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Konzertbesprechungen 2003 |
1999 - 2000
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- 2018 - Aktuell
The Bad Apples (21.10. Stuttgart)
- Bang Your Head-Festival 03 (27.6./28.6. Balingen)
- Basement 6 (6.9. Rock am Fichtenwald, Vöhringen)
- Big John Bates & The Voodoo Dollz (28.3.
Stuttgart) - Beatman & Brother Janosh (31.5.
Stuttgart) - Cha Cha Guerillas (14.12. London,
31.5. Stuttgart, 29.5.
Tübingen, 10.5. Donaueschingen) -
Cocknoose (20.2. Stuttgart) - The Cool Jerks
(28.5. Kassel) - The Cramps (14.9.
Stuttgart) - Craving (14.4. Stuttgart)
- Cyclub (16.10. London) - Dean Dirg (6.12.
Karlsruhe) - Del Gators (14.1. Stuttgart)
- Demolition Spitfires (13.9. Smashdown, Bisingen)
- The Dirtbombs (9.12. Stuttgart) - Doap
Soap (29.3. Bitz) - Dumbell (27.9.
Tübingen, 15.3. Mössingen)
- Electric Frankenstein (21.9. Stuttgart)
- Marvin Firewall & Buddy Breslauer (26.9. Stuttgart,
28.3. Stuttgart) - The Fyredogs (10.5.
Donaueschingen) - The Getaways (14.12. London)
- Rachel Gordon (21.10. Stuttgart) -
Green Hornet (31.5. Stuttgart) - The Hard
Feelings (19.6. Stuttgart) - Helldorados
(13.9. Smashdown, Bisingen, 14.2.
Balingen) - Hellmute (31.5. Oberndorf,
10.5. Donaueschingen, 28.2.
Zofingen (CH), 1.2. Reutlingen, 31.1.
Rottweil) - The Heroines (14.3 Mössingen)
- Hicktown Heroes (27.12. Albstadt,
6.9. Rock am Fichtenwald, Vöhringen, 10.5.
Donaueschingen, 29.3. Bitz, 28.2.
Zofingen (CH), 14.2. Balingen, 1.2.
Reutlingen, 31.1. Rottweil) -
High Heel Horndogs (15.3. Mössingen)
- King Khan (28.5. Kassel, 18.1.
Stuttgart) - The Loners (11.7. Stuttgart)
- Lords of the New Church (13.5. Tübingen)
- Lost Sounds (6.12. Karlsruhe) - The
Masons (19.7. Tübingen) - Midnight Thunder
Express (7.10. Stuttgart)
- Moan Red (14.12. London) - The Mokicks (8.11.
Balingen) - Mom's Day (13.9. Smashdown
Bisingen, 29.3. Bitz) - The Monochords (5.12.
Stuttgart) - Monsters (31.10. Stuttgart)
- Motra (19.3. Stuttgart) - The Movement
(25.7. Stuttgart) - No Time To Lose (27.9.
Tübingen) - Operator (16.5. Stuttgart)
- Placebo (13.10. Karlsruhe, 16.5.
Stuttgart) - Plastic Ivy (5.7. Prag)
- Radio Birdman (10.9. Bielefeld) -
Renamed (15.3. Mössingen) - Renderings
(7.10. Stuttgart, 19.7.
Tübingen, 12.4. Balingen, 14.3.
Mössingen) - Rocket Science (9.12.
Stuttgart) - RockXplosion (18.7. Warmbronn)
- Rockstar Pussy (27.12. Albstadt,
12.4. Balingen, 14.3.
Mössingen) - The Royal Beat Conspiracy (18.9.
Karlsruhe) - Silver Surfer (21.3. VS-Schwenningen)
- Smokeblow (23.4. Stuttgart) - Smokestack
Lightnin' (24.1. Stuttgart) - Sonny Vincent
(13.5. Tübingen) - Southside Festival
(21.6. Neuhausen/Eck) - Speedball Baby (3.12.
Stuttgart) - Speed Chicken (29.5. Tübingen,
18.1. Stuttgart) - Spoiler (19.6.
Stuttgart) - Steakknife (23.4. Stuttgart)
- Stereo Satanics (14.2. Balingen) - The
Swellings (8.11. Balingen) - Teremoto Festival
(28.8. - 30.8.
Weeze) - Toll (16.10. London) - Trashmonkeys
(14.9. Stuttgart, 19.3.
Stuttgart) - Johnny Trouble (31.5. Stuttgart)
- The Urges (16.10. London) - Waxed Apple (14.12.
London)
Sa. 27.12.03 |
Rockstar
Pussy, Hicktown
Heroes - Albstadt, After Eight
(ca. 40 Zuschauer)
Da ich selten in Ebingen bin, war ich noch nie im After Eight, aber
ich war positiv überrascht, der Laden sah sehr gemütlich
aus. Auf der Suche nach der Bühne stellte ich fest, dass es keine
gab. Der Drummer hatte sich auf eine Eckbank gesetzt und sein Drumset
um sich herum aufgebaut und auch die übrigen Musiker drängten
sich auf engstem Raum, Auge in Auge mit dem Publikum.
Ich hatte (leider) noch nie das Vergnügen, Rockstar Pussy live
zu sehen, ich wusste nur vom Hörensagen, dass mir etwas Grosses
bevorstand. Dann fingen sie an und die Solis und Gitarrenriffe prasselten
nur so auf mich herab. Rockstar Pussy hauen einem den spitzen Lederschuh
so tief hinten rein, dass man gar nicht anders kann als sich gehen
zu lassen. Das ist ganz großes Kino, dicke Hose, testosterongetränkt,
Backyard Babies ohne Stadion-Attitüde. Sie riechen nach Ärger,
nach Leder, Schweiß und Sperma. Nennt mich abartig, aber zu
dieser Musik lässt sich sicher gut Liebe machen, denn näher
an Sex & Drugs & Rock’n’Roll geht nicht.
Die Rhythmusfraktion pumpte mächtig nach vorne, besonders das
sagenhafte Schlagzeugspiel mit gelegentlichen Doublebass-Gewittern
beeindruckte mich. Sänger Marcos und der zweite Gittarist Franky
the Fly lieferten sich wahre Zweikämpfe mit der Klampfe und posten
auch ordentlich rum. Nach der Hälfte des Sets war der Tinnitus
in meinem linken Ohr schon so stark, dass es wehtat. Eigentlich ein
gutes Zeichen. Dann musste ich mich ärgern, denn RP ließen
ein Freibier nach dem anderen springen ... und ich war leider Fahrer.
Nichtsdestotrotz hatten RP nicht nur deswegen ihr Publikum fest im
Griff, sondern vor allem wegen ihres dermaßen knallenden Punk'n'Rolls.
Zum Schluss spielten sie noch zwei feine Cover, "Ghostriders
in the Sky", wobei sie von Lothar von den Hicktown Heroes stimmlich
unterstützt wurden und "Jumpin' Jack Flash", wo ich
mich noch zu einem Duett mit Lothar hinreißen lies. Nach fast
1½ Stunden waren sie dann auch fertig und glücklich besoffen.
Wenn mehr Leute da gewesen wären und sich bewegt hätten,
dann wäre der Laden wahrscheinlich zerlegt worden. Meine Fresse,
wenn das kein Kickin' Ass ist, dann weiß ich auch nicht. Und
warum 4 Soulpunkte? Wie gesagt, näher am verschwitzten, gefährlichen,
dunklen Punk'n'Roll geht nicht. Das hat Seele, Baby.
Die Hicktown Heroes davor litten unter dem Ausfall der Bassanlage
während der ersten Songs, versuchten die Panne zwar noch mit
einer zweiten Gitarre anstelle des Basses zu überbrücken,
brachen dann aber nach einer knappen halben Stunde ab. Deswegen keine
Bewertung. (Martin "Pogo" Weise)
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So. 14.12.03 |
Waxed
Apple, Cha Cha
Guerillas, The
Getaways, Superjet 6, Frankie, Moan Red - London,
Cargo (ca. 400 Zuschauer) Fotos von Nathalie
Perreau
Moan Red ist eine Art One-Man-Rock-Show. Der
Kerl ist 2,36m gross, trägt einen schwarzen 80er-Jahre Mullet
und ein weisses Hemd. Irgendwie ist der Panne, irgendwie aber auch
cool. Geht fast in Richtung Outsider-Music. Leider klang er nicht
so kaputt und weird wie ich ihn mir von der Ankündigung her vorgestellt
hatte. Er diddelte brav auf seiner Strat eine Mischung aus Hendrix,
Page, Clapton und wie sie alle heissen herunter, zog und zerrte, spielte
Solos, sang dazu und sah aus als würde er inmitten einer heissen
Rockband spielen, doch der Rest der Band existiert nur in seinem Kopf.
Schön fand ich allerdings seine Balladen, die in der Regel einige
wunderbare Harmonien hatten. Frankie ist zarte
Indiemusik mit noch zarterem Frauengesang. Gut gemacht aber nichts
für mich. Superjet 6 poppiger Jazzrock. Lauter
gute Musiker, alles sauber gespielt und so, also noch weniger für
mich. Allerdings - und das fand ich dann doch äusserst erstaunlich
- genau das Richtige für das reichlich anwesende Publikum. Sie
applaudierten und hatten Spass und sie ergriffen die Flucht, als die
nächste Band, Birminghams Getaways (Foto oben),
ein Punkrock-Vierer mit sleazy Rock'n'Roll-Roots, der wie eine Mischung
aus Libertines und Johnny Thunders daher kam, die Bühne bestieg.
Die junge, frische und gut gestylte Kombo ging dem zartbenervten Publikum
viel zu sehr an den Blutdruck und man ergriff, vielleicht auch angesichts
des ungünstigen Wochentags, scharenweise die Flucht.
So auf den Kern der wirklich rockkonzerttauglichen Fans reduziert,
machte der Abend dann vollends richtig Spass. Die Getaways sind vielleicht
noch nicht ganz sattelfest was den Sound betrifft, doch ihre Songs
knallen und sie geben ein verdammt gutes und geschlossenes Bild auf
der Bühne ab. Derzeit werden sie auf XFM-Radio gespielt und wer
weiss wie lange es noch dauert, bis sie gesigned werden.
Cha Cha Guerillas kennt man ja hierzulande. Der Autor
soll da angeblich auch irgendwie beteiligt sein. Jedenfalls war man
als einzige ausländische Band des Abends irgendwie ganz gut angesehen
und so war das London-Debut des Trios eine erfolgreiche Erfahrung.
Danach Waxed Apple aus Brighton. Elektronische Musik
aber ohne Samples und echt cool vorgetragen. Ebenfalls ein Trio, mit
einem echten Schlagzeug und merkwürdigen Cello-Sounds. Die Songs
folgten eigenartigen Strukturen und die Gesänge waren sehr fragmentarisch.
Insgesamt konnte der Sound einen aber durchaus gefangen nehmen. Ich
verstehe leider nichts von elektronischem Kram, daher kann ich leider
nicht weiter ins Detail gehen. (Ralf)
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Di. 09.12.03 |
The
Dirtbombs, Rocket
Science - Stuttgart,
Schocken (ca. 200 Zuschauer) Fotos von Tom
Huber
Nach einigen ganz kurzen Gastspielen haben wir die Dirtbombs nun endlich
nach 8 Jahren, 3 Longplayern, unzähligen Singles und in dem mittlerweile
14. Line-Up erstmals auf Deutschland-Tour. Für sagenhafte 5 (FÜNF)
Dates. Phänomenal, muss ich schon sagen!!
Wenn ich Mick Collins, Sänger und Gitarrist der Dirtbombs und
ursprünglich Gründer der Gories (1986), was ihn zum Urvater
des mittlerweile sogenannten und allerseits beliebten "Blues-Punk"
machte, sehe, muss ich unfreiwillig immer an George Cecil Hamilton
III denken, den Mitbewohner Buddy Bradleys in Peter Bagges Hate-Comics.
Oder mir fällt ein, wie die Dirtys (verblichene und sehr wüste
Detroiter Punkrock-Band, deren Gitarrist sich zu Tode fixte), die
sich von Collins ihr einziges Album produzieren liessen (was er ja,
da er ein freundliches Naturell besitzt, niemandem abschlagen kann)
in einem Interview erzählten, dass sie zu Collins' Haus fuhren
um ihn abzuholen, als dessen Mutter öffnete und Mick herunterrief.
Da waren für die Dirtys Glanz und Gloria ihres Trash-Idols auf
einmal vernichtet. Hey, ich will gar nichts damit sagen. Es ist ja
keine Schande, wenn man mit Mitte 30 noch/wieder bei seiner Mutter
wohnt. Es fällt mir nur einfach immer dann ein, wenn ich den
Mann sehe und scheint somit auch nicht spurlos an mir vorbeigegangen
zu sein.
Die Dirtbombs haben mittlerweile den zweiten Gitarristen durch einen
zweiten Bassisten ersetzt. Es ist die 1,32 m grosse Ko (Ex-Come Ons,
Ko & The Knockouts). Das ergibt ein schönes Bild. Links das
kleine Mädchen mit dem asiatischen Flair, in der Mitte der grosse
schwarze Mann und rechts der immer dicker werdende Jim Diamond, ein
sehr netter Mann, der äusserlich aber den typisch amerikanischen
Redneck abgeben könnte.
Die beiden Drummer sorgen ordentlich für Wumms. Ihnen beiden
zuzuschauen bereitete mir bislang auch immer die grösste Freude
an einem Dirtbombs-Gig. Die beiden Bässe waren sich mal zumindest
nicht im Weg und Collins Gitarrengeschrubble ging auch nicht in dem
Gewummere unter. Die Tatsache, dass die Dirtbombs in einer derartigen
Besetzung spielen hat aber keine anderen Gründe als sich von
allem sonstigen abzuheben, was ich, offen gesagt, für eine reichlich
schwache Erklärung halte.
Auch das heutige Set wies in meinen Augen einige Schwächen auf.
Ich muss zugeben, dass die neue Platte noch eingeschweisst vor meinem
Plattenregal kniet und ich somit vorallem an den älteren Songs
Gefallen fand, dennoch hatte ich mehrmals das Gefühl, dass die
Dirtbombs hier und da auch ein paar Langweiler an Bord haben.
Ansonsten
gab's den üblich knalligen, tanzbaren Mix aus Soul und Punk,
ganz eigen, im Stile der Dirtbombs eben, ausgearbeitet. Am Ende wieder
grosse Riot. Der mittlerweile 20 gewordene Drummer Ben klettert durch
die halbe Galerie und alles liegt in Schutt und Asche. Insgesamt schon
fein, klar, vielleicht hatte ich, inmitten des Gedränges, einfach
keine so gute Laune. Ich fand jedenfalls den ganzen Abend über
keinen Platz im Saal, der mir genehm gewesen wäre. Daran muss
es gelegen haben.
Wer hat gesagt, die Dirtbombs kommen bald ganz gross raus? Nein, die
Dirtbombs werden niemals viel grösser als jetzt werden, dazu
sind sie einfach zu unberechenbar, zu unvorzeigbar, zu eigenbrötlerisch.
Was für eine Erleichterung.
Rocket Science, eine vorallem in England angesagte australische Kombo,
davor sah ich mir gleichmal gar nicht so genau an. Es gab ein paar
hübsche Jungs und Rock mit Orgel, der mal die 60er und öfter
die 70er streifte, verpackt in eine MTV-zuträgliche Hülle,
und am Ende eine psychedelische Orgie der Verwüstung, wobei die
Dirtbombs daran nicht wenig Anteil hatten, sprang doch die Hälfte
der Detroiter auch gleich mit auf die Bühne und drosch auf allem
herum, das sich gerade anbot. Die Augen der restlichen Kickin' Ass-Crew
funkelten jedenfalls hellstens und auch auf der Heimfahrt tat sich
die Rocket Science-CD nicht übel anhören. (Ralf)
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Sa. 06.12.03 |
Lost
Sounds, Dean Dirg - Karlsruhe,
Gotec (ca. 100 Zuschauer)
Dean Dirg aus Münster bringen abgefuckten, bösen und wilden
Punkrock mit Hardcoreanklängen. Im Prinzip fangen sie da an zu
suchen, wo Black Flag ihre derbsten Duftmarken abgesetzt haben, schnüffeln
auch ein wenig an den Hinterlassenschaften der Adolescents herum und
mehr brauchen sie auch gar nicht, um daraus ein eigenes, ganz und
gar köstliches, Gebräu aufzutischen. Und das tun sie mit
herausragender Leidenschaft, ihre Wut ist fühlbar, echt. Die
Songs sind einfach, direkt, schludrig hingeknallt, unmelodiös,
rausgerotzt, runtergegröhlt. Klasse!
Auf die Lost Sounds aus Memphis hatte ich mich ganz besonders gefreut
und wurde nicht enttäuscht. Auch bei ihnen sind Aggression, Enttäuschung
und Zerstörung ein wichtiger Faktor, auch wenn das Ganze durch
den Einsatz von jeder Menge verstaubter 80er-Jahre Synthesizer, einen
endzeitlich-futuristischen Touch bekommt, der die Lost Sounds so einzigartig
sein lässt. Ausser Chrome fällt mir wenig ein, das man damit
vergleichen könnte, doch denen fehlte der Garagenfaktor, die
Neigung zu Punk und kaputtem Rock'n'Roll, die sich die Lost Sounds
so böse aus den Leibern schreien. Die junge Band hat bereits
unzählige Platten veröffentlicht und dies war ihr erster
Europatrip nachdem sie die Staaten bereits hoch und runter getourt
sind.
Ein Abend im Zeichen von Krach und Wut. Hier wurden die Instrumente
wieder gequält und mutierten zu den Verlautbarungen enthusiastischer
Musikerseelen. Genau das, was mir bei den Monochords am Abend davor
gefehlt hatte. (Ralf)
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Fr. 05.12.03 |
The
Monochords - Stuttgart,
Club Hi (ca. 60 Zuschauer)
Aus irgendeinem Grund will ich den Frankfurten nicht weh tun, doch
gefallen hat mir ihr Auftritt nicht. Zu wenig blieb mir von ihren
Songs hängen, zu wenig brachte einen die Show in Wallung, zu
sehr nervten die quengeligen Sprüche zwischen den Songs, zu
viel Gediddel und zu wenig Gesmashe waren im Spiel.
Die Monochords sind musikalisch nett. Poppige 60s-Garage-Nummern,
wobei mir das Wort Garage schon fast nicht über die Lippen
kommen möchte. Mir fehlte der Biss, die Aggression, der eine
oder andere Akkord, der in der Lage ist, einen nervös zu machen.
Nett, aber leider nicht mehr.
(Ralf)
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Mi. 03.12.03 |
Speedball
Baby - Stuttgart,
Schocken (ca. 70 Zuschauer)
Da war ich wohl etwas zu spät dran. Merkt Euch das,
Ihr Jünger, man komme im Schocken zur rechten Zeit und nicht
erst Viertel vor elf! Die New Yorker um den Gitarristen Matt Verta-Ray
und den immer leicht psychotisch wirkenden Sänger Ron Ward waren
jedenfalls schon in der zweiten Hälfte ihres Sets und hatten
das Publikum bereits völlig paralysiert. Kein Problem für
den fiebrigen, atmosphärischen und sehr kaputten Blues dieses
Quartetts. Ward springt wie besessen über die Bühne, Verta-Ray
zerrt versunken seine fragmentarischen, 50s-angehauchten Riffs aus
seiner Gretsch heraus und schon fühlt man sich mitten in einem
noch nicht gedrehten David Lynch-Film in dem ein, dem Wahnsinn naher,
Arthur Rimbaud in einer heruntergefeierten Bar nach einem letzten
Drink schreit. Dazu hatten sie einen glasklaren Sound sodass man fast
jedes einzelne Wort verstand, das der selbsternannte Punkpoet Ward
intonierte. Gross!! (Ralf)
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Sa. 08.11.03 |
The
Swellings, The
Mokicks - Balingen,
Sonnenkeller (ca. 50 Zuschauer) "Everyday I get
more pissed, slit my wrist, slit my wrist." sangen die von mir
hochgeachteten DRI auf ihrem 85er-Album 'Dealin' With It'. Passend
dazu ist es das Ziel der Swellings, möglichst viele Jugendliche
in den Selbstmord zu treiben. Nun mag das möglicherweise nicht
der Wahrheit entsprechen, dafür ist die Idee umso spannender
und ich kann nur bedauern, dass sie noch nicht bekannt genug sind,
um kollektive Massensuizide auszulösen.
Die Frage ist jedenfalls: Sind die Kids von heute solch düsteren
Tönen noch gewachsen? Sogar Ralf (und Ralf ist gewiss kein Jugendlicher
mehr) war jedenfalls heftigst dabei, seine Hosentaschen nach einer
Rasierklinge zu durchwühlen, die er vielleicht 1986 dort liegengelassen
haben könnte, denn damals hörte er sehr viel End-70er-,
Anfang-80er-New Wave/Punk aus GB oder gar -No Wave vorallem aus NY,
von dem vieles ungefähr so klang wie heute die Swellings.
"Nun wisst Ihr auch, weshalb wir niemals auf MTV laufen werden."
meinten sie denn selbst, bestens gelaunt, nach dem allerfinstersten
ihrer Songs. Diese durchtriebenen Gesellen machten sich grade noch
einen Spass aus unserem Leid. Aber die sind solch schräge Töne
auch gewöhnt und wir nicht mehr.
Ich finde die Swellings haben sich da einer seit längerer Zeit
ganz und gar aus der Mode gekommenen Stilrichtung verschrieben und
sie schon seit einigen Jahren unbeeinflusst von Erfolg oder Misserfolg
durchgezogen. Und da sie das auch noch richtig klasse machen und einige
knallgeile Songs am Start haben, gebührt ihnen ein ausserordentliches
Lob und vielleicht werden sie ja belohnt, wenn das augenblickliche
New Wave-Comeback anhand des Buches "Verschwende Deine Jugend",
das jedes Kickin' Ass-Gemeindemitglied ja in seiner Arschtasche mit
sich herumträgt (und gelegentlich auswendig daraus zitiert) auch
grössere Kreise zu ziehen vermag. Und das könnte dann ja
tatsächlich auch einen glorreichen Anstieg bei der Selbstmordrate
zur Folge haben. Wir wünschen den Swellings jedenfalls alles
Gute.
Davor jublilierten die Mokicks mit jugendlichen Charme und der lockeren
Unbedarftheit ihres Punkrocks. Obwohl sie erst ihren zweiten Auftritt
hatten, bewiesen sie Stilsicherheit und viel Selbstvertrauen. Es ist
sehr erfreulich, dass es endlich wieder Nachwuchs gibt, der mit sicherem
Gespür den Puls seiner Fans fühlt. Das fällt den Mokicks
nicht schwer, denn sie sind selbst die Fans, die das tun, was sie
sich gewünscht haben, weil's ja sonst niemand macht. Und schon
haben wir den DIY-Gedanken, der Punk erst ermöglicht hat. Yep,
das ist der richtige Weg. Weiter so! (Ralf)
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Fr. 31.10.03 |
The
Monsters, The
Tony Montanas - Stuttgart, Landespavillion
(ca. 800 Zuschauer)
Paw! Gedrückt voll! Forget it! Der Umzug der Trash-a-Go-Go-Halloweenparty
in den Landespavillion lohnte sich zwar, brachte aber dennoch keine
Erleichterung, denn uns blieb auch diesmal kein Millimeter um entspannt
Luft zu holen. Hebst Du Deinen Brustkorb, kommen 25 Leute um Dich
herum ins Straucheln. Ein unverzeihliches Drama, hätte nicht
ein umwerfender Monsters-Auftritt alles wieder gut gemacht.
Den Beatman hab ich noch überhaupt niemals bei so guter Laune
gesehen. Der lag mehr auf dem Boden rum als er auf den Füssen
stand. Er traktierte Gitarre und Verstärker als hätte er
morgen soundso keine Verwendung mehr dafür und probierte jedes
Solo um etwa 20 verschiedene Rückkopplungsvariationen anzureichern.
Der Drummer, der ihm den Rücken zuwenden musste, hatte ihn sooft
im Kreuz, der wird am nächsten Tag versucht haben, seinen Kollegen
zum Tauschen zu bestechen. Im lustigsten Moment der Show, sprang ihm
Beatman sogar auf die Standtom und zeigte dem Publikum seinen Blanken.
Ich fühlte mich sehr an die Begeisterung meiner allerersten Monsters-Show
erinnert, als Beatman im alten Travellers-Club den Chuck-Berry-Walk
über die komplette Länge der Bar gab. Es gibt heute noch
Leute, die behaupten, mein offenstehendes Maul klappte erst am übernächsten
Tag wieder zu.
Von den Tony Montanas hab ich fast nichts gesehen. Als wir kamen spielten
sie zwar noch nicht sehr lange, es war aber dennoch kaum möglich,
den Ballsaal zu betreten, geschweige denn, nach vorne zu kommen. Ich
machte von hinten einen langen Hals und hörte "Teenagerliebe"
(!!!). Das brachte mich dann doch erstmal dazu, einen Versuch an der
Bar zu starten. (Ralf)
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Di. 21.10.03 |
Rachel
Gordon & The Bad Apples - Stuttgart,
Le Fonque (ca. 80 Zuschauer)
Süsslicher Pop-Beat, vorallem beeinflusst von 60er- und 70er-Rock,
manchmal fast folkig, manchmal fast punkig. Rachels Stimme war hinundwieder
leider zu zart, um sich gegen den dünnen Sound
der Band durchzusetzen, dennoch konnte sie mit klasse Songs und auch
mit ihrem langen weissen Kleid glänzen. Davor gaben sich die
Bad Apples als eigenständige Band ein Stelldichein. Wenn man
davon absieht, dass sie einige eher gewöhnliche Coverversionen
an Bord hatten und sich mehr als einmal kräftig verspielten,
konnten mir die Jungs auch ohne Rachel durchaus gefallen. Musikalisch
waren sie etwas härter als mit dem Mädchen, sonst aber genau
die selbe Schiene.
Während Rachel auf der Bühne stand, meinte Nathalie noch,
dass sie aussähe wie ein Engel. Als sie allerdings nach dem Konzert
neben mir stand, auf dem Klo, während ich gerade zu strullen
gedachte und mich fragte, wie ich ihr Konzert fand, sah sie viel eher
aus wie ein frühreifes Courtney Love-Imitat. Ich meine, man fragt
sein Publikum nicht, wie ihm das Konzert gefallen hat. Entweder sie
sagen das einem oder nicht, aber wen man nicht besser kennt als sich
selbst, den fragt man einfach nicht danach. Ausserdem hatte ich noch
nie sehr viel Respekt vor Mädchen, die sich in Jungsklos rumtreiben.
(Ralf)
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Do. 16.10.03 |
The Urges (Foto links), Cyclub
(rechts), Toll - London,
Hope And Anchor (ca. 12 Zuschauer)
OK, die Überraschung war schon gross, wenn das eigentlich Problem
an Konzerten in London derzeit ist, das man nirgends reinkommt (was
wir dann auch selbst erleben durften) und sich an diesem Abend im
Hope & Anchor ausser uns und den Bands höchstens noch ein
oder zwei andere neutrale Gäste im "Saal" befanden.
Zudem waren Toll gleichmal eine stinklangweilige
britische Gitarren-Indieband ohne Profil, ohne Melodie, ohne Drive,
ohne Ansehnlichkeitswert, eigentlich ohne alles. Ganz ganz entfernt
erinnerten sie mich noch am ehesten an die amerikanischen Slovenly
allerdings ohne deren Eigenständigkeit, Schönheit, Esprit
und Spielwitz. Den anwesenden Engländern gefiel's allerdings
auch nicht sehr, denn Begeisterung kam nicht gerade auf.
"We are Cyclub!" sprach kurz danach ein
japanisches Mädchen, ungeachtet dessen, dass sie alleine auf
der Bühne stand. Wir meinten, trotz des fast unverständlichen
Akzents, herausgehört zu haben, dass sie aus den USA sei und
ihre Band Cyclub promoten würde. Da sie nicht auf dem Billing
stand, gingen wir davon aus, dass sie wohl zu Besuch in London war
und hier ganz kurzfristig einspringen durfte. Kein Wunder, dass
sie das geschafft hat, denn mit ihrem unbedarften Charm brachte
sie bereits nach dem ersten Song den ganzen Saal auf ihre Seite.
Da halfen ausserdem der lange Rock, der wie ein WG-Küchentischtuch
aus den 80er Jahren aussah, genauso wie ihr anstrengender, hinundwieder
um einige Töne daneben liegender Gesang und das bemühte
Geklimper auf der billigen Akkustikgitarre. Voller Inbrunst und
mit glücklichstem Grinsen (auf dem Foto leider gerade nicht)
schrabbelte sie sich in die Herzen der Zuschauer und liess mich
mehr als einmal daran denken, dass wir es hier ziemlich eindeutig
mit einem waschreinen "Musical Outsider" zu tun hatten.
Die Internetsite der Band liess mich dann aber doch leider wieder
daran zweifeln. Zu sehr erinnert mich alles was ich dort sehe an
eine Schülerband aus dem bayrischen Vogtland. Egal. Wir werden
hiervon nie wieder hören.
The Urges hatte ich mit Spannung erwartet. Ihr
Garagenrock war erstmal unschlagbar laut und konnte mit einem permanenten
E-Piano-Stakkato vorallem an den Nerven zerren. Der Sänger
und Gitarrist verfügte allerdings neben gutem Aussehen auch
über eine hervorragende Stimme und hatte ein paar wunderbare,
wenn auch wenig originelle Riffs auf Lager. Den Rest der Band hätte
man sicher hinter dem Vorhang versteckt, wenn es einen gegeben hätte.
In dieser Besetzung werden es die Urges wohl nicht auf internationale
Ebene schaffen, grossartige Ansätze waren allerdings zweifelsohne
da.
(Ralf)
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Di. 13.10.03 |
Placebo - Karlsruhe,
Schwarzwaldhalle (3500 Zuschauer)
Hatte Placebo ja erst im Mai
in Stuttgart gesehen. Wer meine Meinung zu dem damaligen Konzert
gelesen hat, weiss, dass ich nicht sehr begeistert war. Diesmal war
alles anders: Die Band hatte riesig Bock, nachdem der Sound bei der
Supportband Skin noch grauenvoll war, bekamen die
Placebo-Techniker die Sache nach wenigen Songs in den Griff, obwohl
die Schwarzwaldhalle wohl dafür bekannt ist, immer einen miesen
Sound zu haben. Insbesondere Molkos Gesang kam wunderbar rüber.
Den Bühnengestalter der letzten Tour haben sie gefeuert und jemanden
eingestellt, der sie in ihren weissen T-Shirts hervorragend aussehen
liess, wesentlich angenehmere und abgestimmtere Farben einsetzte und
für Abwechslung sorgte.
Die Songsauswahl war fast gleich und auch die Aushilfsmusiker wurden
diesmal deutlich sichtbar auf der Bühne platziert. Zwar hinter
den Hauptakteuren und anders gekleidet, klar, doch immerhin konnte
man ihnen bei der Arbeit zusehen, sie wurden namentlich vorgestellt
und teilweise sogar per Lightshow gefeatured.
Sehr feine Sache, dieses Konzert. Ich bin kein Placebo-Fan, fand es
dennoch aber sehr gefühlvoll und beeindruckend. Nachdem wir uns
beim Betreten der Halle noch über das langweilige Karlsruher
Publikum mokiert hatten, wussten wir das während des Konzerts
allerdings durchaus zu würdigen, da man in Ruhe gelassen wurde.
Ein braves und dennoch begeistertes Publikum. Genau das Richtige auf
einem Konzert, das man lieber in Ruhe aus etwas Abstand verfolgt.
(Ralf)
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Di. 07.10.03 |
Midnight
Thunder Express/Renderings
- Stuttgart,
Universum (30 Zuschauer)
Not much loose in Stuttgart an diesem Dienstagabend. Keine Sau kennt
die Seattler Kombo, auch wenn sie mit den Backstabbers und vorallem
den Valentine Killers durchaus gute Referenzen haben.
Zunächst aber mal die Renderings aus Mössingen. Haben wir
bereits mehrmals rezensiert. Auch heute waren sie wieder in bester
Spiellaune, wenngleich sie sich anhand der verhaltenen Publikumsreaktionen
vorallem Trotzigkeit abringen konnten. Was aber bitte will man von
30 Leuten an einem ungünstigen Abend denn schon erwarten? Überraschend
sprang für den verletzten Gitarristen Fabe übrigens Marcus
von Rockstar Pussy ein und löste seine Aufgabe nach nur zwei
Proben beispielhaft.
Midnight Thunder Express langten von der ersten Sekunde hin, als gäbe
es kein Morgen. Da war Bewegung drin, da war Leidenschaft. Midtempo-Rock'n'Roll,
mit Referenzen an MC5, 70s Stones, Stooges, Heartbreakers und anderen.
Ich fühlte mich auch sehr an die Humpers erinnert, wenn man denen
etwas vom straighten Punkrock rausnehmen und mehr Rock'n'Roll-Swing
dazubringen würde. Solche Musik macht Laune, auch den Musikern
selbst, die mit vollster Inbrunst bei der Sache waren. Sie mussten
zwar hinundwieder lächeln, dennoch schien es ihrer Spielfreude
wenig Abbruch zu tun, dass kaum jemand da war. Sie zogen ihr Ding
durch und liessen sich niemals beirren. Das Schöne daran war,
dass das nicht im Geringsten aufgesetzt rüberkam. Nein, diese
Jungs stehen ehrlich hinter ihrer Musik, sind absolut glaubwürdig
und lieben ihren Job. Und Ralph on Fyre wird ab sofort alles daran
zu setzen, endlich fett zu werden, damit er genauso schön mit
den Backen wackeln kann, wie der herrliche Gitarrist von Midnight
Thunder Express.
Einziger Mangel war, dass nicht viel von ihren Songs hängen bleibt.
Zuwenig Catchyness im Refrain, zuviel Gleichförmigkeit. Dennoch
hatte das ganze Set bereits einen sehr stimmigen Aufbau mit einem
knalligen und furiosen Finale. Gut gemacht. Wir werden von dieser
Band sicherlich noch mehr hören. Wenn ihr wollt gleich am 14.10.
in der Tübinger Bierzbrezel. (Ralf)
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Sa. 27.09.03 |
Dumbell,
No Time To Loose - Tübingen,
Epplehaus (150 Zuschauer)
Aha, ein Anti-Faschistenfestival. Hatte ich leider nicht mitbekommen.
Die meisten Werbebotschaften schaffen es leider nicht bis auf die
Alb. Dabei gäbe es massenweise Interessenten dafür. Ich
wusste nur, dass Dumbell spielen sollen.
Wir verpassten daher also die ersten beiden Bands des Abends und sahen
dafür die Franzosen No Time To Loose, deren Old-School-Hardcore
(so nennt man das doch heute, oder?) einfach nicht direkt und catchy
genug war, um mein Herz, das aus alter Liebe schon noch für derlei
Musik schlägt, zu erwärmen. Die Jungs sind bemüht und
sicherlich durchunddurch gute Menschen, doch leiden sie an einer Krankheit,
die auch damals schon viele Bands ihrer Art befallen hatte, nämlich
den Break-Virus. Zuviele Breaks, zuviel Hinundher, zuviel Tonleiter-Hochundrunter
und insgesamt deswegen einfach zu wenig Energie. Auch ihre betroffenen
Texte, in denen sie auf Umstände hinwiesen, die sie bereits in
längeren Ansagen zu erklären versuchten, und die auf den
Tischen im Vorraum auslägen, las ich mir anschliessend nicht
durch.
Dumbell verwandelte das Epplehauspublikum dann in ein durchdrehendes
Drunterunddrüber. Ich sah nur noch Körper und verzerrte
Gesichter. Bierflaschen fielen überall durch die Gegend und obwohl
ich versuchte lässig an der PA zu lehnen und mir dadurch ausgerechnet
hatte, eine stabile Stütze zu haben, wurde ich mehrere Male böse
über den Haufen gerannt und zog mir schwerste Verletzungen an
Hüfte und Handgelenk zu.
Dumbell bereitete dieser Enthusiasmus natürlich eine besondere
Freude. Es ist auch kein Wunder, dass ihr schmissiger und groovender
Punk-Rock'n'Roll so gut ankommt. Sound, Kompositionen, Beat, Ansagen,
das offensive Acting und die pure Energie dieser Band sind hierzulande
kaum noch schlagbar, jedenfalls nicht an diesem Abend. Dumbell kommen
auch aus Köln und klingen sehr ähnlich wie die Cellophane
Suckers, sind aber sicher noch eine Spur spektakulärer und mit
ihren Entertainerqualitäten den Suckers um Meilen voraus. Dumbell
schieben sich hiermit vor den Suckers auf die 1. Danke. (Ralf)
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Fr. 26.09.03 |
Marvin
Firewall & Buddy Breslauer - Stuttgart,
Club Hi (100 Zuschauer)
Antje liebt Marvin & Buddy. Und wie ich so dastehe und dem whiskeytrinkenden
Schwenninger Duo zusehe, frage ich mich, wen von beiden sie wohl mehr
liebt. Ist es Marvin, der mit spielerischem Kalkül die Gratwanderung
zwischen Coolness und Selbstironie meistert oder Buddy, der sich hinter
seinem Drum schlängelt wie ein Aal? Ist es Marvin, der mit seinen
sparsamen Akkorden eine dröge Monotonie erzeugt, die selbst den
Gories wenig nachsteht oder Buddy, der die fehlende Bassdrum mit dem
Standtom ersetzt und dadurch dem dünnwändigen Gesamtsound
die perfekte Note aufdrückt und zu jedem Song eine neue Variante
aus dem Hut zaubert, die die beiden dann wirklich zu einer wahrhaftigen
"Beat"-Band macht?
Hm!?!! Ich tippe auf Buddy. Snake Buddy, dessen geshoutete Vocals
Antje einen Chill übers Rückgrat jagen, während Marvin's
Vocals vielleicht doch etwas zu emotionslos sind (was mir persönlich
zwar sehr gefällt, aber Antje ist halt ein Mädchen). Ausserdem
muss Buddy nicht sooft "Dankedankedanke!" sagen. Antje liebt
Buddy! (Ralf)
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So. 21.09.03 |
Electric
Frankenstein, Stereo
Satanics - Stuttgart,
Universum (100 Zuschauer)
Vor 5 Jahren verwandelte diese Band die Strassen vor den Toren des
mittlerweile gesäuberten Limelights in Sodom und Gomorrah. Aber
alle Mythen zerbrechen und so fanden sich an diesem Sonntagabend gerademal
100 verschlafene Hauptstädter zum Konzert der "wichtigsten
und einflussreichsten Underground-Rockband der letzten 10 Jahre"
(Eigenlob) ein. Vielleicht ist es ja auch das augenblickliche Überangebot
an vergleichbaren Konzerten gewesen, das die Leute fernhielt oder
der ungünstige Wochentag, doch ich behaupte, vor 5 Jahren wäre
alles sogar an einem Montagmorgen hierher gerannt und hätte jedes
andere Event von der Liste gestrichen, nur diese New Yorker Over-Rockers
nicht.
Vielleicht hat's ja auch kaum jemand mitbekommen, schliesslich war
die Bookingagentur MAD nicht sehr bemüht, Werbematerial der Band
anzuliefern. Ein schlichter Eintrag im Terminekalender, mehr gab es
hier in Stuttgart diesmal nicht für die El Frankos.
Offen gesagt wirken mir ihre Songs aber auch nicht mehr so kraftvoll
wie früher. Oder kann es sein, dass wir uns nun letztlich doch
an ihnen sattgehört haben? Ich kann selbst nicht mehr sagen,
wann ich das letztemal eine ihrer Scheiben auf dem Teller hatte, weiss
aber mit Gewissheit, dass es eine der ganz alten waren, Teenage Shutdown,
Demolition Joyride und so. Soll uns das was sagen? Ist der Stern halt
schlicht und einfach mittlerweile am Verblassen?
Egal. Als Supportakteur des Abends war ich jedenfalls nahe am Geschehen
und durfte erstmal miterleben, wie MAD ihre Schützlinge ohne
Anfahrtsplan auf die Reise schickten, was dazu führte, dass sie
statt 18 erst um 21 Uhr eintrafen, während schon die ersten Gäste
vor der Hütte standen. Sie schienen trotzdem froh, endlich angekommen
zu sein und den Ritt von Belgien nach Stuttgart überstanden zu
haben. Bis auf Sal Canzonieri, der immerbeschäftigte Motor der
Band, schienen sie dennoch gut gelaunt und gesprächig. Sal wirkte
anschliessend während der Show auch ziemlich müde. Das Rock'n'Roll-Leben
ist eben nicht immer ein Zuckerschlecken.
Wegen des späten Ankommens verzichteten sie auch auf den Soundcheck,
was sich beim Auftritt negativ bemerkbar machte. Sie waren zwar lauter
als der Support Stereo Satanics, dafür aber ziemlich matschig
und dröhnig und die Stimme war kaum durchzuhören.
Das Lineup ist bis auf Sal und Sänger Steve Miller seit ihrem
letzten Deutschland-Besuch komplett neu und komplett schlechter. Miller
spielt nun selbst Gitarre. Das tut er auch gut, aber nicht so gut
wie seine Vorgänger in diesem Job, sein Gesang leidet jedenfalls
offensichtlich nicht unter der Doppelbelastung. Und der enorme Drive
des ehemaligen Drummers Rob Sefcik fehlt einfach.
Das Fazit ist schnell gezogen: Electric Frankenstein spielten vor
gerademal 100 Leuten, an einem müden Sonntag und nach einer Fahrt
von 6 Stunden, nach einem sicherlich anstrengenden Wochenend-Gig und
ohne Soundcheck. Da braucht man nicht erwarten, dass die Band die
Show ihres Lebens hinlegt. Also Schwamm drüber. Die können
sicher besser, ich hoffe es zumindest noch, doch heute war einfach
nicht mehr drin.
Electric Frankenstein gilt als eine der aktivsten, besten und beliebtesten
Bands des High-Energy-Rock'n'Rolls, sie sind hochgeschätzt und
-beachtet in der Musikszene und -presse, unter ihren Fans befinden
sich Ikonen wie Joey Ramone, Jon Spencer, Metallica, Pearl Jam und
Monster Magnet, die Underground-Art-Szene reisst sich darum, ein Cover
der Band zu kreieren (sie haben eingeschlossen aller Sampler, Singles
und Alben über 100 Schallplatten veröffentlicht) und wir
vom Kickin' Ass haben sie als Massstab für unser Rankingsystem
herangezogen. Dennoch: Wenn man den Titel ihres ersten Albums "The
Time is Now" als Situationsbeschreibung angesehen haben möchte,
dann sage ich jetzt: The Time is Over! Das tut weh und noch mehr wenn
man, wie ich, nicht glaubt , dass El Franko den günstigsten Moment
des Abtretens wahrnehmen werden, denn ich denke, dass er schon in
der, wenn auch jüngeren, Vergangenheit liegt.
Eine Band die viele Superlative erreichte, doch ich denke, dass sie
aus dem Underground eh niemals herausschielen wollen und werden. Dazu
sind sie einfach auch zu hässlich und selbst im Underground möchte
man heute hinundwieder auch mal was fürs Auge haben. Dennoch
zeigt mir das Beispiel Electric Frankenstein, die Hoffnung nicht zu
verlieren, dass es auch heute noch Bands gibt, die nur wegen ihrer
Musik berühmt werden und wo Rumhampeln, Schocken oder Gutaussehen
wenigstens eine Zeitlang den Spass nicht trüben. Das Gute im
Menschen wird noch Weiterleben, auch wenn Electric Frankenstein abtreten
und wir wünschen Ihnen hiermit, dass sie eines möglichst
baldigen Tages einen würdigen Abschied finden werden. (Ralf)
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Do. 18.09.03 |
The
Royal Beat Conspiracy, Cha
Cha Guerillas - Karlsruhe,
Substage (100 Zuschauer)
Stockholms Beatverschörung liegt irgendwo im Niemandsland
zwischen Rock'n'Roll, Pop, 60s und 70s. Ihre Musik ist teilweise
partytauglich, teilweise einschläfernd, in der Regel aber wenig
originell und orientiert sich an sehr ordinären Songmustern.
Sie wirken etwas verstaubt aber nicht retro. Man kann sie einfach
schlecht greifen, möchte ihnen das aber dennoch nicht gutschreiben.
Auf der Bühne wirken sie etwas ungelenk und mürrisch,
bis auf den Sänger, der abdreht, herumspringt und ständig
durch die Publikumsreihen tanzt, ohne aber wirklich direkt Kontakt
aufzunehmen. Leider sieht er mit seinem weissen Flatterhemd und
der leuchtenden Glatze auch ein wenig unpassend aus.
An einem guten Tag kann die Band sicherlich eine Menge Spass bereiten,
an einem schlechten wird sie Dir auf die Nerven gehen. Zudem bauen
sie eine Menge Covers ein, die sie zwar elegant an ihr eigenes Soundkostüm
anpassen, was am Ende aber dann wieder die Befürchtung aufkommen
lässt, ob die besten der vermeintlich eigenen Songs nicht auch
gecovert sind.
(Ralf)
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So. 14.09.03 |
The Cramps, Trashmonkeys
- Stuttgart, LKA
Wir waren ausnahmsweise schon relativ früh am LKA, da wir befürchteten,
dass der Laden brechend voll wird. Die erhoffte Trash-Show des alten
Haudegens Lux Interior wollten wir uns natürlich so nah wie möglich
am Geschehen reinziehen. So staunten wir nicht schlecht, dass vor
der Bühne noch eine ziemlich lockere Atmosphäre war und
man sich sogar noch gemütlich ein Bierchen genehmigen konnte.
Wir standen also relaxed und erwartungsvoll ganz vorn an der Bühne,
als die Trashmonkeys ihre Instrumente ergriffen und genau den richtigen
Sound machten um uns in totale Partylaune zu versetzen. Hatte vorher
gar nicht realisiert, dass die Jungs heute hier auftreten.
Ich verpasste leider den letzten Gig, Anfang des Jahres im Vaihinger
Universum, hatte aber natürlich Ralph on Fyres Bericht und Plattenkritik
gelesen. Und dem gibt es nichts hinzuzufügen. Wirklich große
Klasse die Jungs. Das macht einfach Spaß, so'n Zeug könnte
ich mir von früh bis Abend reinziehen, die pure Lebensfreude
bricht dann in mir aus.
Nachdem wir unsere Kniescheiben ausgiebig im Wind geschüttelt
hatten und unsere Gesichter ein breites Grinsen zierte, betraten,
nach einer erstaunlich kurzen Umbaupause, die alten Trashhelden/innen
die Bühne.
Da ging es doch schon etwas düsterer zur Sache. Nichtsdestotrotz
johlte die Menge schon beim ersten Song begeistert und Poison Ivy
sah mit ihrem schwarzen Lackmini und den Leoparden- Highheels schon
extrem scharf aus. Da sieht man mal wieder, dass R'n'R jung hält.
Wenn man überlegt, was die Dame schon alles auf dem Kerbholz
hat ... Lux regierte jedoch von Anfang an das Geschehen und er zelebrierte
sich und alles was das Publikum von ihm erwartete
mit Hingabe. Und dabei war er für meine Begriffe ziemlich freundlich,
ja sogar nett zu seinen Fans. Im Gegensatz zu Poisen Ivy, die während
des ganzen Konzertes keine Miene verzog und voll böse kuckte.
Lux Interior stieg ständig von der Bühne und schleckte die
Leute unten ab, so daß ich seine blutunterlaufenden Augen sah,
und doch ganz froh war, nur in der zweiten Reihe zu stehen.
Es wurden ziemlich viel neue Songs der aktuellen Veröffentlichung
gebracht, die wie ich fand, an die frühen Sachen der Cramps anknüpfen
und wirklich krachen. Hut ab, auf die alten Tage noch so eine Power!
Es wurden natürlich aber auch einige alte Hits, wie "I'm
Cramped", "Sunglasses After Dark" oder "Mad Daddy"
zum besten gegeben.
Zwischendurch gab es dann noch ein kleines Memorial zum Gedenken an
die, leider am Vortag verstorbene, Legende Johnny Cash und der Bassman
präsentierte stolz sein großes Tattoo vom Guru der schwarzen
Seelen.
Durch die begeistert "Zugabe" brüllenden Leute und
einigem Rotwein aufgestachelt, holte Lux zum obligatorischen "Surfin
Bird" das Letzte aus sich raus, präsentierte seinen weißen
Arsch und alten Schniedel, wälzte sich über die Bühne,
kletterte mit heruntergelassenen Lackhosen auf alle Lautsprecherboxen
die im LKA verfügbar waren und vorbog noch mindestens einen (seiner
selbst mitgebrachten, Anm. Ralph) Mikroständer. Super,
so hatten wir uns das vorgestellt!
Nachdem er mit Ivys Stiefel und dem Mikro noch ein paar unanständige
Sachen machte, beendete sie diese denkwürdige Zugabe mit ohrenbetäubendem
Noise, indem sie mit dem Absatz ihre Gitarre und meine Trommelfelle
quälte, so dass ich einen ordentlichen Brummton mit nach Hause
nahm.
Der Abend war auf jeden Fall die Kohle wert, und als ich nach der
Shuttlefahrt in Mr. Black Jack's Chrysler wieder zu Hause ankam, war
ich trotz vorgeschrittener Stunde noch so aufgekratzt, dass ich mir
nochmal das komplette, frisch erstandene Vinyl der Trashmonkeys reintun
musste.
Für's munter werden am Morgen danach, brauchte ich dann doch
ein gutes Aufputschmittel, und so warf ich meinen alten Phono an,
ließ die Clubtown-Scheibe laufen und die Welt war wieder in
Ordnung. (El Zillos) |
Sa. 13.09.03 |
Smash
Down Festival - Bisingen, Parkplatz
Motor-Götz (500 Zuschauer)
Angespornt von dem überwältigenden Erfolg des Springcore-Festivals
im Mai liessen sich die Macher der Balinger Filmzitateraten-Website
nicht lange bitten und sorgten für Nachschlag, diesmal in einem
Zelt auf dem Bisinger Industriegebiet. Wie beim Springcore gab's 4
Bands, ein lockeres aber funktionierendes Team und einen diesmal leider
etwas kleineren Haufen Jugendlicher mit Lust auf Punk. Ne Menge Kids
brachten es auch fertig, trotz der Kälte, draussen vor dem Zelt
auszuharren. Da ein Teil der Bewirtung VOR dem Zelt stattfand, dachte
sich wohl so mancher, dass ihm das bereits reicht. Schwaben eben.
Wenn Pünktlichkeit aus eine schwäbische Tugend ist, dann
setzt sich das Kickin' Ass Team eher aus Antischwaben zusammen, da
man sich mal wieder erst zu späterer Stunde zu dem Treiben gesellte
und, ganz gentlemenlike, anderen den Vortritt beim Warmup der Party
überliess.
Das führte allerdings dazu, dass man den viel gepriesenen Auftritt
von Mom's
Day verpasste. Die sympathischen Albstädter Jungs,
die mit zwei ausgezeichneten Leuten an Gesang und Drums und einem
offensichtlich sehr freundschaftlich-intakten Bandgefüge aufwarten
können, brachten die bereits zahlreich anwesenden Jugendlichen
gehörig ins Schwitzen und lieferten, ich stütze mich auf
mehrere kompetente Quellen, angeblich eine ihrer bislang besten Shows
ab. Punks up!
Auch Chilling
Blend, eine ebenfalls sehr junge Alternative-Rockband
aus Balingen mit Skunk Anansie-Gesang, mussten wir leider fast ungesehen
passieren lassen. Ich denke, dass ich beim Ausklang des letzten Akkords
das erstemal in die Nähe der Bühne kam und mir daher kein
Urteil erlauben möchte.
Beide Bands werden, gemessen daran, wie gefragt sie heute schon sind,
in wenigen Jahren zur oberen Liga der örtlichen Szene gehören
(wenn nicht noch mehr) und sich nicht mehr mit den Opener-Unannehmlichkeiten
herumschlagen müssen.
Zeit für die Helldorados
aus Esslingen, die mir mit ihrem äusserst unsympathischen, gekünstelten,
unsäglich overacteten Gepose des Sängers nicht viel Angenehmes
boten. Sie kommen unübersehbar aus der Hardrock- oder noch schlimmeren
Kreisen und vermurgeln Versatzstücke von halbwegs aktuellen Skandinavien-Punkrock-Lahmärschen
mit den Trademarks des High-Energy-Hardrocks a la AC/DC, können
es sich aber nicht verkneifen alte Lieben bis zu kurzen 70er Progrock-Einlagen
aufzufahren.
Den Helldorados gebührt hiermit die Ehre, die allererste Band
zu sein, die beweist, dass das Genre dabei ist, sich selbst in den
Schwanz zu beissen. Die Generation hat sich spätestens jetzt
einmal überlebt.
Punk entstand, weil Bands wie Emerson, Lake and Palmer oder Yes (um
noch die besseren zu nennen) in musikalischen Pathos abdrifteten,
der geradzu danach schrie, mit dem Vorschlaghammer in Stücke
gehauen zu werden. Die Helldorados sind die erste "Rock'N'Roll"-Band,
die ansatzweise wieder erschreckende Referenzen an dieses Gedüdel
führen und somit beweisen, dass sie nun wirklich absolut gar
keine Ahnung haben, was die Motivation der Pioniere ihrer Musikgattung
waren, der sie sich so gerne zugehörig fühlen würden.
Sorry Helldorados: You're not one of us!
Es ist auch wirklich interessant zu sehen, wie ausser dem Sänger
keiner der Band diese Haltung wirklich tragen kann. Sie wirken etwas
unsicher bei dem was sie tun und das wundert mich wenig. Der Sänger
übertüncht das eben mit Schminke und Gepose. Es tut mir
fast schon ein wenig weh, diesen anspruchsvollen Musikern so vor die
Karre zu treten, doch sie haben sich einfach für die falsche
Musik entschieden. "Go back to your roots and do what you can!"
möchte man ihnen zurufen.
Die letzte Band des Abends, Demolition
Spitfires, ist die Spielwiese eines der talentiertesten
Songwriters den Balingen jemals ausgespuckt hat: Gitarrist Daniel
Schandock schreibt alle Songs und alle Texte und hat die richtige
Band hinter sich, die seine Visionen umzusetzen versteht. Das Gedankengebäude
DS (ich glaube zwar nicht, dass es gewollt ist und irgendwas zu sagen
hat, dass die Initialen des Bandnamens dieselben sind, wie die des
Bandleaders, finde es aber sehr interessant) beginnt irgendwo bei
Velvet Underground, führt über Who (upps, der einzige Griff
ins Klo, den sich die Balinger heuer leisteten, waren zwei nicht sehr
gut gespielte Who-Covers, if you know whaddamean) und findet das Ende
der Zeitleiste bei zeitgenössischem Underground-Pop-Punk wie
den Strokes, ohne jedoch irgendwas davon in irgendeiner Art zu sehr
zu vereinnahmen. Der Sound ist völlig eigen, ist bei jedem Akkord
völlig vom Trademark Schandock durchflutet.
Das Publikum honorierte die Qualitäten der Band und machte ordentlich
mit, mich selbst eingeschlossen. Ich fand den Auftritt offen gesagt
ziemlich legendär, doch bekenne ich gerne, dass mein fortgeschrittener
Alkoholpegel dieses Superlativ untermaueren könnte. Das soll
hier dennoch nicht schmälern, dass Demolition Spitfires weiterhin
zu einer der ungewöhnlichsten und besten Bands des Umlandes gehören.
Die Songs sind einmalig, der neue Sänger Sascha fand besser denn
je zu Stil und Ton (auch wenn seine Klamotten diesmal eher an einen
Camper erinnerten, siehe Foto) und die Rhythmusgruppe um Basser Jens
und Drummer Matthias stand wie eine 1. Darüber und darunter Daniels
Gitarrenriffs. Fragil und hart zugleich und mit einem Sound der mich
diesmal wirklich umhaute. Ich schätze, dass er seine Saiten seit
Ewigkeiten nicht mehr gewechselt hat. Das klang wirklich extrem muffig
und sehr retro. Also genau wie ich es mag.
Und so wurde es doch noch ein wirklich schöner Abend. Ich bin
mir nicht ganz sicher, ob das auch Patty und Alex (die Chefs des Abends)
so sehen, da sie von Anfang bis Ende eher betretene und abgeschaffte
Mienen auf ihren sonst so gutgelaunten Gesichtern trugen. Ich denke
aber trotzdem, dass man auch mit 500 Gästen mehr als zufrieden
sein kann. Auf alle Fälle sind die Veranstaltungen und vorallem
die professionelle und doch lockere Art, wie sie abgewickelt werden,
der Filmzitateraten-Leute eine ganz ganz wichtige Bereicherung unserer
Live-Konzerte-Landschaft und wir rufen alle: "Macht weiter, wir
brauchen Euch!" (Ralf) |
Do. 11.09.03 |
Radio
Birdman - Bielefeld,
Forum (500 Zuschauer) - Das Foto ist von
der Website der Birdmen geklaut. Thank you.
Radio Birdman gründeten sich 1974 in Sydney. Nach dem heute
noch als eines der besten Werke der siebziger Jahre (sodenn man
auf Rock'n'Roll steht) bezeichneten Album "Radio Appears"
löste sich die Band 1978 kurz nach einer England-Tour und den
Aufnahmen zur zweiten LP "Living Eyes" wieder auf. In
der Folgezeit blieb Sänger Rob Younger der einzige, der kontinuierlich
dem Rockbusiness verschrieben blieb, sich als Produzent einen Namen
machte und bis heute in immer wieder wechselnden Besetzungen bei
seiner anderen Band "The New Christs" singt. Ausser ihm
brachte es nur Gitarrist und Mastermind Deniz Tek auf ein paar Soloplatten.
1996 kam die Reunion und die live vor Publikum im Studio eingespielte
LP "Ritualism". Es folgten, so wie es die Zeit der arbeitenden
Männer zuliess, verschiedene Touren und nun, 29 Jahre nach
der Bandgründung ... ENDLICH: Radio Birdman in Deutschland,
auf einer Bühne in greifbarer Nähe, nur lässige sieben
Autostunden von zuhause entfernt. Da war die Reise nach Bielefeld
nicht nur Pflicht, sondern eine Erfüllung von Jugendträumen.
Radio Birdman ist schlicht und einfach die legendärste australische
Rock'n'Roll-Band (etwa denselben Ansatz hatten bspw. die Saints,
die aber niemals so angesehen und keineswegs als so einflussreich
angesehen wurden als Radio Birdman), die, wie ihre amerikanischen
Pendents, allen voran MC5 und die Stooges, dreckigen Gitarrenrock
zu einer Zeit pflegte, als hierzulande noch Leute wie Udo Lindenberg
zur subversiven Oberklasse gehörten.
Nach dieser langen Einleitung nun zur Auflockerung erstmal ein paar
Zitate der mitgereisten Mädchen:
Immylou (vor dem Konzert): "Die werden aussehen wie die Rolling
Stones nur mit besseren Klamotten."
Immylou (nach dem Konzert): "Das mit den besseren Klamotten
nehme ich wieder zurück."
Nathalie (während des Konzerts): "Der Sänger ist
tot!"
Immylou: "Deniz Tek hat doch gepumpt!" (angesichts der
dicken Arme und des Brustpanzers)
Wie auch immer die verschiedenen Gewichtungen von Aussehen und Klamotten
sich mit den Erwartungen aufwiegten oder nicht: Die alten Herren
gaben Gas und knallten einem Hit auf Hit um die Ohren, als wären
sie nicht zwanzig Jahre sondern nur 20 Stunden von der Bildfläche
verschwunden gewesen. OK, hier und da rumpelte es, doch wer will
schon eine perfekte Show von einer Band sehen, die für Raw
Power und für nichts sonst steht.
Der Sound war exzellent und erinnerte wirklich sehr an den muffigen
Klang der RB-Platten. Tek spielt auch immer noch seine alten Klampfen,
nur Chris Masuak trug das ganze Konzert über eine durchsichtige
80er-Jahre-Gitarre an einem dicken Nietenledergürtel, mit dem
man auch einen Lastaufzug hätte betreiben können. Die
Zweifel an der Gestalt des zweiten Gitarristen blieben auch nach
dem Konzert zunächst noch bestehen, denn der glatzköpfige,
lederbeschurzte Typ an der Plexigitarre sah so ganz und gar nicht
nach dem zweiten Gitarristen der originalen Radio Birdman aus. Offen
gesagt, fand ich ihn sogar ziemlich peinlich und mit seinem Chorus,
den er nur allzugerne einsetzte, hätte ich ihm am liebsten
die Sonnenbrille von der Nase geschlagen, die er sich das ganze
Konzert über nicht abzunehmen traute.
Dennoch, für alle die es auch heute noch nicht glauben wollen:
Ja, er war es. Ausser Basser Warwick Gilbert (der als Graphiker
übrigens für das exzellente RB-Logo verantwortlich ist
und heute bei Disney als Animator arbeitet), für den Jim Dickson
die dicken Saiten anschlägt, sahen wir Radio Birdman in ihrer
besten Besetzung, mit der sie auch alle Platten aufnahmen.
Die Jungs hatten jedenfalls ne Menge Dampf und Power für 90
Minuten, auch wenn Youngers Stimme manchmal etwas abkackte. Er liess
es sich auch nicht nehmen, den ganzen Gig über eine Bierflasche
in der freien Hand zu balancieren und nach der Show erstmal Shot
auf Shot Tequila herunterzustürzen. Im Gegensatz zu seinem
Äusseren scheint er doch noch sehr lebendig zu sein. Fragt
sich bloss wie lange noch, haha.
Die Meute hatte ne Menge Spass und man sah, dass sich hier wirklich
zu 90 Prozent wahre Fans versammelt hatten, die auch die Platten
der Australier im Schrank stehen haben. Bei "You're Gonna Miss
Me", das RB auch schon im Studio coverten, pflügte sich
zwar ein Turbojünger kurz mal wie ein Holzfäller vor die
Bühne, doch ansonsten fielen mir keine dämlichen Crowdaktionen
auf, ausser den ständigen Zwischenrufen, die Younger und Co.
aber recht lässig ignorierten, auch wenn die Pausen zwischen
den Songs einige Male ganz schön lang waren (Monitorprobleme?)
und eigentlich zum Diskutieren eingeladen hätten.
Ja, wir werden Euch vermissen, liebe Radio Birdmen. Insofern war
der Roky Erikson-Klassiker das passende Schlusswort einer Band,
die wir mit etwas Pech heuer zum ersten und zum letztenmal auf deutschen
Bühnen sahen. Australien ist ein weiter Weg, doch vielleicht
ist den Oldsters hiermit klar geworden, dass es auch in Deutschland
ne Menge Fans gibt und wenn es Younger und Co. noch überleben
und Tek sich keinen Bruch hebt, wer weiss ...
(Ralf) |
Sa. 06.09.03 |
Rock am Fichtenwald
- Vöhringen,
Fichtenwald (400 Zuschauer)
Rock am Fichtenwald stinkt! Irgendwas ist hier faul. Man protzt
mit einem grossen Zelt, einer Riesenbühne, fetter PA und einer
zweistöckigen Mixingstation. Leute waren auch genügend
da. Alles also eigentlich aufs Beste eingestellt.
Als aber die zweite Band des Abends (die erste verpassten wir knapp),
die Hicktown Heroes,
anfing, offenbarten sich die ersten Unstimmigkeiten. Der Sound war
kraftlos und leise. Das Schlagzeug hatte keinen Druck, die Gitarre
war zu leise, der Bass schepperte und nur der Gesang war anständig
ausgesteuert. Die Frage war erstmal nur, ob's an der Anlage oder
an der Band lag, doch da ich die Hicktowns schon unzählige
Male wesentlich besser sounden gehört habe, konnten höchstens
PA oder PA-Techniker als Schuldige verdächtigt werden.
Der nächste Downer war die Stimmung im Zelt. Das Publikum befand
sich zu 80% hinter dem Mischpult und war nur an Quatschen und Trinken
interessiert.
Da konnten sich die guten Albstädter Rock-Helden natürlich
abplagen wie sie wollten, alle Mühe war vergeblich. Sie standen
total alleine gelassen im Regen. Unter solchen Vorausetzungen KANN
keine Band gut rüberkommen. Auch der Bitte des Sängers
Michel nach etwas mehr Monitorsound kam der Mixer nur zögernd,
wenn überhaupt nach. Da keinerlei Anzeichen von Feedback wahrzunehmen
waren, vermute ich schlichtweg Verweigerung. Eine Frechheit, nicht
nur der Band gegenüber sondern auch dem zahlenden Publikum,
das nicht dafür bezahlt hat, dass ihnen mögliche Qualität
vorenthalten wird.
Nach dem siebten oder achten Titel wurde den Hicktowns dann über
das Talkback-Mikro kurzerhand "Eure Zeit ist vorbei" zugeraunt,
ohne Gnade, ohne vorherige Ankündigung, in anmassendem Tonfall,
völlig niederträchtig und würdeverwehrend.
Als Basement
6 aus Stuttgart (eine langweilige und uninteressante
Popband, die ihren Sound mit modernem Numetal-Sound und jeder Menge
Samplingeinlagen an die aktuelle Musiklandschaft angepasst haben)
den ersten Ton anschlugen, war klar, dass die ersten Bands am Fichtenwald
so unsäglich verheizt wurden, wie ich das in meinem Leben bisher
nur vom Hörensagen und aus längst vergangenen Zeiten kannte.
Der Sound war etwa doppelt so laut, es leuchteten Scheinwerfer auf,
deren Einsatz den Hicktown Heroes verwehrt wurde, so dass Basement
6 vom ersten Augenblick an einfach besser und professioneller rüberkamen.
An wem das lag weiss ich nicht. Ich sage nur eins: Es stinkt zum
Himmel und ich verstehe es nicht. Warum holen die sich überhaupt
Bands, wenn sie sie dann mit vollster Absicht derart untergehen
lassen und ihnen jede Chance nehmen, dem Publikum einen ansprechenden
Auftritt zu bieten. Ich meine, 4 Euro sind nicht viel, aber ich
habe mich um mein Eintrittsgeld betrogen gefühlt. Man bekommt
hier die Qualität der Musik beschnitten. Eine Frechheit ohnegleichen.
Und wenn Basement 6 da selbst ihre Hände im Spiel hatten oder
es dulden, wenn ihre Helfer oder Manager solch Schindluder treiben,
dann frage ich mich, wovor sie sich fürchten, wenn sie es nötig
haben, unbekannteren Bands den Sound vermixen zu lassen und ihnen
technischen Möglichkeiten vorenthalten, die sie dann selbst
nutzen, um besser dazustehen. Haben sie etwa Angst davor, eine Vorband
könnte sie an die Wand spielen? Dann scheinen sie ja von ihrer
eigenen Qualität nicht sehr überzeugt zu sein.
Hey, nur Spekulation, aber wer sonst sollte Interesse daran haben,
dass den Vorbands der Sound versaut wird. Alles andere könnte
ich zweimal nicht verstehen, weil da kein Konkurrenzdruck besteht
und der Veranstalter selbst ja am meisten daran interessiert sein
müsste, seinen Gästen etwas zu bieten.
Schwach schwach schwach. Ich werde nachforschen und wir werden sehen.
Wir waren jedenfalls so angekotzt von dieser Scheisse, dass wir
nach zwanzig Minuten Basement 6 Leine zogen. Zudem war, wie schon
erwähnt, absolut null Stimmung im Volk. Auch Basement 6 konnten
trotz allem nur wenig mehr Eindruck hinterlassen und mussten um
regere Teilnahme betteln.
So wie ich das einschätze, ging die Planung der Veranstaltung
an den Wünschen der Kids vorbei. An Livebands, zumindest an
solchen, die eigene Songs schreiben, hatte man kein Interesse. Deswegen
konnte die Westernhagen-Coverband vom Vorabend auch mehr reissen.
Wir selbst kehrten dem Fichtenwald-Festival jedenfalls schleunigst
den Rücken und ich werde den Teufel tun, hier irgendwann mal
wieder einen Fuss reinzusetzen. Pfui!
Keine Wertung. Die Hicktowns durften ihre wahre Qualität nicht
zeigen und Basement 6 hatten keine zu bieten, ausser abgeklatschter
Popsongs im Metalgewand (sie nennen sich selbst ja auch Schlagermetal
- wie bezeichnend). Lautstärke und Lightshow können auch
nicht vertuschen, was am Song fehlt.
(Ralf) |
Fr. 25.07.03 |
The
Movement - Stuttgart,
Club Hi (90 Zuschauer)
Die dänischen Jam! Fast ein bisschen ZU Jam, aber echt genial.
Spritzige Songs, gute Stimme, super durchgeknallter Drummer und wunderbare
Musiker. Sie sind nicht mehr die Jüngsten, aber dafür perfekt
eingespielt. Geiler Abend, geile Band!! Seht Euch die an, solange
sie noch unterwegs sind. (Ralf)
|
Sa. 19.07.03 |
The
Masons, The
Renderings - Tübingen, Schützenhaus
(80 Zuschauer) (Fotos von Michi Sulz. Thank you,
man!!)
Wegen des Afro-Brazil-Fests, das über Tübingen tobte,
wurde dieses Konzert kurzerhand in das Tübinger Schützenhaus
verlegt. Schützenvereine sind komische Vereine und komisch
sind konsequenterweise auch deren Vereinsheime. Ein recht grosser,
hoher Raum mit durchweg gefliestem Boden, an dessen Ende sich die
zusammengebastelte Bühne geradezu verlor. Akkustisch nicht
ganz ideal, taugt der Raum für Konzerte jedenfalls nicht.
Die Leute tröpfelten nur sehr spärlich rein, denn der
angeschlossene Biergarten lud bei dem guten Wetter zum Draussenverhocken
ein. Bei den Renderings verloren sich keine 20 Leute im Saal und
das war dann doch deutlich zu wenig, um auch nur den Ansatz eines
guten Sound hinzubekommen. Der Schall schoss kreuz und quer durch
den Raum und prallte unabgelenkt von jeder Wand wieder zurück.
Nur direkt vor der Bühne war's erträglich.
Auch wenn sie mir diesmal nicht ganz so gut gefielen: Die Mössinger
haben den Bogen raus. Etwas mehr Eigenständigkeit und etwas
weniger California-Feeling ("Weichspülermusik", sagte
Maze, aber der will ja eh grade nur noch "bööööse"
... ) wären für mich zwar schöner, doch spielerisch
und soundmässig sind sie absolut on top.
Die Ramones- und Misfits-Wurzeln sind nicht zu überhören
aber dagegen gibt's ja wenig einzuwenden. Ich teile derzeit sowieso
alle Punkrock-Bands erstmal in zwei Lager: Diejenigen, deren Roots
auch wirklich im Punk liegen und diejenigen, die vom Hardrock kommen.
Erstes gut, zweites scheisse.
Ausserdem machen sie schlicht und einfach Spass, weil sie mit 100%
Herz bei der Sache sind. Das honorierten dann auch die wenigen Zuschauer.
Die ungelenken Pogo-Bewegungen der Tübinger Punker waren jedenfalls
wieder die Reise wert.
Auch bei den Masons waren zu wenig Leute da um genügend Dämmmaterial
für einen akzeptablen Sound zu stellen (ich erinnere mich da
immer wieder gerne an den Supersonic X-Mixer Häns from London,
der in ähnlichen Clubs immer sagte, dass nu am Besten jede
Menge Leute mit dicken Wollpullis kommen sollten).
Die Kalifornier jedenfalls störten sich offensichtlich nicht
sehr daran oder hatten sich schon längst damit abgefunden.
Sie haben sich übrigens wieder mal umbesetzt. Der Bassist der
letzten Tour ist mittlerweile zum zweiten Gitarristen aufgestiegen
und der neue Basser sieht aus, wie 1971 eingefroren und 2003 wieder
aufgetaut. Das Witzige ist, dass das bei den Masons ja cool ist.
Bei uns hier auf dem Lande, wo solche Gesellen auf Stadtfesten und
ähnlichem dutzendweise anzutreffen sind, ist es das nicht unbedingt.
Aber egal.
Ungeachtet aller Widrigkeiten trieben uns die Masons wie immer zur
Ektase. Keine Band bringt ihren 70er-Drogenrock so cool, so eingängig
und so energisch rüber. Die frenetischen Schreie der Fans,
insbesondere der wüst trinkenden Kickin-Ass-Crew, rangen den
Brüdern aus LA dann sogar das eine oder andere Lächeln
ab. Wer die Masons schon mal live gesehen hat, kann sich also denken,
wie merkwürdig dieser Abend war.
(Ralf)
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Fr. 18.07.03 |
RockXplosion
- Warmbronn (400 Zuschauer)
"Hey, ist ja richtig schön hier." Nach anderthalb
Stunden im Autobahnstau an einer Nachtbaustelle (dabei war es noch
gar nicht Nacht) war die gute Laune ruckzuck wieder da. Maze, den
ich ja im Zusammenhang mit Musik, die er gerade mag, nur noch das
Wort "BÖÖÖÖSE" sagen höre, bekam
dann auch was er wollte, denn wir hatten uns wirklich den musikalisch
grimmigsten Tag des diesjährigen RockXplosion-Open Airs ausgesucht.
Auf der Bühne bollerten gerade Unbound aus
Stuttgart und unser Erstaunen war gross, dort einen alten Bekannten
am Gesang zu erkennen. Der gute Mann war seinerzeit Frontman von
Tieflader, nebenher auch Covermusiker mit 4 Zylinder und in der
Freizeit Hansdampf-in-allen-Jauchegruben. Immer auffällig,
meistens peinlich bis zum Anschlag, aber immer für einen ansprechenden
Sideeffect gut.
Unsere Vorurteile brökelten allerdings schnell. Es vergingen
etwa 3 schweigende Minuten, dann sahen Matthias und ich uns an und
beschlossen einstimmig: Unbound sind echt klasse. Das ist nicht
mein Leben, was die da spielen, aber was sie tun, das tun sie verdammt
gut. Der Dreier an der Front wirkt mit den abgeschnittenen BW-Jeans,
den schwarzen Muscleshirts und den Stiernacken enorm bedrohlich.
Kein Scheiss. Dazu schwerster Metal-Sound a la Pantera (sagte Maze.
Ich kenn mich da leider nicht aus und deswegen kann ich für
solche Aussagen keine Gewähr übernehmen), der einem ein
äusserst unangenehmes Gefühl verleiht. Die Gitarre schlug
ziemlich schräge Riffs an und sägte uns nonstop an der
Schädeldecke herum. Bass und Drums hämmerten die Magengrube
kaputt und der Sänger grunzte nur. Und wenn ich NUR sage, dann
meine ich auch NUR. OK, er schrie auch noch ein wenig, aber meist
grunzte er.
Der Sound in Warmbronn war übrigens perfekt. Und wenn ich sage
PERFEKT, dann ... nee, wirklich absolut überzeugend: PA und
Mixer könnten besser nicht sein. Da blieben unsere Klappen
ganz schön weit offen, Leute. Ehrlich.
Und noch einen konnten Unbound draufsetzen: Die Teenie-Dorfpunks
in ihren Rammstein T-Shirts, die sich, auf der Absperrung stehend,
das Hirn rausgemosht hatten, wurden nach dem Ende nicht nur mit
Drumsticks und Handtüchern in einen wahren Freudentaumel versetzt,
nein, es gab direkt von der Bühne runter CDs für jeden,
der schnell genug seine Hand hinstreckte ... also auch für
einen flinken Matthias. Das war extrem cool und beeindruckte uns
sehr .
Nach so einem Einstieg waren wir bester Dinge und die hereinbrechende
Dunkelheit verschuf uns einen denkwürdigen Auftritt von End
Of Green. Auch hier gilt für mich wieder: Immer fetter,
das ist nicht mein Motto und melancholischer Alternative-Metal mit
Gothic-Einschlägen schon zweimal nicht. Aber End Of Green sind
so locker und sympathisch (wir hatten sie ja zuletzt auch aufm Kickin
Ass), dass ich da keineswegs abschalten kann. Und was die Buben
da bauten, das waren Mauern aus Niveau und Gefühl. Wiedermal
zog das Dreigestirn aus gutem Gesang, gutem Drumming und gutem Songwriting.
End Of Green versetzten die Warmbronner wirklich in Ekstase. Ich
habs mit eigenen Augen gesehen.
Last Act: Ektomorph. Maze kannte die und war schon
ganz glitschig. Die Ungarn kamen erst kurz vorm Auftritt, nach 48
Stunden Odysee mit Autopanne, nicht Schlafen und allem was dann
so dazugehört, an und waren natürlich sehr müde.
Dennoch gaben die jungen Burschen alles und das war: Sepultura meets
Pantera (Maze), militärisches Outfit, schräge magenumwühlende
Gitarrenriffs, Geschrei, ungeheuer antreibende, teilweise vertrackte
Rhythmen, Jump-Einwürfe und auch hier, wie bei allen drei Bands,
die wir an diesem Abend sahen: Absolute Hingabe!
Hier findet kein Fake statt, diese jungen Menschen leben das, was
sie präsentieren. Forget the Southside!
Das Publikum zeigte sich dementsprechend dankbar. Eine sehr lustige
Zieh- und Schieb-Aktion am Absperrgitter (Publikum gegen unausgebildete
und völlig überforderte Securitykräfte) verschaffte
mir ein Dauergrinsen. Als ich nach einer Viertelstunde genug davon
hatte und Maze wieder suchte, befand er sich mitten im Moshpit und
lachte so breit, dass man ihm eine Banane hätte quer reinschieben
können.
So muss das sein, Leute. Ich durfte erstmal schwer schlucken, als
mir klar wurde, dass ich den Samstag leider nicht mitnehmen konnte.
Doch nächstes Jahr, Warmbronn, da sind wir wieder da.
(Ralf)
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Fr. 11.07.03 |
The
Loners - Stuttgart, Club Hi
(70 Zuschauer)
Beat? 77er-Punk? Power-Pop? Who? Kinks? Oder gar New Wave? So leicht,
wie ich mir das nach den Konzertankündigungen dachte, sind die
Koblenzer Nachwuchspilzköpfe nicht einzuordnen. Ich denke mal,
sie haben von allen diesen Begriffen etwas, vielleicht sogar etwas
zuviel, denn die Riffs waren teilweise 1:1 geklaut und in eigene Songs
verarbeitet.
Eigene Trademarks setzen die Burschen leider noch nicht, doch ich
traue ihnen das in der Zukunft durchaus zu. Sie sehen gut aus, sie
wissen, wie man sein Instrument in den Händen zu halten hat und
sie haben einen guten Geschmack. Das sind doch schon mal vielversprechende
Voraussetzungen.
Neben dem erwähnten eigenständigen und griffigen Songwriting
fehlts halt noch ein bisschen an der spielerischen Technik (den Drummer
vielleicht ausgenommen) und an der Fähigkeit, ein abendfüllendes
Set spannend zu gestalten. Die Songs sind sehr gleichartig, fast alle
im selben Tempo und der Gesang nölt unvariabel an meist wenig
interessanten Melodien herum. Doch das sind ja alles keine Dinge,
die nicht in den Griff zu bekommen sind.
Ich behaupte: Diese Band wird noch von sich reden machen. Fazit: Im
Auge behalten. Ich bin gespannt auf die Entwicklung und werde die
Band ganz sicher beim nächsten Mal wieder anschauen. (Ralf)
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Sa. 05.07.03 |
Plastic
Ivy - Prag, Guru Club (40 Zuschauer)
Noiseworks Records
ist ein kleines Indielabel, das noch zu DDR-Zeiten von dem Chemnitzer
Musiker Karsten Zinsik gegründet wurde und verdingt sich seitdem
mit schräger bis experimenteller Pop-Indie-Gitarrenmusik. Heute
zählt das Unternehmen bereits über 200 Releases, unter anderem
von der Berliner Band Plastic Ivy.
Zinsik bemüht sich bereits seit Jahren um internationalen Austausch,
daher auch die Connection nach Tschechien, wo an diesem Abend das
Noiseworks-Minifest stattfand. Leider verpasste ich die erste Band,
Deverova Chyba aus Tabor (CZ), erwischte Plastic Ivy aber gerade zu
ihrem Opening-Song.
Die in der Prager Zeitung noch als cool angekündigte Sängerin
Kitty Solaris erwies sich für mich als schüchtern bis eingeschüchtert
und die Band, die "von Rauhreif überzogenem Gitarrensound"
spielen sollte, erwies sich als eine Ansammlung unbeweglicher Nofaces,
die so langsam spielten, dass man teilweise kaum sah, dass sie lebten
oder gar ihre Instrumente betätigten.
Ihr Pop war soundlich genauso dünn wie die Stimme der Sängerin,
die Harmonien immer etwas angeschrägt aber trotz der offensichtlich
gefühlvollen Inhalte, fand ich Musik und Musiker zu unlocker
um dies zu transportieren.
In den besten Momenten erinnerten mich die gleichförmig geschabten
Akkorde an die verblichenen Slint aus Chicago, jedoch lange ohne deren
Intensität und Dynamik zu besitzen. Die Kompositionen waren einschläfernd
langweilig, plätscherten vor sich hin und brachen nur ganz selten
aus, sodass ich nur einen Song vor der Bühne aushielt und mich
dann schleunigst Richtung Barhocker, Bier und Zigaretten zurückzog.
Man hatte aber auch von oben einen guten Blick auf die Band. In bequemer
Haltung konnte ich ihnen sogar durchaus qualitative Ansätze abringen
und glaube auch, dass es ein Publikum dafür gibt, ich bin es
aber ganz bestimmt nicht. (Ralf)
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Fr.
27.06.03
Sa.
28.06.03 |
Bang Your Head - Balingen,
Messegelände (fast 40.000 Zuschauer)
Es war wieder heiss und es waren noch mehr Leute da als auf dem
Southside, dennoch fand ich's durchweg angenehmer. Vielleicht lag's
an meiner Möglichkeit, mich jederzeit wieder zurückzuziehen
(für alle, die mich nicht persönlich kennen: Ich wohne
nur ein paar Meter vom Messegelände entfernt) oder auch daran,
dass ich eh gar nie solange draussen war. Vielleicht war der tatsächliche
Grund aber, dass es mir dort schlicht und einfach besser gefallen
hat.
Der Unterhaltungsfaktor auf einem Heavy Metal-Festival, wie dem
Bang Your Head ist enorm, die langweiligen Teenie-Hippies des Southsides
fehlen hier gänzlich, "Normalos" (da darf ich mich
selber auch einreihen) gibt's zwar auch zur Genüge, doch überwiegen
die Kuttenträger und der Anteil an total abgeschossenem Volk
ist so hoch, dass es wirklich immer was zu kucken und zu lachen
gibt. Dabei werde ich mich hüten, mich über die Metalheads
lustig zu machen (ok, über einige schon), denn was ja schon
superinteressant ist, ist dieser Zusammenhalt, diese Begeisterung.
Pidis Augen (Pidi ist der Drummer von Hellmute) leuchteten wie das
Feuerwerk am Ende des zweiten Tages, als er mir erklärte, wie
er 1984 mit seinen Schulkameraden zu "Holy Diver" abgegangen
war. Das sind einfach Dinge, die einem unauslöschlich ins Buch
des Lebens geschrieben sind und die bei solchen Gelegenheiten Gefühle
auslösen, die dem gestandensten Metaller die Tränen in
die Augen treiben.
Womit wir auch schon beim Punkt wären, den ich als das Erfolgsrezept
dieses Festivals sehe, das die Einwohnerschaft an einem Wochenende
kurz mal verdoppelt: Alte Hasen sind die Zugpferde, böse Zunge
sagen auch "abgehalfterte Graubärte" oder "uralte
Scheisse". Aber der Heavy Metal hatte nunmal seine ganz grosse
Zeit in den 80er Jahren und viele der Bands, die auch dieses Jahr
spielten, hatte ihre beste Phase eben in jener Zeit und daher sind
die Helden jener Tage auch noch die grössten Helden von heute.
Twisted Sister, die diesjährigen Headliner, brachten alle ihre
LPs in den 80ern heraus, um nur ein einziges Beispiel zu nennen,
denn die ganze Palette der Bands hier durchzukauen würde den
Artikel zum Karl-May-Format explodieren lassen. Zwei Tage, von 10
Uhr morgens bis fast Mitternacht und danach noch im After-Party-Zelt
wurde gerockt, gesoffen, gefressen, gezeltet, gefeiert undsoweiter.
Von den Bands sah ich selbst zunächst mal Sodom. Die
klangen aber ziemlich müllig (laut Matthias taten sie das aber
schon immer und so sei das eben) und unkontrolliert. Meiner Meinung
nach verlieren sie durch ihre Disziplinlosigkeit zwar ne Menge Dampf,
aber egal. Die Songs sägen einfach vor sich hin. Für mich
eine ziemliche Enttäuschung, hatte ich doch extra früher
mit Arbeiten aufgehört, um mir das reinziehen zu können.
Getoppt wurde das Ganze durch peinliche Ansagen, prolliges Gehabe,
die meisten Pyros des ganzen Festivals und dem Karnevalsmarsch am
Ende. Unglaublich beknackt!
Danach gab's Hammerfall, eindeutig mein Festival-Höhepunkt.
Mit ihrem abgefahrenen Braveheart-Warrior-Image, das sie wohl auch
ziemlich ernst nehmen, reihen sie sich in der Riege der Könige
des unfreiwilligen Humors ganz weit vorne ein. Dazu eine True-Metal
Mucke, bei der sich die Klischees gegenseitig überholen und,
mein Gott, ich hasse Klischees abgrundtief. Hammerfall liessen mir
den Kiefer fallen und die Augen leuchten. Dennoch suchte ich nach
5 oder 6 Songs das Weite.
Später sah ich noch DIO. Eine routinierte Band alter Cracks,
die ihren Kram locker und aus dem Handgelenk runterzogen und einen
Sänger, dem sein Alter (60?) nicht wirklich anzumerken war.
Keine peinlichen Ansagen mehr, ein Acting jenseits von Gepose, etwas
zu bombastisch (aber das gehört wohl dazu), dafür aber
mit allen Hits, die das Publikum erwartete und sich dankbar dafür
mit frenetischem Applaus bedankte.
Am Samstag gab's dann ganz zu Anfang um zehn Uhr eines der Highlights
für alle Leute, die sich an diesem Wochenende in und um mein
Häuschen herum aufhielten: Hirax. Trashige Heavy-Hardcore-Legende
mit schwarzem Sänger, was man ja nunmal nicht allzuoft sieht.
Hirax spielen auf dieser Tour wohl sonst fast nur in Jugendzentren
und dürften trotz der frühen Startzeit einen ziemlichen
Schock angesichts der Massen erlitten haben, die sich für sie
begeisterten. Angesichts der begeisterten Kommentare ärgerte
ich mich hinterher zwar schon, mich nicht aus dem Bett gequält
zu haben, doch als Non-Metaller ohne jegliche Berührung (wie
sich herausstellte kennt sich sogar meine Freundin Nathalie mit
Heavy Rock besser aus als ich) war es mir leider nicht möglich,
mich genügend zu motivieren um mir die heraushängende
Zunge schon vor halb zehn Uhr morgens wieder einzurollen und den
Torso zum Aufstehen zu bewegen. Hirax war also wohl genial, doch
wenn ich ehrlich bin, hätte ich vorallem an dem Zombiepublikum
Interesse gehabt.
Für mich wurde es erst etwas später Zeit, das Gelände
aufzusuchen, nämlich um 17 Uhr zu Overkill. Auch die
Besucherempfehlung Y&T verpasste ich somit leider. Overkill
fand ich gar nicht schlecht. Klares hartes Riffing und eine Band,
die Metal vom Innersten heraus lebt. Das ist die harte Rocker-Wahrhaftigkeit
voller Inbrunst und Hingabe. Der Sound ist trashig, was ich gut
finde, die Stimme aber eher nicht.
Wir pilgerten dann aber doch davon um etwas übers Gelände
zu sehen. Die Einkaufsstände waren hundertmal interessanter
und abwechslungsreicher als auf dem Southside (dort hätte eigentlich
ein Stand genügt, da es eh überall dasselbe zu kaufen
gab), doch von der 18er-Ecke in der Metalbörse erfuhren wir
erst hinterher. Die haben wir schlicht und einfach übersehen.
Schade.
Dann hatten wir Thin Lizzy, die mir ganz gut gefielen. OK,
eine Ballade zuviel vielleicht, aber mit einem sensationell swingenden
Schlagzeuger, lockeren Musikern und Gitarristen, die Dinge machten,
die ich mir nicht erklären konnte. Sie waren ein wenig angeberisch,
warfen aber mit Hits um sich wie andere mit Schweissperlen. Sauber!
Auch ohne Lynott.
Einige Leute nahmen sich während Lizzy allerdings eine Auszeit,
um sich für den finalen Act zu rüsten und weil die bestimmt
die softeste Band des Festivals waren.
Zu Twisted Sister standen dann alle wieder auf und strömten
heran. Da ich selbst noch nicht mehr als die Hits kannte, war ich
etwas überrascht, wie hart sie sind. Die meisten Leute wollten
wohl dennoch nur den Überhit "We're Not Gonna Take It"
hören, denn sie hörten einfach nicht auf, den Refrain
übers Gelände zu johlen, sodass die Band kurz gar nicht
mehr wusste, was sie sagen sollte. Snider kippte einfach hinten
über und meinte lachend, dass es schon unglaublich wäre,
dass sie heute, fast 20 Jahre später, noch besser ankommen
würden als damals. Am Ende lobte er das Bang Your Head als
das beste Festival überhaupt und dass man zuhause bestimmt
davon erzählen würde, wie die Leute in Deutschland auf
Heavy Metal abgehen. Das allerdings blieb mir dann doch im Halse
stecken. Soll das jetzt ein Lob sein, dass wir hier noch rumrennen
wie die letzten Hinterwäldler? Wieauchimmer: Für mich
Ungläubigen und für meine Gäste war das Bang Your
Head noch immer ein Riesenspass und ich denke, das wird es auch
in Zukunft bleiben.
(Ralf) |
Sa. 21.06.03 |
Southside-Festival - Neuhausen
o. Eck (36.000 Zuschauer, oh mein Gott)
"Hi,
we are Turbonegro from the Northside!" Mit diesem sprudelnd
originellen Spruch führte sich die einzige Band des ganzen
Tages ein, die wenigstens im Ansatz sowas wie Humor vermitteln konnte.
Meine Beziehung zu dem norwegischen Sturmtrupp durchwog ja Höhen
und Tiefen. Zuerst liebte ich sie, dann verachtete ich sie und nun
haben wir uns wieder versöhnt. Nicht im Entferntesten hatte
ich vor, dieser Bande auch nur ein halbes Ohr für ihren Auftritt
auf dem Southside zu leihen, doch komischerweise bekam ich genau
fünf Minuten vorher gute Laune (auch wenn dies ein Schlechtelauneartikel
sein soll), besorgte laufend Bier vom angrenzenden Stand mit dem
eifrigsten Zapfer des ganzen Festivals und lachte mir fast den Arsch
ab.
Die Art und Weise, wie Turbonegro sich über ihre treuesten
Fans, das ganze Musikbusiness, den Schönheitswahn in den Medien
und der immer noch anhaltenden Correctness seiernder Alternative-Bands
lustig machen, das hat schon eine eigene Klasse ... und am meisten
lachen sie über sich selbst und ihren Siegeszug. Wer sich denn
hier im Publikum überhaupt ihre neue Platten leisten könnte,
wurde gefragt, wo es doch das teuerste Undergroundalbum aller Zeiten
sei. Sie seien jetzt zurück um einfach noch mehr
Geld zu machen. Etwas trotzig gibt man den Nörglern einfach
Recht. Dennoch ist ja nicht unbedingt von der Hand zu weisen, mit
welchem Kalkül Turbonegro ihren eigenen Kult pflegen. Ich habe
lange schon gesagt, dass ich mich heute umbringen müsste, wenn
ich jemals einer Turbojugend aufgesessen wäre, mein Leben daran
verpfändet hätte und mich nun von meinen eigenen Helden
hochnehmen lassen müsste.
Was ist das überhaupt, Turbojugend? Seelenfischen im Tümpel
jugendlicher Identitätslosigkeit? Die Jesus Freaks und Zeugen
Jehovas am Fusse eines modernen Odins namens Henk van Helvete? Was
muss man tun, um Turbojünger zu werden? Nur etwas mehr bezahlen,
um ne Jeansjacke mit dem Namen der eigenen Stadt zu bekommen oder
was steckt nun wirklich dahinter? Ich weiss nicht, ob mich das allen
Ernstes interessiert.
Turbonegros Auftritt auf dem Southside war natürlich etwas
schlapp, durchgeplant, liess das Fehlen früherer Sauereien
als Gnade erscheinen und als etwas, das die alten Fans für
sich selbst behalten dürfen. So ergötzte die Band sich
besonders im Ausdenken und Aufsagen der Boshaftigkeiten zwischen
den Songs und wir uns an den vor Schrecken abgewendeten Gesichtern
der anwesenden Damen wenn Henk mit seinen triefenden Schwabbelhüften
wackelte. Mut zur Hässlichkeit? Nein, Turbonegro befinden sich
jenseits davon, denn Turbonegro sind schön und intelligent
und sie wissen das.
Right, was haben wir noch gesehen? Als wir ankamen hörten Danko
Jones gerade auf. Der Spruch "Are you ready?" war
das Erste, das ich beim Näherkommen hörte und trieb mir
eigentlich schon vor der Leibesvisite am Eingang die Kotze in den
Hals. Dann hörte ich irgendwas von einem weissen Cadillac singen
und dachte nur noch an Flucht.
Wie sehr kann sich ein Genre wiederholen, bis den Leuten endlich
selbst schlecht wird von ihren Plattitüden? Was folgte war
das fünfminutenlange Wiederholen eines Rockpalast-Musters,
das vorgibt, am Ende der Show etwas auf einem Riff hängenzubleiben,
leiser zu werden, ein paar Sprüche in den Äther zu senden
und mit dem anschliessenden Vorstellen der Band dann zum grossen
Abschlag auszuholen. Bravourös übernommen! Jede durchgeschlappte
Hard-Rock-Band mit unter 45jährigen Bandmitgliedern würde
heute dafür von ihrem Publikum an den eigenen Gitarrengurten
aufgehängt werden. Wenn jetzt noch jemand bestätigt, dass
diese Burschen aus Skandinavien sind, dann wundert mich gar nichts
mehr und ich werde mir die Rasierklingen bereit legen, allerdings
nicht für mich, sondern für den nächsten Danko Jones,
der mir näher als eine Armlänge kommt. Sogar von 100 Metern
Entfernung stank das nach der letzten Generation Genrefremdlingen,
die sich an skandinavischem Action-Rock'n'Roll vergreifen, obwohl
es schon seit 3 Jahren nicht mehr cool ist, auf diesen Zug aufzuspringen.
Schlagt mich, wenn ich daneben liege, aber Musik ist nicht nur Musik,
Freunde. Musik ist Haltung, Ehre, Leben und Tod!
Gut. Da nicht gerade viele interessante Acts auf dem Zettel
standen, begaben wir uns erstmal aufs Geratewohl zum Zelt und betrachteten
eine wogende Menge, die tödlich langweiligen Indie-Schnulzen
aus den Kehlen vermeintlicher Softies lauschten, die sich Nada
Surf nennen. Ich konnte glücklicherweise keinen Blick auf
die Bühne werfen und was ich da vermutete, war ein erbleichen
lassendes Schauspiel in meiner Phantasie.
Als die Kinder in die Sonne rausströmten, stellten wir uns
rein. International Pony aus Hamburg fingen an, ihren Elektronikkram
aufzubauen. Das dauerte länger als bei einer boxenschleppenden
Hardrockkommune und wurde anschliessend mit Nervosität und
einem "Wir-freuen-uns-hier-auf-dem-Southside-zu-sein"-Einstiegssong
entschuldigt, der mir aber deutlich zu schleimig war, um ernst gemeint
zu sein. Ich kann's aber nicht mit Bestimmtheit sagen, denn anschliessend
verfielen die drei DJ's in Disco-Musik, die mir zwar nach dem angestrengten
Gitarrengedudel von Nada Surf eher erleichternd frisch vorkam, letztlich
dann aber nach dem vierten Song doch zum Abschied einlud. Schlecht
einschätzbare Sache für mich.
Das
Experiment mit Starsailor auf der Hauptbühne musste
ich leider nach wenigen Minuten abbrechen. Langatmiger Alternative-Pop
mit hohem Bravheitsfaktor, Jeans, T-Shirts und Kurzhaarschnitten.
Einen guten Bandnamen leider für die gleiche Lauge wie Nada
Surf verbraten. Ausserdem briet hier auch die Sonne gerade am allergemeinsten
auf uns herunter.
Es folgte eine längere Phase des Umherirrens und Schattensuchens,
der Auftritt der Turbowikinger, etwas Millencollin auf der
Videoleinwand (Millencollin ist für mich kein Punk, das ist
California-Heavy Metal aus Schweden, Gotterbarmesichihrer!). Danach
verirrte ich mich kurz zu Goldfrapp, aber fragt mich bitte
nicht, was das war. Ich habe keine Ahnung, wie man solche Musik
nennt. Wie fast alles an diesem Festivalsamstag war es jedenfalls
eher fürs Sofa als für ein Konzert geeignet.
Dann etwas Live auf der Videowand, was mich dann allerdings
wieder RICHTIG mies drauf brachte. Diese Band ist eine Unverschämtheit
für die Geschmacksnerven eines Underground-Festivals, doch
das ist das Southside ja schon lange nicht mehr.
Daher möchte ich in der Mitte des Artikels auch gleich zum
Fazit kommen, denn was die Jugendlichen
heute an Orientierungslosigkeit im musikalischen Bereich aufweisen,
das ist schon armselig. Wenn ich meine Beckhamfrisur gerade noch
zum Punkrock-went-Stadiumrock der Turbonegro schüttelte, dann
hab ich kein Problem damit, eine Weile später tief im Techno-Rausch
von Röyskopp versunken zu sein. Hätte am anderen
Ende des Geländes noch ein Volksmusikzelt gestanden, wären
hier sicher genausoviele Kids am abhotten gewesen.
Ich spreche sicher nicht für alle und ich will mich auch nicht
besser stellen, aber Tatsache ist, dass Alternative Music heute
einfach keine Alternative mehr darstellt, sondern nur noch radiotauglicher
Massenbrei ist. Man identifiziert sich mit gar nichts mehr, die
Geschmäcker scheinen toleranter und breiter gefächert
zu sein denn je. Nachahmerei findet in nie dagewesenem Maß
statt, siehe Superstar Deutschland, eine neue Welle an Coverbands
und die offensichtliche marktstrategische Pflicht eines jeden neuen
Musikers, sich zunächst mal mit einer Coverversion das Vertrauen
eines überforderten und satten Publikums zu erschleichen, um
über den damit gewonnenen Personenkult soviel Offenheit und
Geduld zu bekommen, dass auch eigenem Material Gehör eingeräumt
wird. Welch fragwürdige Strukturen, doch offenbar gibt es derzeit
keine anderen Wege, Musik zu verkaufen.
Reizbarkeit findet nicht mehr statt. Nichts reisst einen vom Hocker.
Alles war schonmal da. Noch vor wenigen Jahren wäre es einfach
undenkbar gewesen, dass eine Band wie Turbonegro eine 30-Tausendschaft
zum "Fotze Fotze Fotze ... "-Brüllen animiert und
sich jeder einfach nur leicht gähnend amüsiert. Die Grenzen
sind ausgelotet, Überschreitungen nicht mehr möglich.
Wie traurig muss sich eine Jugend fühlen, die keinerlei Freiraum
mehr hat, um jemanden zu schockieren, da alle Provokationen schon
stattfanden. Die letzte musikalische Revolution ist anhand von Techno
auch schon vor über 10 Jahren in die Breite gegangen. Liebe
Leute, 10 Jahre Stagnation! Wir sind am Ende. Im Moment liegt die
populäre Musik in der Asche und wiederholt sich immer wieder.
Aber wie will man mit Traditionen brechen, wenn es nicht mal mehr
Traditionen gibt, die nicht schon gebrochen sind?
Auch Bands wie die Guano Apes, die seinerzeit für ihre
Ideenlosigkeit verachtet wurde, erfreut sich heute einer neuen Nachahmerschaft
und auch die Nachahmer der Guano Apes, allen voran Die Happy, werden
wieder kopiert und so weiter und so weiter. Hier werden schon die
Frühnachahmer in den Himmel gehoben und die Spätnachahmer
ausgelacht. Eigenständigkeit ist gar kein Thema mehr, denn
das interessiert niemanden, da man sich dabei ja mit etwas Neuem
auseinandersetzen muss, das man noch gar nicht kennt und das möglicherweise
nicht sofort zündet. Sofort! Denn länger als ganz
kurz ist zu lang für die Ungeduld der Jugend (manche sagen
auch "geringe Aufmerksamkeitsspanne", davor würde
ich aber warnen). Die zehn Minuten des Auftritts der Göttinger
Hüpfdohlen, die ich mitbekam, hätten mir sicher super
gefallen, doch leider hatte ich mein Snowboard nicht dabei.
Da
wirken Beth Gibbons & Rustin Man, die sich ja eher an
älteren musikalischen Strukturen feilhalten, wie Prometheus
und The Bride of Frankenstein (ohja, gewagter Vergleich, aber ich
finde er stimmt, haha) der Rockmusik. Hier wurde wenigstens, wie
auch schon bei Portishead, der eigentlichen Band der schüchternen
aber charismatischen Sängerin, bewusst darauf verzichtet, sich
am Nullgehalt aktueller Imitiererei zu beteiligen. Rustin Man heisst
eigentlich Paul Webb und spielte früher bei Talk Talk, eine
Band, die auch in den 80er Jahren schon emotionale Tiefe und verstörend
herbstliche Atmosphären zu erzeugen verstand. Beth und Paul
sind nun aber gewiss keine Neulinge mehr und stehen nicht in der
Verpflichtung, sich den wohlkalkulierten Modellen glatzköpfiger
Marktforscher unterwerfen zu müssen, was man doch auch mal
gesagt haben muss, um Bands wie die Guano Apes, trotz aller künstlerischen
Schwächen, wenigstens ein bisschen zu verteidigen. In einem
Rockhistory-Buch werden sie alle soundso niemals auftauchen, Paul
Webb und Portishead schon. Wir haben hier erwachsene Musiker, die
in der Lage sind, Musik zu kreieren, deren Qualität unbestreitbar
ist. Im Unterschied zu Portishead findet die Instrumentierung bei
Rustin Man allerdings nicht über einen Sampler sondern über
Handarbeit statt (nicht, dass ich dadurch die Arbeit der Portishead-Musiker
im Geringsten abtun möchte). Da stehen alte Vox- und Fenderverstärker
rum. Da gibts ein E-Piano, eine Orgel, eine Melodika, ein Akkordion,
eine Geige, eine Mandoline und ein Schlagzeug, das erst beim letzten
Song überhaupt mal in einen Beat verfällt. Die Musik ist
lyrisch, betend, zart, manchmal so hauchdünn und leise, dass
man das Gebollere von der Mainstage durchhört und schichtet
Harmonien über einem durchschaubaren Gerüst ineinander,
nimmt sich dabei aber trotz der aufwändigen Instrumentierung
(meist sind 7 Leute gleichzeitig auf der Bühne) so weit zurück,
dass mehr Raum für die Stimme bleibt als eigentlich notwendig
gewesen wäre. Schon erstaunlich wie leise soviele Leute spielen
können. Dabei fällt mir ein, wie mir ein Freund einst
die beiden ersten Portishead-Alben beschrieb: "Stell Dir vor,
bei der ersten Platte sind 200 kaputte Leute in einer abgefuckten
Halle und hören Portishead-Musik. Bei der zweiten Platte stehen
dieselben 200 Leute in derselben Halle und hören ... gar nichts."
Beths zitterig-gebrochene, fast kränkelnd intonierte Stimme
gibt der melancholischen Stimmung letztlich die menschliche Fühlbarkeit,
bringt uns die ausgetüftelte Abgehobenheit eigenwilliger Musiker
nahe ... und bricht damit vor unseren Füssen zusammen.
So erschöpfend lebt sie ihre Musik, dass sie nach der Zugabe
(ein Gänsehaut erzeugendes "Candy Says", das wir
der Band gerne als gemeiname Vorlieben anrechnen), als die Mikros
bereits abgestellt waren und sie sich nicht mehr bedanken konnte
(die Band war schon grusslos von dannen geschritten - wie auch sonst,
denn die machen nicht den Eindruck als würden sie an ein Publikum
glauben. Nein, die spielen für sich, sind völlig introvertierte
Niemande und stehen dennoch soweit über den Grundprinzipien
der Anbiederung, sodass ein Winkewinke am Ende geradezu lächerlich
erschienen wäre), plötzlich anfing, die Schultern noch
weiter hochzuziehen, dämlich zu grinsen, völlig spontan
von der Bühne zu klettern (die kräftigen Aufpasser müssen
ihr dabei helfen, denn die sportliche-guano-apesche Elastizität
geht ihr glücklicherweise völlig ab) und die erste Reihe
erstmal von links nach rechts zu umarmen. Dabei wirkte diese Freude
aber so echt, dass wir alle einen langen Hals machten, um vielleicht
auch einen Blick davon zu erheischen, wie nackt diese zierliche
Frau aus der Nähe aussieht, wenn sie kein Mikro mehr vor sich
hat, keine bombenfeste Band hinter sich, kein Stagelicht und nichts
mehr. Und so nackt, so völlig uncool, normal, schüchtern,
versuchte (!!) sie dann wieder auf die Bühne zurückzuklettern,
wollte nochmal was durchs abgestellte Mikro sagen, fing dann an,
richtig peinlich über sich selbst zu lachen, liesst jedenfalls
einfach alle Fassade fallen und dass ihr trotzdem alle zujubelten
und allen fast die Tränen in den Augen standen, das müsste
jedem Rockstartheoretiker und Karrierereissbrettentwerfer mal ein
Zeichen dafür sein, dass seine Versuche nur im Kleinen und
Kurzen fruchten werden. Wahre Grösse ist vorallem inhaltlich
und findet woanders statt. Nämlich hier. Ich winke nochmal
mit dem Rockgeschichtsbuch!!
Da die Bands im Zelt weit hinterm Zeitplan lagen und wir auf dem
Weg zur Mainstage noch die freundlichen Gesellen Jan und Zille trafen,
blieb es uns leider verwehrt, der letzten Band Coldplay ausreichend
Aufmerksamkeit zu widmen. Als wir in die Nähe kamen gab's jedenfalls
erstmal Lichtgewitter und Bombastsound. Wenig später kamen
die Engländer dann aber bereits zum Finale und daher zu den
Songs, die man auch als Nichteingeweihter kennt. Lichtgewitter und
Bombast stehen eigentlich im Gegensatz zu dem, was für mich
Coldplay ausmacht. Daher war's dann doch noch recht angenehm, wie
sie für ihre Hits zu der harmonischen Ruhe und Schönheit
zurückkehrten, die auch mich teilweise einzufangen vermag,
vorausgesetzt, dass keine Hippieteenies anfangen plötzlich
die Arme auszubreiten und im Kreis vor einem abzufliegen, wie mir
bei "In My Place" passiert.
Danach hechelte alles ans Zelt, da dort noch Sigor Ros
spielten, doch wir konnten (und wollten) uns durch diese Meute nicht
mehr nahe genug hindrängen, um etwas zu hören.
(Ralf) |
Do. 19.06.03 |
The
Hard Feelings, Spoiler - Stuttgart,
Universum (ca. 70 Zuschauer)
OK, er ist ein Poser, der Sänger von Spoiler, aber er übertreibt
nicht und ist daher noch absolut im grünen Bereich. Der Rest
der Band übt sich dafür im Understatement. Dennoch fand
ich den steifen Gitarristen irgendwann sogar richtig cool. Der Schlagzeuger
der Karlsruher (leider nicht im Bild) mit seinem weissen 80er-Jahre
Stirnband und seinen Pulswärmern trieb mir da eher ein merkwürdiges
Gruseln über den Rücken. Keine Ahnung, wo ich das hinstecken
soll. Der Basser fiel eigentlich gar nicht auf, nur über die
PA durch das Klacken seines Plektrums auf dem Korpus, da er ständig
seine Saiten halb verfehlte. Musikalisch lags zwischen Punk-Rock
und Underground-Blues, also durchaus in einer akzeptablen Nische.
Da Augenzeugenberichte der Band ohnehin ansteigende Qualität
bescheinigten, lässt das vielleicht sogar noch einiges von
Spoiler erwarten.
Die
Hard Feelings hatten wir ja früher schonmal auf dem Shakedown
beäugt. Ihr Trash-Blues ist nicht sehr spektakulär und
nichts von dem, was sie spielen, bleibt hängen, dennoch werden
sie von Mariconda produziert und haben einen Deal auf Sympathy und
wir alle sind gerannt, wie die Blöden, um sie anzukucken.
Wenig von dem, was man erwartet hatte, konnten sie erfüllen.
Das Zusammenspiel liess teilweise zu wünschen übrig (ich
hoffe, dass dies der Anfang der Tour war und sie nicht nach Wochen
immer noch so einen Scheiss zusammenstümpern), die Emotionen
kamen erst, als der Gitarrenguru seinen Bottleneck umschnallte und
von da an etwas ambitionierter zu Werke ging. Der Basser ist neu
und sieht genau wie die beiden anderen einfach zum Erblinden langweilig
aus.
Als die "Menge" ihnen dann auch nicht euphorisch genug
zujubelte, wurden sie fast etwas beleidigt und begannen vorsichtig
daran herumzunörgeln, dass es in den Pausen zwischen den Songs
so ruhig war. Mein Gott, wir waren halt andächtig, eingefangen,
lauschten mit offenen Mündern, waren einfach ganz und gar fix
und fertig von der Kunst der drei Texaner. Leider waren sie dann
aber auch nicht in der Lage, wirklich böse oder aggressiv rüberzukommen.
Lost!
(Ralf)
|
Sa. 31.05.03 |
Hicktown Heroes - Oberndorf,
OMI-Open Air
War leider verhindert und kann deswegen keinen Bericht abgeben. Ich
dachte aber, dass ich Euch die Fotos hier nicht vorenthalten sollte.
Besonders geil: Lothar an einem roten (!!) Tama-Set. Yeahyeahyeahyeah!
|
Sa. 31.05.03 |
Beatman
& Brother Janosh, Green
Hornet, Cha
Cha Guerillas, Johnny Trouble - Stuttgart,
Landespavillion (300 Zuschauer)
War leider nicht so schön voll wie letztes Jahr. Schon beim Hillbilly-BBQ
am Nachmittag war weniger los als letztes Jahr. Keine Ahnung. Ich
hab von einigen Grossveranstaltungen gehört, die an diesem Wochenende
floppten (das OMI-Open-Air bspw. muss ziemlich deserted gewesen sein).
Entweder waren ne Menge Leute im Urlaub oder in Superwettergrillengehlaune.
Schade. Dafür muss man sagen, war das Trash-a-Go-Go-Festival
als Indoorveranstaltung noch hervorragend besucht.
Johnny Trouble diesmal mit Begleitung an Kontrabass und Mundharmonika
spielte Countrysongs für Outsiders. Die Darbietung war ziemlich
cool und drunken, wie es sich für anständige Hillbillies
gehört. Dazu gabs eine Gratisvorstellung zweier Stuttgarter Redneck-Kasper,
deren Selbstdarstellungstrieb allenthalben für Lachsalven sorgte.
Danke, Jungs.
Abends begannen die Cha Cha Guerillas. Darüber dürft Ihr
in deren Road-Diary lesen.
Green Hornet aus Groningen (NL), die bereits zum drittenmal in Stuttgart
Halt machten, sind ihrem Sound treu geblieben. Wer sie vor anderthalb
Jahren schon gesehen hat, durfte sich auf ein gemischtes Set aus altbekannten
Songs und Neuem von der aktuellen LP "Soulscum" freuen.
Soul-Punk nennen sie ihre Musik selbst und wühlen sich dabei
durch rock'n'rollige 60s- und Bluesnummern. Durch das Fehlen des Basses
klingen sie sehr rootsbetont, der Gesang steht nicht im Vordergrund.
Eher das spannende Orgel-Gitarre-Zusammenspiel und der stetige Drive
vom Schlagzeug.
Der Beatman kam heuer mit reduzierter Kombo. Die Amis der Standard-Begleitband
sind sich im Moment nicht ganz grün und so pilgert man eben in
altbekannter Weise als Duo über die Lande. Der Meister tritt
nun neben der Basstrommel auch noch auf das Hi-Hat und erzeugt so
einen ganz eigenen Rhythmus. Die Gitarre muss er dadurch aufs Nötigste
reduzieren, was zwar nicht sehr abwechslungsreich dafür aber
äusserst interessant klingt, denn die meisten Songs kommen daher
in leicht abgewandelten Versionen. Der Entertainerfaktor war diesmal
sogar noch höher als mit der ganzen Gruppe. Vermutlich weil sich
alles aufs Wesentliche konzentriert und man weniger abgelenkt ist.
Am Ende zogen sie sogar noch ein Schmankerl aus dem Hut: Beatmans
Gattin Isabel sang uns ein paar Coverversionen aus alten Tagen. Da
sie das bislang nicht oft gemacht hat, ist sie noch ein klein wenig
unsicher, was aber sehr charmant rüberkommt. Ihre glänzende
Stimme und das bestechende Outfit sind dafür schlichtweg umwerfend.
Da haben sie mal wieder alle Register gezogen und uns ein weiteres
Mal überrascht, wie es dem Beatman dank seines Erfindungsreichtums
seit Jahren immer wieder gelingt. Ein schöner Abend. Eher bedächtig,
ruhig, keiner geriet ausser Rand und Band. Dennoch: schön.
(Ralf)
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Do. 29.05.03 |
Speed
Chicken, Cha
Cha Guerillas - Tübingen, Münzgasse
13 (100 Zuschauer)
Ein heisser Tag, eine heisse Nacht. Trotzdem zogen rund 100 Leute
einen schweisstriefenden Club der beginnenden Grillsaison vor und
sahen bestgelaunte Speed Chicken, die mit ihrer Mischung aus Surf,
Rockabilly und Coverversionen quer durch die Geschichte der unterschlagenen
Filmmusik nicht unbedingt zur Abnahme der Luftfeuchtigkeit im Saal
beitrugen. Das Tübinger Volk erwies sich durchaus als dankbar,
hatte einen riesen Spass dabei, und liess sich nicht abhalten, eine
Zugabe nach der anderen zu fordern. Über den Auftritt der
Cha Cha Guerillas gibt's etwas in deren Roaddiary
zu lesen. (Ralf)
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Mi. 28.05.03 |
The
Cool Jerks, King
Khan - Kassel, Haus (50
Zuschauer)
Memphis Coolest machten zunächst nicht den Eindruck als hätten
sie grossen Bock hier aufzutreten. Zu finster waren die Mienen (bis
auf die Schlagzeugerin, die den ganzen Abend lachte), möglicherweise
angesichts der doch etwas dürftigen Ausstattung von Saal und
Bühne.
Das Haus ist halt ... so wie es heisst ... ein Haus. Mehr nicht.
In einen der leeren Räume stellte man einen Kühlschrank,
eine Gesanganlage, ein paar wackelige Mikroständer und los
gings. Mit den 50 Leuten war dann fast voll und einige aus der ersten
Reihe taten sich gleichmal mit massenhaften "JACK OBLIVIAAAAAN"-Rufen
bis zu Anbetungen auf den Knien hervor. Das hinterliess für
mich ein recht unangenehmes Gefühl, denn der Rest von Jacks
Mitstreitern wird sich da wohl eher ziemlich schäbig vorkommen.
Ich meine, die Cool Jerks sind eine hervorragende Band, ungeachtet
der Vergangenheit eines ihrer Gitarristen.
Die Leute fielen dann auch immer wieder in die Mikros, folgten dem
allgegenwärtigen King Khan im Bierspritzen, nicht allerdings
in dessen Zwang, sich dann nackend hinter die Band zu stellen und
die Wanddekoration im Raum zu verteilen.
Die Mienen der Jerks hellten sich nur selten etwas auf, doch am
Wochenende vernahm ich, dass sie andernorts vom Auftritt in Kassel
geschwärmt hatten. Nungut, vielleicht sind sie einfach nur
... cool.
Gespielt war's jedenfalls ok, der Sound verhältnismässig
in Ordnung und nur die Smoky Robinson-Nummer von der LP ging in
den Sand, da Khan das Mikro ergriff und den Ablauf des Songs vernichtete,
was die Band zu einem Nothalt zwang, den sie aber routiniert durchführten
und den Maharadscha dann galant aus dem Bühnenbereich schulterklopften.
Khan durfte auch schon als Support-Act ran und zwar als Soloartist,
wie von uns schon zu Jahresanfang im Stuttgarter Hi als gut befunden.
Das aber ist in Kassel, wo der junge Mann wohnt, nichts allzu Besonderes
mehr. Leider tat er sich vorallem mit Sprüchen Richtung der
Oblivians-Legende hervor, die klingen sollten, als kenne er den
Mann schon ewig.
Fazit: Wir mussten uns 5 Stunden in sengender Hitze durch die Himmelfahrtstaus
quälen, immer mit der Angst im Nacken zu spät zu kommen.
Das nahm leider ne Menge gute Laune weg und so ging uns das Kassler
Partyvolk samt King Khan eher etwas auf die Nerven. Da fragt man
sich dann schon, ob sich's gelohnt hat, doch ich denke die Jerks
waren es wert. Wäre ich nicht gefahren, hätte es mich
die nächsten Monate gereut, also: War schon alles recht so.
(Ralf)
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Fr. 16.05.03 |
Placebo,
Operator - Stuttgart, Congresszentrum B
(3000 Zuschauer)
Operator waren ne Zweimannband mit cool aussehendem Sonnenbrillensänger,
der auch ebenso klang. Leider spielte er eine Akkustikgitarre und
dagegen hab ich meistens was. Der zweite Mann hatte ein Case vor sich
wo Plattenspieler, Sampler und so'n Technikscheiss drin waren. Gute
Stimme, der Rest für mich zu technisch, zu ruhig. Nach dem ersten
Song musste ich uuuunbedingt an die Bar.
Placebo brachten die 3000 Leutchens, die keineswegs alles Teenies
waren dann sofort zum Kreischen und Armehochreissen, wodurch man gleichmal
den Blick auf die Bühne verlor. Die Soundleute waren ausserdem
extrem von Bassfeedbacks angetan, die sogar von Molkos nasal-heller
Stimme abdröhnten und erst ganz hinten am Eingang der Halle besser
wurden. Ich hab keine Ahnung, ob die taub waren oder was die sich
dabei dachten.
Die Lightshow vermittelte in erster Linie Kälte. Viel weisses,
grünes und violettes Licht und ein eher beklemmendes Bühnenbild.
Placebo sind wohl schon grade dabei, ein eher kälteres Image
anzustreben, allerdings verstehe ich den Sinn dahinter nicht, versuchen
Musik und Texte doch in erster Linie Gefühl zu vermitteln.
Was ich zudem nicht verstand, waren die stetigen Einspielungen vom
Band. Das klingt zwar alles sehr aufgedonnert und voll, wenn aber
drei Leutchen auf der Bühne stehen, zwei haben eine Gitarre vor
dem Bauch und nur einer davon spielt überhaupt, während
der andere seine Hände ums Mikro geklammert hat, Du aber eine
Symphonie aus Keyboards, Bass, mehrstimmigen Gesang und Schichten
von Gitarren hörst, dann frage ich mich zumindest nach der Echtheit,
die diese Band normalerweise (sagt, wer sie schon früher des
öfteren gesehen hat) verkörpert. Erst ganz gegen Ende spürte
ich einen Hauch von der Zerbrechlichkeit, die die zugegebenermassen
wenigen Songs dieser Band, die ich kenne, mir bislang immer vermittelten,
als sie tatsächlich mal einen Song spielen, der keinerlei Musik
vom Band mitbringt.
Bei einem Livekonzert im Fernsehen letztens standen hinten noch zwei
Keyboarder. Irgendwo muss der Sound ja herkommen. Die habe ich allerdings
nirgends gesehen. Auch nicht den dritten Gitarristen oder Bassisten,
je nachdem, denn auch Molko und sein Mitstreiter an der Bühnenfront
wechseln ständig die Instrumente.
Hm. Ich fands enttäuschend und höre schon die Stimmen, die
sagen, dass das sie das von mir auch nicht anders erwartet hätten.
Dazu darf ich aber sagen, dass wohl wenige in der Halle waren, die
Placebo schon so oft sahen, wie meine Perle Nathalie und sogar sie
war enttäuscht und hat die Band schon viiiiiiel besser gesehen.
Vielleicht lag's auch nur an dieser beknackten Halle mit dem, bis
auf ganz wenige Ausnahmen, schlecht übertreffbar unfreundlichen
Personal, was allerdings auf einem anderen Papier steht und alle Leute,
die mit mir dabei waren zu der Äusserung veranlassten, hier keinen
Fuss mehr reinzusetzen. Die Verbitterung des Personals muss ja irgendwoher
kommen, da sehe ich leider nicht ran. Aber als Kunde bin ich normalerweise
gewöhnt, mindestens anständig behandelt zu werden. Die hier
wollen mein Geld nicht. Alles in allem kein schöner Konzertabend.
(Ralf)
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Di. 13.05.03 |
Lords Of The New Church,
Sonny Vincent - Tübingen, Epplehaus
(ca. 200 Zuschauer)
Das Epplehaus war recht schnell gefüllt. Bereits als der NYC-Punkrock-Veteran
(man muss es einfach so sagen, denn schon 1976 brachte er die ersten
Platten mit den Testors heraus und gehört auch zur Führungsriege
der damaligen CBGB's-Szene), der unseren Mädchen erzählte,
er wäre 33 Jahre alt, die Bühne betrat, gabs nur noch
direkt in der ersten Reihe Platz, denn das Epplehaus leidet nachwievor
unter dem Hinten-Gedränge-vorne-Platz-Syndrom, wie viele andere
Clubs in Deutschland auch.
Dort aber gefiel's uns eh am Besten, denn Sonny zeigte sich wieder
von seiner bestgelaunten Seite, auch wenn die Band etwas wüster
im Off abschrabbelte, als bei der letzten Tour. So fragte Sonny
auch augenzwinkernd nach, ob irgendwelche Gitarristen im Publikum
wären und fand das ganz gut, als niemand streckte, denn das
bedeute ja, dass niemand ihre Fehler hören würde. Die
Fehler hörten aber auch wir Nichtgitarristen, doch es machte
uns nichts aus, zu sehen, wie neben Sonny auch seine beiden Zukaufgitarreros
nach 30 Jahren immer noch Probleme haben, ihre drei Akkorde zu treffen.
Die beiden zusätzlichen Gitarristen waren auch das Highlight
Sonnys diesjähriger Begleitband. Einmal Bobby Steele, am bekanntesten
von seinem kurzen Gastspiel bei den Misfits, dessen Outfit einem
übrigens schlichtweg die Sprache verschlagen musste. Schwarz
geschminkte Augen, schwarz gefärbte Haare, nackter Oberkörper,
schwarze hautenge, bis zum Nabel hochgezogene, nietenbegürtelte
Stretch-Strumpfhose über knochendürren Beinen und schwarze
Schnallenstiefel, in denen er sich, aufgrund seiner Gehbehinderung
auch zudem nicht sehr elegant bewegte. Allerdings machte er einen
sehr sympathischen, fast schon unsicheren Eindruck. Ausserdem dabei:
Ivan Julian, der bei Richard Hells Begleitband The Voidoids schon
Mitte der 70er mit dem Hit "Blank Generation" für
die Punk-Hymne schlechthin sorgte und sie an diesem Abend auch singen
durfte.
Sonny ist seiner Sache treu geblieben, auch wenn andere Leute das
als Stehengeblieben ansehen. Er reiht immer wieder alte Punk-Rock-Freunde
um sich und powert, als hätte er grade den Schulranzen in die
Ecke gefeuert. Sonny go on.
Die Lords dagegen waren kamen mit ihren Songs einfach nicht aus
den Puschen heraus. Das hatte keinen Drive, keine griffigen Melodien
oder Refrains und ausserdem waren die offensichtlich ganz schön
bedröhnt, zumindest Ur-Gitarrist Brian James, dessen Augen
solche kleinen Schlitze waren, dass man keine Messerschneide dazwischen
bekommen hätte. Der neue Gitarrist sah als einziger anbietbar
aus, sang auch ganz ordentlich, versuchte allerdings zu bemüht
in Stiv Bators Fussstapfen zu treten.
Der erste Vokalist unterlief allerdings mit seinem fatalen Geschrei
dessen gute Stimme und man fragte sich, welchen Sinn seine Besetzung
machte. Und der Rest der Band sah so beschissen aus, dass sie selbst
in der verlumptesten und uneitelsten Provinz-Hinterhofkapelle keinen
Job als Boxenschlepper bekommen würden. Pfui. Schämt Euch.
Sowas lassen wir uns nicht anbieten. Wenn er's nicht schon wäre,
würde Stiv sich totlachen, wenn er diese Banditen sehen würde.
Leider hatte ich wiedermal meinen Fotoapparat vergessen (Gott was
bin ich für ein verantwortungsbewusster Papparrazzi). Zum Ankucken
war das natürlich wunderschön. Die beiden sonnenbebrillten
Affen bei den Lords waren wirklich ein negativer Augenschmaus, der
einen auf die wahnsinnige Nervenzerreissprobe zwischen Ich-lach-mich-tot
und Ich-muss-mir-die-Augen-auskratzen stellte. Schöner Abend.
(Ralf) |
Sa. 10.05.03 |
Kickin' Ass on Tour - Donaueschingen,
Animal House - Fotos von Pidi und Mischu
Wolf (Hellmute)
Woah! Das war wirklich Kickin' Ass! Jesusfuckingchrist! Es war nicht
unbedingt voll (ich schätze etwa 100 Leute), aber da der Innenraum
im Animal House doch kleiner war, als ich es in Erinnerung hatte,
reichten die paar Leute absolut aus, um Stimmung aufkommen zu lassen.
Und die Stimmung liessen sich die hundert Freunde musikalischen
Arschtretens von den angereisten Bands nur allzugerne auf 1000+
Hellcerell (hiermit erfundener Stimmungsmesser mit nach oben bei
1000 geschlossener Skala) anheizen und hatten und hatten und hatten
einfach keinen Bock auf ein Ende der Veranstaltung.
Showtime
war kurz vor zehn mit den Cha
Cha Guerillas. Da der Autor dieser Zeilen aber selbst in
dieser Band mitspielt und es ja wohl schlecht möglich ist,
eine Besprechung über sich selbst zu schreiben, fällt
das hiermit mal wieder aus. Aber siehe da, nur wenige Tage vergingen,
da erreichte mich folgende Botschaft, die ich an Euch weiterleiten
soll. Sie stammt aus dem Aargauer Zofingen und wurde von Mischu,
dem Teilzeitbassisten und Tourbegleiter Hellmutes verfasst. Der
Originaltext lautet:
"Hel-low kickin'ass suckers!!!!
Hier noch das fehlende konzertreview der cha cha guerillas vom kickin
ass gig in donaueschingen. Vornweg ist zu sagen, dass die cha cha
krieger unerwartet diesen four-pound-hammer-gig er�ffnen mussten......
was mir pers�nlich nicht ganz schmeckte, aber egal. Der lo-fi
pop der cha chas war von beginn an sehr druckvoll und differenziert,
die orgel von marty bacchart (oder so �hnlich) hatte derart satte
b�sse gest�rkt vom leslie crunch surround, herrlich groovy,
meine magenw�nde zuckten. Gebeated wurde vom "man" des abends,
bloody (fu*****g) chris in alter sixties-manier, wild trommelnd
liess er sein "animal" raus!!!????!!! (ps: chris wir lieben dich!)
das feuer des pop stomp's, die messerschafe ratten stimme, gepaart
mit einem schuss cash und viel punk routine, und der glasklare gitarren
sound von denim demon ralf on fyre, verleihte dem opener das attribut,
this is the rock- revolution und setzte den grundstein f�r eine
h�llische nacht......nur, zu gut um anzufangen!
The j�pser"
Very mucho grazias Mr. Wolf. Man wird voneinander hören.
Anschliessend
gings weiter mit ROCK, mit dem was Kickin' Ass aussagt und wofür
es steht. Die Band: Hicktown
Heroes. Sauber auf den Punkt gespielter Sleaze-Rock mit
undergroundiger Attitude. Den Dreck haben die Hicktowns eigentlich
längst vor die Tür gekehrt, simmermalehrlich (danke Tina)!
Man rockt zwar immer noch mit dem Stiefel gegen die Tür aber
ganz gewiss nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand. Da is schon
ne Entwicklung zu sehen. Die Hicktowns üben öfter und
treten öfter auf und sie feilen ihre Songs glatt während
sie sie früher mit rostigen Nägeln zusammenhauten und
dann nur mal kurz mit dem Hobel drüberfuhren, um die gröbsten
Späne auszumerzen. Das ist schön so, andererseits kann
man sich auch nicht mehr dran wehtun. Man fragt sich eigentlich
immer, was einem dabei lieber ist oder ob es wirklich keinen Mittelweg
gibt. Tatsache ist aber, dass die Hicktowns machen was sie wollen
und das ist gut so. Mir persönlich ist ihre Entwicklung lieb
und diesen Samstag fanden sie das Publikum in allerbester Empfangsbereitschaft.
Die Position 2 beim Start erwies sich als ideal, weil die Leute
sich langsam an die Umgebung gewöhnt, ein paar Drinks intus
hatten und noch voller Energie waren um den kraftvollen Auftritt
der selbsternannten Hinterwäldler zu 100% auf sich wirken zu
lassen. Ich würde sagen:
OK.
Bühne frei für die diesjährigen special guests: The
Fyredogs aus Köln, die es geschafft haben, zwar wie
viele zu sein, dennoch in einem ausgetretenen und sich immer wieder
kopierenden Genre, eine Lücke zu finden und Eigenständigkeit
aufbauen.
Punkrock mit Hardrock-Roots, hohem Schwanzfaktor, rausgestreckten
Zungen, zurückgeschmalzten Matten, Geldbeutelketten und Hotrodflammen-Tattoos.
Also irgendwo zwischen einem Mike Ness-Amerikanismus und Skandinavien,
dennoch mit viel feineren Zwischentönen, schönen Hardrockballaden
und einem immer grinsenden Schlagzeuger. Wichtig für mich war,
dass alles so übertrieben dargeboten ist, dass jedem klar wird,
wie wenig ernst sich die Fyredogs selbst nehmen, eine Eigenschaft,
die mir an Bands immer am meisten gefällt. Das macht Spass,
das haut rein und das gefiel auch den angereisten Balingern. Sehr
sogar, denn kurz später war zu vernehmen, dass die Filmzitateraten-Crew,
angespornt durch ihren Ausverkaufserfolg beim Springcore-Festival
in Isingen, demnächst ein weiteres Event plant und dabei sollen
eben jene Fyredogs wieder zu hören sein.
Und dann war es Zeit, die Bühne
für ein Trio zu bereiten, das hierzulande mit seinen hohen
Entertainerqualitäten und knallhartem Killdozer-Heavy-Rock
täglich neue Freunde findet und auch das langsam erschöpfte
Publikum im Animal House nochmal zu absoluten Begeisterungseuphorien
anstachelte: Hellmute!
Die
netten Jungs aus Aarau und Zofingen leben den Rock'n'Roll auf der
Bühne aus, wie man das nicht alle Tage zu sehen bekommt. OK,
es war spät und sie waren schon etwas zu angetrunken um noch
jeden Ton zu treffen, doch das wurde alles dreifach wettgemacht
von der Energie und der Durchgeknalltheit mit der sie sich hier
präsentierten.
Auch Bloody Chris von den Cha Cha Guerillas leistete sich noch einige
Comebacks an diesem Abend, indem er, obwohl er sich selbst kaum
noch auf den Beinen halten konnte, insbesondere dem Kudi (holländischer
Basser und Sänger der Schweizer, if you know what I mean, haha)
reichte was jener brauchte, nämlich deutsches Bier (in Wirklichkeit
lauwarmes Fürstenberg aus ner durchsichtigen Flasche, also
nicht unbedingt das, was man von einem guten deutschen Bier erwartet)
direkt in den Hals, aber gerne auch über den Kopf und die Klamotten
und sowieso wird hier kaum einer ohne versaute Klamotten rausgekommen
sein. Die ungekrönten Herren des Abends waren eindeutig Kudi
und Chris, der eine absichtlich und der andere ... na auf alle Fälle
war's lustig und einfach totaler Wahnsinn. Diese Leistung kann mit
nicht weniger als diesem hier bewertet werden:
(Ralf)
|
Mo. 14.04.03 |
Smokeblow,
Steakknife
- Stuttgart, Röhre (ca. 250
Zuschauer) Fotos von Michi Sulz (Monokultur)
Die
Erwartungen an diesem Abend waren bei mir doch recht hoch. Denn
das was ich vor zwei Jahren im Limelight erlebte, war wohl eine
der gefährlichsten, süchtigmachendsten, dreckigsten Kick-Ass-Rotz-Darbietungen
seit Adam und Eva, die wegen exzessiven Analverkehrs aus dem Paradies
flogen.
Doch erst mal ein Bier und die wirklich tollen Steakknife. Leider
war die Stimme des Micropeinigers etwas angeschlagen, aber das hatte
keine Auswirkungen auf die Riffattacken, die ohne Pausen auf mich
einschlugen. Besonders dieser eine Song, so auf Halbzeitebene, brachte
meine Nackenhaare zum stehen - langsam, dynamisch und mit viel Emotion
geladen wie eine Lawine die alles und jeden ohne Gnade mitreißt.
So war ich dann voll in den Klauen der Steakkis, bis zum Ende, das
zu früh kam (auf welcher Platte ist dieser Mördersong?).
Zum Erholen blieb nicht viel Zeit denn alle eingefundenen Liebhaber
des Assi-Rocks blickten nun Richtung Bühne und waren bereit
für Jack Letten und seinen Dampfhammer Smoke Blow.
Doch dann die erste Überraschung (für mich): Da war ein
zweiter Schreihals neben Mr. Letten, aber nicht minder gefährlicher
als die bisher bekannten Gesellen. Hätte ich doch bloß
das Booklet der neuen Scheibe besser angekuckt, dann wäre mir
DJ Straßenköter aufgefallen. So wurde erstmal mit dem
aktuellen Material von "German Angst" klargemacht, wer
derzeit die dicksten Eier hat. Die neuen Songs sind ausnahmslos
ohne Nullnummern und fegten in die Zuhörerschaft wie einst
Sturm Lothar in die Botanik. Die zweite Überraschung schlich
sich erst nach und nach ein und zwar die Perfektion was Spiel, Gesang
und Sound betraf.
Da hat wirklich jemand hart an sich gearbeitet und geniesst zurecht
den Ruf einer der geilsten Underdogs zu sein, die die Welt ausgekotzt
hat.
Nach
zwei Zugabeblöcken, mit einigen "777 Bloodrock"-
Brocken war dann auch Schluss und große Zufriedenheit machte
sich in den Gesichtern um mich herum breit.
Unterm Strich ein Abend der einfach gut tat. Danke Steakknife,
danke Smoke Blow!
Eins noch an die Muschelschupser: Das Limelight-Konzert konntet
Ihr nicht toppen, Ihr Pfeifen, denn die Messlatte habt Ihr selber
verdammt hoch gepflanzt!
(Matthias Sauter) |
Mo. 14.04.03 |
Craving
- Stuttgart, Club Hi
Noise Rock aus Köln/Reutlingen. Nicht unähnlich alter
AmRep bzw. Touch & Go-Epigonen. Erinnert am Ehesten an Shellac
oder frühere Albini-Projekte. Alles sehr direkt und roh, garantiert
keine Solos, derbe, teilweise vertrackte Rhythmen, die dennoch den
Fluss nicht stören und dazu der durchweg aggressive, nörgelnd-verzerrte
Gesang von Gaston Gilbert (GG), ein Frontmann, der Weirdness, Intensität
und Unberechenbarkeit gleichermassen versprüht. Lecker also.
Craving werden demnächst eine neue Scheibe auf Scene
Police veröffentlichen. Das Cover war sogar schon da, die
Platten aber noch irgendwo in Frankreich. Behaltet Craving im Auge,
Leute.
(Ralf)
|
Sa. 12.04.03 |
The
Renderings, Rockstar
Pussy, ? - Balingen, Sonnekeller
Die erste Band war mir unbekannt. Ich konnte nicht mehr in Erfahrung
bringen, als dass sie aus Mössingen sind und nur spielen durften,
weil sie ne Anlage haben. Toll, danke. Sie wirkten aber auch noch
recht unsicher und verhaspelten sich manchmal. Musikalisch wars Punk,
mal deutsch mal englisch. Wird noch etwas Zeit zum Reifen brauchen.
Rockstar Pussy waren soundmässig leider etwas schwach auf der
Brust. Ausser dem Schlagzeug war nur ein recht undefinierbarer Brei
vernehmbar, der insofern auch nicht besonders drückte. Schade,
denn das nahm dem Auftritt der Pussies natürlich einiges an Energie.
Ansonsten waren sie wie gewohnt: Rotzig, fast and furious.
Bei den Renderings stimmte der Sound vorzüglich. Das machte irgendwie
den Eindruck, als hätten sie als einzige einen Soundcheck gemacht.
Zur Überraschung aller Anwesenden spielten sie zunächst
mal nur eigene Songs. Nach dem Auftritt zuletzt in Mössingen
war ich nämlich überzeugt, das könnten sie gar nicht.
Da ich sie dort, eben aufgrund dieses blöden Gecoveres, gar nicht
länger als einen Song anschaute, war mir gar nicht aufgefallen,
wie gut, wie RICHTIG GUT diese Jungs sind. Das sind ganz feine Musiker,
die Songs powern, sie wissen, wie sie ihre Instrumente zum Klingen
bringen und auch der Sänger hat an Können und Profil einiges
aufzuweisen.
Die eigenen Songs gehen Richtung frühachtziger Cali-Punk und
zwar absolut vorzeigbar. Irgendwann schlichen sich dann doch wieder
die Coverversionen ein, aufgrund der Anfangsoffensive war ich aber
in Verzeihlaune. Die Leute schrieen auch danach. Also was solls?
(Ralf)
|
Sa. 29.03.03 |
Mom's Day/Doap Soap/Hicktown Heroes
- Bitz, Hasenheim
Yeah! Was für ein abgefahrener Abend. Die anwesende Dorfjugend
erschütterte mich zwar zunächst schwerstens und erhärtete
alle Vorurteile, die man da immer so hat. Ausserdem lieferte das
Turnhallenambiente nicht grade eine verwöhnende Atmosphäre,
doch allerlei Beiwerk machten durchaus Spass:
- Die kräftigen Burschen mit den Security-T-Shirts am Eingang
und überall im Saal, die eindringlichst dafür sorgten,
dass die Teens bestimmt nicht in Stimmung kamen.
- Das abgefahrene Bonsystem. Man musste sich zunächst Bons
kaufen und dann das Getränk dafür holen. Kennt man ja
leider schon von anderen hochgradig bescheuerten Veranstaltungen.
Doch die hier setzten der Sache noch eins drauf, indem man nur
bestimmte Beträge einlösen konnte und sich den Rest
hinterher wieder auslösen musste. Was für eine Frechheit!
Das könnten die sich sonst nirgends erlauben, soviel steht
fest.
- Die Party der Hicktowns Heroes im Backstage. Mehrere Flaschen
Wodka auf Brause verbunden mit anschliessenden Massenkotzanfällen.
Zum erstenmal in meinem Leben war ich froh, dass ich selbst fahren
musste.
Achja, es spielten auch noch drei Bands. Ich hab sie alle schon
besprochen, teilweise schon zigfach und es passierte nicht wirklich
bahnbrechend Neues. Daher möge man mir verzeihen, wenn ich
heute mal auf Einzelheiten verzichte. Wer noch nie darüber
gelesen hat, der suche im Archiv.
Mir hätte es hier überhaupt nicht gefallen, wenn die Hicktowns
nicht da gewesen wären und uns unterhalten hätten.
(Ralf) |
Fr. 28.03.03 |
Big John Bates & The Voodoo Dollz/Marvin Firewall & Buddy
Breslauer - Stuttgart, Schlesinger International
Die Schwarzwälder Firewall und Breslauer gefielen uns mit Standschlagzeug
und Gitarre genauso gut wie dem Rest des Publikums im nahezu ausverkauften
Schlesinger. Amerikanischer Trash-Blues mit starkem Rockabilly-Beigeschmack.
Allerdings wurde es uns nach etwa einer halben Stunde ein wenig langweilig,
das einfache Riffing und der knurrende Gesang brachten wenig Variation.
Trotzdem: Gute Idee, gute Umsetzung.
Die kanadischen Big John Bates liessen sich dann verhältnismässig
lange Zeit. Woran's lag war nicht wirklich klar. Die drei Musiker
standen sich erstmal ewig auf der Bühne die Latschen breit bis
sie loslegten. Was folgte war ebenfalls rockabilly-lastiger Rock'n'Roll,
sehr locker und cool gespielt, allerdings mit magerem Sound (der Standbass
war kaum zu hören und das Drum punchte nicht wirklich) und wenig
Wiedererkennungsfaktor. Das dröselte so'n bisschen vor sich hin,
war einfach nicht cathy genug, um zu begeistern.
Die Dollz paltzierten sie unterhalb der Bühne, links und rechts
der PA-Boxen auf niedrigen Podesten, so dass man selbst aus der zweiten
Reihe kaum mehr als die Köpfe sah. Gut machten sie das schon
und führten im Laufe des Konzerts auch stimmige und tolle Klamotten
vor, aber auch das riss uns wenig vom Hocker. Wir zogen es vor, das
Ende nicht mehr abzuwarten, damit wirs noch auf die letzte Runde in
der "Kneipe um die Ecke" schaffen konnten. (Ralf)
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Fr. 21.03.03 |
Silver
Surfer - VS-Schwenningen, Planet Sports
Die Kassel/Göttinger-Tex-Mex-Almost-Coverband mit dem Irrwisch
Tom Spötter am Bass. Die Kickin Ass-Fraktion begutachtete diese
Unterhaltungskünstler nun schon zum drittenmal, besser geworden
sind sie deswegen zwar nicht, aber man kennt und achtet sich und
freut sich, einander mal wieder zu sehen.
Das Planet Sports is ne Kneipe im Ami/Aussie-Style. Zur Abwechslung
mal nicht unangenehm, wenn mans mit typischen Deutschlokalitäten
vergleicht. Das Publikum in diesem Laden zeigt sich allerdings eher
gesetzt. Die kriegen's doch auch schon mal fertig, nen Ringelreihen
zu tanzen, der nicht weit von Fasching entfernt scheint.
Sowas hervorzubringen ist aber durchaus das Ziel der niedersächsisch/hessischen
Musikallianz, die mit Animationsprogrammen der Kaliber Mitsingen
und Armehoch beileibe nicht sparen. Die Ansagen sind lustig und
die gefakten Mexikaner auf der Bühne immer bester Stimmung,
woran auch die ungezählten Tequila-Runden ihren Anteil haben
mögen.
Unsereins muss angesichts der platteren Gassenhauer allerdings hinundwieder
etwas mit den Zähnen malmen oder ein Gähnen unterdrücken.
Dass die Band aber einen coolen Background hat (haben alle mal in
diversen Punk-Bands gespielt), merkt man nicht nur an der gewagten
Mischung aus From Dusk Till Dawn, amerikanischen Traditionals und
Disconummern, die sie alle in klassisches Surfgewand kleiden, sondern
auch daran, dass sie mit Einspielungen aus diversen B-Movies und
japanischen Filmmonstern gewidmeten Eigenkompositionen nicht sparen
und die Auswahl des Liedguts einen, nach einigen Langweilern, immer
wieder aus der Lethargie zu reissen versteht. Beach Boys, Ventures,
Mission Impossible, sogar Frank Sinatra fliessen mit ein und das
ist nun wieder durchaus nicht unbedingt dem Ballermann-Publikum
genehm und bringt uns wieder näher, warum wir überhaupt
immer wieder nach Schwenningen fahren, wenn diese Gesellen ihre
Ponchos im Planet Sports ausstauben.
Sorry wegen des elitären Satzbaus.
(Ralf)
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Mi. 19.03.03 |
Trashmonkeys/Motra
- Stuttgart, Universum
Knapp 50 Leute sind auch im "kleinen" Uni nicht viel.
Da half es den Trashmonkeys auch nicht, dass sie bereits ein Video
auf MTV haben. Wer sagt denn, dass einem das nicht auch mal schaden
kann?
Motra aus Chemnitz waren jedenfalls erstmal lupenreiner 77er-Punk
mit Plastikpunkbrille, sägender Gitarre und nöhlendem
Gesang. Hat mich am ehesten an die Stitches erinnert. Ein paar Songs
waren sogar ganz catchy, dem sehr reservierten Publikum konnten
sie allerdings nicht mehr als ein wohlwollendes Fusswippen herauskitzeln.
Das wurde dann aber, gemeinsam mit dem Beat des Drummers, im Verlaufe
jedes Songs immer langsamer und langsamer ... und ... langsamer...
Dann doch noch ein Highlight: "Ein Song für Leute mit
Bausparverträgen". Ich wollte schon strecken, fühlte
mich angesprochen, bis ich erkannte, dass die das gar nicht ernst
meinten und ich mich selbst nun gar nicht mehr toll fand. So bleibt
die Frage: Machen Bausparverträge glücklich? Machen Motra
glücklich? Na jedenfalls waren sie mir trotz allem keineswegs
unsympathisch. Die sympathischen Dilettanten, oweh, was für
ein Urteil ...
Als die Trashmonkeys loslegten, war dann endlich auch der gewisse
Kick in der Magengrube vernehmbar, der einen stimmigen Sound ausmacht.
Die vier Bremer enttäuschten meine hohen Erwartungen keineswegs,
sondern spielten sich mit poppigem 60s-Garage-R'n'R, der recht flott
war, aber noch groovy genug, um die Hüften kreisen zu lassen,
mitten in mein Herz. Dazu trugen Sympathie, optische Reize durch
schöne Klamotten an schönen Jungs, ne astreine Orgel (nebenbei
aktiv bei den Cheeks) und die gekrümmte Körperhaltung
des Schlagzeugers massgeblich bei. Ich hab mir hinterher sogar die
Platte gekauft und werde sie demnächst besprechen. Dort ist
nämlich, das einzige Manko, das ich auszumachen dachte, nämlich
der Gesang, der zwar gut aber irgendwie nicht einprägsam genug
war, auch auf Top-Level. Merkt Euch diesen Namen.
(Ralf)
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Sa. 15.03.03 |
Punk-Rock-Party
mit Dumbell, den
High Heel Horn Dogs und Renamed
- M�ssingen, Jugendhaus
Nur noch halb so viele Leute wie am Vortag. Klar, keine
Lokalmatadoren und keine M�dchenbands. Das hier war der Tag des
Schwanzrocks, wie es mein Mitstreiter Marty zu sp�tteln verstand.
Renamed klangen wie die definitive Kreuzung aus Misfits und Danzig
und sahen aus wie 5 bullige Oi-Skins vom Lande. Leider traf das
weder meinen Geschmack noch den des restlichen Publikums. Zwei Metalgitarren
versuchten sich vergeblich zu synchronisieren und dem Drummer fehlte
die richtige Schlagtechnik um der Sache den n�tigen Drive zu geben.
Das nimmt Renamed allerdings keineswegs die Berechtigung. Ich schätze,
dass die Bands so ziemlich am Anfang steht und noch einiges vor
sich hat.
Die High Heel Horn Dogs zeigten sich im gewohnten Mot�rhead goes
Punk-Rock'n'Roll-Gewand. Der S�nger trug zur Unterstreichung des
Hart-und-Cool-Faktors auch gleich eine Sonnenbrille und versuchte
sich an spackfrisierten Hartrockersprüchen. Das scheint mir
aber Teil des Ganzen zu sein und darf sicher nicht ganz ernst genommen
werden. Sonst gefielen sie mir besser als bisher, auch wenn der
neue Gitarrist weder optisch noch spielerisch gewinnen kann. Der
kniedelt halt ohne Einhalt rum und kanns noch nicht mal. Ich unterstelle
der Band dennoch Steigerungsfähigkeit.
Der erwartete Knaller des Festivals waren danach die Kölner
Dumbell. Hart und treibend, dennoch rootsverbunden. Der Sänger
is ne Type für den Jahrmarkt. Zwei Meter Hässlichkeit
unter einem schmierigen Cowboyhut, fettige halblange Haare, Beine
wie ein Drahtgestell und ausgelatschte Cowboystiefel. Wow! Mit ihrem
kauzigen selbstironischen Humor schafften es die zwei Exil-Amis
an den Gitarren dann auch locker, das Publikum auf seine Seite zu
ziehen. Der Unterhaltungsfaktor machte gute Laune und der Rock riss
den Leuten die Beine hoch. Ein weiterer Beweis, dass Punk-Rock auch
anders sein kann als die Retorten-Millencollins und auch in Deutschland
seine Vertreter dafür hat. Und sogar die Kids mochten es.
(Ralf)
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Fr. 14.03.03 |
Fotos von Michael Sulz. Thank you, Baby.
Punk-Rock-Party mit den Heroines,
Rockstar Pussy
und Renderings
- M�ssingen, Jugendhaus
Das zweit�gige Punk-Rock-Festival war am ersten Tag
restlos überverkauft, würde ich mal sagen. Daf�r mag
unter anderem die erste Band Renderings verantwortlich gewesen sein,
die direkt aus Mössingen ist und fast ausschliesslich Ramones-Cover-Versionen
zum Besten gab, was nat�rlich immer ankommt. Sie machten das auch
nicht schlecht, doch leider finde ich Coverbands langweilig und
kann daf�r keine guten Worte finden. Das Publikum sprang aber
selbstverst�ndlich augenblicklich darauf an. Der Gewinnereffekt
der Covermusik ist nat�rlich nachwievor unabstreitbar, wenn auch
leicht errungen.
Fotos
von Michael Sulz.
Rockstar Pussy hatten danach einen schweren Stand. Ihr selbstkomponierter
Action-Punk-Rock verlangt dem Publikum eben ein klein wenig mehr
ab als nur mitzugr�hlen, was man schon tausendmal geh�rt hat.
Das f�hrte leider zu einem Loch, das die Pussies erst wieder kitten
konnten, als ihr Set schon fast rum war. Die meisten Leute mussten
sich wohl nach der Verausgabung zum Ramones-Gekn�del erstmal vorm
Haus erholen.
Aber auch bei den Heroines waren die Teenager noch nicht wieder
ganz einsatzf�hig. Daher entging ihnen, dass die Stuttgarter Grrrrl-Punk-Rocker
ganz schön fetzig loslegten. Flockige Melodien zu einem schmissigen
Beat. Nicht sehr spektakulär aber gut und eingängig. Der
Drummer hatte ne Menge Dampf und bewies wieder mal, wie wichtig
Qualit�t hinter den Trommeln f�r den Gesamtsound ist. Leider
ging den Heldinnen etwas früh die Luft aus, was wohl mit dem
�berf�llt-stickigen Raum zu tun hatte. Da ich die Heroines mit
der ersten S�ngerin e.v.e nie gesehen habe, kann ich leider nicht
beurteilen, ob die neue Dame den Vergleich scheuen muss. Zu dem
gef�lligen und schmissigen, aber ungef�hrlichen Punk-Rock der
Heroines passte sie jedenfalls hervorragend.
(Ralf)
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Fr. 28.02.03 |
Hellmute,
Hicktown Heroes - Zofingen
(CH), Ochsen
Diesmal mussten sich die Hicktown Heroes Freitag Nachmittag durch
den schweizer Berufsverkehr kämpfen, da Hellmute nach Zofingen
in den Oxx geladen hatten, um dort ihr 10jähriges Bandjubiläum
zu feiern.
Man kam trotz defektem Blinker und zähfliessendem Verkehr rechtzeitig
im Laden an und es wurde sich erst einmal ausgiebig auf die Schultern
geklopft. Die Schweizer waren wieder ausgesprochen gastfreundlich
und es lief alles in absolut lockerer Atmosphäre ab.
Nach dem Soundcheck saß man noch ein Weilchen im Backstage zusammen
und stimmte sich, bei ein, zwei Glimmstengeln, mit dem Austauschen
lustiger Anekdoten ein bisschen ein. Der schier unerschöpfliche
Kühlschrank lieferte kühle Getränke und die Motivation
der Jungens stieg mit der Zeit und der Anzahl des Publikums draussen
im Saal.
Man hatte vorher befürchtet, dass nicht allzu viele Leute erscheinen
würden, da der Oxx ein paar Tage vorher beinahe abgebrannt wäre
und man wohl keine Zeit zum Plakatieren fand. Das Restaurant im unteren
Teil des Hauses war jedenfalls etwas verkokelt, der Saal oben war
nichtsdestotrotz inzwischen voll mit neugierigen Schweizern.
Was werden sich wohl die verrückten Hellmutes diesmal wieder
für abgefahrene Germans als Support eingeladen haben?
Die Hicktown Heroes trafen jedoch schnell den Nerv und bei "Rock'n'Roll
City" schrie die Meute wohlwollend Beifall. Das steigerte natürlich
nochmals die Spielfreude der Band und die Leidenschaft, mit der sie
die Songs vortrugen, wurde unterstützt durch beeindruckende Mienenspiele
der Bandmembers. John Silvers Stimme hatte dann gegen Ende des Sets
schon einen ziemlich kratzigen Tom Waits Touch, doch die Leute wollten
immer noch mehr und so erhob man Zofingen zur Rock'n'Roll-Stadt der
Schweiz, was man natürlich unten jubelnd begrüsste.
Eine erneute Zugabe scheiterte dann leider an leichten Koordinationsproblemen,
da das gekübelte Bier langsam Wirkung zeigte. Mr. Dic Tator verabschiedete
sich nun doch besser mit breitem Grinsen vom Publikum.
Dann kletterten die Jubilare auf die Bühne und die Party nahm
weiter ihren Lauf ...
Da ich mit Mr. Silver eine kleine Verschnaufpause backstage am Kühlschrank
machte, verpasste ich leider die ersten paar Songs, was mich um einige
sehenswerte Showeinlagen brachte. Denn, beseelt von ihrem eigenen
Erfolg, dem brachialen Sound der Hellmutes und dem doch ziemlich süffigen
schweizer Bier, enterten drei der Hicktown Heroes die Bühne und
übten sich im Backround Gesang: "Yeaahhh, keep on rollin".
Zur Erheiterung von Publikum und Gastgeber wurde dann auch noch ein
Heldenhinterteil entblößt.
Als ich wieder auf den Bühnenrand stieß, war der Spuk leider
schon vorbei. Die Hellmutes soundeten aber immer noch prächtig,
dass sich sogar meine müden Knochen mal wieder zu einigen flotten
Pogos hinreißen ließen.
Auch der verloren gegangene Tom ließ es sich nicht nehmen und
gab ein paar Songs mit seinen Ex-Bandkollegen zum Besten. Es wurde
auf und vor der Bühne ordentlich abgefeiert und die Hauptakteure
waren von Bierduschen und Schweiß völlig durchnässt
als der letzte Akkord verstummte.
An den Rest kann ich mich, und ich glaube auch ein paar andere Anwesende,
nicht mehr so genau erinnern. Es war sicher noch ziemlich lustig,
denke ich.
Irgendwann bin ich dann in Pidi's Wohnzimmer aufgewacht, wir haben
noch feudal gefrühstückt, mehrfach die Plattensammlung und
den Kiss-Memorial Room für aussergewöhnlich erklärt
und versucht den vergangenen Abend zu rekonstruieren.
Es war auf jeden Fall wieder einmal so ein Abend, über den man
sich wahrscheinlich noch in ein paar Jahren die Shorties erzählen
und sich lachend auf die Schenkel klopfen wird. (El Zillos)
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Do. 20.02.03 |
Cocknoose - Stuttgart,
Universum
Antiseen, GG und Co. lassen gr�ssen. Vier Ami-Haudegen im Zuge der
Confederacy of Scum pr�sentieren B�uche, B�rte und fettige Haare,
ultra-verzerrte Gitarre, magenunfreundlicher Bass, der Gesang wie
ein Grizzlygebr�ll, nur das Schlagzeug leider etwas schwachbr�stig.
Die Kompositionen sind nichts Besonderes aber immer direkt aus der
H�fte geballert. Nicht ganz so eing�ngig wie Antiseen, aber letztlich
irgendwie schon in der selben Liga. Unterhaltend sind sie allemal
und deswegen sicher ein Tip f�r alle diejenigen, die daf�r sorgten,
dass der Saal diesmal nur halbvoll war. (Ralf)
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Fr. 14.02.03 |
Stereo Satanics, Hicktown Heroes,
Helldorados - Balingen, Sonnekeller
Patty vom Filmzitateraten
hat ein Review dieses Konzerts geschrieben und uns erlaubt, darauf
zu verlinken. Zieht Euch auf jedenfalls auch deren Seite rein, wenn
Ihr sie noch nicht kennt. Zum Review.
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Sa. 01.02.03 |
Hellmute,
Hicktown Heroes, Living
Large - Reutlingen, Zelle
Vielleicht die einzige "Zelle" in die man gerne hockt... Zum ersten
Mal bin ich am Samstag in diesen Schuppen marschiert, und ich muss
sagen, dass sich die Zelle ja wohl herrlich f�r Gigs eignet:
Geile B�hne, ordentlich Platz, Treppe, Empore (mit Klasse-Blick),
gem�tlicher Backstage-Raum und wirklich mal humane Bierpreise (dass
es dort dann auch noch mein favorite "Haigi" zu saufen gab!).
Ich muss gestehen, dass ich von Living Large keinen optischen
Eindruck hab' eben weil's im Backstage so gem�tlich war, was ich
aber so durch die T�ren geh�rt hab' war doch sch�n knackig.
Die Hicktowns, in gewohnter Manier fetzig, wenn man auch den
Eindruck hatte, die Jungs h�tten ihren Pfeffer schon am Vortag (und
in der Vornacht) ein wenig verblasen. Also: Wer die Jungs zum ersten
Mal gesehen hat, soll sie sich ruhig nochmal irgendwo reinziehen -
die k�nnen's noch besser!
F�r mich zum ersten Mal; Hellmute - wird wohl nicht das letzte
Mal gewesen sein. Mot�rheadiger, Qotsa-rotziger, eigen�ssischer
Metal-Sound. Da h�rt man das Granit der Alpen raus - und die Schwiezerd��tsche
Adaption von Eminems Muttersong ("T'schuldige Mama, ich wott der niamohl
w�dua, ich wott dich niamol zom wiina bringa, abr h�tt naacht,
do putz i miine schiissa")... muss man erstmal bringen! Alles in Allem:
Coole H�tte, coole Mucke, cooles Bier, cooler Suff. (D.J.
Anges) |
Fr. 31.01.03 |
Hellmute,
Hicktown Heroes - Rottweil,
Schlachthof
Die Schweizer haben den Winter wieder mitgebracht, dachten wir als
Mr. Dic Tator u. ich mit dem Reha-Buss im verschneiten Rottweil ankamen.
Denn als letztes Jahr Hellmute ein Gastspiel im Schlachthof gaben,
ist die Fahrt zur �bernachtung auf die steile Alb auch schon zur
rutschigen Odyssee geworden, da es ohne Ende schneite
Die Jungs vom Schlachthof waren schon ganz aufgeregt, da am Vormittag
End Of April wegen den schlechten Witterungsverh�ltnissen abgesagt
hatten, u. sie wohl bef�rchteten, dass gar niemand mehr kam.
Doch im schw�bschen S�den l�sst man sich von ein bisschen Schneetreiben
nicht den Spass verderben, u. auch die Schweizer waren, trotz etwas
langwieriger Anfahrt, nicht klein zu kriegen.
Man feierte das Wiedersehen erst einmal Backstage im ersten Stock
mit etwas schw�bischen Bier u. schweizer Spezialmischung, u. so
stieg man dann breit grinsend in den inzwischen gut gef�llten Schlachthof.
Da Mixman Pumi leider krankheitsbedingt nicht mit von der Partie war,
bekam ich die Aufgabe etwas auf das Mischpult zu achten. Dort waren
aber schon die drei Freunde vom Schlachthof incl. wild knutschender
Freundin zu Gange, so dass ich das Geschehen doch direkt vor der B�hne
betrachten konnte.
Die Hicktown Heroes legten sich gleich m�chtig ins Zeug,
was ihnen geh�rigen Zuspruch, vom immer zahlreicher werdenden Publikum,
einbrachte.
Bei meinem zur Zeit absoluten Lieblingssong "Strange Man" pfiff dann
aber Hick Dic Tators Micro so arg ( Der momentane Mixer war gerade
Getr�nke u. Freundin holen.), dass ich wieder nach hinten musste.
Dort kam ich dann auch den Rest des Abends nicht mehr weg.
Denn als Hellmute ihr Set begannen war alles zu sp�t. Die
Leutchen ( incl. zahlreicher M�dels ) flogen nur so durch die Gegend
und so mussten John Silver u. ich mit unseren breiten Schultern das
Mischpult vom Absturz bewahren.
Zwischendurch kommunizierte Kudi mit dem Publikum durch sozialp�dagogisch
�usserst wertvollen Einlagen, wobei eine Menge Bier floss.
Eigentlich sollte ja 12 Uhr Schluss sein, aber die Rottweiler Jugend
forderte ein Zugabe nach der anderen.
Nach Green Machine u. einem letzten Ramones Cover war dann Feierabend,
u. alle Anwesenden schienen ausgepowert aber happy.
Nach etwas frischer, kalter Luft mit blauen Rauchwolken u. lustigen
Begegnungen mit einem omin�sen Ali im Backstage, wurden dann die
Instrumente ins Reha-Bussle verstaut und es ging wieder mal zur After-Party
zu Mr. Big L. auf die verschneite Alb.
Kudi u. Schwee pennten hinten im Auto w�hrend der total nette Hellmute-Driver
( u. Bass Player ) Wolf Michel u. ich als Beifahr-Scout vorn, die
glitzernde Pracht bestaunten und den Lochen ( schw�bischer Berg
) hochrutschten.
Was f�r ein gelungener Freitagabend! (El Zillos)
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Fr 24.01.03 |
Smokestack Lightnin' - Stuttgart,
Landespavillion
Countrymusik is ja absolut nich mein Ding. Rockabilly noch viel weniger.
Den Bandnamen Smokestack Lightnin' hatte ich aber schon ein paarmal
geh�rt und siehe da ... es war sehr sehr interessant und ungeahnt
sch�n.
Smokestack Lightnin' ist Countrymusik, klar. Aber da steckt soviel
Soul und Swing drin, ne ganz zarte Prise Latin und alles groovt so
unbeschreiblich entspannt, dass ich mich gegen Ende an die Wand lehnen
musste. Es war halt mal wieder einer dieser Gute-Laune-Abende. �berall
l�chelnde Gesichter und eine Band mit �beraus sympathischer und
relaxter Ausstrahlung, die mich nur kurz zu Anfang mit dem bayrischen
Akzent in ihren Ansagen erschrecken konnte.
Ich kann mich allen Ernstes nicht erinnern, ob ich mich jemals auf
einem Konzert so entspannt gef�hlt hatte. Das war wie Badewanne
im Landespavillion.
Dass irgendwelche Hardliner der Band vorwerfen nicht authentisch genug
zu sein, ist mir v�llig egal und halte ich f�r sehr typisch. Bei
den 50s-Cracks hört man dieses Wort immer wieder: "Authentisch".
Die k�nnen das schon auf ihre ganz eigene bescheuerte Art sagen,
wie das sonst keiner sagen kann. Die machen da noch irgendwas mit
ihren Augen wenn sie das sagen. Das wirkt richtig bedrohlich.
Smokestack Lightnin' ist reines Wohlgef�hl. Alles andere ist uninteressant.
(Ralf)
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Samstag 18.01.03 |
Speed
Chicken, King
Khan - Stuttgart, Club Hi
Stuttgarts puffigster Liveclub war an diesem schwarzen Freitag auch
Stuttgarts VOLLSTER Liveclub. Die T�r oben ging nur noch eine Handbreit
auf. Entern des Saals nur mit Gewalt. Folge: Speed Chicken mussten
wir uns von draussen auf der Treppe anh�ren. Nach f�nf Minuten
tobte die erste Schl�gerei an uns vorbei und der gerade vorbeilaufende
King Khan, der sich mit einem eleganten Satz in Sicherheit gebracht
hatte, meinte l�ssig, dass er auf sowas stehe, das sei ja wie im
Film.
Wie im Film war aber wohl eher, was sich IM Saal abspielte. Kein Wunder,
dass es da blutige Nasen und schwarze Augen gab. Nur indem ich quer
�ber die B�hne stieg, �ber das Babyschlagzeug und alles andere
Ger�mpel, das King Khan gleich einzusetzen gedachte und mir w�tende
Blicke des Soundmannes zuzog, konnte ich ans andere Ende des Clubs
gelangen, wo ich noch einige Freunde vermutete. Die waren zwar da,
doch war's dort genauso gedr�ckt voll, wie im ganzen Schuppen, weshalb
ich mich wieder weiter nach hinten verzog. Allerdings erst nachdem
ich ein paar Blicke auf den schwarzen Wuschelkopf geworfen hatte,
der alleine mit Akkustikgitarre ein Blues-Set schmetterte, das mit
sehr lustigen Texten und Einw�rfen gl�nzte und bei dem er sich,
alleine mit sich selbst, alle Freiheiten des Entertainers gew�hren
konnte. Er sass, dudelte auf seiner abgefuckten Akkustikgitarre herum
und drosch auf die kleine Basstrommel ein, was er sich zugegebenermassen
bei Beat-Man abgeguckt hat, doch das ist ja keine Schande.
Die Basstrommel, auf der ein Gummivoodoohuhn thronte, geh�rt zu
dem Kinderschlagzeug Khans zweij�hriger Tochter, mit der zusammen
er in seinem kleinen Homestudio Aufnahmen macht, die wir uns gerne
auf der R�ckfahrt noch anh�ren mussten (dazu sp�ter).
Wie gings weiter? Speed Chicken stiessen nach und nach zum Khan dazu
und so entstand daraus ein sch�nes 50s-lastiges Rock'n'Roll-Set,
das am Ende sogar in fast-punkiger Show und blossen Oberk�rpern
und allem endete und f�r beste Laune gesorgt h�tte, W�RE ES
EINFACH NICHT SOOOOO VOLL GEWESEN!
Obwohl mir das Hi sehr gut gef�llt, werde ich's mir beim n�chstenmal
sehr gut �berlegen, bevor ich mich da wieder hinlocken lasse. Da
br�uchte ich schon eine No-more-than-150-people-Garantie, haha.
Ich hatte mit den Speed Chicken noch einiges zu reden, doch Hank (Gitarrist)
und ich bekamen Himmelangst, als wir aufm B�hnenrand sassen, w�hrend
die wackelnden �rsche immer n�her kamen. Die DJ's gaben Vollgas
und das Jungvolk konnte einfach nicht stillhalten. Is ja sch�n,
aber wenn man mit dem Sonnyboy-Gesicht genau auf Hinterbackenh�he
sitzt und einem die Dinger fast gegen die Backen klatschen, egal ob
M�nnlein oder Weiblein, da kann man sich einfach nicht seri�s
unterhalten.
Bis 4 Uhr oder so mussten wir durchhalten, bis gen�gend Platz war,
damit die Speedos endlich mal ihren Scheissdreck in die Karren verpacken
konnten, denn sie pennten bei Zille und Maze und wir hatten noch ne
einst�ndige Fahrt vor uns.
Khan wurde, damit Zille bei den Speedos sitzen und den Weg geleiten
konnte, kurzerhand mitsamt Kinderbasstrommel und Gummihuhn in unsere
Karre verfrachtet und so hatten wir Unterhaltung bis nach Hause, denn
der Mann ist nicht nur ein Entertainer auf der B�hne, nein, der
redet auch im normalen Leben schnell und ohne Ablass ... und spielt
seine mitgebrachten selbstgemachten CDs, mit seiner Tochter am Schlagzeug,
vor.
Wir mussten bei mir zuhause kurz zwischenparken. Es gab ein Bier f�r
den Khan und den Onkel, Sexareenos-Musik, schwarze Augenringe bei
dem Fahrerpaar Kathrin und Maze (die sich das komplette Konzert �ber
auf Stuttgarts Strassen aufhielten, weils f�r sie drinne einfach
zu extrem war) und eine Verabschiedung die ebenso filmreif war wie
der ganze Abend:
Khan: "What's your name?" On Fyre: "Ralph! And what's your name?"
Khan: "Call me Black Snake." (Ralf)
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Dienstag 14.01.03 |
Del-Gators - Stuttgart,
Travellers Club
Ein verregneter Januardienstag! Wie soll denn da Freude aufkommen?
Ganz einfach: Fahr nach Stuttgart und schau Dir die Del-Gators aus
Kanada an. Sie spielten zwar schon als wir ankamen und ein Vordieb�hnekommen
war v�llig unm�glich. Auch von den Sesseln an der R�ckseite
des Travellers konnte man gerade mal die K�pfe der Gators erkennen,
denn besonders gross sind die alle nicht. Der Stimmung tat's aber
keinen Abbruch.
H�chst partytauglicher 60s-Garage-Soul-Beat mit einer tats�chlich
sehr an Rachel Nagy von den Detroit Cobras erinnernden S�ngerin.
Darunter der typisch d�nnbr�stige 60s-Sound mit schnetternd-fuzziger
Gitarre, laufendem Bass, ner quieckigen Orgel (gespielt von King Khans
Schwester Coco) und dem immertreibenden Beat eines kleinen rumpelnden
Drumsets. Auf Dauer zwar etwas gleichf�rmig aber wen interessiert
das, wenn man einfach nur Spass haben will.
Das Fazit ist schnell erl�utert: Ich bekam n�mlich mein gottverdammtes
Grinsen nicht mehr aus der Fresse und hatte grosse Probleme meine
H�ften im Zaum zu halten, denn die wollten nur eins: Shake-a-Shake-a-Shake-aaaaaaaaah!
(Ralf)
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