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Konzertbesprechungen 2013 |
1999 - 2000
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- 2018 - Aktuell
Action Beat (Leverkusen,
1.4.13) - Adolescents (Köln, 14.8.13)
- The Appleseed Cast (Köln, 1.11.13)
- Tom Ashcroft und Klirrlicht (Köln, 25.1.13)
- Beatrevolver (Köln, 19.10.13) -
Beehover (Köln, 12.11.13) - Big Sexy
Noise (Köln, 23.9.13) - Bismuth
(Köln, 13.11.13) - James Blackshaw
(Köln, 10.08.13) - Black Cargo
(Köln, 26.2.13) - Black Sheriff
(Köln, 12.4.13, Köln,
11.8.13) - The Boatsmen (Köln,
12.4.13) - British Sea Power (24.6.13
Köln) - Buke and Gase (Köln,
27.4.13) - Charity Children (Köln,
24.9.13) - Cellophane Suckers (Köln,
4.10.13) - Chefdenker (Bonn, 2.8.13)
- Crystal Stilts (Köln, 21.11.13)
- Curlee Wurlee (Köln, 8.3.13)
- De Staat (Köln, 7.11.13) - Julie
Doiron (Köln, 15.2.13) - Dus-Ti
(Köln, 17.10.13) - Ed Schraders Music
Beat (Köln, 18.9.13) -
FM Einheit (Köln, 15.5.13) - The
Fall (Köln, 13.12.13) - Fidlar (Köln,
16.2.13) - Morgan Finlay (Köln,
15.12.13) - Robert Forster (Köln,
14.12.13) - Fragmentist (Köln, 11.10.13)
- Fryder (Köln, 14.8.13) - Genetiks
(Köln, 2.11.13) - Graveltones (Köln,
23.11.13) - The Great Sioux Massacre (Köln,
26.1.13) - Gruppe 80 (Köln, 9.8.13)
- Guitar Wolf (Köln, 4.7.13) - Steve
Gunn (Köln, 23.10.13) - Guz (Köln,
19.12.13) - Hilary Hahn & Hauschka (Köln,
24.10.13) - Halasan Bazar (Köln,
12.10.13) - Grant Hart (Köln, 13.12.13)
- Martin Herzberg (Köln, 10.08.13)
- The Holydrug Couple (Köln,
29.11.13) - Horn of the Rhino (Köln,
12.11.13) - Jack Quartett (Köln,
2.5.13) - Joy Wellboy (Köln,
24.9.13) - June Miller (Köln,
1.11.13) - Keine Ahnung (Köln,
11.8.13) - King Automatic (Köln,
2.2.13) - Kommando Sonne-nmilch (Köln,
28.9.13) - Komplikations (Köln, 15.1.13)
- Krawallbotz (Köln, 11.8.13) -
The KVB (Köln, 26.1.13) - Kvelertak (Köln,
16.3.13) - Lambs (Köln, 23.11.13)
- Majmoon (Köln, 2.11.13) - Lubomyr
Melnyk (Köln, 10.08.13) - The
Metric Eyes (Köln, 9.8.13) - Mos Generator
(Köln, 3.3.13) - Nazi Dogs (Köln,
13.8.13) - Die Nerven (Köln,
28.9.13) - Nicoffeine (Köln, 2.11.13)
- No///Se (Köln, 11.10.13) - Conny Ochs
(Köln, 12.11.13) - The Pastels (Köln,
14.12.13) - Danielle de Picciotto (Köln,
15.3.13) - Powersolo (Köln, 9.10.13)
- Fee Reega (Hamburg, 5.1.13) - Lee Ranaldo
And The Dust (Köln, 13.11.13) -
Tonia Reeh (Köln, 28.11.13) - Rollergirls
(Köln, 23.11.13) - Jon de Rosa
(Köln, 23.9.13) - Ruen Brothers
(Köln, 24.9.13) - Saint Vitus
(Köln, 3.3.13) - Shields (Köln,
16.2.13) - The Sick Rose (Köln, 19.10.13)
- Smokestack Lightnin' (Köln, 7.7.13)
- The Soft Pack (Köln, 2.2.13) - The
Stitches (Köln, 13.8.13) - Sworn Liars
(Köln, 4.10.13) - Thee Oh
Sees (Köln, 21.5.13) - Torpedo Holiday
(Köln, 23.11.13) - Trash Templars
(Köln, 8.3.13) - Truckfighters
(Köln, 16.3.13) - TSOL (Köln,
14.8.13) - Valborg (Köln, 2.11.13)
- The Vibrators (Köln, 15.1.13) -
Sonny Vincent (Köln, 27.8.13)
- Mirel Wagner (Köln, 14.12.13)
- Weekend Fest Day 1 (Köln, 14.12.13)
- Weekend Fest Day 2 (Köln, 13.12.13)
- Whiskey Daredevils (Köln, 26.2.13)
- Widowspeak (Köln, 13.5.13) - Wooden
Shjips (Köln, 4.12.13) - Young
Marble Giants (Köln, 14.12.13)
- Yuck (Köln, 13.12.13) - X-Ray Harpoons
(Köln, 11.5.13) - Zentralheizung
of Death (Köln, 21.5.13)
Do. 19.12.13 |
Guz
- Köln,
Tsunami (40 Zuschauer)
Netter Typ, quasi ein Alleinunterhalter/Singersongwriter, der absichtlich
überlange, lustige Ansagen macht, die leider etwas zu voher ausgedacht
und auswendig gelernt sind. Er bringt das super rüber, aber die
Spontaneität ist halt nicht so sehr da, wenn dann mal das Publikum
mal was einwirft.
Er gibt den Rhythmus immer über die Drum-Maschine vor und spielt
dann wahlweise mit akkustischer oder einer wundervoll schrägen
E-Gitarre drüber, was wirklich saugut ist. Die Basisharmonien
sind sehr poppig und eingängig, die Refrains haben Mitsingqualität
und seine Stimme ist warm und ... ja, fast schlagermässig, was
aber - bei Gott - durch seine aberwitzigen Texte wieder ad absurdum
geführt wird.
Seine Texttiraden sind manchmal wirklich preisverdächtig in Geschwindigkeit
und Wortwitz, seine Instrumentierung abwechslungsreich und stets stimmig,
die Rhythmen tanzbar.
Er lässt es sich aber nicht nehmen, bei jeder Gelegenheit an
seine Punkvergangenheit zu erinnern und die spürt man nicht nur
in den schnoddrig-skurilen Texten, sondern auch in seinem Drang, immer
mal auch was kaputt zu machen. Mal ists ne schräge Gitarre, mal
ein frecher Blick, mal ne subversive Textpassage oder -message.
Guz ist ein Guter. Seine Fans waren nicht ausserordentlich zahlreich
aber treu. Sie kannten seine Lieder und sangen gerne mit.
Mir persönlich war's am Ende dann aber doch leicht langweilig.
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So. 15.12.13 |
Morgan
Finlay - Köln, Rubinrot
(30 Zuschauer) Foto von Carina Brönner
"The setting is perfect." flüstert Morgan als er mich
abkassiert. Nein, ein Morgan Finlay ist sich auch für solche
Aufgaben nicht zu schade, selbst wenn er das nur kurz macht, als der
etatmässige Kassier die Hinterräume oder ähnliches
aufsucht.
Es spielt eine Zweimannakkustikgitarrenvorband, deren Namen ich nicht
mit bekam und die schon bei den Zugaben ist. Morgan bedankt sich artig
zu Beginn seines Sets, lobt die Veränderungen im Club, seit er
das erste Mal hier war und spielt sich durch ein Set wechselnder Emotionen.
Ich habe Morgan dreimal vorher gesehen, meine ich und gerade festgestellt,
dass ich noch nie über ihn geschrieben habe. Das ist sehr schade,
denn Morgan ist gut und speziell. Er ist Kanadier, residiert aber
derzeit in Irland und tourt vorwiegend durch Deutschland.
Seine Riffs, Melodien und der Gesang sind schon recht traditionell
SSW, qualitativ hoch aber nicht ungewöhnlich. Was ihn aus der
Masse heraushebt, ist seine Haltung. Seine Songs und seine Persönlichkeit
verschmelzen auf der Bühne zu einer ehrlichen und untrennbaren
Einheit aus Emotionalität, Spass, Bescheidenheit, Scharfsinnigkeit
und Herzenswärme.
Seine Lieder werden von seiner einnehmenden, lustigen und mitteilsamen
Persönlichkeit geprägt, die JEDES Publikum im Sturm ergriffen
macht. Er plaudert ganz unverkrampft, erzählt lustige Dinge,
scheut sich aber auch nicht, tiefe Einblicke in bestimmte Erkenntnisse
seines Lebens zu teilen. Man hört ihn jedenfalls genauso gerne
reden wie spielen. Wenn er redet, dann lacht man und wenn er spielt,
dann wird man ruhig und ich sage euch, dass ich mehrmals auf Morgan
Finlay Konzerten war, wo man eine Feder hätten fallen hören
können.
Durch die Situation des Sonntagabends mit spätem Konzertstart
UND einer Vorband, beschränkte er sich auf ein kürzeres
Set und änderte mehrfach die vorgesehene Songabfolge, was am
Ende dazu führte, dass die Intensität leider nicht wie sonst
war, aber gut genug um den Finlay-Effekt zu fühlen, ein Gefühl
von tiefer Erfüllung und Zufriedenheit. Ein Erlebnis, das man
gerne immer wieder hat. (Ralf, 22.12.13)
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Sa. 14.12.13 |
Robert
Forster w/ String Quartett und Jherek
Bischoff, Young
Marble Giants, The
Pastels, Mirel
Wagner - Köln, Stadthalle
Mülheim (ca. 800 Zuschauer) Fotos
und Videos zum Event (inkl. dem Tag davor) gibt es galore, wenn ihr
nach "Weekend Fest Köln" sucht
Am Ende dann wirklich herzzerreissende Szenen auf dem dritten Weekend-Festival.
Die Macher des Festivals, allen voran Jan Lankish, wurden von Robert
Foster auf die Bühne gebeten und hielten berührend
emotionale Dankesreden.
Wenn man bedenkt, wie man sich fühlen muss, wenn die stehenden
Ovationen im Saal anschaute, tausend gerührte Gesichter, und
versteht, dass man alles richtig gemacht hat, dann fällt es leicht,
mitzufühlen. Den Druck, die Arbeit - sowas geht ja eh nur wenn
man das mit Liebe und Leidenschaft macht. Und ich glaube, dass das
für das komplette Team des Weekend Festivals zutrifft. Da ist
Geist drin. Guter Geist. Man muss nicht alles mögen, aber man
kann sich sicher sein, dass das Qualitätslevel ausnehmend hoch
ist. Und das schöne ist: Das Publikum weiss das zu würdigen.
Das bringt hier zwei Ebenen zueinander, die ein sehr sehr spezielles
Event möglich machten. Quasi wie die Geburt einer Galaxie.
Ansonsten, und ich glaube, es waren nicht viele denen es ging wie
mir, war der zweite Tag des Festivals nicht ganz mein Ding. Ich konnte
weder zu den Go-Betweens jemals eine emotionale Bindung aufbauen,
noch zu Robert Foster heute. Ich fands aber schön, dass er das
ganze Festival über mitten unter den Leuten war. Das Konzert
gefiel mir nicht. Klar, die Geigen waren total schön. Aber ich
mag einfach seine Lieder nicht. Das ist keine Bewertung, einfach eine
Geschmacksache. Young Marble Giants fand ich
besser. Dieses durchunddurch Unprätentiöse und doch Witzige
und Schöne hat tatsächlich was Ergreifendes, auch wenn die
dröge Instrumentierung und der kantige Elektrobeat eher kühlend
wirken. Schön und kühl erzeugen ein Gefühl, das sich
nach einer Weile fast in Grusel verwandelt, jedenfalls auf eine Art
berüht, die man gar nicht so exakt benennen kann, da sie sehr
ungewohnte Saiten in einem anschlägt. Dem allerdings, kann ich
durchaus was abgewinnen.
Sie spielten ihr Album "Colossal Youth" einszueins vor.
Ganz ehrlich: Dieses Alben-Spielen mag ich auch nicht so. Genausowenig
wie ich den Acoustic-Set-Hype seinerzeits mochte. Aber hört nicht
auf mich. YMG waren super! The Pastels kannte
ich aus der C86 Szene, die ich aber nur am Rande berührte. Hatte
nur ein paar Songs gehört. Nicht schlecht, aber als Vorläufer
des Brit-Pops nicht zu weich, aber vielleicht zu süss für
mich. Mich störte hier zudem, dass schon wie am Vortag nur eine
der beiden Gitarren zu hören war. Aber ja, gute Band, nur nicht
meine Wellenlänge.
Davor zu Anfang des zweiten Tages der schwarze Todesengel Mirel
Wagner, das 24jährige Mädchen aus Äthiopien,
das in Finnland aufgewachsen ist und Lieder mit der Akkustikgitarre
vorträgt, die so dunkel und knochenschleifend sind, dass einem
das Herz gefriert während es übergeht. Ich war vorallem
wegen ihr da und sie war auch am Ende mein Highlight des zweiten Abends
geblieben. Merkt euch Mirel! (Ralf, 17.12.13)
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Fr. 13.12.13 |
The
Fall, Yuck,
Grant Hart
- Köln, Stadthalle Mülheim
(ca. 600 Zuschauer) Foto von Christian
Faustus
Mark E. Smith is the most punk person alive and the longest-ever-serving
line-up is killing-tight and so intense it nearly scared me to death!
Wer mehr wissen will, muss mich persönlich fragen. Um das hier
zu schildern, reichen geschriebene Worte nicht.
Yuck davor eine junge Band aus London mit sauberem
Indie-Rock Marke My Bloody Valentine nur nicht so krachig. War mir
zu geordnet. Aber der Schlagzeuger hatte die beste Frisur des Wochenendes
... nach Mark E. Smith natürlich, haha.
Grant Hart sieht immer noch sehr cool aus. Cooler
sogar als früher. Er ist, glaube ich, auch etwas dünner
geworden. Er spielte mit einer Halbakkustischen und begleite sich
alleine. Sein Gesang ist nachwievor total klasse und er macht witzige
Ansagen. Am nächsten Abend durfte er sich allerdings im Foyer
anderthalb Stunden lang vollquatschen lassen, was ihm irgendwann
sichtlich ins Kreuz ging. Wir hatten echt überlegt, wie wir
ihn da wegkriegen könnten, das arme Ding.
(Ralf, 14.12.13)
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04.12.13 |
Wooden
Shjips - Köln,
King Georg (150 Zuschauer, restlos, pfff) Pic
from show at Liverpool
Eintonmusik, aber gut. Vorallem die Typen. Is nix Besonderes, was
die da machen und beileibe nicht abwechslungsreich. Aber sie machen
es ausserordentlich gut. Jeder Song hat ein Riff, die Basis sind die
Bass-Line und der Rhythmus. Beides wird über den Song nicht verändert,
nur manchmal werden zwei neue Akkorde eingestreut - dann aber schleunigst
zurück zum Thema! Dazu wimmert eine dünne Orgel und die
Gitarre kratzt den Rhythmus während der Sänger entspannten
Gesang von sich gibt und danach kommt ein mehrminütiges Solo,
schön, melodiös, alles voll in Ordnung. Sie sind perfekt
im Tempo, da wackelt nichts, auch wenn sie 10 Minuten immer dieselben
4 Töne spielen und klanglich, klar ..., nur das Beste. Die haben
ihren Sound perfekt im Griff.
Ich wundere mich ohnehin immer wieder, wie die Bands das schaffen,
im King Georg so gut zu klingen, da sie ja meist seitlich in den Raum
spielen und es auch weiter hinten (naja, ganz hinten dann nicht mehr)
noch ausserordentlich gut klingt. Wenn man nur 2 Minuten drüber
nachdenkt, wird es aber völlig klar: Die haben ihren Mist einfach
im Griff. Fertig. Die Band klingt gut. Sie braucht keine PA. Eine
Band die nicht gut klingt, kann auch eine PA nicht besser machen.
Und eigentlich will ich nur sagen, dass das eben für die Qualität
des Programms im King Georg spricht.
Ja, und dann sehen die Wooden Shjips halt auch ausserordentlich gut
und abgefahren aus, die alten Säcke. Gesichter, gegerbt wie alte
Pferdesättel, schwarze Sonnenbrillen, lange graudurchzogene Bärte
und Zottelhaare. Beeindruckende Erscheinungen, auch mit 1 Meter 60.
Carsten kam etwas später und da man von hinten dann doch nicht
allzuviel sehen konnte, fragte er mich: "Die sitzen dann da vorne
nebeneinander?" HAHAHAHA!! (Ralf, 6.12.13)
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Fr. 29.11.13 |
The
Holydrug Couple - Köln,
King Georg (30 Zuschauer)
Kennt Ihr diese Situation in Filmen, wenn die Charaktere, inmitten
der Verwirrung der eigenen Handlung, in eine Bar gespült werden
und dort eine total seltsame Live-Band spielt, etwas, das man nie
erwartet hätte, das aber kurz verharren, Eigenartigkeit aufsaugen
und eine weitere Note in den Zusammenhang eines merkwürdigen
Filmes bringen lässt. Das wo man sich hinterher erzählt:
"... und die Szene erst, wo die in diesen Club kommen, wo diese
abgefahrene Band spielt..."
So müssen sich die Leute gefühlt haben, die später
im Laufe des Konzerts des Holydrug Couples im King Georg aufkreuzten
und staunenden Auges auf dieses blutjunge Quartett schauten, das total
versunken auf dem Höhepunkt des 20minütigen Abschlusssongs
ihres Sets steckte.
Viel Gefühl, viel Introvertiertheit, viel Syd Barrett aber auch
ein klein wenig aktuelles Shoegegaze, insbesondere über die stark
sphärisch effektierte Gitarre und die betont unaufdringliche
Performance. Eine kleine Heimorgel, viel harmonische Akkorde und wenig
aber sehr tragender Gesang. Obwohl die Musik keineswegs happy ist,
verströmt sie trotzdem ein sehr wohliges Gefühl. Dazu den
schüchternen Burschen zuzusehen, lässt einem wirklich das
Herz aufgehen.
Der Gitarrist fummelte vielleicht ein wenig zuviel an seinen Effekten
rum, weswegen ich mich irgendwann so hinstellte, dass ich das nicht
mehr sehen musste und nur noch die weggetretenen Gesichter sah. Ab
da war es perfekt. Ein wirklich wunderschönes Konzert. (Ralf,
14.12.13)
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Do. 28.11.13 |
Tonia
Reeh - Köln,
King Georg (30 Zuschauer) Pic by courtesy
of Tonia
Während des Konzerts fragte ich mich die ganze Zeit, wann ich
das letzte Mal eine Band gesehen hatte, die handwerklich so brilliant
war, diese Fähigkeiten tief in ihre Musik integrierte und trotzdem
jeder der Töne seinen sinnvollen Platz hatte und überdem
das Gefühl nicht auf der Strecke blieb.
Es war schon sehr beeindruckend den beiden (Band war etwas übertrieben,
es waren Tonia am Klavier und Rudi am Schlagwerk) zuzusehen. Tonias
Finger flitzten schneller über die Tasten als ich kucken konnte
und Rudi unterstützte sie sehr feinfühlig und variantenreich,
war dabei immer dran, irgendwelche Topfdeckel und Metallplatten auf
die Tom und wieder wegzulegen, den Shaker für einen Part, dann
wieder weg, dann mit dem stumpfen Ende des Stocks über das Fell
knirschen und nie, nicht einmal wackelte irgendwas. Es gab keinen
Bruch, ausser den gewollten, die in den Kompositionen reichlich vorkommen,
aber die Rhythmik stand felsenfest ... besser gesagt, flockenleicht,
denn über allem waren die beiden so entspannt, als gäbe
es nichts Leichteres auf der Welt, als diese Musik zu machen.
Ich mag ja lieber das Einfache, habe viele Musiker gehört, die
mit ihren technischen Fähigkeiten nicht haushalten können
und die Musik ihrem Ego opfern. Hier wird nichts geopfert. Alles MUSS
einfach genau so sein.
Die Komplexität, Verwirrung, Unruhe, das Stürmische der
Musik spiegelt das facettenreiche Spektrum der menschlichen Gefühle
wider, denn dieses Leben ist das Thema von Reeh, sehr persönlich,
sehr offen, zerbrechlich, aber auch gewaltig und stark. Ich sage nur:
Meisterhaft!
Und jetzt fällt mir doch noch eine Band ein, die man zwar nicht
vergleichen kann, die aber auch sehr vertrackt waren und trotzdem
nichts Wichtiges auf der Strecke blieb, auch ein Duo, auch im King
Georg: Buke And Gase. (Ralf, 6.12.13) |
Sa. 23.11.13 |
Torpedo
Holiday, Rollergirls
(Foto), Lambs
- Köln, privat (ca. 100 Zuschauer)
Ein Plädoyer gegen Videos im Internet: Ich war immer schon total
dagegeben. Es ist einfach wahnwitzig, sich Live-Konzerte, auch nur
Ausschnitte, im Internet anzusehen. Wie kann man auf einem 5 cm grossen
Bildausschnitt und Laptop-Lautsprechern ein Gefühl bekommen,
wie eine Band sich anfühlt, wie sie klingt, wie sie aussieht,
wie sie riecht? Aber alleine die Möglichkeit verführt und
dauernd tut man das. Ich auch. Es ist grauenvoll.
So hätte ich die Rollergirls aus Darmstadt fast
verpasst, weil ich vorher n Livevideo angeschaut hatte. Aber in echt
waren sie super. Fraglos! Melodiöser Punk mit fast durchweg mehrstimmigem
Gesang. Fragile Gitarre, schöne Bassriffs immer in der Gegenharmonie,
cleveres Schlagzeug, etwas ZU verwirbelt für meinen Geschmack
und er brauchte auch n paar Songs, um stabil im Takt zu sein, aber
dafür gibts keinen Punktabzug, weil der Rest einfach klasse war.
Hätte ich nie erwartet, dass die mir gefallen und eigentlich
mag ich solche Musik auch nicht so sehr. Aber Rollergirls sind ok.
Lambs davor wechselsprachiger Punk mit angepissten
Vocals, leicht Rachut-Style. Gute Chords. Bin leider etwas spät
gekommen. Torpedo Holiday war nicht so mein Ding.
Hardcore, Screamo? Ich war auch schon leicht betrunken, da mir andererorts
Schnäpse eingeflösst wurden und das tat dem seriösen
Verfolgen von Musikkonzerten nicht gut. Kein sehr qualifizierter Artikel,
ich weiss. (Ralf, 27.11.13)
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Sa. 23.11.13 |
Graveltones,
New
York Wannabes - Köln,
Sonic Ballroom (40 Zuschauer)
Mein Tür-an-Tür-Konzert Experiment. Bin immer zwischen der
Rollergirls-Show und dem Ballroom
gependelt und hatte mir das super ausgemalt, war aber totaler Schwachsinn,
weil man dann letztlich nirgends richtig ist. Eigentlich ein sehr
gedankenloses Verhalten, zumal wenn man bedenkt, wie gross meine Klappe
sonst ist, wenn es darum geht, Respekt für Bands einzufordern.
Hier verpasste ich daher gleich mal den Support aus Darmstadt (Darmstadt-lastiger
Abend), kam aber rechtzeitig zum Beginn der Graveltones, einer sehr
bluesigen Zweimannband aus UK (ursprünglich Australien), Gitarre
und Bass. Der Blues-Faktor war ähnlich wie ganz frühe Black
Keys, nur ohne deren vintage Hipness, die sie mittlerweile ganz nach
oben gespült hat. Naja, was heisst ganz. Aber soweit nach oben,
dass ich nix mehr mit denen kann. Jetzt endgültig. Die hab ich
übrigens im Winter 11/12 in Zürich gesehen und es war zum
Erbrechen. Hab in jener Zeit keine Artikel geschrieben, daher möchte
ich das hier kurz nachreichen. Tausendfünfhundert strahlende
hüpfende Besucher und eine hüpfende Band mit Gastmusikern
quasi hinterm Vorhang. Unsäglich! Unverzeihlich!
Aber zurück zu den Graveltones. Die waren sehr gut, aber irgendwie
dann doch nicht so ganz catchy. Ev. lag's aber an meiner Reizüberflutung,
dass ich das einfach nicht so in den Fokus nahm, wie sich das gehört.
Es steckten jedenfalls neben Explositität auch ganz leise Töne
drin. Im ersten Moment alles nicht so richtig besonders, da es auch
schon vor zehn Jahren zuviele Bands ihrer Art gab (und es sind nicht
weniger geworden), aber ich glaube, die kommen beim zweiten Hinschauen,
was ich ihnen an diesem Abend nicht übrig hatte. Schade.
(Ralf, 27.11.13)
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Do. 21.11.13 |
Crystal Stilts - Köln, King
Georg (120 Zuschauer) Pic by Jacqueline
Castel
Leider nichts gesehen. Trotzdem geh ich gerne hierhin, da
die Atmosphäre und das Programm herausragend sind. Crystal Stilts
aus New York hatten wohl ordentliche Vorschusslorbeeren, denn viele
Möchtegern-Hipsters wackelten kräftig mit den Köpfen
und schrien und pfiffen zwischen den Songs wie die Wahnsinnigen. Ich
tue mir nachwievor schwer, zu verstehen, warum manche Bands den Leuten
besser gefallen als andere. Ich kann mir nur vorstellen, dass das
mit irgendwelchen aktuellen Zeitgeistern zu tun hat, die ich verpasst
habe. Wenn die Mädchen aber nachher aus dem Laden stolpern und
man mithört, dass dies das beste Konzert ihres Lebens war, dann
fängt die Verachtungsfalte über meiner Lippe an zu zucken.
Geringschätzend, aber ich kann nichts dafür - es ist die
Falte, sie führt ein Eigenleben.
Eigentlich sind Crystal Stilts "Piper At the Gates of Dawn"
mit dem Gesang von Ian Curtis durch drei voll aufgedrehte Hallgeräte
gejagt (nur der Gesang!). Das erste gefällt mir super, das zweite
nicht so. Aber ich glaube, dass darin der Erfolgmoment liegt. Das
NewWave-Revival scheint noch nicht abgeebbt zu sein und offensichtlich
stört es die Leute nicht, dass die Basis der Musik mitten in
den 60s liegt, solange es einfach noch ordentlich treibt und die Snare
zu jedem vierten Takt dreimal auf die 4 haut.
Ja, also die Hysterie war etwas unangenehm, sonst ein netter Abend
mit guter Musik. (Ralf, 24.11.13)
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Mi. 13.11.13 |
Lee
Ranaldo & The Dust, Bismuth
(Foto)- Köln,
Gebäude 9 (200 Zuschauer) Bismuth
aus den Niederlanden hatten VOR der Bühne aufgebaut und fragt
mich nicht, WAS sie da aufgebaut hatten. Grösstenteils selbstgebaute
Instrumente und experimentelle Geräuschmaschinen. Damit machten
sie unerhört abwechslungsreichen Instrumentalsound, der trotz
leicht angestrengt wirkendem Einsatzdrucks so vieler Geräte wie
nur möglich, immer eine cool klingende Basis hatte, die rhythmisch
war und den dunklen NoWave-Weisen der New Yorker Avandgarde der frühen
Achtziger nahe kam. Es sah ein bisschen aus wie ein Glenn Branca Workshop,
ausser, dass wirklich ausschliesslich selbstgebaute, zumindest -modifizierte
Instrumente zum Einsatz kamen.
Arnold vd Velde und vorallem der Tausendsassa Yuri Landman sind daher
auch keine Unbekannten auf dem Zettel eines Lee Ranaldo, was die beiden
auch zu einem höchst wertvollen und interessanten Support-Act
machte. Ich war jedenfalls RESTLOS begeistert und beeindruckt.
Sonic Youth habe ich das erstemal 1987 gesehen. Ah, könnte auch
88 gewesen sein. Meine erste LP hatte ich beim Erscheinen gekauft
und seitdem ist sie auch noch meine Liebste: Sister. Ich glaube, da
war ich dann auch in der Theaterfabrik in München am Konzert,
das mich völlig ausknockte. Da mir Daydream Nation nicht besonders
gefiel und ich sie mehrmals die Jahre danach in viel unschöneren
Hallen zu sehen bekam, fing mein Interesse an zu erlahmen, ohne die
Hochachtung vor der Band zu verlieren. Dann kam der grosse Indie-Hype,
Sonic Youth wurden ein Begriff, den jeder schon mal gehört hatte,
ich war draussen.
Ich hatte mir damals dann eben alle Platten VOR Sister besorgt und
da hielt ich mich dran fest. Heute kaufe ich allerdings wieder alles
nach, was dann auch auf ihrem eigenen Label herauskam. Eigentlich
sind Sonic Youth immer gut gewesen. Ich würde nicht sagen, dass
man wirklich alles braucht, was sie in ihrer langen Karriere herausgebracht
haben, aber es ist auch kein Fehler. Man kann eigentlich kaum wirklich
danebengreifen, denn irgendwie sind sie auch immer sehr gleich gewesen.
Daher fand ich auch ihre Auflösung kein aberwitziges Drama, denn,
auch wenn es nicht offiziell ist, mal ganz ehrlich ... Sonic Youth
sind Geschichte. Ich würde es nicht sinnig finden, wenn die sich
in ein paar Jahren wieder zusammentun würden. Die haben doch
alles gesagt, was sie zu sagen haben.
So ist es jetzt auch viel spannender, ihre Solo-Projekte zu verfolgen.
Chelsea Light Moving um Thurston Moore ist mein Favorit. Nach meiner
Einschätzung völlig unverständlicherweise vergleichsweise
unerfolgreich.
Body/Head, das kreischende Wüten einer öffentlich verletzten
Frau (spekulativ, ungerecht und überzogen, ich weiss, aber sie
wird mich kaum deswegen vor Gericht zerren) ist meine Nummer zwei.
Ich finde das Album ausgezeichnet, auch wenn Kim Gordon mich immer
tierisch mit ihrem emanzipatorischen PC-Gejaule genervt hat. Wenn
sie flüstert ist sie grossartig, wenn sie hysterisch wird, springe
ich durch's geschlossene Fenster aus dem zwölften Stock.
Lee Ranaldo, mein geheimer SY-Liebling, hinkt für
mich hinterher, zeitigt aber offensichtlich derzeit den grössten
Erfolg. Seine zweite Solo-LP ist draussen und dazu durfte ich ihn
dann nach vielen Jahren auch wieder auf der Bühne sehen. Im Gegensatz
zu den anderen Solo-Projekten, hab ich seine Platten nicht gekauft.
Haben mich nicht so gepackt, stecken aber durchaus voller bescheidener
Kunstwerke, die sich also solche aber erst nach mehrfachem Durchlauf
so erschliessen und dazu fehlt mir die Altersgeduld.
Das Konzert allerdings war grossartig ... hm, ja, unterm Strich, ja.
Steve Shelley, als Schlagzeuger von SY vielleicht nicht so sehr in
der Lage, seine eigenen Ideen aufzubauen, glänzt aber durch ambitionierte
Kollaborationen, bspw. mit Michael Rother ("Neu" war ja
immer schon Gegenstand intensivster Betrachtung für Sonic Youth
gewesen) und spielt auch bei Lee Schlagzeug und zwar mit unnachlassender
Qualität und Innigkeit. Den nie getrübten Indie-Spirit einer
Band, die diesen Begriff schon besetzte als er noch nicht verwässert
und verhökert wurde, bewies er schon eingangs, als er die Tshirts
vor dem Konzert eigenhändig verkaufte. Das ist die wahre Würde
eines Rockstars und die ist auch Lee Ranaldo eigen.
Lee selbst sieht immer noch so aus wie früher mit seiner immergleichen
Frisur, auch wenn die Haare jetzt grau sind. Er ist ein bisschen dicker
geworden, klar, aber die runden dunklen Augen strahlen die gleich
Sanftmut aus wie früher. Völlig bescheiden und dankbar beginnt
er sein Set, fragt ob sie zu laut wären, aber alle schreien natürlich
nein, nicht zugeben wollend, dass man ja auch nicht mehr der Jüngste
ist, als SY-Fan der welcher-Generation-auch-immer. Schliesslich ist
man ja auch des kreativen Krachs wegen dazu geworden und hat seinen
Tinnitus über die Jahre stolz gehegt und gepflegt.
Die ersten drei Songs sind der Hammer. Ich erstarre fast. Der Gesang
klingt viel besser als auf Platte, auch wenn er ein wenig an den Singsang
eines Michael Stipe erinnert, der bei mir seit Loosing My Religion,
warum auch immer, in Ungnade gefallen ist. Dieses Genöle mag
ich jedenfalls nicht so gerne hören und daher wird mir dann in
der mittleren Phase des Konzerts tatsächlich doch leicht langweilig
und ich sehe mich bestätigt, die Platten nicht gekauft zu haben.
Der Sound aber ist total grossartig, laut aber fein, vielleicht bis
auf die etwas zu präsente Basstrommel. Die Gitarren, natürlich
vorallem Lee's klingen phantastisch. Er wechselt dauernd durch, immer
andere Stimmungen, gelegentlich auch auf Nicht-Jazzmaster-oder-Jaguar,
sogar auf Nicht-Fender, uuh! Sein Roadie nervt ein wenig, da er sehr
unruhig und sichtbar ist, dafür hat er auch einmal ne Gitarre
nicht gescheit gestimmt, so dass Lee den Song abbricht, denn man will
ja Qualität bieten. Böse wird er dem Jungen trotzdem nicht
gewesen sein. Das wäre nicht seine Art.
Ja, und dann, gegen Ende wird's doch noch furios. Die letzten beiden
Songs und die Zugabe geraten zu Youth-ähnlichen Zuerst-der-Song-und-dann-machen-wir-ihn-kaputt-Publikumszugeständnissen.
Aber klar, haben wir's geliebt und klar, wollten wir das sehen. Er
wirbelt, macht Ausfallschritte, ganz im Gegensatz zu seinem versteinerten
Gitarrenkollegen und dann fatzt auch mal ne Saite und man drischt
mit dem Geigenbogen auf das Brett ein. Nicht mehr mit dem Schraubenzieher
wie in den 80ern, aber immerhin.
Ich fands sehr schön. Lee gehört eindeutig zur ersten Generation
Independent und hat diesen Geist nie verloren. Das merkt man an der
Unprätentiösität, die er niemals verlieren wird, darüber
können wir uns sicher sein und wie schön ist es, das eine
oder andere Schiff im sicheren Hafen zu wissen, ob der unruhigen Welt
da draussen. (Ralf, 2.12.13)
|
Di. 12.11.13 |
Beehover,
Horn
of the Rhino, Conny
Ochs (Foto) - Köln,
Sonic Ballroom (40 Zuschauer) Courtesy
for the Pic by Conny Conny Ochs ist ein
Berliner Rocker, der sich auf sich selbst, eine Akkustikgitarre und
eine Basstrommel reduziert hat und der Hauptgrund unseres Erscheinens
war. Wer hier aber irgendwas Modernes erwartet, wird glücklicherweile
schwerstens enttäuscht. Conny ist ein Hippie-Rocker aus dem Lehrbuch
und wäre zwischen 69-72 modern gewesen. Er kann nicht so wahnsinnig
toll Gitarre spielen, was ich als auszeichnend sympathisch empfinde.
Wichtiger sind viel mehr seine Songs, die Inhalte, seine enthusiastische
Emotionalität und ansteckende Sympathie, durch die man ihn sofort
ins Herz schliesst.
Ein gewisser Pathos ist ihm zwar eigen, so reisst er nach jedem Song
die Faust in die Luft, doch das ist nicht Ausdruck von Sieg oder Feier,
sondern von Inbrunst.
Er war früher Frontmann in diversen Bands, was fraglos spürbar
ist. Ich hab die Bands noch nicht gehört, schätze aber,
es ging in Richtung Rock/Hardrock, womöglich im Geist eines Wino,
denn mit dem hat Conny auch ne Platte aufgenommen und war mit ihm
auf Tour, so wie Conny seit Start seiner Solokarriere 2010 eigentlich
fast ununterbrochen auf Tour ist.
Die allerschönste Qualität ist aber sein total geiler Gesang,
der in jeder Tonlage wundervoll klingt, dem Gejammer seiner bärtigen
Zunftkollegen völlig abhold ist und gefühlvoll unter die
Haut geht. Und, ach ja, ich vergass zu erwähnen, dass er ausserdem
noch richtig richtig toll aussieht und über sehr viel besondere
Ausstrahlung verfügt. Ein Rockstar, aber einer der unkanditelten
Art.
Danach dann zweimal Heavy. Horn of Rhino aus Spanien
mit einem sehr kurzen Set dröhnenden Metals irgendwo zwischen
Doom und Stoner. Man verzeihe mir, wenn ich daneben liege, denn Metal
ist nicht mein Fach. Beehover aus ... ?, tja,
auf alle Fälle aus Deutschland mit vertracktem, Avangarde-Prog-Metal,
würde ich mal sagen. Ein Basser und ein Schlagzeuger sitzen sich
gegenüber, spielen technisch hochqualifizierte, anspruchsvolle
Songgebirge, die sich allerdings nur gelegentlich in Selbstverliebtheit
verlieren und trotz technischer Raffinessen noch hart genug gespielt
werden, um nie den Drive zu verlieren. Auch der Song wird immer im
Auge behalten. Auch wenn sie manchmal verspulend-irritierende Wege
gehen, ist das Hauptthema immer im Mittelpunkt und wird oft genug
wiederholt, um griffig zu bleiben. Optisch konnten sie mit Conny Ochs
nicht ganz mithalten, gesanglich schon zweimal nicht. Anzuschauen
waren sie aber trotzdem schön, weil sehr leidenschaftlich, sehr
verliebt in ihr Tun und der Gesang ... kam ja nur manchmal.
Ein Abend der anderen Art für mich. War aber ok und schon wegen
Conny hatte sich das Kommen völlig gelohnt. (Ralf, 17.11.13)
|
Do. 07.11.13 |
De
Staat - Köln,
Blue Shell (ca. 60 Zuschauer)
Falsche Party, aber schon 15 Euro gezahlt gehabt. Ich hatte drei Optionen
und hab mir die schlechteste (oder sagen wir, die am wenigsten für
mich passende) ausgesucht. Ich hätte dem Video, das ich mir anschaute
nicht trauen sollen (oder sagen wir, der gähnende Schlagzeuger
(siehe The Band Whos Name I Can't Remember)
hätte mich misstrauisch machen sollen). De Staat aus NL machen
Disco-Rock (oder sagen wir, Rock, der viel auf Party, Fun und Groove
setzt und viel zu viele mir weniger liebe Stilarten vereint) und alle
wussten es, nur ich nicht. Mist! Aber ich hatte so die Vermutung,
dass The Fume im Tsunami ne ähnliche Nummer werden könnten,
deswegen wollte ich nicht wechseln und NOCHMAL Geld für nix ausgeben.
Wenigstens kannte einer der Vorband, die ich leider verpasste (oder
sagen wir, deren Name "The Superhardboys" mich wenig beeilen
machte) und der mich beim Draussenrumlümmeln anquatschte, die
Velvet Underground und wusste, dass Lou Reed vor kurzem (ja, er kannte
sogar den Zeitpunkt genau) gestorben war. Vielleicht hätte ich
mich doch lieber beeilt.
Oder auch nicht. (Ralf, 9.11.13)
|
Sa. 02.11.13 |
Majmoon,
Valborg,
Nicoffeine,
Genetiks
- Köln, privat (ca. 60 Zuschauer)
Blu Noise Abend: Genetiks
aus Nürnberg ist astreiner NewWave-Punk mit deutschen Texten.
Bolzengeradeaus und schnell. Hürden werden weder umfahren noch
umschwenzelt noch übersprungen, sondern plattgefahren. Leider
kam ich zu spät und sah nur die letzten beiden Songs. Nicoffeine
eine Gitarrenfeedbackorgie mit Basseruptionen und einem sehr wilden
Schlagzeug. So sehr ich Noise und experimentelle Musik mag, ging das
doch nicht ganz in meine Richtung. Meine Wilden haben ihre Wurzeln
im Psychedelic-, Indie- oder im Klassik-Experimental-Underground.
Bei denen hier waren deutlichere Rock- oder gar Metalreferenzen. Mir
war das auch etwas zu hektisch. Ich krieg's allerdings durchaus auch
hin, Metal Machine Music und die neue Body/Head hintereinander am
Stück anzuhören. Wer das auch schafft, der darf zu mir sagen,
dass ich zu weich für Nicoffeine bin, haha.
Die Metalband Valborg dann nicht so mein Ding. Man
weiss ja, dass grundsätzlich alles irgendwie ne gute Einstellung
hat, das hier spielt, das heisst ja aber nicht, dass es jedem gefallen
muss. Majmoon aus München hätten Robert
Fripp gefallen, bzw. wenn er heute im selben Alter wäre, würde
er bestimmt fragen, ob er bei ihnen mitspielen darf. Wir hören
also Art-Rock (ja, so würde ich das nennen), mit clever verschachtelten
Strukturen, der aber nie selbstgefällig wird. Also fernab von
dem, was man Prog nennt. Hier macht jeder Riff Sinn. Der Grat zum
Avandgarde ist nah, besonders wenn der Gesang kommt, aber noch sind
wir beim Rock. Auch die visuelle Unterstützung in Form von meist
abstrakten Formen, Linien, Kreisen, die sich wie Flatlines über
den Körpern der Musiker zogen, unterstützte den künstlerieschen
Aspekt, dessen Rolle schon dadurch gewürdigt wurde, dass er mit
auf der Bühne stand, wie der vierte Musiker. Majmoon waren echt
geil, auch nicht total mein Ding, aber gute Typen, sehr hohe handwerkliche
Qualität, Tiefe im Gefühl, den Kompositionen und der Gesamtaussage.
Sympathischer, bescheidener Haufen, bei aller Kunst. Beeindruckend!
(Ralf, 7.11.13)
|
Fr. 01.11.13 |
The
Appleseed Cast, June
Miller, Yellowshark - Köln,
Artheater (ca. 80 Zuschauer) Pic by http://danielcampagne.tumblr.com/
Postrock. Aha. Hab ich schon drüber reden hören und ich
konnte mir daher auch was drunter vorstellen, dennoch gebe ich zu,
dass dieser Begriff auch schon mal anders besetzt war und ich mich
immer erst dran gewöhnen muss, wenn die Kids alte Worte neu verwenden,
weil sie nicht wissen, dass das schon mal da war.
Ich bin hier nur hin, weil es nach der Beschreibung im Stadtmagazin
die interessanteste Option des Abends war, handelte mir aber von den
wundersamerweise getroffenen Bekannten gleich verständnislose
Blicke ein, da ich die Band nicht kannte ("Häh?").
Den Namen der Hauptband werde ich allerdings auch in 100 Jahren nicht
auswendig aufsagen können. Das waren Amis und sie machten exakt
das Gleiche wie die Band davor, so dass man schwer obhin konnte, sie
nicht zu vergleichen, was mir erneut Verständnislosigkeit, fast
schon Abneigung einbrachte, da ich June Miller aus
Italien (und diesen Namen KANN ich mir merken) schlicht und einfach
besser fand.
Sie waren vielleicht nicht so cool wie die Amis - wobei die auch nicht
wirklich cool waren, haha - und nur einer hatte den typischen, nun
aber langsam wirklich aus der Mode kommenden Bart, doch musikalisch
waren sie interessanter, das Zusammenspiel und die Sounds waren detaillierter
abgestimmt, die Harmonien und Kompositionen sehr stimmig, der Sound
absolut brilliant. Wo der Trommler
der Amis unaufhörlich durch seine Kessel rührte (wenn er
nicht in den Pausen herzhaft und ansteckend gähnte) und dann
manchmal auch nicht ganz sicher in der Time war, da war June Millers'
Gespür für weniger-ist-mehr deutlich glücklicher gewählt.
Und wo wir jetzt schon beim Rundumschlag sind ... auch deren Gesang
war besser. Punkt.
Einzig bleibt zu zweifeln, ob - und das gilt dann aber für beide
Bands -die nicht so klangen wie Millionen anderer ihrer Gattung. Und
da haben sie nun Glück, da ich ja nix kenne in der Musiksparte,
die sich heute Postrock nennt. Yellowshark hab
ich leider verpasst. (Ralf, 3.11.13)
|
Do. 24.10.13 |
Hilary
Hahn & Hauschka - Köln,
Philharmonie (ca. 500 Zuschauer) Foto
ist nicht vom Konzert in Köln
Ich dachte ja, ich bin der Verlottertse im ganzen Laden. Aber nee,
der latschte neben der Dame im Ballkleid auf die Bühne. Hauschka
ist sicher einer der interessantesten deutschen klassischen Pianisten,
ein sehr entspannt wirkender Geselle, der seine Musik definitiv liebt.
Meist spielt er mit dem präparierten Piano, minimalistisch, improvisiert,
ganz wie John Cage, sogar über dessen Zufallsprinzip hinausgehend,
da er seine Zufälle auch mal gerne mit der Stoppuhr verfolgte.
Hauschka liebt das wirklich Unberechenbare, die Störgeräusche
und die besondere Brisanz nimmt er daraus, dass er sein Instrument
nicht mitnehmen kann und sich an jedem Ort auf neue Überraschungen
freuen darf.
Mit Hilary Hahn hat er eine Kollaborateurin gefunden, die ja so ganz
anders ist, wie der experimentelle Freigeist. Sie spielt vorallem
klassische Sonaten, vorgegebene Kompositionen, nichts wird dem Zufall
überlassen. Für beide daher ein Hinauslehnen, Ausprobieren,
aber da haben sich schon zwei gefunden, haben über 2 Jahre des
gelegentlichen Treffens ihre Musik entwickelt, letztes Jahr das Album
"Silfra" aufgenommen, anschliessend weiterentwickelt und
das bekamen wir nun heute zu hören.
Die Basis sind Hauschkas minimalistische Vorgaben. Erst als er beim
letzten Song das meiste davon rausholt, bekommt man eine Vostellung
davon, was er da nicht alles auf und zwischen die Saiten geklemmt
und geklebt hat. Das gesetzte Spiesserpärchen (Abo?) vor mir
zuckte jedenfalls immer wieder neu zusammen, wenn er was auf den Boden
warf oder wie jeder anständige Musiker das Gaffa mit dem Mund
abbiss, freilich im Takt, um wieder ein paar Saiten zu verkleben.
Die Geige säbelte dazu, mal unterstützend, leise, kaum hörbar,
aber wenn die mal richtig anfing ... und Raum griff ... einen Spreizschritt
tat ... und den Bogen von oben bis unten durchzog, dann vibrierte
die Luft und man sank förmlich in den Sessel zurück. Ich
kenne Hilary Hahn nicht, die amerikanische Geigerin, die, obwohl noch
recht jung, schon seit 15 Jahren an Berühmtheit gewinnt, aber
in diesen Momenten spürte man ihre dynamische Kunstfertigkeit
und hier nun auch ihre inspirative Kraft.
Sonst war alles Hauschka. Der bescheidene Gott im Saal, der konzentriert
aber freundlichen Ausdrucks seine Kompositionen durchlebt, meist am
Ende ein paar Sekunden ausharrt, Sekunden, in denen er sich und uns
erlaubte, in der Emotion des Stücks zu verharren, der Kunst,
dem Piano, dem Publikum, dem Raum, dem Moment Demut und Würde
zu widmen, um dann mit einem Augenaufschlag und einem Lächeln
das Ende des Stücks zu bedeuten. Wunderbar, ein anständiges
Publikum zu haben, das dies gerne auskostete.
Ich selbst war bereits nach wenigen Sekunden in Eis gepackt. Komplett.
Überall am Körper. Phantastisch. (Ralf, 27.10.13)
|
Mi. 23.10.13 |
Steve
Gunn - Köln,
King Georg (ca. 70 Zuschauer)
Den schüchternen Menschen gehört die Bühne. Ich liebe
den Moment, wenn eine schüchterne Band sich nach dem letzten
Stück nicht in einen Backstage verdrücken kann, sondern
sich von uns allen beklatschen lassen muss und nirgends hinfliehen
kann.
Steve Gunn ist ein Gitarrist aus New York, dessen Karriere nun 15
Jahre umspannt, meistens solo oder mit kleiner Begleitband, so wie
heute Abend. Gunns Akkustikgitarre klingt wegen der Metallsaiten sehr
obertonreich, fast wie eine 12saitige, das Picking und die Melodieführung
enthebt ihn allen Zuordnungen. Er ist weder modern noch unmodern,
auch wenn er viel Folk-, Blues- und manchmal sogar Rock-Schemen einbaut,
die allerdings nicht die Basis sind, sondern nur gelegentlich reinflirren.
Die Basis ist etwas ganz Eigenes, ein ruhiger Flow von Melodien und
Rhythmik, manchmal fast orientalisch und wenn Gunn nicht so düster
wäre, hätten die Hippies sicher ihre wahre Freude an ihm
gehabt.
Singen kann er nicht besonders gut und so ist die Stimme auch nicht
tragend, wirft nur Worte in das Klangbild, meist auf wenigen Tönen,
gibt zwar Halt, ist aber nicht wichtig. Drums und Bass agieren sehr
zurückhaltend, tragen aber dazu bei, harmonische Akzente zu setzen
und die sehr clever arrangierten rhythmischen Wechsel zu betonen.
Kurt Vile, übrigens, liebt Steve Gunn, hat ihn sogar in seine
Tour-Band einberufen, sicherlich nicht die schlechteste Art für
Steve, scheinen Schornstein am Rauchen zu halten. (Ralf, 24.10.13)
|
Sa. 19.10.13 |
The
Sick Rose, Beatrevolver
- Köln,
Sonic Ballroom (ca. 60 Zuschauer)
Power-Pop alter Machart aus Italien. Sauber gespielt, gute Kompositionen,
durchgehend mehrstimmiger Gesang und eine sehr feine Auswahl an Coverversionen.
Sick Rose gibt es schon seit den 80ern, sie tourten
mit den Fuzztones, Nomads und Stomach Mouth, um sich nach vier Alben
Anfang der 90er aufzulösen. Seit 2006 sind sie wieder aktiv und
sie können sich sehen lassen.
Davor Beatrevolver aus Köln, die seit 10 Jahren
schmissigen Mod-Beat auf die Rhein-Metropole loslassen, sympathisch
und unprätentiös. Zwei Adjektive, die 60s Bands nicht immer
vereinen können (nicht mal wollen). Am Besten gefiel mir die
lange Zugabe, da hier auch der Psychedelic Einzug fand, was auch nicht
alle 60s Bands machen, da sie oft sehr hartlinig sind. Gut so!
(Ralf, 21.10.13)
|
Do. 17.10.13 |
Dus-Ti
- Köln, Stadtgarten (ca. 120
Zuschauer) Foto von der Band-WEbsite
Dus-Ti waren ganz toll in der Stadtzeitung angekündigt und ausserdem
sollte Jaki Liebezeit spielen, was mich letztlich extrem kribbelig
machte, da Jaki der legendäre, sich immer neu erfindende Drummer
bei Can war, die sicher eine der 5 einflussreichsten deutschen Band
ever waren. Lass nachsehen ... 1-2-3 aus dem Bauch ohne Gelegenheit
das noch mal zu legitimieren: Scherben, Neubauten, Fehlfarben, Can,
Cluster, Kraftwerk. Oder? Ergänzungen oder Streichungsvorschläge
nehme ich gerne entgegen.
Mein Problem: Langer, blöder Arbeitstag und offensichtlich sowas
wie mentaler Kater. Ich hab mich hier echt hingequält und konnte
schon während Dus-Ti kaum noch stehen. Das ist nicht gutelaunefördernd.
Dus-Ti ist Jazz, definitiv. Jazz-Trompete und Jazz-Schlagzeug.
Ich mag ja Trompete gar nicht. Hab mich wegen der Beschreibung in
Hoffnung auf was Abgefahrenes hierher bewegt. Aber die Trompete ging
eigentlich, weil er sie recht soft bläst und durch seine Effekte/Electronics
jagt. Schon interessant, was man nicht alles an Tönen aus so
nem Blech rausschlabbern kann, aber das Schlagzeug hat mich echt genervt.
Ununterbrochenes Gerühre, immer wieder abgestoppt, kurze Schläge
und wenn Beat, dann sehr jazzy.
Tja, was durfte ich erwarten, als jemand der dem Jazz ankreidet, bei
aller Hochachtung, nie richtig auszubrechen, zu explodieren, nur zu
versprechen und einen emotional unbefriedigt zurückzulassen.
Sicher, es gab Höhepunkte, im Leisen wie im Lauten, doch da sind
sie im Jazz einfach noch zu bieder. Die Klassik ist da schon viel
weiter was Grenzüberschritte betrifft. Was Dus-Ti als Musik für
unsere Welt, Lärm, Maschinen usw. bezeichnet, finde ich schlichtweg
unzutreffend. Was die Presse als "freie Improvisation" bezeichnet,
ist in Wahrheit, dass die eben nicht Note für Note aufschreiben.
Aber jeder Song hat einen bekannten Anfang, gemeinsamen Aufbau, Dramaturgie
und Abfolgen, Melodien, Abschwellen und einen gemeinsamen Schluss.
Die wissen ganz genau was sie tun und überlassen wenig dem Zufall.
Improvisationsfaktor: max. 20%, behaupte ich. Von wegen "frei".
Ich kenne Rockbands, die nie proben. Die treffen sich nur zum Konzert.
DAS ist "freie" Improvisation, liebe Presse.
Jedenfalls: War ich so ko, dass ich einfach nicht mehr konnte. Die
Sets wurden jeweils auf 45 Minuten versprochen, doch als Dus-Ti schon
fast bei ner Stunde waren, musste ich aufgeben. Jaki wird mir verzeihen,
ich mir aber nicht. (Ralf, 18.10.13)
|
Sa. 12.10.13 |
Halasan
Bazar - Köln,
King Georg (40 Zuschauer) Unschwer
zu erkennen, dass das Foto nicht aus dem Georg stammt. Fotoapparat
vergessen, aber approved by the band
Würden auf dem Introducing nicht so miese Bands spielen
dürfen, bloss weil sie aus England oder USA sind, sondern sowas
wie Halasan Bazar, dann würde die Qualität dort um 200%
anziehen.
Und wenn ich letztens hier gesagt habe, dass der Sonic Ballroom einer
der Plätze ist, an dem die wichtigen Dinge passieren, dann ist
das auch das King Georg. So geschehen am 12.10.13, meine Herrschaften.
Leider sehr dünn besucht. Keine Ahnung warum. Die Ankündigung
war super. Ich hatte erwartet, dass denen hier die Tür zugerannt
wird. Schade für die Band, wobei es denen egal war, gut für
mich, denn zuviele Leute im King Georg macht die Angelegenheit schnell
sehr anstrengend. In der zweiten Reihe an der Bar stehen kann ich
nicht allzu lange.
Die lockeren Dänen brachten Psych-Pop, der fast lupenrein nach
60s klang. Man hörte die Westküstenwinde der Jahre 67-69
wehen, die Leichtigkeit der freien Jahre, die musikalisch alles möglich
und alles Mögliche auch geschehen machten.
Halasan Bazar bestechen vorallem durch tolle Melodien und sehr gut
akzentuierten mehrstimmigen Gesang, der fast nonstop durchgeht. Entfernt
hört man die Byrds, Crosby, Stills, Nash & Young und alle
ihre Kollegen der damaligen Szene. Ich hab mich ein wenig geweigert,
da zuviel aktuellen Indie rauszuhören, aber verleugnen kann man
natürlich nicht, dass das Kinder dieser Tage sind. Aber sie kennen
den alten Stuff und sie mögen ihn, das steht fest. Zudem haben
sie lange auf Cassettenlabels gewohnt und klingen im Studio noch scheppriger
als live.
Sehr sehr schönes Konzert. Der entspannte Konter auf den Trip
des Vorabends. (Ralf, 14.10.13)
|
Fr. 11.10.13 |
No///Se,
Fragmentist
- Köln, privat (60 Zuschauer)
Verwendung des Fotos approved by the
band
Es gibt schöne Orte, Orte mit sehr angenehm selbstverwalteter
Szene, wo das Publikum daher durchweg friedlich und enthusiastisch
ist. An einem solchen Ort spielten an diesem Abend Fragmentist
aus Ibbenbüren, die noch sehr jung und unerfahren sind. Ich würde
das als Emo-Core bezeichnen, wenn ich von meiner altbekannten Begrifflichkeit
ausgehe. Junge Menschen sehen das vielleicht anders, aber für
mich ist Emo-Core so was wie Moving Targets, Samiam, Embrace, Shudder
To Think, wegen mir auch Fugazi und co. Und so ähnlich sind eben
Fragmentist, ausser, dass der Frauengesang sehr rau und rotzig ist,
was ganz gut passte, auch wenn hintenrum das eine oder andere noch
etwas wackelte. Das werden die aber schon in den Griff kriegen.
No///sé aus Süd-Kalifornen und Portland
dann mit brennendem Wipers-BlackFlag-beeinflussten Punk-Rock. Sehr
intelligentes aber eingängiges Riffing, konsequent in die Tele-SG-Zange
gepackt, peitschende Rhythmik und mitreissend punkiger Drei-Mann-Gesang,
sauber zusammengeschachtelt und immer am Limit was Tempo und Herzrasen
betrifft.
Wäre ich nur zwei Jahre jünger hätte ich den ganzen
Laden zusammengetreten, so hat mir das gefallen. Auch die Atmosphäre
im Publikum. Einer flippt ja immer aus, so auch hier. Die nahmen den
aber rein, immer wieder ein Arm um den Hals, um ihn zu bremsen. Woanders
wären die nicht so geduldig gewesen. Da wo ich her komme, wäre
der vor der Tür mit Blut im Mund wieder aufgewacht. Gut, dass
es hier auch anders geht.
Die Highlights jagen sich. Es ist gut hier. (Ralf, 13.10.13)
|
Mi. 09.10.13 |
Powersolo
- Köln,
Sonic Ballroom (ca. 60 Zuschauer) Pic vom
Sonic Ballroom Flyer. Coutesy by the band.
Man kann sagen was man will über den Sonic Ballroom. Ich bin
ja anfangs nicht so gerne dahin gegangen, weil mir das zu naheliegend
war. Ich sagte zu mir: Mach mal was anderes! Überrasche dich
selbst. Und immer wieder endete ich hier. Und jetzt bin ich auch
in Frieden damit und dafür gibt es einen Grund: Der Sonic Ballroom
ist in Köln einfach einer der Plätze an denen das passiert,
was wichtig ist.
Wir schreiben den 9. Oktober 2013. Powersolo, dänische Band,
angekündigt als Country, Blues, Surf und noch was, das ich
vergessen hab. Obwohl das Foto auf dem Monatsblatt scheissecool
aussah, hätte ich mich hier niemals eingefunden, hätte
mir nicht mein lokales Bedienungsmädchen in der Kneipe (danke
Boris :o) den Hinweis gegeben, der mich dazu brachte, kurz im Internet
reinzuhören. Noch vor dem ersten Refrain war ich überzeugt.
Das Gitarre-Gitarre-Drums-Trio, zwei Brüder und ein Drummer,
die Mitte 30 sind aber aussehen wie Mitte 50, bewegen sich zwischen
Gories, Oblivians und der frühen Blues Explosion ... ABER SOOO
GUT!
Ja, sie haben die genannten Vorbilder zum Frühstück getrunken,
aber sie haben allen dreien eins voraus: Ihren umwerfenden Humor,
der einem die Backen glühen lässt, ihre unglaublich trashige
Erscheinung und ihre dreiste Seelenruhe, mit der sie das Publikum
fordern, die sie einem mit flunkerndem Blick, Häppchen für
Häppchen servieren. Die haben's nicht eilig. Sie hetzen sich
nicht durch ihr Set. Wenn's sein muss, dauert der Dialog mit dem
Publikum auch mal länger als die nächsten zwei Songs.
Ich hab mich dann irgendwann dabei ertappt, dass ich völlig
die Kontrolle über meine Gesichtszüge verloren hatte und
wenn ich in die Runde schaute, sahen die anderen genauso aus. Das
war nur noch ein einziges Totlachen.
Und dann der improvisierte Song, nach der rhythmischen Vorgabe aus
der ersten Reihe (Ring an Bierflasche). Sowas hab ich noch nie gesehen
und ich habe das einige Male an diesem Abend gedacht und Ihr könnt
mir glauben, es war nicht das erste Konzert meines schönen
Lebens.
Powersolo führen in die Irre, machen mit dir was sie wollen,
spielen schrägen, immer leicht verstimmten und absichtlich
eierenden Trash-Punk-Blues, wie er schöner kaum sein könnte.
Die frechste Band seit langem. Ich möchte mein Leben aufgeben,
meine Siebensachen verkaufen und ihnen um die ganze Welt hinterherreisen
um jeden weiteren Abend meines Lebens so glücklich zu sein,
wie an diesem verregneten Mittwoch.
Und wo waren die ganzen armen Sünder, die sich im Juni bei
den Oh-Sees drängelten? Wo waren sie, wenn the Real Weird Thing
happens? WO? WOOOO? (hallend zum Himmel, Vögel vom Dach auffliegend).
Danke Sonic Ballroom, danke Powersolo, danke Bedienungmädchen-in-der-Kneipe.
(Ralf, 13.10.13)
|
Fr. 04.10.13 |
Cellophane
Suckers, Sworn
Liars - Köln,
Sonic Ballroom (ca. 80 Zuschauer) foto
von der Website der Band
Sworn Liars, die versprochene Supergroup aus Moorat
Fingers und Shakin' Nasties Mitgliedern konnte die Standards der
Vorgängerbands in keinster Weise halten. Uninspirierte Kompositionen,
wenig ansprechende Akteure, oft auch nicht ganz sattelfest gespielt,
insgesamt nichts Spannedes dran.
Doch auch die Cellophane Suckers sind stehengeblieben.
Keine Entwicklung. Sie bringen haargenau dasselbe wie vor 15 Jahren.
Man fühlt sich quasi zurückversetzt, nur, dass eben ganz
viel passiert ist in der Welt. Meinungen, Menschen, Trends, alles
hat sich verändert. Die Welt ist in Bewegung und das ist gut
so. Die Cellophane Suckers mögen als Ruhepol geblieben sein,
doch auf mich wirkte das heute altbacken. Die einst moderne Substanz
hat sich über die Zeit nicht gehalten. Hat mich einfach nicht
mehr so mitgerissen wie früher. Die Leute nickten kräftig,
aber auch von denen kam keiner gehörig in Wallung.
Nur ein mittelmässiger Tag oder tatsächlich Ausdruck musikalischer
Stagnation?
Und wo waren eigentlich die X-Rays aus England, angekündigter
Headliner? Ich hab sie nirgends gesehen. OK, ich wusste es, weil's
auffer Internetseite stand. Wusste das jeder der Anwesenden? Gesagt
wurde das nicht, gefragt hat wohl auch keiner.
(Ralf, 13.10.13)
|
Sa. 28.09.13 |
Kommando
Sonne-nmilch, Die
Nerven (Foto) - Köln,
Gebäude 9 (ca. 350 Zuschauer)
Soll ich ganz ehrlich sein? Rachut war gut, hab ihn zum ersten Mal
gesehen. Cooler Typ. Hab das sehr gerne gesehen. Aber die Nerven haben
ihm die Show gestohlen. Punkt.
Ich hatte dasselbe Feeling wie anno dazumal, als Steel Pole Bath Tub
den Melvins den Rang ablief. Über ne ganze Tour. Wie bitter!
Die Nerven sehen aus wie ne Schülerband, sind aus Stuttgart,
klingen wie ne Mischung aus Touch'n'Go meets Amphetamine Reptile,
etwas aufgemodernt und mit psychedelischer Gitarre und deutschsprachigen
Hass-Mich-Kellerloch-Tiraden.
Eigentlich nicht das, was ich erwartet hatte oder das, was mich hinterm
Ofen rausgebracht hätte, wenn ich meine Kritik vorher gelesen
hätte ... ABER: Die Burschen haben ihren Scheissdreck im Griff
UND zwar 1A! Die werden kommen! Und völlig zurecht. Ich bin oft
in Konzerten gewesen, wo alles begeistert war und ich so ... "ochjaaaaa"
... aber hier war ich einig! Die nerven überhaupt nicht. Das
war echt schön. (Ralf, 7.10.13)
|
Di. 24.09.13 |
Joy
Wellboy, Ruen Brothers,
Charity
Children (Foto) - Köln,
Gebäude 9 (ca. 150 Zuschauer)
Nicht mein Abend! Die Templars, die einzige Band, die mich wirklich
interessiert hatte, hatten abgesagt und Charity Children
aus Berlin, die als grosse neue Hoffnung angekündigt waren, waren
überhaupt nicht mein Ding. Eine 7- oder 10-köpfige Band
an Gutmenschen, gegurrter Frauengesang, wie er seit vielen Jahren
schon erbärmlich langweilig ist und alles ganz schön und
weich und ja nirgends zu dolle draufhauen.
Mit denen ist schon alles ok, aber im Gutsein sind die mir Lichtjahre
voraus. Schaut Euch nur das Video auf ihrer Homepage an. Vor lauter
Glückseligkeit fühlte ich mich an die deutschen Heimatfilme
der 50er Jahre erinnert. Ich weiss, es gibt viel Schlimmes auf der
Welt und man muss ja auch mal abspannen können, aber ... ah!
Die Ruen Brothers aus England konnte ich auch nur
3 Songs lang ertragen. Die beiden Brüder liessen ihren Bassisten
den Soundcheck für sie machen, was schon mal irgendwie ne dämlich
aufgesetzte Kacke ist, wo eh niemand im Saal war und kein einziger
Arsch die kannte. Die Gitarre des Blonden war allerdings phantastisch,
sehr bluesig, sehr locker, doch der Gesang des Dunklen der auch noch
ne riesige Akkustikgitarre umgeschnallt hatte, hatte nen unangenehm
kehligen Twang, was ich ganz und gar nicht mag. In der Hosentasche
versteckten sie dann aber doch den ganzen Indie-Kram und trugen Rollkragenpullis
unter neuen Lederjacken. Komische Mischung, wie Sonntagsschüler,
die auf Outlaw machen. Der Drummer war witzig und spielte super, ist
aber der Selbstdarsteller unter der Sonne. Der war so overacted in
Gestik und Gehabe, das war so unterhaltsam wie abstossend. Man schämte
sich und machte sich hastig auf die Suche nach Bier. Joy
Wellboy aus Belgien - der Ersatz der Templars, eine verhaltene
Elektrokombo, die in die kühle Leere ihres Sounds hallende Gitarrenakkorde
einstreuten und dann doch einen souligen Gesang draufpackten und gute
Stimmung verbreiten wollten - liessen mich dann die Ruen Brothers
zurückwünschen ... Charity Children auch. Ich weiss nicht,
wie die Menschen sowas ertragen können. Schon der Name der Band!
Mit Elektro tu ich mir ja aber ohnehin schwer. Da passiert zuviel
das mein Gefühl nicht begreift. Junge, war ich früh zuhause.
(Ralf, 3.10.13)
|
Mo. 23.09.13 |
Big
Sexy Noise, Jon de
Rosa - Köln,
Sonic Ballroom (ca. 60 Zuschauer) Foto by
Michael Johnson and Nemesis
To Go (Creative Commons)
Dass Jon de Rosa hinterher im Internet verlauten
liess, dass er selten so ein aufmerksames Publikum hatte, freut mich
genauso wie es mich erstaunt. Ich glaube aber tatsächlich, dass
seine Folk-Balladen, die viel mit klassischem Versatz und Dur-Moll-Wechseln
spielten, dem Ballroom Publikum gefielen, wenn man dem Glauben schenkte,
was einzelne von sich gaben, als sie hinterher in den Pausenhof kamen,
denn meins war de Rosa nicht, so dass ich die längste Zeit an
der Aussenbar verbrachte und Spinnen zusah, wie sie 20x grösseren
Motten nachjagten, was in der Biergartenbar des Ballrooms ein immerwährendes
Schauspiel ist. Bestimmt ist de Rosa ein guter Typ, für mich
gibts aber grade zuviele bärtige Akkustikgitarreneinzelkämpfer
mit jammernder Stimme. Lydia, James und Ian danach
in Top-Form. Hundertmal besser als vor zwei Jahren in Stuttgart. Die
hatten schwer Bock, auch Lydia. Sie sah insgesamt auch einfach ein
wenig besser aus als letztes Mal. Es scheint ihr nicht schlecht zu
gehen.
Der Sound war phantastisch, was natürlich einzig der unglaublich
bratzigen Gitarre von James Johnston zu verdanken ist, wie er sie
bei Gallon Drunk ganz und gar nicht spielt. Er jagt das durch zwei
Amps, die links und rechts auf der Bühne stehen. Das ist hart,
bluesig, unfassbar cool verzerrt und immer sehr rhythmisch, teils
fast schon an die Stoner-Rocker erinnernd, was er da abliefert. Zusammen
mit dem durchgroovenden Schlagzeug ist das total mitreissend. Ein
Song hüftentzündender als der andere. Lydia darauf mit ihrer
gar nicht mehr so nervtötenden, eher tief graunenden Stimme,
wie sie es eben bei Big Sexy Noise immer macht, vielleicht gar nicht
mehr anders kann. Offen gesagt, ist Lydia die musikalische Schwachstelle
der Band, aber sie lebt halt von ihren Lyrics, ihrer Persönlichkeit
und ihrer Geschichte. Die Gallon Drunk-Backing-Band ist jedenfalls
absolut oberste Liga (ist so) und die kann sich Lydia eben mit ihrem
Legendenstatus leisten. Damit sind wir ja alle dann auch zufrieden.
Phantastisches Konzert. (Ralf, 3.10.13)
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Mi. 18.09.13 |
Ed
Schraders Music Beat - Köln,
Sonic Ballroom (max. 15 Zuschauer) - Bild
von der Facebook Site, Courtesy by the band
Schräge Amis, keine Vorband und die einsetzende Schlechtwetterdepression
wurden als Gründe für das Ausbleiben einer Menschenschar
verantwortlich gemacht, die doch soviel verpasste. Nur mit Standtom,
Bass und Gesang erreichten Ed Schrader und sein Kumpan auch die wenigen
Anwesenden in den Bann zu ziehen. Und weil es so wenige waren und
weil sie so treu jubelten und weil sie ja die einzige Band waren,
spielten sie dann Zugabe um Zugabe, wo noch gar keine Zugabe verlangt
war ... nur aus: Wir müssen ja was bieten.
Minimalistischer geht kaum. Sogar die Lightshow bestand nur aus der
Glühbirne, die an die Tom geschraubt war und die er nach jedem
Lied kurz ausmachte, so wie bei den grossen Konzerten, wenn der Lighttechnician
kurz abdreht.
Sie boten treibenden Punk-Noise, mit verzerrtem Stakkato-Gesang bei
den lauten Songs und sehr unterschiedlich aufgebaute ruhigere Songs,
im extremsten Fall NUR mit Gesang. Immer leicht selbstironisch-pathetisch
aber sehr sympathisch und abgefahren. Nicht umsonst touren die Pittsburgher
rund um die Uhr durch die halbe Welt.
Wie das so ist bei ganz initimen Veranstaltugen steht man dann nachher
quasi in vertrauter Runde beieinander und quatscht. Da läuft
ja keiner einfach so weg, wo er doch mit am Tisch sass.
Die Schraders entpuppten sich dann auch als sehr nette, unterhaltsame
und an Mensch und Kultur interessierte Gesellen. Hab ich bei Bands,
insbesondere bei amerikanischen auch schon GANZ anders erlebt. Cool!
Sehr tolles Konzert! (Ralf, 7.10.13)
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Di. 27.08.13 |
Sonny
Vincent, Fryder
- Köln,
Sonic Ballroom (ca. 60 Zuschauer)
Good Goodness! Wahnsinn! Bobby Steele in allen Ehren, aber das ist
die beste Backing Band, mit der ich Sonny je gesehen
habe. Jung, gutaussehend, perfekt eingespielt und vom ersten Song
an Punk as Shit! Hier stimmte für mich alles: Attitude, Songs,
Punch. Sonny macht alles richtig und das schon seit vielen vielen
Jahren. Abgesehen wohl höchstens davon, dass er keine Knete macht.
Fryder davor, eine Supergroup aus Münster mit
60s beeinflusstem Punkrock, der auch mal über die üblichen
Grenzen tritt, was grundsätzlich fein ist. Leider werden tolle
Ideen zu Songs verarbeitet, an denen ich mich nicht einhängen
konnte, auch emotional nicht. Schade. An denen ist nichts falsch.
Sie haben Potential ... und meine Sympathien. (Ralf, 11.9.13)
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Mi. 14.08.13 |
Adolescents,
TSOL
- Köln, MTC
(ca. 200 Zuschauer)
So ganz ist mir wirklich nicht klar, warum TSOL immer
noch als die definitive Hardcore-Band aus der OC Area gilt. Die Kermitstimme
von Jack Grisham, die new-wavige Gitarre und der fehlende explosive
Moment machte sie nie zum Mittelpunkt meines Interesses. Das bestätigte
sich jetzt auch live. Grisham war gut drauf und hat witzige Sprüche
parat, doch musikalisch kann ich damit echt nicht viel anfangen.
Adolescents deutlich direkter. Gitarren und Drums
pushen gut. Länger als 30, 40 Minuten halten die mich aber nicht
im Bann. Immer wieder sehr gute Songs, im Gesamten aber ... aah, schwer
beschreibbar. Es packt mich einfach nicht so.
Ist schon alles ok, aber für mich nicht rotzig genug. Kann auch
sein mir fehlt der Rock'n'Roll, die Gefahr, die Emotion. Diese melodiösen,
leichten Backings kann ich, wenn überhaupt, dann eher beim England-Punkrock
ertragen. Ist manchmal auch nicht leicht, zu bestimmen, warum das
eine gefällt und das andere nicht. Ich seh's am Ehesten bei den
Epigonen. Ich mag auch die zweite Generation um Bad Religion nicht
sehr. Und dahinter stehen dann irgendwann Lagwagon, dann auch Green
Day, Offspring, NOFX, Pennywise, alles Kram der mich nicht interessiert.
Hinter Black Flag, DRI, Germs, Dead Kennedys bildete sich eine ganz
andere, gar nicht mehr eingrenzbare Explosion, die über Hardcore,
Noise-Rock, Industrial sogar bis weit in Feindesland reicht, da deren
Einflüsse wesentlich weiter trugen. Bei denen bin ich bei.
Aber egal. Diese beiden Bands sind halt nicht mein definitives Ding.
Gutes Konzert dennoch, überraschend viele jungen Leute. Aber
beidesmal bin ich nach 40 Minuten weggelatscht. (Ralf, 11.9.13)
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Di. 13.08.13 |
The
Stitches, Nazi
Dogs - Köln,
Sonic Ballroom (ca. 100 Zuschauer)
Das Schöne an Köln ist allgemein, dass immer Leute auf Konzerte
kommen. Selbst an schlechten Tagen sind immer wenigstens 30-40 Leute
da. Und in einem kleinen Club reicht das, um Spass zu haben. Wir sind
also mitten im Sommer, mitten in den Ferien, draussen hats 30 Grad,
es ist Dienstag ... verdammt, wer hätte gedacht, dass die Stitches
so viele Leute ziehen. Da merkt man, dass ich völlig raus bin,
was die Punk-Postille betrifft. Ich hab die Jungs Anfang des Jahrtausends
gehört und musste dazu nach Amiland fliegen. Viel haben sie seitdem
nicht fabriziert und dennoch scheinen sie legendär zu sein, denn
der Laden ist fast voll. Nazi Dogs aus Aachen
(stimmt das?) machen ganz guten 77er Punkrock, vorallem der Gesang
gefällt mir, leider haben sie keinen guten Sound und weder das
Drum, noch die Gitarre, noch der Bass machen wumms. Der Sänger
wirkt etwas ungelenk. Wild, aber nicht richtig. Hm. Die sind aber
auf alle Fälle sonst ok so mit allem. Stitches
dann die erhoffte Riot. Sehen ganz schön böse und verratzt
aus die Burschen, insbesondere der Gitarrist. Das ist Punk, so wie
ich ihn mir wünsche. Bierduschen, Gewalt und Randale, hehe. Natürlich
haben die den richtigen Punch und die guten Songs. Auch die Kids kannten
alles. Wahnsinn. Hätt ich nie gedacht. (Ralf, 22.8.13)
|
So. 11.08.13 |
Krawallbotz,
Black
Sheriff, Keine
Ahnung - Köln, Strassenfest
Ehrenfeld
Hunderttausende lockt dieses Strassenfest angeblich an und auf mehreren
Bühnen wurde ordentlich getobt. Die Crew vom Qlosterstüffje,
dem man von aussen sein alternatives Interieur mitnichten ansieht,
stellte dazu den degenerativen Moment, wo sich dann alle wieder mal
zusammen fanden, die das Wort Punk schreiben können und mit dem
AZ sympathisieren, das zum Zeitpunkt des Konzerts noch in Kalk besetzt
war und auf der Kippe stand.
Ich schaffte es nicht um 11 Uhr zur ersten Band, aber immerhin zur
drittletzten. Keine Ahnung sind junge Deutschpunker
und geben ebenjenen in traditioneller Art und Weise zum Besten. Mit
den Jungs ist alles so vollkommen in Ordnung, mir persönlich
ist die Musik allerdings zu eindimensional, schon gehabt und dafür
auch nicht die Sorte, mit der ich mein Wohnzimmer beschalle. Black
Sheriff danach in bester Laune. Über alle Backen lachend
kam ihre Selbstironie deutlicher und weniger grimmig rüber als
manches andere mal.. Ich fand's so super, denn die sind ja total nett,
auch wenn sie immer so derbe rumtun. Der Spannungsbogen stimmte auf
die Sekunde und auch der Sound war besser als bei den Bands davor
und danach. Schmutziger Hardrock, zwischen Motörhead und Supersuckers,
breite Beine, wenige Kopf- dafür Achselhaare galore. Und gerotzt
wurde auch, aber nur auf sich selbst. Sauber! Krawallbotz
dann noch mal eine Stufe hoch auf der Geschwindigkeits- und Hardcore-Punk-Skala.
Die "schönste Punkband Kölns" ist vorallem möglicherweise
die beliebteste Punkband Kölns. Dem Gebolze und Gegröhle
stehen viel spürbare Sympathie und feines Rampensautum bei, so
dass der Laden stimmt und die Menge sich freut. (Ralf, 12.8.13)
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Sa. 10.08.13 |
James
Blackshaw, Lubomyr
Melnyk, Martin
Herzberg - Köln, St. Michael
(ca. 120 Zuschauer) Das Foto ist von Last.fm gestohlen,
ganz ähnlich sah das aber in St. Michael aus. "Grundsätzlich
basiert meine Musik auf Klang. Der Klang des Pianos, das ich von ganzem
Herzen liebe. Die Bedeutung von Klang ist heute vergessen. Glaubt
nicht den Wissenschaftlern. Sie wissen nichts. Sie kassieren nur eine
Menge Geld, um in Talkshows zu quatschen." Das ungefähr
sagte Lubomyr Melnyk, bevor er anfing seine drei
Stücke zu spielen. Zwei für Solo-Piano, das dritte zusammen
mit einem Piano über Band, das er am Nachmittag in der Kirche
eingespielt hatte und mit dem er dann live zusammenspielte.
Ich hab ja schon mehrmals gesagt, dass im Gegensatz zur populären
Musik, die sich gerade nur wiederholt, in der Klassik echt ein paar
verrückte Typen am Start sind. Lubomyr ist verrückt, so
viel ist sicher. Hat eine total eigene Spieltechnik entwickelt, die
er "continuos playing" nennt. Der Sound ist extrem dicht,
ein einziges Wogen, wie Wellen, die Melodien schälen sich in
weiten Bögen heraus, darunter immer das Wogen, meist aber sehr
harmonisch. Im letzten Stück dann doch auch mal finster, die
Dichte nun wirklich nicht nur musikalisch sondern geradezu physisch.
Der Raum verbog sich. Obwohl das Konzert ganz klar als "neue
Musik" angekündigt war, fingen die Leute dann doch an unruhig
zu werden, manch einer blies die Backen auf oder legte den Kopf in
den Nacken. Das war der Punkt, an dem ich anfing zu lächeln und
ein wohliger Schauer sich aus meiner Hühnerbrust igelte und ich
die kichernden Pranzen direkt vor mir nicht mehr wahrnahm.
Wenn an diesem Abend jemand das Volk an seine Grenzen brachte, dann
Lubomyr. Trotzdem kaufte ich am Ende eine Platte von James
Blackshaw, einem jungen Engländer, der gerne Bier trinkt
(was wir Gäste leider nicht durften. Für uns gab es nur
irgendwo ein Sektchen, nachdem ich nicht mal suchte), raucht und diverse
Kollaboration mit englischen und kanadischen Musikern aus dem "düsteren
Umfeld" tätigte. Damit meine ich bspw. Genevieve Beaulieu
(Menace Ruine, Preterite), David Tibet (Current 93) mit dem er auch
die Band Myrninerest gründete, die jüngst ihr erstes Album
veröffentlichte und die sich ausschliesslich um John Balance
dreht, den verstorbenen Kopf der Band Coil.
James spielt eine wunderbare 12-saitige Gitarre, die er nach jedem
Lied umstimmt, um damit eigentlich fast dasselbe zu machen, wie Lubomyr
auf dem Piano. Harmonisches Wogen. Es klingt einfach nach viel mehr
als es ist, denn die Syrenen singen in den Obertönen mit. Aber
es is auch Technik. Sieht so einfach aus, wie bei Lubomyr auch. Durch
die abgefahrenen Stimmungen tut seine linke Hand recht wenig, die
rechte aber hat ein Fingerpicking drauf, das in einem sehr rhythmischen,
total durchgängigen Strom pulsiert, unaufhörlich, ebenfalls
total dicht, meisterhaft. Dazu der Hall in der Kirche, der, wie Martin
Herzberg es am Ende sagt, hervorragend ist. Manche Kirchen
seien zu gross, der Hall zu stark, hier sei es gerade richtig.
Womit wir beim letzten Künstler des Abends sind. Der Berliner
Martin Herzberg, der mir leider nicht gefallen hat, da bei ihm das
abgefahrene Element fehlte und der direktere Bezug zur Klassik. Das
war fast schon Pop, mit eingespielten Drum-Beats. Und als er anfing
zu singen, über das Leben in der Stadt, "mit all seinen
Vor- und Nachteilen", dann musste ich gehen, um den Abend mit
dem mitzunehmen, was er für mich ausmachte.
Noch was: Mit 14 Euro war das Value for Money! Es ging kurz nach 9
an und nach 12 verliess ich das Konzert vorzeitig. Lob an die Veranstalter.
Sowas ist ja ohne Sponsoren und unentgeltliche Eigenleistung nicht
zu stemmen. Prima Sache, beeindruckender Abend. (Ralf, 11.8.13)
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Fr. 09.08.13 |
Gruppe
80, The Metric Eyes -
Köln, Sonic
Ballroom (70 Zuschauer)
Zweimal NewWavePunk aus deutschen Landen, beide Bands hatten alles
drauf, was man haben muss. Insbesondere die Gruppe 80,
die ihren Scheiss schon richtig gut im Griff hatten. Mono-Synthie,
manchmal wie der PacMan-Soundtrack, ein wirklich RICHTIG rattengeiler
Gitarrensound und die Drums immer da, wo sie sein müssen. Manche
Songs waren wirklich unverschämt gut, leider insgesamt aber
ne Blödelkombo und daher teils inhaltlich recht flach. Unfassbar
ausserdem, wie bescheuert die aussahen, vom Bassisten abgesehen.
Erstaunlich, dass die Roots aber offenbar stimmen und die Jungs
ihre Hausaufgaben sauber gemacht haben. Ich erwische mich, auch
alles durch Schablonenaugen zu sehen.
Da konnte man den Metric Eyes ihre Wurzeln doch
sicherer zuordnen. Leider waren sie mir auch nicht recht. Die Gitarre
zu weich, New Wave eben, der wechselnd deutsch-englische Gesang
zu schlecht (allerdings gut: der Wechsel mit dem Mädchen),
die Einstellung gut, wütend und angepisst nämlich, doch
alles sehr sehr gleich. Song auf Song, Schlag auf Schlag, meist
kaum 2 Minuten, doch ingesamt ... zu gleich. Das waren 20 Songs,
es hätte aber auch einer sein können. Abgehackt, schnell,
das gefällt mir, aber nur abgehackt und schnell ist auf Dauer
zu wenig. Trotzdem, solide Kost, wie schon eingangs gesagt. Alle
hattens drauf, der Schlagzeuger von den Briefs ist wohl in Deutschland
hängen geblieben. Der ist nicht doof, das ist mir früher
auch schon aufgefallen.
Hätten die Metric Eyes die Gitarre, den Monosynth und etwas
mehr von dem Gejohle der Gruppe 80 und die Gruppe 80 mehr von der
Angepisstheit der Metric Eyes und etwas weniger von ihrem Gejohle,
dann hätte ich vielleicht noch was zusammen getreten an dem
Abend. War trotz vielem Gemeckere gut. Ich bin weder Neue Deutsche
Welle Fan, noch finde ich New Wave sehr ansprechend und was Neues
haben sie auch nicht erfunden, aber diese beiden Bands bringen wenigstens
mal Wind in die oberlangweilige RocknRoll dicke-Eier-Scheisse die
wir uns seit 15 Jahren anhören müssen. Weitermachen!
(Ralf, 10.8.13)
|
Sa. 02.08.13 |
Chefdenker
- Bonn, Bla (80 Zuschauer)
Ich hab mal Shellac in München gesehen. Nach nicht mal 30 Minuten
hörten die ohne grosses Blabla einfach auf, weil es ihnen zu
warm war. Ja, es war warm, aber es war tausendmal weniger warm als
an diesem furchtbaren Abend im Bla. Herrgottsack, war das eine Hölle.
Ein Mädchen sagte zu mir, das wäre wie in Thailand, wenn
man aus dem Flughafen ins Freie tritt und sie traf damit absolut auf
den Punkt. Genauso war der Schock, wenn man aus dem Freien INS Bla
hineinging. Keine Bewegung in der Luft. Der Druck der Hitze war wirklich
unmenschlich.
Dass sich die Chefdenker überhaupt auf die Bühne stellten,
nachdem eine Vorband den Laden noch mehr angeschwitzt hatte, rechtfertigt
alleine schon höchsten Respekt. Dass sie aber eine fast anderthalbstündige
Show mit vollstem Einsatz durchzogen, ist eigentlich schon einen Oscar
wert. Gibt es Oscars für übermenschliche Leistungen unter
extremsten Bedingungen? Nein? Sie drehten sogar die beiden riesigen
Ventilatoren zum Publikum, mit dem Argument, "die Frischluft
für euch", wir brauchen "flüssigen Treibstoff".
Für den Sänger war's natürlich die doppelte Qual, weil
er oft ziemlich am Limit brüllt und wenn man Luft holen möchte
und da ist keine ... das müsste eigentlich Todesangst machen.
Musikalisch gabs deutschsprachigen Punkrock kalifornischer Abstammung.
Ich habe viel Descendents gehört. Die Gitarre sehr intelligent
und abwechslungsreich, die Texte einfach aber clever, die Fans kennen
jede Zeile. Man ist wütend aber auch spassig, wenn's doof wird,
wie bei dem Cover von Krügers Nippelsong, dann bin ich allerdings
raus. (Ralf, 10.8.13)
|
Sa. 07.07.13 |
Smokestack
Lightnin' - Köln,
Sonic Ballroom (70 Zuschauer)
Schöner, entspannter Country-Rock aus dem Süden unserer
Republik, der irgendwie immer geht. Etwas unterkühlt vielleicht,
dennoch eine enorme Wohlfühldichte. Ich weiss nicht, wie die
das machen, aber es funktioniert. Ich hab die vor vielen Jahren in
Stuttgart schon mal gesehen und alles ist gleich geblieben. Auf weitere
viele Jahre Smokestack. (Ralf, 10.8.13)
|
Do. 04.07.13 |
Guitar
Wolf, Mad
Mullahs - Köln,
Tsunami
(120 Zuschauer, sold out)
Den Mad Mullahs aus Bonn und ihrem 60s Trash, wie
er langsam endlich mal wieder von den Bühnen verschwinden sollte,
eilt ein Ruf voraus, den sie für mich nicht halten konnten.
Der Charme des Dilettantismus ist keine Entschuldigung. Auch nicht,
dass Zweimann/frau-Bands gerne mal sehr trashig sind und man daher
einiges nach sieht. Und der Geist scheint ja zu stimmen. Die Riffs
sind eigentlich ganz ok. Aber diese Band kann einfach absolut gar
nichts. Weniger geht nicht. Selbst der blutigste Anfänger kann
mehr.
Die Schlagzeugerin hat absolut keinen Groove, keine Time und sie
berührt die Trommeln kaum.
Der Gitarrist singt auch und er singt genauso wie er spricht: Ungelenk,
ohne Intonation, ohne Gefühl, er spricht quasi seine Texte,
mit derart schlechtem Englisch, dass alle bestimmt denken, wie witzig
das ist. Ich finde es deprimierend. Da nützt es auch nichts,
dass man sich nackt in Plastikfolie einpackt.
Dass sie dem Genre daher auch wirklich nichts Neues einhauchen können,
brauche ich nicht extra zu erwähnen.
Ich bin aber überzeugt, dass sie sehr nette Menschen sind und
habe ein schlechtes Gewissen, dass ich leider gar nichts Gutes über
sie schreiben kann. Sympathisch sind aber schon und daher kommt
das Ganze auch gut an.
Guitar Wolf machten dann natürlich wieder
einen Laden, dass es schon nervte. Erst liessen sie uns mindestens
eine Dreiviertelstunde warten, während derer wenigstens ausgezeichnete
Musik lief. Zuerst die amerikanischen und britischen Helden bis
zum total übersteuerten japanischen Kram. Machte Laune, doch
GW kann halt einfach nicht halten, was sie versprechen. Sie geben
zwar alles in diesem total überfüllten überhitzten
Loch hier, spielen viel zu laut, alles zerrt über wummert.
Man hört nur noch Dröhnen. Dennoch halte ich es bestimmt
über eine halbe Stunde in der zweiten Reihe aus. Wir klemmten
uns schon ganz früh vorne rein, denn im Tsunami sieht man ja
nix mehr, wenn man in der vierten Reihe steht. Die Meute verhielt
sich von daher noch recht ruhig. Weniger Abdrücke von schweissverschmierten
Oberarmen im Gesicht als erwartet.
(Ralf, 10.8.13)
|
Mo. 24.06.13 |
British
Sea Power - Köln,
Luxor (200 Zuschauer)
DAS ... liebe Brüder und Schwestern ... DAS ist Shoegaze, nicht
Widowspeak!
Die Typen sind ultrakomisch. Hab echt ne Weile gebraucht um zu erkennen,
dass die enorm cool und selbstironisch sind. Die verziehen halt keine
Miene und sehen aus wie hingeschissen. Wenn da plötzlich ein
2,20 grosser Eisbär auf die Bühne kommt, jaja, ich weiss,
die erleben das jeden Tag auf Tour, aber, dass keiner der Akteure
sich von seiner verbissenen Konzentrationsmimik löst, da war
dann irgendwann auch mal klar, dass die einfach so sind und Humor
eben nicht mit einem lachenden Gesicht einher gehen muss. Das was
ich immer schon sage und praktiziere. Mir glaubt das ja keiner und
man hält mich für einen Stoffel. Bei denen stehen alle da
und lachen. Sogar ich. Hä?
Und irgendwann fand ich das KOnzert supertoll. So richtig richtig.
Sogar die vielen hüpfenden Kinder vorne nervten mich nicht mehr,
denn die waren zu brav um Schaden anzurichten. D.h. aber auch, dass
die Band wohl berühmt ist. Nun gut, ich kannte sie nicht. Der
moderne Kram, insbesondere wenn er eigentlich nur alten Kram nachmacht,
was bei BSP eine Mischung aus allen möglichen englischen DarkWave-Bands
ist (Gitarren-Wave wohlgemerkt), geht halt nachwievor ziemlich glatt
an mir vorbei. Daher würde ich mir auch keine Platte kaufen.
Der Liveauftritt war aber sein Geld wert. (Ralf, 12.9.13)
|
Di. 21.05.13 |
Thee
Oh Sees, Zentralheizung
of Death (des Todes) - Köln,
Foyer Museum Ludwig (ca. 350 Zuschauer) Pic.
from their website, courtesy by the band
So cool ich auch den Alten fand, der sichtlich Spass daran hatte,
seinen Alltag damit anzureichern, jugendlichem Delinquentenvolk
den Bezahlt-Stempel zu kontrollieren, so unpassend fand ich dennoch
die Location. Vom Veranstalter King Georg ausgehend, die wissen,
dass ihr Club hierfür zu klein ist, wurde das Dach des Museum
Ludwigs auserkoren (wie immer auch sowas zustande kommen kann ...),
doch da Regenwetter anstand (und auch kam), verlegte man kurzerhand
ins Foyer und das ist für Konzerte dieser Art völlig ungeeignet.
Nicht nur, dass die Clubatmosphäre fehlte, die grosse, kalte
Halle mit Glasfronten ist schlichtweg ungemütlich und auch
dem Sound (zumal sich der Mixer neben der Bühne befand) grandios
abträglich.
Die Oh Sees, Kölner Stadtgespräch Nummer 1 im Mai 2013,
ist eine Band aus San Francisco, deren Gitarrist und Mastermind
John Dwyer früher schon mit den Coachwhips für Ohrstörungen
im 60s-Blues-Punk-orientierten Gewerbe sorgte. Zwei Gitarren, Orgel,
Drums, wobei der andere Gitarrist mit seiner Jazzmaster vorallem
Bassläufe spielte, die Orgel nur sehr weit hinten zu hören
war und offensichtlich auch nichts Wichtiges beizutragen hatte,
und ein energischer Drummer.
Die Typen waren sehr lustig anzuschauen und boten eine äusserst
aufgeladene, ausgeflippte Show, offensichtlich der Grund der Euphorie.
Warum die plötzlich der grosse Hype sind, wo sie doch schon
seit den 90er Jahren aktiv sind und die Coachwhips eigentlich auch
niemanden interessierten, ist mir äusserst unklar. Aber so
nehmen die Dinge ihren Lauf und wer will das dem sympathischen Haufen
nicht gönnen. Vielleicht liegt es auch an ihrer ausgeprägten
Bereitschaft zu touren, denn die scheinen wirklich um die ganze
Welt zu kommen.
Ich selbst fand allerdings auch die Coachwhips nie gut genug für
den Überdaswasser-Sprung. Bei der augenblicklichen Euphorie
für die Oh Sees mag das aber wohl angebracht erscheinen, denn
die Nachfrage ist akut.
Musikalisch also 60s, immer aber schräg in Seitenlage, den
Standard nur streifend, dabei viel Krach und auch sehr eigenwillige
Töne von Dwyers Gitarre. Sehr schön die längeren
Psychedelic Passagen zwischendurch, so dass man dem ungehörigen
Drive auch mal weg nahm, um die Dynamik dann wieder aufzubauen.
Das hat super funktioniert.
Der Gesang ist ihre Archilles-Sehne. Die kompensieren das mit viel
zweistimmiger Kopfstimme. Puh, das muss man mögen. Mir ist
das zwei Etagen zu unpersönlich. Ich konnte mich da nicht so
recht dranhängen.
Das Set war sehr lang, wurde dem Publikum aber an keiner Stelle
langweilig. Daher kamen sie sehr gut an und liessen sich gerne noch
weiter hochpeitschen. Ich ertappte mich dennoch ständig bei
dem Gedanken, dass mir die Oblivians, Gories, Black Lips oder auch
Blues Explosion jetzt dennoch lieber gewesen wären. Haben mehr
Appeal für mich. Is halt so.
Davor die Zentralheizung des Todes aus dem Osten der Republik. Junge
Leute, die ebenfalls recht eigenwillig sind und da ich mich sonst
ja meist über die hohe Standardisierung im 60s Hardliner-Sound
beschwere, möchte ich das jetzt als positiv herausstellen,
auch wenn sie mich emotional nicht zu packen verstanden.
Tagesform? Abneigung gegen Hype? Tja, man ist da ja einfach nicht
frei. :o)
(Ralf, 26.5.13)
|
Mi. 15.05.13 |
FM
Einheit - Köln, Raum 13
(60 Zuschauer)
Der Raum 13 beschreibt sich selbst als Zentralwerk der Schönen
Künste. Hier finden alle Arten von Kunst ein Zuhause, ob für
Aufführungen, Ausstellungen oder zum Arbeiten. Man widmet sich
in den Veranstaltungen einem Jahresthema und in der Trilogie "Schönheit
der Vergänglichkeit" befinden wir uns jetzt in Jahr 2:
Kriegsblicke.
Dazu hat FM Einheit (ich muss jetzt nicht erklären, dass Mufti
der ehemalige Schlagwerks-Derwisch der Neubauten ist, die er verliess,
da er der Meinung war, sie stürzen nicht mehr ein) einen Soundtrack
komponiert, der an diesem Abend aufgeführt wurde.
Mit dabei:
- Saskia
von Klitzing (die in unserem Forum bereits hochgelobte Schlagzeugerin
bspw. der Fehlfarben)
- Tim
Isfort: Kontrabassist, grossartiger Tausendsassa zwischer
hoher und kleiner Kunst
- Volker Kamp:
Live- und Studiobassist, Theatermusiker und Gelegenheitsposaunist
in unzähligen Projekten
- Florian Lenz: Schauspieler in Theater, Film und Fernsehen
Die vorkomponierte Musik kam vom Band, der Rest spielte dazu, FM
Einheit klopfte und bohrte dabei so mittel-inspiriert an seinen
Federn, die von dem Gerüst unter der Decke hingen, Saskia hielt
mit Volker einen meist durchgängigen Beat, Tim fügte das
Experimentelle dazu und Florian sprach recherchierte Texte, vorallem
Kriegsbeschreibungen, die er aber sehr emotional und nachvollziehbar
darbot. Ich hatte das sehr viel experimenteller und weniger rhythmusorientiert
erwartet, daher musste ich mich erst etwas daran gewöhnen.
Auch hatte ich keinen Sänger/Sprecher erwartet, da dies nicht
überall angekündigt war, doch nach vier fünf Titeln
zog es mich sehr in den Bann, insbesondere Florians Darbietung.
Publikum und Location (auch wenn die Halle sehr kalt war, also kalt
im Sinne von paar Grad über null) waren ganz nach meinem Geschmack,
leider kamen nur etwa 60 Leute, was angesichts der Qualität
der Veranstaltung schlichtweg enttäuschend, für mich aber
ideal und bequem war, da ich mich, ganz entgegen dem Normalkölner,
nicht gerne durch Menschenmengen quetsche.
Netter Abend. Anders als von mir erwartet, aber ok. Sensationelles
allerdings weit entfernt.
(Ralf, 26.5.13)
|
Mo. 13.05.13 |
Widowspeak
- Köln, Gebäude 9 (60
Zuschauer) Pic: http://alteredzones.com/posts/1796/artist-profile-widowspeak
Angekündigt als Shoegaze fragte ich mich ernsthaft, wie unterschiedlich
man so eine Schublade auffassen kann. Vielleicht hab ich ja keine
Ahnung, aber Shoegaze sind für mich britisch geprägte
New Wave Bands mit bleichen Typen, deren Musik düster-melancholisch
bis depressiv ist und die deswegen, und aus einer anti-theatralischen
Verweigerungshaltung heraus, nur auf den Boden glotzen, wenn sie
auftreten. Jüngere Leute übertrugen das dann auch auf
spätere Bands, die ätherische Cockteau Twins-Gitarren
miteinfliessen liessen und dann sogar noch Noiseberge drauf bauten,
Leute deren Effektboards so gross sind, dass sie kaum noch Platz
haben, um selbst auf der Bühne zu stehen und deswegen eine
Saite anschlagen und in den Nachbarclub zum Kaffeetrinken gehen,
denn den Rest erledigt das Auf- und Abschwellen der Effektberge.
Aber Widowspeak sind nichts von alledem. Also beim allerbesten Willen
nicht.
Widowspeak sind Amerikaner, lassen sich in eben jener Natur fotografieren
wie die Hippies und die Cowboys anno 1972 und haben vorallem kühle
Riffs mit viel Hall auf den Gitarren, viel Geslide, alles ganz ruhig,
Drums sehr verhalten, dazu ein ganz und gar kindlich-verschlafener
Mädchengesang, der sich niemals auch nur einen zahnbreit ändert
und auch nicht wirklich an Melodien zu haften scheint. So rauscht
das leider etwas uninspiriert durch. Der halb gähnende Gesang
ermüdet und ich finde das weder cool noch gefühlvoll sondern
nur gelangweilt nöhlend. Vielleicht die weibliche Variante
eines J. Mascis, wenn man das mal sehr weit her holt.
Schlecht sind sie allerdings nicht. Gute Musiker und davor eben
das schüchterne Mädchen mit überbeugter Wirbelsäule,
das über seine eigenen Ansagen unsicher kichert. Für die
grossen Emotionen ist das zu unterkühlt, statisch vorgetragen
und die kompositorische Kraft nicht stark genug.
Sie sehen alle ganz gut aus, stehen am richtigen Platz, haben die
richtigen Gitarren, die richtigen Verstärker, machen auch ganz
guten Sound, aber irgendwas fehlt hier und ich glaube es ist ...
schlicht und einfach das letzte Quäntchen Qualität. Sie
bannen zwar 59 der 60 Anwesenden, aber es ist einfach nicht gut
genug für das grosse nächste Ding.
Gut wurde es eigentlich erst, als ich dachte, jetzt hören sie
auf, als nämlich der Bassist und der Gitarrist ihre Instrumente
weglegten und sich dann aber nebeneinander an das E-Piano setzten,
einen der besseren Songs anstimmten und dies auch gleich mit mehr
Leidenschaft zu interpretieren wussten. Danach kamen die drei vier
besten Songs, der letzte hatte sogar dynamische Dramaturgie - das
Herzchen glimmte kurz - doch dann war's leider rum. Chris Issaks
"Wicked Game" als Zugabe war dann auch einen Tick zu naheliegend.
Hmmm.
Ein Lob noch ans Bühnenbild. Die Aufteilung war optisch sehr
schön und auch das Licht im Gebäude hervorragend. Wenigstens
das liess an ein grosses Ereignis erinnern.
(Ralf, 16.5.13)
|
Sa. 11.05.13 |
Green
Frankenstein, Sex Monster, the
X-Ray Harpoons - Köln, Filmhaus
(ca. 100 Zuschauer) Foto mit freundlicher Erlaubnis
von Kai Kricke, von der Facebook
Site des Festivals des psychotronischen deutschen Films
Um Euren anschliessenden Fragen vorzugreifen, was das jetzt noch mit
Underground-Rock zu tun hat, möchte ich vorweg greifen, dass
wir hier ein aufgeschlossenes Medium sind, das sich Grenzgängen
nicht verwehrt. Es wäre nämlich eine Schande würde
ich Euch die Berichterstattung dieses Abends vorenthalten.
Wer kennt Jörg Buttgereit, das Enfant Terrible des deutschen
Films, den Spalter der Empfindsamkeit einer Nation, der den Moralaposteln
von Bundesprüfstelle und Freiwilliger Selbstkontrolle Ende der
80er Jahre zitternde Tränen in die Augen trieb, dessen Filme
Nekromantik und der Todesking schon Kult waren, bevor sie überhaupt
ein grosses Publikum gesehen hatten? Diesem Jörg Buttgereit ist
die Schachtel Film zu klein oder besser gesagt, zu uninteressant geworden.
Auf der Suche nach neuen Anstössen hat er sich u.a. dem Hörspiel
zugewandt und was wir heute zu sehen bekamen, war ein als Theaterstück
vorgespieltes Hörspiel, das live abgefilmt und dabei sogar richtig
gekonnt und dramatisch in Szene gesetzt wurde.
Die beiden Hörspiele "Green Frankenstein" und "Sex
Monster", geschrieben und für die Bühne inszeniert
von Buttgereit, wurden also von fünf Schauspielern und einem
Geräuschemacher live vor einem Theaterpublikum vorgestellt und
wir sahen in einem Kino die Filmfassungen davon. Verstanden?
Kai Krick, einer der Kuratoren des Festivals des deutschen psychotronischen
Films, in dessen Rahmen die Filme gezeigt wurden, und Jörg Buttgereit
selbst, der, wie auch einige der Schauspieler, Kameramann und Bühnenbildnerin,
zur Weltpremiere des Films erschienen waren, taten gut daran, uns
das Ganze auch schon vor der Vorstellung ein wenig zu erklären,
da der Weg über diese ganzen Formate doch ziemlich ungewöhnlich
ist.
Die Stories waren ganz im Sinne Buttgereits, der a) ein Godzilla-Fan
ist und mit Green Frankenstein eine typisch durchgeknallte Story im
Stile der knuffigen japanischen Monster, die gerne wild gegeneinander
kämpfen und dabei immer zur kritischen Auseinandersetzung mit
Mensch und Umwelt anregen, b) ein Freund der Abstrusität des
60er/70er Jahre Sexploitation-Kinos ist, das auch Subgenres wie den
Aufklärungsfilm erfand. Buttgereit katapultiert dies selbstredend,
ganz der ihm eigenen Überteibungsdynamik folgend, auf Höhepunkte,
die man in dieser Form noch nicht kennt.
Das ganz Besondere ist aber die Übertragung ins Theaterformat.
Die Schauspieler betreten dazu einen Raum, der wie ein kleines Kino
mit einigen Klappsitzreihen ausgestattet ist, besorgen sich Popcorn
und erst als die Kamera sich dreht und über das eigentlich Publikum
schwenkt, wird klar, dass dies die Bühne ist.
Wir erleben von da an ein Schauspiel, das die Akteure wild durch die
Rollen wechseln lässt. So werden sie zu Reportern, verrückten
Wissenschaftlern, zu den Monstern selbst, genauso wie zu dem unsicheren,
pubertierenden Jungen in Sexmonster, seinem "erfahrenen"
Freund, religiös-delirierenden Vater, Frau Dr. Summer (haha)
und den geilen tuschelnden Teenie-Gören auf dem Schulhof. Und
zwar nicht nur gehört, sondern auch gespielt und dazu von einer
sehr mitreissenden Kamera in lebendiges Kino transportiert ... und
es funktioniert ... und wie.
Die Darsteller spucken, kämpfen, sterben, flehen, schreien und
heulen, das Popcorn fliegt und der Geräuschemacher an der Seite
der Bühne darf bei seiner Arbeit beobachtet werden, denn er ist
eine Sensation für sich, wird hier doch auf allen digitalen Kram
verzichtet und alle Geräusche von Hand mit dutzenden von Gerätschaften
erzeugt.
Das ist die schwere, wahrhafte Kunst der Handarbeit, die einer digitalen
Künstlichkeit eine Lebendigkeit gegenüberstellt, die wir
alle lieben und der sich Jörg Buttgereit wie kein Zweiter verpflichtet,
nicht aus falscher Eitelkeit, sondern aus Liebe (und spätestens
JETZT sollte bei jedem von Euch, geneigte Leserschaft, ein Licht angehen,
das die Parallelen zu allem aufzeigt was bei Kickin Ass so zelebriert
wird und da wir dennoch nicht herablassend sind, hören wir kurz
weg, wenn der eine oder andere ein "Aha" abseufzt).
So erfahren wir im anschliessenden Interview eine Menge über
Buttis Beweggründe, seine eigentliche Abkehr vom Film, die nur
unter ganz gewissen Umständen gelegentlich unterbrochen wird,
und hätten gerne noch viel mehr seiner Anekdoten gehört,
denn dass er ein lustiger unterhaltsamer Gesprächspartner ist,
wissen wir schon lange, doch irgendwann drückte den Herren die
Blase, was zum voreiligen Abbruch des Interviews führte; aber
eigentlich war nun auch gut, denn es sollte im Foyer des Kinos ja
noch die Band The X-Ray Harpoons für den perfekten Abschluss
des Abends sorgen, deren 60s-Trash-Punk mit B-Movie-Motiven durchsetzt
ist und die daher zur Veranstaltung passen sollte wie die Faust aufs
Auge.
Als wir uns also augenreibend ins Foyer zurücktasteten, warteten
draussen schon, ob der Verpätung des ganzen Abends, gähnende
Musiker und weiteres Publikum, das sich nur zum Musik-Event herbei
getrollt hatte.
Sie legten dann doch aber zünftig los und verfügten über
eine Riege an hübschen Jungs, die guten, orgelbetonten Trash-Beat
boten, der ganz klar auch sauber aufbereitet war, wie sooft aber den
üblichen Interpretationen der aktuellen 60s Szene folgten. Wenig
Neues, ist wohl auch nicht gewünscht, dafür tanzbar und
gut klingend. Auch wenn mir bei den X Ray Harpoons Oscar Wilde einfiel,
dem ich an dieser Stelle gerne folge ("Schönheit ist eine
Form des Genies. Eigentlich steht sie sogar über dem Genie, da
man sie nicht erklären muss."), dürfte mir das gerne
etwas zügelloser sein, unberechenbarer, überraschender,
in Musik und Darbietung. Sei's drum, alle hatten Spass und ich blieb
auch bis zum Ende. War echt n schöner Abend. (Ralf, 12.5.13)
Für das Filmevent
Für die Band |
Do. 02.05.13 |
Jack
Quartett - Köln, Philharmonie
(200 Zuschauer) Foto von ihrer Website
Recht leere Ränge an dieser leider einzigen Veranstaltung, die
ich im Rahmen des Acht-Brücken-Festivals
besucht habe, dessen Zentrum viele Werke des griechischen Komponisten
Iannis Xenakis
waren. Offensichtlich waren der Veranstaltungen doch etwas zu viel
und zu schnell hintereinander, denn in zwei Wochen wurden nicht weniger
als 30 Konzerte, viele Workshops und Konservenvorstellungen mit Diskussionsgelegenheiten
angeboten.
Ich habe erst 2010 auf einer John Cage-Ausstellung in Berlin das erste
Mal von Xenakis gehört. Er verband seine Erfahrungen als Architekt
mit der Musik, erfand neue Mittel, um ungeheure Mengen an Klanginformationen
(sag ich jetzt mal) in Partituren zu bringen, war dabei fasziniert
von der Wahrscheinichkeitsrechnung, den Unberechenbarkeiten höherer
mathematischer und geometrischer Konstrukte und als Kontrast der Vielschichtigkeit
und des Durcheinanders der Klänge in der Natur und vorallem ihrer
Ordnung in der Unordnung.
So entwickelten sich seine klanglichen Werke zwischen der seriellen
Komposition eines Stockhausen bis zu der Zufallshaftigkeit eines John
Cage in einem ganz und gar abgefahrenen Kontext, der den (bei weitem
nicht nur klassischen) Instrumenten und oft auch elektronischen Geräten,
die zum Einsatz kommen, immer wieder gänzlich ungewohnte Geräusche
abverlangt und dabei ganz besonderen Wert auf die sinnlichen Aspekte
legt, welche für Stockhausen und Co. oft nur eine untergeordnete
oder gar keine Rolle spielten. So wird man bei Xenakis geschockt und
ergriffen zugleich.
Das Jack Quartett aus New York spielte an diesem Abend drei der vier
Streichquartette Xenakis', kontrastiert mit einigen Werken aus dem
14. und 15. Jahrhundert, als instrumentale Streichquartette noch unbekannt
und daher die Vorreiter, die damalige Avandgarde waren.
Im Einzelnen drehte es sich dabei um Rodericus, Dufay und de Machaut,
deren Kompositionen einer anderen Zeit angehören, dennoch ungeheuer
komplex verschachtelte Melodien aufweisen und so durchaus die Brücke
zu unserem griechischen Weltbürger, der übrigens von 1922
bis 2001 lebte, schlagen können.
Sie spielten Xenakis' Werke ST/4, 1-080262 (1956-62), Tetora (1990)
und Ergma (1994) und bewiesen dabei eindrücklich ihre berüchtigt-kraftvoll-sensationelle
Dynamik. Ich bin kein Klassik-Kenner und habe dafür wirklich
wenig Beurteilungsvermögen. Mein gefühltes Wissen über
Musik berichtete mir aber von wilder Dynamik, gewaltiger Leidenschaft,
hoher Handwerkskunst und adaptivem Feingefühl. Ein grossartiges
Konzert, das mich tatsächlich zwischen Schrecken und Schönheit
hin und her gezerrt fand und so manche Person, insbesondere Frauen,
im Saal tief in die Sessel sinken liess. Wow!
Sieht man die Kühnheit eines Iannis Xenakis, sieht man, dass
Bands wie Can klassische Musikstudierende waren und anfangs sogar
Stockhausen-Jünger in der Formation hatten, bevor sie sich davon
lösten, um ihre eigenen Visionen zu entwickeln, dann kann man
auch erkennen, dass letztlich kein Weg daran vorbei führt, auch
diese Stufen zu betreten, um ein umfassendes Verständnis in der
Musikhistorie dessen zu bekommen, was ich als Underground bezeichne
und dessen Spannung mir immer wieder Lebensimpulse gibt. Daher hoffe
ich, der geneigte Leser hat Verständnis für meine Ausflüge
in Nicht-Rock-Gefilde. Die Verbindungen sind oft aber deutlicher als
man manchmal ahnt. (Ralf, 12.5.13)
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Sa. 27.04.13 |
Buke
And Gase - Köln, King Georg
(ca. 100 Zuschauer) Foto von bwuphoto.com
Wir haben noch stundenlang danach diskutiert, wie sie dies und jenes
wohl gemacht haben könnten. Kucken konnte man leider nicht
richtig, weil das King ab 100 Leute wirklich sehr beengt ist und
die Bühne, sodenn man sich nicht nach vorne quetschen mag,
wo man dann aber nix mehr zu trinken kriegt, nur seitlich oder sogar
von hinten einzusehen ist. Hören konnten wir aber gut und das
war sehr abgefahren.
Das gemischt-geschlechtliche Duo aus Brooklyn war früher im
Punk bzw. Post-Punk aktiv. Das hört man. Der Junge am Bass
spielt doch den üblich angezerrten, druckvollen Punch, wie
man ihn von daher kennt, allerdings mit ganz ungewöhnlicher
Bespannung. Poah! Dicke und dünne Saiten waren ziemlich durcheinander
aufgezogen und vermutlich ganz verwegen gestimmt.
Die Dame an der Gitarre, was wohl eine umgebaute Ukelele ist, durch
den Verzerrer, und was weiss der Grundgütige noch gejagt, klang
das aber nach allem oder nichts, jedenfalls sehr gut und ungewöhnlich,
durch und durch schrullig, verzückt aber wahrscheinlich eher
schon mittel verrückt.
Das Ungewöhnlichste aber waren die vertrackten Rhythmen, die
die beiden damit fabrizierten und darüber eine Stimme, die
Wege ging, die man nicht seinen bösesten Feind entlang schicken
würde. Eins der beiden trat immer noch die Basstrommel (das
Foto hier hatte ich ja beim Konzert noch nicht). Wir vermuteten
der Kerl, doch sein Bein bewegte sich kaum. Hm. Vielleicht getriggert.
Auch die Stimme kam oft mehrfach, ganz komisch effektiert und wir
vermuteten schon mitlaufende Bänder, weil auch alles immer
so voll klang. Ich denke, dass alles viel einfacher war, nämlich
schlicht total perfekt und ausgeklügelt, exakt abgestimmte
und eingesetzte Effekte und handwerklich aller-oberste Kajüte.
Dass dennoch sehr viel Gefühl Raum hatte, entringt mir ein
staundendes Wow, denn in unserer Gilde ist das oft die Grenze an
die die Musiker stossen. Entweder viel Gefühl und schlurrige
Interpretation oder es wird dem genauen Spiel das Gefühl geopfert
(wobei mir ersterer immer noch lieber sind, letztlich entscheidet
das Erreichen der eigenen Ansprüche).
Ganz ganz grosses Erlebnis also, auch wenn sie uns zunächst
nervten, dass man bis Ende des Konzerts nicht rauchen durfte und
hey!!!! das waren die letzten Nächte vorm Rauchverbot in NRW!!!!
(Ralf, 15.4.13)
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Sa. 12.04.13 |
Black
Sheriff, The
Boatsmen (Foto) - Köln,
Sonic Ballroom (50 Zuschauer) Foto
Bandwebsite
Solider, gut gespielter Hard Rock von den Kölner AC/DC- und Mötorhead-Afficionados.
Der Action-Rock- und Punkanteil wird immer geringer bei ähnlichen
Bands heutzutage. Letztlich ist das ja aber auch was sie besser können,
denn vom harten Rock kommen sie ja her. Was bleibt, ist die rotzige
Attitüde und der selbstironische Faktor. Den wissen Black Sheriff
derart hochzustilisieren, dass man der Sache fast schon nicht mehr
traut. Ich komme vom Punk. Daher geht das klar in die andere Richtung,
was es aber nicht schlecht macht. Die Show ist mir aber zwei Spoiler
zu overtuned und mir waren das auch 145 von 150 "Fucks"
zu viel für einen Abend. Das treibt es ein wenig an die Grenze
zur Langeweile. Aufpassen, Kinder!
Davor die schwedischen The Boatsmen, die mir durch den deutlich höheren
Punk- und Pop-Anteil auch leichter in Gebein und Gehör gingen
und mit ihrem riesenhaften bärtigen Front-Basser, der sicher
ein ganz liebes Knuffelchen ist, und trotz des Hafenstadt-Homo-Feelings
dennoch nicht mit der schmierigen Kaputtheit Turbonegros zu vergleichen
sind. The Boatsmen haben Spass gemacht. (Ralf, 12.5.13)
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Mo. 01.04.13 |
Action
Beat - Leverkusen, Kulturausbesserungswerk
(50 Zuschauer)
Aaaaaaaaah! Endlich mal wieder eine Sensation. Etwas, das einem
das Leben bereichert. Kaputt wie ein Turnschuh kam ich aus dem Osterurlaub
zurück nach Köln, mir selbst nur die Klinke in die Hand
reichend, um sogleich mit Carsten nach Leverkusen zu fahren, in
ein Jugendzentrum mit dem wunderschönen Namen Kulturausbesserungswerk.
Und das war es auch. Zumindest an diesem Abend, denn wir bekamen
einen Hauch von den hohen Künsten zu sehen, ganz unerwartet
(zumindest für mich), da Action Beat, eine Gruppe quirliger
Anfangzwanziger aus England, neben ihrem furiosen 5-Gitarristen-2-Schlagzeuger-1-Bassist-Instrumental-Inferno
auch selbst mehr oder weniger und in unterschiedlichsten Ausprägungen
das Vorprogramm gestalteten, so dass sie selbst dafür sorgten,
dass der Abend in sich geschlossenen war.
Musikalisch haben sie ganz viel am 80er Noise-Rock studiert, nicht
ohne Grund brachte eins der Bandmitglieder auf seinem Label eine
Glenn Branca LP heraus.
Und mag es auch so anmuten, dass sie ein chaotischer Haufen sind,
das alles würde nicht so reibungslos funktionieren, wenn die
nicht alle füreinander da wären, Hand in Hand arbeiten
würden und aufeinander achten und einander helfen würden.
Ausserdem gehört enorm viel Disziplin dazu, das alles auf die
Beine zu stellen.
Action Beat sind also ein Komplettkunstwerk und ein Erlebnis auf
verschiedenen Ebenen. Live sowieso. Ich möchte dringend anraten,
die Tourdaten anzusehen, denn sie sind noch einige Male in erreichbarer
Nähe. Carsten und ich schauten uns jedenfalls die ganze Zeit
an, freuten uns über alle Backen und wünschten uns alle
her, mit denen wir das gerne zusammen erlebt hätten.
(Ralf, 2.4.13)
|
Sa. 16.03.13 |
Kvelertak,
Truckfighters
- Köln, Luxor (gnadenlos zu
voll ...)
Was für eine Schande. 150 Leute zu viel, gnadenloses Gequetsche.
Keiner kommt mehr vor noch zurück. Und da die zweite angekündigte
Band überraschenderweise gar nicht spielt, steht Kvelertak zu
einem unerwarteten Moment auf der Bühne. Es gibt kein Durchkommen
mehr. Wir stehen hinten, können dafür wenigstens trinken,
ein Luxus in dessen Genuss vier Fünftel der Anwesenden an diesem
Abend nicht gekommen sind.
Truckfighters aus Schweden haben einen total doofen Namen und ein
leuchtend gelbes Logo, das eher an Sportsbar oder der letztmöglichen
Inkarnation des Action-Metals gedenken lässt, sind aber besser
als erwartet. Klingen zwar ziemlich nach Kyuss und Konsorten, haben
aber einen Spitzensound, super Gitarrenarbeit und waren trotz der
fehlenden Innovation für mich doch die positive Überraschung
des Abends.
Denn von Kvelertak aus Norwegen konnten wir leider kaum was sehen
und auch der Sound war zunächst nicht zufriedenstellend. Kverlertak
sind wohl der Hype der Stunde. Ihr Black-Metal-Harcore-Punk-Crossover
mit vielen Wechseln, ist zwar abwechslungsreich aber auch ziemlich
anstrengend und der gebrüllt-gegrunzte Gesang ohnehin nicht mein
Ding. Dennoch wussten sie mit originellen Melodieverlagerungen und
ungewöhnlichen Breaks zu punkten, so dass ich es wohl ganz ok
gefunden hätte, wäre die Situation so gewesen, dass wir
ein Konzert gehabt hätten, an dem alle hätten teilhaben
können. Sehr ärgerlich.
Daher hier die Auflistung der einzigen beiden Gründe weiterhin
ins Luxor zu gehen:
1. Freundliches und arbeitswilliges Personal
2. Der Toilettenmann, der einem das Papier reicht, wenn man sich die
Hände gewaschen hat und mit einem "Komm gut nach Hause"
in den Trost entlässt, den man so dringend braucht. (Ralf,
27.3.13)
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Fr. 15.03.13 |
Hacke
und Danielle - Köln, Schauspielhaus
Expo XXirgenwas (locker mehr als 500 Zuschauer)
Als Teil der li.Cologne, eine mehrwöchige Reihe an literarischen
Ereignissen, hab ich schon Wooooooochen vorher die Karten für
meinen geliebten Alex Hacke von den Neubauten und seine Freundin
Danielle de Picciotto gekauft, um die Lesung zum neu erschienen
Buch "We Are Gypsies Now" zu sehen. Darin werden Erlebnisse
und Lebensweisheiten erzählt, seit die beiden ihren festen
Wohnsitz aufgegeben haben und mit dem Bus durch die Welt tingeln.
Tingeln ist da vielleicht nicht der richtige Ausdruck, denn natürlich
arbeiten sie viel, schliesslich leben sie ihre Kunst und wollen
auch ÜBERleben, was den romantischen Aspekt des Zigeunerlebens
dadurch zwangsläufig etwas verdrängt. Doch am Ende kommt
doch die erhoffte Klarheit, auch wenn diese, mit dem Wunsch nach
einem festen Wohnsitz am "richtigen" Platz, nicht so spektakulär
ausfällt wie man erwartet hätte.
Da die beiden ja auch die Band Hitmens Heel sind, was, wie wir lernen,
die englische Übersetzung ihrer beider Namen ist (auch sehr
sehr aufregend, gell), liest Danielle immer einen kurzen Part, wozu
Hacke etwas Klangkollagen vom Laptop laufen lässt, dann spielen
sie ein Hitmens Heel-Lied, was ich eher schade finde, denn Hitmens
Heel Musik gefällt mir, bei aller Sympathie, die ich für
diese beiden lieben Menschen aufbringe, nicht besonders, eigentlich
fast gar nicht.
Kurz ist es auch noch. Ich renne trotzdem hinterher zum Gegenzeichnen
meiner Bücher und sage Danielle, dass ich es sehr schön
fand. Also gelogen war das nicht. Gegen Ende kam wirklich schöne
Intensität auf und dann konnte ich endlich auch das Drumherum
ausblenden von dem ich sogleich berichten möchte.
Das Ganze findet nämlich in einem Saal des Schauspielhauses
ExpoXXI statt. Gut für mich, denn ich kann fast zu Fuss hingehen.
Das frühe Kartenkaufen hat mir einen Platz am Gang, dem Wunsch
folgend, mein langes Gebein auszufahren, beschert, leider neben
einigen Wollpulli tragenden Hippies, die laut redeten und Zappelphilipp
in den Schatten stellten ... dann aber glücklicherweise mitten
in der Veranstaltung aufstanden, "um mal kurz Zigaretten holen"
zu gehen. Ich bin ihnen dafür sehr verbunden und sofort wieder
in milder Stimmung.
Der löbliche Gedanke der Veranstalter, die lit-Cologne barrierefrei
zu machen, störte aber a) das Bühnenbild und b) lenkte
vom Eigentlichen ab. Da waren die Gebärdensprecherinnen noch
erträglich, da sie am Bühnenrand nicht so sehr auffielen.
Doch die riesige Leinwand für die Schrift der beiden Damen,
die alles Geschehene in Echtzeit niederschrieben und Konzentrationsschutzhelmen
trugen, die in meinem schwachen Augenlicht aussahen wie Gasmasken,
delokalisierte das Bühnenarrangement und nahm der Kunst daher
Wirkung, denn Danielle musste damit den Platz für ihre Leinwand
mit Animationen ihrer süssen Zeichnungen teilen.
Ausserdem musste man mitleiden, wie die Damen sich mühten,
das Geschehen in Worte zu fassen und, bei dem Versuch, das Wort
Synthesizer zu schreiben, in Flammen untergingen.
Gut gemeint, verbesserungswürdig.
Wie immer, möchte ich jedem, der mir zuhört, diese Menschen
ans Herz legen. Daher geht auf ihre Website, schaut euch den süssen
Mist an, den die da machen, kauft euch das Buch, das komplett handgeschrieben
und -gemalt ist, und kauft euch alles, was die EN produzieren, auch
alle Musterhäuser, Kaffeetassen und Festplatten, so wie ich
das tue (ausser Festplatten). EN und ihr gesamtes Umfeld ist nachwievor
die höchst-entwickelte Underground-Kultur aus Deutschland.
Einstürzende Neubauten, das ist was, so im gesamten Kosmos,
das ich immer gerne umarmen und dabe in Tränen ausbreche möchte.
Offensichtlich werde ich alt. Endlich! Welche Erleichterung.
(Ralf, 27.3.13)
|
Sa. 08.03.13 |
Curlee
Wurlee, The
Trash Templars - Köln, Sonic
Ballroom (120 Zuschauer)
Trash Templars sind eine Truppe mitteljunger 60s-Verrückter,
die mit Ritterkostümen und Blecheimern auf dem Schädel,
wie Monty Python goes Augsburger Puppenkiste, nicht ungewöhnlichen
Neo-60s-Trash prügeln, gerne dabei auch mal die Rolle verlieren,
wenn es die Leidenschaft und der Überwitz erfordern. Deutlich
zu viel Covers, aber sonst sehr unterhaltsam.
Curlee Wurlee waren die reifere, besser klingende Version davon, mit
eigenen Songs und weniger verspieltem, dennoch um keinen Deut weniger
verschmitztem Humor. Mit der französischen Sängerin und
der Orgel, dem Background der Musiker, der deutlich mehr Facetten
miteinbezieht, gelingt ihnen ein sehr buntes Bild, so dass einem niemals
langweilig wird. Ich war absolut positiv überrascht. Das war
wirklich mit die beste 60s-orientierte Band, die ich seit Jaaaahren
gesehen habe. Danke.
Und wenn sie schmollend sagt: "Isch bin wirklisch bösse
auf die Band, die mir ihre Orgel gegebben hat ... und die Medschen
fisten.", dann kommt das so charmant und schuldig, dass man raus
in die Nacht geht, sich vorstellt, der Frühling sei gekommen
und man in die Sterne schaut, das Unendliche ahnend. (Ralf,
11.3.13)
|
Di. 03.03.13 |
Saint
Vitus, Mos
Generator - Köln, Luxor
(300 Zuschauer)
Ich weiss nicht, wann ich St. Vitus das letzte mal gesehen habe.
Müsste Ende 80er, Anfang 90er gewesen sein. Damals fand ich
das grossartig und musste nach zweieinhalb Stunden aufgeben. Damals
spielte eine Band namens Lüde und die Astros als Vorband, die
zwar so Motorradrock machten, aber dennoch im Indie-Lager und in
der Spex gut angesehen waren. Damals waren da nur Typen wie ich
auf dem Konzert.
Heute ist ein St. Vitus Konzert Bang Your Head in klein. Gepatchte
Jacken, Matten und geballte Heavy-Langweiligkeit.
Auch das Konzert eher ... puuh. Nee, das packt mich nimmer. Auch
Mos Generator waren gut, solide, langweilig, uninspirierend.
Ein Sitzplatz-an-der-Bar-Abend.
OK, das Foto ist unscharf. Aber man erkennt die Nasen, oder?
(Ralf, 27.3.13)
|
Di. 26.02.13 |
Whiskey
Daredevils, Black
Cargo - Köln, Sonic Ballroom
(40 Zuschauer) Foto von der Website der Band, wurde
zwar nicht in Köln, aber auf eben jener Tour aufgenommen
Über Black Cargo möchte ich an dieser Stelle keine Worte
verlieren. Ich bin ein milder Mensch geworden und müsste meine
eigene Entwicklung beleidigen.
Whiskey Daredevils hätten hier abgeräumt, dass Köln
in ein schwarzes Loch gezogen worden wäre, wenn es ein Wochenende
und nicht ein Dienstag gewesen wäre. Das wäre genau das
richtige für die tanzwütigen Gesellen um den Dom gewesen,
doch leider war es recht leer, was der Show der amerikanischen Cowboy-Punks
allerdings keinen Abbruch tat. Sie sind etwas in die Jahre gekommen,
doch die Qualität litt darunter nicht. Es war alles da wo es
hingehörte: Komposition, Auftreten, musikalisches Können,
Sound und nicht zuletzt die sehr gekonnte Dramaturgie der Show.
Sauber!
(Ralf, 27.3.13)
|
Sa. 16.02.13 |
Fidlar,
Shields
- Köln, Gebäude 9 (800
Zuschauer)
Voll bis zum Anschlag, ein junges, cool sein wollendes, durchaus
über dem Schnitt rücksichtslos-aggressiv agierendes Publikum.
Daher eine kalte, wenig ansprechende Atmosphäre, viel Rumgeschubse
und darüber hinaus Bands, die nur mässig interessant waren.
Die erste hab ich leider verpasst, die Shields aus Newcastle hatten
einen sehr klaren Sound trotz dreier Gitarren. Meist zupften sie
im oberen Harmoniebereich, was ganz gut passte und gefiel, aber
im Gesamten so harmlos war wie ein Sonntagnachmittagsausflug der
IT-Abteilung. So in etwas sahen die Typen auch aus. Gepflegt und
pollunderbewehrt. Der durchweg mehrstimmige Gesang gab dem dann
noch den betont unpersönlichen Touch. Gute Band, nix aber für
mich.
Daher viel Hoffnung auf Fidlar, amerikanischer Punk, der sich aber
nach fünf Minuten bereits selbst ausgelacht hatte. Ausser "Cheap
beer and dirty drugs" haben die vier Kalifornier nichts zu
sagen. Das möchte wild sein, ist aber nicht mehr als etwas
ausser Kontrolle geratene Green Day. Schwach. Dazu ein Basser, der
den ganzen Sound kaputt machte und wie ein Cartoon-Charakter in
den Pausen der Songs "Danke" ins Mikro sagte. Dass sowas
im Ausland herablassend wirkt, müsste man dem Deppen mal sagen.
Ich fürchte nur, er wird es nicht verstehen. OK, mein Problem.
Ein Vorurteil gegenüber dem durchschnittlichen amerikanischen
Redneck.
(Ralf, 27.3.13)
|
Fr. 15.02.13 |
Julie
Doiron - Köln, King Georg
(120 Zuschauer)
Wunderhübsche kleine Trash-Balladen von der sympathischen Sängerin
und Gitarristin aus Kanada. Super Gitarrensound und auch ihr Mitstreiter,
der so drei Viertel der Songs mitspielte, wusste Gutes beizutragen.
Nett, im positiven Sinne gemeint.
Wahnsinn, dass die Dame schon seit 17 Jahren oder so eine Platte
nach der anderen raushaut und ständig auf Tour ist. Ich hatte
von ihr noch nie gehört ...
(Ralf, 27.3.13)
|
Sa. 02.02.13 |
The
Soft Pack - Köln, Underground
(50 Zuschauer)
College-Pop-Rock mit leichten Punk-, 60s- und Indie-Einflüssen,
wie man ihn sich verhaltener nicht vorstellen kann. Sie hatten schon
einige gute Songs, aber die Jungs standen einfach soooo unanschaubar
auf der Bühne. Ich meine, man muss nicht hübsch sein, um
wirken zu können. Aber blöd ist, wenn das Ganze einfach
besser wird, wenn man die Augen zu macht, um die Band nicht sehen
zu müssen. The Soft Pack sind Nerds und aus San Diego. Warum
die hier touren und sich mit 16 Euro für 45 Minuten Show nach
den Donnas (25 Euro für 30 Minuten) den zweitschlechtesten Preis-Quantitäts-Quotienten
ergaunerten, das darf man, angesichts tausender besserer Bands aus
Europa durchaus fragen, finde ich. Zumal die auch nur eine ganz bescheidene
Folgschaft hier angezogen haben. Wir fühlten uns völlig
unbefriedigt. Nur gut, dass um die Ecke noch mal ein Konzert war.
Fazit: Die zahmste Band seit den Dire Straits. (Ralf, 3.2.13)
|
Sa. 02.02.13 |
King
Automatic - Köln, Sonic Ballroom
(100 Zuschauer)
Hier war schon etwas mehr los als beim Soft Pack. King Automatic ist
ein Franzose, der als One-Man-Show mit Schlagzeug, Orgel und Gitarre
das Klangbild einer vollen Band zustande bringt, indem er ein Instrument
nach dem anderen anspielt und im Loop weiterlaufen lässt. Das
kriegt er auch ziemlich gut hin, insbesondere die Rhythmik läuft
sauber durch, obwohl er Bass- und Snaredrum ständig direkt mitspielt.
Schon gekonnt, auch wenn ich mir nicht ganz erklären konnte,
wie er das mit den Wechseln und den Breaks macht.
Egal. Es war dann zuerst mal wesentlich unterhaltsamer als die Amis
nebenan, doch auch der King wurde dann recht schnell fad, weil jeder
Song gleich funktioniert und die Bandbreite zwischen 60s-Trash und
den üblichen Ingredienzen aus Soul, Boogaloo, Exotic, dann doch
nicht sooo anders ist, als man das so auch schon kennt.
Trotzdem fand ich's ziemlich gut. Den Leuten gefiel es auch super,
auch, dass er kein Ende fand. Nur werde ich mit diesem Argument schwer
durchkommen, wenn ich nur 5 Minuten vorher bei den Soft Pack das Gegenteil
bemängelte. Mann, immer fallen einen die eigenen Sprüche
wieder von hinten an. (Ralf, 3.2.13)
|
Sa. 26.01.13 |
The
KVB, The
Great Sioux Massacre - Köln,
Blue Shell (150 Zuschauer)
The KVB ist eine NewWave-Band der jüngsten Generation aus London.
Im Prinzip eine One-Man-Band, dessen Name Klaus Von Barrel ist. Er
schmeisst dazu für jeden Song seinen Looper an, auf dem er E-Drums
und ein ganzes Keyboards-Orchester schon aufgenommen hat. Dazu lässt
er seine Gitarre etwas fiepen, ganz voll mit Chorus, Phaser und was
man da so alles dranhängen kann, damit man kaum was spielen muss
und es doch die ganze Atmosphäre voll fispelt. Und darüber
greint er ein wenig ins Mikro. Melodien kann man das kaum nennen,
aber es ist schon ok, wenn auch wenig nachhaltig, denn der catchy
Refrain oder irgendwas, was da hängenbleibt, gibt es kaum.
Aussehen tut er allerdings recht gut, so ein typisch britisches Indie-Kerlchen
eben, allerdings die coolere Sorte, nicht die Nerds mit den Strickjäckchen.
Er hatte ne Lederjacke und wuschelige Haare, die ihm ins Gesicht hingen.
Und um das Aussehen noch weiter zu verbessern, nahm er sich dann noch
ein Mädchen mit in die Band. Sie nennt sich Kat Day, sieht aus
wie mitten in der Pubertät, da wo die jungen Dinger wachsen und
alles noch etwas ungleichmässig spriesst, was dazu führt,
dass man sich eine zeitlang etwas ungelenk bewegt und nicht ganz wohlfühlt,
in dem Körper, der sich da grade so selbstständig macht.
Aber ja, sie ist hübsch und sie drückt konzentriert ein
paar Tasten auf einem kleinen Synthie, was sich manchmal etwas wie
die Theremins der 60s Trash Movies anhört, als eigentlich ganz
gut ist.
Rhythmisch sind die Songs denn auch recht abwechslungsreich, die Synthie-Melodien
sind toll, insgesamt aber doch etwas dürftig. ich frage mich,
wie die sich in London aus der Masse abheben.
Davor The Great Sioux Massacre waren eine Psychedelic
Indie-Rock-Band aus Köln, die ziemlich tolle Songs haben, leider
aber noch etwas schüchtern auftreten, fast als wären sie
erschrocken, ob ihres eigenen Schaffens. Der Sänger trägt
die Optik, der Drummer hält den Laden zusammen, die beiden Gitarristen
bzw. Bassisten, legen das musikalische Fundament, das zwischen 70er
Sound und Alternative-Rock genau die Mitte markiert. Hat mir ziemlich
gut gefallen. (Ralf, 3.2.13)
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Fr. 25.01.13 |
Tom Ashcroft
und Klirrlicht - Köln, King Georg
(50 Zuschauer)
Ashcroft ist ein Singer/Songwriter, klassisch mit Akkustikgitarre,
englischsprachig, mit coolen Texten und einem Hang zu griffigen, fast
pophistorischen Melodien. Tom paarte sich an diesem Abend in der ungewöhnlichen
Konstellation mit dem experimentellen Duo Klirrlicht, das mit Geige
und Tasteninstrumenten sehr minimale, leise und bis zur Beklemmung
atmosphärisch dichte Klangwelten webt, wie man das so schön
sagt, hehe.
Die Symbiose war sehr inspirierend. Ich finde das toll, wenn Künstler
willens sind, Grenzen zu überschreiten. Das Experiment kann als
absolut gelungen bezeichnet werden. Sie streuten sich, liessen sich
aus und sprangen sich dann gegenseitig in den Lauf. Aber alles passte
wunderbar. Mehr davon. (Ralf, 3.2.13)
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Di. 15.01.13 |
The
Vibrators, Komplikations - Köln,
Sonic Ballroom (100 Zuschauer)
Hach, war das schön. Die Vibrators gehören nicht gerade
zu den besten der 70er Szene Englands, hatten aber ein paar gesunde
Hits, die auch heute noch gut sind. Ich meine, mich erinnern zu
können, sie mal in den 80ern in London gesehen zu haben, weiss
es aber nicht mehr ganz sicher.
Einziges verbliebenes Gründungsmitglied ist Drummer Eddie,
der auch den Laden mit Ansagen und Publikumsanfeuerung schmeisst.
Die anderen Bandmitglieder sind auch schon länger dabei und
teilen sich seit letztem Jahr den Gesang, als nämlich Sänger
Knox die Rente einreichte. Insgesamt stehen die saugut da. Die Gesichter
sind zwar gekerbt, aber die Klamotten sind wie früher und die
dünnen Körper tänzeln sehr jugendlich ohne, dass
es gezwungen wirkt. Sie haben viele alte und auch viele neue Songs
gespielt und ... die neuen waren besser. Es tut sich was im Lande
Vibrators, dem man durchaus Beachtung schenken kann.
Auch die Komplikations, eine deutsch-belgische
Kollaboration wusste zu gefallen. Party ist hier nicht das Motto,
sondern eher die Betonliebe der ganz früher 80er Bands. Zwei
Synthies, alles, was andere in Sequencer programmieren würden,
spielte der von Hand, ein echtes Drumset und ein Sänger mit
offenen Hosenladen, der seine Depression so richtig schön klassisch
an die Decke des Ballrooms wütete. Alles war da wo es hingehörte.
Da ich jüngst dem Ehrgeiz folge, Worte zu bauen und nicht Vergleiche,
gilt es dem jetzt die schwierige Tat folgen zu lassen, sonst wäre
der Artikel längst auf dem Tisch des Chefredakteurs.
Die verzerrten, tiefen Synth-Töne haben die Boxen des Ballrooms
geschrottet, das ist mal sicher. Die Rhythmen wirkten ebenso getrieben
wie das astreine Feeling des frühen, wütenden Synthie-Punks,
nicht das weichgespülte Wave-Zeugs und nicht die stumpf-militärische
EBM-Schiene. Das hier referenziert sich historisch früher und
viel näher am Punk, auch wenn keine Gitarre dabei war. Und
ich fragte mich ständig, ob der Name der Band etwas mit dem
Song der Monks zu tun haben könnte, denn das Wirre und das
Irre dieser Band, liess mich ständig daran denken. Sehr sehr
cool. Das beste nichtklassische Konzert, das ich bisher in Köln
gesehen habe. Und ich habe über viele gar nichts geschrieben.
(Ralf, 3.2.13)
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Sa. 05.01.13 |
Fee
Reega mit Phantomschmerz Pablo - Hamburg,
Knust „Der hässliche Man wird eines Tages
auf dieser Bank sterben“
Erstes Lied, ein Lied über Hamburg, ein Lied über das Scheitern
und Sterben, soziale Kritik, tiefe Traurigkeit und dennoch unbeschreiblich
schön.
Gänsehaut, sowas gibt’s selten.
Weiter ging´s mit einem Portfolio ihrer Songs mal etwas ältere,
mal aktuelle, eins auf spanisch, eins auf englisch, den Rest auf deutsch.
Eine gute Mischung, ein gutes Set, begleitet von Pablo´s elektrischer
Gitarre, fanden die Beiden an diesem Abend die Synthese zwischen laut
und leise, hart und weich, immer präsent Fee´s Stimme pendelnd
zwischen Fragilität und ungemeiner Stärke, wie Glas, klar,
zerbrechlich und scharf. Würde ich jetzt nach Referenzen gefragt
werden ,sage ich Nico, das trifft wohl am ehesten, aber darüber
kann sich dann mal das Spex den Kopf zerbrechen.
Fee zumindest lud ihr Publikum auf eine Reise ein und alle die mit
ihr gingen nahm sie bei der Hand und führte sie durch ihre Welt,
gesehen durch ihre Augen, wenn man nur wollte.
Sehr persönlich, sehr nahe, echt.
Plastik und Norm existieren in diesem Universum nicht, glatte Oberflächen
sind vergeblich gesucht. Fee bewegt sich abseits des zur Perfektion
verkommenen heutigem Musikverständnis.
Sie lässt die Grenze der Herkömmlichkeit hinter sich und
spielt dort wo die Schönheit tobt und die Kunst lebt.
Ich freue mich auf´s nächste mal, dann vielleicht in einem
kleineren Laden, aber ich will jetzt hier auf die letzten Worte nicht
noch anfangen zu stänkern.
Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass noch zwei
weitere Bands an diesem Abend mit dabei waren, zu einen „Halma“
vorne weg, die waren gut und „Golden Kanine“ am Ende,
hab ich nicht mehr verfolgen können. Verzeiht´s mir dass
ich nicht´s drüber schreibe, aber die waren bestimmt auch
super klasse. (Lutz, 11.1.13) |
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