Konzertbesprechungen 2003

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The Bad Apples (21.10. Stuttgart) - Bang Your Head-Festival 03 (27.6./28.6. Balingen) - Basement 6 (6.9. Rock am Fichtenwald, Vöhringen) - Big John Bates & The Voodoo Dollz (28.3. Stuttgart) - Beatman & Brother Janosh (31.5. Stuttgart) - Cha Cha Guerillas (14.12. London, 31.5. Stuttgart, 29.5. Tübingen, 10.5. Donaueschingen) - Cocknoose (20.2. Stuttgart) - The Cool Jerks (28.5. Kassel) - The Cramps (14.9. Stuttgart) - Craving (14.4. Stuttgart) - Cyclub (16.10. London) - Dean Dirg (6.12. Karlsruhe) - Del Gators (14.1. Stuttgart) - Demolition Spitfires (13.9. Smashdown, Bisingen) - The Dirtbombs (9.12. Stuttgart) - Doap Soap (29.3. Bitz) - Dumbell (27.9. Tübingen, 15.3. Mössingen) - Electric Frankenstein (21.9. Stuttgart) - Marvin Firewall & Buddy Breslauer (26.9. Stuttgart, 28.3. Stuttgart) - The Fyredogs (10.5. Donaueschingen) - The Getaways (14.12. London) - Rachel Gordon (21.10. Stuttgart) - Green Hornet (31.5. Stuttgart) - The Hard Feelings (19.6. Stuttgart) - Helldorados (13.9. Smashdown, Bisingen, 14.2. Balingen) - Hellmute (31.5. Oberndorf, 10.5. Donaueschingen, 28.2. Zofingen (CH), 1.2. Reutlingen, 31.1. Rottweil) - The Heroines (14.3 Mössingen) - Hicktown Heroes (27.12. Albstadt, 6.9. Rock am Fichtenwald, Vöhringen, 10.5. Donaueschingen, 29.3. Bitz, 28.2. Zofingen (CH), 14.2. Balingen, 1.2. Reutlingen, 31.1. Rottweil) - High Heel Horndogs (15.3. Mössingen) - King Khan (28.5. Kassel, 18.1. Stuttgart) - The Loners (11.7. Stuttgart) - Lords of the New Church (13.5. Tübingen) - Lost Sounds (6.12. Karlsruhe) - The Masons (19.7. Tübingen) - Midnight Thunder Express (7.10. Stuttgart) - Moan Red (14.12. London) - The Mokicks (8.11. Balingen) - Mom's Day (13.9. Smashdown Bisingen, 29.3. Bitz) - The Monochords (5.12. Stuttgart) - Monsters (31.10. Stuttgart) - Motra (19.3. Stuttgart) - The Movement (25.7. Stuttgart) - No Time To Lose (27.9. Tübingen) - Operator (16.5. Stuttgart) - Placebo (13.10. Karlsruhe, 16.5. Stuttgart) - Plastic Ivy (5.7. Prag) - Radio Birdman (10.9. Bielefeld) - Renamed (15.3. Mössingen) - Renderings (7.10. Stuttgart, 19.7. Tübingen, 12.4. Balingen, 14.3. Mössingen) - Rocket Science (9.12. Stuttgart) - RockXplosion (18.7. Warmbronn) - Rockstar Pussy (27.12. Albstadt, 12.4. Balingen, 14.3. Mössingen) - The Royal Beat Conspiracy (18.9. Karlsruhe) - Silver Surfer (21.3. VS-Schwenningen) - Smokeblow (23.4. Stuttgart) - Smokestack Lightnin' (24.1. Stuttgart) - Sonny Vincent (13.5. Tübingen) - Southside Festival (21.6. Neuhausen/Eck) - Speedball Baby (3.12. Stuttgart) - Speed Chicken (29.5. Tübingen, 18.1. Stuttgart) - Spoiler (19.6. Stuttgart) - Steakknife (23.4. Stuttgart) - Stereo Satanics (14.2. Balingen) - The Swellings (8.11. Balingen) - Teremoto Festival (28.8. - 30.8. Weeze) - Toll (16.10. London) - Trashmonkeys (14.9. Stuttgart, 19.3. Stuttgart) - Johnny Trouble (31.5. Stuttgart) - The Urges (16.10. London) - Waxed Apple (14.12. London)

Sa. 27.12.03 Rockstar Pussy, Hicktown Heroes - Albstadt, After Eight (ca. 40 Zuschauer)
Da ich selten in Ebingen bin, war ich noch nie im After Eight, aber ich war positiv überrascht, der Laden sah sehr gemütlich aus. Auf der Suche nach der Bühne stellte ich fest, dass es keine gab. Der Drummer hatte sich auf eine Eckbank gesetzt und sein Drumset um sich herum aufgebaut und auch die übrigen Musiker drängten sich auf engstem Raum, Auge in Auge mit dem Publikum.
Ich hatte (leider) noch nie das Vergnügen, Rockstar Pussy live zu sehen, ich wusste nur vom Hörensagen, dass mir etwas Grosses bevorstand. Dann fingen sie an und die Solis und Gitarrenriffe prasselten nur so auf mich herab. Rockstar Pussy hauen einem den spitzen Lederschuh so tief hinten rein, dass man gar nicht anders kann als sich gehen zu lassen. Das ist ganz großes Kino, dicke Hose, testosterongetränkt, Backyard Babies ohne Stadion-Attitüde. Sie riechen nach Ärger, nach Leder, Schweiß und Sperma. Nennt mich abartig, aber zu dieser Musik lässt sich sicher gut Liebe machen, denn näher an Sex & Drugs & Rock’n’Roll geht nicht.
Die Rhythmusfraktion pumpte mächtig nach vorne, besonders das sagenhafte Schlagzeugspiel mit gelegentlichen Doublebass-Gewittern beeindruckte mich. Sänger Marcos und der zweite Gittarist Franky the Fly lieferten sich wahre Zweikämpfe mit der Klampfe und posten auch ordentlich rum. Nach der Hälfte des Sets war der Tinnitus in meinem linken Ohr schon so stark, dass es wehtat. Eigentlich ein gutes Zeichen. Dann musste ich mich ärgern, denn RP ließen ein Freibier nach dem anderen springen ... und ich war leider Fahrer. Nichtsdestotrotz hatten RP nicht nur deswegen ihr Publikum fest im Griff, sondern vor allem wegen ihres dermaßen knallenden Punk'n'Rolls. Zum Schluss spielten sie noch zwei feine Cover, "Ghostriders in the Sky", wobei sie von Lothar von den Hicktown Heroes stimmlich unterstützt wurden und "Jumpin' Jack Flash", wo ich mich noch zu einem Duett mit Lothar hinreißen lies. Nach fast 1½ Stunden waren sie dann auch fertig und glücklich besoffen.
Wenn mehr Leute da gewesen wären und sich bewegt hätten, dann wäre der Laden wahrscheinlich zerlegt worden. Meine Fresse, wenn das kein Kickin' Ass ist, dann weiß ich auch nicht. Und warum 4 Soulpunkte? Wie gesagt, näher am verschwitzten, gefährlichen, dunklen Punk'n'Roll geht nicht. Das hat Seele, Baby.
Die Hicktown Heroes davor litten unter dem Ausfall der Bassanlage während der ersten Songs, versuchten die Panne zwar noch mit einer zweiten Gitarre anstelle des Basses zu überbrücken, brachen dann aber nach einer knappen halben Stunde ab. Deswegen keine Bewertung.
(Martin "Pogo" Weise)

So. 14.12.03 Waxed Apple, Cha Cha Guerillas, The Getaways, Superjet 6, Frankie, Moan Red - London, Cargo (ca. 400 Zuschauer) Fotos von Nathalie Perreau
Moan Red ist eine Art One-Man-Rock-Show. Der Kerl ist 2,36m gross, trägt einen schwarzen 80er-Jahre Mullet und ein weisses Hemd. Irgendwie ist der Panne, irgendwie aber auch cool. Geht fast in Richtung Outsider-Music. Leider klang er nicht so kaputt und weird wie ich ihn mir von der Ankündigung her vorgestellt hatte. Er diddelte brav auf seiner Strat eine Mischung aus Hendrix, Page, Clapton und wie sie alle heissen herunter, zog und zerrte, spielte Solos, sang dazu und sah aus als würde er inmitten einer heissen Rockband spielen, doch der Rest der Band existiert nur in seinem Kopf. Schön fand ich allerdings seine Balladen, die in der Regel einige wunderbare Harmonien hatten.
Frankie ist zarte Indiemusik mit noch zarterem Frauengesang. Gut gemacht aber nichts für mich. Superjet 6 poppiger Jazzrock. Lauter gute Musiker, alles sauber gespielt und so, also noch weniger für mich. Allerdings - und das fand ich dann doch äusserst erstaunlich - genau das Richtige für das reichlich anwesende Publikum. Sie applaudierten und hatten Spass und sie ergriffen die Flucht, als die nächste Band, Birminghams Getaways (Foto oben), ein Punkrock-Vierer mit sleazy Rock'n'Roll-Roots, der wie eine Mischung aus Libertines und Johnny Thunders daher kam, die Bühne bestieg.
Die junge, frische und gut gestylte Kombo ging dem zartbenervten Publikum viel zu sehr an den Blutdruck und man ergriff, vielleicht auch angesichts des ungünstigen Wochentags, scharenweise die Flucht.
So auf den Kern der wirklich rockkonzerttauglichen Fans reduziert, machte der Abend dann vollends richtig Spass. Die Getaways sind vielleicht noch nicht ganz sattelfest was den Sound betrifft, doch ihre Songs knallen und sie geben ein verdammt gutes und geschlossenes Bild auf der Bühne ab. Derzeit werden sie auf XFM-Radio gespielt und wer weiss wie lange es noch dauert, bis sie gesigned werden.
Cha Cha Guerillas kennt man ja hierzulande. Der Autor soll da angeblich auch irgendwie beteiligt sein. Jedenfalls war man als einzige ausländische Band des Abends irgendwie ganz gut angesehen und so war das London-Debut des Trios eine erfolgreiche Erfahrung.
Danach Waxed Apple aus Brighton. Elektronische Musik aber ohne Samples und echt cool vorgetragen. Ebenfalls ein Trio, mit einem echten Schlagzeug und merkwürdigen Cello-Sounds. Die Songs folgten eigenartigen Strukturen und die Gesänge waren sehr fragmentarisch. Insgesamt konnte der Sound einen aber durchaus gefangen nehmen. Ich verstehe leider nichts von elektronischem Kram, daher kann ich leider nicht weiter ins Detail gehen.
(Ralf)
Di. 09.12.03 The Dirtbombs, Rocket Science - Stuttgart, Schocken (ca. 200 Zuschauer) Fotos von Tom Huber
Nach einigen ganz kurzen Gastspielen haben wir die Dirtbombs nun endlich nach 8 Jahren, 3 Longplayern, unzähligen Singles und in dem mittlerweile 14. Line-Up erstmals auf Deutschland-Tour. Für sagenhafte 5 (FÜNF) Dates. Phänomenal, muss ich schon sagen!!
Wenn ich Mick Collins, Sänger und Gitarrist der Dirtbombs und ursprünglich Gründer der Gories (1986), was ihn zum Urvater des mittlerweile sogenannten und allerseits beliebten "Blues-Punk" machte, sehe, muss ich unfreiwillig immer an George Cecil Hamilton III denken, den Mitbewohner Buddy Bradleys in Peter Bagges Hate-Comics. Oder mir fällt ein, wie die Dirtys (verblichene und sehr wüste Detroiter Punkrock-Band, deren Gitarrist sich zu Tode fixte), die sich von Collins ihr einziges Album produzieren liessen (was er ja, da er ein freundliches Naturell besitzt, niemandem abschlagen kann) in einem Interview erzählten, dass sie zu Collins' Haus fuhren um ihn abzuholen, als dessen Mutter öffnete und Mick herunterrief. Da waren für die Dirtys Glanz und Gloria ihres Trash-Idols auf einmal vernichtet. Hey, ich will gar nichts damit sagen. Es ist ja keine Schande, wenn man mit Mitte 30 noch/wieder bei seiner Mutter wohnt. Es fällt mir nur einfach immer dann ein, wenn ich den Mann sehe und scheint somit auch nicht spurlos an mir vorbeigegangen zu sein.
Die Dirtbombs haben mittlerweile den zweiten Gitarristen durch einen zweiten Bassisten ersetzt. Es ist die 1,32 m grosse Ko (Ex-Come Ons, Ko & The Knockouts). Das ergibt ein schönes Bild. Links das kleine Mädchen mit dem asiatischen Flair, in der Mitte der grosse schwarze Mann und rechts der immer dicker werdende Jim Diamond, ein sehr netter Mann, der äusserlich aber den typisch amerikanischen Redneck abgeben könnte.
Die beiden Drummer sorgen ordentlich für Wumms. Ihnen beiden zuzuschauen bereitete mir bislang auch immer die grösste Freude an einem Dirtbombs-Gig. Die beiden Bässe waren sich mal zumindest nicht im Weg und Collins Gitarrengeschrubble ging auch nicht in dem Gewummere unter. Die Tatsache, dass die Dirtbombs in einer derartigen Besetzung spielen hat aber keine anderen Gründe als sich von allem sonstigen abzuheben, was ich, offen gesagt, für eine reichlich schwache Erklärung halte.
Auch das heutige Set wies in meinen Augen einige Schwächen auf. Ich muss zugeben, dass die neue Platte noch eingeschweisst vor meinem Plattenregal kniet und ich somit vorallem an den älteren Songs Gefallen fand, dennoch hatte ich mehrmals das Gefühl, dass die Dirtbombs hier und da auch ein paar Langweiler an Bord haben.
Ansonsten gab's den üblich knalligen, tanzbaren Mix aus Soul und Punk, ganz eigen, im Stile der Dirtbombs eben, ausgearbeitet. Am Ende wieder grosse Riot. Der mittlerweile 20 gewordene Drummer Ben klettert durch die halbe Galerie und alles liegt in Schutt und Asche. Insgesamt schon fein, klar, vielleicht hatte ich, inmitten des Gedränges, einfach keine so gute Laune. Ich fand jedenfalls den ganzen Abend über keinen Platz im Saal, der mir genehm gewesen wäre. Daran muss es gelegen haben.
Wer hat gesagt, die Dirtbombs kommen bald ganz gross raus? Nein, die Dirtbombs werden niemals viel grösser als jetzt werden, dazu sind sie einfach zu unberechenbar, zu unvorzeigbar, zu eigenbrötlerisch. Was für eine Erleichterung.
Rocket Science, eine vorallem in England angesagte australische Kombo, davor sah ich mir gleichmal gar nicht so genau an. Es gab ein paar hübsche Jungs und Rock mit Orgel, der mal die 60er und öfter die 70er streifte, verpackt in eine MTV-zuträgliche Hülle, und am Ende eine psychedelische Orgie der Verwüstung, wobei die Dirtbombs daran nicht wenig Anteil hatten, sprang doch die Hälfte der Detroiter auch gleich mit auf die Bühne und drosch auf allem herum, das sich gerade anbot. Die Augen der restlichen Kickin' Ass-Crew funkelten jedenfalls hellstens und auch auf der Heimfahrt tat sich die Rocket Science-CD nicht übel anhören.
(Ralf)
Sa. 06.12.03 Lost Sounds, Dean Dirg - Karlsruhe, Gotec (ca. 100 Zuschauer)
Dean Dirg aus Münster bringen abgefuckten, bösen und wilden Punkrock mit Hardcoreanklängen. Im Prinzip fangen sie da an zu suchen, wo Black Flag ihre derbsten Duftmarken abgesetzt haben, schnüffeln auch ein wenig an den Hinterlassenschaften der Adolescents herum und mehr brauchen sie auch gar nicht, um daraus ein eigenes, ganz und gar köstliches, Gebräu aufzutischen. Und das tun sie mit herausragender Leidenschaft, ihre Wut ist fühlbar, echt. Die Songs sind einfach, direkt, schludrig hingeknallt, unmelodiös, rausgerotzt, runtergegröhlt. Klasse!
Auf die Lost Sounds aus Memphis hatte ich mich ganz besonders gefreut und wurde nicht enttäuscht. Auch bei ihnen sind Aggression, Enttäuschung und Zerstörung ein wichtiger Faktor, auch wenn das Ganze durch den Einsatz von jeder Menge verstaubter 80er-Jahre Synthesizer, einen endzeitlich-futuristischen Touch bekommt, der die Lost Sounds so einzigartig sein lässt. Ausser Chrome fällt mir wenig ein, das man damit vergleichen könnte, doch denen fehlte der Garagenfaktor, die Neigung zu Punk und kaputtem Rock'n'Roll, die sich die Lost Sounds so böse aus den Leibern schreien. Die junge Band hat bereits unzählige Platten veröffentlicht und dies war ihr erster Europatrip nachdem sie die Staaten bereits hoch und runter getourt sind.
Ein Abend im Zeichen von Krach und Wut. Hier wurden die Instrumente wieder gequält und mutierten zu den Verlautbarungen enthusiastischer Musikerseelen. Genau das, was mir bei den Monochords am Abend davor gefehlt hatte.
(Ralf)
Fr. 05.12.03

The Monochords - Stuttgart, Club Hi (ca. 60 Zuschauer)
Aus irgendeinem Grund will ich den Frankfurten nicht weh tun, doch gefallen hat mir ihr Auftritt nicht. Zu wenig blieb mir von ihren Songs hängen, zu wenig brachte einen die Show in Wallung, zu sehr nervten die quengeligen Sprüche zwischen den Songs, zu viel Gediddel und zu wenig Gesmashe waren im Spiel.
Die Monochords sind musikalisch nett. Poppige 60s-Garage-Nummern, wobei mir das Wort Garage schon fast nicht über die Lippen kommen möchte. Mir fehlte der Biss, die Aggression, der eine oder andere Akkord, der in der Lage ist, einen nervös zu machen. Nett, aber leider nicht mehr.
(Ralf)

Mi. 03.12.03 Speedball Baby - Stuttgart, Schocken (ca. 70 Zuschauer)
Da war ich wohl etwas zu spät dran. Merkt Euch das, Ihr Jünger, man komme im Schocken zur rechten Zeit und nicht erst Viertel vor elf! Die New Yorker um den Gitarristen Matt Verta-Ray und den immer leicht psychotisch wirkenden Sänger Ron Ward waren jedenfalls schon in der zweiten Hälfte ihres Sets und hatten das Publikum bereits völlig paralysiert. Kein Problem für den fiebrigen, atmosphärischen und sehr kaputten Blues dieses Quartetts. Ward springt wie besessen über die Bühne, Verta-Ray zerrt versunken seine fragmentarischen, 50s-angehauchten Riffs aus seiner Gretsch heraus und schon fühlt man sich mitten in einem noch nicht gedrehten David Lynch-Film in dem ein, dem Wahnsinn naher, Arthur Rimbaud in einer heruntergefeierten Bar nach einem letzten Drink schreit. Dazu hatten sie einen glasklaren Sound sodass man fast jedes einzelne Wort verstand, das der selbsternannte Punkpoet Ward intonierte. Gross!!
(Ralf)
Sa. 08.11.03 The Swellings, The Mokicks - Balingen, Sonnenkeller (ca. 50 Zuschauer)
"Everyday I get more pissed, slit my wrist, slit my wrist." sangen die von mir hochgeachteten DRI auf ihrem 85er-Album 'Dealin' With It'. Passend dazu ist es das Ziel der Swellings, möglichst viele Jugendliche in den Selbstmord zu treiben. Nun mag das möglicherweise nicht der Wahrheit entsprechen, dafür ist die Idee umso spannender und ich kann nur bedauern, dass sie noch nicht bekannt genug sind, um kollektive Massensuizide auszulösen.
Die Frage ist jedenfalls: Sind die Kids von heute solch düsteren Tönen noch gewachsen? Sogar Ralf (und Ralf ist gewiss kein Jugendlicher mehr) war jedenfalls heftigst dabei, seine Hosentaschen nach einer Rasierklinge zu durchwühlen, die er vielleicht 1986 dort liegengelassen haben könnte, denn damals hörte er sehr viel End-70er-, Anfang-80er-New Wave/Punk aus GB oder gar -No Wave vorallem aus NY, von dem vieles ungefähr so klang wie heute die Swellings.
"Nun wisst Ihr auch, weshalb wir niemals auf MTV laufen werden." meinten sie denn selbst, bestens gelaunt, nach dem allerfinstersten ihrer Songs. Diese durchtriebenen Gesellen machten sich grade noch einen Spass aus unserem Leid. Aber die sind solch schräge Töne auch gewöhnt und wir nicht mehr.
Ich finde die Swellings haben sich da einer seit längerer Zeit ganz und gar aus der Mode gekommenen Stilrichtung verschrieben und sie schon seit einigen Jahren unbeeinflusst von Erfolg oder Misserfolg durchgezogen. Und da sie das auch noch richtig klasse machen und einige knallgeile Songs am Start haben, gebührt ihnen ein ausserordentliches Lob und vielleicht werden sie ja belohnt, wenn das augenblickliche New Wave-Comeback anhand des Buches "Verschwende Deine Jugend", das jedes Kickin' Ass-Gemeindemitglied ja in seiner Arschtasche mit sich herumträgt (und gelegentlich auswendig daraus zitiert) auch grössere Kreise zu ziehen vermag. Und das könnte dann ja tatsächlich auch einen glorreichen Anstieg bei der Selbstmordrate zur Folge haben. Wir wünschen den Swellings jedenfalls alles Gute.
Davor jublilierten die Mokicks mit jugendlichen Charme und der lockeren Unbedarftheit ihres Punkrocks. Obwohl sie erst ihren zweiten Auftritt hatten, bewiesen sie Stilsicherheit und viel Selbstvertrauen. Es ist sehr erfreulich, dass es endlich wieder Nachwuchs gibt, der mit sicherem Gespür den Puls seiner Fans fühlt. Das fällt den Mokicks nicht schwer, denn sie sind selbst die Fans, die das tun, was sie sich gewünscht haben, weil's ja sonst niemand macht. Und schon haben wir den DIY-Gedanken, der Punk erst ermöglicht hat. Yep, das ist der richtige Weg. Weiter so!
(Ralf)
Fr. 31.10.03 The Monsters, The Tony Montanas - Stuttgart, Landespavillion (ca. 800 Zuschauer)
Paw! Gedrückt voll! Forget it! Der Umzug der Trash-a-Go-Go-Halloweenparty in den Landespavillion lohnte sich zwar, brachte aber dennoch keine Erleichterung, denn uns blieb auch diesmal kein Millimeter um entspannt Luft zu holen. Hebst Du Deinen Brustkorb, kommen 25 Leute um Dich herum ins Straucheln. Ein unverzeihliches Drama, hätte nicht ein umwerfender Monsters-Auftritt alles wieder gut gemacht.
Den Beatman hab ich noch überhaupt niemals bei so guter Laune gesehen. Der lag mehr auf dem Boden rum als er auf den Füssen stand. Er traktierte Gitarre und Verstärker als hätte er morgen soundso keine Verwendung mehr dafür und probierte jedes Solo um etwa 20 verschiedene Rückkopplungsvariationen anzureichern.
Der Drummer, der ihm den Rücken zuwenden musste, hatte ihn sooft im Kreuz, der wird am nächsten Tag versucht haben, seinen Kollegen zum Tauschen zu bestechen. Im lustigsten Moment der Show, sprang ihm Beatman sogar auf die Standtom und zeigte dem Publikum seinen Blanken. Ich fühlte mich sehr an die Begeisterung meiner allerersten Monsters-Show erinnert, als Beatman im alten Travellers-Club den Chuck-Berry-Walk über die komplette Länge der Bar gab. Es gibt heute noch Leute, die behaupten, mein offenstehendes Maul klappte erst am übernächsten Tag wieder zu.
Von den Tony Montanas hab ich fast nichts gesehen. Als wir kamen spielten sie zwar noch nicht sehr lange, es war aber dennoch kaum möglich, den Ballsaal zu betreten, geschweige denn, nach vorne zu kommen. Ich machte von hinten einen langen Hals und hörte "Teenagerliebe" (!!!). Das brachte mich dann doch erstmal dazu, einen Versuch an der Bar zu starten.
(Ralf)
Di. 21.10.03 Rachel Gordon & The Bad Apples - Stuttgart, Le Fonque (ca. 80 Zuschauer)
Süsslicher Pop-Beat, vorallem beeinflusst von 60er- und 70er-Rock, manchmal fast folkig, manchmal fast punkig. Rachels Stimme war hinundwieder leider zu zart, um sich gegen den dünnen Sound der Band durchzusetzen, dennoch konnte sie mit klasse Songs und auch mit ihrem langen weissen Kleid glänzen. Davor gaben sich die Bad Apples als eigenständige Band ein Stelldichein. Wenn man davon absieht, dass sie einige eher gewöhnliche Coverversionen an Bord hatten und sich mehr als einmal kräftig verspielten, konnten mir die Jungs auch ohne Rachel durchaus gefallen. Musikalisch waren sie etwas härter als mit dem Mädchen, sonst aber genau die selbe Schiene.
Während Rachel auf der Bühne stand, meinte Nathalie noch, dass sie aussähe wie ein Engel. Als sie allerdings nach dem Konzert neben mir stand, auf dem Klo, während ich gerade zu strullen gedachte und mich fragte, wie ich ihr Konzert fand, sah sie viel eher aus wie ein frühreifes Courtney Love-Imitat. Ich meine, man fragt sein Publikum nicht, wie ihm das Konzert gefallen hat. Entweder sie sagen das einem oder nicht, aber wen man nicht besser kennt als sich selbst, den fragt man einfach nicht danach. Ausserdem hatte ich noch nie sehr viel Respekt vor Mädchen, die sich in Jungsklos rumtreiben.
(Ralf)
Do. 16.10.03


The Urges
(Foto links), Cyclub (rechts), Toll - London, Hope And Anchor (ca. 12 Zuschauer)
OK, die Überraschung war schon gross, wenn das eigentlich Problem an Konzerten in London derzeit ist, das man nirgends reinkommt (was wir dann auch selbst erleben durften) und sich an diesem Abend im Hope & Anchor ausser uns und den Bands höchstens noch ein oder zwei andere neutrale Gäste im "Saal" befanden.
Zudem waren Toll gleichmal eine stinklangweilige britische Gitarren-Indieband ohne Profil, ohne Melodie, ohne Drive, ohne Ansehnlichkeitswert, eigentlich ohne alles. Ganz ganz entfernt erinnerten sie mich noch am ehesten an die amerikanischen Slovenly allerdings ohne deren Eigenständigkeit, Schönheit, Esprit und Spielwitz. Den anwesenden Engländern gefiel's allerdings auch nicht sehr, denn Begeisterung kam nicht gerade auf.
"We are Cyclub!" sprach kurz danach ein japanisches Mädchen, ungeachtet dessen, dass sie alleine auf der Bühne stand. Wir meinten, trotz des fast unverständlichen Akzents, herausgehört zu haben, dass sie aus den USA sei und ihre Band Cyclub promoten würde. Da sie nicht auf dem Billing stand, gingen wir davon aus, dass sie wohl zu Besuch in London war und hier ganz kurzfristig einspringen durfte. Kein Wunder, dass sie das geschafft hat, denn mit ihrem unbedarften Charm brachte sie bereits nach dem ersten Song den ganzen Saal auf ihre Seite. Da halfen ausserdem der lange Rock, der wie ein WG-Küchentischtuch aus den 80er Jahren aussah, genauso wie ihr anstrengender, hinundwieder um einige Töne daneben liegender Gesang und das bemühte Geklimper auf der billigen Akkustikgitarre. Voller Inbrunst und mit glücklichstem Grinsen (auf dem Foto leider gerade nicht) schrabbelte sie sich in die Herzen der Zuschauer und liess mich mehr als einmal daran denken, dass wir es hier ziemlich eindeutig mit einem waschreinen "Musical Outsider" zu tun hatten. Die Internetsite der Band liess mich dann aber doch leider wieder daran zweifeln. Zu sehr erinnert mich alles was ich dort sehe an eine Schülerband aus dem bayrischen Vogtland. Egal. Wir werden hiervon nie wieder hören.
The Urges hatte ich mit Spannung erwartet. Ihr Garagenrock war erstmal unschlagbar laut und konnte mit einem permanenten E-Piano-Stakkato vorallem an den Nerven zerren. Der Sänger und Gitarrist verfügte allerdings neben gutem Aussehen auch über eine hervorragende Stimme und hatte ein paar wunderbare, wenn auch wenig originelle Riffs auf Lager. Den Rest der Band hätte man sicher hinter dem Vorhang versteckt, wenn es einen gegeben hätte. In dieser Besetzung werden es die Urges wohl nicht auf internationale Ebene schaffen, grossartige Ansätze waren allerdings zweifelsohne da.
(Ralf)

Di. 13.10.03 Placebo - Karlsruhe, Schwarzwaldhalle (3500 Zuschauer)
Hatte Placebo ja erst im Mai in Stuttgart gesehen. Wer meine Meinung zu dem damaligen Konzert gelesen hat, weiss, dass ich nicht sehr begeistert war. Diesmal war alles anders: Die Band hatte riesig Bock, nachdem der Sound bei der Supportband Skin noch grauenvoll war, bekamen die Placebo-Techniker die Sache nach wenigen Songs in den Griff, obwohl die Schwarzwaldhalle wohl dafür bekannt ist, immer einen miesen Sound zu haben. Insbesondere Molkos Gesang kam wunderbar rüber. Den Bühnengestalter der letzten Tour haben sie gefeuert und jemanden eingestellt, der sie in ihren weissen T-Shirts hervorragend aussehen liess, wesentlich angenehmere und abgestimmtere Farben einsetzte und für Abwechslung sorgte.
Die Songsauswahl war fast gleich und auch die Aushilfsmusiker wurden diesmal deutlich sichtbar auf der Bühne platziert. Zwar hinter den Hauptakteuren und anders gekleidet, klar, doch immerhin konnte man ihnen bei der Arbeit zusehen, sie wurden namentlich vorgestellt und teilweise sogar per Lightshow gefeatured.
Sehr feine Sache, dieses Konzert. Ich bin kein Placebo-Fan, fand es dennoch aber sehr gefühlvoll und beeindruckend. Nachdem wir uns beim Betreten der Halle noch über das langweilige Karlsruher Publikum mokiert hatten, wussten wir das während des Konzerts allerdings durchaus zu würdigen, da man in Ruhe gelassen wurde. Ein braves und dennoch begeistertes Publikum. Genau das Richtige auf einem Konzert, das man lieber in Ruhe aus etwas Abstand verfolgt.
(Ralf)
Di. 07.10.03 Midnight Thunder Express/Renderings - Stuttgart, Universum (30 Zuschauer)
Not much loose in Stuttgart an diesem Dienstagabend. Keine Sau kennt die Seattler Kombo, auch wenn sie mit den Backstabbers und vorallem den Valentine Killers durchaus gute Referenzen haben.
Zunächst aber mal die Renderings aus Mössingen. Haben wir bereits mehrmals rezensiert. Auch heute waren sie wieder in bester Spiellaune, wenngleich sie sich anhand der verhaltenen Publikumsreaktionen vorallem Trotzigkeit abringen konnten. Was aber bitte will man von 30 Leuten an einem ungünstigen Abend denn schon erwarten? Überraschend sprang für den verletzten Gitarristen Fabe übrigens Marcus von Rockstar Pussy ein und löste seine Aufgabe nach nur zwei Proben beispielhaft.
Midnight Thunder Express langten von der ersten Sekunde hin, als gäbe es kein Morgen. Da war Bewegung drin, da war Leidenschaft. Midtempo-Rock'n'Roll, mit Referenzen an MC5, 70s Stones, Stooges, Heartbreakers und anderen. Ich fühlte mich auch sehr an die Humpers erinnert, wenn man denen etwas vom straighten Punkrock rausnehmen und mehr Rock'n'Roll-Swing dazubringen würde. Solche Musik macht Laune, auch den Musikern selbst, die mit vollster Inbrunst bei der Sache waren. Sie mussten zwar hinundwieder lächeln, dennoch schien es ihrer Spielfreude wenig Abbruch zu tun, dass kaum jemand da war. Sie zogen ihr Ding durch und liessen sich niemals beirren. Das Schöne daran war, dass das nicht im Geringsten aufgesetzt rüberkam. Nein, diese Jungs stehen ehrlich hinter ihrer Musik, sind absolut glaubwürdig und lieben ihren Job. Und Ralph on Fyre wird ab sofort alles daran zu setzen, endlich fett zu werden, damit er genauso schön mit den Backen wackeln kann, wie der herrliche Gitarrist von Midnight Thunder Express.
Einziger Mangel war, dass nicht viel von ihren Songs hängen bleibt. Zuwenig Catchyness im Refrain, zuviel Gleichförmigkeit. Dennoch hatte das ganze Set bereits einen sehr stimmigen Aufbau mit einem knalligen und furiosen Finale. Gut gemacht. Wir werden von dieser Band sicherlich noch mehr hören. Wenn ihr wollt gleich am 14.10. in der Tübinger Bierzbrezel.
(Ralf)
Sa. 27.09.03 Dumbell, No Time To Loose - Tübingen, Epplehaus (150 Zuschauer)
Aha, ein Anti-Faschistenfestival. Hatte ich leider nicht mitbekommen. Die meisten Werbebotschaften schaffen es leider nicht bis auf die Alb. Dabei gäbe es massenweise Interessenten dafür. Ich wusste nur, dass Dumbell spielen sollen.
Wir verpassten daher also die ersten beiden Bands des Abends und sahen dafür die Franzosen No Time To Loose, deren Old-School-Hardcore (so nennt man das doch heute, oder?) einfach nicht direkt und catchy genug war, um mein Herz, das aus alter Liebe schon noch für derlei Musik schlägt, zu erwärmen. Die Jungs sind bemüht und sicherlich durchunddurch gute Menschen, doch leiden sie an einer Krankheit, die auch damals schon viele Bands ihrer Art befallen hatte, nämlich den Break-Virus. Zuviele Breaks, zuviel Hinundher, zuviel Tonleiter-Hochundrunter und insgesamt deswegen einfach zu wenig Energie. Auch ihre betroffenen Texte, in denen sie auf Umstände hinwiesen, die sie bereits in längeren Ansagen zu erklären versuchten, und die auf den Tischen im Vorraum auslägen, las ich mir anschliessend nicht durch.
Dumbell verwandelte das Epplehauspublikum dann in ein durchdrehendes Drunterunddrüber. Ich sah nur noch Körper und verzerrte Gesichter. Bierflaschen fielen überall durch die Gegend und obwohl ich versuchte lässig an der PA zu lehnen und mir dadurch ausgerechnet hatte, eine stabile Stütze zu haben, wurde ich mehrere Male böse über den Haufen gerannt und zog mir schwerste Verletzungen an Hüfte und Handgelenk zu.
Dumbell bereitete dieser Enthusiasmus natürlich eine besondere Freude. Es ist auch kein Wunder, dass ihr schmissiger und groovender Punk-Rock'n'Roll so gut ankommt. Sound, Kompositionen, Beat, Ansagen, das offensive Acting und die pure Energie dieser Band sind hierzulande kaum noch schlagbar, jedenfalls nicht an diesem Abend. Dumbell kommen auch aus Köln und klingen sehr ähnlich wie die Cellophane Suckers, sind aber sicher noch eine Spur spektakulärer und mit ihren Entertainerqualitäten den Suckers um Meilen voraus. Dumbell schieben sich hiermit vor den Suckers auf die 1. Danke.
(Ralf)
Fr. 26.09.03 Marvin Firewall & Buddy Breslauer - Stuttgart, Club Hi (100 Zuschauer)
Antje liebt Marvin & Buddy. Und wie ich so dastehe und dem whiskeytrinkenden Schwenninger Duo zusehe, frage ich mich, wen von beiden sie wohl mehr liebt. Ist es Marvin, der mit spielerischem Kalkül die Gratwanderung zwischen Coolness und Selbstironie meistert oder Buddy, der sich hinter seinem Drum schlängelt wie ein Aal? Ist es Marvin, der mit seinen sparsamen Akkorden eine dröge Monotonie erzeugt, die selbst den Gories wenig nachsteht oder Buddy, der die fehlende Bassdrum mit dem Standtom ersetzt und dadurch dem dünnwändigen Gesamtsound die perfekte Note aufdrückt und zu jedem Song eine neue Variante aus dem Hut zaubert, die die beiden dann wirklich zu einer wahrhaftigen "Beat"-Band macht?
Hm!?!! Ich tippe auf Buddy. Snake Buddy, dessen geshoutete Vocals Antje einen Chill übers Rückgrat jagen, während Marvin's Vocals vielleicht doch etwas zu emotionslos sind (was mir persönlich zwar sehr gefällt, aber Antje ist halt ein Mädchen). Ausserdem muss Buddy nicht sooft "Dankedankedanke!" sagen. Antje liebt Buddy!
(Ralf)
So. 21.09.03 Electric FrankensteinElectric Frankenstein, Stereo Satanics - Stuttgart, Universum (100 Zuschauer)
Vor 5 Jahren verwandelte diese Band die Strassen vor den Toren des mittlerweile gesäuberten Limelights in Sodom und Gomorrah. Aber alle Mythen zerbrechen und so fanden sich an diesem Sonntagabend gerademal 100 verschlafene Hauptstädter zum Konzert der "wichtigsten und einflussreichsten Underground-Rockband der letzten 10 Jahre" (Eigenlob) ein. Vielleicht ist es ja auch das augenblickliche Überangebot an vergleichbaren Konzerten gewesen, das die Leute fernhielt oder der ungünstige Wochentag, doch ich behaupte, vor 5 Jahren wäre alles sogar an einem Montagmorgen hierher gerannt und hätte jedes andere Event von der Liste gestrichen, nur diese New Yorker Over-Rockers nicht.
Vielleicht hat's ja auch kaum jemand mitbekommen, schliesslich war die Bookingagentur MAD nicht sehr bemüht, Werbematerial der Band anzuliefern. Ein schlichter Eintrag im Terminekalender, mehr gab es hier in Stuttgart diesmal nicht für die El Frankos.
Offen gesagt wirken mir ihre Songs aber auch nicht mehr so kraftvoll wie früher. Oder kann es sein, dass wir uns nun letztlich doch an ihnen sattgehört haben? Ich kann selbst nicht mehr sagen, wann ich das letztemal eine ihrer Scheiben auf dem Teller hatte, weiss aber mit Gewissheit, dass es eine der ganz alten waren, Teenage Shutdown, Demolition Joyride und so. Soll uns das was sagen? Ist der Stern halt schlicht und einfach mittlerweile am Verblassen?
Egal. Als Supportakteur des Abends war ich jedenfalls nahe am Geschehen und durfte erstmal miterleben, wie MAD ihre Schützlinge ohne Anfahrtsplan auf die Reise schickten, was dazu führte, dass sie statt 18 erst um 21 Uhr eintrafen, während schon die ersten Gäste vor der Hütte standen. Sie schienen trotzdem froh, endlich angekommen zu sein und den Ritt von Belgien nach Stuttgart überstanden zu haben. Bis auf Sal Canzonieri, der immerbeschäftigte Motor der Band, schienen sie dennoch gut gelaunt und gesprächig. Sal wirkte anschliessend während der Show auch ziemlich müde. Das Rock'n'Roll-Leben ist eben nicht immer ein Zuckerschlecken.
Wegen des späten Ankommens verzichteten sie auch auf den Soundcheck, was sich beim Auftritt negativ bemerkbar machte. Sie waren zwar lauter als der Support Stereo Satanics, dafür aber ziemlich matschig und dröhnig und die Stimme war kaum durchzuhören.
Das Lineup ist bis auf Sal und Sänger Steve Miller seit ihrem letzten Deutschland-Besuch komplett neu und komplett schlechter. Miller spielt nun selbst Gitarre. Das tut er auch gut, aber nicht so gut wie seine Vorgänger in diesem Job, sein Gesang leidet jedenfalls offensichtlich nicht unter der Doppelbelastung. Und der enorme Drive des ehemaligen Drummers Rob Sefcik fehlt einfach.
Das Fazit ist schnell gezogen: Electric Frankenstein spielten vor gerademal 100 Leuten, an einem müden Sonntag und nach einer Fahrt von 6 Stunden, nach einem sicherlich anstrengenden Wochenend-Gig und ohne Soundcheck. Da braucht man nicht erwarten, dass die Band die Show ihres Lebens hinlegt. Also Schwamm drüber. Die können sicher besser, ich hoffe es zumindest noch, doch heute war einfach nicht mehr drin.
Electric Frankenstein gilt als eine der aktivsten, besten und beliebtesten Bands des High-Energy-Rock'n'Rolls, sie sind hochgeschätzt und -beachtet in der Musikszene und -presse, unter ihren Fans befinden sich Ikonen wie Joey Ramone, Jon Spencer, Metallica, Pearl Jam und Monster Magnet, die Underground-Art-Szene reisst sich darum, ein Cover der Band zu kreieren (sie haben eingeschlossen aller Sampler, Singles und Alben über 100 Schallplatten veröffentlicht) und wir vom Kickin' Ass haben sie als Massstab für unser Rankingsystem herangezogen. Dennoch: Wenn man den Titel ihres ersten Albums "The Time is Now" als Situationsbeschreibung angesehen haben möchte, dann sage ich jetzt: The Time is Over! Das tut weh und noch mehr wenn man, wie ich, nicht glaubt , dass El Franko den günstigsten Moment des Abtretens wahrnehmen werden, denn ich denke, dass er schon in der, wenn auch jüngeren, Vergangenheit liegt.
Eine Band die viele Superlative erreichte, doch ich denke, dass sie aus dem Underground eh niemals herausschielen wollen und werden. Dazu sind sie einfach auch zu hässlich und selbst im Underground möchte man heute hinundwieder auch mal was fürs Auge haben. Dennoch zeigt mir das Beispiel Electric Frankenstein, die Hoffnung nicht zu verlieren, dass es auch heute noch Bands gibt, die nur wegen ihrer Musik berühmt werden und wo Rumhampeln, Schocken oder Gutaussehen wenigstens eine Zeitlang den Spass nicht trüben. Das Gute im Menschen wird noch Weiterleben, auch wenn Electric Frankenstein abtreten und wir wünschen Ihnen hiermit, dass sie eines möglichst baldigen Tages einen würdigen Abschied finden werden.
(Ralf)
Do. 18.09.03

Royal Beat ConspiracyThe Royal Beat Conspiracy, Cha Cha Guerillas - Karlsruhe, Substage (100 Zuschauer)
Stockholms Beatverschörung liegt irgendwo im Niemandsland zwischen Rock'n'Roll, Pop, 60s und 70s. Ihre Musik ist teilweise partytauglich, teilweise einschläfernd, in der Regel aber wenig originell und orientiert sich an sehr ordinären Songmustern. Sie wirken etwas verstaubt aber nicht retro. Man kann sie einfach schlecht greifen, möchte ihnen das aber dennoch nicht gutschreiben. Auf der Bühne wirken sie etwas ungelenk und mürrisch, bis auf den Sänger, der abdreht, herumspringt und ständig durch die Publikumsreihen tanzt, ohne aber wirklich direkt Kontakt aufzunehmen. Leider sieht er mit seinem weissen Flatterhemd und der leuchtenden Glatze auch ein wenig unpassend aus.
An einem guten Tag kann die Band sicherlich eine Menge Spass bereiten, an einem schlechten wird sie Dir auf die Nerven gehen. Zudem bauen sie eine Menge Covers ein, die sie zwar elegant an ihr eigenes Soundkostüm anpassen, was am Ende aber dann wieder die Befürchtung aufkommen lässt, ob die besten der vermeintlich eigenen Songs nicht auch gecovert sind.
(Ralf)

So. 14.09.03 The Cramps, Trashmonkeys - Stuttgart, LKA
Wir waren ausnahmsweise schon relativ früh am LKA, da wir befürchteten, dass der Laden brechend voll wird. Die erhoffte Trash-Show des alten Haudegens Lux Interior wollten wir uns natürlich so nah wie möglich am Geschehen reinziehen. So staunten wir nicht schlecht, dass vor der Bühne noch eine ziemlich lockere Atmosphäre war und man sich sogar noch gemütlich ein Bierchen genehmigen konnte.
Wir standen also relaxed und erwartungsvoll ganz vorn an der Bühne, als die Trashmonkeys ihre Instrumente ergriffen und genau den richtigen Sound machten um uns in totale Partylaune zu versetzen. Hatte vorher gar nicht realisiert, dass die Jungs heute hier auftreten.
Ich verpasste leider den letzten Gig, Anfang des Jahres im Vaihinger Universum, hatte aber natürlich Ralph on Fyres Bericht und Plattenkritik gelesen. Und dem gibt es nichts hinzuzufügen. Wirklich große Klasse die Jungs. Das macht einfach Spaß, so'n Zeug könnte ich mir von früh bis Abend reinziehen, die pure Lebensfreude bricht dann in mir aus.
Nachdem wir unsere Kniescheiben ausgiebig im Wind geschüttelt hatten und unsere Gesichter ein breites Grinsen zierte, betraten, nach einer erstaunlich kurzen Umbaupause, die alten Trashhelden/innen die Bühne.
Da ging es doch schon etwas düsterer zur Sache. Nichtsdestotrotz johlte die Menge schon beim ersten Song begeistert und Poison Ivy sah mit ihrem schwarzen Lackmini und den Leoparden- Highheels schon extrem scharf aus. Da sieht man mal wieder, dass R'n'R jung hält. Wenn man überlegt, was die Dame schon alles auf dem Kerbholz hat ... Lux regierte jedoch von Anfang an das Geschehen und er zelebrierte sich und alles was das Publikum von ihm erwartete
mit Hingabe. Und dabei war er für meine Begriffe ziemlich freundlich, ja sogar nett zu seinen Fans. Im Gegensatz zu Poisen Ivy, die während des ganzen Konzertes keine Miene verzog und voll böse kuckte.
Lux Interior stieg ständig von der Bühne und schleckte die Leute unten ab, so daß ich seine blutunterlaufenden Augen sah, und doch ganz froh war, nur in der zweiten Reihe zu stehen.
Es wurden ziemlich viel neue Songs der aktuellen Veröffentlichung gebracht, die wie ich fand, an die frühen Sachen der Cramps anknüpfen und wirklich krachen. Hut ab, auf die alten Tage noch so eine Power! Es wurden natürlich aber auch einige alte Hits, wie "I'm Cramped", "Sunglasses After Dark" oder "Mad Daddy" zum besten gegeben.
Zwischendurch gab es dann noch ein kleines Memorial zum Gedenken an die, leider am Vortag verstorbene, Legende Johnny Cash und der Bassman präsentierte stolz sein großes Tattoo vom Guru der schwarzen Seelen.
Durch die begeistert "Zugabe" brüllenden Leute und einigem Rotwein aufgestachelt, holte Lux zum obligatorischen "Surfin Bird" das Letzte aus sich raus, präsentierte seinen weißen Arsch und alten Schniedel, wälzte sich über die Bühne, kletterte mit heruntergelassenen Lackhosen auf alle Lautsprecherboxen die im LKA verfügbar waren und vorbog noch mindestens einen (seiner selbst mitgebrachten, Anm. Ralph) Mikroständer. Super, so hatten wir uns das vorgestellt!
Nachdem er mit Ivys Stiefel und dem Mikro noch ein paar unanständige Sachen machte, beendete sie diese denkwürdige Zugabe mit ohrenbetäubendem Noise, indem sie mit dem Absatz ihre Gitarre und meine Trommelfelle quälte, so dass ich einen ordentlichen Brummton mit nach Hause nahm.
Der Abend war auf jeden Fall die Kohle wert, und als ich nach der Shuttlefahrt in Mr. Black Jack's Chrysler wieder zu Hause ankam, war ich trotz vorgeschrittener Stunde noch so aufgekratzt, dass ich mir nochmal das komplette, frisch erstandene Vinyl der Trashmonkeys reintun musste.
Für's munter werden am Morgen danach, brauchte ich dann doch ein gutes Aufputschmittel, und so warf ich meinen alten Phono an, ließ die Clubtown-Scheibe laufen und die Welt war wieder in Ordnung.
(El Zillos)
Sa. 13.09.03 Demolition SpitfiresSmash Down Festival - Bisingen, Parkplatz Motor-Götz (500 Zuschauer)
Angespornt von dem überwältigenden Erfolg des Springcore-Festivals im Mai liessen sich die Macher der Balinger Filmzitateraten-Website nicht lange bitten und sorgten für Nachschlag, diesmal in einem Zelt auf dem Bisinger Industriegebiet. Wie beim Springcore gab's 4 Bands, ein lockeres aber funktionierendes Team und einen diesmal leider etwas kleineren Haufen Jugendlicher mit Lust auf Punk. Ne Menge Kids brachten es auch fertig, trotz der Kälte, draussen vor dem Zelt auszuharren. Da ein Teil der Bewirtung VOR dem Zelt stattfand, dachte sich wohl so mancher, dass ihm das bereits reicht. Schwaben eben.
Wenn Pünktlichkeit aus eine schwäbische Tugend ist, dann setzt sich das Kickin' Ass Team eher aus Antischwaben zusammen, da man sich mal wieder erst zu späterer Stunde zu dem Treiben gesellte und, ganz gentlemenlike, anderen den Vortritt beim Warmup der Party überliess.
Das führte allerdings dazu, dass man den viel gepriesenen Auftritt von Mom's Day verpasste. Die sympathischen Albstädter Jungs, die mit zwei ausgezeichneten Leuten an Gesang und Drums und einem offensichtlich sehr freundschaftlich-intakten Bandgefüge aufwarten können, brachten die bereits zahlreich anwesenden Jugendlichen gehörig ins Schwitzen und lieferten, ich stütze mich auf mehrere kompetente Quellen, angeblich eine ihrer bislang besten Shows ab. Punks up!
Auch Chilling Blend, eine ebenfalls sehr junge Alternative-Rockband aus Balingen mit Skunk Anansie-Gesang, mussten wir leider fast ungesehen passieren lassen. Ich denke, dass ich beim Ausklang des letzten Akkords das erstemal in die Nähe der Bühne kam und mir daher kein Urteil erlauben möchte.
Beide Bands werden, gemessen daran, wie gefragt sie heute schon sind, in wenigen Jahren zur oberen Liga der örtlichen Szene gehören (wenn nicht noch mehr) und sich nicht mehr mit den Opener-Unannehmlichkeiten herumschlagen müssen.
Zeit für die Helldorados aus Esslingen, die mir mit ihrem äusserst unsympathischen, gekünstelten, unsäglich overacteten Gepose des Sängers nicht viel Angenehmes boten. Sie kommen unübersehbar aus der Hardrock- oder noch schlimmeren Kreisen und vermurgeln Versatzstücke von halbwegs aktuellen Skandinavien-Punkrock-Lahmärschen mit den Trademarks des High-Energy-Hardrocks a la AC/DC, können es sich aber nicht verkneifen alte Lieben bis zu kurzen 70er Progrock-Einlagen aufzufahren.
Den Helldorados gebührt hiermit die Ehre, die allererste Band zu sein, die beweist, dass das Genre dabei ist, sich selbst in den Schwanz zu beissen. Die Generation hat sich spätestens jetzt einmal überlebt.
Punk entstand, weil Bands wie Emerson, Lake and Palmer oder Yes (um noch die besseren zu nennen) in musikalischen Pathos abdrifteten, der geradzu danach schrie, mit dem Vorschlaghammer in Stücke gehauen zu werden. Die Helldorados sind die erste "Rock'N'Roll"-Band, die ansatzweise wieder erschreckende Referenzen an dieses Gedüdel führen und somit beweisen, dass sie nun wirklich absolut gar keine Ahnung haben, was die Motivation der Pioniere ihrer Musikgattung waren, der sie sich so gerne zugehörig fühlen würden. Sorry Helldorados: You're not one of us!
Es ist auch wirklich interessant zu sehen, wie ausser dem Sänger keiner der Band diese Haltung wirklich tragen kann. Sie wirken etwas unsicher bei dem was sie tun und das wundert mich wenig. Der Sänger übertüncht das eben mit Schminke und Gepose. Es tut mir fast schon ein wenig weh, diesen anspruchsvollen Musikern so vor die Karre zu treten, doch sie haben sich einfach für die falsche Musik entschieden. "Go back to your roots and do what you can!" möchte man ihnen zurufen.
Die letzte Band des Abends, Demolition Spitfires, ist die Spielwiese eines der talentiertesten Songwriters den Balingen jemals ausgespuckt hat: Gitarrist Daniel Schandock schreibt alle Songs und alle Texte und hat die richtige Band hinter sich, die seine Visionen umzusetzen versteht. Das Gedankengebäude DS (ich glaube zwar nicht, dass es gewollt ist und irgendwas zu sagen hat, dass die Initialen des Bandnamens dieselben sind, wie die des Bandleaders, finde es aber sehr interessant) beginnt irgendwo bei Velvet Underground, führt über Who (upps, der einzige Griff ins Klo, den sich die Balinger heuer leisteten, waren zwei nicht sehr gut gespielte Who-Covers, if you know whaddamean) und findet das Ende der Zeitleiste bei zeitgenössischem Underground-Pop-Punk wie den Strokes, ohne jedoch irgendwas davon in irgendeiner Art zu sehr zu vereinnahmen. Der Sound ist völlig eigen, ist bei jedem Akkord völlig vom Trademark Schandock durchflutet.
Das Publikum honorierte die Qualitäten der Band und machte ordentlich mit, mich selbst eingeschlossen. Ich fand den Auftritt offen gesagt ziemlich legendär, doch bekenne ich gerne, dass mein fortgeschrittener Alkoholpegel dieses Superlativ untermaueren könnte. Das soll hier dennoch nicht schmälern, dass Demolition Spitfires weiterhin zu einer der ungewöhnlichsten und besten Bands des Umlandes gehören. Die Songs sind einmalig, der neue Sänger Sascha fand besser denn je zu Stil und Ton (auch wenn seine Klamotten diesmal eher an einen Camper erinnerten, siehe Foto) und die Rhythmusgruppe um Basser Jens und Drummer Matthias stand wie eine 1. Darüber und darunter Daniels Gitarrenriffs. Fragil und hart zugleich und mit einem Sound der mich diesmal wirklich umhaute. Ich schätze, dass er seine Saiten seit Ewigkeiten nicht mehr gewechselt hat. Das klang wirklich extrem muffig und sehr retro. Also genau wie ich es mag.
Und so wurde es doch noch ein wirklich schöner Abend. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das auch Patty und Alex (die Chefs des Abends) so sehen, da sie von Anfang bis Ende eher betretene und abgeschaffte Mienen auf ihren sonst so gutgelaunten Gesichtern trugen. Ich denke aber trotzdem, dass man auch mit 500 Gästen mehr als zufrieden sein kann. Auf alle Fälle sind die Veranstaltungen und vorallem die professionelle und doch lockere Art, wie sie abgewickelt werden, der Filmzitateraten-Leute eine ganz ganz wichtige Bereicherung unserer Live-Konzerte-Landschaft und wir rufen alle: "Macht weiter, wir brauchen Euch!"
(Ralf)
Do. 11.09.03

Rob YoungerRadio Birdman - Bielefeld, Forum (500 Zuschauer) - Das Foto ist von der Website der Birdmen geklaut. Thank you.
Radio Birdman gründeten sich 1974 in Sydney. Nach dem heute noch als eines der besten Werke der siebziger Jahre (sodenn man auf Rock'n'Roll steht) bezeichneten Album "Radio Appears" löste sich die Band 1978 kurz nach einer England-Tour und den Aufnahmen zur zweiten LP "Living Eyes" wieder auf. In der Folgezeit blieb Sänger Rob Younger der einzige, der kontinuierlich dem Rockbusiness verschrieben blieb, sich als Produzent einen Namen machte und bis heute in immer wieder wechselnden Besetzungen bei seiner anderen Band "The New Christs" singt. Ausser ihm brachte es nur Gitarrist und Mastermind Deniz Tek auf ein paar Soloplatten.
1996 kam die Reunion und die live vor Publikum im Studio eingespielte LP "Ritualism". Es folgten, so wie es die Zeit der arbeitenden Männer zuliess, verschiedene Touren und nun, 29 Jahre nach der Bandgründung ... ENDLICH: Radio Birdman in Deutschland, auf einer Bühne in greifbarer Nähe, nur lässige sieben Autostunden von zuhause entfernt. Da war die Reise nach Bielefeld nicht nur Pflicht, sondern eine Erfüllung von Jugendträumen. Radio Birdman ist schlicht und einfach die legendärste australische Rock'n'Roll-Band (etwa denselben Ansatz hatten bspw. die Saints, die aber niemals so angesehen und keineswegs als so einflussreich angesehen wurden als Radio Birdman), die, wie ihre amerikanischen Pendents, allen voran MC5 und die Stooges, dreckigen Gitarrenrock zu einer Zeit pflegte, als hierzulande noch Leute wie Udo Lindenberg zur subversiven Oberklasse gehörten.
Nach dieser langen Einleitung nun zur Auflockerung erstmal ein paar Zitate der mitgereisten Mädchen:
Immylou (vor dem Konzert): "Die werden aussehen wie die Rolling Stones nur mit besseren Klamotten."
Immylou (nach dem Konzert): "Das mit den besseren Klamotten nehme ich wieder zurück."
Nathalie (während des Konzerts): "Der Sänger ist tot!"
Immylou: "Deniz Tek hat doch gepumpt!" (angesichts der dicken Arme und des Brustpanzers)
Wie auch immer die verschiedenen Gewichtungen von Aussehen und Klamotten sich mit den Erwartungen aufwiegten oder nicht: Die alten Herren gaben Gas und knallten einem Hit auf Hit um die Ohren, als wären sie nicht zwanzig Jahre sondern nur 20 Stunden von der Bildfläche verschwunden gewesen. OK, hier und da rumpelte es, doch wer will schon eine perfekte Show von einer Band sehen, die für Raw Power und für nichts sonst steht.
Der Sound war exzellent und erinnerte wirklich sehr an den muffigen Klang der RB-Platten. Tek spielt auch immer noch seine alten Klampfen, nur Chris Masuak trug das ganze Konzert über eine durchsichtige 80er-Jahre-Gitarre an einem dicken Nietenledergürtel, mit dem man auch einen Lastaufzug hätte betreiben können. Die Zweifel an der Gestalt des zweiten Gitarristen blieben auch nach dem Konzert zunächst noch bestehen, denn der glatzköpfige, lederbeschurzte Typ an der Plexigitarre sah so ganz und gar nicht nach dem zweiten Gitarristen der originalen Radio Birdman aus. Offen gesagt, fand ich ihn sogar ziemlich peinlich und mit seinem Chorus, den er nur allzugerne einsetzte, hätte ich ihm am liebsten die Sonnenbrille von der Nase geschlagen, die er sich das ganze Konzert über nicht abzunehmen traute.
Dennoch, für alle die es auch heute noch nicht glauben wollen: Ja, er war es. Ausser Basser Warwick Gilbert (der als Graphiker übrigens für das exzellente RB-Logo verantwortlich ist und heute bei Disney als Animator arbeitet), für den Jim Dickson die dicken Saiten anschlägt, sahen wir Radio Birdman in ihrer besten Besetzung, mit der sie auch alle Platten aufnahmen.
Die Jungs hatten jedenfalls ne Menge Dampf und Power für 90 Minuten, auch wenn Youngers Stimme manchmal etwas abkackte. Er liess es sich auch nicht nehmen, den ganzen Gig über eine Bierflasche in der freien Hand zu balancieren und nach der Show erstmal Shot auf Shot Tequila herunterzustürzen. Im Gegensatz zu seinem Äusseren scheint er doch noch sehr lebendig zu sein. Fragt sich bloss wie lange noch, haha.
Die Meute hatte ne Menge Spass und man sah, dass sich hier wirklich zu 90 Prozent wahre Fans versammelt hatten, die auch die Platten der Australier im Schrank stehen haben. Bei "You're Gonna Miss Me", das RB auch schon im Studio coverten, pflügte sich zwar ein Turbojünger kurz mal wie ein Holzfäller vor die Bühne, doch ansonsten fielen mir keine dämlichen Crowdaktionen auf, ausser den ständigen Zwischenrufen, die Younger und Co. aber recht lässig ignorierten, auch wenn die Pausen zwischen den Songs einige Male ganz schön lang waren (Monitorprobleme?) und eigentlich zum Diskutieren eingeladen hätten.
Ja, wir werden Euch vermissen, liebe Radio Birdmen. Insofern war der Roky Erikson-Klassiker das passende Schlusswort einer Band, die wir mit etwas Pech heuer zum ersten und zum letztenmal auf deutschen Bühnen sahen. Australien ist ein weiter Weg, doch vielleicht ist den Oldsters hiermit klar geworden, dass es auch in Deutschland ne Menge Fans gibt und wenn es Younger und Co. noch überleben und Tek sich keinen Bruch hebt, wer weiss ...
(Ralf)

Sa. 06.09.03

Rock am Fichtenwald - Vöhringen, Fichtenwald (400 Zuschauer)
Rock am Fichtenwald stinkt! Irgendwas ist hier faul. Man protzt mit einem grossen Zelt, einer Riesenbühne, fetter PA und einer zweistöckigen Mixingstation. Leute waren auch genügend da. Alles also eigentlich aufs Beste eingestellt.
Als aber die zweite Band des Abends (die erste verpassten wir knapp), die Hicktown Heroes, anfing, offenbarten sich die ersten Unstimmigkeiten. Der Sound war kraftlos und leise. Das Schlagzeug hatte keinen Druck, die Gitarre war zu leise, der Bass schepperte und nur der Gesang war anständig ausgesteuert. Die Frage war erstmal nur, ob's an der Anlage oder an der Band lag, doch da ich die Hicktowns schon unzählige Male wesentlich besser sounden gehört habe, konnten höchstens PA oder PA-Techniker als Schuldige verdächtigt werden.
Der nächste Downer war die Stimmung im Zelt. Das Publikum befand sich zu 80% hinter dem Mischpult und war nur an Quatschen und Trinken interessiert.
Da konnten sich die guten Albstädter Rock-Helden natürlich abplagen wie sie wollten, alle Mühe war vergeblich. Sie standen total alleine gelassen im Regen. Unter solchen Vorausetzungen KANN keine Band gut rüberkommen. Auch der Bitte des Sängers Michel nach etwas mehr Monitorsound kam der Mixer nur zögernd, wenn überhaupt nach. Da keinerlei Anzeichen von Feedback wahrzunehmen waren, vermute ich schlichtweg Verweigerung. Eine Frechheit, nicht nur der Band gegenüber sondern auch dem zahlenden Publikum, das nicht dafür bezahlt hat, dass ihnen mögliche Qualität vorenthalten wird.
Nach dem siebten oder achten Titel wurde den Hicktowns dann über das Talkback-Mikro kurzerhand "Eure Zeit ist vorbei" zugeraunt, ohne Gnade, ohne vorherige Ankündigung, in anmassendem Tonfall, völlig niederträchtig und würdeverwehrend.
Als Basement 6 aus Stuttgart (eine langweilige und uninteressante Popband, die ihren Sound mit modernem Numetal-Sound und jeder Menge Samplingeinlagen an die aktuelle Musiklandschaft angepasst haben) den ersten Ton anschlugen, war klar, dass die ersten Bands am Fichtenwald so unsäglich verheizt wurden, wie ich das in meinem Leben bisher nur vom Hörensagen und aus längst vergangenen Zeiten kannte.
Der Sound war etwa doppelt so laut, es leuchteten Scheinwerfer auf, deren Einsatz den Hicktown Heroes verwehrt wurde, so dass Basement 6 vom ersten Augenblick an einfach besser und professioneller rüberkamen.
An wem das lag weiss ich nicht. Ich sage nur eins: Es stinkt zum Himmel und ich verstehe es nicht. Warum holen die sich überhaupt Bands, wenn sie sie dann mit vollster Absicht derart untergehen lassen und ihnen jede Chance nehmen, dem Publikum einen ansprechenden Auftritt zu bieten. Ich meine, 4 Euro sind nicht viel, aber ich habe mich um mein Eintrittsgeld betrogen gefühlt. Man bekommt hier die Qualität der Musik beschnitten. Eine Frechheit ohnegleichen. Und wenn Basement 6 da selbst ihre Hände im Spiel hatten oder es dulden, wenn ihre Helfer oder Manager solch Schindluder treiben, dann frage ich mich, wovor sie sich fürchten, wenn sie es nötig haben, unbekannteren Bands den Sound vermixen zu lassen und ihnen technischen Möglichkeiten vorenthalten, die sie dann selbst nutzen, um besser dazustehen. Haben sie etwa Angst davor, eine Vorband könnte sie an die Wand spielen? Dann scheinen sie ja von ihrer eigenen Qualität nicht sehr überzeugt zu sein.
Hey, nur Spekulation, aber wer sonst sollte Interesse daran haben, dass den Vorbands der Sound versaut wird. Alles andere könnte ich zweimal nicht verstehen, weil da kein Konkurrenzdruck besteht und der Veranstalter selbst ja am meisten daran interessiert sein müsste, seinen Gästen etwas zu bieten.
Schwach schwach schwach. Ich werde nachforschen und wir werden sehen.
Wir waren jedenfalls so angekotzt von dieser Scheisse, dass wir nach zwanzig Minuten Basement 6 Leine zogen. Zudem war, wie schon erwähnt, absolut null Stimmung im Volk. Auch Basement 6 konnten trotz allem nur wenig mehr Eindruck hinterlassen und mussten um regere Teilnahme betteln.
So wie ich das einschätze, ging die Planung der Veranstaltung an den Wünschen der Kids vorbei. An Livebands, zumindest an solchen, die eigene Songs schreiben, hatte man kein Interesse. Deswegen konnte die Westernhagen-Coverband vom Vorabend auch mehr reissen. Wir selbst kehrten dem Fichtenwald-Festival jedenfalls schleunigst den Rücken und ich werde den Teufel tun, hier irgendwann mal wieder einen Fuss reinzusetzen. Pfui!
Keine Wertung. Die Hicktowns durften ihre wahre Qualität nicht zeigen und Basement 6 hatten keine zu bieten, ausser abgeklatschter Popsongs im Metalgewand (sie nennen sich selbst ja auch Schlagermetal - wie bezeichnend). Lautstärke und Lightshow können auch nicht vertuschen, was am Song fehlt.
(Ralf)

Fr. 25.07.03 The Movement - Stuttgart, Club Hi (90 Zuschauer)

Die dänischen Jam! Fast ein bisschen ZU Jam, aber echt genial. Spritzige Songs, gute Stimme, super durchgeknallter Drummer und wunderbare Musiker. Sie sind nicht mehr die Jüngsten, aber dafür perfekt eingespielt. Geiler Abend, geile Band!! Seht Euch die an, solange sie noch unterwegs sind.
(Ralf)
Sa. 19.07.03

The Masons, The Renderings - Tübingen, Schützenhaus (80 Zuschauer) (Fotos von Michi Sulz. Thank you, man!!)
Wegen des Afro-Brazil-Fests, das über Tübingen tobte, wurde dieses Konzert kurzerhand in das Tübinger Schützenhaus verlegt. Schützenvereine sind komische Vereine und komisch sind konsequenterweise auch deren Vereinsheime. Ein recht grosser, hoher Raum mit durchweg gefliestem Boden, an dessen Ende sich die zusammengebastelte Bühne geradezu verlor. Akkustisch nicht ganz ideal, taugt der Raum für Konzerte jedenfalls nicht.
Die Leute tröpfelten nur sehr spärlich rein, denn der angeschlossene Biergarten lud bei dem guten Wetter zum Draussenverhocken ein. Bei den Renderings verloren sich keine 20 Leute im Saal und das war dann doch deutlich zu wenig, um auch nur den Ansatz eines guten Sound hinzubekommen. Der Schall schoss kreuz und quer durch den Raum und prallte unabgelenkt von jeder Wand wieder zurück. Nur direkt vor der Bühne war's erträglich.
The Renderings Auch wenn sie mir diesmal nicht ganz so gut gefielen: Die Mössinger haben den Bogen raus. Etwas mehr Eigenständigkeit und etwas weniger California-Feeling ("Weichspülermusik", sagte Maze, aber der will ja eh grade nur noch "bööööse" ... ) wären für mich zwar schöner, doch spielerisch und soundmässig sind sie absolut on top.
Die Ramones- und Misfits-Wurzeln sind nicht zu überhören aber dagegen gibt's ja wenig einzuwenden. Ich teile derzeit sowieso alle Punkrock-Bands erstmal in zwei Lager: Diejenigen, deren Roots auch wirklich im Punk liegen und diejenigen, die vom Hardrock kommen. Erstes gut, zweites scheisse.
Ausserdem machen sie schlicht und einfach Spass, weil sie mit 100% Herz bei der Sache sind. Das honorierten dann auch die wenigen Zuschauer. Die ungelenken Pogo-Bewegungen der Tübinger Punker waren jedenfalls wieder die Reise wert.
The Masons Auch bei den Masons waren zu wenig Leute da um genügend Dämmmaterial für einen akzeptablen Sound zu stellen (ich erinnere mich da immer wieder gerne an den Supersonic X-Mixer Häns from London, der in ähnlichen Clubs immer sagte, dass nu am Besten jede Menge Leute mit dicken Wollpullis kommen sollten).
Die Kalifornier jedenfalls störten sich offensichtlich nicht sehr daran oder hatten sich schon längst damit abgefunden. Sie haben sich übrigens wieder mal umbesetzt. Der Bassist der letzten Tour ist mittlerweile zum zweiten Gitarristen aufgestiegen und der neue Basser sieht aus, wie 1971 eingefroren und 2003 wieder aufgetaut. Das Witzige ist, dass das bei den Masons ja cool ist. Bei uns hier auf dem Lande, wo solche Gesellen auf Stadtfesten und ähnlichem dutzendweise anzutreffen sind, ist es das nicht unbedingt. Aber egal.
Ungeachtet aller Widrigkeiten trieben uns die Masons wie immer zur Ektase. Keine Band bringt ihren 70er-Drogenrock so cool, so eingängig und so energisch rüber. Die frenetischen Schreie der Fans, insbesondere der wüst trinkenden Kickin-Ass-Crew, rangen den Brüdern aus LA dann sogar das eine oder andere Lächeln ab. Wer die Masons schon mal live gesehen hat, kann sich also denken, wie merkwürdig dieser Abend war.
(Ralf)

Fr. 18.07.03

RockXplosion - Warmbronn (400 Zuschauer)
"Hey, ist ja richtig schön hier." Nach anderthalb Stunden im Autobahnstau an einer Nachtbaustelle (dabei war es noch gar nicht Nacht) war die gute Laune ruckzuck wieder da. Maze, den ich ja im Zusammenhang mit Musik, die er gerade mag, nur noch das Wort "BÖÖÖÖSE" sagen höre, bekam dann auch was er wollte, denn wir hatten uns wirklich den musikalisch grimmigsten Tag des diesjährigen RockXplosion-Open Airs ausgesucht.
Auf der Bühne bollerten gerade Unbound aus Stuttgart und unser Erstaunen war gross, dort einen alten Bekannten am Gesang zu erkennen. Der gute Mann war seinerzeit Frontman von Tieflader, nebenher auch Covermusiker mit 4 Zylinder und in der Freizeit Hansdampf-in-allen-Jauchegruben. Immer auffällig, meistens peinlich bis zum Anschlag, aber immer für einen ansprechenden Sideeffect gut.
Unsere Vorurteile brökelten allerdings schnell. Es vergingen etwa 3 schweigende Minuten, dann sahen Matthias und ich uns an und beschlossen einstimmig: Unbound sind echt klasse. Das ist nicht mein Leben, was die da spielen, aber was sie tun, das tun sie verdammt gut. Der Dreier an der Front wirkt mit den abgeschnittenen BW-Jeans, den schwarzen Muscleshirts und den Stiernacken enorm bedrohlich. Kein Scheiss. Dazu schwerster Metal-Sound a la Pantera (sagte Maze. Ich kenn mich da leider nicht aus und deswegen kann ich für solche Aussagen keine Gewähr übernehmen), der einem ein äusserst unangenehmes Gefühl verleiht. Die Gitarre schlug ziemlich schräge Riffs an und sägte uns nonstop an der Schädeldecke herum. Bass und Drums hämmerten die Magengrube kaputt und der Sänger grunzte nur. Und wenn ich NUR sage, dann meine ich auch NUR. OK, er schrie auch noch ein wenig, aber meist grunzte er.
Der Sound in Warmbronn war übrigens perfekt. Und wenn ich sage PERFEKT, dann ... nee, wirklich absolut überzeugend: PA und Mixer könnten besser nicht sein. Da blieben unsere Klappen ganz schön weit offen, Leute. Ehrlich.
Und noch einen konnten Unbound draufsetzen: Die Teenie-Dorfpunks in ihren Rammstein T-Shirts, die sich, auf der Absperrung stehend, das Hirn rausgemosht hatten, wurden nach dem Ende nicht nur mit Drumsticks und Handtüchern in einen wahren Freudentaumel versetzt, nein, es gab direkt von der Bühne runter CDs für jeden, der schnell genug seine Hand hinstreckte ... also auch für einen flinken Matthias. Das war extrem cool und beeindruckte uns sehr .
Nach so einem Einstieg waren wir bester Dinge und die hereinbrechende Dunkelheit verschuf uns einen denkwürdigen Auftritt von End Of Green. Auch hier gilt für mich wieder: Immer fetter, das ist nicht mein Motto und melancholischer Alternative-Metal mit Gothic-Einschlägen schon zweimal nicht. Aber End Of Green sind so locker und sympathisch (wir hatten sie ja zuletzt auch aufm Kickin Ass), dass ich da keineswegs abschalten kann. Und was die Buben da bauten, das waren Mauern aus Niveau und Gefühl. Wiedermal zog das Dreigestirn aus gutem Gesang, gutem Drumming und gutem Songwriting. End Of Green versetzten die Warmbronner wirklich in Ekstase. Ich habs mit eigenen Augen gesehen.
Last Act: Ektomorph. Maze kannte die und war schon ganz glitschig. Die Ungarn kamen erst kurz vorm Auftritt, nach 48 Stunden Odysee mit Autopanne, nicht Schlafen und allem was dann so dazugehört, an und waren natürlich sehr müde. Dennoch gaben die jungen Burschen alles und das war: Sepultura meets Pantera (Maze), militärisches Outfit, schräge magenumwühlende Gitarrenriffs, Geschrei, ungeheuer antreibende, teilweise vertrackte Rhythmen, Jump-Einwürfe und auch hier, wie bei allen drei Bands, die wir an diesem Abend sahen: Absolute Hingabe!
Hier findet kein Fake statt, diese jungen Menschen leben das, was sie präsentieren. Forget the Southside!
Das Publikum zeigte sich dementsprechend dankbar. Eine sehr lustige Zieh- und Schieb-Aktion am Absperrgitter (Publikum gegen unausgebildete und völlig überforderte Securitykräfte) verschaffte mir ein Dauergrinsen. Als ich nach einer Viertelstunde genug davon hatte und Maze wieder suchte, befand er sich mitten im Moshpit und lachte so breit, dass man ihm eine Banane hätte quer reinschieben können.
So muss das sein, Leute. Ich durfte erstmal schwer schlucken, als mir klar wurde, dass ich den Samstag leider nicht mitnehmen konnte. Doch nächstes Jahr, Warmbronn, da sind wir wieder da.
(Ralf)

Fr. 11.07.03 The LonersThe Loners - Stuttgart, Club Hi (70 Zuschauer)
Beat? 77er-Punk? Power-Pop? Who? Kinks? Oder gar New Wave? So leicht, wie ich mir das nach den Konzertankündigungen dachte, sind die Koblenzer Nachwuchspilzköpfe nicht einzuordnen. Ich denke mal, sie haben von allen diesen Begriffen etwas, vielleicht sogar etwas zuviel, denn die Riffs waren teilweise 1:1 geklaut und in eigene Songs verarbeitet.
Eigene Trademarks setzen die Burschen leider noch nicht, doch ich traue ihnen das in der Zukunft durchaus zu. Sie sehen gut aus, sie wissen, wie man sein Instrument in den Händen zu halten hat und sie haben einen guten Geschmack. Das sind doch schon mal vielversprechende Voraussetzungen.
Neben dem erwähnten eigenständigen und griffigen Songwriting fehlts halt noch ein bisschen an der spielerischen Technik (den Drummer vielleicht ausgenommen) und an der Fähigkeit, ein abendfüllendes Set spannend zu gestalten. Die Songs sind sehr gleichartig, fast alle im selben Tempo und der Gesang nölt unvariabel an meist wenig interessanten Melodien herum. Doch das sind ja alles keine Dinge, die nicht in den Griff zu bekommen sind.
Ich behaupte: Diese Band wird noch von sich reden machen. Fazit: Im Auge behalten. Ich bin gespannt auf die Entwicklung und werde die Band ganz sicher beim nächsten Mal wieder anschauen.
(Ralf)
Sa. 05.07.03 Plastic IvyPlastic Ivy - Prag, Guru Club (40 Zuschauer)
Noiseworks Records ist ein kleines Indielabel, das noch zu DDR-Zeiten von dem Chemnitzer Musiker Karsten Zinsik gegründet wurde und verdingt sich seitdem mit schräger bis experimenteller Pop-Indie-Gitarrenmusik. Heute zählt das Unternehmen bereits über 200 Releases, unter anderem von der Berliner Band Plastic Ivy.
Zinsik bemüht sich bereits seit Jahren um internationalen Austausch, daher auch die Connection nach Tschechien, wo an diesem Abend das Noiseworks-Minifest stattfand. Leider verpasste ich die erste Band, Deverova Chyba aus Tabor (CZ), erwischte Plastic Ivy aber gerade zu ihrem Opening-Song.
Die in der Prager Zeitung noch als cool angekündigte Sängerin Kitty Solaris erwies sich für mich als schüchtern bis eingeschüchtert und die Band, die "von Rauhreif überzogenem Gitarrensound" spielen sollte, erwies sich als eine Ansammlung unbeweglicher Nofaces, die so langsam spielten, dass man teilweise kaum sah, dass sie lebten oder gar ihre Instrumente betätigten.
Ihr Pop war soundlich genauso dünn wie die Stimme der Sängerin, die Harmonien immer etwas angeschrägt aber trotz der offensichtlich gefühlvollen Inhalte, fand ich Musik und Musiker zu unlocker um dies zu transportieren.
In den besten Momenten erinnerten mich die gleichförmig geschabten Akkorde an die verblichenen Slint aus Chicago, jedoch lange ohne deren Intensität und Dynamik zu besitzen. Die Kompositionen waren einschläfernd langweilig, plätscherten vor sich hin und brachen nur ganz selten aus, sodass ich nur einen Song vor der Bühne aushielt und mich dann schleunigst Richtung Barhocker, Bier und Zigaretten zurückzog.
Man hatte aber auch von oben einen guten Blick auf die Band. In bequemer Haltung konnte ich ihnen sogar durchaus qualitative Ansätze abringen und glaube auch, dass es ein Publikum dafür gibt, ich bin es aber ganz bestimmt nicht.
(Ralf)
Fr.
27.06.03
Sa.
28.06.03

Bang Your Head - Balingen, Messegelände (fast 40.000 Zuschauer)
Es war wieder heiss und es waren noch mehr Leute da als auf dem Southside, dennoch fand ich's durchweg angenehmer. Vielleicht lag's an meiner Möglichkeit, mich jederzeit wieder zurückzuziehen (für alle, die mich nicht persönlich kennen: Ich wohne nur ein paar Meter vom Messegelände entfernt) oder auch daran, dass ich eh gar nie solange draussen war. Vielleicht war der tatsächliche Grund aber, dass es mir dort schlicht und einfach besser gefallen hat.
Der Unterhaltungsfaktor auf einem Heavy Metal-Festival, wie dem Bang Your Head ist enorm, die langweiligen Teenie-Hippies des Southsides fehlen hier gänzlich, "Normalos" (da darf ich mich selber auch einreihen) gibt's zwar auch zur Genüge, doch überwiegen die Kuttenträger und der Anteil an total abgeschossenem Volk ist so hoch, dass es wirklich immer was zu kucken und zu lachen gibt. Dabei werde ich mich hüten, mich über die Metalheads lustig zu machen (ok, über einige schon), denn was ja schon superinteressant ist, ist dieser Zusammenhalt, diese Begeisterung.
Pidis Augen (Pidi ist der Drummer von Hellmute) leuchteten wie das Feuerwerk am Ende des zweiten Tages, als er mir erklärte, wie er 1984 mit seinen Schulkameraden zu "Holy Diver" abgegangen war. Das sind einfach Dinge, die einem unauslöschlich ins Buch des Lebens geschrieben sind und die bei solchen Gelegenheiten Gefühle auslösen, die dem gestandensten Metaller die Tränen in die Augen treiben.
Womit wir auch schon beim Punkt wären, den ich als das Erfolgsrezept dieses Festivals sehe, das die Einwohnerschaft an einem Wochenende kurz mal verdoppelt: Alte Hasen sind die Zugpferde, böse Zunge sagen auch "abgehalfterte Graubärte" oder "uralte Scheisse". Aber der Heavy Metal hatte nunmal seine ganz grosse Zeit in den 80er Jahren und viele der Bands, die auch dieses Jahr spielten, hatte ihre beste Phase eben in jener Zeit und daher sind die Helden jener Tage auch noch die grössten Helden von heute.
Twisted Sister, die diesjährigen Headliner, brachten alle ihre LPs in den 80ern heraus, um nur ein einziges Beispiel zu nennen, denn die ganze Palette der Bands hier durchzukauen würde den Artikel zum Karl-May-Format explodieren lassen. Zwei Tage, von 10 Uhr morgens bis fast Mitternacht und danach noch im After-Party-Zelt wurde gerockt, gesoffen, gefressen, gezeltet, gefeiert undsoweiter.
Von den Bands sah ich selbst zunächst mal Sodom. Die klangen aber ziemlich müllig (laut Matthias taten sie das aber schon immer und so sei das eben) und unkontrolliert. Meiner Meinung nach verlieren sie durch ihre Disziplinlosigkeit zwar ne Menge Dampf, aber egal. Die Songs sägen einfach vor sich hin. Für mich eine ziemliche Enttäuschung, hatte ich doch extra früher mit Arbeiten aufgehört, um mir das reinziehen zu können. Getoppt wurde das Ganze durch peinliche Ansagen, prolliges Gehabe, die meisten Pyros des ganzen Festivals und dem Karnevalsmarsch am Ende. Unglaublich beknackt!
Danach gab's Hammerfall, eindeutig mein Festival-Höhepunkt. Mit ihrem abgefahrenen Braveheart-Warrior-Image, das sie wohl auch ziemlich ernst nehmen, reihen sie sich in der Riege der Könige des unfreiwilligen Humors ganz weit vorne ein. Dazu eine True-Metal Mucke, bei der sich die Klischees gegenseitig überholen und, mein Gott, ich hasse Klischees abgrundtief. Hammerfall liessen mir den Kiefer fallen und die Augen leuchten. Dennoch suchte ich nach 5 oder 6 Songs das Weite.
Später sah ich noch DIO. Eine routinierte Band alter Cracks, die ihren Kram locker und aus dem Handgelenk runterzogen und einen Sänger, dem sein Alter (60?) nicht wirklich anzumerken war. Keine peinlichen Ansagen mehr, ein Acting jenseits von Gepose, etwas zu bombastisch (aber das gehört wohl dazu), dafür aber mit allen Hits, die das Publikum erwartete und sich dankbar dafür mit frenetischem Applaus bedankte.
Am Samstag gab's dann ganz zu Anfang um zehn Uhr eines der Highlights für alle Leute, die sich an diesem Wochenende in und um mein Häuschen herum aufhielten: Hirax. Trashige Heavy-Hardcore-Legende mit schwarzem Sänger, was man ja nunmal nicht allzuoft sieht. Hirax spielen auf dieser Tour wohl sonst fast nur in Jugendzentren und dürften trotz der frühen Startzeit einen ziemlichen Schock angesichts der Massen erlitten haben, die sich für sie begeisterten. Angesichts der begeisterten Kommentare ärgerte ich mich hinterher zwar schon, mich nicht aus dem Bett gequält zu haben, doch als Non-Metaller ohne jegliche Berührung (wie sich herausstellte kennt sich sogar meine Freundin Nathalie mit Heavy Rock besser aus als ich) war es mir leider nicht möglich, mich genügend zu motivieren um mir die heraushängende Zunge schon vor halb zehn Uhr morgens wieder einzurollen und den Torso zum Aufstehen zu bewegen. Hirax war also wohl genial, doch wenn ich ehrlich bin, hätte ich vorallem an dem Zombiepublikum Interesse gehabt.
Für mich wurde es erst etwas später Zeit, das Gelände aufzusuchen, nämlich um 17 Uhr zu Overkill. Auch die Besucherempfehlung Y&T verpasste ich somit leider. Overkill fand ich gar nicht schlecht. Klares hartes Riffing und eine Band, die Metal vom Innersten heraus lebt. Das ist die harte Rocker-Wahrhaftigkeit voller Inbrunst und Hingabe. Der Sound ist trashig, was ich gut finde, die Stimme aber eher nicht.
Wir pilgerten dann aber doch davon um etwas übers Gelände zu sehen. Die Einkaufsstände waren hundertmal interessanter und abwechslungsreicher als auf dem Southside (dort hätte eigentlich ein Stand genügt, da es eh überall dasselbe zu kaufen gab), doch von der 18er-Ecke in der Metalbörse erfuhren wir erst hinterher. Die haben wir schlicht und einfach übersehen. Schade.
Dann hatten wir Thin Lizzy, die mir ganz gut gefielen. OK, eine Ballade zuviel vielleicht, aber mit einem sensationell swingenden Schlagzeuger, lockeren Musikern und Gitarristen, die Dinge machten, die ich mir nicht erklären konnte. Sie waren ein wenig angeberisch, warfen aber mit Hits um sich wie andere mit Schweissperlen. Sauber! Auch ohne Lynott.
Einige Leute nahmen sich während Lizzy allerdings eine Auszeit, um sich für den finalen Act zu rüsten und weil die bestimmt die softeste Band des Festivals waren.
Zu Twisted Sister standen dann alle wieder auf und strömten heran. Da ich selbst noch nicht mehr als die Hits kannte, war ich etwas überrascht, wie hart sie sind. Die meisten Leute wollten wohl dennoch nur den Überhit "We're Not Gonna Take It" hören, denn sie hörten einfach nicht auf, den Refrain übers Gelände zu johlen, sodass die Band kurz gar nicht mehr wusste, was sie sagen sollte. Snider kippte einfach hinten über und meinte lachend, dass es schon unglaublich wäre, dass sie heute, fast 20 Jahre später, noch besser ankommen würden als damals. Am Ende lobte er das Bang Your Head als das beste Festival überhaupt und dass man zuhause bestimmt davon erzählen würde, wie die Leute in Deutschland auf Heavy Metal abgehen. Das allerdings blieb mir dann doch im Halse stecken. Soll das jetzt ein Lob sein, dass wir hier noch rumrennen wie die letzten Hinterwäldler? Wieauchimmer: Für mich Ungläubigen und für meine Gäste war das Bang Your Head noch immer ein Riesenspass und ich denke, das wird es auch in Zukunft bleiben.
(Ralf)

Sa. 21.06.03

Southside-Festival - Neuhausen o. Eck (36.000 Zuschauer, oh mein Gott)
Turbonegro"Hi, we are Turbonegro from the Northside!" Mit diesem sprudelnd originellen Spruch führte sich die einzige Band des ganzen Tages ein, die wenigstens im Ansatz sowas wie Humor vermitteln konnte. Meine Beziehung zu dem norwegischen Sturmtrupp durchwog ja Höhen und Tiefen. Zuerst liebte ich sie, dann verachtete ich sie und nun haben wir uns wieder versöhnt. Nicht im Entferntesten hatte ich vor, dieser Bande auch nur ein halbes Ohr für ihren Auftritt auf dem Southside zu leihen, doch komischerweise bekam ich genau fünf Minuten vorher gute Laune (auch wenn dies ein Schlechtelauneartikel sein soll), besorgte laufend Bier vom angrenzenden Stand mit dem eifrigsten Zapfer des ganzen Festivals und lachte mir fast den Arsch ab.
Die Art und Weise, wie Turbonegro sich über ihre treuesten Fans, das ganze Musikbusiness, den Schönheitswahn in den Medien und der immer noch anhaltenden Correctness seiernder Alternative-Bands lustig machen, das hat schon eine eigene Klasse ... und am meisten lachen sie über sich selbst und ihren Siegeszug. Wer sich denn hier im Publikum überhaupt ihre neue Platten leisten könnte, wurde gefragt, wo es doch das teuerste Undergroundalbum aller Zeiten sei. Sie seien jetzt zurück um einfach noch mehr Geld zu machen. Etwas trotzig gibt man den Nörglern einfach Recht. Dennoch ist ja nicht unbedingt von der Hand zu weisen, mit welchem Kalkül Turbonegro ihren eigenen Kult pflegen. Ich habe lange schon gesagt, dass ich mich heute umbringen müsste, wenn ich jemals einer Turbojugend aufgesessen wäre, mein Leben daran verpfändet hätte und mich nun von meinen eigenen Helden hochnehmen lassen müsste.
Was ist das überhaupt, Turbojugend? Seelenfischen im Tümpel jugendlicher Identitätslosigkeit? Die Jesus Freaks und Zeugen Jehovas am Fusse eines modernen Odins namens Henk van Helvete? Was muss man tun, um Turbojünger zu werden? Nur etwas mehr bezahlen, um ne Jeansjacke mit dem Namen der eigenen Stadt zu bekommen oder was steckt nun wirklich dahinter? Ich weiss nicht, ob mich das allen Ernstes interessiert.
Turbonegros Auftritt auf dem Southside war natürlich etwas schlapp, durchgeplant, liess das Fehlen früherer Sauereien als Gnade erscheinen und als etwas, das die alten Fans für sich selbst behalten dürfen. So ergötzte die Band sich besonders im Ausdenken und Aufsagen der Boshaftigkeiten zwischen den Songs und wir uns an den vor Schrecken abgewendeten Gesichtern der anwesenden Damen wenn Henk mit seinen triefenden Schwabbelhüften wackelte. Mut zur Hässlichkeit? Nein, Turbonegro befinden sich jenseits davon, denn Turbonegro sind schön und intelligent und sie wissen das.
Right, was haben wir noch gesehen? Als wir ankamen hörten Danko Jones gerade auf. Der Spruch "Are you ready?" war das Erste, das ich beim Näherkommen hörte und trieb mir eigentlich schon vor der Leibesvisite am Eingang die Kotze in den Hals. Dann hörte ich irgendwas von einem weissen Cadillac singen und dachte nur noch an Flucht.
Wie sehr kann sich ein Genre wiederholen, bis den Leuten endlich selbst schlecht wird von ihren Plattitüden? Was folgte war das fünfminutenlange Wiederholen eines Rockpalast-Musters, das vorgibt, am Ende der Show etwas auf einem Riff hängenzubleiben, leiser zu werden, ein paar Sprüche in den Äther zu senden und mit dem anschliessenden Vorstellen der Band dann zum grossen Abschlag auszuholen. Bravourös übernommen! Jede durchgeschlappte Hard-Rock-Band mit unter 45jährigen Bandmitgliedern würde heute dafür von ihrem Publikum an den eigenen Gitarrengurten aufgehängt werden. Wenn jetzt noch jemand bestätigt, dass diese Burschen aus Skandinavien sind, dann wundert mich gar nichts mehr und ich werde mir die Rasierklingen bereit legen, allerdings nicht für mich, sondern für den nächsten Danko Jones, der mir näher als eine Armlänge kommt. Sogar von 100 Metern Entfernung stank das nach der letzten Generation Genrefremdlingen, die sich an skandinavischem Action-Rock'n'Roll vergreifen, obwohl es schon seit 3 Jahren nicht mehr cool ist, auf diesen Zug aufzuspringen. Schlagt mich, wenn ich daneben liege, aber Musik ist nicht nur Musik, Freunde. Musik ist Haltung, Ehre, Leben und Tod!
Gut. Da nicht gerade viele interessante Acts auf dem Zettel standen, begaben wir uns erstmal aufs Geratewohl zum Zelt und betrachteten eine wogende Menge, die tödlich langweiligen Indie-Schnulzen aus den Kehlen vermeintlicher Softies lauschten, die sich Nada Surf nennen. Ich konnte glücklicherweise keinen Blick auf die Bühne werfen und was ich da vermutete, war ein erbleichen lassendes Schauspiel in meiner Phantasie.
Als die Kinder in die Sonne rausströmten, stellten wir uns rein. International Pony aus Hamburg fingen an, ihren Elektronikkram aufzubauen. Das dauerte länger als bei einer boxenschleppenden Hardrockkommune und wurde anschliessend mit Nervosität und einem "Wir-freuen-uns-hier-auf-dem-Southside-zu-sein"-Einstiegssong entschuldigt, der mir aber deutlich zu schleimig war, um ernst gemeint zu sein. Ich kann's aber nicht mit Bestimmtheit sagen, denn anschliessend verfielen die drei DJ's in Disco-Musik, die mir zwar nach dem angestrengten Gitarrengedudel von Nada Surf eher erleichternd frisch vorkam, letztlich dann aber nach dem vierten Song doch zum Abschied einlud. Schlecht einschätzbare Sache für mich.
StarsailorDas Experiment mit Starsailor auf der Hauptbühne musste ich leider nach wenigen Minuten abbrechen. Langatmiger Alternative-Pop mit hohem Bravheitsfaktor, Jeans, T-Shirts und Kurzhaarschnitten. Einen guten Bandnamen leider für die gleiche Lauge wie Nada Surf verbraten. Ausserdem briet hier auch die Sonne gerade am allergemeinsten auf uns herunter.
Es folgte eine längere Phase des Umherirrens und Schattensuchens, der Auftritt der Turbowikinger, etwas Millencollin auf der Videoleinwand (Millencollin ist für mich kein Punk, das ist California-Heavy Metal aus Schweden, Gotterbarmesichihrer!). Danach verirrte ich mich kurz zu Goldfrapp, aber fragt mich bitte nicht, was das war. Ich habe keine Ahnung, wie man solche Musik nennt. Wie fast alles an diesem Festivalsamstag war es jedenfalls eher fürs Sofa als für ein Konzert geeignet.
Dann etwas Live auf der Videowand, was mich dann allerdings wieder RICHTIG mies drauf brachte. Diese Band ist eine Unverschämtheit für die Geschmacksnerven eines Underground-Festivals, doch das ist das Southside ja schon lange nicht mehr.
Daher möchte ich in der Mitte des Artikels auch gleich zum Fazit kommen, denn was die Jugendlichen heute an Orientierungslosigkeit im musikalischen Bereich aufweisen, das ist schon armselig. Wenn ich meine Beckhamfrisur gerade noch zum Punkrock-went-Stadiumrock der Turbonegro schüttelte, dann hab ich kein Problem damit, eine Weile später tief im Techno-Rausch von Röyskopp versunken zu sein. Hätte am anderen Ende des Geländes noch ein Volksmusikzelt gestanden, wären hier sicher genausoviele Kids am abhotten gewesen.
Ich spreche sicher nicht für alle und ich will mich auch nicht besser stellen, aber Tatsache ist, dass Alternative Music heute einfach keine Alternative mehr darstellt, sondern nur noch radiotauglicher Massenbrei ist. Man identifiziert sich mit gar nichts mehr, die Geschmäcker scheinen toleranter und breiter gefächert zu sein denn je. Nachahmerei findet in nie dagewesenem Maß statt, siehe Superstar Deutschland, eine neue Welle an Coverbands und die offensichtliche marktstrategische Pflicht eines jeden neuen Musikers, sich zunächst mal mit einer Coverversion das Vertrauen eines überforderten und satten Publikums zu erschleichen, um über den damit gewonnenen Personenkult soviel Offenheit und Geduld zu bekommen, dass auch eigenem Material Gehör eingeräumt wird. Welch fragwürdige Strukturen, doch offenbar gibt es derzeit keine anderen Wege, Musik zu verkaufen.
Reizbarkeit findet nicht mehr statt. Nichts reisst einen vom Hocker. Alles war schonmal da. Noch vor wenigen Jahren wäre es einfach undenkbar gewesen, dass eine Band wie Turbonegro eine 30-Tausendschaft zum "Fotze Fotze Fotze ... "-Brüllen animiert und sich jeder einfach nur leicht gähnend amüsiert. Die Grenzen sind ausgelotet, Überschreitungen nicht mehr möglich. Wie traurig muss sich eine Jugend fühlen, die keinerlei Freiraum mehr hat, um jemanden zu schockieren, da alle Provokationen schon stattfanden. Die letzte musikalische Revolution ist anhand von Techno auch schon vor über 10 Jahren in die Breite gegangen. Liebe Leute, 10 Jahre Stagnation! Wir sind am Ende. Im Moment liegt die populäre Musik in der Asche und wiederholt sich immer wieder. Aber wie will man mit Traditionen brechen, wenn es nicht mal mehr Traditionen gibt, die nicht schon gebrochen sind?
Auch Bands wie die Guano Apes, die seinerzeit für ihre Ideenlosigkeit verachtet wurde, erfreut sich heute einer neuen Nachahmerschaft und auch die Nachahmer der Guano Apes, allen voran Die Happy, werden wieder kopiert und so weiter und so weiter. Hier werden schon die Frühnachahmer in den Himmel gehoben und die Spätnachahmer ausgelacht. Eigenständigkeit ist gar kein Thema mehr, denn das interessiert niemanden, da man sich dabei ja mit etwas Neuem auseinandersetzen muss, das man noch gar nicht kennt und das möglicherweise nicht sofort zündet. Sofort! Denn länger als ganz kurz ist zu lang für die Ungeduld der Jugend (manche sagen auch "geringe Aufmerksamkeitsspanne", davor würde ich aber warnen). Die zehn Minuten des Auftritts der Göttinger Hüpfdohlen, die ich mitbekam, hätten mir sicher super gefallen, doch leider hatte ich mein Snowboard nicht dabei.
Paul Webb and Beth GibbonsDa wirken Beth Gibbons & Rustin Man, die sich ja eher an älteren musikalischen Strukturen feilhalten, wie Prometheus und The Bride of Frankenstein (ohja, gewagter Vergleich, aber ich finde er stimmt, haha) der Rockmusik. Hier wurde wenigstens, wie auch schon bei Portishead, der eigentlichen Band der schüchternen aber charismatischen Sängerin, bewusst darauf verzichtet, sich am Nullgehalt aktueller Imitiererei zu beteiligen. Rustin Man heisst eigentlich Paul Webb und spielte früher bei Talk Talk, eine Band, die auch in den 80er Jahren schon emotionale Tiefe und verstörend herbstliche Atmosphären zu erzeugen verstand. Beth und Paul sind nun aber gewiss keine Neulinge mehr und stehen nicht in der Verpflichtung, sich den wohlkalkulierten Modellen glatzköpfiger Marktforscher unterwerfen zu müssen, was man doch auch mal gesagt haben muss, um Bands wie die Guano Apes, trotz aller künstlerischen Schwächen, wenigstens ein bisschen zu verteidigen. In einem Rockhistory-Buch werden sie alle soundso niemals auftauchen, Paul Webb und Portishead schon. Wir haben hier erwachsene Musiker, die in der Lage sind, Musik zu kreieren, deren Qualität unbestreitbar ist. Im Unterschied zu Portishead findet die Instrumentierung bei Rustin Man allerdings nicht über einen Sampler sondern über Handarbeit statt (nicht, dass ich dadurch die Arbeit der Portishead-Musiker im Geringsten abtun möchte). Da stehen alte Vox- und Fenderverstärker rum. Da gibts ein E-Piano, eine Orgel, eine Melodika, ein Akkordion, eine Geige, eine Mandoline und ein Schlagzeug, das erst beim letzten Song überhaupt mal in einen Beat verfällt. Die Musik ist lyrisch, betend, zart, manchmal so hauchdünn und leise, dass man das Gebollere von der Mainstage durchhört und schichtet Harmonien über einem durchschaubaren Gerüst ineinander, nimmt sich dabei aber trotz der aufwändigen Instrumentierung (meist sind 7 Leute gleichzeitig auf der Bühne) so weit zurück, dass mehr Raum für die Stimme bleibt als eigentlich notwendig gewesen wäre. Schon erstaunlich wie leise soviele Leute spielen können. Dabei fällt mir ein, wie mir ein Freund einst die beiden ersten Portishead-Alben beschrieb: "Stell Dir vor, bei der ersten Platte sind 200 kaputte Leute in einer abgefuckten Halle und hören Portishead-Musik. Bei der zweiten Platte stehen dieselben 200 Leute in derselben Halle und hören ... gar nichts."
Beths zitterig-gebrochene, fast kränkelnd intonierte Stimme gibt der melancholischen Stimmung letztlich die menschliche Fühlbarkeit, bringt uns die ausgetüftelte Abgehobenheit eigenwilliger Musiker nahe ... und bricht damit vor unseren Füssen zusammen.
So erschöpfend lebt sie ihre Musik, dass sie nach der Zugabe (ein Gänsehaut erzeugendes "Candy Says", das wir der Band gerne als gemeiname Vorlieben anrechnen), als die Mikros bereits abgestellt waren und sie sich nicht mehr bedanken konnte (die Band war schon grusslos von dannen geschritten - wie auch sonst, denn die machen nicht den Eindruck als würden sie an ein Publikum glauben. Nein, die spielen für sich, sind völlig introvertierte Niemande und stehen dennoch soweit über den Grundprinzipien der Anbiederung, sodass ein Winkewinke am Ende geradezu lächerlich erschienen wäre), plötzlich anfing, die Schultern noch weiter hochzuziehen, dämlich zu grinsen, völlig spontan von der Bühne zu klettern (die kräftigen Aufpasser müssen ihr dabei helfen, denn die sportliche-guano-apesche Elastizität geht ihr glücklicherweise völlig ab) und die erste Reihe erstmal von links nach rechts zu umarmen. Dabei wirkte diese Freude aber so echt, dass wir alle einen langen Hals machten, um vielleicht auch einen Blick davon zu erheischen, wie nackt diese zierliche Frau aus der Nähe aussieht, wenn sie kein Mikro mehr vor sich hat, keine bombenfeste Band hinter sich, kein Stagelicht und nichts mehr. Und so nackt, so völlig uncool, normal, schüchtern, versuchte (!!) sie dann wieder auf die Bühne zurückzuklettern, wollte nochmal was durchs abgestellte Mikro sagen, fing dann an, richtig peinlich über sich selbst zu lachen, liesst jedenfalls einfach alle Fassade fallen und dass ihr trotzdem alle zujubelten und allen fast die Tränen in den Augen standen, das müsste jedem Rockstartheoretiker und Karrierereissbrettentwerfer mal ein Zeichen dafür sein, dass seine Versuche nur im Kleinen und Kurzen fruchten werden. Wahre Grösse ist vorallem inhaltlich und findet woanders statt. Nämlich hier. Ich winke nochmal mit dem Rockgeschichtsbuch!!
Da die Bands im Zelt weit hinterm Zeitplan lagen und wir auf dem Weg zur Mainstage noch die freundlichen Gesellen Jan und Zille trafen, blieb es uns leider verwehrt, der letzten Band Coldplay ausreichend Aufmerksamkeit zu widmen. Als wir in die Nähe kamen gab's jedenfalls erstmal Lichtgewitter und Bombastsound. Wenig später kamen die Engländer dann aber bereits zum Finale und daher zu den Songs, die man auch als Nichteingeweihter kennt. Lichtgewitter und Bombast stehen eigentlich im Gegensatz zu dem, was für mich Coldplay ausmacht. Daher war's dann doch noch recht angenehm, wie sie für ihre Hits zu der harmonischen Ruhe und Schönheit zurückkehrten, die auch mich teilweise einzufangen vermag, vorausgesetzt, dass keine Hippieteenies anfangen plötzlich die Arme auszubreiten und im Kreis vor einem abzufliegen, wie mir bei "In My Place" passiert.
Danach hechelte alles ans Zelt, da dort noch Sigor Ros spielten, doch wir konnten (und wollten) uns durch diese Meute nicht mehr nahe genug hindrängen, um etwas zu hören.
(Ralf)

Do. 19.06.03

The Hard Feelings, Spoiler - Stuttgart, Universum (ca. 70 Zuschauer)
Spoiler OK, er ist ein Poser, der Sänger von Spoiler, aber er übertreibt nicht und ist daher noch absolut im grünen Bereich. Der Rest der Band übt sich dafür im Understatement. Dennoch fand ich den steifen Gitarristen irgendwann sogar richtig cool. Der Schlagzeuger der Karlsruher (leider nicht im Bild) mit seinem weissen 80er-Jahre Stirnband und seinen Pulswärmern trieb mir da eher ein merkwürdiges Gruseln über den Rücken. Keine Ahnung, wo ich das hinstecken soll. Der Basser fiel eigentlich gar nicht auf, nur über die PA durch das Klacken seines Plektrums auf dem Korpus, da er ständig seine Saiten halb verfehlte. Musikalisch lags zwischen Punk-Rock und Underground-Blues, also durchaus in einer akzeptablen Nische. Da Augenzeugenberichte der Band ohnehin ansteigende Qualität bescheinigten, lässt das vielleicht sogar noch einiges von Spoiler erwarten.

Hard FeelingsDie Hard Feelings hatten wir ja früher schonmal auf dem Shakedown beäugt. Ihr Trash-Blues ist nicht sehr spektakulär und nichts von dem, was sie spielen, bleibt hängen, dennoch werden sie von Mariconda produziert und haben einen Deal auf Sympathy und wir alle sind gerannt, wie die Blöden, um sie anzukucken.
Wenig von dem, was man erwartet hatte, konnten sie erfüllen. Das Zusammenspiel liess teilweise zu wünschen übrig (ich hoffe, dass dies der Anfang der Tour war und sie nicht nach Wochen immer noch so einen Scheiss zusammenstümpern), die Emotionen kamen erst, als der Gitarrenguru seinen Bottleneck umschnallte und von da an etwas ambitionierter zu Werke ging. Der Basser ist neu und sieht genau wie die beiden anderen einfach zum Erblinden langweilig aus.
Als die "Menge" ihnen dann auch nicht euphorisch genug zujubelte, wurden sie fast etwas beleidigt und begannen vorsichtig daran herumzunörgeln, dass es in den Pausen zwischen den Songs so ruhig war. Mein Gott, wir waren halt andächtig, eingefangen, lauschten mit offenen Mündern, waren einfach ganz und gar fix und fertig von der Kunst der drei Texaner. Leider waren sie dann aber auch nicht in der Lage, wirklich böse oder aggressiv rüberzukommen. Lost!
(Ralf)

Sa. 31.05.03 Hicktown Heroes - Oberndorf, OMI-Open Air
War leider verhindert und kann deswegen keinen Bericht abgeben. Ich dachte aber, dass ich Euch die Fotos hier nicht vorenthalten sollte. Besonders geil: Lothar an einem roten (!!) Tama-Set. Yeahyeahyeahyeah!
Monsignore Desert-Devil at the Drums of Hell !!!
Sa. 31.05.03 Beatman & Brother Janosh, Green Hornet, Cha Cha Guerillas, Johnny Trouble - Stuttgart, Landespavillion (300 Zuschauer)
Johnny Trouble + Weirdos
War leider nicht so schön voll wie letztes Jahr. Schon beim Hillbilly-BBQ am Nachmittag war weniger los als letztes Jahr. Keine Ahnung. Ich hab von einigen Grossveranstaltungen gehört, die an diesem Wochenende floppten (das OMI-Open-Air bspw. muss ziemlich deserted gewesen sein). Entweder waren ne Menge Leute im Urlaub oder in Superwettergrillengehlaune. Schade. Dafür muss man sagen, war das Trash-a-Go-Go-Festival als Indoorveranstaltung noch hervorragend besucht.
Johnny Trouble diesmal mit Begleitung an Kontrabass und Mundharmonika spielte Countrysongs für Outsiders. Die Darbietung war ziemlich cool und drunken, wie es sich für anständige Hillbillies gehört. Dazu gabs eine Gratisvorstellung zweier Stuttgarter Redneck-Kasper, deren Selbstdarstellungstrieb allenthalben für Lachsalven sorgte. Danke, Jungs.
Abends begannen die Cha Cha Guerillas. Darüber dürft Ihr in deren Road-Diary lesen.
Cha Cha GuerillasGreen Hornet
Green Hornet aus Groningen (NL), die bereits zum drittenmal in Stuttgart Halt machten, sind ihrem Sound treu geblieben. Wer sie vor anderthalb Jahren schon gesehen hat, durfte sich auf ein gemischtes Set aus altbekannten Songs und Neuem von der aktuellen LP "Soulscum" freuen. Soul-Punk nennen sie ihre Musik selbst und wühlen sich dabei durch rock'n'rollige 60s- und Bluesnummern. Durch das Fehlen des Basses klingen sie sehr rootsbetont, der Gesang steht nicht im Vordergrund. Eher das spannende Orgel-Gitarre-Zusammenspiel und der stetige Drive vom Schlagzeug.
Der Beatman kam heuer mit reduzierter Kombo. Die Amis der Standard-Begleitband sind sich im Moment nicht ganz grün und so pilgert man eben in altbekannter Weise als Duo über die Lande. Der Meister tritt nun neben der Basstrommel auch noch auf das Hi-Hat und erzeugt so einen ganz eigenen Rhythmus. Die Gitarre muss er dadurch aufs Nötigste reduzieren, was zwar nicht sehr abwechslungsreich dafür aber äusserst interessant klingt, denn die meisten Songs kommen daher in leicht abgewandelten Versionen. Der Entertainerfaktor war diesmal sogar noch höher als mit der ganzen Gruppe. Vermutlich weil sich alles aufs Wesentliche konzentriert und man weniger abgelenkt ist.
Beatman
Am Ende zogen sie sogar noch ein Schmankerl aus dem Hut: Beatmans Gattin Isabel sang uns ein paar Coverversionen aus alten Tagen. Da sie das bislang nicht oft gemacht hat, ist sie noch ein klein wenig unsicher, was aber sehr charmant rüberkommt. Ihre glänzende Stimme und das bestechende Outfit sind dafür schlichtweg umwerfend.
Da haben sie mal wieder alle Register gezogen und uns ein weiteres Mal überrascht, wie es dem Beatman dank seines Erfindungsreichtums seit Jahren immer wieder gelingt. Ein schöner Abend. Eher bedächtig, ruhig, keiner geriet ausser Rand und Band. Dennoch: schön.
(Ralf)
Do. 29.05.03 Speed ChickenSpeed Chicken, Cha Cha Guerillas - Tübingen, Münzgasse 13 (100 Zuschauer)
Ein heisser Tag, eine heisse Nacht. Trotzdem zogen rund 100 Leute einen schweisstriefenden Club der beginnenden Grillsaison vor und sahen bestgelaunte Speed Chicken, die mit ihrer Mischung aus Surf, Rockabilly und Coverversionen quer durch die Geschichte der unterschlagenen Filmmusik nicht unbedingt zur Abnahme der Luftfeuchtigkeit im Saal beitrugen. Das Tübinger Volk erwies sich durchaus als dankbar, hatte einen riesen Spass dabei, und liess sich nicht abhalten, eine Zugabe nach der anderen zu fordern.
Über den Auftritt der Cha Cha Guerillas gibt's etwas in deren Roaddiary zu lesen.
(Ralf)
Mi. 28.05.03

You really got a hold on meheeeThe Cool Jerks, King Khan - Kassel, Haus (50 Zuschauer)
Memphis Coolest machten zunächst nicht den Eindruck als hätten sie grossen Bock hier aufzutreten. Zu finster waren die Mienen (bis auf die Schlagzeugerin, die den ganzen Abend lachte), möglicherweise angesichts der doch etwas dürftigen Ausstattung von Saal und Bühne.
Das Haus ist halt ... so wie es heisst ... ein Haus. Mehr nicht. In einen der leeren Räume stellte man einen Kühlschrank, eine Gesanganlage, ein paar wackelige Mikroständer und los gings. Mit den 50 Leuten war dann fast voll und einige aus der ersten Reihe taten sich gleichmal mit massenhaften "JACK OBLIVIAAAAAN"-Rufen bis zu Anbetungen auf den Knien hervor. Das hinterliess für mich ein recht unangenehmes Gefühl, denn der Rest von Jacks Mitstreitern wird sich da wohl eher ziemlich schäbig vorkommen. Ich meine, die Cool Jerks sind eine hervorragende Band, ungeachtet der Vergangenheit eines ihrer Gitarristen.
Die Leute fielen dann auch immer wieder in die Mikros, folgten dem allgegenwärtigen King Khan im Bierspritzen, nicht allerdings in dessen Zwang, sich dann nackend hinter die Band zu stellen und die Wanddekoration im Raum zu verteilen.
Dan Boyer and unknown girl at the drums
Die Mienen der Jerks hellten sich nur selten etwas auf, doch am Wochenende vernahm ich, dass sie andernorts vom Auftritt in Kassel geschwärmt hatten. Nungut, vielleicht sind sie einfach nur ... cool.
Gespielt war's jedenfalls ok, der Sound verhältnismässig in Ordnung und nur die Smoky Robinson-Nummer von der LP ging in den Sand, da Khan das Mikro ergriff und den Ablauf des Songs vernichtete, was die Band zu einem Nothalt zwang, den sie aber routiniert durchführten und den Maharadscha dann galant aus dem Bühnenbereich schulterklopften.
Khan durfte auch schon als Support-Act ran und zwar als Soloartist, wie von uns schon zu Jahresanfang im Stuttgarter Hi als gut befunden. Das aber ist in Kassel, wo der junge Mann wohnt, nichts allzu Besonderes mehr. Leider tat er sich vorallem mit Sprüchen Richtung der Oblivians-Legende hervor, die klingen sollten, als kenne er den Mann schon ewig.
Jack Yarber und Khan
Fazit: Wir mussten uns 5 Stunden in sengender Hitze durch die Himmelfahrtstaus quälen, immer mit der Angst im Nacken zu spät zu kommen. Das nahm leider ne Menge gute Laune weg und so ging uns das Kassler Partyvolk samt King Khan eher etwas auf die Nerven. Da fragt man sich dann schon, ob sich's gelohnt hat, doch ich denke die Jerks waren es wert. Wäre ich nicht gefahren, hätte es mich die nächsten Monate gereut, also: War schon alles recht so.
(Ralf)

Fr. 16.05.03 Placebo, Operator - Stuttgart, Congresszentrum B (3000 Zuschauer)
Operator waren ne Zweimannband mit cool aussehendem Sonnenbrillensänger, der auch ebenso klang. Leider spielte er eine Akkustikgitarre und dagegen hab ich meistens was. Der zweite Mann hatte ein Case vor sich wo Plattenspieler, Sampler und so'n Technikscheiss drin waren. Gute Stimme, der Rest für mich zu technisch, zu ruhig. Nach dem ersten Song musste ich uuuunbedingt an die Bar.
Placebo brachten die 3000 Leutchens, die keineswegs alles Teenies waren dann sofort zum Kreischen und Armehochreissen, wodurch man gleichmal den Blick auf die Bühne verlor. Die Soundleute waren ausserdem extrem von Bassfeedbacks angetan, die sogar von Molkos nasal-heller Stimme abdröhnten und erst ganz hinten am Eingang der Halle besser wurden. Ich hab keine Ahnung, ob die taub waren oder was die sich dabei dachten.
Die Lightshow vermittelte in erster Linie Kälte. Viel weisses, grünes und violettes Licht und ein eher beklemmendes Bühnenbild.
Placebo sind wohl schon grade dabei, ein eher kälteres Image anzustreben, allerdings verstehe ich den Sinn dahinter nicht, versuchen Musik und Texte doch in erster Linie Gefühl zu vermitteln.
Was ich zudem nicht verstand, waren die stetigen Einspielungen vom Band. Das klingt zwar alles sehr aufgedonnert und voll, wenn aber drei Leutchen auf der Bühne stehen, zwei haben eine Gitarre vor dem Bauch und nur einer davon spielt überhaupt, während der andere seine Hände ums Mikro geklammert hat, Du aber eine Symphonie aus Keyboards, Bass, mehrstimmigen Gesang und Schichten von Gitarren hörst, dann frage ich mich zumindest nach der Echtheit, die diese Band normalerweise (sagt, wer sie schon früher des öfteren gesehen hat) verkörpert. Erst ganz gegen Ende spürte ich einen Hauch von der Zerbrechlichkeit, die die zugegebenermassen wenigen Songs dieser Band, die ich kenne, mir bislang immer vermittelten, als sie tatsächlich mal einen Song spielen, der keinerlei Musik vom Band mitbringt.
Bei einem Livekonzert im Fernsehen letztens standen hinten noch zwei Keyboarder. Irgendwo muss der Sound ja herkommen. Die habe ich allerdings nirgends gesehen. Auch nicht den dritten Gitarristen oder Bassisten, je nachdem, denn auch Molko und sein Mitstreiter an der Bühnenfront wechseln ständig die Instrumente.
Hm. Ich fands enttäuschend und höre schon die Stimmen, die sagen, dass das sie das von mir auch nicht anders erwartet hätten. Dazu darf ich aber sagen, dass wohl wenige in der Halle waren, die Placebo schon so oft sahen, wie meine Perle Nathalie und sogar sie war enttäuscht und hat die Band schon viiiiiiel besser gesehen.
Vielleicht lag's auch nur an dieser beknackten Halle mit dem, bis auf ganz wenige Ausnahmen, schlecht übertreffbar unfreundlichen Personal, was allerdings auf einem anderen Papier steht und alle Leute, die mit mir dabei waren zu der Äusserung veranlassten, hier keinen Fuss mehr reinzusetzen. Die Verbitterung des Personals muss ja irgendwoher kommen, da sehe ich leider nicht ran. Aber als Kunde bin ich normalerweise gewöhnt, mindestens anständig behandelt zu werden. Die hier wollen mein Geld nicht. Alles in allem kein schöner Konzertabend.
(Ralf)
Di. 13.05.03

Lords Of The New Church, Sonny Vincent - Tübingen, Epplehaus (ca. 200 Zuschauer)
Das Epplehaus war recht schnell gefüllt. Bereits als der NYC-Punkrock-Veteran (man muss es einfach so sagen, denn schon 1976 brachte er die ersten Platten mit den Testors heraus und gehört auch zur Führungsriege der damaligen CBGB's-Szene), der unseren Mädchen erzählte, er wäre 33 Jahre alt, die Bühne betrat, gabs nur noch direkt in der ersten Reihe Platz, denn das Epplehaus leidet nachwievor unter dem Hinten-Gedränge-vorne-Platz-Syndrom, wie viele andere Clubs in Deutschland auch.
Dort aber gefiel's uns eh am Besten, denn Sonny zeigte sich wieder von seiner bestgelaunten Seite, auch wenn die Band etwas wüster im Off abschrabbelte, als bei der letzten Tour. So fragte Sonny auch augenzwinkernd nach, ob irgendwelche Gitarristen im Publikum wären und fand das ganz gut, als niemand streckte, denn das bedeute ja, dass niemand ihre Fehler hören würde. Die Fehler hörten aber auch wir Nichtgitarristen, doch es machte uns nichts aus, zu sehen, wie neben Sonny auch seine beiden Zukaufgitarreros nach 30 Jahren immer noch Probleme haben, ihre drei Akkorde zu treffen.
Die beiden zusätzlichen Gitarristen waren auch das Highlight Sonnys diesjähriger Begleitband. Einmal Bobby Steele, am bekanntesten von seinem kurzen Gastspiel bei den Misfits, dessen Outfit einem übrigens schlichtweg die Sprache verschlagen musste. Schwarz geschminkte Augen, schwarz gefärbte Haare, nackter Oberkörper, schwarze hautenge, bis zum Nabel hochgezogene, nietenbegürtelte Stretch-Strumpfhose über knochendürren Beinen und schwarze Schnallenstiefel, in denen er sich, aufgrund seiner Gehbehinderung auch zudem nicht sehr elegant bewegte. Allerdings machte er einen sehr sympathischen, fast schon unsicheren Eindruck. Ausserdem dabei: Ivan Julian, der bei Richard Hells Begleitband The Voidoids schon Mitte der 70er mit dem Hit "Blank Generation" für die Punk-Hymne schlechthin sorgte und sie an diesem Abend auch singen durfte.
Sonny ist seiner Sache treu geblieben, auch wenn andere Leute das als Stehengeblieben ansehen. Er reiht immer wieder alte Punk-Rock-Freunde um sich und powert, als hätte er grade den Schulranzen in die Ecke gefeuert. Sonny go on.

Die Lords dagegen waren kamen mit ihren Songs einfach nicht aus den Puschen heraus. Das hatte keinen Drive, keine griffigen Melodien oder Refrains und ausserdem waren die offensichtlich ganz schön bedröhnt, zumindest Ur-Gitarrist Brian James, dessen Augen solche kleinen Schlitze waren, dass man keine Messerschneide dazwischen bekommen hätte. Der neue Gitarrist sah als einziger anbietbar aus, sang auch ganz ordentlich, versuchte allerdings zu bemüht in Stiv Bators Fussstapfen zu treten.
Der erste Vokalist unterlief allerdings mit seinem fatalen Geschrei dessen gute Stimme und man fragte sich, welchen Sinn seine Besetzung machte. Und der Rest der Band sah so beschissen aus, dass sie selbst in der verlumptesten und uneitelsten Provinz-Hinterhofkapelle keinen Job als Boxenschlepper bekommen würden. Pfui. Schämt Euch. Sowas lassen wir uns nicht anbieten. Wenn er's nicht schon wäre, würde Stiv sich totlachen, wenn er diese Banditen sehen würde.

Leider hatte ich wiedermal meinen Fotoapparat vergessen (Gott was bin ich für ein verantwortungsbewusster Papparrazzi). Zum Ankucken war das natürlich wunderschön. Die beiden sonnenbebrillten Affen bei den Lords waren wirklich ein negativer Augenschmaus, der einen auf die wahnsinnige Nervenzerreissprobe zwischen Ich-lach-mich-tot und Ich-muss-mir-die-Augen-auskratzen stellte. Schöner Abend.
(Ralf)

Sa. 10.05.03

Kickin' Ass on Tour - Donaueschingen, Animal House - Fotos von Pidi und Mischu Wolf (Hellmute)
Woah! Das war wirklich Kickin' Ass! Jesusfuckingchrist! Es war nicht unbedingt voll (ich schätze etwa 100 Leute), aber da der Innenraum im Animal House doch kleiner war, als ich es in Erinnerung hatte, reichten die paar Leute absolut aus, um Stimmung aufkommen zu lassen. Und die Stimmung liessen sich die hundert Freunde musikalischen Arschtretens von den angereisten Bands nur allzugerne auf 1000+ Hellcerell (hiermit erfundener Stimmungsmesser mit nach oben bei 1000 geschlossener Skala) anheizen und hatten und hatten und hatten einfach keinen Bock auf ein Ende der Veranstaltung.
Cha Cha GuerillasShowtime war kurz vor zehn mit den Cha Cha Guerillas. Da der Autor dieser Zeilen aber selbst in dieser Band mitspielt und es ja wohl schlecht möglich ist, eine Besprechung über sich selbst zu schreiben, fällt das hiermit mal wieder aus. Aber siehe da, nur wenige Tage vergingen, da erreichte mich folgende Botschaft, die ich an Euch weiterleiten soll. Sie stammt aus dem Aargauer Zofingen und wurde von Mischu, dem Teilzeitbassisten und Tourbegleiter Hellmutes verfasst. Der Originaltext lautet:
"Hel-low kickin'ass suckers!!!!
Hier noch das fehlende konzertreview der cha cha guerillas vom kickin ass gig in donaueschingen. Vornweg ist zu sagen, dass die cha cha krieger unerwartet diesen four-pound-hammer-gig er�ffnen mussten...... was mir pers�nlich nicht ganz schmeckte, aber egal. Der lo-fi pop der cha chas war von beginn an sehr druckvoll und differenziert, die orgel von marty bacchart (oder so �hnlich) hatte derart satte b�sse gest�rkt vom leslie crunch surround, herrlich groovy, meine magenw�nde zuckten. Gebeated wurde vom "man" des abends, bloody (fu*****g) chris in alter sixties-manier, wild trommelnd liess er sein "animal" raus!!!????!!! (ps: chris wir lieben dich!) das feuer des pop stomp's, die messerschafe ratten stimme, gepaart mit einem schuss cash und viel punk routine, und der glasklare gitarren sound von denim demon ralf on fyre, verleihte dem opener das attribut, this is the rock- revolution und setzte den grundstein f�r eine h�llische nacht......nur, zu gut um anzufangen!
The j�pser"
Very mucho grazias Mr. Wolf. Man wird voneinander hören.
Hicktown HeroesAnschliessend gings weiter mit ROCK, mit dem was Kickin' Ass aussagt und wofür es steht. Die Band: Hicktown Heroes. Sauber auf den Punkt gespielter Sleaze-Rock mit undergroundiger Attitude. Den Dreck haben die Hicktowns eigentlich längst vor die Tür gekehrt, simmermalehrlich (danke Tina)! Man rockt zwar immer noch mit dem Stiefel gegen die Tür aber ganz gewiss nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand. Da is schon ne Entwicklung zu sehen. Die Hicktowns üben öfter und treten öfter auf und sie feilen ihre Songs glatt während sie sie früher mit rostigen Nägeln zusammenhauten und dann nur mal kurz mit dem Hobel drüberfuhren, um die gröbsten Späne auszumerzen. Das ist schön so, andererseits kann man sich auch nicht mehr dran wehtun. Man fragt sich eigentlich immer, was einem dabei lieber ist oder ob es wirklich keinen Mittelweg gibt. Tatsache ist aber, dass die Hicktowns machen was sie wollen und das ist gut so. Mir persönlich ist ihre Entwicklung lieb und diesen Samstag fanden sie das Publikum in allerbester Empfangsbereitschaft. Die Position 2 beim Start erwies sich als ideal, weil die Leute sich langsam an die Umgebung gewöhnt, ein paar Drinks intus hatten und noch voller Energie waren um den kraftvollen Auftritt der selbsternannten Hinterwäldler zu 100% auf sich wirken zu lassen. Ich würde sagen:

The FyredogsOK. Bühne frei für die diesjährigen special guests: The Fyredogs aus Köln, die es geschafft haben, zwar wie viele zu sein, dennoch in einem ausgetretenen und sich immer wieder kopierenden Genre, eine Lücke zu finden und Eigenständigkeit aufbauen.
Punkrock mit Hardrock-Roots, hohem Schwanzfaktor, rausgestreckten Zungen, zurückgeschmalzten Matten, Geldbeutelketten und Hotrodflammen-Tattoos. Also irgendwo zwischen einem Mike Ness-Amerikanismus und Skandinavien, dennoch mit viel feineren Zwischentönen, schönen Hardrockballaden und einem immer grinsenden Schlagzeuger. Wichtig für mich war, dass alles so übertrieben dargeboten ist, dass jedem klar wird, wie wenig ernst sich die Fyredogs selbst nehmen, eine Eigenschaft, die mir an Bands immer am meisten gefällt. Das macht Spass, das haut rein und das gefiel auch den angereisten Balingern. Sehr sogar, denn kurz später war zu vernehmen, dass die Filmzitateraten-Crew, angespornt durch ihren Ausverkaufserfolg beim Springcore-Festival in Isingen, demnächst ein weiteres Event plant und dabei sollen eben jene Fyredogs wieder zu hören sein.

Und dann war es Zeit, die Bühne für ein Trio zu bereiten, das hierzulande mit seinen hohen Entertainerqualitäten und knallhartem Killdozer-Heavy-Rock täglich neue Freunde findet und auch das langsam erschöpfte Publikum im Animal House nochmal zu absoluten Begeisterungseuphorien anstachelte: Hellmute!
HellmuteDie netten Jungs aus Aarau und Zofingen leben den Rock'n'Roll auf der Bühne aus, wie man das nicht alle Tage zu sehen bekommt. OK, es war spät und sie waren schon etwas zu angetrunken um noch jeden Ton zu treffen, doch das wurde alles dreifach wettgemacht von der Energie und der Durchgeknalltheit mit der sie sich hier präsentierten.
Auch Bloody Chris von den Cha Cha Guerillas leistete sich noch einige Comebacks an diesem Abend, indem er, obwohl er sich selbst kaum noch auf den Beinen halten konnte, insbesondere dem Kudi (holländischer Basser und Sänger der Schweizer, if you know what I mean, haha) reichte was jener brauchte, nämlich deutsches Bier (in Wirklichkeit lauwarmes Fürstenberg aus ner durchsichtigen Flasche, also nicht unbedingt das, was man von einem guten deutschen Bier erwartet) direkt in den Hals, aber gerne auch über den Kopf und die Klamotten und sowieso wird hier kaum einer ohne versaute Klamotten rausgekommen sein. Die ungekrönten Herren des Abends waren eindeutig Kudi und Chris, der eine absichtlich und der andere ... na auf alle Fälle war's lustig und einfach totaler Wahnsinn. Diese Leistung kann mit nicht weniger als diesem hier bewertet werden:
(Ralf)

Mo. 14.04.03

Smokeblow, Steakknife - Stuttgart, Röhre (ca. 250 Zuschauer) Fotos von Michi Sulz (Monokultur)
SteakknifeDie Erwartungen an diesem Abend waren bei mir doch recht hoch. Denn das was ich vor zwei Jahren im Limelight erlebte, war wohl eine der gefährlichsten, süchtigmachendsten, dreckigsten Kick-Ass-Rotz-Darbietungen seit Adam und Eva, die wegen exzessiven Analverkehrs aus dem Paradies flogen.
Doch erst mal ein Bier und die wirklich tollen Steakknife. Leider war die Stimme des Micropeinigers etwas angeschlagen, aber das hatte keine Auswirkungen auf die Riffattacken, die ohne Pausen auf mich einschlugen. Besonders dieser eine Song, so auf Halbzeitebene, brachte meine Nackenhaare zum stehen - langsam, dynamisch und mit viel Emotion geladen wie eine Lawine die alles und jeden ohne Gnade mitreißt. So war ich dann voll in den Klauen der Steakkis, bis zum Ende, das zu früh kam (auf welcher Platte ist dieser Mördersong?).

Zum Erholen blieb nicht viel Zeit denn alle eingefundenen Liebhaber des Assi-Rocks blickten nun Richtung Bühne und waren bereit für Jack Letten und seinen Dampfhammer Smoke Blow.
Doch dann die erste Überraschung (für mich): Da war ein zweiter Schreihals neben Mr. Letten, aber nicht minder gefährlicher als die bisher bekannten Gesellen. Hätte ich doch bloß das Booklet der neuen Scheibe besser angekuckt, dann wäre mir DJ Straßenköter aufgefallen. So wurde erstmal mit dem aktuellen Material von "German Angst" klargemacht, wer derzeit die dicksten Eier hat. Die neuen Songs sind ausnahmslos ohne Nullnummern und fegten in die Zuhörerschaft wie einst Sturm Lothar in die Botanik. Die zweite Überraschung schlich sich erst nach und nach ein und zwar die Perfektion was Spiel, Gesang und Sound betraf.
Da hat wirklich jemand hart an sich gearbeitet und geniesst zurecht den Ruf einer der geilsten Underdogs zu sein, die die Welt ausgekotzt hat.
SmokeblowNach zwei Zugabeblöcken, mit einigen "777 Bloodrock"- Brocken war dann auch Schluss und große Zufriedenheit machte sich in den Gesichtern um mich herum breit.

Unterm Strich ein Abend der einfach gut tat. Danke Steakknife, danke Smoke Blow!
Eins noch an die Muschelschupser: Das Limelight-Konzert konntet Ihr nicht toppen, Ihr Pfeifen, denn die Messlatte habt Ihr selber verdammt hoch gepflanzt!
(Matthias Sauter)

Mo. 14.04.03

GG = GoGoCraving - Stuttgart, Club Hi
Noise Rock aus Köln/Reutlingen. Nicht unähnlich alter AmRep bzw. Touch & Go-Epigonen. Erinnert am Ehesten an Shellac oder frühere Albini-Projekte. Alles sehr direkt und roh, garantiert keine Solos, derbe, teilweise vertrackte Rhythmen, die dennoch den Fluss nicht stören und dazu der durchweg aggressive, nörgelnd-verzerrte Gesang von Gaston Gilbert (GG), ein Frontmann, der Weirdness, Intensität und Unberechenbarkeit gleichermassen versprüht. Lecker also.
Craving werden demnächst eine neue Scheibe auf Scene Police veröffentlichen. Das Cover war sogar schon da, die Platten aber noch irgendwo in Frankreich. Behaltet Craving im Auge, Leute.
(Ralf)

Sa. 12.04.03 The Renderings, Rockstar Pussy, ? - Balingen, Sonnekeller
Die erste Band war mir unbekannt. Ich konnte nicht mehr in Erfahrung bringen, als dass sie aus Mössingen sind und nur spielen durften, weil sie ne Anlage haben. Toll, danke. Sie wirkten aber auch noch recht unsicher und verhaspelten sich manchmal. Musikalisch wars Punk, mal deutsch mal englisch. Wird noch etwas Zeit zum Reifen brauchen.
Rockstar Pussy waren soundmässig leider etwas schwach auf der Brust. Ausser dem Schlagzeug war nur ein recht undefinierbarer Brei vernehmbar, der insofern auch nicht besonders drückte. Schade, denn das nahm dem Auftritt der Pussies natürlich einiges an Energie. Ansonsten waren sie wie gewohnt: Rotzig, fast and furious.
Bei den Renderings stimmte der Sound vorzüglich. Das machte irgendwie den Eindruck, als hätten sie als einzige einen Soundcheck gemacht. Zur Überraschung aller Anwesenden spielten sie zunächst mal nur eigene Songs. Nach dem Auftritt zuletzt in Mössingen war ich nämlich überzeugt, das könnten sie gar nicht. Da ich sie dort, eben aufgrund dieses blöden Gecoveres, gar nicht länger als einen Song anschaute, war mir gar nicht aufgefallen, wie gut, wie RICHTIG GUT diese Jungs sind. Das sind ganz feine Musiker, die Songs powern, sie wissen, wie sie ihre Instrumente zum Klingen bringen und auch der Sänger hat an Können und Profil einiges aufzuweisen.
Die eigenen Songs gehen Richtung frühachtziger Cali-Punk und zwar absolut vorzeigbar. Irgendwann schlichen sich dann doch wieder die Coverversionen ein, aufgrund der Anfangsoffensive war ich aber in Verzeihlaune. Die Leute schrieen auch danach. Also was solls?
(Ralf)
Sa. 29.03.03

Mom's Day/Doap Soap/Hicktown Heroes - Bitz, Hasenheim
Yeah! Was für ein abgefahrener Abend. Die anwesende Dorfjugend erschütterte mich zwar zunächst schwerstens und erhärtete alle Vorurteile, die man da immer so hat. Ausserdem lieferte das Turnhallenambiente nicht grade eine verwöhnende Atmosphäre, doch allerlei Beiwerk machten durchaus Spass:

  • Die kräftigen Burschen mit den Security-T-Shirts am Eingang und überall im Saal, die eindringlichst dafür sorgten, dass die Teens bestimmt nicht in Stimmung kamen.
  • Das abgefahrene Bonsystem. Man musste sich zunächst Bons kaufen und dann das Getränk dafür holen. Kennt man ja leider schon von anderen hochgradig bescheuerten Veranstaltungen. Doch die hier setzten der Sache noch eins drauf, indem man nur bestimmte Beträge einlösen konnte und sich den Rest hinterher wieder auslösen musste. Was für eine Frechheit! Das könnten die sich sonst nirgends erlauben, soviel steht fest.
  • Die Party der Hicktowns Heroes im Backstage. Mehrere Flaschen Wodka auf Brause verbunden mit anschliessenden Massenkotzanfällen. Zum erstenmal in meinem Leben war ich froh, dass ich selbst fahren musste.

Achja, es spielten auch noch drei Bands. Ich hab sie alle schon besprochen, teilweise schon zigfach und es passierte nicht wirklich bahnbrechend Neues. Daher möge man mir verzeihen, wenn ich heute mal auf Einzelheiten verzichte. Wer noch nie darüber gelesen hat, der suche im Archiv.
Mir hätte es hier überhaupt nicht gefallen, wenn die Hicktowns nicht da gewesen wären und uns unterhalten hätten.
(Ralf)

Fr. 28.03.03 Big John Bates and one of the Voodoo Dollz Noch unterhaltsamer als die Go-Gos war dieser Weirdo. You rule, Alder! Firewall, Breslauer
Big John Bates & The Voodoo Dollz/Marvin Firewall & Buddy Breslauer
- Stuttgart, Schlesinger International
Die Schwarzwälder Firewall und Breslauer gefielen uns mit Standschlagzeug und Gitarre genauso gut wie dem Rest des Publikums im nahezu ausverkauften Schlesinger. Amerikanischer Trash-Blues mit starkem Rockabilly-Beigeschmack. Allerdings wurde es uns nach etwa einer halben Stunde ein wenig langweilig, das einfache Riffing und der knurrende Gesang brachten wenig Variation. Trotzdem: Gute Idee, gute Umsetzung.
Die kanadischen Big John Bates liessen sich dann verhältnismässig lange Zeit. Woran's lag war nicht wirklich klar. Die drei Musiker standen sich erstmal ewig auf der Bühne die Latschen breit bis sie loslegten. Was folgte war ebenfalls rockabilly-lastiger Rock'n'Roll, sehr locker und cool gespielt, allerdings mit magerem Sound (der Standbass war kaum zu hören und das Drum punchte nicht wirklich) und wenig Wiedererkennungsfaktor. Das dröselte so'n bisschen vor sich hin, war einfach nicht cathy genug, um zu begeistern.
Die Dollz paltzierten sie unterhalb der Bühne, links und rechts der PA-Boxen auf niedrigen Podesten, so dass man selbst aus der zweiten Reihe kaum mehr als die Köpfe sah. Gut machten sie das schon und führten im Laufe des Konzerts auch stimmige und tolle Klamotten vor, aber auch das riss uns wenig vom Hocker. Wir zogen es vor, das Ende nicht mehr abzuwarten, damit wirs noch auf die letzte Runde in der "Kneipe um die Ecke" schaffen konnten.
(Ralf)
Fr. 21.03.03

hier noch konzentriert ... .. doch hier bereits ausser Rand und Band
Silver Surfer
- VS-Schwenningen, Planet Sports
Die Kassel/Göttinger-Tex-Mex-Almost-Coverband mit dem Irrwisch Tom Spötter am Bass. Die Kickin Ass-Fraktion begutachtete diese Unterhaltungskünstler nun schon zum drittenmal, besser geworden sind sie deswegen zwar nicht, aber man kennt und achtet sich und freut sich, einander mal wieder zu sehen.
Das Planet Sports is ne Kneipe im Ami/Aussie-Style. Zur Abwechslung mal nicht unangenehm, wenn mans mit typischen Deutschlokalitäten vergleicht. Das Publikum in diesem Laden zeigt sich allerdings eher gesetzt. Die kriegen's doch auch schon mal fertig, nen Ringelreihen zu tanzen, der nicht weit von Fasching entfernt scheint.
Sowas hervorzubringen ist aber durchaus das Ziel der niedersächsisch/hessischen Musikallianz, die mit Animationsprogrammen der Kaliber Mitsingen und Armehoch beileibe nicht sparen. Die Ansagen sind lustig und die gefakten Mexikaner auf der Bühne immer bester Stimmung, woran auch die ungezählten Tequila-Runden ihren Anteil haben mögen.
Unsereins muss angesichts der platteren Gassenhauer allerdings hinundwieder etwas mit den Zähnen malmen oder ein Gähnen unterdrücken. Dass die Band aber einen coolen Background hat (haben alle mal in diversen Punk-Bands gespielt), merkt man nicht nur an der gewagten Mischung aus From Dusk Till Dawn, amerikanischen Traditionals und Disconummern, die sie alle in klassisches Surfgewand kleiden, sondern auch daran, dass sie mit Einspielungen aus diversen B-Movies und japanischen Filmmonstern gewidmeten Eigenkompositionen nicht sparen und die Auswahl des Liedguts einen, nach einigen Langweilern, immer wieder aus der Lethargie zu reissen versteht. Beach Boys, Ventures, Mission Impossible, sogar Frank Sinatra fliessen mit ein und das ist nun wieder durchaus nicht unbedingt dem Ballermann-Publikum genehm und bringt uns wieder näher, warum wir überhaupt immer wieder nach Schwenningen fahren, wenn diese Gesellen ihre Ponchos im Planet Sports ausstauben.
Sorry wegen des elitären Satzbaus.
(Ralf)

Mi. 19.03.03

Motra Trashmonkeys
Trashmonkeys/Motra
- Stuttgart, Universum
Knapp 50 Leute sind auch im "kleinen" Uni nicht viel. Da half es den Trashmonkeys auch nicht, dass sie bereits ein Video auf MTV haben. Wer sagt denn, dass einem das nicht auch mal schaden kann?
Motra aus Chemnitz waren jedenfalls erstmal lupenreiner 77er-Punk mit Plastikpunkbrille, sägender Gitarre und nöhlendem Gesang. Hat mich am ehesten an die Stitches erinnert. Ein paar Songs waren sogar ganz catchy, dem sehr reservierten Publikum konnten sie allerdings nicht mehr als ein wohlwollendes Fusswippen herauskitzeln. Das wurde dann aber, gemeinsam mit dem Beat des Drummers, im Verlaufe jedes Songs immer langsamer und langsamer ... und ... langsamer... Dann doch noch ein Highlight: "Ein Song für Leute mit Bausparverträgen". Ich wollte schon strecken, fühlte mich angesprochen, bis ich erkannte, dass die das gar nicht ernst meinten und ich mich selbst nun gar nicht mehr toll fand. So bleibt die Frage: Machen Bausparverträge glücklich? Machen Motra glücklich? Na jedenfalls waren sie mir trotz allem keineswegs unsympathisch. Die sympathischen Dilettanten, oweh, was für ein Urteil ...
Als die Trashmonkeys loslegten, war dann endlich auch der gewisse Kick in der Magengrube vernehmbar, der einen stimmigen Sound ausmacht. Die vier Bremer enttäuschten meine hohen Erwartungen keineswegs, sondern spielten sich mit poppigem 60s-Garage-R'n'R, der recht flott war, aber noch groovy genug, um die Hüften kreisen zu lassen, mitten in mein Herz. Dazu trugen Sympathie, optische Reize durch schöne Klamotten an schönen Jungs, ne astreine Orgel (nebenbei aktiv bei den Cheeks) und die gekrümmte Körperhaltung des Schlagzeugers massgeblich bei. Ich hab mir hinterher sogar die Platte gekauft und werde sie demnächst besprechen. Dort ist nämlich, das einzige Manko, das ich auszumachen dachte, nämlich der Gesang, der zwar gut aber irgendwie nicht einprägsam genug war, auch auf Top-Level. Merkt Euch diesen Namen.
(Ralf)

Sa. 15.03.03

Dumbell fotografiert von Michael SulzPunk-Rock-Party mit Dumbell, den High Heel Horn Dogs und Renamed - M�ssingen, Jugendhaus
Nur noch halb so viele Leute wie am Vortag. Klar, keine Lokalmatadoren und keine M�dchenbands. Das hier war der Tag des Schwanzrocks, wie es mein Mitstreiter Marty zu sp�tteln verstand. Renamed klangen wie die definitive Kreuzung aus Misfits und Danzig und sahen aus wie 5 bullige Oi-Skins vom Lande. Leider traf das weder meinen Geschmack noch den des restlichen Publikums. Zwei Metalgitarren versuchten sich vergeblich zu synchronisieren und dem Drummer fehlte die richtige Schlagtechnik um der Sache den n�tigen Drive zu geben. Das nimmt Renamed allerdings keineswegs die Berechtigung. Ich schätze, dass die Bands so ziemlich am Anfang steht und noch einiges vor sich hat.
Die High Heel Horn Dogs zeigten sich im gewohnten Mot�rhead goes Punk-Rock'n'Roll-Gewand. Der S�nger trug zur Unterstreichung des Hart-und-Cool-Faktors auch gleich eine Sonnenbrille und versuchte sich an spackfrisierten Hartrockersprüchen. Das scheint mir aber Teil des Ganzen zu sein und darf sicher nicht ganz ernst genommen werden. Sonst gefielen sie mir besser als bisher, auch wenn der neue Gitarrist weder optisch noch spielerisch gewinnen kann. Der kniedelt halt ohne Einhalt rum und kanns noch nicht mal. Ich unterstelle der Band dennoch Steigerungsfähigkeit.
Der erwartete Knaller des Festivals waren danach die Kölner Dumbell. Hart und treibend, dennoch rootsverbunden. Der Sänger is ne Type für den Jahrmarkt. Zwei Meter Hässlichkeit unter einem schmierigen Cowboyhut, fettige halblange Haare, Beine wie ein Drahtgestell und ausgelatschte Cowboystiefel. Wow! Mit ihrem kauzigen selbstironischen Humor schafften es die zwei Exil-Amis an den Gitarren dann auch locker, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Der Unterhaltungsfaktor machte gute Laune und der Rock riss den Leuten die Beine hoch. Ein weiterer Beweis, dass Punk-Rock auch anders sein kann als die Retorten-Millencollins und auch in Deutschland seine Vertreter dafür hat. Und sogar die Kids mochten es.
(Ralf)

Fr. 14.03.03

The nice side of the Heroines The live side of the Heroines Fotos von Michael Sulz. Thank you, Baby.
Punk-Rock-Party mit den Heroines, Rockstar Pussy und Renderings - M�ssingen, Jugendhaus
Das zweit�gige Punk-Rock-Festival war am ersten Tag restlos überverkauft, würde ich mal sagen. Daf�r mag unter anderem die erste Band Renderings verantwortlich gewesen sein, die direkt aus Mössingen ist und fast ausschliesslich Ramones-Cover-Versionen zum Besten gab, was nat�rlich immer ankommt. Sie machten das auch nicht schlecht, doch leider finde ich Coverbands langweilig und kann daf�r keine guten Worte finden. Das Publikum sprang aber selbstverst�ndlich augenblicklich darauf an. Der Gewinnereffekt der Covermusik ist nat�rlich nachwievor unabstreitbar, wenn auch leicht errungen.

The Renderings Rockstar PussyFotos von Michael Sulz.
Rockstar Pussy hatten danach einen schweren Stand. Ihr selbstkomponierter Action-Punk-Rock verlangt dem Publikum eben ein klein wenig mehr ab als nur mitzugr�hlen, was man schon tausendmal geh�rt hat. Das f�hrte leider zu einem Loch, das die Pussies erst wieder kitten konnten, als ihr Set schon fast rum war. Die meisten Leute mussten sich wohl nach der Verausgabung zum Ramones-Gekn�del erstmal vorm Haus erholen.
Aber auch bei den Heroines waren die Teenager noch nicht wieder ganz einsatzf�hig. Daher entging ihnen, dass die Stuttgarter Grrrrl-Punk-Rocker ganz schön fetzig loslegten. Flockige Melodien zu einem schmissigen Beat. Nicht sehr spektakulär aber gut und eingängig. Der Drummer hatte ne Menge Dampf und bewies wieder mal, wie wichtig Qualit�t hinter den Trommeln f�r den Gesamtsound ist. Leider ging den Heldinnen etwas früh die Luft aus, was wohl mit dem �berf�llt-stickigen Raum zu tun hatte. Da ich die Heroines mit der ersten S�ngerin e.v.e nie gesehen habe, kann ich leider nicht beurteilen, ob die neue Dame den Vergleich scheuen muss. Zu dem gef�lligen und schmissigen, aber ungef�hrlichen Punk-Rock der Heroines passte sie jedenfalls hervorragend.
(Ralf)

Fr. 28.02.03 Lothar, Hicktown HeroHellmute mit Tom
Hellmute, Hicktown Heroes - Zofingen (CH), Ochsen
Diesmal mussten sich die Hicktown Heroes Freitag Nachmittag durch den schweizer Berufsverkehr kämpfen, da Hellmute nach Zofingen in den Oxx geladen hatten, um dort ihr 10jähriges Bandjubiläum zu feiern.
Man kam trotz defektem Blinker und zähfliessendem Verkehr rechtzeitig im Laden an und es wurde sich erst einmal ausgiebig auf die Schultern geklopft. Die Schweizer waren wieder ausgesprochen gastfreundlich und es lief alles in absolut lockerer Atmosphäre ab.
Nach dem Soundcheck saß man noch ein Weilchen im Backstage zusammen und stimmte sich, bei ein, zwei Glimmstengeln, mit dem Austauschen lustiger Anekdoten ein bisschen ein. Der schier unerschöpfliche Kühlschrank lieferte kühle Getränke und die Motivation der Jungens stieg mit der Zeit und der Anzahl des Publikums draussen im Saal.
Man hatte vorher befürchtet, dass nicht allzu viele Leute erscheinen würden, da der Oxx ein paar Tage vorher beinahe abgebrannt wäre und man wohl keine Zeit zum Plakatieren fand. Das Restaurant im unteren Teil des Hauses war jedenfalls etwas verkokelt, der Saal oben war nichtsdestotrotz inzwischen voll mit neugierigen Schweizern.
Was werden sich wohl die verrückten Hellmutes diesmal wieder für abgefahrene Germans als Support eingeladen haben?
Die Hicktown Heroes trafen jedoch schnell den Nerv und bei "Rock'n'Roll City" schrie die Meute wohlwollend Beifall. Das steigerte natürlich nochmals die Spielfreude der Band und die Leidenschaft, mit der sie die Songs vortrugen, wurde unterstützt durch beeindruckende Mienenspiele der Bandmembers. John Silvers Stimme hatte dann gegen Ende des Sets schon einen ziemlich kratzigen Tom Waits Touch, doch die Leute wollten immer noch mehr und so erhob man Zofingen zur Rock'n'Roll-Stadt der Schweiz, was man natürlich unten jubelnd begrüsste.
Eine erneute Zugabe scheiterte dann leider an leichten Koordinationsproblemen, da das gekübelte Bier langsam Wirkung zeigte. Mr. Dic Tator verabschiedete sich nun doch besser mit breitem Grinsen vom Publikum.
Dann kletterten die Jubilare auf die Bühne und die Party nahm weiter ihren Lauf ...
Da ich mit Mr. Silver eine kleine Verschnaufpause backstage am Kühlschrank machte, verpasste ich leider die ersten paar Songs, was mich um einige sehenswerte Showeinlagen brachte. Denn, beseelt von ihrem eigenen Erfolg, dem brachialen Sound der Hellmutes und dem doch ziemlich süffigen schweizer Bier, enterten drei der Hicktown Heroes die Bühne und übten sich im Backround Gesang: "Yeaahhh, keep on rollin". Zur Erheiterung von Publikum und Gastgeber wurde dann auch noch ein Heldenhinterteil entblößt.
Als ich wieder auf den Bühnenrand stieß, war der Spuk leider schon vorbei. Die Hellmutes soundeten aber immer noch prächtig, dass sich sogar meine müden Knochen mal wieder zu einigen flotten Pogos hinreißen ließen.
Auch der verloren gegangene Tom ließ es sich nicht nehmen und gab ein paar Songs mit seinen Ex-Bandkollegen zum Besten. Es wurde auf und vor der Bühne ordentlich abgefeiert und die Hauptakteure waren von Bierduschen und Schweiß völlig durchnässt als der letzte Akkord verstummte.
An den Rest kann ich mich, und ich glaube auch ein paar andere Anwesende, nicht mehr so genau erinnern. Es war sicher noch ziemlich lustig, denke ich.
Irgendwann bin ich dann in Pidi's Wohnzimmer aufgewacht, wir haben noch feudal gefrühstückt, mehrfach die Plattensammlung und den Kiss-Memorial Room für aussergewöhnlich erklärt und versucht den vergangenen Abend zu rekonstruieren.
Es war auf jeden Fall wieder einmal so ein Abend, über den man sich wahrscheinlich noch in ein paar Jahren die Shorties erzählen und sich lachend auf die Schenkel klopfen wird.
(El Zillos)
Do. 20.02.03 Cocknoose - Stuttgart, Universum
Antiseen, GG und Co. lassen gr�ssen. Vier Ami-Haudegen im Zuge der Confederacy of Scum pr�sentieren B�uche, B�rte und fettige Haare, ultra-verzerrte Gitarre, magenunfreundlicher Bass, der Gesang wie ein Grizzlygebr�ll, nur das Schlagzeug leider etwas schwachbr�stig. Die Kompositionen sind nichts Besonderes aber immer direkt aus der H�fte geballert. Nicht ganz so eing�ngig wie Antiseen, aber letztlich irgendwie schon in der selben Liga. Unterhaltend sind sie allemal und deswegen sicher ein Tip f�r alle diejenigen, die daf�r sorgten, dass der Saal diesmal nur halbvoll war.
(Ralf)

Fr. 14.02.03 Stereo Satanics, Hicktown Heroes, Helldorados - Balingen, Sonnekeller
Patty vom Filmzitateraten hat ein Review dieses Konzerts geschrieben und uns erlaubt, darauf zu verlinken. Zieht Euch auf jedenfalls auch deren Seite rein, wenn Ihr sie noch nicht kennt. Zum Review.
Sa. 01.02.03 Hellmute, Hicktown Heroes, Living Large - Reutlingen, Zelle
Vielleicht die einzige "Zelle" in die man gerne hockt... Zum ersten Mal bin ich am Samstag in diesen Schuppen marschiert, und ich muss sagen, dass sich die Zelle ja wohl herrlich f�r Gigs eignet:
Geile B�hne, ordentlich Platz, Treppe, Empore (mit Klasse-Blick), gem�tlicher Backstage-Raum und wirklich mal humane Bierpreise (dass es dort dann auch noch mein favorite "Haigi" zu saufen gab!).
Ich muss gestehen, dass ich von Living Large keinen optischen Eindruck hab' eben weil's im Backstage so gem�tlich war, was ich aber so durch die T�ren geh�rt hab' war doch sch�n knackig.
Hicktown HeroesHicktown Heroes Die Hicktowns, in gewohnter Manier fetzig, wenn man auch den Eindruck hatte, die Jungs h�tten ihren Pfeffer schon am Vortag (und in der Vornacht) ein wenig verblasen. Also: Wer die Jungs zum ersten Mal gesehen hat, soll sie sich ruhig nochmal irgendwo reinziehen - die k�nnen's noch besser!
Hellmute Fans in der Zelle/ Reutlingen F�r mich zum ersten Mal; Hellmute - wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein. Mot�rheadiger, Qotsa-rotziger, eigen�ssischer Metal-Sound. Da h�rt man das Granit der Alpen raus - und die Schwiezerd��tsche Adaption von Eminems Muttersong ("T'schuldige Mama, ich wott der niamohl w�dua, ich wott dich niamol zom wiina bringa, abr h�tt naacht, do putz i miine schiissa")... muss man erstmal bringen! Alles in Allem: Coole H�tte, coole Mucke, cooles Bier, cooler Suff.
(D.J. Anges)
Fr. 31.01.03 Hellmute, Hicktown Heroes - Rottweil, Schlachthof
Die Schweizer haben den Winter wieder mitgebracht, dachten wir als Mr. Dic Tator u. ich mit dem Reha-Buss im verschneiten Rottweil ankamen. Denn als letztes Jahr Hellmute ein Gastspiel im Schlachthof gaben, ist die Fahrt zur �bernachtung auf die steile Alb auch schon zur rutschigen Odyssee geworden, da es ohne Ende schneite
Die Jungs vom Schlachthof waren schon ganz aufgeregt, da am Vormittag End Of April wegen den schlechten Witterungsverh�ltnissen abgesagt hatten, u. sie wohl bef�rchteten, dass gar niemand mehr kam.
Doch im schw�bschen S�den l�sst man sich von ein bisschen Schneetreiben nicht den Spass verderben, u. auch die Schweizer waren, trotz etwas langwieriger Anfahrt, nicht klein zu kriegen.
Man feierte das Wiedersehen erst einmal Backstage im ersten Stock mit etwas schw�bischen Bier u. schweizer Spezialmischung, u. so stieg man dann breit grinsend in den inzwischen gut gef�llten Schlachthof.
Da Mixman Pumi leider krankheitsbedingt nicht mit von der Partie war, bekam ich die Aufgabe etwas auf das Mischpult zu achten. Dort waren aber schon die drei Freunde vom Schlachthof incl. wild knutschender Freundin zu Gange, so dass ich das Geschehen doch direkt vor der B�hne betrachten konnte.
Mr. Big L.Mr. Jack Black
Dic Tator & Mr. John Silver Die Hicktown Heroes legten sich gleich m�chtig ins Zeug, was ihnen geh�rigen Zuspruch, vom immer zahlreicher werdenden Publikum, einbrachte.
Bei meinem zur Zeit absoluten Lieblingssong "Strange Man" pfiff dann aber Hick Dic Tators Micro so arg ( Der momentane Mixer war gerade Getr�nke u. Freundin holen.), dass ich wieder nach hinten musste.
Dort kam ich dann auch den Rest des Abends nicht mehr weg.
Schwee - HellmuteRalf On Fyre h�lt Micro f�r Hellmute
Denn als Hellmute ihr Set begannen war alles zu sp�t. Die Leutchen ( incl. zahlreicher M�dels ) flogen nur so durch die Gegend und so mussten John Silver u. ich mit unseren breiten Schultern das Mischpult vom Absturz bewahren.
Zwischendurch kommunizierte Kudi mit dem Publikum durch sozialp�dagogisch �usserst wertvollen Einlagen, wobei eine Menge Bier floss.
Eigentlich sollte ja 12 Uhr Schluss sein, aber die Rottweiler Jugend forderte ein Zugabe nach der anderen.
Nach Green Machine u. einem letzten Ramones Cover war dann Feierabend, u. alle Anwesenden schienen ausgepowert aber happy.
Nach etwas frischer, kalter Luft mit blauen Rauchwolken u. lustigen Begegnungen mit einem omin�sen Ali im Backstage, wurden dann die Instrumente ins Reha-Bussle verstaut und es ging wieder mal zur After-Party zu Mr. Big L. auf die verschneite Alb.
Hellmute mit Ali G.- vorher Hellmute u. Ali G.- nachher
Kudi u. Schwee pennten hinten im Auto w�hrend der total nette Hellmute-Driver ( u. Bass Player ) Wolf Michel u. ich als Beifahr-Scout vorn, die glitzernde Pracht bestaunten und den Lochen ( schw�bischer Berg ) hochrutschten.
Was f�r ein gelungener Freitagabend!
(El Zillos)

Fr 24.01.03 Smokestack Lightnin' - Stuttgart, Landespavillion
Countrymusik is ja absolut nich mein Ding. Rockabilly noch viel weniger. Den Bandnamen Smokestack Lightnin' hatte ich aber schon ein paarmal geh�rt und siehe da ... es war sehr sehr interessant und ungeahnt sch�n.
Smokestack Lightnin' ist Countrymusik, klar. Aber da steckt soviel Soul und Swing drin, ne ganz zarte Prise Latin und alles groovt so unbeschreiblich entspannt, dass ich mich gegen Ende an die Wand lehnen musste. Es war halt mal wieder einer dieser Gute-Laune-Abende. �berall l�chelnde Gesichter und eine Band mit �beraus sympathischer und relaxter Ausstrahlung, die mich nur kurz zu Anfang mit dem bayrischen Akzent in ihren Ansagen erschrecken konnte.
Ich kann mich allen Ernstes nicht erinnern, ob ich mich jemals auf einem Konzert so entspannt gef�hlt hatte. Das war wie Badewanne im Landespavillion.
Dass irgendwelche Hardliner der Band vorwerfen nicht authentisch genug zu sein, ist mir v�llig egal und halte ich f�r sehr typisch. Bei den 50s-Cracks hört man dieses Wort immer wieder: "Authentisch". Die k�nnen das schon auf ihre ganz eigene bescheuerte Art sagen, wie das sonst keiner sagen kann. Die machen da noch irgendwas mit ihren Augen wenn sie das sagen. Das wirkt richtig bedrohlich.
Smokestack Lightnin' ist reines Wohlgef�hl. Alles andere ist uninteressant.
(Ralf)
Samstag 18.01.03 Speed Chicken, King Khan - Stuttgart, Club Hi
Stuttgarts puffigster Liveclub war an diesem schwarzen Freitag auch Stuttgarts VOLLSTER Liveclub. Die T�r oben ging nur noch eine Handbreit auf. Entern des Saals nur mit Gewalt. Folge: Speed Chicken mussten wir uns von draussen auf der Treppe anh�ren. Nach f�nf Minuten tobte die erste Schl�gerei an uns vorbei und der gerade vorbeilaufende King Khan, der sich mit einem eleganten Satz in Sicherheit gebracht hatte, meinte l�ssig, dass er auf sowas stehe, das sei ja wie im Film.
Wie im Film war aber wohl eher, was sich IM Saal abspielte. Kein Wunder, dass es da blutige Nasen und schwarze Augen gab. Nur indem ich quer �ber die B�hne stieg, �ber das Babyschlagzeug und alles andere Ger�mpel, das King Khan gleich einzusetzen gedachte und mir w�tende Blicke des Soundmannes zuzog, konnte ich ans andere Ende des Clubs gelangen, wo ich noch einige Freunde vermutete. Die waren zwar da, doch war's dort genauso gedr�ckt voll, wie im ganzen Schuppen, weshalb ich mich wieder weiter nach hinten verzog. Allerdings erst nachdem ich ein paar Blicke auf den schwarzen Wuschelkopf geworfen hatte, der alleine mit Akkustikgitarre ein Blues-Set schmetterte, das mit sehr lustigen Texten und Einw�rfen gl�nzte und bei dem er sich, alleine mit sich selbst, alle Freiheiten des Entertainers gew�hren konnte. Er sass, dudelte auf seiner abgefuckten Akkustikgitarre herum und drosch auf die kleine Basstrommel ein, was er sich zugegebenermassen bei Beat-Man abgeguckt hat, doch das ist ja keine Schande.
Die Basstrommel, auf der ein Gummivoodoohuhn thronte, geh�rt zu dem Kinderschlagzeug Khans zweij�hriger Tochter, mit der zusammen er in seinem kleinen Homestudio Aufnahmen macht, die wir uns gerne auf der R�ckfahrt noch anh�ren mussten (dazu sp�ter).
Wie gings weiter? Speed Chicken stiessen nach und nach zum Khan dazu und so entstand daraus ein sch�nes 50s-lastiges Rock'n'Roll-Set, das am Ende sogar in fast-punkiger Show und blossen Oberk�rpern und allem endete und f�r beste Laune gesorgt h�tte, W�RE ES EINFACH NICHT SOOOOO VOLL GEWESEN!
Obwohl mir das Hi sehr gut gef�llt, werde ich's mir beim n�chstenmal sehr gut �berlegen, bevor ich mich da wieder hinlocken lasse. Da br�uchte ich schon eine No-more-than-150-people-Garantie, haha.
Ich hatte mit den Speed Chicken noch einiges zu reden, doch Hank (Gitarrist) und ich bekamen Himmelangst, als wir aufm B�hnenrand sassen, w�hrend die wackelnden �rsche immer n�her kamen. Die DJ's gaben Vollgas und das Jungvolk konnte einfach nicht stillhalten. Is ja sch�n, aber wenn man mit dem Sonnyboy-Gesicht genau auf Hinterbackenh�he sitzt und einem die Dinger fast gegen die Backen klatschen, egal ob M�nnlein oder Weiblein, da kann man sich einfach nicht seri�s unterhalten.
Bis 4 Uhr oder so mussten wir durchhalten, bis gen�gend Platz war, damit die Speedos endlich mal ihren Scheissdreck in die Karren verpacken konnten, denn sie pennten bei Zille und Maze und wir hatten noch ne einst�ndige Fahrt vor uns.
Khan wurde, damit Zille bei den Speedos sitzen und den Weg geleiten konnte, kurzerhand mitsamt Kinderbasstrommel und Gummihuhn in unsere Karre verfrachtet und so hatten wir Unterhaltung bis nach Hause, denn der Mann ist nicht nur ein Entertainer auf der B�hne, nein, der redet auch im normalen Leben schnell und ohne Ablass ... und spielt seine mitgebrachten selbstgemachten CDs, mit seiner Tochter am Schlagzeug, vor.
Wir mussten bei mir zuhause kurz zwischenparken. Es gab ein Bier f�r den Khan und den Onkel, Sexareenos-Musik, schwarze Augenringe bei dem Fahrerpaar Kathrin und Maze (die sich das komplette Konzert �ber auf Stuttgarts Strassen aufhielten, weils f�r sie drinne einfach zu extrem war) und eine Verabschiedung die ebenso filmreif war wie der ganze Abend:
Khan: "What's your name?" On Fyre: "Ralph! And what's your name?" Khan: "Call me Black Snake."
(Ralf)
Dienstag 14.01.03 Del-Gators - Stuttgart, Travellers Club
Ein verregneter Januardienstag! Wie soll denn da Freude aufkommen? Ganz einfach: Fahr nach Stuttgart und schau Dir die Del-Gators aus Kanada an. Sie spielten zwar schon als wir ankamen und ein Vordieb�hnekommen war v�llig unm�glich. Auch von den Sesseln an der R�ckseite des Travellers konnte man gerade mal die K�pfe der Gators erkennen, denn besonders gross sind die alle nicht. Der Stimmung tat's aber keinen Abbruch.
H�chst partytauglicher 60s-Garage-Soul-Beat mit einer tats�chlich sehr an Rachel Nagy von den Detroit Cobras erinnernden S�ngerin. Darunter der typisch d�nnbr�stige 60s-Sound mit schnetternd-fuzziger Gitarre, laufendem Bass, ner quieckigen Orgel (gespielt von King Khans Schwester Coco) und dem immertreibenden Beat eines kleinen rumpelnden Drumsets. Auf Dauer zwar etwas gleichf�rmig aber wen interessiert das, wenn man einfach nur Spass haben will.
Das Fazit ist schnell erl�utert: Ich bekam n�mlich mein gottverdammtes Grinsen nicht mehr aus der Fresse und hatte grosse Probleme meine H�ften im Zaum zu halten, denn die wollten nur eins: Shake-a-Shake-a-Shake-aaaaaaaaah!
(Ralf)

Liebe Eltern, Rockmusik kommt vom Teufel! Wenn Sie Ihre Kinder schützen und uns zur Verantwortung ziehen wollen, finden Sie hier unsere Adressen.

Teufel