er es auch schon auf 20 Nonstop-Stunden brachte. Unglaublich.
  • Sowieso begegnete man ja ständig nicht nur Publikum, sondern auch Bands, denn die meisten nächtigten ebenso im Gold Coast wie wir, viele von ihnen waren sogar die ganzen drei Tage anwesend und zogen sich die Shows rein: die Stitches sahen sich Dead Moon an, Dead Moon sahen sich Von Zippers an, Weaklings sahen sich Texas Terri an, Texas Terri lief man sowieso so oft über den Weg, dass man befürchtete, sie nie wieder los zu werden, B-Movie-Rats sahen sich Lazy Cowgirls an, Lazy Cowgirls sahen sich New Bomb Turks an, New Bomb Turks sahen sich absolut alles an (echt wahr, diese Jungs sind unermüdlich, fast bei jeder Band waren sie wenigstens die erste Viertelstunde in der zweiten Reihe vor Ort). Flash Express sahen sich Andre Williams an, Andre Williams sah sich Latest Flames an, Superbees sahen sich Pearl Harbor an, Reds sahen sich Electric Frankenstein an und und und ein Kommen und Gehen der Stars. Man sah sie überall: an der Bar, beim Zocken, aufm Klo, beim Plattendurchwühlen, am Swimming Pool, aufm Hotelflur, im Hotelaufzug. Hey, that's the Shakedown, damn.

Schlusswort:
Mittlerweile lassen Insider-Kreise verlauten, dass sich das Gold Coast geweigert hat, diese Veranstaltung nochmals in den eigenen Hallen zuzulassen. Es seien wohl Hoteleinrichtungen im Wert von $15000 zerstört worden, auf Möbel uriniert, Klobecken zertrümmert und eine mutige Lady hätte gerade irgendeinem Kerl im Hotelaufzug einen Blowjob verpasst, als die Tür aufgleitete und eine Rentnerin dazudappte, die dann, vor Glück oder auch nicht, fast einen Herzinfarkt erlitt. Das wäre dann wohl doch zuviel des Guten und wir verstehen auch, dass solches Benehmen für die amerikanischen Prüderie nicht tolerierbar ist (grins). Nächstes Jahr soll das Ganze dann in einer rockergewöhnten Umgebung steigen, vielleicht sogar in Los Angeles. Na dann mal sehen.

 


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