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Konzertbesprechungen 2006 |
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- 2018 - Aktuell
7 Years Bad Luck (21.1. Balingen)
- Andthewinneris (21.1. Balingen) - Attila
The Hun & The Quality Butchers (4.10.
Stuttgart) - Bad Machine (22.9. Stuttgart)
- The Black Halos (28.3. Stuttgart) -
Boekk (11.3. Zofingen) - Captain Black (1.2.
London) - Nick Cave (30.9. Prag) - Dayforday
(22.4. Balingen) - Dead On The Sofa (22.4.
Balingen, 12.4. Balingen, 25.3.
Albstadt) - Dritte Wahl (1.4. Balingen)
- Eat More Plastic (6.1. Tübingen) -
The Epoxies (6.3. Tübingen) - The Garden
Gang (29.4. Mühringen) - Gods of Blitz
(20.8. München) - Hidden Charms (10.5.
Tübingen) - The Jancee Pornick Casino (3.3.
Stuttgart) - King Louie One Man Band (10.9.
Stuttgart) - Knaugthy Knights (26.2.
Stuttgart) - The Kri-Duh-Chats (10.5.
Tübingen) - Leaflet (6.1. Tübingen)
- Neil Leyton (22.10. Mühringen,
23.10. Obermarchtal) - Mars Mellow
(25.3. Albstadt) - The Mokicks (21.1.
Balingen) - The Mutts (3.2. London) - No
Code (12.4. Balingen) - Popzillas (6.3.
Tübingen) - Radio Birdman (22.9.
Stuttgart) - Slam & Howie (19.4.
Tübingen) - Suicide Souvenirs (6.1.
Tübingen, 22.10. Mühringen,
23.10. Obermarchtal) - TV Smith
(29.4. Mühringen) - USK (1.4.
Balingen) - Vanlustbäder (3.2. London)
- Vincent Vincent And The Villains (1.2. London)
- Paul Weller (26.4. Stuttgart) - Andre
Williams (4.10. Stuttgart) - Wolfmother
(20.8. München)
Mo. 23.10.06 |
Neil
Leyton + Suicide
Souvenirs (Foto) - Obermarchtal,
Kreuz: Das selbe Package am nächsten Tag unter
sozialer Beobachtung neben dem Bauernhof. Die anwesenden Eingeborenen
gaben sich Mühe, hinterliessen aber dennoch den deprimierenden
Geschmack davon, dass hochklassige Musiker an Wochentagen auch mal
durch Täler schreiten müssen um an die Kirschen zu kommen.
Dafür war es sogar noch erträglich. Die Kneipe ist nicht
gross, hatte dafür aber eine erstaunlich ansehnliche Bühne
und exzellente PA. Das Licht blieb an und die Einwohner blieben
sitzen. Neil Leyton schien das nicht zu beeindrucken. Der intelligente
Kanadier konnte auch dem anspruchsvollen (you see that I'm jokin'?)
Europäer noch etwas von Politik erzählen und zog mit seiner
Band ein komplett anderes Set herunter als am Vortag. Offensichtlich
hatte man sich nicht die Mühe einer Setliste gemacht. Daher
fehlte zwar der Fluss des Vorabends, doch zeigte sich die Band damit
nicht an ein starres Korsett gebunden und wir kamen in den Genuss
weiterer Songs inklusive "Mercy Seat" in einer sehr intensiven
Version, vorgetragen vom Herrn alleine mit Akkustikgitarre. Über
den Rest des Abends breiten wir den Mantel des Schweigens!!
Suicide Souvenirs brachten davor ebenfalls ein verändertes
Set. Beide Bands hatten wohl ihre Setlisten bei Uwe liegen gelassen.
Ein etwas anderer Wochenanfang, der sich sehr gelohnt hat!! Da konnte
man die Woche über von zehren.
(Ralf, 30.11.06)
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So. 22.10.06 |
Neil
Leyton + Suicide
Souvenirs - Mühringen,
Cafe Am Erika: Das war mal echt eine Überraschung!
Die Suicide Souvenirs wurden von Uwe in seinen Keller eingeladen,
an einem Sonntag, als Vorband eines Songwriters, dessen Namen keiner
von uns je gehört hatte. Er würde die Show auch wirklich
nur machen, wenn die Souvenirs kommen, meinte Uwe, denn sonst käme
ja eh niemand. Wir bekamen noch ein paar Akkustik-Songs des Kanadiers
von einer Demo-CD zu hören und fanden das eigentlich auch ganz
gut, allerdings für einen Sonntagabend schien das keine Option,
die einen vom Hocker kickt. Meine grösste Sorge war, unter
dem Set einzuschlafen. Das Demo erinnerte am Ehesten an Ryan Adams,
wenn man etwas Country davon abzieht oder die Solosachen von Jesse
Malin. Da Neil Leyton offenbar ein Solo-Akteur ist, der aber auch
schon mit Band aufnimmt und tourt, war letztlich auch nicht klar,
wie der Abend nun ablaufen wird.
Für uns daher nach dem Eintreffen bei Uwe erstmal eine gewisse
Erleichterung, als wir erfuhren, dass er mit Band da ist und, so
die Souvenirs, die natürlich dem Soundcheck gelauscht hatten,
es sogar richtig gut sein solle.
Und wenn das nicht eins der mitreissendsten Konzerte dieses Jahres
war, dann weiss ich auch nicht mehr. Doch zunächst die Souvenirs:
Da der komplette Stereo Satanics-Dunstkreis mit allen Splitterbands
derzeit proberaumtechnisch auf der Strasse hockt, kamen die Souvenirs
hier zu dem "Vergnügen", absolut ungeprobt auftreten
zu dürfen und, bei aller Verehrung, solange sind sie noch nicht
zusammen, dass man das nicht gemerkt hätte. Irgendwie haben
die aber diesen Charme, dass das einfach überhaupt keine Rolle
spielt. Da wirkt einfach das Gesamtpaket. Man steht da und freut
sich. Rock'n'Roll, schöne Riffs, schöne Melodien, punky,
poppy und ein wenig snotty, etwas Bowie, etwas Velvets, etwas britischer
70s-Punk und etwas Glamrock. Das kann ja gar nicht schiefgehen!
Neil Leyton überraschte uns dann mit einer fulminanten und
sehr nahegehenden Show. Diesem Mann müsste die Welt gehören,
doch leider ist er in Deutschland noch viel zu unbekannt. Das wird
sich sicher ändern und umso schöner war es, ihn einmal
in Uwes Keller gesehen zu haben. Neil verfügt über ein
ergreifendes Charisma, dazu Songs, die einen einfach genau da packen,
wo man sich überhaupt nicht davon entziehen kann.
(Ralf, 30.11.06)
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Mi. 04.10.06 |
Andre
Williams, Attila The Hun & The Quality
Butchers - Stuttgart,
Club Schocken: Der gute alte Godfather! Wir alle
haben ihn lieb und er hat uns lieb. "It's good to be here in
Germany again. Last time I was here I was biting you." sagt
er mit verschämt-verschmitztem Grinsen und fügt an, nun
in friedlich-diplomatischer Mission unterwegs zu sein. Er wirkt
allerdings weitaus gebrechlicher und noch viel weniger anzüglich
als vor wenigen Jahren und hat kaum noch Power auf der Stimme. Zwischen
den Gesangsparts setzt er sich nach hinten und nippt am Bacardi.
Ob die Senilität oder der Alkoholpegel für das Vergessen
von Einsätzen und Texten verantwortlich ist, können wir
leider nicht ganz abschätzen, aber die niederländische
Band ist gut (obwohl sie vorher in vertauschten Rollen als Attila
The Hun & The Quality Butchers mit Cowboyhüten, Flammenhemden
und Militaryhosen ein ausschliessliches Coversongs-Programm bot,
das niemanden vom Hocker riss) und überbrückt Williams'
Unzulänglichkeiten spielend.
Hit folgt auf Hit ohne längst alle Hits unterbringen zu können,
die wir gerne gehört hätten. Die Show endet zeitig und
dennoch grinst alles und spricht: "15 Euro Eintritt - jeden
Cent wert!"
(Ralf 7.10.06)
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Sa. 30.09.06 |
Nick
Cave - Prag,
Kongresszentrum (1700 Zuschauer)
Es war so ziemlich das ärgerlichste Konzertereignis seit ich
beschlossen habe nicht mehr aufs Southside zu gehen.
Nick Cave Fans in Prag sind grösstenteils Menschen um die 40
in beigen Cordhosen und karierten Flanellhemden, der Rest sind tschechische
Festivalpeople und vereinzelt ein paar Omas. Man betritt eine hässliche
Halle, die innen wie aussen Ostblockflair en gros versprüht und
lässt sich in glücklicherweise bequemen aber leider beigefarbenen
Sitzen nieder, denn ... dies ist ein bestuhltes Konzert. Gut für
mich. Ich mag Nick Cave, aber seine grösstenteils ruhigere Musik
macht meine Beine immer müde und mir das Stehen schwer. Ich bin
kein guter Steher, als Soldat wäre ich vermutlich den Nichtheldentod
gestorben. Zusammenfassung bis hierher: Nick Cave solo, bestuhltes
Konzert, Ralf sitzt, alles soweit ok.
Mein anzügliches Amusement angesichts der Halle und der Leute
erstarrt dann allerdings jäh, denn als die ersten Roadies die
Bühne betreten, um Instrumente und Drinks für die Musiker
bereitzustellen, bricht das Publikum in spontanen Jubel aus. Ein leicht
beunruhigendes Gefühl, das an mir hängt wie eine schlecht
sitzende Jacke, lässt mich die Umsitzenden mit möglichst
unauffälligen Blicken inspizieren wie ein Beutetier, das den
Hunger der Löwen an der Wasserstelle abzuschätzen versucht.
Zudem fangen sie jedesmal an Stakkato zu klatschen, wenn einer der
todbringenden Songs, die bis dahin aus den Boxen trällern, zu
Ende ist, womöglich um die Band zum Auftritt zu motivieren. Dies
tun sie so inbrnstig und vorfreudig, dass ich tief im Sitz versinke
und mir den Kragen hochschlage, als wäre es mir peinlich dazuzugehören.
Dann geht das Licht aus!! Eintausendsechshundertachtundneunzig Prager
Nick Cave Fans geraten vor Aufregung an den Rand der Selbstbeherrschung
und wetzen die letzte dünne Schicht beigen Cords, die die Aussenwelt
noch von ihrer Unterhose trennt, an die beigen Sitzpolster.
Die Band (ausser Cave drei Leute - zwei davon von den Bad Seeds -
an Geige, Bass und Schlagzeug) fängt an, Cave kommt auf die Bühne
und drischt erstmal mit allen Fäusten auf die Klaviertasten,
dass der Oma in der Reihe hinter uns das Brillenglas einreisst. Das
heimelige Gefühl kehrt zurück, ich vergesse meine Angst.
Wer erwartete, dass der Herr murmelnd am Piano sitzen wird um ein
Tränenmeer voller Balladen zu klimpern, hatte sich hiermit getäuscht.
Cave rudert mit den Armen und gibt der Band Einsätze im Stile
eines wahnsinnigen Dirigenten. Der Geiger hat einen Gitarrenamp und
produziert damit ne Menge Lärm, ersetzt quasi die Gitarre. Gute
Sache. Cave nimmt alles offensichtlich etwas entspannter als bei den
Bad Seeds, singt ganz ok, leiert aber manchmal auch leicht daneben,
fängt Songs an, um sie nochmals abzubrechen, weil er die erste
Textzeile verdaddelt hat, plaudert mit dem Publikum und hört
sich gerne deren Bittrufe nach irgendwelchen Songs an die er dann
sowieso nicht spielt. Der Sound ist brachial, laut, gewaltig. Ist
das ein Grinsen, das mein Gesicht so ungewöhnlich anfühlen
lässt?
Doch dann passiert das Unausweichliche, das Schreckliche, das Unverzeihliche,
das wir uns in unseren trübseeligsten Phantasien bereits Stunden
vor dem Konzert verängstigt flüsternd in die Ohren prophezeiten:
Nach dem dritten Song steht Cave auf und geht zum Bühnenrand.
Ein paar kleine Entenärschchen kommen so schnell herangewatschelt,
wie sie nur können um ihm die nassen Patschehändchen entgegenzuwerfen.
Ihre kurzen Stumpfschenkel vibrieren vor Aufregung. Sie ergreifen
Caves Hand und fallen sofort in Ohnmacht. Weitere Beinchen reiben
sich eilig und schon stehen 20-25 Vollidioten vor der Bühne und
bleiben da auch als der Mann im Frack sich wieder ans Piano setzt.
Für einen Augenblick steht die Zeit still. Ein Zaudern und Zögern
zuckt durch die Luft. Es fühlt sich an wie der Moment in dem
die Atombombe abgeworfen ist und Du fühlst, dass irgendwas nicht
stimmt, weisst aber nicht was bis der Schatten über Dir immer
grösser wird. Die Hirnsuppe in hunderten Köpfen um uns herum
fährt ihre Temperatur innerhalb von Sekunden auf Brodeln. Und
bevor der Papst wieder die Hände in die Tasten graben kann, beginnt
eine Kettenreaktion sondergleichen. Watschelbeinchen und Entenärschchen
trampeln. Eine Stampede des Grauens zieht heran und ergiesst sich
vor die Bühne und die seitlichen Gänge herauf, bis auf die
Höhe unserer Sitzreihe.
Unsere Sicht zur Bühne ab jetzt: Dreimaldürftihrraten.
Die Häflte des Saals ist nun nach vorne gestürmt und versperrt
der anderen Hälfte die wohlverdiente und teuer bezahlte Sicht.
Beim nächsten Song fangen sie an mitzuschunkeln, zu hüppeln
und wüppeln, sich liebzuhaben und abzuknutschen wie es die Southside-Hippieteenies
kaum ekelerregender zustande bringen können. Ich kämpfe
minutenlang nur mit der Unterdrückung meines Brechreizes, dann
folgt ein Gefühl von schlichter Wut. Was in Nathalie vorging,
die im Gegensatz zu mir noch ein richtig grosser Fan Caves ist, lässt
sich nur schwer vorstellen. Ihre Augen jedenfalls foltern und verstümmeln
jeden einzelnen im Saal, mich und Nick eingeschlossen. Sie erzählt
später, eine einladende Geste des Sängers bemerkt zu haben,
mit der er die Leute zu dieser Aktion animiert hätte.
Wir wechseln nach einer Weile die Plätze und versuchen es auf
einer Höhe, die einem wieder den Blick auf die Bühne gestattet,
doch im Laufe des weiteren Konzerts springen immer mehr Leute auf,
so dass wir auch hier nicht in den vollen Genuss des Konzerts kommen,
ganz abgesehen davon, dass wir für einen Platz in einer vorderen
Reihe bezahlt haben. Wie sich einer der Tschechen fühlen muss,
der in der ersten oder zweiten Reihe einen Platz hatte, für den
er unter Umständen ein ganzes Jahr lang sparen musste, das mag
ich mir nicht anfangen vorzustellen.
Ausserdem sitzen wir nun so hoch, dass unangenehm auffällt, wie
der Lichtmeister nach jedem Lied eine ganze Batterie Lampen anschmeisst
die direkt ins Publikum leuchten und einem die Augen aus dem Hirn
sprengen.
Es dauert bis zum drittletzten Song ehe ich mich wieder soweit beruhigt
habe, um dem Konzert wieder zuzuhören. Es kommt "God Is
In The House", der mir bislang nie gefallen hat, in der Soloversion
aber sehr dynamisch wird und Cave irgendwann nur noch kratzig flüstert.
Ein Moment in dem die Intensität des Künstlers seinen Höhepunkt
erreicht, in den er sein ganzes dramaturgisches Talent wirft, ein
Moment in dem man erstarrt, ein Moment den man geniesst, in dem sich
die Luft entzündet ... wären da nicht eintausendsechshundertachtundneunzig
Prager Nick Cave Fans, die diesen Moment mit erregtem Patschen und
Johlen zerdeppern würden. Es ist ... wortlos. Man kann nur den
Kopf sinken lassen und sich angewidert zwischen eintausendsechshundertachtundneunzig
Prager Nick Cave Fans über Rolltreppen ins Freie befördern
lassen und mit ihnen in die Tram steigen und den Blick auf ihre glühenden
rotbäckigen Gesichter vermeiden. Es hätte schön sein
können, es war grauenhaft. (Ralf, 4.10.06)
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Fr. 22.09.06 |
Radio
Birdman, Bad
Machine - Stuttgart,
Universum (ca. 500 Zuschauer)
Die australische Raw-Power-Legende ein weiteres Mal nach 2003 wieder
in Deutschland, diesmal sogar mit neuem Album, das erste seit 1978!!!
Zu ihren ersten Lebzeiten war ihnen nicht allzuviel Ehr beschehrt.
Das ging erst in den 80er-Jahren los und vielleicht ernten sie jetzt
ihre verdienten Lorbeeren.
Der Auftritt in Stuttgart hatte allerdings sein erstes Problem darin,
dass ich nicht besonders viel Lust hatte und sein zweites, dass
ich deswegen nicht schnell genug nach vorne kam als es losging und
somit aus 280 Metern ohne Fernglas nicht viel von der Band sah.
Musikalisch legten sie mit dem Besten los, was es aus ihren Anfangstagen
gibt und sorgten damit für ordentlich Schwung, den sie sich
dann später mit den Neukompositionen wieder nahmen, die mir
beim ersten Hören fast schon progrock-mässig vorkamen.
Ausgefeilte, vielschichtige Arrangements ohne die Direktheit der
alten Tage. Muss aber erstmal das Album abwarten, bevor ich mir
ein endgültiges Urteil bilde. Hat mich jedenfalls überhaupt
nicht umgehauen. Rob Younger sieht aus wie 70 und kann immer nur
noch ein bis zwei Songs Gas geben, dann braucht er einen zum Ausruhen.
Deniz Tek braucht nach jedem Song eine Ewigkeit um seine Gitarre
zu stimmen und da so etwas nicht mit Ansagen überbrückt
wird, fehlt der nahtlose Übergang, damit man heiss bleibt.
Ich fands ziemlich naja.
Bad Machine waren die ödeste skandinavische
Metalband, die ich je gehört habe. Typen mit schmierigen langen
Haaren und Motorhead-Tshirts kann ich grade absolut nicht mehr ab.
Würden die Hellacopters, Backyard Babies und Gluecifer an jeder
Band nur einen Euro verdienen, die heute, 10 Jahre später,
immer noch denselben Wurscht neu auflegen, dann wären sie wohlverdiente
Multimillionäre. Ich habe diese Art von Musik und Bandgehabe
im Moment so satt wie nichts anderes auf der Welt. Ausserdem spielten
sie länger als die Band auf die man wartete und das macht sie
doppelt beschissen.
(Ralf, 3.10.06)
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So. 10.09.06 |
King
Louie One Man Band - Stuttgart,
Rocker33 (Miniclub) (ca. 50 Zuschauer)
Kleines dickes Louie wusste überragend zu unterhalten, auch
an einem Sonntagabend vor ein paar lausigen verkaterten Stuttgartern.
Er krächzte aus dem letzten Loch, seine Gitarre verstimmte
sich in schwarze Löcher der Tonleiter, sein Rechtes-Bein-Bassdrum-Linkes-Bein-Snaredrum-Rechte-Hand-Kuhglocke-Rhythmus
wackelte wie ein Pudding mit 4 Promille, aber das machte dem guten
Mann nichts aus, denn das ist sicherlich immer so, bei dem guten
King Louie.
Trash-Blues wie er selten besser, witziger und unterhaltsamer ist.
(Ralf, 13.9.06)
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So. 20.08.06 |
Wolfmother,
Gods of
Blitz - München,
Grosse Georg-Elser-Halle (ca. 1000 Zuschauer)
"Welcome to the Wolfmother Stage-Diving-Contest!" Diese
Aussage des Sängers nach 2-3 Songs brachte das Motto des Abends
für das Elserhallen-Publikum auf den Punkt. Ich habe mir noch
niemals in meinem Leben sehnlicher eine Absperrung vor einer Bühne
gewünscht. Eigentlich hab ich mir noch gar nie eine Absperrung
gewünscht. Von heute an sehe ich das anders.
Die jungen Fans werden auch immer dreister. Früher ging es
ums Diven. Ich erinnere mich noch genau an die Konzerte im damaligen
Stuttgarter Maxim, wo sich die Kids, damals oft noch in den typischen
Punk-, Modanzügen, von der 2-3 Meter hohen Empore direkt in
die Menge stürzten. Da flogen noch Zähne und Knochen durch
die Gegend. Heute gehts nur ums Posen. Einmal ein Star für
wenige Sekunden. Man klettert auf die Bühne, rennt möglichst
aufdringlich zwischen den Akteuren hinundher, man wedelt mit den
Armen, plustert sich auf, man kniet vor ihnen nieder, man betet
sie an, man krabbelt auf allen vieren und knutscht die Bassdrum,
man stört und nervt ohne Ende und dann lässt man sich
vorsichtig auf die Hände der restlichen Deppen fallen. Das
ist nur noch protziges Gehabe, das eine ungeheure Respektlosigkeit
vor den Bands beweist und das Vergnügen der restlichen Zuschauer
minimiert. Pfui Kotze!
Wolfmother sind ein modernes Trio, ich sag da immer
"Southside-Kram", weil sie dort hinpassen und natürlich
dieses Jahr auch gespielt haben. Auf einer Grundlage von schwerem
70er-Rock, Marke Sabbath, Zeppelin, Blue Cheer, bauen sie modernere
Elemente auf - der Sänger klingt beispielsweise wie eine Mischung
aus ganz jungem Ozzy und Jack White - wurden dann im Laufe des Konzerts
immer Hawkwind-mässiger, d.h. längere atmosphärische
Passagen, was das Konzert aber nicht besser machte, weil sie es
damit auch nicht schafften, die schmerzlich vermisste Intensität
aufzubauen.
Zu viel kopiert, zu wenig eigene Ideen. Meinen Eindrücken nach
ist diese Band überschätzt und wird erst noch beweisen
müssen, dass sie fähig ist, ihre Qualität zu bestätigen.
Insgesamt kein Auftritt, der Emotionen geschürt und einen mitgerissen
hat. Nett, mehr nicht.
Gut finde ich die Matte des Sängers/Gitarristen, die fast schon
an Hendrix erinnert, den Bassisten, der auch mit einer stark verzerrten
Jon Lord-Orgel weitere Akzente in Richtung 70s-Heavy-Rock setzte,
und das zurückhaltende Gebahren der Band. Kein Gepose, kein
Stargehabe. Sie wirken eher als würde ihr Erfolg sie etwas
verwirren. Oder war das doch nur das permanente Gewusel des Kindergartens
um sie herum?
Gods Of Blitz aus Berlin davor machten einen eher
unausgegorenen Eindruck. Über einem harten musikalischen Background
mit schnittigen Riffs wimmert ein sanfter Gesang mit süsslichen
Melodien und die Band bricht optisch ziemlich auseinander. Von Metaller
über Schnieke-Rock'n'Roller bis Action-Rocker ist da alles
dabei. Das war wie David Cassidy, der heimlich in seinem Kinderzimmer
unter Bay City Rollers-Postern zu Deep Purple abgeht.
Die Songs sind mir teilweise eine Nummer zu eingängig (für
nen kurzen Live-Aufhorcher mag der Song "I See You In The Street"
vielleicht reichen, doch ob man ihn zuhause mehr als zweimal hören
mag, wage ich zumindest für meine Person zu bezweifeln), doch
das ist der Stil der Band und daher nicht zu kritisieren. Die Vergleiche
mit den Hives und Franz Ferdinand sehe ich höchstens in den
(sehr ausgezeichneten) Gitarrensounds. Über den Bandnamen,
das Gepose und den 70er-Sound würde ich sie doch eher dem Rock
zuordnen. Wegen mir stellt noch ein "Indie" davor, doch
das kann ich persönlich bereits nicht mehr vertreten, denn
die Band steht da, glaube ich, für andere Dinge. Die spielen
ja schliesslich auch nicht ohne Grund mit Wolfmother oder mit Nick
Olivieri und Konsorten. Naja, irgendwie nicht schlecht aber eigentlich
kaum mein Ding, schon vom erfolgsorientieren Ansatz her.
(Ralf, 30.8.06)
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Mi. 10.05.06 |
Hidden
Charms, The
Kri-Duh-Chats - Tübingen,
Epplehaus (ca. 20 Zuschauer)
Bei höchstens 20 Zuschauern war die Stimmung an einem Mittwochabend
im Epplehaus leider etwas steif. Auch die beiden Bands konnten die
Gelenke nicht wirklich lockern. Kri-Du-Chats
sind drei verrückte Teenager die klingen wie die Gories ... fast
zu sehr wie die Gories, dazu noch ohne deren Gespür für
den richtigen Ton im richtigen Moment. So unausgegoren die Jungens
noch sind, wie man eine Gitarre anständig verstimmt das wissen
sie und für das stimmigere Songwriting brauchen sie vielleicht
noch etwas mehr Zeit. Ich sehe der Weiterentwicklung der Heilbronner
allerdings sehr zuversichtlich entgegen. Hidden Charms
konnten uns in unserer lauen Laune auch nicht herumreissen. Man sieht
ihnen zwar mit einem gewissen Lächeln auf dem Gesicht zu, denn
das Spiel mit dem sympathischen Dilettantismus beherrschen sie recht
gut. Der Dean Dirg Drummer ist natürlich eine Augenweide, zieht
alle Blicke auf sich und man sieht nur weg, wenn sich der Sänger
hinundwieder slapstickmässig hinplotzen lässt. Mit seiner
Gitarre schrabbt er immer so halb daneben und seine Stimme scheint
sich mitten im Stimmbruch zu befinden, auch wenn der junge Mann dieses
Alter bereits ein zwei Tage hinter sich gelassen haben könnte.
Es rumpelt und poltert, doch leider kommen auch die Songs nicht so
richtig zum Zünden. Auf Platte fand ich das viel spannender,
zumal die, live fehlende, Orgel die Löcher im Klangbild stopfte.
Hm. Das Potential, das ich hinter den Charms vermutete, blieb weitgehend
verborgen, lag aber wohl, bei all den Vorschusslorbeeren, an der Tagesform.
(Ralf 15.5.06)
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Sa. 29.04.06 |
TV
Smith & The
Garden Gang - Cafe
Am Erika, Horb-Mühringen (ca. 30 Zuschauer) Das
Foto ist nicht von diesem Gig, sondern von der Internetseite der Garden
Gang geklaut
Ich glaube, er ist wirklich ein bezaubernder Mensch, der gute Tim
Smith, in den 70ern bekannt geworden mit den Adverts, seither immer
wieder und niemals nachlassend mit neuen Platten und verschiedenen
Begleitbands auf Tour. Er hat niemals an Qualität nachgelassen,
das als erstes und als zweites ist er sich immer treu geblieben, steht
auch heute noch zu den Songs und den Texten, die er vor mittlerweile
fast 30 Jahren geschrieben und gelebt hat.
Dazu ist er von geradezu vereinnehmender politischer und sozialer
Gerechtigkeit beseelt, jedoch völlig ohne Zeigefinger und ohne
irgendjemanden anzuklagen.
Und über alledem ist er sich einfach nicht zu schade, denn obwohl
er gerade mitten in einer Europatour als Support der Toten Hosen steckt,
die ihn selbstverständlich als grosse Inspirationsquelle verehren,
und jeden Tag vor Menschenmassen spielt, fiel ihm während einiger
freier Tage nichts Schöneres ein, als in sein geliebtes Cafe
Am Erika zu pilgern, wo er schon so manches Stelldichein gab, um vor
30 Leutchen, die zudem erstmal kaum in Stimmung kamen, eine Show zu
spielen, dass uns das Gebiss aus dem Gesicht fiel.
Los ging es allerdings mit der Garden Gang aus München,
seiner langjährigen Deutschland-Tour-Begleitband, die astreinen
77er-Punk mit leichtem Glam-Anteil und sehr guten Kompositionen brachten.
Der Sänger und die Sängerin sahen super aus und bewegten
sich gut. Der Rest der Band war optisch eher ... ähem, dafür
waren die Musiker wenigstens topfit und vorallem der Bass-Sound konnte
gefallen. Das Keyboard war leider nicht auszumachen. Wir fanden's
dennoch eine perfekte Einstimmung, auch wenn die GG wohl eher enttäuscht
von der zurückhaltenden "Menge" schien, die sich eher
an die Rückwand drückte.
TV konnte die paar Leutchen während seines anfänglichen
Akkustik-Sets durchaus schon eher aus der Reserve locken. Er spricht
nahezu perfekt deutsch und plapperte zwischen den Stücken wie
eine Tratschtante, allerdings nichts Überflüssiges und immer
nahtlos zum nächsten Song übergehend. Selbst seine Akkustikstücke
entbehren nicht eines gewissen Powers. Die ausschliesslich offen geschlagenen
Akkorde zeugen von der selben eingängigen Melodiösität
und Rhythmik, die auch seine Songs mit Band auszeichnet.
Die Texte sind schlüssig, haben viel Sinn, Engagement, Wortwitz,
Ideenreichtum und wirken wie aus dem Ärmel geschüttelt.
Die Hooklines sind extrem prägnant und alles geht sofort ins
Blut. Das ist mehr als nur einfacher Punk und es entbehrt nicht einer
gewissen Tragik, dass einer der ganz grossen Songwriter der englischen
77er-Generation immer so arm geblieben ist. Eigentlich eine ungeheure
Ungerechtigkeit, wenn man bedenkt, was fiel schlechtere Kollegen von
ihm abgesahnt haben. Es macht ihm aber absolut nichts aus. Ich glaube
sogar, dass es ihm so lieber ist. Er fühlt sich wohl. Sein ehrliches
Lachen, nach jedem Applaus muss man einfach mal gesehen haben. Das
kann niemand aufsetzen. Das wärmt einem das Herz, man muss drüber
lachen, es strotzt nur vor Sympathie.
Als er dann nach ca. 12-15 Songs die Garden Gang als seine Begleitband
dazu bat, föhnte es uns kurz mal die Haare nach hinten. Nun kam
ein Querschnitt durch neue und alte Songs, inklusive "Gary Gilmore's
Eyes", "Bored Teenagers" und als letzte Zugabe dann
"One-Chord Wonders", das hier im Keller des Cafe Am Erika
wütender klang als auf Platte, als in London
letztes Jahr und auch als in München, wo unsere Freunde Anfang
des Jahres die Release-Party zu Tims neuster Platte besuchten.
TV Smith, ein Erlebnis, nachwievor!
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Mi. 26.04.06 |
Paul
Weller - Stuttgart,
Theaterhaus (ca. 1200 Zuschauer) "Gediegen!"
Mit diesem Wort, mit dem Nathalie bereits nach 10 Minuten das bis
dahin Geschehene beschrieb, liess am Ende das komplette Konzert, inklusive
allem Drumherum, Publikum, Location, Ambiente und und und beurteilen.
Weller sah superklasse aus und gab eine geile und coole Figur ab,
hatte eine super Stimme und stand einfach da wie eine 1. Doch damit
ist alles Positive gesagt. Sound und Songs waren fast durchweg lahm
und langweilig. Die Ocean Colour Scene Typen, die ihn seit einigen
Jahren begleiten, finde ich grauenhaft und insbesondere der Gitarrist
nervte tierisch mit seinen endlosen Delayspielereien und unter den
dämlichen Leuten im Theaterhaus, die ja so begeistert waren und
Paul Weller daher offensichtlich eher von Style Council oder eben
seinen Soloalben kennen, kamen wir uns vor wie ein paar angepisste
Teenager. Selbst als endlich ein, zwei Jam-Nummern kamen, konnte ich
mich nicht mehr dazu durchringen, Gefallen daran zu haben, da ich
völlig von den vor und neben mir stehenden Leuten paralysiert
war. Wie die tanzten, das hättet Ihr sehen müssen. Da vergeht
einem nicht nur die Lust auf Jam-Musik sondern sogar die Lust am Leben.
Pfui Teufel. Paul Weller ist eine Legende, ein guter Mann, doch dieses
Konzert fand ich langweilig.
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Sa. 22.04.06 |
Dayforday,
Dead
On The Sofa - Balingen,
Jugendhaus (ca. 120 Zuschauer)
Release-Party der neuen CD "Until There's Just The Bitter Taste".
Der einzige bittere Geschmack war die Hitze. Lag es nur daran, dass
Lars vergessen hatte, die Heizung rechtzeitig auszumachen oder an
den mittlerweile zufriedenstellenden Temperaturen nach einem diesmal
wirklich langen Winter ... oder waren es doch die Bands?
Sagen wir eine Kombination aus allem. Dead On The Sofa kamen jedenfalls
schon bei den ersten Songs gehörig ins Schwitzen, brachten
die Meute aber trotz der üblich anfänglichen Zurückhaltung
ordentlich zum Tanzen.
Dayforday mussten sich danach ordentlich ins Zeug legen, doch das
taten sie auch. Man mag sie mögen oder nicht und ich denke,
sie haben's nach ihrer Hinwendung zu mehr schwermütigeren Themen
und Sound nicht leichter als vorher, doch auch die Balinger gewöhnen
sich so langsam dran und gingen ordentlich ab. Wie auch nicht, haben
Dayforday doch ihr Set sauber beieinander und drücken mehr
denn je. Ausserdem tragen sie die neuen Songs mit wesentlich mehr
Leidenschaft vor als früher. Das haut schon dolle rein, auch
wenn sie mir nun teilweise ein wenig zu brutal werden. Michi und
Gebert hören halt doch ganz schön derbes Zeug und so werden
auch die Hardcore-Einflüsse immer deutlicher. Ich würde
sie heute in der Mitte zwischen Punkrock, Emo und Hardcore ansiedeln.
Über das Wort Ska können sie nur noch lachen.
(Ralf, 25.5.04)
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Mi. 19.04.06 |
Slam
& Howie - Tübingen,
Epplehaus (ca. 35 Zuschauer)
Ich dachte schon mich im Datum vertan zu haben, denn im Saal des
Epplehauses brannte Licht und es sah irgendwie verwaist aus. Das
Konzert fand aber im Keller statt und dort war es bei meinem Eintreffen
dennoch fast genauso leer, was die beiden schweizer Kollegen Slam
& Howie, hierzulande kennt man vorallem Slam aka Sandro durch
die Berner Rock'n'Roll Kapelle Leaflet,
nicht im Geringsten ihrer guten Laune berauben konnte.
Als sie anfingen trug man flugs noch ein paar Leuchten her, damit
die Bühne wenigstens in ein kleines Licht getaucht wurde und
siehe da, mitterweile hatten sich gut 30 Zuschauer eingefunden und
das reichte, um den Abend gelingen zu lassen.
Slam mit Vietnam-Stirnband donnerte auf der Akkustikgitarre und
Howie mit 70er-Kragen-Hemd und schicker Topffrisur, begleitete ihn
auf seinem schimmernden Ludwig-Drumset durch Hits aus allen Zeiten.
Das ging über Muddy Waters, Cash, den Beatles, Dylan und Stones,
auch AC/DC, Motörhead und Co. bis zu den Ramones und Nirvana
und auch die White Stripes fallen mir noch ein. Dabei wurde alles
schön zerrupft, überraschend arrangiert und teilweise
selbst betextet und wuchs damit, zusammen mit den lustigen Ansagen
und den "Erzähl mal was, ich muss kurz aufs Klo"-Einlagen,
fast zu einer Comedy-Show heran. So macht Covermusik Spass. Nimmt,
bei allem spürbaren Respekt, die Musik und sich selbst nicht
ernst und wird dadurch zum Liebhaben urig ohne die nötige Coolness
zu verlieren. Gratwanderung erfolgreich bewältigt!
(Ralf, 24.4.06)
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Mi. 12.04.06 |
Dead
On The Sofa, No
Code - Balingen, Südbahnhof
(ca. 250 Zuschauer)
Am Abend des letzten Schultages vor den Osterferien versammelten sich
erwartungsgemäss vorallem kleinere Menschen im Südbahnhof
(obwohl ein grosses Schild an der Tür etwa 98% der Anwesenden
den Eintritt versagen wollte), zumal die beiden Bands ihren Lebensunterhalt
vorallem noch in der Schule vorbereiten. Es war absolut rammelvoll
und hoppelnde Teenager rannten einen im Sekundentakt über den
Haufen.
No Code spielten bereits, doch es war absolut unmöglich, sich
der Bühne zu nähern, nicht mal den unteren Raum zu betreten,
in dem die Bühne stand. Unten sass alles an den Tischen, die
sich offensichtlich nicht entfernen lassen, denn sonst hätten
locker mehr als doppelt soviele Leutchens da runtergepasst. Aber von
oben konnte man auch n bisschen was sehen. No Code würde ich
als Grunge-Band bezeichnen. Sie haben sehr viele ruhige Passagen und
man vermutet ihre Vorbilder irgendwo zwischen Cobain, Pearl Jam, Bush
und vielleicht auch einigen moderneren Sachen.
Dead On The Sofa legen gegenüber NoCode noch ein Brikett drauf.
Sie klingen etwas schwungvoller und ihr Sound hat viele Referenzen
an die 60er und 70er, dennoch auch sie unüberhörbaren moderneren
Anleihen. Zwei Wochen Schulferien in Aussicht waren eine tolle Partymotivation,
am Ende hüpften die Leute gleich dutzendweise auf der selbstgebauten
Bühne, was den Wirt Matze fast zum Kollabieren brachte, da er
um Leib und Wohl aller bangte.
Ich hab's aufgrund der Menschendichte nur fast bis zum Ende ausgehalten,
fand aber dies hier den bisher gelungensten Gig von Dead On The Sofa.
(Ralf, 24.4.06)
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Sa. 01.04.06 |
Dritte
Wahl, USK,
The Mokicks
- Balingen,
Jugendhaus (ca. 150 Zuschauer, ausverkauft):
So schön unglamourös kann Punk sein. Obwohl ich die Dritte
Wahl vom Sound her mittlerweile fast schon zum Metal stellen würde.
Drei hässliche Jungs in hässlichen Klamotten machen Musik,
die Balingen auf den Kopf stellt und 150 Punks, diesmal ganz durchwachsenen
Alters, zum völligen Ausrasten bringt.
USK davor sind deutschsprachiger Oi-Punk meist schnell und rotzig
und mit aggressivem Gesang gegen die Gesellschaft und fürs
Nachdenken und Saufen. Der Schlagzeuger ist für mich immer
der Hit bei diesen Jungs, denn seine Sprüche zwischen den Songs
sind hohes Entertainment. Sie spielten mir allerdings etwas zu lange,
was mir dann doch im stickigen Jugendhaus etwas die Luft für
die letzte Band nahm.
Eröffnet wurde das Konzert bereits gegen halb acht von den
Mokicks, Balingens Flaggschiff in Sachen Punk. Nirgends spalten
sich die Meinungen wie bei ihnen. Schliesslich sind sie auch wirklich
das Spiegelbild der augenblicklichen Punkgeneration der Umgebung
und müssen für alles was sie tun und sagen grade stehen.
Schön, dass sie das trotzdem tun. Ihr Auftritt war vielleicht
nicht ganz so energiegeladen wie sonst, dafür bekamen wir auch
diesmal wieder einige neue Songs zu hören, wie auf jedem Mokicks-Konzert
und wenn sie nur ein paar Tage auseinander liegen. Und die werden
langsam so richtig verdammt gut!
(Ralf, 10.4.06)
Ausverkaufte Konzerte im Jugendhaus sind eigentlich immer der Hammer.
Da geben Publikum wie Bands einfach immer alles. |
Di. 28.03.06 |
The
Black Halos - Stuttgart,
Zwölfzehn (ca. 70 Zuschauer): (Foto
von Bobtorture)
Mir gefällt dieser Glam-Punk-Look. Schwarze toupierte Haare,
Hundehalsband, lackierte Fingernägel, verschmierter Kajal,
Lederjacken, Stretchhosen, Löcher in den Stockings, Handschuhe,
Hüte, tun als wäre man ständig angesoffen oder vollgekokst,
na was eben so alles dazugehört. Die Black Halos aus Kanada
sind genau das. Leider sind mir ihre Songs nicht spannend genug.
Zu rockig. Immer nur dieser Uff-Tscha-Uff-Uff-Tscha-Uff-Uff-Tascha-Uff-Uff-Tscha-Rhythmus
und das auch immer im selben Tempo.
Die Stimme geht ja ganz gut, insbesondere live und auch der Chorgesang
(wenn er nicht in jedem Song gleich wäre) ginge, doch unterm
Strich bleibt da nicht viel übrig, was man der Band selbst
gutschreiben kann, denn die Kompositionen sind's bestimmt nicht.
Also bleibt das Outfit, die Show und wenn ich's mir genau überleg,
dann täte ich auch das auf den Sänger reduzieren. Mittel-befriedigende
Unterhaltung, aber für einen Dienstag haben sie sich doch ganz
gut verausgabt.
Weniger schön war, zu erfahren, dass Nikki Sudden gestorben
ist, was insbesondere dem Sänger der Band offensichtlich ziemlich
nahe ging. Man kannte sich offensichtlich.
(Ralf, 10.4.06)
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Sa. 25.03.06 |
Mars
Mellow, Dead
On The Sofa - Albstadt-Ebingen,
Schiller Cafe (ca. 200 Zuschauer):
Etwas besser noch als am Vorabend in Emmendingen, bewiesen Dead On
The Sofa hier, dass es ner Band immer gut tut, mehrere Gigs am Stück
zu spielen. Ihren Stil haben sie mittlerweile ganz sicher gefunden
und sie fanden das, was nicht jeder unter 18jährige überhaupt
suchen würde. Dafür ein ganz grosses Lob.
70s-Underground-Rock, insgesamt sehr ruhig, mit guten Gitarren- und
Orgelsounds und einer nörgeligen Stimme. Meinereiner würde
höchstens noch bemängeln, dass die Kompositionen teilweise
etwas versanden und zu wenig griffig sind. Nur wenige ihrer Song bleiben
wirklich hängen. Dennoch ertappte ich mich noch Tage später,
ihre Melodien nachzusingen. Also stimmt's wohl doch nicht so ganz,
was ich hier von mir gebe.
Neben den Mokicks und The Flesh gefallen mir Dead On The Sofa von
allen jungen Bands der Gegend am Besten, weil sie einfach fernab von
allen Nachmachern sind und sich auch sehr auf den Klang an sich konzentrieren.
Coolcool.
Mars Mellow fand ich früher mal ganz in Ordnung. Heute sind sie
erschreckend langweilig und ... ja ... normal, wenn ich das mal sagen
darf. Das "Indie" in Indie-Pop, wie sie sich selbst beschreiben,
gehört ihnen eigentlich ... (Ralf, 10.4.06)
|
Sa. 11.03.06 |
Boekk
- Zofingen,
Ochsen (ca. 100 Zuschauer) Foto ist
von deren Website geklaut
Liebe Freunde der brutalen Musik aus Balingen und Umgebung. Wenn das
nächste Mal im Zofinger Ochsen Metallnacht ist, will ich Euch
dort alle sehen. Das hier machte mein Schweizwochenende erst wirklich
rund und ich bin wahrlich kein Metaller, was ja wohl das allseits
bekannte Foto im Metalhammer vom letzten Bang Your Head in Balingen
beweist, HAAAA.
Zu fortgeschrittener Stunde, dann, wenn man schon ohne Eintritt zu
zahlen rein durfte, stellten wir uns mitten unter die Langhaarigen
und was sehen wir? Ein paar Jecken, die Riesenspass daran haben, sich
gegenseitig über den Haufen zu pogen und wenn's sein muss, von
vorne bis hinten durch den Saal zu schmeissen, selbstverständlich
ohne dabei Rücksicht auf Verluste zu nehmen. Zwei unserer Leute
wurden kurzerhand lawinenartig begraben. Ich hätte gerne mein
Gesicht gesehen. Da muss das blanke Grinsen aufgemeiselt gewesen sein.
Von 4 Bands (glaube ich) sahen wir zwar deswegen nur noch die Schweizer
Boekk, doch das war Deathmetal von einer wirklich coolen Band, die
keinerlei Rockfaschismus, wie er leider in Rock- und Metalkreisen
oft üblich ist, nötig hatten, die gescheite Verstärker
spielten (was in Rock- und Metalkreisen erstaunlicherweise mittlerweile
auch nicht mehr immer üblich ist), sich selbst nur soweit ernst
nahmen wie nötig und mit einigen wirklich brillianten Ideen glänzten,
wie die Kinderakkustikgitarre mit eingebautem Tonabnehmer, mit der
sie den brutalsten Sound hinbekamen, den ich seit langem von einer
Metallband gehört habe und damit zu zwei ultratrashigen Kurzwutausbrüchen
fast schon existenzialistischer Ausmasse ansetzten. Ich war hinterher
SOWAS von zufrieden! (Ralf, 10.4.06)
|
Mo. 06.03.06 |
The
Epoxies - Tübingen,
Epplehaus (ca. 120 Zuschauer):
Eingesandwicht zwischen Wand, einem fetten Typen vor mir, der mir
seinen Arsch in den Bauch drückte und einem fetten Typen hinter
mir, der mit seinen Bauch in den Rücken drückte, gab ich
alles, meinen Platz zu verteidigen und hielt bis fast zum Ende des
regulären Sets durch. Was soll uns das sagen?
Na, dass mir bei allem Arschbauchgedrücke das Plastic-New-Wave-Punk-Spektakel
der Portländer einfach saugut gefiel, mit der tiefstimmigen
Sängerin, den irrwitzigen 80er-Synthies, unterdonnert von riffiger
Gitarre und drückender Rhythmussection, mit Leucht-Bandlogo,
grünen Laserstrahlen an den Gitarren, witziger NewWave-Klamotte
und eckig umherhoppelnden Sonnenbrillen-Punks, die sich, im Gegensatz
zu den meisten ihrer Vorbilder aus den späten 70ern aber überhaupt
nicht ernst nahmen und zudem so lässig drauf waren, dass sie
sogar eine sich hinziehende Unterbrechung wegen komplett ausgefallener
Mikrophone humorvoll überbrückten und danach einstiegen
als wäre überhaupt nichts passiert und den Kessel damit
sofort wieder auf die vorherige Temperatur brachten, die soundso
niemals unter 100 Grad fallen konnte, bei diesem Start-und-Ziel
Sieg einer ebenso lockeren und lustigen wie routinierten Band. Einziges
Manko vielleicht die sich wiederholenden Melodien und Akkordfolgen,
was aber nun wirklich dem Suchen des Haares in der Suppe gleich
kommt und durch den konstanten Spassfaktor, der genial-superwitzigen
Synthiearbeit und den immer weiter treibenden Rhythmen absolut ausgeglichen
wurde.
+ Popzillas:
Gute Popmusik mit Punkappeal einer Band aus Stuttgart, die sich
mit ihren Roots und ihrer Liebe zur Jugendhaus- und Punkclubszene
zwar unserer Sympathien gewiss sein kann, sich selbst damit aber
nicht wirklich einen Gefallen tut, denn eigentlich ist das gar nicht
wirklich ihr Publikum hier. Stilistisch würde die Band mainstreamiger
hörenden Menschen sicherlich viel viel besser gefallen. Allerdings
klingen sie live doch für meine Ohren angenehm weniger produziert
und geben sich auch keine sonderlich grosse Mühe, einen falschen
Eindruck zu erwecken sondern sind ganz einfach eine gute Liveband,
deren Talent hier allerdings nicht allzusehr honoriert wurde. Das
merkte man der Performance natürlich ein wenig an und ich glaube,
dass sie vor 500 oder 1000 weniger "richtigen Punk" hören
wollenden Jugendlichen so richtig zufriedenstellend absahnen sollten.
(Ralf, 14.3.06)
|
Fr. 03.03.06 |
The
Jancee Pornick Casino - Stuttgart,
Landespavillion: Die russisch-amerikanische Rock'n'Roll-Band
spielt eine interessante Variante aus 60's-Garage-Rock, Surf und
Westernmelodien und zwar saugut. Die dazu stattfindende Wrestling
Show, zu der durch den halben Saal des Landespavillions ein Ring
aufgebaut war, konnte mich aber in ihrer durchsichtigen und platten
Art in meinem nichtvollgetrunkenen Zustand heute Abend nicht begeistern.
Fazit: Schöne Musik, wenn sie nicht immer wieder vom Wrestling
Gedöhnse unterbrochen und auch mit etwas allzu offensichtlichen
Covers untermalt worden wäre.
Die Band alleine, mit ihren eigenen Songs, jederzeit wieder.
(Ralf 6.3.06)
|
So. 26.02.06 |
Knaughty
Knights - Stuttgart,
Rocker33 (ca. 80 Zuschauer), Foto:
Thomas Huber:
Erstmal die freudige Botschaft, dass der Rocker33 auch über einen
kleinen Saal verfügt, in dem dieses wunderbare Konzert stattfand.
Somit war der Laden auch prall gefüllt und wir bekamen satte
Leidenschaft vorgesetzt.
Rich Crook und Jack Yarber, zwei alte Haudegen der Memphis Underground-Scene,
die ich hier nun wirklich nicht mehr detailliert vorstellen möchte,
sind das Gerüst der Knaughty Knights, der Drummer war für
die Tour eingesprungen, wenn ich richtig dran bin.
Die Knights haben bislang nur eine handvoll Singles draussen, die
allesamt hörenswert sind, allerdings kommen sie nicht an das
Live-Feeling der Band heran. Letztlich findet sich hier zwar im Sound
die bekannte Mischung aus Blues, Country und Punk, allerdings hier,
im Gegensatz zu den anderen Projekten der beiden, mit etwas mehr traditionellen
Rock-Riffs. Der Reiz dabei ist wieder der fehlende Bass und obwohl
es insgesamt nicht sonderlich krachig ist, zeigt sich Herr Yarber
mit dieser Band wieder in einem wesentlich aggressiveren und rudimentäreren
Gewand als mit einigen seiner letzten Bands.
Ausserdem, und das war für viele von uns das Sahnehäubchen
schlechthin, gab's ne Menge Songs quer durch das Jack Oblivian Songbook
zu hören.
Jack hatte zwar damit zu kämpfen, dass ihm die Leute etwas ZU
nah an den Pelz rückten, doch da muss er wohl den Rest seines
Lebens durch, wenn er so kleine bzw. keine Bühnen spielt, wie
heute Abend.
Feines Ding, echt! (Ralf, 6.3.06)
|
Fr. 03.02.06 |
The
Mutts, Vanlustbäder,
? - London,
Dirty Water Club (ca. 50 Zuschauer):
Ein trauriger Freitagabend im angesagtesten Garage-Club Londons.
Da locken weniger bekannte Bands, wie die Brightoner The Mutts nur
ein paar Freaks (und ich meine Freaks, wenn ich Freaks sage - ausserdem
gehörten wir ja auch dazu, verd...) hinter dem Ofen vor, zumal
es diese Tage wirklich bitterkalt war.
Die erste Band spielte gerade als wir ankamen. Hätten die Mittwoch
in der Islington Academy gespielt, wäre ich ihnen wahrscheinlich
um den Hals gefallen. Für das, was heute zu erwarten war, konnte
ich leider nur feststellen, dass sie zu den weniger talentierten
Bands Londons zählen. Trashiger Blues-Punk, wenig inspiriert.
Den Namen der Band habe ich nichtmal erfragt.
Dann gleich die Headliner The Mutts. Im Dirty Water
Club läuft die Reihenfolge der Bands anders ab. Wer als Headliner
angekündigt ist, spielt meist recht früh, damit das Publikum
sich bemüht rechtzeitig da zu sein und anschliessend noch ein
oder zwei sehr gute aber weniger bekannte Bands sehen kann.
Die Mutts sind superklasse. Haben einen saugeilen Sänger und
Gitarristen und einen Drummer, dem das Maul nicht mehr zuklappt.
Ihr Sound hebt sich deutlich vom Einheitsbrei des augenblicklichen
Garagen-Hypes ab. Sie streuen viel mehr 70s-Sound rein, so klingt
auch die Stimme deutlich rockiger. Die Gitarrenarbeit ist superb.
Die Band kommt diese Tage auf Deutschland-Tour bevor sie in die
Staaten abdüsen. Solltet Ihr Euch unbedingt ansehen, bzw. die
neue Platte auf Fat
Cat Records kaufen. Das oberschlaffe Publikum (die Sitzbänke
waren alle besetzt aber keiner stand auf) konnten sie leider auch
nicht anheizen. Das hätte an diesem Abend aber wohl niemand
hinbekommen.
Und so durfte zuletzt noch eine unangekündigte australische
Band, die aber mittlerweile wohl in England hausiert, ihren Frust
ins dreckige Wasser schmeissen: Vanlustbäder!!!
Ich glaube nicht, dass ich schonmal so einen ... aber wirklich einen
so saublöden Namen gehört habe.
Ausser dem gutaussehenden Sänger wirkte der Rest der Band reichlich
deplatziert, wie eingekauft. Offensichtlich soll/will dieser Haufen
Geld machen. Dazu waren die Jungs im DWC aber am definitiv falschesten
Platz der Welt.
Ihr Ziel: Stadien. Ihre Musik: Schlockrock. Ihre Texte: I Wanna
Rock And I Wanna Roll. Ihr seht: Ich hab nichts Gutes über
sie zu sagen. Etwas punky waren sie schon, doch dazu immer viel
belanglose Melodie, nichts von Herzen, nichts mit wahrer Leidenschaft.
Und im Hintergrund immer ein tuckernder Synthie vom Band.
Der Drummer spielte wie eine Maschine, wirkte auf mich absolut wie
ein Studiodrummer. Sehr in time und sehr kraftvoll aber ohne die
geringste Affinität. Dennoch machte er seinen Job noch am Besten,
denn der Rest schwankte zwischen Kopfhängenlassen und Angepisstsein.
Tja, da hat Euch jemand falsch vermittelt oder Ihr habt noch gar
nicht kapiert, wo Ihr hingehört, Ihr Deppen.
(Ralf, 17.2.06)
|
Mi. 01.02.06 |
Vincent
Vincent And The Villains, Captain Black
- London,
Islington Academy Bar (ca. 200 Zuschauer): Captain
Black: Eine junge Band mit zwei Bässen, die ganz im
Fahrwasser von Franz Ferdinand einen eckigen New Wave-Sound a la Talking
Heads spielt, allerdings mit recht gehaltlosen Kompositionen, von
denen nichts hängenbleibt. Langweilig wie der Name.
Auf die Villains bin ich in einem der letzten Bizarre
Magazines gestossen, wo sie gefeatured wurden. Als momentan heissester
Act in Londons Clubs wurden sie angepriesen. Klang nach dem Interview
recht interessant. Junge frische neue Band hiess das, ihre Roots waren
völlig ok, da sie Thunders und Richman erwähnten und auch
von Cpt. Beefheart war die Rede, wenn auch keine musikalischen Vergleiche
gezogen wurden. Vincent gab sich als der ungeschlagene König
des Armdrückens in den Bars von Londons Nordwesten aus und zwei
oder drei Mitglieder der Band sind oder waren bis vor kurzem Personal
im Ten Bells, eine der Kneipen auf der Jack The Ripper-Tour.
Nun fand sich in der schönen Bar des Islington Academy auch einiges
an Publikum ein, allerdings wurde es mir nach anfänglichem Wohlgefühl
ob des Clubs recht schnell ziemlich komisch zu Mute, da ich den zweitältesten
Besucher wohl lässig um 15 Jahre in die Schuhe steckte. Da ich
mittlerweile, abgesehen von Stuttgart, überall der älteste
bin, wäre mir das nicht ungewöhnlich gewesen, doch bestand
die Anwesenschaft zu 75 Prozent aus staksenden Girlies, die mit ihren
hippen Klamotten und hippen Täschchen und dem gar nicht hippen
Gekicher schnell nervten. Viel auf Konzerten ist dieses Publikum jedenfalls
nicht. Man geht halt wohl da hin, wo gerade alle hingehen.
Die Villains fielen dann mit allzu platten Stories in kurzen Popsongs
mit Rockabilly-Einschlag und ohne eine einzige für mich interessante
Note ebenfalls durch. Jeder zweitklassige Folksänger mit Akkustikzither
und Mundharmonika rockt mehr als diese Band. Totalausfall! Schade.
(Ralf, 15.2.06)
|
Sa. 21.01.06 |
Subchord-Festival
- Balingen,
Eberthalle (ca. 350 Zuschauer)
Das von Dayfordays Sascha und der Stadtjugendpflege veranstaltete
Subchord-Festival war auch beim dritten Anlauf wieder ein voller
Erfolg.
Los gings ab 19h mit Exhausted. Entgegen einem
recht empörenden Artikel in einer lokalen Tageszeitung würde
ich Exhausted übrigens immer noch mit "erschöpft"
und nicht "aufgebracht" übersetzen. Das ändert
allerdings nichts daran, dass ich sie nicht sehen konnte, weil um
diese Zeit die Sportschau noch lief, chrchr.
Dafür kam ich gerade rechtzeitig zu den herzallerliebsten Mokicks,
die meistgeächteten Menschen Balingens. Wenn in Balingen irgendwo
ein Topf runterfällt oder irgendwo die Milch überläuft,
wird man ihnen bald auch die Schuld dafür geben. Die bösen
bösen Buben werden wirklich für jede Schandtat verantwortlich
erklärt, die in unserer kleinen von vielen bescheidenen Geistern
belebten Stadt, passiert. Hat was.
Die Mokicks machen gerne auf sich aufmerksam und sie polarisieren.
Da kann sowas natürlich passieren, ob's immer berechtigt ist
oder nicht, das steht auf einem anderen Blatt. Allerdings würde
ein Mokick niemals seine Aufrichtigkeit verlieren und steht immer
zu seinem Tun und so kann man ihnen auch glauben, wenn sie, so unglaublich
es für manchen klingen mag, nicht für jeden Dreck verantwortlich
sind, der auf Balingens Strassen abläuft.
Hier durfte man sie das erste Mal mit ihrem neuen Gitarristen Dominik
begutachten. Er passt sich fein ein und steht richtig gut auf der
Bühne. Sie trugen Michael Jackson T-Shirts und spielten fast
ausnahmslos neue Songs, die bei der Kreativität der Jungs niemals
lange auf sich warten lassen. Etwas songorientierter und rockiger,
bisschen weniger Hardcore-Gebolze. Hat mir gut gefallen. Sänger
Martin wie immer in Unterhosen (auf denen lauter Weihnachtsmänner
drauf waren, wie niemand entdeckte) und mit viel auf dem Bodenrumgerugle
und so. Schön. Ich glaube langsam sogar, dass die Mokicks ganz
gut mit den grösseren Bühnen klarkommen. Die brauchen
Platz um sich zu bewegen.
7
Years Bad Luck aus Österreich brachten routinierten
Melodie-Punkrock. Für mich leider zu seicht und belanglos.
Danach Emo-Punk aus Hannover mit Andthewinneris
(Foto). Die Band ist sehr angesagt und spielt sich gerade kreuz
und quer durch Deutschland. Sie sind sehr sportlich und hüpfen
die ganze Zeit durch die Gegend. "Noch jemand, der das Refused-Video
gesehen hat." war allerdings einer der Kommentare, die sie
sich damit einhandelten, denn: Emo-Punk muss einem halt auch erstmal
gefallen. Is halt doch alles sehr gleich und wenn man dafür
nicht das passende Ohr hat, dann wird's schnell langweilig. Insbesondere
die Gesangliinien waren mir dann nach einer Weile doch zu ähnlich.
Das Beste an der Musik war das völlige Fehlen von Metal-Elementen,
was heute glücklicherweise wieder öfter anzutreffen ist.
Gute Band, leider nicht mein Stil.
(Ralf, 18.2.06) |
Fr. 06.01.06 |
Leaflet,
Eat More Plastic, Suicide Souvenirs
- Tübingen,
Epplehaus (ca. 100 Zuschauer):
Da die Stereo Satanics wegen Krankheit absagen mussten, sprangen ganz
kurzfristig Suicide Souvenirs ein, ein passender
Ersatz, da die Band ebenfalls aus Balingen ist und dem Satanics-Umfeld
kaum näher stehen könnte. Deren Gitarrist Dan Shand fetzt
hier ganz nach eigenem Gutdünken geradlinige Riffs ala Jam nur
etwas moderner (will sagen mit Richtung Libertines-, Strokes-Ansätzen)
herunter und wird dabei von Matze (Ex-Wendy Bones) und Lutz von den
Mokicks am Bass unterstützt. Da es die Band erst seit wenigen
Proben gibt und der erste Auftritt vielleicht einen Tick zu früh
kam, fehlte die letztendliche Sicherheit, zumal Dan sich hier erstmals
vollzeitig ans Mikro wagt, die Songs sind aber absolut gelungen und
Matze hält seine beiden Gitarreros sehr locker und mit wirklich
(!) groovendem Drumming beieinander.
Nach den Wendy Bones und den Demolition Spitfires die nächste
Band Marke Shandog. Solltet Ihr Euch unbedingt ansehen.
Danach Eat More Plastic aus Koblenz, die ich, warum
auch immer, deutlich 60s- und punklastiger erwartet hatte. Zu hören
gab es aber bluesigen 70er-Underground-Rock, der sehr sehr kraftvoll
einen Weg zwischen Tradition und Moderne sucht, Einflüsse auch
aus dem Stoner-Rock bezieht, sich durch ganz eigene kompositorische
Pfade windet, Mut zu sehr viel Ruhe mit hochbrausenden Emotionen verbindet
und dadurch eine Qualität erreicht, die für sich steht.
Die Band ist aus Koblenz, hat derzeit wohl keine eigene Webseite,
sollte Euch aber dennoch bitte als ganz heisser Untergrund-Tip im
Gedächtnis bleiben. Leaflet
schaffte es dennoch, dem Ganzen noch einen draufzusetzen. Mittlerweile
zum Vierer geschrumpft (minus Orgel) präsentierten sich die Schweizer
wiedermal routiniert und cool und rockten sie sich die Ärsche
zum Teufel, nicht ohne aber auf ihren Melodienreichtum zu verzichten,
der sie unter den ganzen (Indie)-Rockern ihrer Gewichtsklasse hervorhebt.
Ob die Band nun ohne Orgel tatsächlich heavier ist, wie fast
alle behaupteten, würde ich selbst nicht bestätigen, es
drängt sich daher der Verdacht auf, dass die Menschen um den
Menschen, der zunächst durch ein Westernhagen-Tour-2005-Tshirt
bestürzte, sich dann aber durch das Ausziehen desselbigen noch
toppte, mit ihrem Gebange und Gejohle dieses Gefühl nur heraufbeschworen.
Umwerfend auf alle Fälle wieder die Sympathie der Berner, die
es hinkriegen (und das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern
das stammt von Petra, die die Fotos geschossen hat und die nicht voreingenommen
ist, weil sie nicht, wie ich, mit der Band befreundet ist) uns Schwaben
mit Spätzle- und Maultäschle-Witzen zu traktieren, ohne
dass wir Bauern ihnen dafür böse sein könnten. Grosse
Show! (Ralf, 9.1.06, Fotos: Petra
Schwenk)
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