Konzertbesprechungen 2004

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Mo. 13.12.04 The (Int.) Noise Conspiracy, ZSK, This Girl - Freiburg, Jazzhaus (ca. 200 Zuschauer)
Nach dem sehr netten Mokicks-Gig am Samstag steht nun der Noise Conspiracy Auftritt auf dem Plan. Das Jazzhaus ist ein wundervoller Laden, nicht zu groß, nicht zu klein. Als wir ankommen, spielen This Girl aus England schon. Sie sind schon rund drei Wochen mit der NC auf Tour.
Und hier fängt es an: Auf diesem Konzert werden die Stile wild durcheinander geschmissen und passen nicht wirklich zusammen.
This Girl sind eine Band, die sich alles zusammenklaubt, was so auf dem Teppich der britischen Musik rumliegt. Sie machen wohl etwas, was am ehesten als Alternative Rock zu beschreiben ist. Da klingt alles an, was irgendwie britisch ist, Muse zum Beispiel, aber vor allem Hundred Reasons, die aber leider sehr viel besser sind als This Girl. Der Sänger erinnert mich ständig frappierend an irgendjemand, nur komme ich nicht drauf an wen. Das Ganze wird noch mit einem gehörigen Schuss Postrock gemischt, ist aber alles in allem unbekömmlich. Nicht mein Fall, handwerklich hingegen nicht schlecht. Das Publikum straft sie trotzdem mit Gleichgültigkeit.
ZSK hingegen kommen aus Berlin, machen Skatepunk und passen, rein politisch gesehen, schon zur Conspiracy, denn sie haben was zu sagen, die linken Hunde. Am einfachsten ist es, ZSK unter „Anti Flag aus Deutschland“ abzuspeichern. Songtitel wie „Riot Radio“, „Fight Back“ oder „Keine Angst“ sagen da schon ne Menge, das aktuelle Album heißt „From Protest to Resistance“ Alles klar? Hier wird mächtig die Faust gereckt und mit Parolen um sich geschmissen. Musikalisch stehen ZSK, wie erwähnt, Anti Flag sehr nahe, aber auch den restlichen Amipunkbands, die sich auf ihr politisches Sendungsbewusstsein besinnen, den großartigen Strike Anywhere zum Beispiel. Und genau das, was die haben, fehlt ZSK. Der Dreck, meinetwegen auch der Hardcore-Background. Erschwerend kommt hinzu, das der Sänger oft wie Ingo von den Donots klingt. Ist irgendwie zu glatt, das Ganze (bis auf das schöne Sham 69 Cover „If the kids are united“). Aber vielleicht ist das in ihrem Fall auch was Gutes: Ihre Botschaft so verständlich wie möglich zu machen. Auf jeden Fall sind ZSK eine recht kurzweilige Angelegenheit, machen ihre Sache gut und bewegen die Leute.
Aber man merkt, wozu sich das Freiburger Studentenpack versammelt hat.

Achtung, lieber Leser: Wenn du jetzt kein totales Band-Abfeier-Review lesen willst, dann hör jetzt auf.

Dennis Lyxzèn ist mein Held. Alles, was er jemals gemacht hat, war wichtig und relevant, sei es Refused, sei es The Lost Patrol oder eben die Noise Conspiracy. Die Art, wie er singt und schreit ist, falls es man meiner Art zu singen vielleicht nicht anmerkt, wo ich hin will. Ja, ich gebe es zu, meine Verehrung nimmt leicht lächerliche Züge an, aber dazu stehe ich.

Zur Musik muss ich wohl nicht mehr viel sagen, oder? Sixties-Retro-Fuck-Soul-Punk at it’s best. Sie kommen auf die Bühne, schick in Uniform und legen gleich los, „Black Mask“ und „Up for Sale“. Die Menge tanzt, tobt und schwitzt. Ich stehe ganz vorne und alles stimmt. Der Neue an der Orgel geht ab wie eine vegane Gemüseschnitte, ebenso wie Inge, der Basser. Die Buben sind unheimlich tight! Es kommt „Like a Landslide“, einer meiner Lieblingssongs. Dennis dreht sich um die eigene Achse, schmeißt das Mirko hoch und fängt es wieder auf. Im Takt. Wie er sich bewegt, die ganze Band sich bewegt, das ist schlichtweg purer Sex. Mit Schellenkranz, Mundharmonika, immer in Bewegung. Bei „Capitalism stole my virginity“ geht er quer durch den ganzen Raum, besteigt die Bar und tanzt dort weiter. Zwischendrin immer wieder die erfrischenden Ansagen von Dennis. Das war ja schon mal ganz anders, aber ihm ist zum Glück der belehrende Professorenzeigefinger abgefallen, d.h. er muss nicht mehr Seitenweise Marx zitieren.
Es ist Montag Abend und die Bude steht Kopf. Unglaublich. All das ist kein Vergleich zur letzen Show auf dem Southside, die ich gesehen hab. Hier im Jazzhaus sind sie richtig gut aufgehoben. „Armed Love“, einer der besten Songs, den sie je geschrieben haben, bildet den offiziellen Abschluss des Konzerts. Sie kommen aber noch für zwei Zugaben auf die Bühne, „Smash it up“ und ein Cover, glaube ich zumindest. Wunderschön! Das war groß!
(Martin Weise)
Insgesamt

Di. 07.12.04

The Spits - Stuttgart, Club Hi (ca. 100 Zuschauer)
Mit reichlichst Vorschusslorbeeren der angesagtesten (bspw. Horizontal Action) amerikanischen Presse und mehreren recht gut produzierten Alben ausgestattet, waren die Erwartungen an die Spits aus Seattle sehr hoch gesteckt. An diesem Dienstag vor einem ebenfalls erwartungsgemäss leicht frösteligen Stuttgarter Und-morgen-ist-auch-wieder-ein-Arbeitstag-Publikum, hatte man aber den Eindruck den falschen Abend für eine gute Sache erwischt zu haben.
Die Spits schmissen sich mit dunklen Dschungelperücken, nackten dicken Bäuchen und nachlässig ins Gesicht geschmierter Schuhwixe zwar zunächst noch annehmbar ins Zeug, rissen sich anschliessend aber nicht gerade die Beine aus. Probleme mit gerissenen Gitarrensaiten, fehlendem Gesangsmonitor und dem Umstand, dass man zwei neue Bandmitglieder (die anderen hatten wohl schon im Vorfeld Probleme mit Pass/Einreise bekommen) dabei hatte, liessen die Stimmung aber schnell wieder sinken. Dadurch wurde offensichtlich, dass die Spits mit ihrem Ramones-meets-Devo-Punkrock zwar gut auf die Socken trommeln, ohne grossen Eifer aber doch recht eintönig daher kommen und am Ende sogar, was natürlich immer passieren kann, wenn Du so ne Klamotte fährst, fast peinlich wurden.
Die anfänglich noch witzigen Ansagen wurden gegen Ende hin immer bissiger und beleidigter.
Wenn man in den Staaten schon mittlere Säle füllt, heisst das noch lange nicht, dass man damit an einem Dienstag Abend in einem kleinen Club in anspruchsvoller europäischer Provinz auf 100, vor lauter Vorfreude ausser Rand und Band geratener, Stockbesoffener trifft, denn das wäre genau das, was die Spits brauchen.
Und manchmal hat eine Band eben auch einen Tag, wo sie einfach nicht in der Lage ist, sich passabel aus der Affäre zu ziehen. Ich wünsche ihnen und mir eines Tages ein Wochenende mit viel Alkohol, ihren Original-Bandkumpels, einem guten Bühnensound und einer Ersatzgitarre im Gepäck. Dann aber ...
(Ralf)

Fr. 03.12.04 The Meteors, Double Cross - Landespavillion, Stuttgart
Ich kann mich in diesen Bericht sehr kurzfassen.
Double Cross aus dem hohen Norden. Himmel, sind die langweilig. Sie klingen wie eine miese Provinz-Meteors-Coverband. Ihre Songs gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Der ewiggleiche Gitarreneffekt, der absolut nervige Hall auf der Stimme und der matschige Basssound lässt mich und meine Begleiter fast einschlafen, vor allem, weil sie nicht zu Potte kommen. Alle Songs sind gleich langsam. Da geht nichts. Wir sind froh, als sie aufhören.
Die Meteors, ihres Zeichens Psychobilly-Vorreiter, fangen pünktlich um 12 Uhr an (gruselig!). Sie machen nichts anderes als Double Cross, nur alles 100 % besser. Die Stimmung im Konzertraum steigt sofort an, die Leute tanzen. Die Meteors haben Pfeffer im Arsch, alle Achtung. Das macht Spaß. Ungefähr eine halbe Stunde lang. Denn auch die Meteors grenzen sich mit ihrem Genre ziemlich ein, auf die Dauer wird es auch langweilig. Auf Platte ist das geil, nur über eine ganze Konzertlänge kann ich’s nicht haben. Schade.
(Martin Weise)
Sa. 27.11.04 Tyler Keith And The Preacher Kids, The Staggers - München, Monofaktur (ca. 100 Zuschauer)
Juliläumsparty des Veranstalters Klang und Kleid. Von Partystimmung war aber wenig zu spüren. Das Münchner Rock'n'Roll-Publikum überträgt eine sehr abweisende, merkwürdig coole Stimmung, so dass ich mich in dem Raum, der eigentlich eine sehr tolle Clubatmosphäre verströmte und zunächst mal auch gute Musik vom Band zu bieten hatte, nicht aber auch überhaupt nicht wohl fühlte.
Ganz locker war ich aber wohl eh nicht, weil feststand, dass ich anschliessend noch nach Hause fahren durfte und immer ungeduldiger wurde, je länger es dauerte, bis das Liveprogramm anfing. Und da war es schon fast halb zwölf.
Als die Staggers also die Bühne betraten, war ich schon so angenervt, dass sie mir eigentlich gar nichts mehr recht machen konnten. Sie sind zwar eine ganz lebendige lustige Truppe und mit ihrem Z-Movie-60s-Trash-Horror-Image hätten sie mir normalerweise gut gefallen müssen, doch fand ich sie vorallem erstmal sehr platt. 60s-Surf-Beat-Trash-Rock'n'Roll nur nach Schema-F. Musikalisch gab es überhaupt nichts, woran man die Staggers wiedererkennen könnte. Die "eerie" (wie es sehr schön im Bandinfo heisst) Orgel ist ja immer genau das, was mich sofort anspringen lässt, doch diesmal war der Motor schon vorher abgewürgt. Die Band versprüht aber eine grosse Sympathie, hat Partyfaktor 10 und sogar die englischen Ansagen konnte man dem Sänger verzeihen, weil die Selbstironie deutlich erkennbar war. Mein Fazit: Äusserst lebendiger Party-Liveact aber keine eigene Substanz in der Musik. Achso: Und wann man als Vorband aufzuhören hat, wissen sie auch nicht ... wobei: Sie wussten wohl selbst, dass sie der heimliche Top-Act waren, denn ...
... Tyler Keith and the Preacher Kids taten sich anschliessend sichtlich schwer, die sowieso schon eher starre Stimmung mit etwas hausbackenem aber schön dreckigem Ami-Rock'n'Roll zu erhalten. Die Preacher Kids sehen aus wie die Leute, die in den amerikanischen Schulen immer gehänselt werden: Die nerdigen Aussenseiter. Sie sind nicht schön, sie haben keine schicken Klamotten an und sie interessieren sich für Dinge, für die sich sonst niemand interessiert. Das macht einsam und wütend und so in etwa klingt diese Band. Etwas böse und aggressiv, doch nicht so richtig verzweifelt, sondern einfach nur enttäuscht.
Die drei Gitarren fidelten mir etwas zu sehr gegeneinander rum, die Sounds waren allesamt sehr schrill und klangen nicht wirklich gut. Der Bassamp setzte ständig entweder ganz aus oder er brummte, dass der ganze Raum wackelte.
Nicht die leichteste Ausgangsbasis für die Band und das Publikum kühlte immer mehr ab und als es 1 Uhr durch war, hatte ich genug, denn wir hatten noch einen langen Heimweg vor uns. Die Preacher Kids sind mit Sicherheit ein klasse Band, doch heute Abend konnten sie das nur schwer beweisen. Die Studioaufnahmen, die ich vorher gehört hatte, liessen mich wesentlich mehr erwarten.
(Ralf)
Fr. 26.11.04 Nick Cave and the Bad Seeds - München, Zenith (ca. 5000 Zuschauer)
Was für eine kalte Umgebung für ein Bad Seeds Konzert! Einstürzende Neubauten hätten hier besser gepasst, doch die spielen heutzutage nur noch in den nobelsten Vierteln, während man die Bad Seeds wohl immer noch im Industriegebiet zwischen Pfützen und Hochofen für passend hält.
Und wie viele Leute das waren! Leute Leute Leute. Ich war jahrelang auf keinem so grossen Konzert mehr. So war es auch völlig unmöglich in die Nähe der Bühne zu kommen. Unser Platz, etwa 15 Meter entfernt, seitlich knapp hinter der PA, liess den Blick nur auf die Hälfte der Band zu und war soundmässig eine Katastrophe. Ausser den mächtigen Wumms der Basstrommel, der tiefen Pianotöne und des Basses waren nur die Stimmen auszumachen.
Als ich mich nach einer Weile nach hinten zurückzog sah man zwar ein schönes Bühnenbild und 11-12 Musiker inklusive 3 Backgroundsängerinnen aber der Sound wurde kaum besser. Wenn's ganz leise war, war's gut. Dann wenn man Caves Stimme nur noch wispern hörte, wenn die Gitarre etwas surrte und die Snare leise schepperte. Doch wenn die ganze Band loslegte, konnte nichts mehr differenziert werden.
Cave aber war klasse. Der Mann gibt immer alles. Der ist so tief in seiner Musik drin, der lebt das jedesmal aus, als wäre es das erste oder das letzte Mal.
Im ersten Teil gab es nur Nummern der neusten Alben "Abattoir Blues" und "The Lyre Of Orpheus", dann machten sie 5 Minuten Pause und brachten anschliessend nur noch ältere Nummern, quer durch das Repertoire, ganz frühe Sachen allerdings keine, ausser der einzigen Zugabe Mercy Seat.
Nungut, was soll ich im Gesamten sagen? Cave ist einfach so einzigartig, so mitnehmend, dem kann und will sich niemand entziehen. In der Münchner Zenithhalle, ein riesengrosser Industrieklotz, der innen noch kälter aussieht als aussen rum, mit einem Sound, der neben grossraumdiskomässigem Dröhnen nicht viel zulässt, wird es einem aber ganz schön schwer gemacht. Ausserdem wusste das Münchner Publikum einen mit ausladend brutaler Hässlich- und Unfreundlichkeit so vor den Kopf zu stossen, dass es praktisch unmöglich war, sich wohlzufühlen. Ich habe Cave zum erstenmal live miterlebt und hätte mir flehentlich angenehmere Umstände herbei gewünscht.
(Ralf)
Sa. 20.11.04 Kings of Leon, The Mooney Suzuki - Berlin, Huxleys (ca. 2500 Zuschauer)
The Mooney Suzuki aus New York sind eine moderne und poppigere Ausgabe der MC5, mit etwas weniger Hippie- und etwas mehr Psychedelic-Flair. Der Schlagzeuger sah aus wie Robert Fripp und spielte den Klassen-Clown. Der Rest markiert cool und post (von Posing), dass die Schwarte kracht. Auch für ständiges Auffordern zum Mitklatschen (wo gibt's denn so was??) waren sie sich nicht zu schade.
Die Songs waren ok, für mich höchstens manchmal etwas ZU süss. Die Band macht auf 60s und 70s und hat auch derartige Verstärker, doch beim genauen Hinsehen, stellt man fest, dass das alles nur Reissue-Amps sind, nicht das echte, gute, alte Zeug und genauso wirkt auch die komplette Band, ihr überspoilertes Auftreten und ihre Musik. Du hast die ganze Zeit das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Sehr toll allerdings am Ende, dass der eine den anderen Gitarristen auf den Schultern durchs Publikum trug und sie beide nur noch Krach machten. Da vergass man, was vorher nervte und zeigte sich unterhalten.
Bei Kings of Leon wurde es mir dann schlagartig unendlich langweilig. Die wirken ziemlich hillbilly-mässig. Ist ja nicht wirklich schlimm, doch ich glaube, die sind echt etwas beschränkt. Ich zog mich zur Bar zurück, sah mir das Schauspiel aus der Entfernung an und fragte mich die ganze Zeit, wen die wohl gewählt haben, bis ich mir die Theorie zurecht legte, dass die Kings of Leon auf mich wie die typisch amerikanischen Nichtwähler wirken. Leute die gar keine Meinung haben.
Die Muscle-Shirts sahen auch nicht wirklich gut aus und bewegen tun die sich ja überhaupt nicht. Du denkst da stehen ein paar Pappständer. Die Musik ist für mich - wie man so oft über Musik sagt, die man nicht wirklich mag - Musik für bestimmte Gelegenheiten, wie "das ist Musik zum Autofahren", "das ist Musik zum Ficken", blablabla. Nur dass mir bei den Kings of Leon absolut keine Gelegenheit einfällt zu denen ich das gerne hören würde. Ausserdem haben sie teilweise frappierend an die Strokes erinnernde Harmonien. Ansonsten gibt's normalen Ami-Rock, anders kann ich das nicht bezeichnen, vorallem ruhig und unverzerrt und nur beim letzten Stück kam die Band ganz leicht aus der Reserve. Das einzige das mir gut gefiel war die Stimme des Sängers, doch die hätte ich ihm an dieser Stelle am Liebsten weggewünscht, nämlich zum Sänger der Vorband, die mir dann sicher wesentlich besser gefallen hätte. Kings of Leon? Live für mich ein Totalausfall.
(Ralf)
Sa. 30.10.04 The Mokicks, Against Your Society, Italian Stallion - Balingen, Jugendhaus (ca. 80 Zuschauer)
Die erste Band Italian Stallion verpasste ich zwar, dafür bekam man als Zugabe der nächsten Band noch eine kurze Einlage des Sängers. Das deutete auf Old-Style-Hardcore-Punk mit allen dazugehörenden Accessoires hin, was ja angesichts dessen, was sich heute alles Hardcore schimpft, wirklich angenehm berührt.
Against Your Society, wie der Vorgänger ebenfalls aus Wegberg bei Mönchengladbach, setzten die Segel ungefähr in dieselbe Richtung, allerdings mit spürbarem Schub Richtung Rock'n'Roll. Der Dreier war zwar spielerisch nicht immer ganz fest mit den Beinen auf dem Boden, doch ich stelle mich sofort mit einer Band aufs selbe Brett, bei denen ich feststelle, dass die Roots für mich stimmen. Die Art sich zu kleiden, zu musizieren und sich zu präsentieren erinnerte mich an ganz frühe Suicidal Tendencies und ähnliche Acts, also durchaus Dinge, die ich selbst damals gehört habe. Alles völlig metal-frei! Das lob ich mir.
Danach die Mokicks, die sich innerhalb eines Jahres von Anfängern zu Fast-Profis hochgepusht haben. Mit ihrer Direktheit hatten sich nicht nur mehr Durchschlagkraft als Against the Society, sondern als Lokalmatadoren natürlich auch die Fans auf ihrer Seite. Unvergessen wird die Zerstörungsorgie des Drummers David bleiben, der anschliessend nur noch Kleinstteile zusammenzukehren hatte. Ich kann mich auch bis heute an keinen Sänger einer deutschen Band erinnern, der bei gottverdammt jedem Auftritt nur in seinen gottverdammten Unterhosen auf der Bühne stand. Die Mokicks probieren was und die trauen sich was. Da kann jedesmal auch noch Ungeahntes passieren. Would you please respect the Mokicks!
Da leider nicht soviele Leute gekommen waren, wie erhofft, versuchte ich verzweifelt den Getränkeumsatz zu erhöhen, was mir ob den unzähligen Jägermeisterdreingaben aus dem Dayforday-Flachmann (die waren für Anlage und Mixer zuständig) dann allerdings nicht so gut wie erhofft gelang und den Abend frühzeitig beendete.
(Ralf)
Fr. 29.10.04 The Waistcoats - Tübingen, Tangente Night (ca. 70 Zuschauer)
Die niederländischen Früh-Phase-Kinks der Neuzeit. Ich habe selten so eine authentisch klingende Beat- und Garageband gehört. Sie haben tolle Melodien, Schmiss und alles, was dazu gehört, nur hört sich leider fast jeder Song wie ein Abklatsch irgendwelcher alter Hits an, auch wenn von ihnen selbst komponiert. Optisch geben sie leider auch nicht allzu viel her. Es fällt mir zwar schwer, das zu sagen, da die Jungs sehr sympathisch zu sein scheinen, doch die Sgt. Pepper-Jacken wirkten wie aus dem Theaterfundus ausgeliehen. "Tut mir leid, diese Jacke haben wir leider nicht in ihrer Grösse."
Dennoch: Geile geile Band!!! Leider war's etwas zu viel Kommen und Gehen in der Tangente, was zu einem ständigen Gedrängle führte, weil der Eingang direkt neben der Bühne ist. Das ist eben das Problem, wenn Konzerte umsonst sind. Wir hätten lieber 10 Euro gezahlt und wären bequem zwischen Gleichgesinnten gestanden. So sassen wir zusammengepfercht auf Hockern und wurden von vorbeidrängelnden Passanten, die nur mal kucken wollten, gestört, gestossen, befingert, in den Nacken geniest usw. Nervig!
(Ralf)
15.10.04 Cowboys on Dope - Reutlingen, Kohla (überfüllt)
Ein Konzert im dafür eigentlich ja gar nicht so geeigneten Reutlinger Kohla (Kaiserhalle) an einem Freitag ist schon ungewöhnlich, finden dort solche doch stets nur samstags statt, dann aber dafür umso öfter.
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel, und wenn man einen solch markanten Band-Namen zum ersten Male in einer Info liest und deren Beschreibung einem gar noch derartig interessant erscheint, wird man schon sehr gespannt auf diese jedenfalls für mich bis dato noch unbekannte Band.
Und so macht man sich dann also erwartungsvoll auf, eine neue, vielleicht sich lohnende Band anzuschauen.
Angekommen im völlig überfüllten Kohla - das ist der eine Grund für das eigentliche ,nicht-geeignet-Sein' dieser Reutlinger Kult-Kneipe für Konzerte: es ist dort einfach immer viel zu eng und voll bei Live-Gigs - der andere ist die nicht immer ganz satte, klare und astreine Akustik, vor allem in den hinteren ,Gefielden' der Location.
Aber je enger und je voller ein kleines Konzi, desto intensiver, direkter, und letztendlich auch besser wiederum die Atmosphäre und das Live-Feeling - somit haben also solche Auftritte auch wieder ihren Vorteil.
Dachten ich und mein Kumpel beim Anfahren des Events bei jenem Band-Namen an eine ,garage-like', 60's Trash-Country-R'n'R - Band oder dergleichen, waren wir uns beim Anblick deren etwas klischeebehafteten (Western-) Tourplakates im Innern des Kohlas dann aber nicht mehr ganz sicher, ob wir nun doch nicht etwa bei einer ,standardisierten', konservativen Country-Band gelandet waren, was zu gewissen Teilen dann auch so war, aber eben nur zu gewissen - denn der Großteil ihres Sets ist dann doch eher wie wir uns es vorgestellt hatten und überschriftlich am einfachsten und besten zu beschreiben mit 2 Worten, die ich ihrer Abgedroschenheit wegen eigentlich selten benütze, in diesem Falle aber kurz und bündig einfach am trefflichsten diesen Cowboys on dope - Auftritt beschreiben: cool und geil!
(Sorry dieser beiden nicht gerade überaus einfallsreichen, stilvollen und würdigen Worte, aber das Erscheinen und Auftreten der Band sowie ihre Musik/Songs waren wirklich so!)
Mal richtig country-mäßig, aber mit dem gewissen ,Etwas', dann mal eher rockiger, oder auch mal sehr harmonisch mit teilweise 3-stimmigem Gesang, folkig, aber dann auch mal wieder eher garage-mäßig oder gar psychedelisch, auch mal mehr blues-behaftet, aber danach dann schon wieder mehr punkig, kommt das Kölner Trio daher, aber immer stets authentisch, schnörkellos, rauh, erdig und tough.
Die relativ abwechslungsreichen Songs kommen auch stets aufeinander passend, und niemals aufgezwungen daher, die beiden Sets sind sowieso trotz dieser Stilvielfalt atmosphärisch dicht und kompakt, alles durch einen nie vordergründigen, aber letztendlich doch spürbaren, ,natürlichen' Faden durchsponnen - professionell, routiniert, abgeklärt, kühl und niveauvoll, und aber trotzdem überhaupt nie künstlich überproduziert oder gar zu berechenbar, systematisch und klinisch vorgetragen, sondern eben einfach echt, unglatt und lebendig - ,easy locker'!
Die Songs der ,berauschten' Kuhhirten zeichnen sich sogar eher durch ihre minimalistische und spartanische Arrangements aus - eben nur das nötigste, was auch für die Instrumierung dieser stark charakteristischen Band gilt:
Frontman Peter Sarach mit seiner melodischen, aber doch auch schon ,wunderschön verlebten' Stimme schrammelt und begleitet auf einer Akustik-Western-Gitarre, auf deren Koffer(!) Wolly Düse mit den Händen und Drumsticks die komplette Percussion besorgt, während Thorsten Dohle auf dem einzigsten elektrisch verstärkten Instrument, seiner E-Gitarre, passende, Lücken füllende, ergänzende, scharfe, schöne, melodische, rockige, glatte, schnoddrige oder auch psychedelische Lead- und Solo-Gitarren-Sprengsel, den Gesamtsound dadurch aufrischend und belebend, passend dazu besorgt.
Over the highway, dann runter über steinige, erdige, staubige Steppen, Wüsten und weites Weideland - dazu immer ein wenig unzufrieden mit sich und der Welt, nachdenklich und melancholisch, depressiv und leicht resignierend, aber auch wieder trotzig und rotzig, schnoddrig, frech, selbstbewußt, laut und schreiend, aber doch auch verletzt und angeschlagen, leicht niedergedrückt, aber trotzdem kämpferisch und immer noch auf dem Boden, niemals aufgebend, ,always still alive', aber stets ehrlich und sich selbst treu - der dreckigen und harten Wahrheit des Lebens ausgesetzt und konfrontiert - so fühlt man sich beim Aufnehmen und Genießen der Cowboys-on-dope - Musik, bzw. könnte man sich fühlen, wenn man sich derer völlig öffnet und bereit für sie ist.
Oder fühlen sich vielleicht so die drei Rock'n'Roll-Missionare der ganz speziellen eigenen Art, wer weiß!?!
Auf jeden Fall lohnt sich ein Ausflug zu denen konzertanter Art immer und immer wieder - und wer sich nicht ganz so intensiv auf sie einlassen will dem sei gesagt, das sich deren Sound(track) auch bestens als qualitativ hohe, und aber auch schön-kantige ,Hintergrund'-Musik in der Kneipe live oder auf Konserve, oder auch zu Hause, passend eignet!
Zeitlos energetische und gefühlvoll greifende sowie wirkende Songs und Instrumentals - zur einen Hälfte nicht nur die eigenen, markanten und ausdrucksstarken Stücke, sondern eben zur anderen auch ganz eigene, passende, charismatische Neu-Interpretationen bekannter und ,würdiger' Tracks wie z.B. Neil Young's Dead Man, S. Jones' Ghostriders in the sky, den Stones' Dead Flowers, Talking Head's Psycho Killer, einem Song von Abwärts oder Marty Hall's Take some drugs and drive around - die absolut gelungenste, ergreifendste und nachdrücklich am ärgsten in Erinnerung haftende ,Cover-Interpretation' und für mich auch das eigentliche Highlight des Abends aber war und ist für mich ganz klar eine in der Art zuvor noch nie gehörte, völlig abgefahrene, psychedelische und schnoddrig-schrammel-rockige Garage-Folk-Punk - Version von den Stooges' I don't wanna be your dog:
die akustische Rhytmus-Gitarre fast blutig geschrammt und dabei immer weiter in die Knie gehend und auf denen zu Boden ekstatisch fast endlos weiter geschrubbt, gibt sich der Leadsänger auf ebenso intro- wie auch extrovertierter Art und Weise nahezu in Extase, in die sich der Lead-Gitarrist auch immer exstruser und sich völlig ,wegfernd' ,hineinsoliert' - ich denke Iggy Pop wäre mit dieser Darbietung genauso zufrieden gewesen wie die gesamte Zuhörerschaft in der mittlerweile passend ,schön' verrauchten Kneipe.
Diese aus langjährig erfahrenen, auch schon in diversen anderen Bands beheimateten 'Muckern' bestehende ,dirty Americana'-Combo ist ein sozusagendes ,minimalistic - folk-country-garage-singer/songwriter-punk-blues-psychedelic-r'n'r - Trio der ganz eigenen, aber packenden und ,wohligen' Art, zu der ich gerne mal wieder hinpilgere, weil gerade deren Stil, Auftreten und Sound besonders live aufgeht und passend, ergreifend sowie authentisch rüberkommt; aber auch ihr erster richtiger CD-Longplayer-Output ist ,hottestens' zu empfehlen, und macht vor allem auch noch viel Lust auf, um es mit einem Liedtitel von ihnen zu sagen, something more!
Daß diese Band ihre Philosophie wohl eher im Minimalismus sieht, ganz nach dem Motto, ,weniger ist mehr', zeigt sich vielleicht nicht nur daran, das wie bereits geschildert der ,Drummer' eben das ganze Konzert über den Beat auf einem gewöhnlichen Gitarren-Koffer schlägt - was aber nach anfänglicher Verblüfftheit meinerseits aber komischerweise nach ein paar Minuten schon gar nicht mehr auffiel, weil es sich ins Ohr schon eingewöhnt hat und vollends im Sound aufgeht und dazu paßt - sondern eventuell auch daran, das die Kapelle auf ihren Kneipen-Tourneen, und genau in solchartige locations paßt sie besser rein wie irgendwo sonst, gar keinen Eintritt verlangt, sondern in der Set-Pause mit ihrem Hut einfach durch die Zuhörer-Menge geht und ganz unverbindlich, je nach individuellem Gefallen, eine nicht festgelegte, freiwillige Spende, oder in diesem Falle eher eine Aufwandsentschädigung(?), ersucht - und anscheinend geht diese Finanzierung für die dreien bestens auf, wie sie beteuerten.
Ob richtige Cowboys im wilden Westen auf diese Weise früher auch versuchten, an ihr ,Aufputschmittel' zu gelangen?
Ich weiß es nicht, was ich aber weiß ist, das diese Formation auch euer Narkotikum sein und werden könnte - join them (a-)live or on cowboysondope.de, or also on their album High Noon on piraterecords(.com).
You won't regret it, but you do if you miss (them)!
Yeaaah!
(Kai Tress, 02.05.05)
Mo. 11.10.04

Viva L'American Death Ray Music - Karlsruhe, Schlachthof (ca. 80 Zuschauer)
Das Trio aus Memphis um Frontman Nicholas Ray lässt sich keineswegs leicht einordnen. So sind die Bezeichnungen Sexy Delta Drone Rock oder Delta Glam Punk sicher ganz nette Versuche.
Alle Bandreferenzen, die ich an diesem Abend hörte, wiesen allerdings ins britische Indielager, bspw. The Fall, doch das kann ich, ungeachtet meiner grossen Verehrung für The Fall, einfach nicht stehen lassen.
Viva klingen als hätten sie in der ersten Probe ihre Wurzeln aus dem Garagen-Rock, dem Soul, Punk, Blues und vielem mehr, in einem wahnsinnigen Chaos total zerstört und würden nun versuchen sich, ganz langsam, wie ein Mensch der seine Sprache vergessen hat, mit ganz einfach Mitteln, wieder daran zu erinnern.
Wir haben in erster Linie mal ganz klare und einfache Rhythmen, einen Drummer der sowohl ein ausgezeichneter Techniker als auch eine Sau ist (was es sehr selten gibt), ein Bass der meist nicht viel mehr als eine hypnotische Line spielt und eine nur angezerrte Billiggitarre, die über einen Twin Reverb dünnarmige aber sehr destruktive Earpiercer herauskrächzt. Sicher wird auch gerifft, doch man kehrt immer wieder zur Schlichtheit des einzelnen Tons zurück.
Rays Stimme kauert darüber wie die eines angetrunkenen Priesterlehrlings. Er singt, wispert, heult, kreischt und haucht sich die ganze Palette angewiderten Schwachsinns vom Leib, allerdings ohne dabei jemals wirklich die Coolness zu verlieren.
Die Emotionalität alleine schon hebt Viva L'American Death Ray Music von den britischen Vergleichen ab. Und auch die Songs klingen in meinen Ohren sehr amerikanisch.
Wenn Viva L'American Death Ray Music auf der Bühne stehen, fühlt man sich dem Underground und Rock'n'Roll sehr nahe. Man hat dieses eindeutige Gefühl von "hier passiert's". Auch weil es sicher sein wird, dass sie immer ihre eigenen Wege gehen werden und sich durch nichts und niemandem dabei stören lassen werden.
Dazu gehören dann auch die passenden Klamotten wie abgefuckte graue Anzüge, die aussehen als wären sie 15 Jahre lang nicht gebügelt worden und darunter verstaubte weisse Stiefeletten und punkige TShirts. Guter Rock'n'Roll definierte sich auch schon immer über gutes Aussehen. Diese Band hat beides also hat sie alles.
(Ralf)

So. 10.10.04

Blues Explosion, The Black Cherries - Heidelberg, Karlstorbahnhof (ca. 280 Zuschauer)
Die Blues Explosion, auf kurzer Promo-Tour für ihr neues Album "Damage". Daher gab's auch fast nur neue Songs, teilweise auch Single-B-Seiten und in der ersten halben Stunde wurden ohnehin nicht unbedingt die grossen Kracher ausgepackt, sodass Herr Brandt sich sogar auch mal die Hand vor den Mund halten musste und das bei seiner All-Time-Lieblings-Live-Band. Sie wirkten zunächst etwas hölzern, als wären sie müde oder unmotiviert. Das hab ich schon wesentlich beeindruckender erlebt.
Dann allerdings bekamen sie die Kurve doch noch, streuten zwei drei ältere Nummern und die offensichtlich besseren des neuen Albums in die zweite Hälfte des Sets und brachten den von ihnen gewohnten Zugabeblock, der auch locker nochmal 10-12 Nummern umfasste.
Der Sound war wie immer ok und auch Spencers Finaleinlagen mit den Theremins nach einem furiosen letzten Song fehlten nicht.
Das Publikum allerdings war entweder völlig unbedarft, völlig verklemmt oder völlig verdattert, denn so blöd hab ich noch niemals ne Meute vor der Blues Explosion stehen sehen. Klar, teeniehafte Bewegungsausbrüche bringt das Spencer-Publikum, das im Mittel wohl um die Ende 20 liegt, nicht mehr hervor, doch auch in diesem Alter liegt man weder im Grab noch geht man in den Karlstorbahnhof um sich eine Predigt anzuhören.
Oder täusche ich mich da? War es etwa doch eine Predigt? Das könnte einiges erklären. Beispielsweise auch die frigide Stimmung beim Television-Konzert im Juni.
Ach ja, davor die deutschen Black Cherries. Eine Zweimannband mit Electropads und Gitarre. Dazu tönte ein wahres NewWave-Orchester vom Band. War ok, für mich aber leider inakzeptabel, da ich dem Wort "Live" durchaus Respekt entgegen bringe und mir "live" eine Liveband und kein Tonband anhören möchte.
(Ralf)

Sa. 02.10.04

Boonaraaas, Stereo Satanics (Foto) - Backnang, Juze (150 Zuschauer)
Ausschlaggebend für den Trip nach Backnang waren natürlich vorrangig die Satanics (schließlich bin ich auch stolzes Mitglied der Satanic Army). Da ich im Gegensatz zu meinen Bandkollegen noch nicht in den Genuss der neuen Songs gekommen bin, war es sowieso Pflicht. Und es hat sich gelohnt. Die Satanics machen auch heute keine Gefangenen (wie üblich eben). Das Set besteht größtenteils aus neuen Songs und die sind richtig gut. Ich möchte vorab nur folgendes sagen: Weniger fremde Einflüsse, mehr Satanics. Ich glaube, sie sind näher an dem, was sie wirklich machen wollen als je zuvor. Und das merkt man, wenn man ihnen zukuckt, wenn sie die neuen Sachen spielen. Das wird ein Fest, wenn die Scheibe draussen ist (15. November!). Dann werd ich mehr dazu sagen können. An dieser Stelle bleibt noch zu sagen: Wo werden eigentlich die Jugendhaus-Mischer gezüchtet? Schon damals in Gammertingen war der Mischer ein unfähiges Arschloch, ebenso wie hier. Macht es diesen Idioten eigentlich Spaß, die Mikros herunterzudrehen, wenn das anwesende Volk noch lautstark nach Zugaben schreit? Soundmäßig war es sowieso eher mittelmäßig, aber die Boonaraaas haben es dann noch schlimmer erwischt.
All-Girls-60’s Punk at its best. Selten hab ich jemand so lässig Gitarre spielen sehen wie die blonde Gitarristin, selten jemanden so abgrinsen sehen wie die Sängerin (aka „Das Baby am Bass“) und selten eine Schlagzeugerin so Entertainment machen sehen wie bei den Charmebolzen von den Boonaraaas. Die sind einfach herrlich, mit ihren schicken uniformen Outfits, mit ihrem ziemlich von Surf-Sound beinflussten Schrammelpunk. Das lob ich mir: Da zu sein, wo die Gitarren laut sind und die Mädels tanzen! Am besten natürlich, wenn die Mädels auf und vor der Bühne tanzen. Und als ob das noch nicht genug wäre, beweisen sie auch noch ne große Portion Humor. Trotz des Mischers, der hier wohl jegliche Lust verloren hat, seinen Job ordentlich zu machen. Was für ein Arschloch. Die Boonaraaas verstehen es auf unaufdringliche Weise, Melodien so zu verpacken, dass sie eigentlich jedem gefallen und dabei anspruchsvoll bleiben. Was mich dann doch stutzig gemacht hat, ist mein Eindruck, dass die Sängerinnen solcher Bands sich so ähnlich anhören z.b. Battledykes oder Heroines. War aber trotzdem schön. Und vor allem gab es nur eine „Ausziehen“ Forderung.
(Martin Weise)

Sa. 04.09.04 The Ghettoways, The Goof-Kicks - Luzern, Boa (ca. 150 Zuschauer)
Die Goof-Kicks aus Konstanz sind ne recht junge und durchaus interessante Band. Das ist mal in erster Linie Punkrock, hebt sich aber durch den deutlichen Hang zum Underground-Pop wohltuend hervor. Ich denke, dass die Goof-Kicks viel Oasis und Paul Weller gehört haben.
Die Kompositionen waren ansprechend, der Drummer hatte dank minimalem Set auch nen ordentlichen Bumms, so dass erstmal alles gefiel ... wären da nicht die ausnahmslos englischen Ansagen gewesen, die der Sänger nach dem Konzert auch nicht wahrheitsgemäss erklären wollte. Schadeschadeschade. Für ne deutsche Band in der Schweiz ist das halt an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten. Ich möchte Euch die Band dennoch ans Herz legen, auch wenn ich daran zweifle, dass sie cool und unproblematisch sind. Wiederlegt mich!
Die Ghettoways waren nun langsam am Ende ihrer Tour angelangt. Das merkte man insbesondere dem Drummer an, dessen fortgeschrittene Partylaune sich erstens in noch schlechterem Spiel niederschlug und zweitens im ersten handfesten Tour-Streit der Band gegen Ende der Show. Mit Setliste wäre es ansonsten diesmal so richtig Schlag auf Schlag gegangen, doch entweder musste der Drummer den Clown spielen oder eine Basssaite riss. Wirklich gutgelaunt waren jedenfalls vorallem zwei: 1. der betrunkenste Mann im Raum: Drummer of the Ghettoways, 2. der zweitbetrunkenste Mann im Raum: Ralph on Fyre, Dumbhead of the Kickin Ass.
(Ralf)
Fr. 27.08.04 The Ghettoways - Stuttgart, Club Hi (ca. 120 Zuschauer)
Logisch, dass das Hi bis zum Anschlag voll war. Wochenende und eine der vielversprechendsten neuen Bands des Jahres stand auf dem Programm.
Und das wussten sie auch zu halten. Die Ghettoways sind ein Trio aus New York, bestehend aus einer Frau an der Gitarre und zwei Jungs an Bass und Schlagzeug. Singen tun sie alle und zwar komplett gemischt, solo und background. Die werfen sich ihre Parts nur so zu, Dein Kopf geht ab wie beim Tennis.
Sehr lebendig auch die Musik und sie setzten das überschäumend (auch von mir) gelobte erste Album soundlich exakt live in die Tat um. Von der Gitarre bis zum Gesang, der Sound stimmt total, ist mitreissend und cool. Die Melodien, die Rhythmik, der Schmutzanteil, alles wirkt ideal gewichtet und locker aus dem Ärmel geschüttelt, wie es eben bei allen grossartigen Bands der Fall ist.
Wie zu erwarten haben die Musiker einige handwerkliche Defizite, die die Qualität der Musik entschieden verbessert. Obwohl die gute Dame ständig am Stimmen war, bekam sie das glücklicherweise in keiner Sekunde wirklich in den Griff, verfügt dafür aber über ein sehr gutes Riffing und einen umwerfenden Gesang. Wenn Du Dich über die interessante Rhythmik des Schlagzeugs gewundert hast, wird Dir jetzt bewusst, dass er einfach gar nicht anders kann und er verhaute sich öfter als ich von meinem Bier nippte. Dennoch bringt er durch seinen Stil und seine Persönlichkeit enorm viel Leben in die Bude und sein Selbstbewusstsein nimmt daran keinerlei Schaden. Der Basser ist wohl als einziger seines Tuns absolut mächtig und verfügt auch über die grössten gesanglichen Fähigkeiten, wenn auch die Stimmen der anderen beiden mehr Schmant auflegen.
Ich kann's nicht oft genug sagen: Bei den Ghettoways stimmt einfach alles. Sie sind zwar letztlich keine umwerfende Liveband und ihre technischen Defizite sowie das Fehlen einer Setliste brachten den Zug am Ende doch ein wenig ins Stocken (Dramaturgischer Aufbau: Nicht vorhanden), doch Musik und Sound machen das locker wett und man steht da mit diesem unbeschreiblich schönen Gefühl, eine Band vor sich zu haben, die nicht nur wundervolle Songs schreiben kann und weiss wie Musik zu klingen hat, nein sie besitzt auch unbändige Freude am Tun und dazu noch die sympathische Art des Dilettanten, was einem einfach nur ein Lächeln auf's Gesicht schmeisst. Danke.
(Ralf)
So. 08.08.04 Bob Log III - Karlsruhe, Schlachthof (ca. 250 Zuschauer)
Der heisseste Tag des Jahres in der heissesten Stadt Deutschlands (natürlich nur rein temperaturbezogen!!). Schwärme schwitzender Karlsruher Tagestippshöriger verbarrikadieren den Weg zur Bühne und den Weg zur Bar. Bob allerdings in Höchstform. Seine Finger flitzen wie eh und je und sein Kopf wackelt wie immer unter den Anstrengungen seiner komischen Körperhaltung, während er Gitarre, Basstrommel und Becken gleichzeitig bedient. Die Leute lachen und Bob bringt sogar in Karlsruhe zwei Mädels dazu, sich auf seine Schenkel zu setzen. Und wenn ich's richtig erspäht habe, zeigt ihm die eine sogar noch ihre Titten. Er kommt danach aus dem "Woahwooooooo"-Schreien gar nicht mehr heraus und ist sichtlich durcheinander.
Bob Log ist der Beste. Er ist einfach so lustig und durchgeknallt, das gefällt eigentlich jedem.
(Ralf)
Sa. 31.07.04

Da Ralf etwas spät auf dem U&D ankam, haben wir den Artikel diesmal gesplittet. Zuerst werden die letzten drei Bands von ihm besprochen, dann im zweiten Teil der Beginn des Tages von Martin. Danke an Sebastian Lutz für die Fotos.
Rock'n'Roll Stormtroopers, Renderings, Battledykes - U&D Mössingen
Mein Name ist Ralf und ich bin ein Miesmacher. Ich arbeite jeden Tag daran, meine schlechte Laune zu perfektionieren und bin so konsequent negativ, dass mein Umfeld nur noch darüber gähnt, wenn ich alles, was irgendjemandem Freude bereitet, nieder machen muss. Ich finde überall ein Gegenargument, ich neide jedem seinen Spass, ich bin die Ausgeburt der Humorlosigkeit, der Gott des Nörgelns.
Natürlich kann ich auch Open-Air-Festivals nicht ausstehen und wir waren noch keine 20 Meter übers Gelände gestolpert (ich hasse unwegsames Gelände), als ich, angesichts der vielen Rumhocker mit ihren Decken, schon ein zünftiges "Das ist doch genau der gleiche Hippie-Scheiss wie auf jedem Open-Air" sagen musste. Die wohlige Vorfreude auf ausgedehnte Unmutstiraden verschaffte mir ein angenehmes Gefühl. Deswegen passte es mir gar nicht in den Kram, dass ich in Anbetracht gewisser Bedürfnisse, sofort ein Toilettenhäuschen erblickte, anschliessend etwas zu flott an ein Bier geriet und dieses auch noch angenehm temperiert war. Mist.
Aber da fing auch schon eine Band an zu trällern, wodurch ich schnell hoffen durfte, die Annehmlichkeiten zu verdrängen und Grund für weitere Meckereien zu finden.
BattledykesThe Battledykes: Drei Lesben und zwei Jungs. Ein paar blöde Sprüche, insbesondere der Gag über "Mösingen" liessen meine Mundwinkel zwar zucken, doch hielt ich das meiner Abschätzigkeit noch nicht für würdig.
Die Mädels bolzten fröhlich los. Der Sound war gut. Zwei Gitarren und eine makellos tighte (weil männliche? hehehe) Rhythmussektion. Der melodische Frauengesang war, wenn man bedenkt, was man heute alles im Punkrock-Business vorgezwitschert bekommt, richtig ok. Die Melodien waren nicht zu süsslich aber auch nicht zu verbrüllt, die Stimmen nicht zu piepsig aber auch nicht zu ambitioniert. Die Musik kam mir mit ihrer Ramonesbasiertheit natürlich etwas zu uninspiriert und durch die leichtherzige Lookout-Pop-Punk-Mentalität deutlich zu unverbindlich, doch es ging halt einfach richtig gut ab bei denen. Etwas zu viele Cover könnte man jetzt noch sagen, doch die Auswahl war leider völlig ok, fast schon cool. Nobodys, Yankees (natürlich die Rudolf Rock-Version) und die mir, da Schwabe und nie rausgekommen, nicht bekannte Nummer "Ich hab ne Punkrockband in Oberhausen" oder so ähnlich, die, laut den Kampflesben, eine 70er-Jahre-Ruhrgebiet-Hymne ist.
Renderings Dann halt auf die nächste Band warten. Das aber waren die Renderings und da man diese Kapelle hierzulande kennt, machte das der Bruddelobrigkeit noch mehr Kopfzerbrechen, denn auch daran würde schwer was auszusetzen sein. Ich habe bereits mehrfach über sie geschrieben und dem im Grunde nichts hinzufügen oder wegzunehmen. Punkrock zwischen Ramones und US Bombs. Vielleicht haben sie ihre Ideale ein klein wenig zu gut studiert, worunter die Originalität leidet, nicht aber ihre Leidenschaft, ihre Spielfreude und ihr musikalisches Können.
Auch die Rock'n'Roll Stormtroopers sind mir bereits länger geläufig, selbstverständlich konnte sich meinereiner aber mit ihrem Spassfaktor nicht durch und durch anfreunden. Aufgrund körperlicher Defekte wurde die Band diesmal um Wizo-Axel dezimiert. Ob das auch für die Dezimierung des musischen Punkrock-Anteils verantwortlich war, liess sich nicht beurteilen, da ich die Band schon länger nicht mehr gesehen hatte.
Die Haare des Sängers sind jetzt schulterlang und die Jeans-Hot-Pants auf Eierhöhe. Der Humor der Band liegt im ranzig-verschwitzten Bereich, fühlt sich an wie ein durchgeschmortes Brandloch auf einem Leopardenfell-Sofa hinter dem ein Bay City Rollers-Poster hängt und verlangt, sich für keine Peinlichkeit zu schade zu sein. Und so wurden diesmal noch braune Cowboy-Stiefeletten draufgepackt. Der Sound näherte sich dem Glitterrock an, leider können die Stormtroopers immer noch nicht singen und das alles ist dann doch wieder anti, punky, lustig und ... funktioniert. Ob ich's zugeben möchte oder nicht.
Es war ein schöner Abend, daran gibt's nicht zu rütteln. Scheisse!
gilt im Mittel so für alle Bands.

Ich bin Martin und ich mag das Leben eigentlich. Ich bin ein recht positiv denkender Kerl. Ich mag Musik und ich mag Open-Airs. Ich mag es auch rumzuliegen, um Musik zuhören und ich gebe zu, dass ich vielleicht auch ein bisschen Hippie-Mentalität in mir trage.
Als wir ankommen, sind die Nasty Minds schon fertig und Malum Persicum haben nur noch eine Viertelstunde. Drei junge Männer, die Punk machen, mit ein wenig Metaleinschlag, eigentlich ganz nett. Ihre Texte sind teils deutsch, teils englisch, nichts Grossartiges aber sehr solide. Die trotzen dem faulen Pack, das auf dem Boden liegt und nicht nach vorne kommt mit einer guten Portion Humor. Aber wie gesagt, sie hatten nur noch eine Viertelstunde.
Danach kommen Ladezone. Ich vermutete ja eine Deutschpunkband hinter einem solchen Namen. So weit bin ich wahrscheinlich noch nie daneben gelegen. Schlagartig ist es 1986. Als Heavy Metal noch gross war. Was die drei sehr jungen Männer da intonierten ist, gelinde gesagt, furchtbar. Maiden vs. Manowar, aber im ersten Gang. Alles inbegriffen, von ewigen Gitarrensoli über Grunzvocals bis hin zum stumpfen Doublebass-Gewitter. Nur die Haarspraymatten und Spandexhosen haben noch gefehlt. Das Schlimme ist ja, dass sie einfach nicht zu Potte kommen. Ihre überlangen Songs (in denen rein gar nichts passiert) sind durch die Bank einfach lahm. Wenn sie wenigstens ein Mal das Gaspedal durchgetreten hätten. Aber nee. Merkwürdigerweise ist aber einigermaßen Andrang vor der Bühne, vor allem das ganz junge anwesende Volk gibt sich dem Headbangen hin. Alex Fux und ich pöbeln (zugegebenermassen unfairerweise) in Richtung Bühne, aber sie spielen trotzdem noch eine Zugabe.
DayfordayJetzt sind endlich dayFORday dran. Viel zu früh. Es ist sehr heiss und wir Balinger bleiben die meiste Zeit unter uns vor der Bühne (aber aus irgendeinem Grund purzeln wir dennoch unverhältnismässig herum, so wenig Leute wie wir doch sind). Michi versucht zwar, die Leute anzulocken, aber bis auf ganz wenige Ausnahmen vergebens. Die Hitze macht der Band zu schaffen, nimmt etwas Drive. Aber dennoch hauen sie kräftig rein und auch sie legen eine kleine Metaleinlage inklusive Posing hin. Auch ihr Violent Femmes Cover kommt gut rüber. Sie spielen kaum alte Stücke, bis zum Schluss, als sie uns zuliebe noch mal auf die Bühne kommen und uns ein überlanges „Jack in the Box“ vor den Latz knallen. Hui, durch die Hitze sind wir auch sehr durchgerockt und müssen uns wieder hinlegen. Übrigens: bald kommt endlich ihre Splitsingle mit den famosen Jet Said Ready (in den Genuss der dFd Stücke bin ich schon gekommen), also kaufen, kaufen, kaufen.
VadersThe Vaders kommen aus Ibbenbüren, der Heimatstadt der Donots. Auch heisst wohl einer der Herren Knollmann, wie Ingo, der Sänger der Donots. Nun, das hört man in den Grundzügen schon noch. Aber die Vaders waren im Rancid-Bootcamp. Das ist nicht zu überhören. Aber: Die Vaders sind schnell, aber nicht böse, laut, ohne gemein zu sein, schmutzig, ohne wirklich dreckig zu sein (stimmig, hm?). Es tut nicht weh. Es ist tanzbar, ok, aber nicht besonders intensiv. Aber auch nicht schlecht, nein, es ist nur... es bleibt nichts hängen. Kein Aha-Effekt (der Laut, nicht die Gruppe Aha, ja? Dass mir keine Missverständnisse entstehen...). Die sind in einem geschlossenen Raum wahrscheinlich besser. Energietechnisch kann man nämlich nicht meckern. Es folgen die Battledykes, The Renderings und die Rock’n’Roll Stormtroopers, von Ralf bereits oben besprochen.

Sa. 24.07.04 P.O.R.N.Cops, Dead on the Sofa, The Mokicks - Balingen, Jugendhaus (ca. 50 Zuschauer)
Die P.O.R.N.Cops aus Gaildorf (ein Tatsachenjoke, den zu betonen sie nicht müde werden) sind eine Dirty Rock'n'Roll-Kapelle mit Hardrock-Background, die es gerade wie Sand am Meer gibt. Sie konnten an diesem sehr schwülen Abend im Balinger Jugendhaus auch nicht wirklich überzeugen. Spielen können sie, ok, doch das reicht leider alleine nicht aus. Die Songs sind, wie soll ich sagen ... üblich, vorhersehbar und letztlich sogar noch nicht mal ganz stilsicher, was bei der Jump-like-the-Guano Apes-Einlage offensichtlich wurde. Die Band machte einen recht schnöseligen und unsympathischen Eindruck. Die Publikumsanpeitsche ging zwar in Ordnung, war mir aber dann auch wieder zu aufgesetzt und abgedroschen. Nichts Neues, nichts Bewegendes aus dem Hinterland. Gut aber nicht wirklich empfehlenswert.
Die Balinger Dead On The Sofa davor wussten schon eher zu überraschen. Etwas schüchtern stehen sie noch da, hinterlassen aber einen angenehmen Eindruck und versuchen nicht zu vertuschen, dass sie noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Die ersten, eher punkrockorientierten Songs gefielen mir ausserordentlich, im Laufe des Sets schlichen sich aber ein paar Längen ein. Ich denke, dass von Dead On The Sofa durchaus etwas zu erwarten ist, auch wenn sie ihren Weg gerade noch ein wenig suchen. Wenn ich's mir richtig gemerkt habe, war das soundso erst ihr dritter Auftritt. Dafür schonmal: Lob und weiter so.
Die Mokicks durften den Abend vor dem fast noch leeren Saal eröffnen. Wer sie kennt, weiss aber, dass ihnen das gar nichts ausmacht. Diese Jungs waren sicher schon im Kindergarten abgebrüht. Sie waren zwar etwas unkoordinierter wie sonst, dennoch braucht man sich um die Mokicks keine Sorgen zu machen. Diese Band steht auch noch am Anfang und besitzt dennoch einen beachtlichen Background, die ideale Mischung aus Frechheit und Bescheidenheit und eine überzeugende Stilsicherheit. Die wissen genau was sie tun, auch wenn das noch nicht jeder sieht. Hier steckt Potential, doch auch ihnen muss man natürlich noch ein wenig Zeit geben, um es völlig auszuschöpfen. Sie werden ihren Weg aber machen. The Mokicks rule!
(Ralf)
Abendschnitt
Mi. 16.06.04 Television - Heidelberg, Chop Suey Club (ca. 250 Zuschauer)
Ich hab mir mit Television ja immer sehr schwer getan und hätte anderen, weniger legendären Bands wohl kaum soviele Anläufe gegeben, um dann endlich doch Gefallen an ihren Platten zu finden.
Um eine Location zu finden, in der man live auftreten kann, fanden diese Jungs in den frühen 70ern den New Yorker Club CBGB's. Sie traten dann täglich hier auf und im Laufe der Zeit entwickelte sich eine lebhafte Szene mit weiteren Bands wie den New York Dolls, den Ramones und vielen anderen. Diese Szene um das CBGB's gilt heute als die Grundlage des "Punk", ein Begriff, der so, wie er heute angewendet wird, auch zuallererst hier als Titel eines Fanzines auftauchte.
Television entwuchs einer Künstler- und Poetenclique und hatte dementsprechend auch einen recht hohen Anspruch. Mit dem, was später Punk ausmachte, hat die Band eigentlich wenig zu tun, haben aber diese Entwicklung angestossen und waren ungeheuer einflussreich auf viele der späteren Bands des Genres.
Nach Richard Hells Rausschmiss/Ausstieg warben Television noch vor den Aufnahmen zu ihrer ersten Platte Fred Smith von Blondie als neuen Bassisten ab, traten von da an in der Besetzung Tom Verlaine (Gitarre, Gesang), Richard Lloyd (Gitarre), Fred Smith (Bass) und Bill Ficca (Drums) in Erscheinung und just jene Personen betraten hier die Bühne des Heidelberger Karlstorbahnhofs.
Beim Eintreffen war ich erstmal erleichtert, dass das Publikum nicht zur Gänze aus Mittvierzigern bestand, wie ich das zuletzt in München bei David Thomas erleben musste. Dennoch herrschte aber eine ähnlich bedrückende Atmosphäre, die vorallem von einer erfurchtsvollen Totenstille im Publikum geprägt war.
Die Band tat nichts, um das zu brechen, bzw. war nicht dazu in der Lage. Schweigend betraten sie die Bühne, schweigend verliessen sie sie wieder. Während des Sets standen sie stirnrunzelnd da und werkelten ununterbrochen an Instrument, Effekten und an den Verstärkern herum. Man beschwerte sich des Weiteren höflich über das Licht, das einem die Sicht auf die Saiten verblendete, über die Züge, die hinter dem Bahnhof vorbeifuhren und ein leichtes Störgeräusch in den Verstärkern hinterliessen und und und. Gestimmt wurde länger als gespielt und ausflippen war gänzlich verboten. Richard Lloyd liess sich während einem seiner Solos dazu hinreissen, etwas die Beine voreinander zu setzen und geriet einmal sogar leicht ins Taumeln, worauf Verlaine sich gleich eine abwertende Geste darüber zu Fred Smith leistete. Mein Gott, was für ein linkisch-elitäres Langweilertum. Als wäre alles nicht deprimierend genug gewesen.
Television wirken heute wie vier unglaublich vom Leben enttäuschte Männer. Steif, angeschüchtert, überperfektionistisch, wie eine absolut bühnenuntaugliche Proberaumband und ... Herrgott, ich bin der Letzte, der immer stylische Kleidung erwartet, aber zu den Klamotten zitiere ich hiermit meinen Begleiter Daniel: "Die könnten sich auch mal Hosen kaufen, die ihnen passen."
Smith bliess nach jedem Song, während er auf die Setliste blickte, die Backen auf, als würde er 1. entweder denken: "Ohmeingott, immer noch 4 Songs." oder 2. "Herrje, ich hätte mit Blondie berühmt werden können."
Verlaine wirkt hyperangespannt, konzentriert und unaufgeräumt innerhalb einer Sekunde, kratzt sich am Kopf und muss sich zum Singen zwingen. Die neuen Songs enthalten noch etwa 5-10 Prozent Gesangspassagen. Und wir zählten genau 4 Songs von den beiden Alben "Marquee Moon" und "Adventure".
Was gibt es nur alles für Geschichten um Television und die CBGBs-Szene. Irgendwie fand ich es sehr traurig, doch man kommt natürlich auch nicht umhin, mit ihnen zu sympathisieren, alles gutzureden was einem missfällt und sie liebevoll auszulachen. Und genau das haben wir getan.
Verlaine ist ein Kopfmensch. Television-Musik wirkt konstruiert und gequält. Das vielgelobte Zusammenspiel Verlaine/Lloyd mag ja bezeichnend und raffiniert ausgeklügelt sein, doch ich tue mir sehr schwer, einen Zugang dazu zu finden. Und diese deprimierende Stimmung, dieses Fehlen jeglicher Ausbrüche, wirkt sich in mir wie ein Stau aus. Man kriegt richtig Lust, mal mitten in der stillen Passage eines Song einen Schrei rauszulassen. Scheissdreck, man konnte manchmal sogar das Mitklopfen meiner Chucks auf dem Fussboden hören.
Das ist ja noch nicht mal Jazz. Jazz ist viel wilder.
(Ralf)
Sa. 05.06.04 Adam Green - Freiburg, Jazzhaus (ca. 350 Zuschauer), Fotos sind leider unanbietbar geworden.
Adam Green ist ein Sänger und Songwriter aus New York, der im Stile eines, etwas aus der Art schlagenden, Entertainers merkwürdig schrullige, liebevoll versponnene und durchweg ruhige und schöne Kleinoden vorträgt, die vorallem Liebhabern der Indie- bzw. Alternative-Szene gefallen.
Die musikalischen Querverweise, die mir alle einfallen, ergeben eine geradezu empirische Liste. Tatsache ist, dass Green eine der beiden Hälften der Moldy Peaches ist und die Vermutung liegt nahe, dass er nicht allzu weit von der aktuellen New Yorker Songwriter/Punk-Szene entfernt scheint, denn auch optisch würde er zwischen Ryan Adams (ist es nur Zufall, dass er sich an diesem Abend selbst so vorstellt) und Jesse Malin nicht weiter auffallen.
In meinen mutigsten Visionen schwang ich aber gar einen Bogen über Syd Barrett, Robyn Hitchcock, TV Personalities und der englischen C86-Szene der frühen 80er bis zu spinnerten Neuseeländern wie Ruths Refrigerator oder den Deep Freeze Mice. Nichts davon trifft's aber wirklich auf den Punkt und das spricht für Greens starkes Profil.
Auf Fotos wirkt Green einerseits wie einer jener Nerds, der diesen ernsten aber nicht ernstzunehmenden und irgendwie hundetraurigen Blick aufsetzt, die Ärmel über die Hände hängen und die Fussspitzen leicht nach innen geneigt hat. Anderseits gibt er live den Entertainer, mit Anzug und offenem Hemd, das Mikro ganz hinten fassend. Und darin wirkt er genauso (absichtlich?) unbeholfen wie souverän. Man könnte es auch charmant nennen.
Das Jazzhaus war sehr gut gefüllt mit einem Publikum, das keine Grenzen zog. Alter, musikalisches Glaubensbekenntnis, Geschlecht, alles kein Thema. Adam Green vereint die Massen mit der Botschaft des Guten. Ich denke, dass er bald noch vielen Menschen mehr gefallen wird.
Die vierköpfige Begleitband (Akkustikgitarre, Bass, E-Piano und Drums) hielt sich bescheiden zurück und liess dem guten Mann Raum um sich in Szene zu setzen und seine angenehme Stimme in den Saal zu stellen. So brachte er ein weites Spektrum seiner Hits wie "No Legs", "Jessica Simpson" und "Friends of Mine" und coverte "Kokomo" (Beach Boys) in einer herrlich depressiven Version.
Nichts desto trotz wurden Onkel Fyres Beine nach einer halben Stunde etwas schwer. Ein deutliches Zeichen, dass ihn das alles nicht allzu bedingungslos fesselt. Von da an konnte man ihn an der Bar lehnen sehen, doch seine Begleiter waren restlos begeistert. Hey, Adam Green ist ok. Hab ich irgendwas gesagt?
(Ralf)
Mo. 31.05.04

David Thomas & Two Pale Boys - München, Muffathalle (ca. 150 Zuschauer)
"I'm not trying to act weird. It just comes over me." Der dicke Mann und das Meer auf seinem Hemd. Seinen Aussagen in "dem einzigen persönlichen Song, den er je geschrieben hat" zufolge, war er einst mal ein schöner Jüngling. Dem ist heute nicht mehr so. Mir gefällt er so gross und dick und uneitel aber auch sehr gut. Auch sein ausgeprägt selbstironischer und destruktiver Charakter hat was, das mich ihn gerne drücken lassen würde. Da merkt man, dass der Schalk ihm immer noch im Nacken sitzt.
David Thomas fing in den frühen 70er Jahren mit seiner Band "Rocket From The Tombs" an, den Leuten mit ungewöhnlich rauhen und unkonventionellen Tönen auf die Nerven zu gehen. So schrieb er bspw. die Punk-Hymne "Sonic Reducer", die später von zwei seiner Rockets-Kollegen mit den "Dead Boys" bekannt wurde, führte über mehrere Jahrzehnte die allseits bekannte Band "Pere Ubu" an und gefällt sich heute noch in der Rolle des Spitzbuben, wenn er bei diesem Soloprojekt mit den Pale Boys mit seinem Melodeon publikumzusammenzuckenlassende R�ckkopplungen an Stellen einstreut, wo sie ganz bestimmt nicht hingehören, einfach so, nur aus der Laune des Augenblicks heraus. So winkt er seinen Mitmusikern auch ständig zu, die Parts weiter auszudehnen, wenn er einfach mal vier Takte länger brauchen möchte, um sich für die letzte Strophe eines Songs einzustimmen oder wenn er gerne noch eine Minute länger auf seinem Stuhl sitzen bleibt um am Bier zu nuckeln und die Situation zu geniessen.
Die Band schritt andächtig durch ein etwa 75minütiges Set, das zum grossen Teil aus Titeln der aktuellen Platte "18 Monkeys on a Dead Man's Chest" bestand und so hingebungsvoll und leise vorgetragen wurde, dass die Bedienungen an der Bar versuchten vorsichtiger mit den Gläsern zu scheppern, um die Musiker nicht aus dem Takt zu bringen.
Thomas, ein Querkopf wie es keinen ärgeren geben kann, wedelte so gut es ging mit den Armen und dem Kopf umher, gefiel sich in schnoddrigen Ansagen und das gefiel auch dem Publikum, das mich persönlich allerdings in lähmenden Schrecken versetzte. Hatte ich bereits damit gerechnet, nicht nur Kids anzutreffen und unter Umständen auch ein vom Jazz kommendes Publikum, so fand ich's am Ende ganz lustig, dass ich meine Haare seit Wochen nicht gefärbt hatte und mich somit diesmal auch optisch in den Kreis der meinen einfügte. Ich sah nur Leute mit Halbglatze und Brille und den unbeschreibbaren Klamotten 45jähriger, die auf 37 machen. Man merkte förmlich, wie unwohl sich ein Teil der Anwesenschaft in den Klamotten fühlte, die es extra für diesen Event wieder aus dem muffigen Hinterstübchen des Kleiderschrankes herausgezogen hatte. Die Lederjacken kniffen unter den Achselhöhlen und die Cowboystiefel piekten am mokassingewöhnten Fuss.
Die Dankbarkeit, sowas nochmal erleben zu dürfen, stand wie ein erstickender Smog im Raum und machte sich in unerhörten Jubelstürmen zwischen den Songs Luft. So begeistert kann nur ein Mensch sein, der wie der Simpsons-Opa am kleinsten Event eine verzweifelte Freude hat.
Das Konzert fand im Cafe der Halle statt und wir kamen genau zu dem Zeitpunkt an, als Thomas seinen Schlachterkörper, bewehrt mit einer roten Plastikschürze, die er sich wohl umgebunden hatte, um das kleine Melodeon nicht in seinem Brustschweiss zu ersäufen, auf die Bühne wuchtete. Wir tappten zunächst mal auf Zehenspitzen zur Bar und trauten uns in der staunenden Stille kaum mit den Zähnen zu klappern. Aus dieser Unwohlatmosphäre heraus wagte ich es anschliessend kaum noch, mich zwischen den Leuten hindurchzumogeln und verbrachte die längste Zeit des Konzerts an einem Halsverbiegerplatz zwischen der Bar und einer der vielen blickversperrenden Säulen, den mir zudem eine dumme Gans mit Haaren aus Drahtwolle streitig zu machen versuchte. Dass sie ihren Mantel, den sie über dem Arm trug, gegen meine Zigarette drückte, dafür konnte ich ja wohl wirklich nichts, doch ihre Hexenzotteln hätten bestimmt gebrannt wie trockenes Reisig.
(Ralf)

Sa. 22.05.04 Springcore2 - Isingen, Turnhalle (ca. 500 Zuschauer)
mit Normahl, The Renderings, Mom's Day, The Mokicks
"Auf unserer Landkarte mussten wir lange nach Isingen suchen", meinte der Sänger Lars Besa der Headliner "NoRMAhl" und was für die 4 Stuttgarter Neuland war ist in der Szene weit über den Kreis hinaus längst ein Begriff. Isingen war zum zweiten mal Gastgeber des "Spring Core" Festivals. Vier Bands waren für Freitag Abend geladen und versprachen einen musikalischen Streifzug durch die Geschichte des Punk.
Weniger ist mehr, dachten sich die "Mokicks" aus Balingen und verzichteten gleich ganz auf Hosen und Shirts. Unterhose musste an diesem Abend ausreichen. Auch Musikalisch gab es einige Überaschungen, war der Sound doch erstaunlich solide und der enge Fankreis der Band war trotz der letzten zu geniesenden Sonnenstrahlen am Bierwagen vor der Halle zahlreich anwesend. Die Mokicks und deren Fans sind etwas besonderes, sie bilden eine feste Einheit, zusammensein und Party stehen vor der Musik, genau das ist ihre Philosophie und die passte am Freitag genau für die Aufgabe des Openers.
Mom´s Day stand als nächstes auf der Liste. Die vier Albstädter haben die letzen Jahre eine große Fangemeinde aufgebaut, welche sich alle samt beim Spring Core traff. Lustiger, rotziger Punk wie er von amerikanischen Südstaaten Bands bekannt ist, zum Mitgröhlen und Party machen. Mom´s Day ist eine Live Band durch und durch und zieht die Pogotänzer magnetisch an. Vor der Bühne wilder Pogo, in den hinteren Reihen aufmerksammes Zuhören der sich langsam einfindenen älteren Gäste. Genialer Auftritt!
Nach kurzer Umbaupause waren "The Renderings" ready for Take-Off. Die Mössinger rockten sich den Dreck aus den Fingernägeln, sie wissen wie es klingen muss und ihre Songs sind erste Liga. Die Halle war nun fast voll und vor der Bühne wurde es immer wilder. Im Gepäck waren einige neue Songs die einmal mehr die Genialität dieser Band bestätigten. Geschickt eingebaute Cover und gute Bühnenshow rundeten den gelungenen Auftritt ab und heizten das Publikum für das große Finale vor. Von dieser Band werden wir noch viel hören, warten wir ab was das neue Album bringen wird.
Warten war auch für die inzwischen bis in die letzen Ecken gefüllte Halle angesagt. Gespannt waren die Blicke Richtung Bühne, der Biervorat wurde noch einmal aufgestockt und es war Showtime für "NoRMAhl". Der Beginn eines Musikalischen Feuerwerks, wovon die Isinger noch ihren Enkeln erzählen werden. Die deutschen Texte der Stuttgarter berichten von über 20 Jahren Punkgeschichte in Deutschland, doch ohne jeden Anschein von Müdigkeit. Politik, Staat, Polizei und wahre Definitionen von Punk finden sich in den Ansagen und den Texten wieder, alles regt zum Nachdenken an und heizte die Menge bis zum Überkochen an. Diese Jungs sind ihrer Linie treu geblieben, auch wenn sie die Väter vieler Anwesender sein könnten. Einfach und direkt in den Gehörgang. Die Fans, eine interessante Mischung aus „Urpunks“ und neuen Fans, tanzte und feierte gemeinsam den genialen Auftritt, der alles andere als „NoRMAhl“ war. Die ersten Tropfen kamen von der Hallendecke und die letzten Zugaben erschallten aus den Boxen. Der Drummer zeigte noch sein nacktes Hinterteil und wenig später war es dann auch schon geschehen.
Isingen hat Punkgeschichte geschrieben und die Veranstalter und das Team von
zak-konzerte.de, Patrick Ruoff und Alexander Fux, haben einmal mehr ganze Arbeit geleistet und das Risiko auf sich genommen, solch einen Abend zu organisieren. Großes Lob von allen Seiten und bereits erste Fragen, nach dem Spring Core 3. Punk´s not dead!
Weitere Bilder unter bl-bilder.de.
(Andreas Kodweiss, bl-bilder.de für Kickin-Ass)
Sa. 08.05.04

10. Vollmondfestival Uedelhoven (Eifel)
mit No Opinion, Dayforday, ZSK, Not Available und The More I See - Uedelhoven (Eifel):
Zum 10. Vollmondfestival haben sich die Macher, der Antifaein, nicht lumpen lassen, und das Best Off der letzten 5 Jahre auf die Bühne geholt. Freitag war ich leider noch nicht in der Eifel und kann deshalb hierüber nichts schreiben. Mir wurde aber geflüstert, dass der Abend unvergesslich gut gewesen sei!

No Opinion begannen den Abend. Ich hab noch nie zuvor von Ihnen gehört, aber das was die Garmischer dort ablieferten war gewaltig! Der Punkrock direkt aus der Hölle (wie Sie es selbst bezeichnen) ist melodiös, nicht zu schnell, spassfördernd und extrem partytauglich. Das macht mir langsam etwas Angst. Hab ich in letzter Zeit doch sehr viele gute Punkbands aus Bayern kennengelernt.
No Opinion ist auf jedenfall eine wuchtige Punkband, die extrem hörenswert ist.

Zweite Band des Abends war dayFORday. Über die kann ich wegen Befangenheit nichts schreiben…

ZSK aus Berlin! Skatepunks?! So lautet zumindest die Internetadresse. Diese Band hat aber herzlich wenig mit Ami-Skate-Punk zu tun. Pack die Jungs eher in die intelligent-politische Richtung mit teilweisen deutschen, teilweisen englischen Texten! ZSK haben auf jedenfall mehr mitzuteilen als nur irgendwelche Lovesongs. Leider sind die Jungs etwas ins Parolen-Gedresche abgedriftet.

The More I See! Hammer! Die Jungs um Gizz Butt (der Tourklampfer von Prodigy) zersägten die Bühne von Beginn an! Der Sound der Band hat erfreulich wenig mit Elekto zu tun, stattdessen wird schweisstriefender, gitarrenlastiger EmoCorePunkRock geliefert.
Wer die Jungs von Platte kennt, der sollte sich live überzeugen. Was hier geboten wird hat Hand, Fuss und Eier. Ausserdem vertragen die Engländer jede Menge Jägermeister und sind verdammt umgänglich. Alleine diese Band hat das Vollmondfestival zu einem der besten Festivals gemacht!

Zum Schluß kamen dann Not Available. Die frühen Helden des deutschen Skatepunks. Leider sind Sie eben genau das. Nichts Neues bei den Schwaben. Stilistisch liegen die Jungs immer noch auf der selben Schiene wie schon 1996! 1996 hätten sie mir echt gefallen, doch leider muss ich sagen: Die Tage sind vorbei! Deshalb will hierzu auch nicht viel mehr schreiben, denn das Jägermeistertrinken mit The More I See war spassiger!
(Sascha Wietstock)

Di. 06.04.04 Chung, Gascoine - Stuttgart, Schocken (ca. 70 Zuschauer)
Gascoine sind eine Stuttgarter Band und spielen Undergroundrock, der aus Streifschusswunden von Kugeln blutet, auf denen Punk- und Stoner-Rock steht. Sie brummeln sehr, da Bass und Gitarre beide ziemlich tief und breiig klingen. Der Sänger setzt mit gutem Aussehen und Gesang die Akzente, verfällt zeitweise aber in zeitgemässe Alternative-Gefilde. Da muss irgendwo noch ein Eddy Vedder in seiner Vergangenheit schlummern.
Die Band ist insgesamt recht interessant, tut nach ner halben Stunde aber nicht mehr wirklich brennen. Die Songs und der Sound verpuffen. Dennoch sehe ich einen sehr guten Ansatz. Vielleicht brauchen sie ja einfach noch ein bisschen Zeit, um ihre Stärken zu bündeln.

Für die ehemaligen Mitglieder von Party Diktator und den Moorat Fingers (beide, wie Chung, aus Bremen) versteht es sich von selbst, ihre Musik immer wieder an die Limits zu pushen und auch immer wieder neue Wege zu suchen. Das alleine macht sie schon zu einer Oase in diesem endlosen eintönigen Nichts, das sich aktuelle Popmusik nennt. So schleichen sich in den, bereits von den Vorgängerbands gewohnten, aggressiv-harten Noise-Rock (der nach Albini geboren wurde, aber sehr direkt und aus dem Bauch heraus kommt, woran man die Punk-Verbundenheit von Chung erkennt) immer wieder Harmonien ein, die man eher aus dem punkigen End-Siebziger-Wave kennt und die dann auch noch deutlich von einem Mono-Synthesizer unterstützt werden.
Die Band ist total kompakt. Gitarre, Bass und Synth sorgen für einen dichten Sound, der vom Drummer unerbittlich brutal angepeitscht wird und der Gesang hackt sich mit kurzen, fies gepressten Stakkatos dazwischen. Musik die packt und das Gefühl vermittelt, auf eine Rasierklinge zu beissen. Chung, hier passiert was.
Die wären doch was für's Southside-Festival! Wie gerne würde ich mitansehen, wie den sonnenverbrannten und angekifften Festival-Peoples das dämliche Grinsen in der Fresse einfriert. Da würde es sich dann auch wirklich lohnen, wenn Chung Rasierklingen oder nach Wahl auch noch gefährlicheres Spielzeug in ihr Merchandise-Repertoire aufnehmen würden, damit sich das Festival-Volk gleich in Scharen eliminieren würde. Hm, kommt in die Liste der "Ideen für ein besseres Leben", die ich hiermit anfangen werde.
(Ralf)
Mi. 31.03.04 The Little Killers - Stuttgart, Club Hi (ca. 150 Zuschauer)
Es fällt mir ein wenig schwer, die Begeisterung für die Little Killers zu verstehen. Klar, eigentlich hat das unsereins zu gefallen. Die machen coolen kantigen Rock'n'Roll, haben die Roots die man schätzt, klingen sehr roh und vermitteln ein wenig das Gefühl der frühen Crypt-Bands. Dennoch vermisse ich die Qualitäten im Songwriting. Irgendwie nödelt ein Song nach dem anderen vor sich hin und es passiert eigentlich gar nichts.
Auch das Auftreten der Band reisst mich nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Sie sehen zwar ganz cool und sympathisch aus, es kommt aber nichts rüber. Nichts. Ich wippe zwar mit, mein Blutdruck jedoch verweilt im Normalzustand.
Ich vermisse in jeder Hinsicht die Leidenschaft, diesen einen tödlichen Akkordwechsel, der Dich packt, diesen Blick in den Augen eines Musikers, der Dich in die Knie zwingt, weil Du spürst, mit welcher Hingabe er Dir sein Herz vor die Füsse wirft. Mir fehlt die unbedingte Überzeugung, die eine gute Band von sich selbst hat. Es gibt auch viele unsichere Musiker, die eher introvertiert sind und gar nicht gerne ins Rampenlicht gehen. Die geben auf der Bühne oft auch ne komische Figur ab. Aber man spürt einfach ihre Energie, ihre Triebfeder. Die Körpersprache von Menschen, die etwas vermitteln wollen oder müssen.
Bei den Little Killers spürte ich leider sehr wenig davon. Sorry.
Ich hab natürlich auch die Platte vorher nicht gehört. Und ich stand an einem sehr ungünstigen Ort (neben der Bühne, hinter der Gesangsanlage), um nen guten Eindruck vom Sound zu bekommen. Die Videoausschnitte von Liveauftritten, die ich zuvor im Internet gesehen hatte, haben mich aber genauso wenig gepackt.
(Ralf)
Sa. 27.03.04 Trend, Teenpunk - Karlsruhe, Schlachhof (ca. 200 Zuschauer)
Der als Teenpunk angekündigte Support entpuppte sich als Coverband, die von Billy Idol bis Black Sabbath alles drauf hatte. Mich interessiert sowas weniger. Alleine D7 von den Wipers liess mich kurz aufhorchen (God bless Greg Sage für immer und ewig, egal wer oder was Gott ist. Wenn ich den Namen Greg Sage höre, wird mir sowieso immer ganz komisch ums Herz, so sehr prägnierten sich das wehmütige Klagen der Stimme dieses Mannes und seine seelenverlorenen Gitarrenriffs in mein Nervensystem. Ich werde sicher niemals den Augenblick vergessen, als ich das erste Mal "Land of the Lost" in einem verwahrlosten, schon längst wieder verrammelten Plattenladen in Stuttgart hörte. Das war 1986. Wenige Tage später besass ich alle bisherigen Alben der Wipers inklusive der 1985 erschienenen ersten Solo-LP Sages "Straight Ahead". Etwa einen Monat später drangsalierte mich der Gedanke, ein Tribute-Greg-Sage-Konzert zu geben. Ich hatte die Idee, die komplette Straight Ahead, alleine, nur mit einer Wand aus Gitarrenverstärkern - womit ich wettmachen wollte, was an Können und dem restlichen Instrumentarium, fehlte - live aufzuführen. Da mir natürlich klar war, dass das niemanden ausser mich selbst interessieren würde, verwarf ich diesen Gedanken eine Minute nach seiner Entstehung, doch auch heute noch kann ich jedes Wort dieses Albums auswendig. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!). Weil viele Bekannte da waren, mit denen man erstmal etwas Plauschen wollte, sah ich es aber nicht ein, schon einen Fuss in den Konzertsaal zu setzen.
Dann Trend! Heiss erwartet und die Erwartungen fast erfüllend. Deutsche Texte sind ja immer eine ganz schwierige Sache. Trend gehen das, ähnlich wie ich es von den frühen L'Age D'Or-Bands kenne, mit positiver Zerstörungswut an: Die deutsche Sprache wird dabei in Stücke gehauen und dann in die angloamerikanische Songstruktur eingepasst. Dabei entstehen Satzgebilde und Wortfetzen, die Sinn machen oder nicht, jedenfalls gleichermassen goutierbar sind wie sie es auch nicht sind (Entschuldigung, ich bin Autodidakt) und somit anregen, gefallen, in Denkschemen, in Gefühlsmuster passen oder nicht passen, so wie es eben jedem einzigartig gewebten Gehirnstrickmuster einer jeden Menschenkreatur genehm ist - oder nicht. Ich höre besonders die Kolossale Jugend, da ich finde, dass auch das minimale Gitarrengequäle ähnlich ist.
Trend sind vormodern. Sie sind der Trend, denn sie beleben jetzt eine Musik der ganz frühen 80er neu, die man bislang als viel zu abwegig und uncool zum Wiederauflebenlassen angesehen hätte. Ich denke dabei bspw. an Fehlfarben. Dazu streuen die Pfälzer Jungs, die man aus Bands wie den Crime Kaisers, A-Teens oder Scud kennt, mit verschachtelten, aber dennoch immer treibenden Rhythmen und Bassfiguren ein ordentlich Gros an albinischer Noiserock-Tradition mit rein, was einem, gemeinsam mit dem (zumindest auf Platte) vorzüglich effektierten Gesang ein fast schon apokalyptisches, gehetztes Klangbild vor den Latz knallt.
Hierbei der einzige Livekritikpunkt: Was die Band während der Songs an Intensität aufbaute, wurde durch die belustigenden Ansagen des Sängers immer sofort wieder aufgehoben.
Ansonsten machen Trend Dampf und Laune, verlangen Umdenken von unseren Hörnerven und das ist frisch, belebend und einfach gut. Demnächst auch in Deinem Clubhaus!
(Ralf)
Sa. 27.03.04 Sumpfpäpste, Funkenstein, Anspruchsvoll, Mokicks - Balingen, Jugendhaus
Zak-Konzerte strikes again. Und das nicht zu knapp. Geladen waren Reutlingens Punkrockurgestein, die Sumpfpäpste, Funkenstein und Anspruchsvoll aus Harthausen und Ebingen und zu guter Letzt die Mokicks, weil sie darum gebettelt haben.
Die Mokicks begannen Punkt 20 Uhr und spielten bis 20:12 Uhr Es waren fünf Songs, davon drei brandneue. Ja, und da ich mich nicht selber besprechen will und kann war's das auch schon.
Dann waren Anspruchsvoll an der Reihe, die ihren zweiten Auftritt in ihrer noch kurzen Karriere bestritten. Nun, eigentlich beherrscht nur einer der zwei Gitarristen sein Handwerk einigermassen. Der Rest der Band nicht. Das ergibt eine ziemlich gewöhnungsbedürftige Mischung aus Street- und Oi!Punk. Ziemlich kaputt, deswegen will ich sie auch nicht in eine Bewertung reindrängen. Vielleicht wird das ja noch mit den instrumentalen Fähigkeiten. Irgendwann. Sind aber sehr nette Jungs.
Dann die von mir heiß erwarteten Funkenstein. Mir wurde ja von allen Seiten erzählt, wie gut sie wären und ja, von der ersten Sekunde bliesen sie mich schon sprichwörtlich um. Dermaßen brutal gute Skamusik, manchmal in Verbindung mit Alternative/Indierock, dass mein Herz schon zweimal schneller schlagen liess.
Wunderschöne Trompetenmelodien, geile Gitarrenhooks und ein groovender, warmer Bass. Vor allem verwundert einen, dass Schlagzeuger und Bassist (der ist, Gerüchten zufolge erst 13!) blutjung sind. Aber tight, professionell und sympathisch (woher zum Teufel können die das schon so gut?). Am meisten hat mich wohl der Song "No Ska" beeindruckt. Da können die Beine nicht anders als sich zu bewegen. Das ist das Gegenteil von Kopfmusik. Die haben noch einiges vor sich.

Wenn die Sumpfpäpste in die Stadt kommen ist das so, als wenn man einen guten Freund nach 10 Jahren wiedersieht. Man setzt sich zusammen und schon nach wenigen Minuten ist das Eis gebrochen. So auch dieses Mal. Die Päpste betreten die Bühne und nach einer Minute schon wird das Haus zum Beben gebracht. Da wird gesungen, gelacht, getrunken und sich wohl gefühlt. Das Zusammenspiel der Band ist unglaublich. Und sowieso Wolfgang, der Sänger. Agil, nie stillhaltend, mit absolut charakteristischer Stimme und Bühnenacting.
Und Schneller, der Gitarrist: Den guten Mann erkennt man in jeder seiner Bands, seien es nun die Päpste oder die Swellings. Ich könnte hier noch stundenlang weiterschwärmen. Von Songs wie "So oder So", "Bananas", "Vertrau mir", die Reutlinger Stadionhymne "SSV 05" usw, usw, usw. Als dann das offizielle Programm abgeschlossen war, verlangten die Fans lautstark nach Zugaben. Die bekamen wir. Zuerst noch mal "Bananas". Dann machte ich den "Fehler", nach Rock'n'Roll zu schreien. Sogleich bekamen wir "Suspicious Minds" und noch zwei andere Cover um die Ohren geschlagen. Als das dann erledigt war, erzählte mir Patty, dass sie auch "Theo, spann den Wagen an" drauf hätten. Und tatsächlich, irgendwann haben sie den auch mal (im Suff) aufgenommen. Da der Drummer nun das Weite suchte, schwang sich Wolfgang kurzerhand hinter's Schlagzeug, Schneller legte sich noch das Riff zurecht und ich übernahm das Mikro (was bin ich eigentlich für ne bühnengeile Sau??) Das war dann der Abschluss eines richtig, richtig schönen Abends. Hell yeah.

Fazit: Wir haben einiges gelernt heute Abend. Nämlich, dass die Rolling Stones....äääh, nein, die Beatles....ne, The Who den Punkrock erfunden haben. Danke an die weisen Männer von den Sumpfpäpsten. Und so lange es neue Bands wie Funkenstein bei uns im Kreis gibt, ist alles nicht so schlimm. Und woher zum Teufel kann ich den Text zu "Theo, spann den Wagen an"? Irgendwie beängstigend.
(Martin Weise)
Do. 11.03.04 Einstürzende Neubauten - Stuttgart, Theaterhaus (ca. 1000 Zuschauer)
Zunächst machten wir noch Witze darüber, ob das Konzert wohl bestuhlt sei, wohlwissend, dass dem noch nicht so sein wird. Hinterher wären wir darüber fast froh gewesen.
Wenn Du 2004 in ein Neubauten-Konzert gehst, sollte dir klar sein, dass die Ausgelassenheit einer Brauereigaststätte hier nicht angebracht ist. Ich fühlte mich zwar komisch dabei, dennoch hatte ich so viel Lust wie noch nie, endlich mal "Pscht, Ruhe!" zu zischeln, wie in der Oper.
Letztlich ist es doch so: Alles dorthin, wo es hingehört und zwar mit dem nötigen Feingefühl aus Anstand, Höflichkeit und Respekt. Ich persönlich zolle den Einstürzenden Neubauten und der interessierten Hörerschaft auf alle Fälle soviel Respekt, dass ich in den leisesten, intensivsten und zerbrechlichsten Momenten ihrer Lieder (dann, wenn man das Baumwolltaschentuch des Ich-steh-auch-auf-Reggae-Zottels in der allerletzten Reihe, durch das Loch in der Tasche seiner ausgeleierten Breitkordhose am Bein entlang herunter poltern hören kann, dann, wenn man das Knarren der Falten in der noch nach der letzten Reinigung riechenden Kunstlederjacke des Germanistikwissenschaftlers und Jazzliebhabers hört, der in seiner vielen Freizeit, die er sich wegen seines gutbetuchten Elternhauses leisten kann, gerne seine gutgekämmten Arzttöchterfreundinnen mit Zitaten aus Heiner Müllers Hamletmaschine zu betören versucht, dann, wenn man die trocknende Puderquaste aus dem Loch der Gesichtshaut einer Ex-Gruftie-Tussi brökeln hört, in dem vor dem Frühstück noch ein widerlicher Pickel sein Dasein fristete, dann, wenn man den stockenden Atem eines Ralph on Fyres und das Erkalten seiner Augenflüssigkeit hören kann, weil er wegen seines gebannten Blickes vergisst zu blinzeln) mein Desinteresse nicht mit lautem, belanglosem Labern bekunde oder einfach irgendwas dazwischenbrülle, um die gespannte Atmosphäre mit Gewalt zu zerschlagen.
OK, Blixa Bargelds Art sich über sowas zu mokieren, kommt natürlich schon sehr kinskihaft narzisstisch rüber, die pikierte Reaktion auf den gestörten Monolog des Künstlers, doch letztlich verstehe ich das auch, denn sie wollen doch auch nur dass man ihnen zuhört und es waren ja wohl auch noch genügend Leute da, die, wie wir, daran interessiert waren, die brennendsten Momente auch in vollen Zügen geniessen zu können.
Selbst "Fütter mein Ego"-Rufe blieben nicht aus und auch daran störte sich der ehemalige Endzeitbarde, doch auch hier finde ich zurecht, denn mit der Verfeinerung ihrer Krachorgien bis hin zum flüsternden Knistern einer Alufolie, begann die Band mittlerweile schon vor etlichen Jahren. Intellektuell-künstlerisch waren sie ausserdem schon immer. Wer meint, dass die Band versucht mit jedem neuen Lied, immer wieder ein zwanzig Jahre altes Muster nach den Wünschen des Publikums zu erfüllen, der hat nichts verstanden.
Die Neubauten eilten ihren "Fütter mein Ego"-Un-Fans einfach mit ihrer Innovation davon, haben sich auch durch schlechte Zeiten gefressen, Phasen der Inspirationslosigkeit durchlebt, seit einigen Jahren aber wieder zu ganz grossen Taten und Worten gefunden, was auch in diesem Konzert sehr sehr deutlich bewiesen wurde.
Fast zweieinhalb Stunden liessen mich zwar ein paarmal gähnen, insbesondere zu Anfang, als ich mich noch nicht richtig eingestimmt hatte. Doch dann war es ein absolut lohnendes Ereignis, ohne Wenn und Aber.
Da die Neubauten regelmässig von ihren Plattenfirmen abgezockt wurden, versuchen sie nun auch, in bislang von niemandem ausgelebter Konsequenz, ihre Aufnahmen nur noch im Internet zu veröffentlichen. D.h., Du registrierst Dich auf neubauten.org, zahlst einen gewissen Betrag und kommst dann in den Genuss einer CD/DVD, deren Erschaffung Du im Internet sogar per Online-Broadcast (Brotkasten, wie die Band selbst so gerne witzelt). Für mich als Vinylliebhaber ist das zwar ein Schock und ich möchte mir nicht ausdenken, was geschehen würde, wenn jede Band dies anstreben würde, doch bei den augenblicklichen Verhältnissen in der Musikindustrie, halte ich auch diesen Schritt zumindest für nachvollziehbar.
Nein, die Neubauten möchte ich nicht in ein Bewertungsschema drängen.
(Ralf)
Sa. 31.01.04 Hellmute, Hicktown Heroes, Daytrip - Reutlingen, Zelle (ca. 150 Zuschauer):
Ein lustiger Abend mit unseren Freunden aus der Schweiz. Ich habe schon soviel hierüber geschrieben, deswegen belassen wir das hier mal ganz bei den Fotos und der Info, dass der Sound, wie immer in der Zelle, wiedermal Blast-Off war und man den Bands immer wieder anmerkt, wie gut sie sich fühlen, wenn sie sich so anhören, wie sie es sich selbst vorstellen.
Foto links: Michel und Ingo von den Hicktown Heroes. Fotos unten von links nach rechts: Maze und Lothar von den Hicktown Heroes, Kudi von Hellmute, Schwe und Pidi von Hellmute.
(Ralf)
Fr. 30.01.04 Rockstar Pussy, Hellmute, Hicktown Heroes, Stereo Satanics (Foto) - Balingen, WOM (ca. 200 Zuschauer)
Ja ja, das WOM. Auf der einen Seite Hip-Hop Parties, auf der anderen Seite Hard’n’Heavy Nacht jeden Freitag. Ich für meinen Teil werde das WOM nie mögen und das hat auch die RNRR nicht geändert. Nichtsdestotrotz war ich sehr gespannt auf den Abend, denn drei der großartigsten Bands des Zollernalbkreises gaben sich heute Abend auf der Bühne (die wieder mal keine war) die symbolische Klinke in die Hand.
Wir befürchteten schon, mal wieder zu spät zu kommen, aber glücklicherweise war das nicht der Fall. Dann betraten die Satanics die Bühne.

Stereo Satanics
Was hatte der Ralf im Vorfeld gemosert, wie er eigentlich keine Lust auf diesen Gig hätte, blöde Location etc. Nun, wir (das Publikum) haben alles versucht, um ihm Bock zu machen. Und wir haben es geschafft. Die Satanics legten einen der unglaublichsten Auftritte hin, den ich je bei ihnen gesehen habe. Der Sound war bösartig dreckig, laut und roh wie kaum zuvor, was der Musik der Satanics so richtig gerecht wurde. Und die Jungs hatten Spaß, das sah man ihnen richtig an. Der Pogo war gnadenlos und mehr als einmal stolperten eine Handvoll Tanzender zwischen die Musikanten und rissen alles mit: Mikrophone, Bass- und Gitarrenverzerrer und manchmal auch die Musikanten selber, besonders wenn sie sich selbst todesmutig mit ihren Instrumenten in den Pogo stürzten. Es war noch nicht mal ganz 11 Uhr, aber der "Boss Hoss Saloon" (was für ein bescheuerter Name...) tobte. Und die Satanics gaben alles, alle ihre fröhlichen Mitsinghits, z.B „She never said no“ oder „Burn out“, dazu ein feines Dictators-Cover und als Zugabe „Euphoria“. Und am Schluss war ich, das Publikum und sogar der Ralf zufrieden.

Hicktown Heroes
Die einzigsten Albstädter (meines Wissens nach), die die Fahne des guten, alten Hardrock hochhalten, waren als nächstes an der Reihe und erklärten Balingen zur "Rock’n’Roll City". Soundmäßig klarer und differenzierter (wenn man das an diesem Abend überhaupt sagen konne), legten sie mächtig groovend los. Manchmal war mir während des Sets so, als würde mir Wüstenwind um die Nase flattern, immer dann, wenn sie mich an die guten alten Kyuss erinnerten. Dann wieder eher ein dreckiger Punkklopfer, um im nächsten Lied schon wieder die Hardrocksau rauszulassen. Der Bassist gibt wohl Poserunterricht an der Volkshochschule (das ist nicht mal böse gemeint!), denn er ist ein Meister seines Fachs. Einzig der Sänger, und ich reihe mich da leider ins mir bekannte sonstige Pressekredo ein, einzig er mag nicht so richtig ins Bild passen, auch stimmlich ist es für diese Band nicht das Gelbe vom Ei. Aber dennoch war es ein schöner Auftritt.

Hellmute
Wenn man mal ernsthaft nachdenkt, wie viele Bands kenn man aus der Schweiz? Na? Na? Ok, gut, Chavez. Nein, DJ Bobo gilt nicht. Mehr fällt mir im Moment auch nicht ein. Hellmute kommen aus der Schweiz und sie sind gekommen, um zu rocken. Im Vorfeld hab ich schon einiges von ihnen gehört, ihre Homepage ist ziemlich gelungen und gab schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was kommen würde. Die Symbiose aus Metal und Punk. Und wer da jetzt an Motörhead denkt, liegt, rein von der Philosophie her betrachtet, gar nicht so falsch. Es kickt, ist laut, manchmal Punk, aber immer überwiegt der Metal. Der Gittarist spielte barfuss (mutig im Anbetracht der stolpernden Masse vor der Bühne) und der Bassist/Frontmann der auf drei Leute geschrumpften Band rannte immer wieder ins Pogo. Das mochte die Technik irgendwann nicht mehr leiden und streikte mehr als einmal. Das war verdammt schade, denn das beeinträchtigte die Performance doch nicht unerheblich. Nach dem Gig steckte mir ein Bandmitglied, dass das der „schlechteste Gig seit Jahren“ gewesen sei (wenn ich das in meinem schon immensen Alkoholkonsum nicht falsch verstanden habe). Aber sie rockten und machten Party. Und nie habe ich coolere Ansagen gehört. Lag wohl am Schwyzerdütsch.

Rockstar Pussy
Wieviel Bier muss das die anderen Bands wohl gekostet haben, das Rockstar Pussy den ungeliebten Job des Headliners übernommen hatten? Denn heute zeigte sich mal wieder, dass das nicht immer der beste Slot ist. Ein Großteil des Publikums war schon gegangen und die Übriggebliebenen waren entweder unchristlich besoffen oder langsam aber sicher einfach fertig. RP zeigten sich zu Beginn des Sets nicht so richtig begeistert und das hat man gemerkt. Unkonzentriert und unmotiviert, nicht wirklich fit. Aber das Punklikum, soweit es noch konnte, rockte doch ordentlich und auch RP fingen sich gegen Mitte des Sets auch und machten noch mal Druck. Nicht berauschend, aber schnell!

Als ich danach die Aftershow Party ausrief, interessierte das keinen mehr. Schade. War trotzdem ein schöner, bierseeliger Abend mit vielen netten Leuten. Wir gewährten dann noch der Pussy-Saitenfraktion im Mokicks-Proberaum Obdach und ernteten ungläubiges Staunen für unser Probeloch. Ja, darin kann man Musik machen, Franky. Das geht wirklich!

(Pogo Weise)

mehr Fotos der Veranstaltung gibt's auf bl-bilder.de

Fr. 23.01.04

The Revolvers, The Remembers - Stuttgart, Universum (ca. 130 Zuschauer)
Die Remembers, deren erste Demo-CD bereits letztes Jahr guten Anklang in den Kickin' Ass-Hallen fand, konnten ihre Qualitäten nun auch live mehr als bestätigen. Sound und Songs geben ein stimmiges Bild ab.
Dabei gefällt zunächst mal der schrammelige Vintage-Gitarrensound, ganz besonders aber der verzerrt-peitschende Bass, der, obwohl er nur mit den Fingern gespielt ist, enormen Druck entwickelt, und damit den ganzen Sound zusammenhält.
Musikalisch ging's weniger ins Ramones-Lager und weniger nach Skandinavien als das Demo erwarten liess, dafür mehr in die schäbige 70s-Rock'n'Roll-Ecke, als sich der amerikanische Punk noch aus der Westentasche ernährte. Noch besser, kann ich da nur sagen, auch wenn die Remembers an diesem Abend etwas fertich waren und zum Gitarrewechseln durchaus mal zwei drei Minuten Zeit brauchten. Doch auch das hatte seinen ganz eigenen Charme, da von lockeren und unprätentiösen Ansagen begleitet, ganz anders einfach, als das typische Dicke-Hose-Gehabe, das in dieser Stilrichtung gerade so nervt. Weiter so!
Die Revolvers taten mein Herz erstmal ganz schön weit aufgehen lassen, haben sie sich doch dem klassischsten aller klassischen Punk-Rock-Stile verschrieben und zwar mit allem Drumunddran: Musik, Style, Gebärden und vermutlich auch mit der ganzen Haltung, von A bis O. Die Ehrlichkeit jedenfalls springt ihnen aus sämtlichen Poren, die durch die Löcher in den Röhrenjeans linsen.
Doch so sehr mir dieser Wohlfühl-Midtempo-Punkrock, mit feinen Gitarrenmelodien, nörgeligem Lead-Gesang und den Fussballerchören im Refrain gefällt, so sehr ich diese Einfachheit und den stilsicheren Purismus schätze, nach einer halben Stunde machte sich einfach die Langeweile breit. Die Akkorde waren mir dann doch ZU harmoniesüchtig, das Tempo ZU gleichförmig, die Vorhersehbarkeit des nächsten Akkordes ZU berechenbar.
Dass sie Zuhälter-Hiphopper mit Goldketten nicht mögen und Grease-Punker nicht ernst nehmen, dass sie politisch korrekt sind und das Stuttgarter Publikum zu müde fanden, war sowieso klar, das hätten sie nicht zu erklären brauchen. Das "Und nun stelle ich mal die Band vor"-Hardrock-Finale, fand ich dann sogar richtig doof, zumal mir der ironische Effekt dieser Aktion nicht sehr offensichtlich rüberkam.
Schade. Dennoch werde ich mir die Revolvers jederzeit gerne wieder ansehen, denn so sehr ich das Spannende an Bands liebe, so sehr bin ich doch auch der Tradition verbunden und da fallen die Revolvers nunmal schlicht und einfach mitten rein.
(Ralf)

Mi. 14.01.04
The Woggles
- Stuttgart, Club Hi (ca. 100 Zuschauer)
Meinereiner gefällt sich ja darin, ein "negative Jerk" zu sein. Hinundwieder macht mir nichts mehr Spass, als die Nuffel hängenzulassen und meinem Nächsten mit ein zwei gehässigen Sätzen das Lächeln aus dem Gesicht zu kratzen. Es soll aber auch Tage geben, an denen ich gerne lache und freundlich bin und es gibt keine grössere Gewissheit, mich in solcher Stimmung anzutreffen, als in einer Nacht, in der die Woggles spielen. Und wer mich auch nur annähernd kennt, weiss, dass man mich mit keinem Tralala-Scheissdreck entzücken kann. Meine Brust mag zart sein, aber nicht mein Herz. Was einen zurückgebliebenen Teenager zum Hüpfen bringt, versetzt mich normalerweise eher in Zerstörerpose.
Nein, die Gutelaunegarantie der Woggles liegt nicht in süsslichen Melodien, sondern in ihrer umwerfend sympathischen Art und einem durchweg tanzbaren und dennoch sehr knalligen Garagen-Beat, der kompositorisch aus einfachen Mustern schöpft, sich dabei aber perfekt und stilsicher darbietet. Die Burschen aus dem Süden des nordamerikanischen Staatenbundes, die so gerne erzählen, wie sehr sie uns beneiden, weil ihnen die Gesetze in Georgia verbieten sonntags Alkohol zu trinken, diese Burchen wissen schon bestens, was sie tun. Stimme, Bass, Gitarrensoli, die aberwitzige Show (O-Ton Reverend Reichstadt) ... die Woggles sind ein perfektes GANZES und Drummer Dan Electro ist für mich einer der besten, die ich je in meinem Leben gehört habe. Wenn dieser Mann seine Flames einstreut, dann flattern bei mir die Hosenbeine und die Hüfte fängt ungefragt an Bewegungen zu vollziehen, die meiner zurückhaltenden Art normalerweise gar nicht zuträglich sind.
Früher hab ich ja bei Gelegenheit immer grossspurig erzählt, "wenn Du mich tanzen sehen willst, dann komm mit mir zu einer Woggles-Show!". Heuer mussten heftiges Stampfen und lautes Johlen reichen, da wir im vollen Hi an der Bar eingeklemmt waren. Dennoch ist das bei den Woggles nicht schade, denn Du wirst sie früher oder später von fast jedem Platz im Club aus anfassen können. Und dabei ist ihr Animationsprogramm doch nie nervig sondern immer unaufdringlich und sympathisch.
Ja, trotz oder gerade wegen ihrer Unscheinbarkeit und Zurückhaltung (ich meine, sie springen einem nicht ins Gesicht, sie bitten einen höflich um Aufmerksamkeit, und wenn Du dann denkst, hier erwartet ja niemand was von mir, dann sind sie schon hinter Dir und hauen Dir mit dem "Flesh"-Hammer die Beine weg) sind die Woggles für mich die beste Neo-Sixties-Liveband die ich mir wünschen kann.
(Das Foto hab ich übrigens nicht selbst gemacht, sondern von der Woggles-Website geklaut. Da ich meine Kamera aber vor lauter Nervosität zuhause liegen liess, dachte ich, Euch diesen Artikel hiermit würzen zu müssen. Sorry.)
(Ralf)
Mo. 05.01.04 The Heroines, Crack Family, Deef, Dope Soap - Oberndorf, Bahnhof (ca. 150 Zuschauer)
Ich erfuhr nur zufällig von dem Gig, der meines Wissens auch im Internet nirgends näher angekündigt war. Die ganze Veranstaltung lief über die O.M.I. (Oberndorfer Musikinitiative) und ich frage mich ernsthaft, was sie geritten hat, eine solche Bandzusammensetzung, in Anbetracht des Headliners, zu organisieren. Austragungsort war der Oberndorfer Bahnhof, welcher eigentlich keine schlechte Location war, genug Platz war zumindest vorhanden. Nun, von Dope Soap bekam ich leider nur den letzten Song mit, weil wir zu spät angekommen waren. Als nächstes traten dann Deef, eine junge Band aus Sulz auf die Bühne.

Deef
Ich befürchtete ja schon das Schlimmste, denn Deef waren auf dem Plakat als Crossoverband angekündigt und meine Befürchtungen wurden noch schlimmer, als ein Keyboard auf die Bühne gebracht wurde. Und sie wurden bestätigt. Papa Roach meets Limp Bizkit meets Linkin Park, Wechsel zwischen Geschrei und melodischem Gesang, meine-Eltern-waren-so-gemein und du-hast-mich-verlassen-und-behandelst-mich-wie-Dreck Lyrics, Riffs, die ich alle so oder so ähnlich bei 150 anderen New Metal Bands hören kann. Grauenhaft unoriginell und langweilig, mal abgesehen von ein paar rhythmischen Überraschungen des Drummers (der beste Mann der Band). Deef sind ein Produkt ihrer New Metal Sozialisation und das hört man mit jedem Ton, richtig ekelhaft. Zu ihrer Verteidigung muss ich aber sagen, dass sie ihre Sache gut machten, fähige Instrumentalisten und recht gute Sänger in der Band haben. Das, aber auch nur das, rettet ihnen gnädige 2 Frankensteins. Ein Glück hab ich das seit guten 3 Jahren komplett hinter mir.

Crack Family
Crack Family aus Stuttgart. Dasselbe wie Deef, nur die Oldschool-Variante. Sie bewegten sich zwischen Chili Peppers zu "Mothers Milk" Zeiten und frühen Rage Against The Machine, aber ohne auch nur ein bisschen so funky wie die Erstgenannten und so bissig wie die Zweiten zu sein. Es war schon irgendwie traurig, dass die beiden einzigst guten Songs Coverversionen waren und zwar "Should I Stay Or Should I Go" von The Clash und "Song 2" von Blur (auch ne komische Mischung). Und plötzlich war ich von vielen matteschwingenden Metallern umzingelt. Da kann einem schon Angst und Bange werden. Eigentlich wollt ich auch zwei Punkte geben, aber so unsympathisch wie mir diese Band scheint, wird das wohl nichts, obwohl sie ihren Job musikalisch auch nicht schlecht gemacht haben.

The Heroines
Nach den zwei (knapp) überstandenen Vorbands betraten nun die Ladies und Gentlemen der Heroines (auch aus Stuttgart) die Bühne. Und ich wurde für alles an diesem Abend Erlittene entschädigt. Sie spielten kickenden Punkrock mit poppiger Note, dargeboten mit zweistimmigem Frauengesang, wobei die Frauen auch recht hübsch anzusehen waren. Ihren Lyrics nach vernaschen sie gern Backstage reihenweise die Jungs, aber ich wollts dann doch nicht drauf ankommen lassen, es auszuprobieren. Der Drummer hatte ne Menge Energie, ebenso wie der Bassist, aber beide verblassten irgendwie neben den beiden Frontfrauen Galaktika und Elektra. Bald schon lief der Schweiß in Strömen und wenn ich schon Rockstar Pussy deswegen Sexappeal attestiere, muss ich das hier auch machen, denn schließlich bin ich immer noch Hetero. Einen grossen Minuspunk bekommt das total bekloppte Publikum. Die Stimmung war so angeheizt, dass es zu Gewalttätigkeiten im Pogo kam. Ich habe OIs nie verstanden und mag sie auch nicht, was sich an diesem Abend wieder bestätigt hat. Die Heroines spielten aber trotzdem ein cooles Set, einige neue Stücke und ne Menge Zugaben. Das Konzert hat den Abend gerettet. Danke schön!
(Martinus "Pogus" Weisus)


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Teufel