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Konzertbesprechungen 2015 |
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The Bloodhounds (Köln,
25.7.15) - The Dandy Warhols (Köln,
19.3.15) - Richard Dawson (Köln,
21.4.15) - The Deaf (Köln, 25.4.15)
- Drinks (Köln, 1.9.15) - The Fleshtones
(Köln, 13.7.15) - Haldern Pop Festival
(13.-15.8.15) - The Hara Kee Rees (Köln,
18.7.15) - Los Headaches (Köln,
4.7.15) - Robyn Hitchcock (Köln,
16.4.15) - Los Infierno (Köln,
29.7.15) - The Last Things (Köln, 25.4.15)
- Maniac (Köln, 8.9.15) - Suspect Parts
(Köln, 8.9.15) - Les Synapses (Köln,
7.11.15) - The Youth (Köln, 19.9.15)
Sa. 07.11.15 |
Les
Synapses - Köln,
Sonic Ballroom (100 Zuschauer)
Ein sehr versöhnlicher Herbst eines Konzertjahres, das mit absoluten
Highlights nicht um sich geworfen hat. Die durchgeknallten Franzosen
aus Le Havre aber haben den Sonic Ballroom nun bereits zweimal dieses
Jahr zum Ausflippen gebracht.
Die Musik ist gar nicht einfach zu beschreiben, da die Mischung sehr
interessant ist und sich auch in einem gemischten Publikum niederschlug.
Am deutlichen wohl die Basis im French-Freak-Beat, die Arrangements
uferten aber teilweise ganz und gar aus, fingen sich aber immer wieder
rechtzeitig ein, so dass man den einen oder anderen Hippie sehen konnte,
doch nicht die Gefälligkeitsduseligkeit der Lahmen sondern den
widerspenstigen knorrigen Charakter eines wilden unbezähmbaren
Geistes. Psychedelic, Beat, Gainsbourg, Dutronc und Nonkonformität
in bester Harmonie.
Die Synapses sind nicht mehr jung an Jahren, doch ihre spielerischen
Arrangements zeugen von kindlicher Experimentierfreudigkeit. Eine
eerie Orgel, eine zunächst zurückhaltende Gitarre, die sich
im Laufe des Konzerts zu immer extremeren Fuzzorgien antrieb. Und
dazu viel Tanzbarkeit, variable Rhythmik und sympathische, verrückte
und gut aussehende Typen. Ich war extrem müde, doch die Synpapsen
liessen mich das vergessen. Sehr sehr schönes Konzert. (Ralf,
8.11.15)
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Sa, 19.09.15 |
The
Youth - Köln,
Sonic Ballroom (150 Zuschauer, knallvoll)
Hoppsa, die ham's drauf, Leute. Das ist high quality Rock Star Unterhaltung.
Phantastische Band, geile Songs, grosses Drumherum, alles stimmt.
Ich hatte schon einen zwei Meter langen Artikel geschrieben und alles
haargenau beschrieben, aber das triffts ja eh nie. Vielleicht reichen
auch ein paar Worte: The Youth aus Kopenhagen sind mit das Beste was
die Garage Szene derzeit weltweit zu bieten hat! (Ralf, 16.1.16)
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Di. 08.09.15 |
Maniac,
Suspect
Parts - Köln,
Sonic Ballroom (50 Zuschauer)
Where is Punk gone? Man kann's an einer Hand abzählen, was an
gutem Punk durch die Lande zieht. Irgendwie out gerade, offensichtlich.
Da waren Maniac und Suspect Parts aus USA schon ne Wohltat, auch wenn
sie mir am Ende ZU poppig waren, zu tralala, ein Bricket Schärfe,
Kante und Agression vermissen liessen. Beide waren irgendwo zwischen
den Descendents und den Spits zuhause. Prinzipiell fein, keine Solos,
geradeliniges Riffing mit raffinierten Schachtel-Breaks, Maniac etwas
direkter und bei den Suspect Parts auch wirklich einfallsreiche Arrangements.
Der durchweg zweistimmige Gesang der Suspect Parts nett, fast zu nett,
fast schon Beatles, Mensch, haha! Aber ok. Der britische Gitarrist
ist klasse und scheint mir auch den leichten 60s Einschlag zu verantworten.
Maniac eher die Spassvögel. Der Sänger immer eine Tonlage.
Sie sind etwas gerade als die Suspect Parts aber am Ende doch fast
langweilig, sorry. Wenig wirklich interessante Variationen in den
Songs. Da kann das Tempo alleine schon ganz viel richten. Es gab am
Ende aber auch einfach zu wenig zum Kucken. Ich glaube die Typen waren
etwas müde an diesem Dienstag, wenn die Tour schon drei Wochen
läuft. Aber ich war sonst zufrieden. Endlich mal wieder Punk!
(Ralf, 11.9.15)
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Di. 01.09.15 |
Drinks
- Köln, King Georg (50 Zuschauer)
Tim Presley, einer der aktuellen Meister des britischen Indie, auch
wenn er aus den USA ist. Mit White Fence zu mittlerweile beachtlicher
Berühmheit aufgestiegen, war mir der Gitarrist zunächst
vorallem als kurzfristiges Mitglied bei The Fall ein Begriff. Damals,
frei aus dem Gedächtnis zitiert etwa 2005/2006, kurz bevor Smith
sich sein längstwährendes Line-Up zusammenstellen sollte,
hatte er sich während einer US-Tour seiner kompletten Belegschaft
entledigt (nicht zum ersten Mal, dass die USA einen besonderen Rang
unter den vielen Schauplatz des Grauens im Universum der "most
insane british band" einnahm) und unter den einspringenden Herrschaften,
die anschliessend gleich noch auf einem ganzen Album mitwirken konnten,
bevor der berühmteste musikalische Salforder Spross wieder nach
Hause wackelte, befand sich jener Tim Presley, der hier nun an der
Seite einer gewissen Cat Le Bon, die, ganz im Gegensatz zu dem urbanen
San Francisco Anti-Hipster, in einem walisischen Dorf Grashalme zählt,
ein wirklich wunderliebst grossartiges Duo formt.
Beide spielen Gitarre und beide singen. 60s-Indie-Psychedelia mit
einem Schuss Wave und der Haltung knietief im Punk. Die Gitarren klingen
super, sogar besser als auf Platte, sehr ausgefeilt, im ganzen Schrägsein
liegt viel Können oder wie es Frank, einer unserer Begleiter
sagte: "Das ist nicht nur SO ... das ist nicht nur ein Sideproject
... da steckt richtig viel drin." Seh ich genauso. Es knarzt
und scheppert sehr kontrolliert, auch wenn vieles sich anhört,
als würde es irgendwo rumirren. Nein, die nörgelnden Gesangsverweigerungen,
die sparsam akzentuierten Drums, der Bass als einzige geradlinige
Komponente, der Platz eines jeden scheint genau richtig.
Auch optisch die Band interessant. Man kuckt und fühlt sich unterhalten,
mitgenommen, auch wenn deren kühle Ich-bin-jemand-der-tote-Katzen-am-Stock-mit-sich-herumträgt
keine Nähe schafft. Aber Sympathie jedenfalls schon. Ich mag
die und ich war ausnehmend begeistert, wirklich!! White Fence letztes
Jahr waren auch sehr gut, aber das her hat mich tatsächlich sogar
mehr angesprochen. Ein tolles Kollektiv. Ich wünsche mir mehr
von ihnen und ihren abgedrehten Geschichten. Psycho Psycho Hurra!
Ich liebe Drinks! Schon der Name beweist eigentlich Ausserordentliches,
hahaha! (Ralf, 11.9.15)
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13.08. - 15.08.15 |
Haldern Pop Festival ...jedes Jahr ein wunderbares
Sommerschmankerl in der hiesigen Festivallandschaft. Auch in der
32. Ausgabe des Haldern Pop Festivals bewahren die Realisatoren
ihre Tradition und schaffen im niederrheinischen Rees-Haldern wieder
ein sommerliches Festivalidyll. Zugegeben, ein fieser Wolkenbruch
am Samstagnachmittag schmälert etwas die Festivallaune, Hartgesottene
gesellen sich aber dennoch bei strömenden Regen zu Father
John Misty und The Slow Show vor die Main
Stage. Aber der Reihe nach und erst mal zu den trockenen Angelegenheiten.
Am ersten Festivaltag bespielen AnnenMayKantereit
die Byzanz-Bühne des Biergartens. Unfassbar wie die Stimme
von Henning May (der Bandname speist sich aus den Nachnamen der
Mitglieder (Christopher Annen – Henning May - Severin Kantereit)
dem Organ von Tom Waits gleicht. Wobei der junge Mann hier auf der
Bühne gerade sein 22. Lebensjahr erreicht hat und ziemlich
trocken daherkommt. Ein weiterer Höhepunkt an diesem Abend
sind die französisch-kubanischen Zwillingsschwestern Ibeyi.
Die Töchter des Buena Vista Social Club Perkussionisten Miguel
„Angá“ Díaz, liefern mit ihrer entschleunigten
Bassmusik eine absolut eindringliche und berührende Show ab.
Die Damen verzaubern das Publikum im größeren Spiegelzeit
genauso gut wie im intimen Kreis der Kölner Klubbar King Georg.
Nach den Auftritten der Österreicher Bilderbuch und des abgespacten
Dan Deacon beschließt den Eröffnungsabend
das Elektro-Duo Public Service Broadcasting. Ganz
interessant, da bei ihnen die Vocalparts ausschließlich aus
zusammen geschnittenen Stücken öffentlich-rechtlicher
Rundfunksendungen bestehen.
Der zweite Festivaltag gehört – wie soll es auch anders
sein – den Mädels. So vermag die britische Spoken Word
Künstlerin Kate Tempest auch bei diesem Festival
das Publikum mitzureißen: Intelligente, rasant schnelle Lyrics
treffen auf fette Bässe. Auch wenn ihre Band zunehmens personenmäßig
abnimmt, kann sie mich zum wiederholten Male überzeugen. War
sie beim Appletree Garden 2014 noch mit einer Begleitsängerin
und drei Typen an den Reglern und E-Drums unterwegs, so sind an
diesem Freitag nur ein Drummer und eine Frau an den Sequencern am
Start.
Jedoch wird heute ein anderes Event noch die Main Stage abbrennen:
Savages (Foto). Der Himmel schließt sich,
die Wolkendecke lässt die Stimmung ins Bedrohliche abdriften,
während die vier Damen aus London ihren düsteren Post-Punk
um die Ohren hauen. Gerade die Sängerin Jehnny Beth schafft
auch visuell eine Aura, der man sich nicht entziehen kann. Mit ihren
hart abgesetzten Handbewegungen – die sie sich wahrscheinlich
von Ian Curits abgeschaut hat – und ihrem starren Blick generiert
sie ein stetiges Bild von Distanz. Den einzigen Deutschlandauftritt
(Haldern Pop exklusiv!) nutzt die Band auch als Feuerprobe für
ihre neuen Songs. Nachdem das neue Material abgefeuert und –gefeiert
wurde, schlagen die Savages altbekannte Töne an, um die Masse
richtig zum Kochen zu bringen. Mit „Husbands“ von ihrem
ersten Album kulminiert die Performance der charismatischen Frontfrau.
Barfuß balanciert sie auf dem Absperrgitter von linker zu
rechter Bühnenseite, abgestützt auf den Händen der
Fans um sich dann doch ganz ins Publikum zu werfen. Mit „Fuckers“
geht die großartige Darbietung der Savages zu Ende. Auf ein
Neues hat diese Formation alle an die Wand gespielt, die sich auf
europäischen Festivals rumtreiben. Auch Viet Cong
haben es da schwer mitzuhalten, die eine Stunde später im Spiegelzelt
auftreten. Dennoch eine vollkommen passable Show und mit ausufernden
Noise-Passagen ein würdiger Abschluss des Abends, zumindest
für mich.
Mittlerweile Samstag – letzter Programmtag. Und es regnet.
Nicht zu knapp. Father John Misty fängt gleich
auf der Hauptbühne an. Also los über den Campingplatz
zum Gelände. Aber das was während diesen Metern bereits
vom Himmel prasst, ist erst der Anfang. Dabei stehen noch richtig
gute Acts auf dem Zettel. Nils Frahm und Kiasmos
beispielsweise, beide beim Qualitätslabel Erased Tapes zuhause.
Oder War On Drugs, die als letzter Termin auf der
Main Stage spielen und nicht annähernd die Audienz bekommen,
die sie verdient hätten. Der Regen ist einfach zu krass. Aber
es gibt Hoffnung. Die Slacker-Königin Courtney Barnett
spielt gleich im Spiegelzelt. Freilich fällt meine Entscheidung
nicht nur wegen des Regens auf die australische Songwriterin. Mit
ihrem ersten offiziellen Album und dem sensationellen Titel „Sometimes
I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit“ hat sie mich bereits
im Frühjahr von den Socken gehauen. Und live performed Ms.
Barnett mit zwei Mitmusikern ihre Stücke mal richtig laut und
mit einer Extraportion Distortion. Was leider auch wieder die Pogo-Fraktion
auf den Plan ruft. Ellenbogen sind in diesem Jahr etwas mehr „in“.
Naja, etwas nervig, aber trotzdem ein gelungener Festivalabschluss.
Haldern Pop Festival – wir sehen uns gern und immer wieder!
(Marc, 17.8.15) |
Mi. 29.07.15 |
Los
Infierno - Köln,
Sonic Ballroom (80 Zuschauer)
Menschliche Rock-Muppet-Show aus Mexiko. Lustig aber dennoch cool.
5 kraftvolle trampelnde mexikanische Stiere mit John Sinclair-Mähnen.
Herrgott, was soll man sich da beschweren ... bei allem Unterhaltungsfaktor
war's mir dennoch zu rockig. Mein eng gestricktes musikalisches
Geschmäckchen wurde empfindlich durch muskulösen Hardrock
pikiert. Man findet immer ein Haar in der Suppe ... wenn man will.
Die Band davor ... ev. fällt mir der Name wieder ein ... waren
mehr Attitude denn Music. Ein Dreigespann mit sperrigem, schlecht
gespieltem Agit-Punk. Aber die Frisuren sassen.
(Ralf, 9.9.15)
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Sa. 25.07.15 |
The
Bloodhounds - Köln,
Sonic Ballroom (70 Zuschauer)
Retro-Band aus LA. Garage ist das auf gar keinen Fall, denn dazu
sind sie nicht wüst genug. Sie spielen sehr sauber, eher ne
Mischung aus Mariachi und 50s-Rock'n'Roll als Punk. Der Sänger
war nicht gut, konnte sich stimmlich kaum durchsetzen. Die Spielweise
und das ganze Auftreten der Band hatten keinen Biss, nur fade Energie,
keinen Hüftschwung, nur einen Knicks.
Beim Kaffeekränzchen im Altersheim wären sie besser aufgehoben
gewesen als im Sonic Ballroom. Aber dem dankbaren Kölner Publikum
war es recht. Man erging sich in Freude und Trunkenheit ... aber
nicht so der gähnende Onkel, der das alles nur im Sitzen ertragen
konnte und dann am Ende doch noch böse wurde:
Tiefer im Set erhärtete sich der Verdacht, dass sie mehr Covers
spielten als zulässig und erschwerenderweise präsentierten
sie diese in ihrem eigenen schlaffen Beat. Eigene Interpretation?
Durchaus eine legitimierte Herangehensweise. Wenn das aber so schlecht
gemacht ist, dass mancher Song kaum zu erkennen ist und wenn man
dabei sogar so dummdreist ist, sich an Heiligtümer heranzuwagen,
die man gar nicht oder nur dann covern darf, wenn man es besser
macht als das Original, ... dann erbitte ich mir, festzustellen,
dass wir hier nicht beim Törtchenessen sind. Das Feingefühl
einer Band ist ausserordentlich wichtig und entscheidend bei der
anschliessenden Sache mit demTöpfchen und dem Kröpfchen.
Bands wie die Bloodhounds können uns leider keine Orientierung
bieten. Im Tanzcafe gerne, aber nicht da wo Geschichte geschrieben
werden soll.
(Ralf, 2.8.15)
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Sa. 18.07.15 |
The
Hara-Kee-Rees, Tall T - Köln,
Sonic Ballroom (150 Zuschauer, gnadenlos sold-out)
Sauna brutal! Keine Luft, nur heisse Feuchte, Körper an Körper!
In dieser Flora eine derart powergeladene Show abzuliefern, das ist
Hara Kee Ree im wahrsten Sinne des Wortes, zumal sie auch nur kurz
geprobt hatten, denn dies war eine Re-Union-Show. Die Schlussfolgerung
im typisch überheblichen Text des Monatsblatts, dass die Band
ja wohl eher über Live-Qualittäten verfügt, abzulesen
am spärlichen Output im dekadenlangen Bestehen, war daher schlichtweg
schlecht recherchiert, tat den tatsächlichen Live-Qualitäten
der Band aber keinen Abbruch, denn die sind unbestritten.
Ich hatte sie echt nicht so druckvoll in Erinnerung und trotz der
Hitze waren sie unerbittlich.
Garage-Punk mit einer Betonung auf Punk, wie man ihn selten so gut
zu sehen bekommt. Ich sah nur Bewegung, Bewegtheit und schreiende
Gesichter. Und 100 Leute vor der Tür, die nicht mehr reinkamen.
Tall T davor mit schwärzestem Hängt-ihn-höher-die-Geier-werden-ihn-schon-holen-Country-Rock
plus geilem Psycho-Sahnehäubchen. Wundervoller Abend! (Ralf,
2.8.15)
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Mo. 13.07.15 |
The
Fleshtones - Köln,
Sonic Ballroom (150 Zuschauer, rappelvoll)
New Yorker Legende. Hab viele viele Jahre gewartet, um sie endlich
live zu sehen und es hat sich gelohnt. Sie sind einfach der coolste
und dabei lockerste, sympathischste und unarroganteste Poserhaufen,
den ich jemals gesehen habe.
Was sie spielen ist Garagen Rock, sehr 50s/60s verwurzelt und niemals
klassische Strukturen verlassend. Sie kamen zu ihrer Gründungszeit
mitten in die Punkwelle rein, in die sie mit ihrer schnoddrigen Art
einfach total perfekt reinpassten, der sie aber niemals angehörten
oder sich anbiederten. Man schätzte und lobte sich, eine feuchtfröhliche
Verbindung, die dann aber alleine im eigenen Bett endete. Bis heute
ziehen sie ihr Ding durch, ungeachtet des Weltgeschehens und da sie
niemals modisch waren, klangen sie stets frisch und haben sich das
bis heute bewahrt. Götter! (Ralf, 2.8.15)
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Sa. 04.07.15 |
Los
Headaches - Köln,
Sonic Ballroom (30 Zuschauer) "Your country
is too warm for us" war die ironische Schlussfolgerung einer
hartgesottenen Bande dahergelaufener mexikanischer Jugendlicher, die
schon während der ersten drei Songs in eine der zerlaufenden
Monster zu mutieren schien, die sie so gerne auf ihren Plakaten darstellen.
Sie fingen vor 4 Leuten an, da der gewöhnliche Kölner 60s-Punk
an den heissesten Tagen des Jahres lieber im Biergarten des Sonic
Ballroom zischte, denn sich unter den wenigen Wagemutigen zu verstecken,
die sich tatsächlich nach drinnen trauten, doch während
ihres mit ungebrochen-stoischem Gleichmut heruntergerotzten Sets versiebenfachte
sich das Auditorium, so dass am Ende eine durch die Gegend hüpfende
Masse triefender Körper ein Zeugnis der Qualität unserer
jungen Helden abgaben.
Punk, mit dünnen schepprigen, ungelenk gegriffenen Akkorden,
mucho BlackLipso, doch viel snottiger, punkiger und gebündelter.
Immer leichtfüssig, leichtherzig, gutmütig aber rebellisch.
Los Headaches machen sehr viel Spass und lassen sich nicht durch Hitze,
Saitengefatze (die Basssaite wurde nach dem Konzert wieder zusammengeknotet,
denn es sollten ja noch ein paar Gigs folgen) und endlose Zugabenrufe
irritieren. Höchstens ein wenig durch Letzteres. Ralf
(16.7.15)
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Sa. 25.04.15 |
The
Deaf, The
Last Things - Köln,
Blue Shell (50 Zuschauer)
Holländische Hochambitions-Indie-Pop-Rock-Gruppe verkleidet in
60s-Garage-Punk-Paraphernalien. Brutal professionell, schön anzuschauen,
super gute Musiker, spielen mit extremem Druck, können gut singen,
haben grösstenteils perfekt abgestimmte Kompositionen von denen
mir einige auch ganz gut gefallen haben, packen das in eine mitreissende
Rockshow, mit ausgeklügelt abgestimmter Dramaturgie und Oberkörperfrei-"Und
jetzt alle ..."-Mitsingpausen ... und ihr merkt schon woran es
hakt: Das ist leider alles nicht echt.
Die kommen aus irgendnem anderen Rock/Punk Rock/Metal-Bereich und
ich verstehe ihre Motivation nicht.
Hi-Action, Hi-Energy, Hi-FuckYou! The Right Society?!? Und in ein
paar Jahren dann auf den Festivals. Eine grauenvolle Vorstellung.
Kommen jetzt dann bald lauter ehemalige Metalheads mit Ohrtunnels
in 60s-Anzügen in den Sonic Ballroom zu Shake Appeal und nehmen
uns unsere Seelen?
Davor The Last Things aus Hamburg mit leider wenig
spannendem aber routiniertem Cowboy-Garagen-Rock. Ich glaube ein sympathischer
Haufen aber ich könnte nicht sagen, dass es mich vom Hocker gerissen
hat.
The Deaf und die Last Things sind Bands die ich nicht zuordnen kann.
Ich verstehe ihre Absichten nicht, erkenne die Roots nicht, kann mir
deren Vergangenheit nur schwer zusammenreimen. Mich macht sowas misstrauisch.
Und solche Bands sieht man immer wieder im Blue Shell. (Ralf,
4.5.15)
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Di. 21.04.15 |
Richard
Dawson - Köln, King Georg
(40 Zuschauer) Photo from Richards Website, shot by
Jazzy Lemon.
Wie soll man das denn jetzt nur mit Worten wiedergeben? Eigentlich
wollte ich nur einen Satz schreiben. Vielleicht sowas wie: "Noch
nie habe ich einen Mann in einem lila Anorak soviel Unfug machen sehen"
Aber nein.
Darin käme nicht zur Sprache, dass Dawson's Kunstfertigkeit einem
schlicht und einfach die Sprache verschlägt, einen mit offenem
Mund verharren und vergessen lässt, dass das Leben ein einziges
Leid ist. Das Singer- und Songwriter-Genre quasi einmal durch den
vollaufgedrehten Fender Twin gejagt, dann in Grund und Boden gestampft,
dann an die Wand geschrien und das mit solch spielerischen Leichtigkeit
und souverän-schrulligem Charm. Ein Outsider? Mitnichten. Dawson
weiss was er tut. In jedem Moment seines Wirkens. Ein ganz grosser
toller Künstler, jenseits von den langweiligen Dreien Hype, Hip
und Glamour.
Das beseelendste Konzert des Jahres. Und des letzten auch. Staunen
und Lachen. Und ich hab selten erlebt, dass alle die dabei waren so
einig schwärmten. (Ralf, 25.4.15)
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Do. 16.04.15 |
Robyn
Hitchcock - Köln, King Georg
(40 Zuschauer)
Nicht soviele Leute da wie im Vorjahr. Umso besser für mich,
der volle Hallen hasst. Hatte ich 25 Jahre darauf gewartet, Hitchcock
live zu sehen, wurde mir dieses dann tatsächlich gleich zweimal
innerhalb eines Jahres nichtmal 100 Meter vor der Haustür gegönnt.
Kein Anlass also zur Beschwerde.
Den Querverweis den ich jetzt zu ziehen gedenke möge man mir
bitte schon vorher verzeihen. Für mich ist Hitchcock aber seelenverwandt
mit einem gewissen Tim Smith. Klar, der ein ist ein Punk und der andere
ein Psychedelic-Pop-Rocker. Aber beide hatten mal eine Band hinter
sich und stehen jetzt nur noch mit der Wanderklampfe in der Hand da.
Aber im Gegensatz zu dem Personenkreis der im Plattenregal gewöhnlich
neben ihnen steht, haben sie noch den Rhythmus im Blut. Man denkt,
man hört noch die Band mit ihnen spielen. Sie komponieren wundervolle
Songs, haben tolle unverwechselbare Texte, eine unerhört sympathische
Herzlichkeit mit der sie ihr Publikum quasi sofort einwickeln und
sorgen für ein Erlebnis das bei einem bleibt.
Hitchcocks Riffs sind so derart 60s-Psychedelic, der atmet Londons
Technicolor Dream wie kein zweiter. Fuck the Temples. Hitchcocks whats
real!! (Ralf, 18.4.15)
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Do. 19.03.15 |
The
Dandy Warhols - Köln,
Gebäude 9 (400 Zuschauer), Foto
wie man sieht nicht aus Köln, aber wenigstens von derselben Tour,
geklaut von der Website der Band
Eigentlich ne supercoole Band. Man merkt schon, dass die richtige
Stars sind. Ich kannte sie bislang nur aus der Doku DIG!, die sie
eine Zeitlang mit den Brian Jonestown Massacre begleitete. Die Doku
ist reisserisch und vorallem Anton Newcombe kriegt sein Fett weg in
dem er als wahnsinnges Genie dargestellt wird, die wenigen superkrassen
Momente aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt, als sei sein ganzes
Leben nicht anders gelaufen.
Die beiden Bands waren eine Zeitlang die Speerspitze des amerikanischen
Psychedelic Rocks, mischten 60s- und 70s-Rock mit modernen Alternative-Elementen,
einer hohen Kreativität und insbesondere bei den Warhols auch
mit einer eingängigen Leichtigkeit, die sie sofort auf ein Major-Label,
in die Charts und nach einigen Jahren auch auf die ganz grossen Festivals
(zumindest in Europa) brachte.
Das immerhin reichte, um ihnen eine treue Gefolgschaft zu sichern
und sie daher auch 20 Jahre danach noch 500er Hallen füllen lässt,
auch wenn die Hitdichte später wesentlich übersichtlicher
ausfiel.
Die Dandy Warhols sind und waren eine Band, die tut was sie will und
sich keinem Druck von aussen beugt. Diese Haltung hat dem Schaffen,
dem Status und der Persönlichkeit der Band enorm gut getan und
machte für mich letztlich auch den Mehrwert des ganzen Abends
aus.
Sie sind einfach scheisscool, eine richtig toll anzusehende Band.
Musikalisch für mich ok, nach ner Weile vielleicht etwas langweilig,
da sie doch sehr viele sehr ähnliche und ruhige Nummern im Set
hatten, aber das Auge hatte eine richtig richtig gute Zeit und das
Barpersonal Vollbeschäftigung.
Nächsten Abend: DIG! (Ralf, 18.4.15)
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