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Would you guys please calm down - das Huntington
und dessen Security: Der Shakedown fand ja diesmal im Huntington Theatre
statt. Ein schlichter und riesiger Klotz von Rockschuppen. Wenigstens
waren die Veranstalter so weise und verkleinerten die riesige Bühne
dadurch, dass sie die Sidefills ein paar Meter nach innen zogen, denn
die meisten der Bands werden selten auf so grossen Bühnen, sondern
eher in kleinen Clubs oder Kneipen auftreten und haben dann oft Probleme
mit dem Bühnenformat.
Ein hübsche Sicherheitsabsperrung trennte uns von den Musikern und
die Security war so scharf, dass auch nur dem geringsten Ausbruch
körperlicher Freude ein Riegel der Sorte "Would you guys please calm
down!" vorgeschoben wurde. Wenn ich mir heute die Fotos anschaue,
die wir mitten in die Meute geschossen haben; immer wenn mal jemand
abging oder sich ein Musiker in die Meute fallen liess, immer ist
da irgendso eine Security-Fresse mit drauf, die in der Nähe steht
und aufpasst, dass niemand auf dumme Gedanken kommt. Fuck, waren die
letztes Jahr schon so präsent sind sie mir jedenfalls nicht aufgefallen.
Und der absolute Gipfel war schliesslich, als Lothar fast rausflog
(uns Lothar, der arme, immer brave), nachdem er einen leeren Plastikbecher
auf die Bühne geworfen hatte. Hey-Ho, da fühlt man sich doch wohl
...
The New Frontier - unser Hotel: Auch diesmal war das Gros der
Rock-Stars und des Publikums in einem einzigen Hotel untergebracht.
Es war das New Frontier auf dem Strip und ebenso wie letztesmal
das Gold Coast eine angenehme, eher oldstyle-orientierte Bleibe.
Zum Huntington waren es keine 10 Autominuten, vorausgesetzt man
fährt keine so dusslige Strecke, wie der stinkende Kutscher, der
uns den ersten Trip dorthin gab.
Die Veranstalter hatten nämlich einen Kleinbus bereitgestellt, der
während des ganzen Festivals auf- und abfuhr. Wir nahmen ihn allerdings
nur einmal, dann opferte sich Thomas auf und trank während des ganzen
Festivals keinen Alkohol, damit wir die Mietkarre hinterm Haus stehen
hatten, wo wir unsere Waren immer gleich abbunkern konnten. Heil
Thomas, sang der Chor. Dem machte das allerdings nichts aus, nüchtern
bleiben zu müssen. Der Mann ist so eine Kanone, dem steht jeder
Zeiger dauernd auf Vollgas, egal, ob Pinte hinter der Binde oder
nicht.
Letztes Jahr war alles besser: Scheisse war, dass man sich nirgends
mal richtig ausruhen konnte. Durch einen Hinterausgang kam man in
einen Innenhof, der wohl ursprünglich als zweiter Auftrittsort genützt
werden sollte, was man dann aber wegen Angst vor Nachbarschaftsstress
bleiben liess. Hier gabs jetzt Alkohol und ein Barbeque (angeblich
der beste Mexikaner ausserhalb Mexikos). Wenn man Glück hatte gabs
hier noch ein zwei Stühle zu ergattern, ansonsten sah's übel aus.
Im Saal aufm Boden hocken war kacke, draussen aufm Parkplatz zu
hocken war kacke, im Foyer zu hocken war gut, doch da schickten
einen die Securitys die ganze Zeit wieder weg. Kurze Erholungspausen
taten also not und so war man einfach schneller platt als letztes
Jahr.
Alkohol gabs nur draussen im Hinterhof, wo zwei, maximal drei Leute
bedienten. Stellt Euch vor, es wären tatsächlich 1000 Leute gekommen.
Da kann ich nur hämisch lachen. Man musste also oft anstehen und
noch öfter ging das Bier aus. Die besten Sorten natürlich zuerst,
so dass wir uns am zweiten Tag im Drugstore eine Jägermeisterflasche
zogen und fortan im Auto soffen. Mit ca. 35 Grad Celsius lief der
Kräutersaft zwar ziemlich zäh die Kehle runter, war aber immer noch
tausendmal besser als Bud-Light ...
Das denke ich mal, waren die ganz ganz grossen Probleme. Es fehlte
einfach an der Bequemlichkeit des Gold Coasts, von der Atmosphäre
in einem dunklen Rock-Schuppen-Loch, das dreiviertel leer war, brauche
ich Euch wohl nichts zu erzählen.
Lothar und Thomas hielten sich wenigstens immer am BBQ feil und
konnten kaum davon genug kriegen, so gut sei das gewesen (hab selbst
nicht probiert, da ich lieber trinke als esse). Lothar ging sogar
soweit in einem passenden Moment zu erwähnen, dass das Barbeque
ja wohl das Beste am ganzen Shakedown sei. Und so sassen wir da,
drei Männer, jeder kurz in Bier oder Barbeque vertieft (die Dame
war gerade abspenstig) und entschieden jeder für sich selbst, ob
das wohl fürs Barbeque oder gegen das Festival sprach.
Ihr seht also. Wir sparen nicht an Kritik. Und mit der Meinung,
dass letztes Jahr alles besser war, standen wir weissgott nicht
alleine. Ich habe keinen getroffen, der hierbei anderer Meinung
war und ich denke, dass die Veranstalter sich dessen auch absolut
bewusst waren. Bin gespannt ob die Schose nächstes Jahr nochmal
aufblüht.
Attentate oder Billing, sicher beides - das Publikum: Nun hatten
wir ja nicht erwartet, dass anhand des doch sicher weniger spektakulären
Billings und der schon vorher ersichtlichen Verschlechterung der
Rahmenbedinungen, nicht ganz so viele Leutchen erscheinen werden
als letztes Jahr, doch die schiere Leerheit der Halle (ich schätze
mal, mit Bands werden es wohl 300 Leute gewesen sein) liess zu Spekulationen
hinreissen, dass wohl doch die New Yorker Attentate keine drei Wochen
zuvor mitschuldig am Dilemma waren. Nungut, wir fandens eigentlich
nicht schlecht, da die Situation bei wesentlich mehr Leuten bestimmt
unerträglich gewesen wäre. Insbesondere der Hinterhof mit dem Getränkeverkauf
war jetzt schon vollkommen überlastet.
Absagen:
Black Halos und White Stripes hatten schon im Vorfeld
wieder abgesagt. Dazu erschütterten uns die Aussagen des Veranstalters,
dass das nicht so schlimm wäre, schliesslich hätte man sich erst
recht spät dazu entschlossen, dieses Jahr nur eine Bühne zu stellen
und da hätte man nun etwas zuviele Bands auf Lager.
Dass es dann doch zu einer derartigen Flut von Absagen kam, hat
aber sicher eher mit dem New Yorker Attentat zu tun.
Als wir uns im Club das Programm grabschten (denn im Internet wurde
ein Timetable erst veröffentlicht, als wir schon im Flieger sassen),
erblassten wir ob der vielen weiteren Absagen:
White Stripes (Europa-Tour. Die habens nicht mehr
nötig, auf dem Shakedown zu spielen. Für mich ein hartes Brot, zumal
sie in Deutschland halt nur mal so kurz vorbeistipvisiten und nicht
näher als München kommen)
Black Halos (Tour mit Zeke ... wenn sie meinen, dass sie das weiterbringt,
bitteschön)
Monoshocks (kannte ich allerdings nicht)
Los Infernos (dito)
Toilet Boys (naja, die hätte ich mir schon gerne angesehen)
Eyeliners (nix kenn)
Nomads (schade, aber schon mehrmals gesehen)
Dan Melchiors Broke Revue (Ralf im Tal der Tränen)
Warlocks (wer's n das?)
Knoxville Girls (au, das tat weh)
Zeros (hm, hätte ich schon gerne gesehen, vor allem, wenn sie mit
El Vez gekomen wären)
OK, das sei dann eine stattliche Anzahl von 11 Bands,
die soeben mal fehlten. |
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