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1966 - 1967 - 1968
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2013 - 2015 -
2016 - Aktuell
Aerobitch - An Urge To Play Loud | Been
To's - Parasite - Lost Tapes 1996-97) | The
Blood Brothers - This Adultery is Ripe | Boss
Hog - Whiteout | dayForday - Down Home | The
Desert Sessions V | The Desert Sessions VI
| Empty Bottles - Straight In Your
Face | The Fuses - I Wanna Burn | Happy
Revolvers - Suicide Nation | The Hellacopters
- High Visibility | Hicktown Heroes - Rock'n'Roll
Ride | Kickdown - Hell Yeah | Kürzüm
- Brujo | The Mobile Freakshow - Deathtrip
2000 | Motorcitysonic - Autumn 2000
| The Mummies - Fuck The Mummies | Puffball
- Swedish Nitro | Senor Coconut - El Baile Aleman
| Spiritual Beggars - Ad Astra | Sunride
- Magnetizer
The
Blood Brothers - This Adultery is Ripe (Sound Virus,
2000) - LP
Dass ich ein großer Bewunderer des Fünfers aus Seattle
bin, dürfte in Kickin’ Ass Kreisen mittlerweile hinlänglich
bekannt sein. Jetzt habe ich mir die beiden ersten Werke auch besorgt
und endlich schließt sich der Kreis. Durch den Überblick
über ihr gesamtes Schaffen, ihre Entwicklung verstehe ich sie
jetzt ... zumindest etwas besser. "This Adultery is Ripe"
stammt von 2000 und wurde auf dem Kleinstlabel "Sound Virus"
veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt dürften die Jungs ungefähr
18 oder noch jünger gewesen sein. Das hört man der musikalischen
Umsetzung durchaus an. Zwar ist der Stil schon recht einzigartig,
nur lange nicht so wüst und hysterisch wie später in ihrem
Schaffen, auch lange nicht so brutal und abgestürzt. Was gefällt
ist der angenehm rohe, unproduzierte Sound, auch wenn es etwas an
Wucht fehlt. Auf konventionelle Songstrukturen wird auch hier schon
geschissen.
Aber wirklich umwerfend und fast unglaublich sind, sogar hier schon,
ihre Texte. Die Blood Brothers legen hier Lyrics vor, die sich vor
späteren Werken nicht verstecken müssen. Es wäre jetzt
müßig, Beispiele zu nennen. Jeder verdammte Song hat geniale
Texte! Woher nehmen sie diesen unheimlich kruden Humor wie in "James
Brown", die bedenklichen Phantasien bei "Jordan Billie Pets
the Wild Horse’s Mane" und den bedrohlichen Wahnsinn von
"Time for Tenderness"? Für ein Debüt ist das hier
sehr beachtlich, keine Frage. (Martin)
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Motorcitysonic
- Autumn 2000 - CD
Die Promotion-CD der Bookingagentur Motorcitysonic aus Stuttgart,
mit zwölfen ihrer Bands, ist hartes Brot für mich. Das ist
Alternative-Rock, wie er alternativer nicht sein könnte. Ende
der 80er, Anfang der 90er gabs davon bis zum Erbrechen viele Ami-Bands
die sich auf Labels wie Sub Pop, Touch And Go und Rhino herumtrieben,
jedenfalls alles, was von Glitterhouse lizensiert wurde. Die meist
in oder um Stuttgart beheimateten Bands lassen der Direktheit ihrer
amerikanischen Kollegen allerdings noch eine, für meine Ohren
sehr anstrengende, gebildete Komponente einfliessen, will sagen: Studenten
am Werk. Hamburg winkt. Da bildet man ausgeklügelte Harmonienkaskaden,
immer ein Auge drauf, dass der Wiederholungseffekt so gering wie möglich
ist. "Antikommerziell" ist ja ein Wort, dem ich gerne beipflichte,
und ich unterstelle auch keine Widersacherei, doch die Motorcitysonic-Bands
sind mir einfach zu ruhig, verschroben und intellektuell. Ich krieg
Depressionen, wenn ich mir das Gejammere dieser jungen Menschen anhöre.
So in der hinteren Mitte wirds kurz mal recht gut, etwa bei Craving,
die für mich mit Abstand der Hit der CD sind, nicht nur weil
ich die Band schon kenne, sondern weil sie als einzige richtig auf
den Punkt spielen und das gefällt mir eben. Bhang Dextro, die
zweite mir bereits geläufige Band, enttäuscht mich auf dem
Sampler. Das können die besser. Diese beiden Bands sinds dann
auch die aus dem seirigen Sup Pop-Gedrösele eher in Richtung
Amphetamine Reptile abzielen. Dennoch sind alle Bands auf diesem Sampler
sicher empfehlenswerte Tips, die ich mir allesamt mal gerne live reinziehen
würde. Qualität bieten sie schon. (Ralf)
Die beiden genannten Bands retten den zweiten Frankenstein. |
The
Mobile Mob Freakshow - Deathtrip
2000 (Noxious Records) CD
Das neuste Pferd im Stalle Fullgas Entertainment. Stumpf und geradeaus,
w�st und gef�hrlich. Ich w�rde sie irgendwo zwischen Mot�rhead, Misfits
und den d�steren aber geradlinigeren Alben von Helios Creed einordnen.
Der Gesang ziehts dann aber doch eindeutig in die Gefilde des Underground-Metals.
Es gibt ne Menge b�ses Gegrunze zu h�ren und das ist nunmal insgesamt
nicht so mein Ding. Dennoch werde ich's mir keinesfalls nehmen lassen,
ihre Show anzusehen, denn bald sind sie auch in unseren Breiten zugegen.
Mehr Infos unter: www.fullgas.de
(Ralf) |
Senor
Coconut Y Su Conjunto - El Baile Aleman (Multicolor Records) -
LP
Gott vergib mir, wenn das nicht das abgefahrenste Stück Scheisse
ist, das ich je in meinem gottlosen Leben gehört habe. Die Truppe
aus Santiago de Chile, die nur äussert gebrochenes englisch und
selbstverständlich kein Wort deutsch kann, covert ein komplettes
Kraftwerk-Album und zwar ganz stilgerecht im Latino-Style. Süsslicher
mehrstimmiger Gesang und dazu minimal instrumentierter Sound mit viel
Marimba und allerlei südamerikanischer Schlaginstrumente sowie
ausgeklügelt reduziertem Synthesizer-Einsatz. Verdammt, diese
Chicos sind wirklich extrem cool und haben einen Humor auf den ich
nur neidisch sein kann. Der Zufall kann es jedenfalls nicht sein,
wenn man derart exakt erfasst, was Kraftwerk damals ausgemacht hat.
Obskuritäten-Faktor: 100!
Auch meine Nachbarn werden mir eines Tages wieder vergeben, dass ich
beim Anfang von "Autobahn" in derartiges Gekreische ausgebrochen
bin, dass der Katastrophendienst bereits die Spitalstrasse evakuieren
wollte. Vergebt mir alle, doch diese Platte hat mir brutal den Arsch
gekickt. (Ralf) |
Kickdown
- Hell Yeah - CD
Kickdown siedeln in einer virtuellen Welt, einem Paralleluniversum,
dessen Zugang mir verborgen ist. Insbesondere die Keyboard-Wellen
vermitteln mir ein Mad-Max-im-Cyberspace-Gefühl, ein schleichendes
Unwohlsein, das Kickdown einem so gerne unter die Haut jagen.
Nachwievor jagen sie kreuz und quer durch die Stilrichtungen, wobei
sich mir mittlerweile doch der rote Faden zu erkennen gibt. Kickdown
haben es geschafft, sich im Crossover-Quirl eine Eigenständigkeit
herauszuarbeiten, der man sich nicht leicht entziehen kann.
Die Basis scheint mir mehr denn je im harten Rock alter Schule zu
liegen. Denkt man sich allen Firlefanz weg, der der Band die moderne
Note gibt, lassen sich durchaus altgewohnte Strukturen erkennen.
Darin mag auch der Erfolg der Band liegen. Altes mit Neuem, clever
gemixt, auf eine solide Basis musikalischen Könnens gestellt,
dazu ein abgedrehtes Image, hart am Rande der schwarzen Szene, und
bedingungsloser Glaube an sich selbst. Das muss ja fast schon funktionieren.
Kickdown haben sich ihre Berechtigung erkämpft und werden keinen
Zentimeter Terrain wieder freigeben. (Ralf) |
The
Hellacopters - High Visibility (Universal, 23.10.00) - CD
"I've been heavy, I've been deep. I look cool but inside I'm weak!"
Das sind die ersten Zeilen des Openers "Hopeless case of a kid in
denial" der neuen Hellacopters CD "High Visibility". Ob nun Nicke
Royal (oder mit b�rgerlichem Namen Andersson) cool aussieht oder nicht,
dar�ber l�sst sich genauso streiten wie �ber die Qualit�ten des neuen
Albums. Fest steht jedenfalls, dass die Rock'n'Roller aus dem hohen
Norden die Anh�ngerschaft in zwei Lager spalten werden. Denn schon
wenn man in die ersten Songs reinh�rt, hat sich das best�tigt, was
sich nach der letzten Platte "Grande Rock" stark angedeutet hat: die
Hellacopters nehmen sehr viel Agressivit�t, H�rte und Schnelligkeit
heraus und setzten daf�r eher auf einen Sound, der mich stark an die
Ende-Siebziger-Musik von KISS und Lynyrd Skynyrd erinnert. Das ganze
gipfelt dann in dem siebten Liedchen "No Song unheard" das f�r meinen
Geschmack eindeutig die Grenze des "Schmalzgrades" auf einer "High
Energy Rock'n'Roll-CD" (so bezeichnen die Hellacopters ihren Stil)
�berschreitet. Da passt es auch ganz gut, dass Mr. Royal in einem
Interview erst k�rzlich ank�ndigte, die Pop-Krone ergattern zu wollen
und mit dem Wechsel von "White Jazz" zum Major Label "Universal" scheinen
sie ihrem Ziel ein St�ckchen n�her zu r�cken. Was man dem Album, H�rtegrad
hin oder her, dennoch nicht absprechen kann, sind die Songwriter-Qualit�ten,
die sich dem H�rer im selben auftun. Unbestrittene Ohrwurmgarantie
haben unter anderem "Baby Borderline", "Throw Away Heroes" oder die
erste Singleauskopplung bzw. Video "Toys and Flavors". Sogar Gitarrensoli
die an Chuck Berry und Co. erinnern ("I wanna touch") lassen gr�ssen.
Alles in allem ist das Album dennoch zu energielos, zu sauber und
zu glatt, vor allem dann, wenn man die ersten zwei Alben der Hellacopters
kennt ("Supershitty to the Max" und "Payin' the dues), aber in Sachen
Songwriting jedoch ein klarer Anstieg zu dem mit Abstand schlechtesten
Longplayer der Hellacopters "Grande Rock". Man darf gespannt sein
wohin der Weg der "H�llenschrauber" in Zukunft f�hrt, aber eines sollten
sie dabei NIE vergessen: "RESPECT THE ROCK!" (Mr. Roadburner) |
Emtpy
Bottles - Straight In Your Face (selbstproduziert) - CD
5 Songs der Mössinger Ska-Punks. Nach jedem Song erstmal ein
kräftiger Knackser. Bitte nächstesmal etwas mehr Sorgfalt
beim Brennen, Jungs. Auch mit dem Cover hat man sich nicht allzuviel
Mühe gegeben. Dafür kostet das Ding aber auch nur 6 Reichsmark.
Man hört gewöhniglichen (würde meine Tante sagen) Ska-Punk-Rock,
nicht schlecht, aber auch nicht wirklich umwerfend. Das kommt live
deutlich besser rüber und daher seien die Empty Bottles durchaus
als hoffnungsvoll eingestuft. Das böse böse Erwachen kam
dann allerdings beim Titel 5. Das kann ich leider nicht durchgehen
lassen, bei aller Zuneigung für lokale Bands. Unsere lieben Freunde
aus dem Heavy Metal Lager haben ja letztes Jahr schon festgestellt,
dass Kickin Ass für Nulltoleranz steht und so soll auch hier
nichts und niemand verschont werden. Leider ists ja heute so einfach,
eine CD herzustellen. Früher, als alle Amateure noch mit Democassetten
rumgerannt sind, wäre es ein Leichtes gewesen, diesen Titel einfach
selbst zu löschen, doch so ... Und dann heisst der Song auch
noch "Dedicated To A Girl". Was zum Teufel stellen diese
Kerle mit ihren Girls an? Kann mir das mal jemand sagen? (Ralf)
Dedicated To A Girl fliesst nicht mit in die Wertung ein!!!! |
The
Hicktown Heroes - Rock'n'Roll Ride (selbstproduziert) - CD
Erstmal Lob für das wirklich überbockstarke Bandfoto im
Inlay. Wer die Jungens kennt, wird sich nicht mehr kriegen. Das ist
einfach pralle Hosen und coole Brillen pur. Das dreckig einladende
Outfit spiegelt sich im Inhalt leider nur im Kompositiorischen wider.
Die 5 Tracks sind völlig perfekt, leider etwas zu zurückhaltend
aufgenommen. Der überschäumenden Energie der Live-Präsenz
konnten die Hicktowns zwar nicht Rechnung tragen, doch liessen sie
ihre Köpfe ob des Resultats selbst recht schnell hängen
und nahmen zur Rache gleich noch mal zwei (jetzt) schmutztriefende
Nummern auf, die einmal hier nun als Hidden Track und zum zweiten
auf der Split-Single mit den
Stereo Satanics zu hören sind. The Hicktowns rule - so oder
so. (Ralf) |
dayForday
- Down Home (selbstproduziert) - CD
In einem Homestudiokeller in Weilstetten aufgenommene 7-Track-CD der
Balinger Skate'n'Ska-Punks. Daher darf man beim Sound auch nicht so
kritisch sein, was aber nicht für den Mix gilt, denn da schwankt
das kosmische Gleichgewicht hinundwieder wie eine Blechbüchse
auf der stürmischen Eyach. Naja, auch einen smarten Hauch Dreck
könnte die Sache vertragen, finde ich. Da und dort ein kleiner
musikalischer Scheisshaufen eingebaut (und wenn's nur mal eine shitty
Gitarre oder ein unkontrolliertes Feedback ist) und mein Herz würde
lachen. Ohne das kann Down Home leider nichts dazu beitragen, meinen
Gehörschaden zu verschlimmern.
Fuck, dabei sind die Kompositionen im Gerüst völlig On Top!
Das Potential ist da und dennoch stellen sich einem hinundwieder sperrige
Gerümpelschaften in den Weg. Ich kann nunmal nicht anders und
muss meinem persönlichen Geschmack folgen, der der strengen Regel
huldigt: Je primitiver und direkter desto besser.
So reihen sich auf Down Home belanglosere neben wirklich grossartige
Momente, wobei letztere das innere Fragezeichen von GO auf STAY switchen
und man der Sache gerne noch mal einen Durchlauf gönnt. DayForDay
sind noch lange nicht am Ende ihrer Schaffenskraft und ausserdem einfach
ein sehr sympathischer Haufen, der Spass hat und dem man seine Aufmerksamkeit
gerne zuteil werden lässt.
Fazit: Sammeln, damit die Band sich endlich mal ein passendes Studio
mit einem passenden Soundengineer leisten kann, dann werden sich die
Wege schon ebnen. (Ralf) |
Spiritual
Beggars - Ad Astra (Music For Nations, 3.4.00) - DoLP
Ich bin ein Hippie. Ich hüpfe über Wiesen, freue mich über
die Bienchen und rieche an Blumen. Nein, ich höre die neue Spiritual
Beggars. Wenn diese Platte aufliegt, kriegst Du alles von mir, Baby.
Wenn diese Platte aufliegt, verschreibe ich dem nächsten Versicherungsvertreter
meinen Glauben, meine Seele und mein Portemonnaie. Diese verrückten
Wikinger scheinen tatsächlich eine spirituelle Kraft in ihrer
Musik zu haben, wenn sie ihren 70er Retro Psycheldelic Heavy Metal
mit wunderbarer Hammond zelebrieren und dabei von Gewalt zu Schönheit
wechseln als wären die Grenzen fliessend. Ebenso scheinen die
Grenzen zwischen 69 und 99 aufgehoben. Nur der ungemein wuchtige Sound
zieht dieses Ding in unsere Zeit und die Beggars bestätigen damit
den Eindruck, den sie auf den Vorgänger-Alben, sowie live letztes
Jahr als Fu Manchu-Support hinterliessen. Diese Band wird bald sehr
gross sein. Noch kennen die Bang Your Head-Veranstalter diese Truppe
nicht, doch ich denke, dass sich hier eine grosse Gemeinde vereinen
wird, denen die Beggars gefallen werden, Himmel und Hölle in
einem. (Ralf) |
Happy
Revolvers - Suicide Nation (People Like You, 7.8.00) - LP
Bereits beim Intro der Schock. "Pussy Pussy ..." Wie alt,
verdammt nochmal, ist From Dusk Till Dawn. Was damals in Ordnung gewesen
wäre, stinkt heute wie ein ausgelatschter Schuh. Mir blieb vor
Entsetzen fast die Klappe offen stehen. Dann geht's endlich los, die
Gitarren klingen auch gut, doch wo ist der Bass, wo der Kick? Wo die
Kompositionen, die mir beim
Live-Gig im Che noch die Freude in die elend-ankuck-gewöhnten
äuglein trieben? Was zum Teufel läuft hier schief? Hab ich
die Band doch etwas überschätzt? Ich kann die Platte jedenfalls
nicht empfehlen. Sorry. (Ralf) |
Sunride
- Magnetizer (People Like You, 3.4.00) - 10"
Fetter Stoner-Rock mit Sinn für Melodie und Eingängigkeit
aus Finnland. Nur der teilweile eingestreute Flanger/Chorus-Gesangseffekt,
der seit Monster Magnet eindeutig überstrapaziert ist, nervt
etwas, schadet der Geschichte aber nicht. (Ralf)
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Aerobitch
- An Urge To Play Loud (People Like You, 26.4.00) - 10"
Es ist nicht zu fassen, was diese Spanier an High Energy, High Octane
und High Voltage rauspowern. High Voltage, im wahrsten Sinne des Wortes,
denn auch eine, von Überfan Lothar beglaubigte, AC/DC-Coverversion
befindet sich auf diesem Mörderschellack. Sogar das Rock Hard
gab der Platte 8 von 10 Punkten. (Ralf)
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K�rz�m
- Brujo (Spiral Coil Media) - CD
Kürzüm sind, glaube ich, aus Gammertingen und mit Sicherheit
die ungewöhnlichste Band, der man hierzulande über den Weg
laufen kann. Spanisch angehauchte Flamenco-Gitarren kippen von einer
Sekunde auf die andere in ein infernalisches Thrash-Metal-Gebolze
um, während der Sänger kopfüber an den Eiern aufgehängt
ins Fegefeuer abzutauchen scheint. Wo ich live immer noch Probleme
mit den schweren Beinen hatte, die ich immer kriege, wenn der Rhythmus
zu oft wechselt, bekommt die Musik, wenn man sie daheim hört,
eine sehr reizvolle Intensität, der man sich schwer entziehen
kann. Stimmig ist vor allem auch das Cover und paart sich gekonnt
mit der sonderbaren Musikmischung. Kürzüm werden weiter
für Aufsehen sorgen, denn interessant fand sie bislang noch jeder,
wenn's manchem auch zu abgefahren ist. Aber da frage ich mich doch,
was denn heutzutage noch zu abgefahren sein kann. Die Menschheit bekommt
immer die Musik, die sie verdient und Kürzüm bieten schlichtweg
die Hölle. Weiter so. (Ralf) |
Boss
Hog - Whiteout (City Slang, 10.1.00) - CD
Die neue Boss Hog ist langweilig und einfaltslos. Irgendwie will das
Pop sein, doch es fehlt alles, was Pop ausmacht, nämlich bspw.
gute Melodien. Zudem klingt Christinas Gesang wie das Genöle
einer geplagten 80er Jahre Independent-Tussi, igitt. Ein deprimierendes
Werk, dem sicherlich kein Mensch Beachtung schenken würde, wenn's
eben nicht Boss Hog wären. (Ralf)
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Been
To's - Parasite - Lost Tapes 1996-97 - CD
Als ich die Reutlinger Been To's das erstemal sah, fiel mir fast die
Knabberleiste aus dem Maul. Wie die �berirdischen traten sie in unser
Leben und kurz sp�ter l�sten sie sich auf.
Auf dringende Bitten ihrer Fans ver�ffentlichen sie jetzt nachtr�glich
eine Reihe von Songs in Kleinstauflage, die bisher gar nicht oder
nur auf dem Massive High-Demotape erh�ltlich waren. 10 Songs, einer
davon in zwei Versionen, n�mlich "Parasite". Dieser Titel wurde als
Studienarbeit des Gitarristen Andi innerhalb 6 Stunden aufgenommen
und gemixt. Der Rest entstand auf 8 Spuren und seit Nirvana's Bleach
habe ich nie wieder 8-Spur-Aufnahmen geh�rt, die derart voll klingen.
Vom Songwriting wollen wir da mal gar nicht erst reden, denn die Been
To's haben damit hierzulande unerreichte Ma�st�be gesetzt. Sie bedienen
sich einer �berschaubaren Mixtur aus Grunge und Pop, geraten gerne
mal an die Ufer der 60er und mit ihren gelegentlichen Feedback-Elegien
sogar in psychedelisches Fahrwasser. Das alles ist aber von derartiger
Sch�nheit und Tiefe in der Melodie gepr�gt, da� sich einem das Herz
bis zum Horizont �ffnet. Alles was "kleineren" Bands oft fehlt, war
bei den Been To's vorhanden: Kompositiorisches Timing, vielschichtig
aber immer noch eing�ngig genug, �berdurchschnittlich guter Gesang
mit einzigartiger Melodienf�hrung und tiefgehende Bildung bei den
musikalischen Roots.
Nicht genug loben kann man zudem die Gitarrenarbeit. Immer von einer
einfachen Struktur ausgehend, bauen sie mit stilsicherer Harmonie
Element auf Element, variabel im Sound, manchmal so �berraschend eingebunden,
da� man glaubt in ein anderes Raum-Zeit-Gef�ge zu kippen. Ja, sie
spielen gerne mit unseren H�rgewohnheiten, doch niemals verlieren
sie dabei den eigentlichen Song aus dem Auge. Man bleibt immer nahe
genug am Thema und das zeugt von musikalischer Reife, die nicht viele
Bands in Deutschland besitzen. Auch mit ausl�ndischen Gr��en von Rang
und Namen k�nnen die Been To's sich messen. Leider war ihnen der verdiente
Erfolg nicht verg�nnt, denn dazu geh�rt heutzutage mehr Gl�ck als
K�nnen. So zog eine weitere hoffnungsvolle Band einen Schlu�strich
unter ihr Schaffen. Doch seit heute habt Ihr Gelegenheit, wenigstens
den Nachlass zu studieren. G�nnt' Euch eine sch�ne Stunde, g�nnt'
Euch die verlorenen Tapes der Been To's. Diese
CD und ihr Vorg�nger Air Liquid können über uns geordert
werden. Air Liquid kostet 6 Euro, Lost Tapes 10 Euro. (Ralf)
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The Mummies - Fuck The Mummies (?) -
CD
Aha, Leichenfledderei. Macht keinen seriösen Eindruck, diese
selbstgebrannte CD. Ich fresse meine eigene Arschbacke, wenn die Mummies
hierfür gefragt wurden. Schließlich dreht es sich auch
um die legendären Studioaufnahmen für ein Album auf Crypt-Records,
während derer sich die Band mit dem Produzenten Michael Mariconda
zerstritt und eine Veröffentlichung schließlich verhinderte.
Die Aufnahmen sind auch schon mal als Bootleg-LP erschienen, wobei
hier noch zusätzliche Live-Aufnahmen drauf sind.
Die Mummies hatten nicht übertrieben. Man glaubt kaum, daß
das die göttlichen Mumifizierten sein sollen. Die Orgel ist total
runtergemischt, der Sound scheppert nicht genug, es klingt fast wie
die Raunch Hands (Maricondas Band) mit anderem Sänger und ohne
Sax. Damit wäre ich auch nicht zufrieden gewesen.
Neueinsteigern sei das "Fuck CD's - It's The Mummies"-Album
oder eine der Single-Compilations empfohlen. Alle anderen sollten
diese CD meiden, was angesichts der passablen Live-Aufnahmen (vom
31.12.90 und 1.1.91) nicht leicht fallen wird. Die Mummies boten superunterproduzierten
60s Punk-Rock'n'Roll mit B-Movie-Monster-Image, denn sie traten nur
komplett kostümiert vors Volk und waren dadurch ein absolut wilder
und lustiger Live-Act. Ich habe ihnen eine Pyramide gebaut und sie
in Gold gebettet, doch kein Mensch weiß wo und das ist gut so.
(Ralf) |
Puffball
- Swedish Nitro (Radio Blast Recordings) - 10"
Auf dem Düsseldorfer Radio Blast Recordings-Label erschienene
10" der schwedischen Speed-Punk'n'Rocker. Mein Fall sind sie
nicht unbedingt. Eigentlich klingen sie wie die frühen Hellacopters
mit noch mieserem Sound. "Barracuda" ist die einzige Ausnahme,
denn er klingt wie eine 1:1 Kopie eines nichtexistenten Zeke-Songs,
nur halt wieder mit schlechterem Sound. Also was solls? Ab mit dem
Teil in die "Zu verschenken"-Kiste.
Live sollen sie sogar derart bolzen, daß man nicht mal mehr
die Songs unterscheiden kann. Wie auch immer, für Skandinavien-Schweinerock-Komplettisten
jedenfalls Pflicht. (Ralf) |
The Desert Sessions - Volume VI: Black
Anvil Ego (Man's Ruin Records)
- 10"
Mit der Nummer VI hat Josh Homme nun seine Desert Sessions komplettiert.
Alle fünf Songs sind recht eingängig, recht ruhig und wieder
im typischen Homme-Stil. Bravo! Die punkigere Nummer V verliert dadurch
wieder an Aussagekraft. Fazitmässig kann man anmerken, daß
die Sessions mehr als nur ein nettes Zubehör zu Hommes Schaffen
seiner grossen Bands (Kyuss und Queens Of The Stone Age, falls das
jemand nicht wissen sollte) sind. Die-Hard-Kyuss-Fans, die auch QOTSA
nicht allzusehr mögen kann man davon nur abraten, im umgekehrten
Falle nur empfehlen, denn so manches Juwel der Desert Sessions hat
auch schon Zugang ins QOTSA-Programm erhalten. Man muß nicht
alle haben, man kann auch keine gänzlich hervorheben; wenn Ihr
eine wollt', nehmt' einfach irgendeine, vielleicht nicht grade die
V. und wenn's Euch umhaut, so schwelget durch's Restprogramm. Stoner-Rock
in experimenteller aber vollendeter Form. (Ralf) |
The Fuses - I Wanna Burn (American Punk
Records) - LP
Saubere Arbeit, das muß man ganz klar sagen. Ein schöner
Sound, die Gitarren glasklar getrennt, was auch den ausgefeilten Arrangements
zu verdanken ist. The Fuses bringen nicht die übliche 90er Jahre
Gitarrenwand, sondern gehen da fast antiquiert zu Werke. Man hört
Anleihen an Wire, Clash, Stiff Little Fingers aber auch Heartbreakers,
Humpers und Stitches durch, woran man bereits erkennt, daß I
Wanna Burn nicht ganz so leicht zu klassifizieren ist. Wer auf die
angeführten Bands steht, sollte sich diese Platte (700er LP-Auflage,
also ranhalten; die CD zu kriegen sollte kein Problem sein) unbedingt
mal anhören. (Ralf) |
The Desert Sessions - Volume V: Poetry For
The Masses (Man's
Ruin Records) - 10"
Nun, man merkt eben doch, daß Josh Homme wieder eine richtige
Band am Start hat, die ihm die Befriedigung bringt, seine Mission
zu verbreiten. Dementsprechend offener gibt er sich auf der neusten
Desert Sessions. Nur der erste Song läßt seine typische
Handschrift erkennen, der Rest benutzt er als Spielplatz zum Austoben.
Heuer trifft man sich im Punk-Rock-Sandkasten. Dazu hat er sich insbesondere
mit Blag Dahlia (Ex-Dwarves) Leute vom Fach für seine fünfte
Wüsten-Session angeheuert und legt selbst leider nur noch sporadisch
Hand an. Zudem ist Blag Dahlia bekanntermaßen ein Idiot und
das führt diesen Teil direkt in die Amateurliga. Wollen wir hoffen,
daß Josh auf der sechsten und als letzte angekündigten
Desert Session davon wieder die Finger läßt. Ok, ok ...
ich gebe zu, daß ich mit den Dwarves eh noch ein Hühnchen
zu rupfen habe, da mir einer von denen mal in die Eier treten wollte.
Desert Sessions V ist trotzdem schwächer als die Vorgänger.
(Ralf) |
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