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Konzertbesprechungen 2017 |
1999 - 2000
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- 2017 - 2018 - Aktuell
Ryan Adams (Berlin, 17.7.17)
- Balagan (Berlin, 23.8.17) - The Baron
Four (Berlin, 24.3.17) - The BeatORGANisation
(Berlin, 15.4.17) - Berlin Beat Explosion
(Berlin, Tag 1: 15.9.17, Tag
2: 16.09.17) - Bikes (Berlin, 10.2.17)
- Black Lips (Berlin, 4.11.17) - Black
Magic Tree (Berlin 25.3.17) - Blind Butcher
(Berlin, 19.2.17) - Bobkat 65 (Hamburg,
21.4.17) - Nick Cave & The Bad Seeds (München,
2.11.17) - Kid Congo & The Pink Monkey Birds (Berlin,
15.11.17) - The Courettes (Berlin, 12.5.17)
- Les Darlings (Berlin, 12.5.17) - Death
Valley Girls (Köln, 7.2.17)
- Demon's Claws (Berlin, 23.8.17) -
The Diamond Family Archive (Berlin,
17.10.17) - Einstürzende Neubauten (Berlin,
14.11.17) - Fotzen Power Germany (Berlin,
18.2.17) - Fred & Toody (Köln,
9.2.17) - The Fuzztones (Berlin, 3.11.17)
- Garageville (Hamburg, Tag1: 21.4.17,
Tag2: 22.4.17) - Ghost Lee (Berlin,
3.11.17) - Holly Golightly (Köln,
9.8.17) - The Gories (Berlin, 06.07.17)
- Häxxan (Berlin, 06.07.17) - The Headlines
(Berlin, 8.7.17) - The Jackets (Hamburg,
21.4.17) - Kaczka (Köln, 10.7.17)
- Komplikations (Berlin, 3.3.17) -
Küken (Berlin, 10.2.17) - Lianne Hall
(Berlin, 17.10.17) - The
Masonics (Hamburg, 22.4.17) - The Membranes
(Berlin, 6.9.17) - Missing Souls (Berlin,
24.3.17, Hamburg, 22.4.17) - Muscle
Barbie (Berlin, 3.3.17) - Needle Exchange
(Berlin, 10.2.17) - Os Noctàmbulos
(Hamburg, 22.4.17) - The Pacifics (Hamburg,
21.4.17) - The Pale Lips (Köln, 10.7.17)
- Thee Penny Dreadfuls (Hamburg, 22.4.17)
- Anax Dryander & His Polyversal Souls (Berlin,
23.2.17) - Powersolo (Villingen, 1.4.17,
Berlin 25.3.17) - Pram (Köln,
4.5.17) - Fee Reega (Berlin,
17.10.17) - Reverend Beatman (Berlin, 28.1.17)
- Ringostarwars (Berlin, 18.2.17) - The
Roaring 420s (Berlin, 16.9.17) - Royal Trux
(Berlin, 4.8.17) - Saba Lou (Köln,
8.8.17, Berlin, 4.11.17) - Scum Babies
(Berlin, 3.3.17) - Ty Segall (Berlin,
24.8.17) - Sick Horse (Berlin, 18.2.17)
- The Sick Rose (Hamburg, 21.4.17)
- TV Smith (Köln, 24.1.17) - Steal Shit
Do Drugs (Köln, 7.3.17) -
The Stangs (Berlin, 16.9.17) - Les Synapses
(Berlin, 15.4.17) - UK Subs (Köln,
24.1.17) - The Urges (Berlin, 15.9.17)
- The Wrong Society (Berlin, 6.1.17,
Berlin, 15.9.17)
Mi. 15.11.17 |
Kid
Congo & The Pink Monkey Birds - Berlin,
Urban Spree (ca.
120 Zuschauer)
Er war hübsch, er war jung, er war sympathisch, er war da:
Der Chicano Brian Tristan in den späten 70ern LA's. Er konnte
nichts, doch sie brachten es ihm bei. Und der Rest ist Historie.
Ich hätte nicht wirklich gedacht, dass er alleine klarkommt,
doch die Pink Monkey Birds sind ein hervorragende Band in ihrer
zweiten Inkarnation, denn The Kid folgte seinem Lebensgefährten
wegen dessen Job ans andere Ende der Staaten.
Doch auch die Ostküsten-Version der Birds funktioniert herausragend
und lässt den guten Mann in seinem Draculaumhang und der Schmiere
im Gesicht wunderbar dastehen. Er macht nicht viel ausser einen
schlitzohrigen Entertainer zu geben, lustig und nicht aufgeblasen,
aber die Songs sind abwechslungsreich und meist erlesen durcharrangiert/instrumentiert.
Ein sehr schönes, unterhaltsames Konzert.
(Ralf, 15.1.18)
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Di. 14.11.17 |
Einstürzende
Neubauten - Berlin,
Columbiahalle (viiiiel zu voll!!!)
Die Ironie springt ja geradezu durch einen durch: Greatest Hits
der Einstürzenden Neubauten!
Folglich aber: Ist die erste Platte, die ich mir nicht kaufen werde.
Für ein paar Remasters?!? Dennoch: Hat wohl einen ganz schönen
Rummel ausgelöst, denn zum ersten Mal seit den 80er Jahren
konnte ich mich auf einem Neubauten Konzert nicht frei bewegen.
Als ich zu den Zugaben nach hinten ging, wurde erst klar WIE unerträglich
voll das war. Quasi bis zum Ausgang standen die Leute total gequetscht.
Ich möchte nicht wissen, wieviele zugelassen sind, aber 200-300
Leute hätte man mindestens draussen lassen müssen, um
wenigstens hinten etwas Luft zu haben. Für 20 Euro hätte
ich mich so vielleicht noch zufrieden gegeben, aber für FÜNFZIG
... !!! Dabei hatte ich eh lange überlegt, wie ich so nen Eintrittspreis
vor mir selbst rechtfertigen könnte.
Und wenn man dann im Gespräch nach dem Konzert Urteile hört
wie: ".. das kracht einfach nicht mehr" oder "die
Leute sind ja kaum abgegangen" oder während des Konzerts
wieder hunderte von laut quatschenden oder verzweifelt partygeilen
Leute ertragen muss, dann merkt man, dass die Werbetrommel wieder
mal die Halbinteressierten mit auf den Plan gebracht hat.
Bitte hier ein beleidigendes Wort Eurer Wahl eintragen, für
Menschen, die 50 Stutz für ein Konzert bezahlen das sie nicht
interessiert oder sie keinen Blassen haben, was sie erwartet und
deswegen hinterher enttäuscht sind (und dies auch noch lauthals
kundtun):
_________________________________________
Aber selbst wer 1994 das letzte Mal auf einem Konzert war, wie
unsere Gesprächspartner im Raucherhof, sollte sich erinnern
können, dass schon damals keine Wände mehr durchbohrt
wurden und keine glühenden Späne ins Publikum schossen.
Die Verfeinerung ihrer Methoden haben die Neubauten vom ersten Tag
bis heute konsequent verfolgt und sind damit nachwievor die Front
der Anarchisten und Avandgardisten der deutschen populären
Musikkultur. Mir gerade recht, wenn alle, die davon nichts wissen
wollen, sich die nächsten 20 Jahre wieder mit anderen Dingen
beschäftigen und Techno oder Nick Cave hören. Wer bei
den Neubauten Gefahr und Chaos sucht, hat definitiv übersehen,
dass wir 2017 haben.
Der Preis, die schlechte und völlig überfüllte Location
und die uninteressierten, störenden, aber auch vom Sardinenleben
genervten Leute beiseite gelassen, sahen wir die Neubauten letztlich
unverändert. Ich fand es wie immer richtig super. Wie öfter
brauchen sie ein paar Songs um richtig in den Fluss zu kommen, das
Timing wackelt vielleicht sogar etwas, die Intensität baut
sich erst auf. Doch spätestens nach einer halben Stunde hat
man das vergessen, dann ist es ein Gewitter, voller knisternder
Spannung, explodierender Stille und dem erleichternden Ausbruch,
kontrolliert aber immer spannend. Es langweilt mich, wenn ich wieder
mal erzähle, dass sie seit 30 Jahren meine Lieblings-Liveband
sind und ich sie wenigstens einmal im Jahr sehen muss, um meine
Grundzufriedenheit zu wahren. Diese Zufriedenheit allerdings wird
in Gefahr geraten, sollten sich Neubauten Konzerte weiterhin in
diesem Preissegment abspielen. Dann bin ich raus.
(Ralf, 30.11.17)
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Sa. 04.11.17 |
Black
Lips, Saba
Lou - Berlin,
Festssal Kreuzberg
Ich weiss noch, dass ich die ersten beiden Alben der Black Lips
damals in den USA bestellte, weil die noch nirgends in Deutschland
zu kriegen waren. Das ist etwa 13 Jahre her. Beim Konzert heute
standen neben meiner Begleiterin Li zwei ekelhaft tanzende und debilst
gut gelaunte Mädchen, die damals Hemd und Hose noch an einem
Stück hatten.
"Du kannst das bloss nicht aushalten." sagte Li auf meinen
Kommentar, den ich hier nicht in Worten wiedergeben möchte
und da man Worten Taten folgen lassen soll, zertrat ich einen der
Luftballons mit der Aufschrift "Black Lips", die hier
fröhlich durch die Menge gestupst wurden.
Ich bin mir noch niemals zu alt auf einem Konzert vorgekommen, aber
am falschen Platz schon. Dass ich auf einem Konzert einer Band,
die ich eigentlich liebe, am falschen Platz sein könnte, hätte
ich mir nicht träumen lassen. Nun gut, eigentlich war der beginnende
Hype um die Band der Grund, dass ich mich mit ihnen unwohl fühlte,
weswegen die letzte Platte, die ich mir kaufte, dann auch gleich
die dritte von 2005 war. Wenn man bedenkt, dass sie nun bei der
achten Platte angekommen sind, war ich vielleicht tatsächlich
der schlecht informierteste Gast im Saal.
Als ich die Black Lips das letzte Mal sah, waren der Drummer und
der Gitarrist noch andere Leute und jetzt haben sie zusätzlich
eine Saxophonistin, für deren Teilnahme es (abgesehen davon,
dass sie die Freundin von Cole ist, wie ich später erfuhr)
keinen offensichtlichen Grund gibt. Sie passt weder optisch noch
musikalisch ins Bild. Die beiden anderen sind ok, auch wenn der
ehemalige Drummer Jack natürlich nicht nur eine Live-Augenweide
sondern auch ein wichtiges Sprachrohr der Band war.
Tatsache aber ist, dass die Jungs völlig unverändert sind.
Der Erfolg scheint ihnen nichts anzuhaben. Jared und Cole, die,
als alte Schulkumpels, eigentlich immer schon der innerste Kern
der Band waren, sind noch genauso jugendlich unprätentiös
und verspielt wie vor über 10 Jahren und wenn ich jemals einer
Band gegönnt habe, berühmt zu werden, dann ihnen, auch
wenn ich es niemals erwartet hätte, da ihr Sound so kaputt
ist (weiss ja nicht, ob das auf den Platten immer noch so wüst
klingt, schätze aber nicht, dass das extrem anders geworden
ist).
Was für mich ebenfalls total unerwartet kam, ist, dass die
Black Lips zu Stilikonen einer ganzen Generation wurden. Kids weltweit
haben Teile ihres Kleidungsstils übernommen, Bands ihre ungestüme,
unverbrauchte Art, sogar die hüppelnden Bewegungen und, dass
die Gitarren wieder oben gehalten werden. Den Anfang dazu haben
die Black Lips gemacht und die tun das, weil sie die Musik der 60er
lieben und in den 60ern haben die Bands die Gitarren eben oben gehabt.
Musikhistorie für Indie-Kids von heute (hüstel).
Tja, und nun steht man da, sieht ein paar Jungs auf einer Bühne
und es fühlt sich an, als hätte man alte Freunde wiedergetroffen,
die nun aber zur High Society gehören, the New Beautiful Kids.
Eine Geschichte wie aus dem Kino: Vom Tellerwäscher zum Millionär,
nur dass der Millionär wohl noch auf sich warten lassen muss.
Angesichts der Sympathie zur Band, deren Bodenständigkeit und
der Einzigartigkeit ihres Schaffens, das sich auch nach dem Hype
nicht verändert hat, gibt es aber nichts zu meckern. Da muss
man dann halt mal auf die Zähne beissen und 14jährige
Mädchen ertragen, die tanzen wie in der Disco und am nächsten
Tag bestimmt auch wieder in ihre Disco zurückgegangen sind.
Wahrscheinlich alles halb so schlimm. Aber ich war hier definitiv
fehl am Platz. Ein merkwürdiges Gefühl. Vor ein paar Monaten
musste ich mich mal von einer 20jährigen anschnauzen lassen,
der ich auf einem Konzert in einem besetzten Haus im Weg stand.
Das ist, als würde eine respektlose Göre Jimi Hendrix
in Woodstock auf den Stiefel latschen und ihn dann noch deswegen
anpfeifen. Also nicht, dass ich mich mit Jimi Hendrix vergleiche
oder der Meinung bin, ich wäre ein wichtiger Teil einer Szene
(wobei jeder einzelne ein wichtiger Teil einer Szene ist), nein,
es geht um das Gefühl, auf dem eigenen Grund und Boden nicht
mehr willkommen, zumindest fremd zu sein. Und das wird jeder von
Euch kennen.
Das Publikum der Black Lips ist einfach zu 99% anders als vor 10
Jahren. Ein kompletter Austausch. Und sowas ist doch eigentlich
schon eigenartig, oder?
Und wie die anderen 99% hätte ich mir das sogar nicht mal angetan,
hätte nicht Arish Khans Tochter Saba Lou den
Support gegeben. Ich war etwas erstaunt, sie hier mit Band zu sehen,
da sie zuletzt in Köln noch ganz
alleine mit einer halbkaputten Akkustikgitarre am Werk war. Offen
gesagt, gefiel mir das sogar besser, da dies wesentlich mehr Charm
hatte. Der erste Song gefiel mir noch super, doch schon am dem zweiten
wurde es mit jedem Song etwas fader, da die Band die Songs zu gleichförmig
interpretierte. Da fehlte ein wenig Pepp, Feuer und Abwechslung.
(Ralf, 7.11.17)
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Fr. 03.11.17 |
The
Fuzztones, Ghost
Lee - Berlin,
Bassy Cowboy Club (ca. 350 Zuschauer)
Man kann von Rudi "The show starts when you leave the van"
Protrudi und seinen Fuzztones halten was man möchte,
aber das hier war ein RICHTIG geiles Konzert. Die Band spielt wie
aus einem Guss und einige der neuen Songs sind absolute Knaller.
Hier ist noch lange nicht die Luft raus. 51 Jahre nach Rudis Bühnenpremiere,
37 Jahre nach Gründung der Band, die in den 80ern das Neo-60s-Revival
angezündet haben, einige richtige Superhits hatten und zwischenzeitlich
sogar bei RCA landeten.
Ihr Stil und ihr Image waren prägend für Generationen
und sind es heute noch, denn was wären die Fuzztones ohne die
schwarzhaarigen Typen, die Leder- und Steinzeitfell-Jacken, die
Knochenketten und das Logo mit dem Totenkopf und den gekreuzten
Vox-Gitarren. Die Fuzztones haben ihr eigenes spezielles Trademark,
in Klang und Bild.
Seit geraumer Zeit residieren sie in Berlin und Rudi hat eine exzellente
Band zusammen. David Thorpe ist ein Bassist, ohne dessen Fähigkeiten
einige der neuen Songs überhaupt nicht möglich wären.
Wenn man ihm zusieht fallen einem die Augen raus und auch wenn technisches
Können für mich kein Gradmesser ist, hier ist es absolut
in den Dienst der Songs gestellt, die ohne dieses Spiel nicht funktionieren
würden. Und das harmoniert perfekt mit Rudis Gitarre und seiner
erstklassigen Stimme. Diesem Lineup ist noch einiges zuzutrauen,
Leute, auch wieder im Studio.
Und über die Livequalitäten der Band brauchen wir nicht
zu diskutieren. Nochmal: Man mag von seiner Art halten, was man
möchte, aber er hat das Charisma, das heute vielen Bands fehlt
und die Kids springen nur allzugerne auf den Wagen auf, um dem grossen
Mann in die finstere Höhle zu folgen, in der die Fuzztones
ihre Ideen brauen.
Dafür konnten Ghost Lee die hochgesteckten
Erwartungen anhand des vorab im Internet veröffentlichten Videos
leider nicht ganz erfüllen. Der psychedelische Trip und die
Referenzen an die Garage waren nur sporadisch zu spüren, die
Kompositionen nicht durchgehend interessant, der Klang der Band
ziemlich anders als erwartet.
Leider war der Sound im Bassy auch wieder mal weniger als unausgegoren.
Das Gewirble des Drummers war viel zu aufdringlich, die Gitarre
in ihren Facetten nur zu erahnen und den Theremin konnte man beim
ersten Einsatz überhaupt nicht hören. Sowas trübt
das Erlebnis dann doch enorm, gerade wenn man dabei ist, die Qualitäten
einer Band erst mal kennenzulernen.
(Ralf, 4.11.17)
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Do. 02.11.17 |
"LISTEN"
... to the Prayer
- Nick Cave & the Bad Seeds zelebrieren in München elektrisierte
Ekstase -
Nick
Cave & the Bad Seeds - München,
Zenith (ausverkauft, vielleicht 7.000 Besucher?!)
Foto: B.B.
Nick Cave schafft es spielend bis zu 10.000 Menschen zu seinen Konzerten
zu bewegen. So auch in München. Die Show war lange vor Termin
ausverkauft und hätte ich nicht auf verschiedenen Kanälen
und Portalen nach Karten gesucht, wäre dieser sakrale Moment
ohne mich zelebriert worden. Neben professionellen Ticketdealern,
offensichtlichen Betrugsversuchen und einer positiven Überraschung
wurde ich zusammen mit meiner Begleitung, die die Initialen B.B.
trägt, dann doch noch fündig und wir dürfen nun Zeugnis
ablegen, ob dieser Herrlichkeit.
Mit etwas Verspätung, ohne Support Act vorne weg, betreten
The Bad Seeds, in gediegen schwarze Anzüge gehüllt, die
Bühne. Unmittelbar gefolgt vom Meister selbst. Nach wenigen
Takten füllt die Aura dieses Mannes, die unzweifelhaft als
unromantisch zu bezeichnende Atmosphäre des Münchner Zenith
mit dominat dunkler Noblesse. Die B.B. und ich haben Glück
und können die limitierten Plätze direkt vor der Bühne
einnehmen. Somit werden wir unmittelbar Zeugen einer prätentiösen
Selbstdarstellung, die niemals aufgesetzt oder gar überheblich
wirkt.
„Jubilee Street“ „We call upon the Author“,
„The Weeping Song“, „The Ship Song“, „Tupelo“,
„The Mercy Seat“, „Stagger Lee“, „Into
my Arms“ alles im Programm. Auch zwei, drei Songs, die mir
gänzlich unbekannt sind. Ein manisches fast 15-minütiges
„From here to Eternity“, das allen Anwesenden auf und
vor der Bühne Nerven wie Drahtseile abfordert. Ein Ringen mit
den Mächten, Pein, Erniedrigung, Körpereinsatz nebst ihrer
Säfte. Unterbrochen von instrumentalen Noiseausbrüchen,
die, von der ursprüngliche Komposition abweichend, auf die
Zuhörer hereinbrechen, als hieße es, die Mauern Jerichos
einzureißen. Ein Zurückfinden aus diesen Lärmwänden
ist nur unter Zuhilfenahme von Warren Ellis möglich, der nach
minutenlanger Tobsucht, drohend mit dem Geigenbogen einzählt
und die wild wuchernde Saat zur Disziplin ruft.
„LISTEN“, zwischen den Songs unüberhörbar
in´s Mikrophon gezischt, scharfzüngig, schulmeisterlich
und eindringlich mahnend. ZuHÖREN fordert der Meister und meint
damit Ungehörige, die vor der Bühne offenbar unaufmerksam
sind. Diesen Abtrünnigen kommt er gern sehr Nahe, beugte sich
herunter zu ihnen, verordnet Konzentration und verleiht seiner Forderung
fast körperlich Ausdruck. Dann jedoch gleich wieder –
ganz chargierte Nonchalance – hat er ein Lächeln um die
Mundwinkel. Und die Herde folgt dem Hirten. Will ihm folgen, nicht
nur seine Hände reicht er in die ersten Reihen, nein auch seine
schwarzen, hochglanzpolierten Chelsea-Boots. Auch diesen wird untertänig
Ehre zu teil.
Licht-Ton-Bild-Videoscreening alles, alles perfekt durchdacht,
aber niemals dem Selbstzweck oder der eigenen Eitelkeit dienend.
Oft ist das die Frage, die ich mir bei derart großen Produktionen,
in großen Hallen mit hohen Eintrittspreisen, stelle. Wird
der performative Akt die narrative Kraft des Werkes stören
? Wird es gar ein von Technik überladener Sündenfall ?
Cave war Punk, für mich war er auch Dada, weil, spuckte er
doch mit The Birthday Party auf alle möglichen Formen arrivierter
Kunst. Also, was nun, Nick ? - Kunst erfordert Verrat und triumphiert
über diesen Verrat, denn der Verrat wird wiederum in Kunst
gewandelt - Und so wurde das Fleisch eins mit dem Blut und der ausufernden
Darbietung und der Hingabe aller Beteiligter und diente als Vermittler
zwischen den Fronten notwendiger technischer Mittel. So, als würde
alles nur aus Schwarz und Weiß und ein wenig Rot bestehen,
alles unter Hochspannung, britzelnde funkensprühende Lichtbögen
aus Energie, die in einen Mahlstrom herabziehen und wieder ausspeien,
nur, um sich/dich/uns anschließend, ekstatisch aufgeladen,
erneut hineinzustürzen.
Ob das, als Konzertabschluss geltende, auf die Bühne bitten
von unzähligen Zuschauern, um anschließend mit ihnen
„Push the Sky away“ darzubieten, einen bleibenden, unvergessenen
Moment vermittelt hat, mag dahingestellt bleiben. Eines jedoch bleibt,
da waren die B.B. und ich einhellig der Meinung: Cave geißelte
sich 120 schmerzhafte Minuten und entließ sich selbst und
sicher auch den ein oder anderen seiner Jünger mit einem Gefühl,
vielleicht ja doch die ein oder andere Sünde erlassen bekommen
zu haben.
(Sir Tobi, 3.11.17)
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Di. 17.10.17 |
The
Diamond Family Archive, Lianne
Hall, Fee Reega
- Berlin, Loophole (20 Zuschauer)
Das Diamond Family Archive ist aus The South Hams
in Devon, England und ich würde sie als elektro-akustisch-experminentelles
Psych-Folk-Duo beschreiben. Einer spielt vorwiegend Gitarre und
singt, der andere vorwiegend Drums, doch meist fummeln sie noch
an zahllosen Effektgeräten und zwei drei Keyboards rum, spielen,
singen, hacken und schleifen Loops in die Gegend rein, so dass die
Basis der erstmal eher traditionellen Songs durch viel sphärisches
Gewaber angereichert wird.
Das Gute daran: Sie bewegen sich strikt im nichtcomputerisierten
Bereich. Keine Laptops, keine vorproduzieten Songs vom File, die
dann nur überspielt werden!
Das Schlechte daran: Ich fand es immer schon reichlich unspannend,
Musikern beim Knöpfedrehen zuzusehen. Wenn zu viel Technik
im Spiel ist, bekommt das schnell den Charm von Telefonvermittlung.
Als ich 14 war und wir im abgedunkelten Kinderzimmer Tangerine Dream
und Klaus Schulze hörten, hatten wir andere Bilder vor Augen,
als Typen, die aussehen wie Rick Wakeman und an Schaltpulten rumstöpseln.
Bei denen hier würde ich sagen, nah dran, fast gekippt, aber
noch die Kurve gekriegt. Die musikalischen Qualitäten des Gitarristen
Laurence sind ausserordentlich, auch sein Gesang. Leider beschränkt
er sich ab und an auf nur ein zwei Sätze und Melodien, die
dann auf alle Arten geloopt und wiederholt werden. Wegen mir hätten
sie sich und ihr ganzes Beiwerk mehr in den Dienst des Songs stellen
können. Ausserdem fehlten mir jegliche Ausbrüche.
Dennoch: Hatte sich gelohnt hier aufzulaufen, was wir ja nur unserer
lieben Fee wegen getan haben, die gerade auf der
Durchreise war und sich für ein kurzes Gastspiel dazu buchte.
Die vier Songs, die sie vorneweg gab, wirkten daher auch etwas durchgehetzt,
da sie Angst hatte, zuviel Zeit in Anspruch zu nehmen, was angesichts
der Tatsache, dass sich das Publikum alleine wegen ihrer Anwesenheit
verdoppelte, nur bedingt angebracht war. Spricht aber für sie,
dass sie der Dankbarkeit ihre Ruhe opferte.
Dazwischen die ebenfalls britische Sängerin Lianne
Hall, die aber mittlerweile in Berlin residiert. Sie spielt
meist sehr klar strukturierte Muster auf der Gitarre, teils mit
etwas Loopbackground und singt im Stile der nicht enden wollenden
Kieksergeneration ... so leid es mir tut, denn ihre Schüchternheit
ist mir ja ausgesprochen sympathisch, auch, dass sie in den 90ern
mit der Punkband Witchknot zu John Peels Gunst fand ... aber dieses
Female Alternative Singer-Songwriter-Gejauchze muss dringend gestoppt
werden.
Aber: Ein Abend der sehr viel mehr Leute verdient gehabt hätte!!!
(Ralf, 18.10.17)
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Sa. 16.09.17 |
Berlin
Beat Explosion Tag 2 mit The
Roaring 420s und The
Stangs - Berlin,
Bassy Cowboy Club (300 Zuschauer)
Ich hatte die Roaring 420s aus Dresden schonmal auf
dem Garageville gesehen aber reichlich anders in Erinnerung, definitiv
mit einer anderen Besetzung. Hier standen sie zu dritt und ich meine,
dass die damals bestimmt mindestens fünf waren. Dementsprechend
war der Sound ziemlich abgespeckt. Bass und Drums legten einen soliden
aber recht sparsamen Grund für den Sänger und Gitarristen,
der sich nach allen Regeln der Kunst austobte. Ich schätze, die
referenzieren die späten 60er, das ist nicht sehr wild, definitv
kein Punk, aber auch kein Soul, fast schon Easy Listening und etwas
Indie-Touch haben sie auch noch mit dabei.
Prinzipiell haben sie mir gut gefallen ausser, dass mir die Kompositionen
manchmal wohin, wo ich nicht mehr verstehe, was sie da wollen. Dann
wird es langweilig und wenn man fünf sechs Songs hört, die
super losgehen und dann irgendwann irren sie rum, verlieren die Spannung,
dann ... Zudem schien es manchmal auch etwas schwummrig und unpräzise.
Weiss nicht, ob das nur am etwas lauen Punch der Drummerin lag. Sie
spielt gut, aber die Snare war kaum wahrzunehmen, weil sie sie höchstens
streichelte.
Irgendwann wechselte der Gitarrist an die Orgel und zeigte auch dort,
was er drauf hat. Auch alles super, aber besser wäre natürlich
gewesen, ein Mensch an jedem der Instrumente. Das hätte ein abwechslungsreicheres
Klangbild gegeben. Naja, ganz toll aber zu weich und zu hippie für
mich, vorallem auf Dauer. Auch wenn der Sänger mir tatsächlich
ziemlich angepisst vor kommt. Aber ich glaube, er ist zu schüchtern,
um das auf der Bühne auszuleben. Spricht ja für ihn. Ich
mag schüchterne Menschen.
Auch the Stangs aus Den Haag waren definitiv keine
Punks. Auch eher mit Spätsechziger- aber mit rockig-poppigeren
Referenzen, auch n bisschen Psych, aber nicht ganz so hippie, näher
am Beat. Definitiv haben sie super Kompositionen, eine extrem gute
Abstimmung, einen super Sänger. Geile Band, aber auf dem Lukas
landen sie in der Region Schäfchen, hehehe. (Ralf, 18.10.17)
|
Fr. 15.09.17 |
Berlin
Beat Explosion Tag 1 mit The
Wrong Society und The
Urges - Berlin,
Bassy Cowboy Club (250 Zuschauer)
The Wrong Society, Deutschlands Songwriting-Juwel
unter den Punkbands. Und wenn ich Punk sage, dann denke ich an die
Zeit vor der Erfindung von digitalen Effektgeräten, eine Zeit,
in der die Kids wütender und ihre Instrumente verzerrter und
lauter wurden. Bekanntermassen fand diese Revolution Mitte der 60er
Jahre vorallem in Garagen amerikanischer Vororte statt und die Triebfedern
waren Aufbegehren gegen die spiessbürgerliche Langweiligkeit
sowie auch einfach nur zurückgewiesene Highschool Liebe. Und
schon sind wir mitten in der Welt der Wrong Society, die diese traurige
Wut wie keine andere Band dieser Tage in wunderschöne Songs
umzusetzen weiss.
Dazu ist ihr musikalisches Können auf dem perfekten Niveau.
Sie können anständig spielen und genügend Drive entwickeln,
sind aber schäbig genug, um den trittbrettfahrenden Hochglanzartisten
ihre Gitarrenhälse in den Arsch zu schieben, die es als schick
erklärt haben, "vintage" zu sein. Jede noch so profilierte
Band hängt sich heutzutage das Schild "Garage" vor
die Brust. Damit müssen wir leben, doch zum Glück lässt
sich das Gute noch immer leicht vom Bösen trennen. Das hier
sind nicht die Beautiful People, Leute, das hier ist die Wrong Society
und sie IST was sie sagt! Und wer als nächstes das Wort "authentisch"
in den Mund nimmt, kriegt von mir ein Gesicht zu sehen, das aussieht,
wie das Cover der ersten Wrong Society 7".
Und noch eins möchte ich erzählt haben, was die ganz besondere
Qualität dieser Hamburger Jungs ausmacht, nämlich, dass
sie ausgezeichnet gut singen können, was ihnen dieses Kompositionsspektrum
überhaupt erst ermöglicht.
Warum die neue Single noch nicht erschienen ist, habe ich jetzt
vergessen, aber immerhin haben sie uns die Songs dazu vorgetragen.
Und zwar in ihrer völlig eigenen überaus charmanten und
unverstellten Anti-Rock-Star Haltung. Kann ich nicht genug von schwärmen.
Danach konnten uns die irischen Urges gar nicht
mehr vom Hocker reissen. Das war als hätte man sich zuerst
durch die Knochen gefressen und bekäme dann das weiche Fleisch
vorgesetzt. Klar, die Urges sind international und bekannt und natürlich
auch gut, aber den Spannungsbogen konnten sie nicht mehr anheben.
Wie liessen das Fleisch, die Knochen waren ganz nach unserem Geschmack
gewesen, und traten den Heimweg etwas früher an.
(Ralf, 9.10.17)
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Mi. 06.09.17 |
The
Membranes - Berlin,
Posh Teckel (ca. 50 Zuschauer)
Bis heute habe ich die Platte nicht wiedergefunden, die ich damals
(ca. 1986) gekauft hatte (ich wusste genau wo sie stand, zwischen
The Fall und den Inca Babies ... und ... naja, so mitteloft angehört,
aber immer in Ehren gehalten habe. John Robb hab ich seitdem mehrmals
in Musikdokumentationen zu Wort kommen gehört. Immer cool. Immer
auf den Punkt.
Vor der aktuellen Europa Tour als Support von Sisters of Percy (ei,
warum machen die das nur?) gaben sie ein kleines Stelldichein in ihrer
Berliner Lieblingskneipe, umsonst und im kleinen Hinterzimmer, das
sich mit 50 Zuschauern anfühlte, wie die O2 Arena mit 125000.
Die Herrschaften aus Blackpool sind mittlerweile dem "Space"
zugetan. Robb ist immer noch ein schlanker Punk und hat ein ausprägsames
Gebahren. Körper, Mimik und Inhalt erinnern sehr an Julian Cope.
Die musikalische Darbietung war stark an Robbs Bass angelehnt. Warum
die unbedingt zwei Gitarristen brauchen, war nicht so ganz klar. Der
alte hatte eh kein Bock auf den neuen Kram und nutzte seine Zeit,
um gelangweilt ins Publikum zu starren und seine Brille hochzuschieben.
Bei den Zugaben, die dann die Punk-Smasher zu Tage brachten, ging
er dann plötzlich so richtig ab. Dann wurde es richtig herrlisch.
Ach ja, die guten Membranes. Ich hab mir hinterher das Tshirt gekauft.
(Ralf, 8.10.17)
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Do. 24.08.17 |
Ty
Segall - Berlin, Festsaal Kreuzberg
(ca. 600 Zuschauer)
Hab den ja nur vom Hörensagen verfolgt. Ich meine, der scheint
in Ordnung zu sein. Was er musikalisch abliefert, ist grande Showbusiness
deluxe. Wie die meisten jungen Leute von heute ist er von tausenderlei
Kram beeinflusst und weiss irgendwie nicht so richtig, wo er hin will.
Daher klingt wohl jede seiner Platten irgendwie anders, aber alle
auch irgendwie gut (hab ich mir sagen lassen).
Hier und heute war das gitarrensololastiger, fast schon progrockiger
70er Heavy-Rock.
Die Songs sind gut, die spielen wie die Könige, er kann ausgezeichnet
singen und ... sie haben einen wirklich mitreissenden Spannungsbogen
im Set. DAS, meine Herrschaften, DAS ist das, was Ty Segall abhebt.
Handwerkliche Qualität und die Kunst, dem Songwriting und dem
Programmablauf eine Würze zu geben, die den Leuten das Hirn verstellt.
Also Anja und Marc waren total weg. Marc musste nach 3 Vierteln des
Konzerts unbedingt in den Mosh Pit und hinterher nach Hause getragen
werden, so fertig war der. Das Gesabbel vom "besten Konzert meines
Lebens" hab ich, glaub ich, falsch verstanden.
Tja, mal ne interessante Erfahrung, wenn man sich über seinen
Tellerrand hinauswagt, was ich ja nie getan hätte, wenn die beiden
mich nicht eingeladen hätten. Danke. Wer gibt mir einen Tipp
fürs nächste Experiment? (Ralf, 8.10.17)
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Mi. 23.08.17 |
Demon's
Claws, Balagan
- Berlin,
Urban Spree (ca. 130 Zuschauer)
Die in Berlin ansässigen Balagan, eine Art Supergroup
aus Leuten, für die Balagan das Nebenprojekt ist, ist die erste
Band, die ich im Urban Spree mit einem guten Sound erlebt habe. Am
Ende kippte es fast, als die Bässe wieder zu doll wurden ...
fast ... denn es tat dem absolut guten Auftritt der drei Jungs, die
ihren Sound selbst Fuzzy Basement Rock nennen, keinen Abbruch. Das
Etikett trifft's perfekt. Sie bleiben bei den schnörkellosen
Riffs, einfachen Melodien, klaren Arrangements, die dennoch dynamisch
und emotional sind, verzetteln sich in kein Gefrickel, wechseln sich
im Gesang ab und haben eine als korrekt abzubuchende Verzerrung auf
der Gitarre. Passt. Nicht weltbewegend, aber hat mir wirklich gut
gefallen.
Montreals Demon's Claws haben wir ja vor
10 Jahren schon mal gesehen. Da sie nicht viel gemacht haben seitdem
(die letzte Platte kam 2010), hat sich auch nicht viel geändert
und daher ist es ohnehin eher verwunderlich, dass sie gerade jetzt
auf Tour kommen. Eigentlich kennt die auch keiner, weswegen das Prädiket
(auf In The Red Records), überall noch höher gehalten wurde
als der Bandname selbst, was aber unterm Strich die richtige Werbemethode
war, denn der Laden war gut gefüllt.
Besetzungstechnisch sind sie etwas zusammengeschrumpft, so dass sogar
die Berliner Garde aushelfen durfte. Die Jungs klingen und wirken
noch genauso kaputt wie vor 10 Jahren. Ich fühle mich bei vielen
Songs an die Deadly Snakes erinnert und so schliesst sich auch der
Kreis wieder in Kanada, auch wenn der eigentliche Ruhm der Claws daher
stammt, dass sie in der ersten Dekade der 2000er von den Black Lips
mit auf Tour geschleppt wurden. (Ralf, 1.9.17)
|
Mi. 09.08.17 |
Holly
Golightly - Köln, Museum
(150 Zuschauer)
Als Magnus mir vor dem Konzert erzählte, dass der Gitarrist letztes
Jahr beim gleichen Konzert während eines Songs einfach die Gitarre
weggelegt und aufs Klo gegangen sei, sie den Song aber hinterher noch
mal spielten, weil Holly meinte, dass er doch MIT Gitarre viel schöner
sei, stiegen meine Erwarungen gleich mal ins Unermessliche. Welch
geile Aktion!
Leider fand ich den Gitarristen irgendwie überhaupt nicht cool
und auch sein Spiel, ein ständiges Gekniedel mit langweiligem
ödem Sound gefiel mir überhaupt nicht ... und wurde auch
noch total in den Vordergrund gemixt.
Hmgrummelgrummel! Sie spielen das schon sehr ruhig mittlerweile. Alles
ist nen Tick gediegener geworden, die alten Songs kamen mir gedehnt
und behäbig vor, die neuen eher Kaffeehausmusik als Up-Beat.
Emotional ging das fast total an mir vorbei, erst ganz am Ende umfing
mich die Schwüler-Cocktail-Blues-Atmosphäre ein wenig.
Gut, aber zu wenig kaputt für mich. Knarzen tut das mit dieser
Band nicht. Toll aber, wie Bruce Brand auch diese Facette drauf hat.
(Ralf, 25.8.17)
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Di. 08.08.17 |
Saba
Lou - Köln, Sternhagel
(50 Zuschauer)
King Khans Tochter nach ihrer vor zwei Jahren aufgenommenen Platte
"Planet Enigma" endlich live. Sie ist 17 Jahre alt und spielt
sehr herzerweichenden aber auch strangen Folk, der immer wieder mit
ungewöhnlichen Wendungen für Augenbrauenanheben sorgt und
von ihrer Stimme, den schrulligen Geschichten und der schrabbligen
Gitarre lebt. Sie hats einfach im Blut und wird noch viel von sich
Reden machen, woauchimmer ihr Weg hingehen mag. (Ralf, 25.8.17)
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Fr. 04.08.17 |
Royal
Trux - Berlin,
Urban Spree (150 Zuschauer)
17 Jahre nach dem letzten Release und dem wenig später folgenden
Split der Band und 2 Jahre nach den ersten Reunion Shows jetzt das
unholy Ex-Couple Hagerty/Herrema auch in Deutschland live und quasi
um die Ecke.
Hagerty war blutjung bei Pussy Galore, die er allerdings eher als
Job sah und immer bestrebt war, eigene Wege zu beschreiten. Und ja,
seine Wege waren und sind ... eigen. Als Royal Trux veröffentlichten
sie 10 Alben in 12 Jahren und wurden berüchtigt durch ihren hochexpermentellen
atonalen Rock, immer wieder überraschend gewendet und durchsetzt
mit eingängigen Shootern, ihrem genau so experimentellen und
offenen Umgang mit Heroin und dem Ruhm als Stilikone, den sich Herrema
zwischen 95 und 2000 als Calvin Klein Fotomodell verdiente.
Auch live muss man sich an ihre Sperrigkeiten erst mal gewöhnen.
Ihr Auftreten gleicht auch heute einer Mischung aus lässig-cool,
widerspenstig oder vielleicht auch faul und schlapp. Der Spannungsbogen
ist geradezu destruktiv. Was drei Wochen später bei Ty Segall
die Leute in die Extase treibt, das ersticken Royal Trux verdrieslich
im Keim. Die Kompositionen schwelen in ihrem eigenen Saft vor sich
hin. Wenn ich sonst als negativ erachte, wenn Songs nach nirgendwo
gehen, so ist das bei Royal Trux kalkulierter Teil des Gesamtkunstwerks
und wenn man dann sieht, wie die Leute sich unangenehm winden, von
einem Bein auf das andere trippeln und sich im Saal umsehen, dann
manifestiert sich das Glück eines aufgehenden Konzepts. (Ralf,
21.10.17)
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So. 17.07.17 |
Ryan
Adams - Berlin, Tempodrom
(ca. 4000 Zuschauer)
Schwierige Kiste für mich, aber die Gelegenheit musste genutzt
werden um da jetzt einfach mal den Haken dranzumachen. Am Ende bin
ich auch froh, dass ich da war und fand es ziemlich toll, auch wenn
mir eine der zwei Stunden gereicht hätten. Ich bin ein Fan von
Ryan Adams, allerdings eher die Person als die Musik. Klar, er ist
ein sehr kreativer Künstler, guter Songwriter, super Sänger,
aber mir ist seine Musik zu seicht. Punkt. Ich habe etwa zwei Platten,
seine beiden ersten Solo-LPs oder so und ich habe zwei Lieder auf
dem Konzert erkannt, obwohl er offensichtlich noch mehr als diese
beiden Songs von den Alben gespielt hat, die ich besitze ... und das
gibt ein ungefähres Bild von dem wieder, wie oft ich das zuhause
auflege.
Aber der Typ ist einfach cool, seine Wurzeln liegen im Punk und nachwievor
ist er ein schräger Vogel, ein unberechenbarer Kopf, der das
Konzert am Vortag in München bspw. fast abgebrochen hätte,
weil ein paar Leute Fotos mit Blitz geschossen haben. Seine Haltung
ist schnoddrig und ich denke immer, der könnte mit uns in der
Kneipe rumhängen. Er bringt immer wieder spezielle Platten heraus,
auf seinem eigenen Label Paxam
Records (seit er genug vom Werk der Business-Schweine hat, die
sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur zu zerstören, für
die wir mit unserem Leben einstehen) wie zuletzt eine Singles-Box,
in kleinen Auflagen, für die besonders interessierten Fans und
der Rest kann sich dann eine der CDs besorgen, die bis zu eine Million
mal verkauft wurden.
Ein Spagat zwischen Mainstream und Underground, der den Ryanschen
Kosmos kennzeichnet und der gefälligen, teils ganz schön
schmalzigen ... ääh, gefühlvollen Musik, geschaffen
von einer dem Punk verbundenen Gestalt, geschuldet ist.
Das spiegelte sich auch in dem Konzert wider. Das ist schon eine ganz
schön langweilige und biedere, konzentrierte Vorstellung sehr
guter Musiker für ein Massenpublikum. Die Gitarren schweben kilometerweit
im Chorusgewaber, was - wenn Ihr mich fragt - noch Jahrzehnte Dauern
darf, bis das wieder cool wird. Das Tempo ist fast ausschliesslich
geradezu ätzend verschleppt. Das kann man schon mal machen aber
nach sieben Songs im selben lahmen Tempo wirst Du irgendwann trandösig.
Ausbrüche sind selten, die Steigerungen minimal und werden dennoch
jubelnd begrüsst. Irgendwer hat mir mal erzählt, dass auf
Technoparties manchmal erst nach Ewigkeiten minimale Änderungen
eingestreut werden, die dann aber dazu führen, dass die Leute
richtig ausrasten, hahaha. So ist das, wenn Ryan Adams mal vom ersten
in den zweiten Gang schält. Oder sagen wir so: Er fährt
an, geht sofort auf Speed Control auf 50 mph und wenn er dann mal
selbst wieder aufnimmt und auf 60 geht, dann waren die Leute schon
so am dösen und sabbern, dass sie kurze Aufrüttlung zu Begeisterungsausbrüchen
führt. Auch ne Taktik.
Hab ich jetzt eigentlich auch was Gutes drüber gesagt? Mir hats
ja gefallen. Ich mag den Typen einfach. Auf der Bühne ist die
Band völlig frei von Attitüden, auch wenn eine gewisse Schüchternheit
dem Publikum gegenüber nicht wegzuleugnen ist. Er ist kein Entertainer.
Sagt solche Dinge wie: "Ich arbeite. Ich kann während der
Arbeit nicht reden." Kaum vorstellbar, dass er mal sehr exzessiv
gewesen sein soll, auch mal von der Bühne gefallen ist und sich
das Handgelenk brach. Meine zerissene Meinung über Adams bleibt.
(Ralf, 26.7.17)
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Mo. 10.07.17 |
Pale
Lips, Kaczka
- Köln,
Sonic Ballroom (ca. 40 Zuschauer)
Für einen Montag ganz ordentlich besucht, das Konzert der kanadischen
Rumpel-Punkerinnen Pale Lips. Eigentlich ein blöder,
weil falsche Fährten legender, Name für eine lustige und
sehr schräge Truppe, die sich jenseits des Schönheitsdrucks
der Modebranche in einer angenehmen Freiheitszone befinden und damit
ganz einfach ne Menge Spass machen und ein Vorbild für alle Mädchen
sein sollten, die glücklich sein wollen. Die Musik ist ok, die
Damen sind gut genug, um sich die Bemühungen mit dem charmanten
Diletanttismus ersparen zu können, doch glücklicherweise
dann doch schlecht und unambitioniert genug, um Verkrampfungen ala
Coathangers im Rückwärtsgang zu überholen. Den Preis
für Originalität wird ihre Musik nicht gewinnen, aber für
unaufdringliche Lockerheit und damit souveräne Coolness auf alle
Fälle. Kaczka ist eine Kölner Band,
die sich teils vor die Bühne stellen, dem alten Hardcore-Motto
folgend, "wir sind so wie ihr" ... ja, mein Gott, kann man
machen. Die Idee, eine Akkustikgitarre durch Effekte und Amps zu jagen,
kann man auch machen, wobei ich der Meinung bin, dass das am Ende
auch nix besser macht als eine andere Optik. Die Musik schwankt zwischen
Emo-Core und Math-Rock (hahaha, den Begriff benutze ich zum ersten
Mal). Ganz ok, vorallem die Sperrigkeit gefiel mir zunächst ganz
gut, wurde im Verlauf des Konzerts dann aber doch ziemlich anstrengend.
Trotzdem: Die Leidenschaft ist da, der Kickin Ass Gemeinde sei Kaczka
empfohlen.
Eigentlich aber für beide Bands keine gelungene Zusammenstellung,
da die Grundatmosphäre komplett anders ist. (Ralf, 18.7.17)
|
Sa. 08.07.17 |
The
Headlines - Berlin,
Cortina Bob (30 Zuschauer)
Eigentlich waren wir gekommen um die Frogrammers im Vorprogramm
zu sehen. Zwei Monate später aber erfuhren wir, dass die kurzfristig
abgesagt hatten, weil den Headlines wohl ein zweifelhafter Ruf voraus
eilt. Wussten wir leider nicht und haben denen noch unser Geld in
den Rachen gesteckt.
Schwedischer Punkrock mit ausgesprochener FanBase in Deutschland,
geprägt von Social Distortion und Action-Rock, recht poppig
aber nicht zu sehr, zumindest live, denn als ich mir hinterher ein
zwei Videos ansah, stand mein Entschluss fest, in eine Zeitmaschine
zu steigen, vor den Auftritt zurückzufahren und entrüstet
darauf hinzuweisen, mir diese Band nie und nimmer anzusehen.
So konnte ich aber sagen, völlig unspektakulär, aber zumindest
in keinster Weise ärgerlich. Musikalischen Abzug dann aber
auf alle Fälle für ein schmalziges Toten Hosen Cover und
eine Nena Nummer.
Die Räkelvideos der Sängerin sind unerträglich und
über den Ruf der Band dürft Ihr Euch selbst informieren.
Dazu kann ich momentan nur Gerüchten folgen.
(Ralf, 15.9.17)
|
Do. 06.07.17 |
The
Gories, Häxxan
- Berlin, Bi Nuu (ca. 400 Zuschauer)
Es gab eine Zeit, da ich die Frage nach meiner Lieblingsband aus
der Hüfte schiessen konnte. Es waren drei, aber eine davon
waren die Gories. Als ich sie Ende der 80er, Anfang der 90er das
erste Mal hörte, interessierte mich am meisten der Aspekt,
dass sie keinen Bass hatten. Seit Pussy Galore war das für
eigentlich die ganz grosse Idee, den Sound einer traditionellen
Rockband zu verändern. Die leichten Verstimmungen in den Gitarren
und der pumpende, primitive aber extrem vibrierende Beat, ohne jemals
ein Becken zu benutzen, trugen weiter dazu bei ein neues Klangbild
zu schaffen, das als Vehikel für weiter denn je im Blues und
Soul verwurzelten Kompositionen diente, die mit einer Ruppigkeit
vorgetragen wurden, die einem das Herz erblühen liess, angesichts
des immer glatter werdenden Punks.
Dass die Gories damit bis heute extrem einflussreich sind, sieht
man auch daran, dass sie, fast 25 nach ihrer eigentlichen Auflösung,
mehr Publikum haben denn je zuvor, die Hälfte davon zur Lebzeit
der Band noch nicht mal geboren. Auch das ist noch mal anders als
bei ihrer ersten Reunion-Tour 2009 und der darauf folgenden Euro-Tour
2015, die beide eigentlich nur das einschlägige Garage-Publikum
hatten (zumindest bei den Auftritten, die ich gesehen habe).
Nun haben die Dinge ja immer ihre Zeit zu der sie brennen, die Zeit
zu der sie blühen, Zeiten zu denen sie ruhen und irgendwann
auch mal Zeiten, zu denen man die Aufmerksamkeit dann auf Neues
richtet. Nachdem ich die Gories zwei mal seit ihrer Reunion gesehen
habe, ein Grossteil der Bands gesehen habe, die vorallem Collins
und Kroha hinterher verfolgten, hatte ich diesesmal das Gefühl,
mich nicht mehr dafür in einen ausverkauften Laden quetschen
zu müssen, wo man taktieren muss, um einen guten Platz mit
Blick auf die Band zu bekommen, kein Bier mehr bekommt oder den
Platz verlassen muss, wenn man weitertrinken möchte.
Dazu war dies für mich nun einfach am heutigen Tag nicht mehr
aufregend und auch nicht mehr gut genug. In Stuttgart 2015 fand
ich sie besser. Sie werden immer in meinem Herzen bleiben, aber
noch mal schaue ich sie mir nicht an, ausser sie machen neues Material.
Häxxan davor, eine israelische Band, fand
ich uninteressant.
(Ralf, 9.7.17)
|
Fr. 12.05.17 |
The
Courettes, Les
Darlings - Berlin,
Bassy Cowboy Club (200 Zuschauer)
Die Darlings aus Frankreich werden verstärkt von David Peter
Jørgensen, dem Bassisten von the Youth aus Kopenhagen. Aufgrund
der ungleichmässigen Bühne des Bassy und dadurch, dass sie
die Drums von Martin Wild nutzten, standen sie alle seitlich des Schlagzeugs.
Ich habe schon viele Diskussionen geführt und wer mich kennt,
weiss, dass ich Konventionen gerne an den hinteren unteren Rücken
hänge, doch eine Band mit zwei Gitarren, Bass und Drums hat aus
meiner Sicht nicht viele Optionen, ausser die Bühne ist gross
genug, dass alle nebeneinander passen. Nicht nur optisch, auch klanglich
ist es in den meisten Fällen besser, wenn die Gitarren rechts
und links neben dem Schlagzeug sind. Les Darlings sahen daher, aus
meiner Sicht, vom Bühnenstanding her, nicht sehr vorteilhaft
aus und sie klangen auch nicht gut. Die Musik ist ein Abriss klassischen
60s-Garage-Punks, eine eigene Note sucht man leider vergebens. Ich
würde mir mehr Eigenwilligkeit von ihnen wünschen.
Jene findet sich bei den Courettes schon über deren einzigartige
Konstellation. Als Martin noch bei den Columbian Neckties trommelte,
lernte er auf deren Brasilien-Tour die Autoramas und deren Bassistin
Flavia kennen. Es wurde mehr daraus, Flavia kam nach Dänemark,
sie heirateten und gründeten die Courettes, wobei Flavia nun
die Gitarre übernahm und singt. Die zierliche brasilianische
Powerfrau im 60s-Kleidchen und der wilde Däne in seiner Rockermontur
geben ein herrliches Bild ab, ihre Leidenschaft und eine ganze Reihe
cooler Songs machen sie zu einem beliebten Act, vorallem in Deutschland,
da es in Dänemark natürlich nur eine begrenzte Anzahl guter
Locations gibt, was das Paar und deren Sprößling nicht
alleine ernährt. Und so touren sie gerade an Wochenenden landauf
landab und bringen enorme Strecken hinter sich, da der Kleene ja nicht
immer mit kann.
Nachdem sie letzten Jahr am Garageville noch den Opener machten und
auch noch nicht 100% überzeugen konnten, haben sie mittlerweile
sehr an Qualität zugelegt und sind auch im Bassy ein solider
Mainact mit Entertainmentfaktor (auch wenn mir diese Art der Anheize
etwas too much ist). (Ralf, 15.6.17)
|
Do. 04.05.17 |
Pram
- Köln,
King Georg (ca. 60 Zuschauer)
Avandgarde Truppe aus Birmingham. Hat 2 Longplayer in der Pipeline
und spielen eigentlich nur noch sehr wenig live. Daher war es mir
eine ausserordentliche Freude, sie hier sehen zu können und
da ich aufgrund der bisher gehörten Platten nicht grösster
Erwartungen war, überzeugten sie mich TOTAL!
Die sind ein schräger eigenwilliger Haufen. So richtige Kauze
mit Keyboards so klein, dass es äusserste Konzentration erfordert,
die erforderlichen Tasten mit einer Männerhand zu treffen,
mit einem Sammelsurium an unterschiedlichsten Instrumenten, die
stetig wechselnd zum Einsatz kommen. Die Kompositionen sind ebenso
widerborstig, strotzen aber vor Niedlichkeiten und fühlen sich
eher wunderlich als gruselig an.
Dazu spielt ein phantastischer Drummer, sehr jazzig und wie er den
zarten, teilweise aus dem Computer kommenden Basisthemen folgen
kann, ist für mich das erstaunlichste Phänomen des Abends.
Solch ein Haufen muss sich erstmal finden. Ich fand Pram höchst
unterhaltsam, auch ohne die üblichen Projektionen, die auch
mal von zwei Seiten auf eine Leinwand geworfen werden. Meine Begeisterung
liess mich sogar den Zorn über das ausverkaufte Neubauten Konzert
in der Philharmonie vergessen. Wozu steht man bei denen eigentlich
auf dem Newsverteiler, wenn man alles als letzter mitkriegt? Na,
damit man stattdessen Pram ankucken kann. Eine glatte 1!
Einen Monat später erzählt mir Christoph Wagner, dass
der Drummer raus ist. Der machte Pram zum Spass und verdient sein
Tägliches mit anderen Bands. Tja, und offensichtlich sind die
Herrschaften genauso anstrengend wie man es erwartet. Schade!
(Ralf, 15.6.17)
|
Sa. 22.04.17 |
Garageville
#6, Day 2 mit Thee Penny Dreadfuls, Os
Noctàmbulos,
The Missing Souls und
The Masonics - Hamburg,
Hafenklang (ca. 400 Zuschauer)
Thee
Penny Dreadfuls aus Nordirland eröffneten den zweiten
Tag. Ich weiss nicht, ob sie noch leben, denn man findet nichts
über sie im Netz, dabei war doch eher die Frage, ob sie zum
Garageville ihre erste Platte dabei haben. Wieauchimmer brachten
sie schmutzigen Garagen-Rock, der eher die spätere Mitte der
60er im Auge hat, dennoch aber mit viel unheilvollem Georgle eine
psychedelische Note einbringt und mit rauh-angepisster Stimme zu
punkten weiss. Etwas viel Gedudel, wie das eben in den späten
60ern so Mode war, sonst eine Band, von der man gerne mal wieder
was hören würde.
Os Noctàmbulos aus Frankreich waren mit
ihrem düsterem Voodoo-Surf eher etwas schwerfälliger und
daher nicht so meine Kajüte. Da die Kids aber wie immer am
ersten Abend Vollgas geben und daher am zweiten schwer in den Seilen
hängen, gab uns das Gelegenheit zu einer wohlverdienten Pause
... die wir dann gleich auch über die
Missing
Souls auszudehnen wussten, da sie, wie schon bei
ihrem Auftritt früher im Jahr in Berlin, obwohl musikalisch
überzeugend, eine eher gequält exaltierte Präsenz
haben und daher eher Fragezeichen als Begeisterung hervorriefen.
Vielleicht nervt mich ja auch nur, dass sie ausschliesslich Coverversionen
spielen. Das ist halt nur ne Partyband, Mann, auch wenn es dann
immer heisst, dass dies IHRE EIGENEN Interpretationen sind. Für
mich fängt die Kunst aber nachwievor da an, wo man nicht nur interpretiert
sondern kreiert. Das ist der deutlich anspruchsvollerere und schwerere
Weg.
Alle Energien also gebündelt für die grossartigen
Masonics,
doch ob es an unserer angeschossenen Konstitution oder dem Auftritt
der Adelsgarde des britischen Garage-Punks lag (die allesamt mitten
aus dem Herzen der Childish-Gemeinde stammen und eine bessere Platte
nach der anderen auf uns loslassen), irgendwie zündete das
nicht. War es der Mond, war es der Alkohol oder ist es irgendwas
im Karma des Hafenklangs ... der zweite Tag des Garagevilles kam
mir auch diesesmal vor wie eine atmosphärische Heimsuchung.
Vielleicht war das Hafenklang ja auch mal ein Folterkeller...
(Ralf, 21.10.17)
|
Fr. 21.04.17 |
Garageville
#6, Day 1 mit
Bobkat 65,
The Pacifics, The
Jackets, The
Sick Rose - Hamburg,
Molotow (ca. 300 Zuschauer) Los
ging es beim diesjährigen offenen Tag der Garage mit Bobkat65,
zwei jungen Mädchen und einem Herren aus Spanien, mit noch völlig
unverbrauchtem Teen-Beat, noch etwas ungelenk in der Hüfte und
auf den Saiten, aber genau dieser charmante Dilettantismus (oh wie
wohl mag man mir diese Phrase langsam verzeihen ... zumindest werde
ich Euch nicht mit dem Unwort des Jahrzehnts "authentisch"
behelligen) lässt Bobkat 65, sehr wohl nach einigen Diskussionen,
für uns am Ende sogar den zweiten Rang des Abends einnehmen,
noch vor den Veteranen Sick Rose und der folgenden irischen Kombo
The
Pacifics, die ihren besten Moment haben, als sie während
der Jackets-Show in Reih und Glied neben der Bühne stehen, durch
die uniformen Anzüge leicht erkenntlich, und von Jackie abgeknallt
werden, mit einem Schuss, wie durch die Daltons, und dies wunderbar
mitspielen. Ihren Auftritt fand ich schwungvoll, gut gelaunt, aber
mehr blieb mir nicht davon übrig. Was
man von den Jackets
nicht behaupten kann. Sie gehören zu den beliebtesten Genre-Acts
derzeit in Europa. Ihre Songs sind einfach und einprägsam, das
Spiel und die Show sind aus einem Guss und das theatralische Element
sorgt für Entertainment galore.
Die Jackets sind eine Band, die gerade wirklich brennt und das kann
man von The
Sick Rose leider nicht mehr behaupten. Sie stellten diesmal
ihre erste Platte vor, mit der sie in den 80ern zur Garage-Elite Europas
vorstiessen. Leider konnte ich der Idee, komplette Platten runterzuspielen
nie etwas abgewinnen und finde sie mittlerweile sogar richtig abgefrühstückt,
fast so schlimm wie der Unplugged-Irrsinn, der uns ja glücklicherweise
wieder verlassen hat. Ich finde es nie eine gute Idee, alten Kaffee
wieder aufzuwärmen. Wenn man etwas noch nie gesehen hat, mag
man ein paar Leute auf seine Seite kriegen, sozusagen "Jetzt
hab ich Euch gesehen, jetzt kann ich sterben", aber the Sick
Rose sind keine Band, die man in den letzten Jahr nicht sehen konnte.
Nun gut, aber die Meinungen gehen ja glücklicherweise auseinander
und so habe ich genügend Leute gehört, die das ganz toll
fanden, was die alten Männer da gemacht haben. (Ralf,
22.6.17) |
Sa. 15.04.17 |
Les
Synapses, The
BeatORGANization - Berlin,
Bassy Cowboy Club
The BeatORGANization ist nicht des Undergrounds Begehr. Wir haben
hier eine Kapelle gestanden-renommierter Musikschaffender, die im
tanzbaren Unterhaltungssektor baden. Für mich zu zahm, zu kontrolliert,
zu profiliert. Für Party aber natürlich gut. Dem Publikum
hat es gefallen.
Les Synapses, das French-Freak-Beat-Psychedelic fand ich diesmal auch
weit von ihrer Form des Auftritts vom Vorjahr im Sonic Ballroom entfernt.
Die sahen aus, als hätten sie in ihren Klamotten geschlafen und
genau so zerbeult wirkte auch ihre Show.
Nicht das erste Mal, dass ich eine Band im Bassy wesentlich schlechter
sehe als woanders. Schade, hierauf hatte ich mich riiiiiesig gefreut.
(Ralf, 15.6.17)
|
Sa. 01.04.17 |
Powersolo
- VS-Villingen,
Cafe Limba (ca. 60 Zuschauer, voll)
Ist ja immer nett, ne Band während einer Tour mehrmals zu sehen.
Ich kriege das heute leider irgendwie nicht mehr so hin wie früher,
aber mit Powersolo hatte ich Glück und war, nach dem ernüchternden
Erlebnis in Berlin, sehr erfreut, dass es auch anders geht.
Hier waren zwar auch ein paar "Frantic"-Gröhler an
Bord aber der Anteil war geringer und die Nähe zum Publikum
war sowas von Auge in Auge, dass Kim auch mal selbst für Ruhe
sorgen konnte.
Warum auch immer, war das Programm etwas umgestellt und sie waren
auch nicht mehr ganz so tight wie noch in Berlin. Schon im ersten
Song ein paar Fehler und ich bin der Meinung, das tut ihnen gut.
Wie die geschätzte Leserschaft ja schon meinen Worten über
das Berlin-Erlebnis entnehmen konnte,
bin ich ja in fiebrigster Panik, dass Powersolo die Stadien erobern
werden, und da wirkt jeder einzelne Spielfehler, jede kleinste Unpräzision
wie ein doppelter Wadenwickel und dazu war die Spielfreude wieder
überschäumend. Diese Männer haben Spass an dem was
sie tun.
Im Limba konnten sie sich schön durchs Publikum wühlen
und begeisterten erneut mit ihrer witzigen Art und ihren eingängigen
und perfekt durcharrangierten Songs.
Ich denke, gross geworden sind diese Burschen in den 90ern mit Jon
Spencer, den Gories und den Oblivians, verschliessen sich aber keiner
stilistischen Blüte und bleiben dadurch immer überraschend.
Powersolo hat seinen eigenen Stil gefunden. Sie hatten 6 Alben lang
Zeit dafür und wenn man sich die Anfänge ansieht, sieht
man auch die Entwicklung. Die Balance zwischen den Rollen in der
Band passt optimal, auch mit Zak scheinen sie den bestmöglichen
Drummer an Land gezogen zu haben und ich wünsche mir, dass
er noch lange bei ihnen bleibt.
Als sie am Ende dann aber schon über zwei Stunden gespielt
hatten, stellte sich dennoch eine gewisse Abnutzung ein. Der wievielte
Song war das jetzt, der nen langen ruhigen Mittelteil hat?
Besser als in Berlin. Aber nach mehr als 4 Stunden Powersolo in
einer Woche reicht mir das auch erstmal für dieses Jahr.
(Ralf, 6.4.17)
|
Sa. 25.03.17 |
Powersolo,
Black
Magic Tree - Berlin,
Wild At Heart (ca. 200 Zuschauer) Ihr
Auftritt vor drei vier Jahren in Köln gehört zu den
besten Abenden, die ich dort erlebt habe. Heute glaube ich, dass Powersolo
aufpassen müssen, dass ihnen die Sache nicht entgleitet. Die
Band befindet sich gerade an einem Scheideweg nach oben. Verrückte
Typen, durchgeknallte Videos, da steht auch das prollige Volk drauf.
Und dass es sich schon rumgesprochen hat, davon durften wir uns an
diesem Abend im Wild At Heart überzeugen. Schon als wir ankamen,
mussten sich manche durch lautstarkes Gegröhle und rücksichtsloses
Breitmachen im schmalen Durchgang zur Bühne Aufmerksamkeit verschaffen
und das liess uns das Schlimmste befürchten.
Mit Black Magic Tree dann noch eine Vorband, die
sich eigentlich hätte extrem fehl am Platz vorkommen müssen.
Ihr fast schon klassischer HardRock kam aber gar nicht so schlecht
an, was uns noch Schlimmeres befürchten liess.
Bei Powersolo war der Auftrittsraum dann schon erwartungsgemäss
unangenehm verstopft, was man dann eben hinnimmt, aber die Ich-ich...ich-bin-auch-total-verrückt...sieh-doch-nur-Fraktion
schrie eigentlich alle Feinheiten des Konzerts nieder. Der sonst so
witzige Dialog zum Publikum kam gar nicht zustande, da sich immer
irgendwer produzieren musste. Selbst gegen Ende, als Kim unten im
Publikum versuchte alle zum Sitzen zu bringen, musste irgendjemand
solange blöd rummachen, dass er irgendwann aufgab und man mit
dem Gefühl nach Hause ging, dass man um die Möglichkeiten
der Show gebracht wurde. Wirklich schade.
Ich wünsche allen, die Powersolo auf dieser Tour sehen, ein respektvolleres
Publikum und Powersolo wünsche ich, dass sie bekommen was sie
wollen. Ob's das ist, was hier heute passiert ist, hätte mich
schon brennend interessiert.
Mit dem neuen Schlagzeuger sind sie allerdings etwa eine Tonne tighter,
fast schon beängstigend professionell. Wenn das mal nicht nach
vorne losgeht. Auch wenn mir die Roots etwas zu amerikanisch sind,
liebe ich ihren Sound. Besonders die Gitarren. Die Kompositionen sind
extrem cool. Darüber schachteln sie einfache aber effektive Melodien,
die manchmal wie besoffen eiern, aber punktgenau eingesetzt sind.
Zudem verfügen sie über viel Einfallsreichtum was Dramaturgie
und überraschende Wendungen in den Songs betrifft.
Mit so viel komödiantischen und musikalischen Talent sind sie
bereit, dem Underground-Sektor zu entwachsen. Aktuell sind sie beim
sechsten Album. Mal sehen, wo sie stehen, wenn das siebte kommt. Bei
den Black Lips habe ich immer gesagt, die sind doch zu trashy um so
ganz bekannt zu werden. Auch wenn ich mit Prognosen meist daneben
liege, hatte ich in diesem Fall recht. Ich glaube, Powersolo wird
auf die grosse Bühne gehen! Wenigstens für ne kurze Zeit.
Sie hätten das Zeug dazu und die Masse wird auf sie abfahren.
Lass die mal auf nem grossen Festival spielen, dann ist es geschehen.
(Ralf, 27.3.17)
|
Fr. 24.03.17 |
Missing
Souls, The
Baron Four (Foto aus dem Internet geklaut,
ist nicht von diesem Konzert) - Berlin,
Bassy Cowboy Club (250 Zuschauer)
Sie waren die Teen-Rebellion gegen die todlangweiligen Indie-Bands
Englands im Jahre 2006. 4 Teenager auf der Rettung des Rock'n'Rolls
als der wieder mal am Boden lag. Ihr 60s-Punk war laut, wild und
trat der eingerosteten Punk-went-knowwhere-Szene kräftig in
den Allerwertesten (wie das alle Garage Bands ja seit den 80ern
immer wieder tun müssen). Ihre wilden Liveshows waren berüchtigt.
Dabei waren die Jungs hübsch genug die Girls im Publikum zum
Kreischen zu bringen. Sie kamen bei Dirty Waters Records unter Vertrag,
machten in fünf Jahren drei LPs, eine zweistellige Zahl Singles
und spielten mehrere hundert Shows in ganz Europa und Übersee
um dann in Schrecken zu erstarren ob des plötzlichen Todes
ihres Gitarristen Chris Langeland. Die Rede ist von Thee Vicars
aus St. Bury Edmunds.
Bassist und Sänger Mike Whittaker, dann gerade mal 22 Jahre
alt, gründete the Baron Four, die nun auch
schon bei der zweiten LP und einer handvoll Singles sind, das Rotzige
ihrer Vorgänger allerdings durch mehr Rhythm'n'Beat ersetzt
haben, was ich etwas schade finde, denn die Vicars waren nah dran,
die Blaupause für meine Idealvorstellung einer Band abzugeben.
Dennoch habe ich diesem Abend lange entgegen gefiebert. The Baron
Four machen aber ganz bewusst nicht den Fehler in ihre eigenen Fußstapfen
treten zu wollen. Dennoch fehlen die ausgelassen Akzente nicht,
auch wenn sie vorallem über brutzelnde Gitarrensounds und einen
phantastischen Schlagzeuger kommen, dessen Gewirble immer gerade
diesen kleinen Bruchteil überhastet ist, der vor professioneller
Langweile schützt. Wieviele Leute im Publikum wussten, wen
sie da vor sich haben, wage ich mir nicht vorzustellen, denn es
reichte nicht mal für genügend Respekt, eine Zugabe zu
erbitten.
The Missing Souls sind eine mir vorher nicht bekannte
60s-Soul-Band aus Lyon an die ich mich dann erstmal gewöhnen
musste. Ich fand dann aber doch viel in Komposition und musikalischer
Abstimmung. Dennoch hinterliessen sie einen eher gespaltenen Eindruck.
Manchmal ist das schwer fest zu machen aber irgendwas störte
mich. Mein erster Eindruck war jedenfalls, dass deren Kultur zu
hoch ist. Das ist schon richtige Musik, die können alle ganz
toll spielen und so, echte Mucker und geschulter Gesang. Hm. Vielleicht
müsste ich die noch mal sehen.
Cool fand ich dann aber, wie der Gitarrist, für mein Dafürhalten
der Mastermind der Kapelle, vor der einzigen Zugabe länger
brauchte um seine Instrument zu stimmen, als der ganze folgende
Song dauerte ... und sich damit ganz schön vernichtende Blicke
seiner Sängerin zuzog, hehehe.
(Ralf, 8.4.17)
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Di. 07.03.17 |
Steal
Shit Do Drugs, The
Jesus Christ Experience - Köln,
Sonic Ballroom (ca. 50 Zuschauer)
Die halten sich für viel besser als sie wirklich sind. Seattles
Proto Punks Steal Shit Do Drugs legen vorallem Wert
auf Begriffe wie "ausschweifend", "dekadent",
"chaotisch", "wild", "konfus", "widerwärtig",
"nihilistisch" und was es noch alles für Begriffe gibt,
die ganz böse und abscheulich klingen sollen, um sich zu beschreiben.
So geben sie sich dann auch, sind es aber nicht. Begriffe wie Psych
und Garage haben da genau so wenig zu suchen. Ja, die Gitarren sägen
gerne mal etwas schräg, verursachen aber nur biederen Schaden.
Der Sänger steht vor der Bühne und möchte gerne der
ersten Reihe etwas Angst durch manisches Gehabe machen, aber das zündet
nicht. Ich glaube er hat mehr Angst, als die freundlichen Leute hier
im Sonic Ballroom. Das wirkt alles sehr aufgesetzt, man nimmt denen
das nicht ab. Ich fand sie weitgehend langweilig und verstehe nicht,
wie und warum man denen so eine lange Europatour gebucht hat, wo wir
hier selbst weitaus schreckenseinflössendere Bands in jeder Kleinstadt
haben. Jesus Christ Experience davor mit Alternative
Rock a la 90er. Damals war auch die erste aktive Zeit der Band. 23
Jahre waren sie aufgelöst und knüpfen jetzt da an, wo sie
damals aufgehört hatten. Hab leider nicht sehr viel davon gesehen,
war aber positiv solide und man merkt der Band an, dass sie das heute
wie damals verkörpert. Das ist echt, auch wenn es sich im momentanen
Zeitgeist etwas verstaubt anfühlt. Zumindest für mich.
(Ralf, 27.3.17)
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Fr. 03.03.17 |
Komplikations
(Foto von der Facebook Site geklaut. Ist nicht vom
Konzert im Kastanienkeller!), Muscle
Barbie, Scum
Babies - Berlin,
Kastanienkeller (80 Zuschauer) Komplikations,
das deutsch-belgische Maschinenpunk-Trio, ist momentan einzigartig
auf dem Underground-Sektor. Ihre kantigen Sägezahnwellen-3-Minüter
vereinen das Eckige eines Gary Newman, die Wut, die Punk aus dem Arbeitermilieu
des britischen Thatcher-Regimes hervorbrachte und das beklemmende
Gefühl Fritz Langs Metropolis.
Die beiden Synthesizer stammen aus einer Ära vor dem Sequenzer,
so dass der gute Mann das nachwievor alles von Hand spielt und aufgrund
fehlender dritter oder vierter Hände auch mal nen Regler mit
den Zähnen nachzieht. Kein Mensch macht das heute mehr und alleine
das schon hebt die Komplikations von der gewöhnlichen Elektrofront
ab. Denn hier gibt es keine Gitarre und keinen Bass. Nur noch ein
(echtes) Schlagzeug und einen Sänger. Dass dies hier mitten unter
hartgesottensten Punks stattfindet, ist korrekt, denn hier gehört
es hin. Nicht in die Disco, nicht in den Elektro-Underground oder
sonstwohin. Komplikations ist Punk und, dass sich der Name von einem
Songtitel der Monks ableitet, ist für mich ein Selbstverständnis
mit dem ich hoffentlich nicht daneben liege. Shit. Ich kaufe mir selten
Platten auf Konzerten, aber hier bedauere ich es, nicht zugeschlagen
zu haben. Und glaubt mir ... bei mir zu Hause läuft wenig Elektro.
SEHR wenig!
Davor Muscle Barbie aus Berlin/Wien. Das dritte mir
jetzt bekannte Projekt aus dem Umfeld von Needle Exchange. Wieder
ziemlich wüst und punkig, viel Noise und Feedback, vorallem zwischen
den Songs lassen sie auch die Bassfeedbacks stehen. Das ist schon
gehörig zermalmend, wow! Jede dieser Bands setzt eigene Impulse
aber alle leben sie denselben Geist und der ist degenerativ und will
kaputt machen. Die Energie ist sehr gut aber man muss es aushalten
können. Scum Babies ist Punk aus Berlin
mit amerikanischer Prägung. Aber keine Sorge. Green Day verstehe
ich nicht als Punk. Die Einflüsse kommen eher von der wütenden
Szene Anfang/Mitte der 80er. Also absolut in Ordnung. Nicht ganz allerdings,
was mich völlig aus dem Häuschen bringt. (Ralf,
10.4.17)
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Do. 23.02.17 |
Anax
Dryander & His Polyversal Souls - Berlin,
Burg Schnabel (150 Zuschauer)
King Khan hat den Soundtrack für den Film The Invaders komponiert.
The Invaders waren eine weniger bekannt gewordene Black Power Gruppe
im Memphis der späten 60er Jahre, die sich für zivile Rechte
und das Übliche einsetzte und vorwiegend aus Studenten, Musikern,
Intellektuellen und Vietnam Veteranen bestand. Besonders ist vorallem,
dass sogar Martin Luther King die Interessen und Vorgehensweise der
Gruppe unterstützte.
Der Film ist noch nicht erschienen, doch gepusht vom Philophon Record
Label nutzte die schwarze Schlange die Gelegenheit, den Soundtrack
schon mal mit den Polyversal
Souls aufzuführen. Wenn ich das recht verstanden habe, ist
das eine mehr oder weniger variable Truppe an ausgezeichneten Musikern,
die sich irgendwo im Feld zwischen Soul und Weltmusik bewegen. Die
übten jedenfalls mal kurz an einem Wochenende die Songs des Soundtracks
ein, um sie an diesem Abend in der Burg Schnabel zu präsentieren.
Mit dabei auch Khans jüngere Tochter Bella, die ihn gesanglich
unterstützte.
Die Musik ist sehr soullastig, teils hört man fast schon James
Brown. 8 Musiker, Saxophone, Querflöten, Pianos, alles dabei.
Auch dabei natürlich Khans mitreissende Bühnenshow und grosse
Wimpel seines Black-Tarot-Sets.
Der Hansdampf hat diese Tarot-Karten mit dem irischen Künstler
Michael Eaton unter spezieller Mitarbeit des grossen Filmemachers
Alejandro Jodorowsky entworfen, den Khan einst besuchte, woraus die
Idee dazu entstand.
Irgendwie schon ein besonderer Abend, auch weil die Umstände,
die Location und das Publikum dann mal eine andere Facette als für
unsereinen üblich offenbarte. (Ralf, 3.3.17)
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So. 19.02.17 |
Blind
Butcher - Berlin,
Monarch (40 Zuschauer)
New Wave-Duo auf Voodoo Rhythm aus Luzern. Das Schlagzeug meist flott
und wenn nicht ala Neu!, dann gerne ganz schön disco. Auch die
drunterliegenden Bässe kamen ausschliesslich aus elektronischen
Klangerzeugern. Sogar nen Vocoder holten sie noch raus. Das soll aber
nicht über eine emotionale Show von zwei netten Typen in Glitter-Ganzkörper-Kostümen
hinwegtäuschen, die auch herausragende Musiker sind. Auch wenn
der Rhythmus meist durchging, war doch genügend Feinheit und
Variation drin und die Gitarre hatte wirklich alles im Repertoire
was auf diesem Instrument seit der Erfindung des Einstecken-und-Aufdrehens
jemals dagewesen war.
Der Gesang meist minimal. Eben auch wie die eckigen Wenige-Worte-Proklamierer
der teutschen Steifbeiner um die früher 80er. Dazu passte die
Coverversion "Ich möchte ein Eisbär sein" vorzüglich.
Der Mob war zufrieden, tanzte eifrig mit und ich hatte Platz an der
Bar, konnte mich wohlig anlehnen und flott nachbestellen. (Ralf,
27.2.17)
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Sa. 18.02.17 |
Sick
Horse, Fotzen
Power Germany, Ringostarwars
- Berlin,
Kastanienkeller (80 Zuschauer)
Furioses Finale mit Sick Horse, die gespiegelten
Needle Exchange, nur mit Rollentausch in der Hauptfigur.
Gehen um einiges brachialer und gefühlstiefer ans Werk als ihre
Spiegelbilder und haben auch mehr Tiefe in den Kompositionen. Leider
war der Gesang kaum zu hören, was es etwas schwer machte, sich
in dem Soundgewitter zu orientieren. Für mich die derzeit interessanteste
Band aus Berlin, in beiden Inkarnationen. Mit Sick Horse wagen sie
sich weiter über den Punk hinaus, schlagen sich gewalttätig
Schneisen in dunklere Pfade, die nicht jeder heutzutage zu betreten
wagt. Aber sie bleiben nah genug am Punk um die Bindung ins Diesseits
nicht zu verlieren. Das passt einfach. Auch die Präsenz der Jungs
ist stark.
Die Fotzen Power war heuer leider nicht so kraftvoll
und sortiert, wie ich sie zuletzt im Bei
Ruth kennengelernt habe. Dort war die künstlerische und handwerkliche
Konkurrenz aber auch nicht so druckvoll wie hier.
Denn auch vor ihnen spielte eine durchaus interessante, mutige Kapelle
namens Ringostarwars. Vielleicht ist der Name Programm,
den man schlägt unsichtbare Brücken. Die Gitarre war mit
Echo und Hall auf Du-und-Du, der Rest war Punk, aber mit Arrangements
als würde jeder eine andere Strasse langflitzen, nur um sich
am anderen Ende des Blocks wiederzutreffen. Für mich etwas ZU
kompliziert. Ich mochte schon die Jazz-Punks der Hardcore-Tage nicht.
Nur einziger Song hatte nen langsameren und durchgehenderen Groove
... und der haute auch gleich entsprechend rein. Aber die Ringostarwars
bevorzugen nunmal den Umweg. Auch gut. Leider auch hier der Gesang
die schwächste Stelle. (Ralf, 27.2.17)
|
Fr. 10.02.17 |
Küken,
Bikes,
Needle
Exchange - Berlin,
BLO Ateliers (60 Zuschauer)
Needle Exchange (Foto) für mich die Besten
des Abends mit modernem snotty Punk (modern ausnahmsweise mal im
positiven Sinne. Das ist nicht 77, aber 77 anständig nach 2017
rübergezerrt, als hätte es niemals einen Crossoverkill
und niemals Green Day gegeben), angepisst aber nicht wutentbrannt.
Genau das richtige Mass an Aggression mit der notwendigen Distanz
zur Verbohrtheit. Der Gesang hängt immer auf einer Note - ein
bisschen das Credo des Abends - aber bei Needle Exchange hatte das
für mich einfach noch am meisten Appeal.
Auch die Platten finde ich wirklich sehr ansprechend in Sound, Haltung
und Song. Dieses Rotzige, das hängt hier einfach tief drinne
und das muss man heutzutage verzweifelt suchen. Alle machen Hardcore
oder Pop oder Metal. Ich weiss nicht, was ich schlimmer finde.
Der einfachste Weg, sich da rauszumogeln, ist eben über musikalische
Randgebiete einzudringen, quasi "Ey, meine Band spielt Blues
- MIT EINER PUNKY ATTITUDE". Oh, yeah, das muss heute leider
reichen. Muss aber auch nicht zwangsläufig schlecht sein.
Die Bikes sind so eine Band. Sie haben hervorragende
Platten draussen, doch der Auftritt konnte das leider nicht widerspiegeln.
Die Songs hatten durchweg genau dasselbe Tempo und dieselben stonesy-R&B-Riffs.
Ich kenne keine andere Band, die diesen Stil spielt, aber die Platten
finde ich direkter und kompositorisch interessanter. Da blieb mir
deutlich mehr hängen und die Gitarren klingen WESENTLICH bissiger
als bei diesem Auftritt.
Hamburgs Küken sind quasi die Kidnappers sind
quasi die Highschool Rockers. Der Ein-Ton-Gesang wird hier komplett
im Doppel gebracht, wie zwei Synchron-Schwimmer. Auch ne Idee, aber
je länger das geht, desto mehr fühlt es sich an wie wenn
man immer wieder an der selben Stelle kratzt. Ist irgendwie gar
nicht meins. Die Akkordfolgen finde ich durchweg uninteressant.
Sie riffen und riffen, powern und powern und hauen und bohren, aber
leider auf Granit.
Bei denen fehlt mir auch sowas wie das lachende Auge bei der Sache,
etwas mehr Selbstironie oder überhaupt irgendein Gefühl.
Das geht so emotionslos rauf und runter. Ich war aber auch müde
und musste nach Hause. Die dritte Band hat immer den schlechtesten
Stand, finde ich.
(Ralf, 14.2.17)
|
Do. 09.02.17 |
Fred
& Toody - Köln,
Sonic Ballroom (ca. 120 Zuschauer, restlos vollgepfropft)
Die zwei alten Krähen sind doch die einzigen die's wirklich bringen,
simmermalehrlich. Wen könnte man denn eher als Blaupause für
den Begriff Underground hernehmen? Fällt Euch was ein, das besser
passt? Vielleicht der gerade vor kurzem hier wiedermal schwerstens
gelobte TV Smith, aber definitiv sinds mal wieder die Alten, die einem
den Glauben zurückgeben.
Ich muss hier ja niemandem was über die Historie von Dead Moon
erzählen. Die Gesichter derer, die sich an diesem Abend, in den
bereits seit Tagen ausverkauften Sonic Ballroom, reingequetscht hatten,
sprachen für sich.
Die Performance war ziemlich am Rand der Goutierbarkeit, wie viele
der unter minimalsten Möglichkeiten hergestellten Platten, die
sie seit Mitte der 80er herausbrachten (wobei Fred's Bandgeschichte
bis in die 60er Jahre reicht). Die Mini-Amps, die sie dabei hatten,
brachten keinen Klang und der Bass klockte, als sei er direkt über
DI ins Pult geschleift worden. Das konnte ich leider nicht sehen.
Sehen konnte ohnehin kaum einer was, da die beiden sassen (Fred ist
nicht mehr gut auf den Beinen und kann kein Konzert mehr durchgehend
im Stehen spielen). Das Tat der Begeisterung allerdings keinen Abbruch.
Was mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken trieb,
liessen andere durch wildes Gepoge heraus. Wieviel Emotion die beiden
in drei Akkorde, eine Melodie und ein paar Worte stecken können,
ist unglaublich. Die stecken dich in Brand. Lichterloh. Das geht einfach
so. Fertig!
Denn eins steht fest: Ein paar Riffs kann jeder aneinanderreihen.
Die Riffs von Dead Moon waren selten ungewöhnlich. Aber einen
guten Song schreiben, das können nur wenige. Dead Moon haben
eine derartige Vielzahl an grossartigen Songs, dass sich dieses Konzert
wie ein Best Of anfühlte und einiges noch fehlte.
Ich weiss nicht, ob die Tour explizit als Abschiedtour ausgeschrieben
war, doch da wir wissen, dass die beiden schon vor längerer Zeit
das Karriereende vorausgesagt haben, werden wir sie wohl zum letzten
Mal gesehen haben. Gehabt Euch wohl meine Freunde, jetzt sind die
Jungen dran. (Ralf, 14.2.17)
|
Di. 07.02.17 |
Death
Valley Girls
- Köln,
Sonic Ballroom (ca. 40 Zuschauer)
Eine Mixtur aus Wave und Indie Rock mit hysterischer Sängerin
ala Siouxie, definitiv aber kein Punk oder sowas, auch wenn das überall
so ausgeschrien wird.
Sie sind nicht schlecht, aber die Qualität einer Band zeigt sich
ja dann auch über die Distanz. Im ersten Moment findet man vieles
gut, was sich dann bei genauerer Betrachtung als höchstens mittel
herausstellt.
Der Gesang schlittert nur haarscharf am Nervenzerren vorbei, die ganze
Band schien müde und emotionslos. Am Besten fand ich die Songs
die eine durchgehende coole Basslinie als Basis hatten und damit die
intensiveren Momente erzeugte. Das erinnerte fast (aber nur fast)
ein wenig an den australischen Swampblues. Und immer wenn man dachte,
dass ein Song besser sei als die vorigen, war das, weil er einem schon
so bekannt vorkam, dass man gleich die Melodie des Originals ansingen
wollte, dem er abgekupfert war.
Gerade mal so zufriedenstellend, aber mehr nicht. (Ralf, 14.2.17)
|
Sa. 28.01.17 |
Reverend
Beatman - Berlin,
Bassy Cowboy Club (300 Zuschauer)
Der schafft das einfach immer wieder, einen zu erstaunen. Sein Ideenreichtum
ist unerhört und wer denkt, der spielt doch nur einen Ton, der
irrt sich gewaltig. Beatman ist der Beethoven des Punk, die Muster,
die er in einem einzigen Ton hört, nimmt und in eine Trash-Blues-Symphonie
erhebt, das kann nur ein Hohepriester des Schmutzes am Himmel verzogener
Gitarrenhälse, der Seelenfänger verstimmter knarzender Saiten
und sich ächzend öffnender Gitarrenkoffer, die muffeln,
als wären sie 50 Jahre unter einem leckenden Whiskey-Fass vergammelt.
Beatmans Humor und entschlossene Bedingungslosigkeit, sein aberwitziger
Mut und seine geschmackssichere Haltung zur eigenen Person, die Fehlbarkeit
und Göttlichkeit vereinen, suchen weltweit Seinesgleichen. Es
gibt sie, aber es sind wenige.
Dieser Juwel opfert sich glücklicherweise zum Zentrum der europäisches
60s-Trash-Punk-Szene auf, gibt ein gutes Beispiel und inspiriert Nachwuchs.
So steht es jetzt geschrieben. (Ralf, 14.2.17)
|
Di. 24.01.17 |
UK
Subs, TV
Smith - Köln,
Underground (ca. 250 Zuschauer)
Ich erfreue mich immer wieder der geschätzten Kommentare meiner
Mitkonzertebesucher. Magnus über die UK Subs
heute Abend: "Seelenlos!" Treffender hätte man das
Geschehen nicht mit hundert Sätzen beschreiben können. Ich
suche auch nach Gründen. Vielleicht hatten sie ein paar harte
Nächte hinter sich, vielleicht sind sie aber auch einfach nur
durch mit der Scheisse. Wenn Charlie Harper das Grinsen noch ins Gesicht
gemetzelt war, so konnte der Bassist diese Fassade beim besten Willen
nicht mehr aufrecht erhalten. Der war einfach nur tot. Die Haare waren
schick, der Rest war tot. Der Gitarrist zog es tapfer runter, aber
man spürte förmlich wie er kämpfte, um sich den Anschein
eines energievollen Menschen zu geben. Und dass die Subs nunmal auch
nicht die interessantesten Songs haben, trug nicht dazu bei, den Auftritt
zu verbessern. Es war fast eine Qual mitzufühlen. Das übertrug
sich extrem.
War ja auch schwer, nach TV Smith, der positiv denkende
Punkmönch, für den ich wohl mindestens schon eine Lanze
gebrochen habe und es immer wieder tun werde. Nie war er wertvoller
als heute. 2017 hilft nur noch TV Smith. Ein Mensch der alles mit
einer bescheidenen Begeisterung tut, dass man ihn einfach ins Herz
schliessen muss. Er hat alles das, was seine alten Kumpels der Subs
entweder verloren haben oder niemals hatten: Kraft, Freude, Inspiration,
ein hervorragendes wiedererkennbares Songwriting, mitreissende, kritische,
einfühlsame intelligente Texte, eine ausgezeichnete einzigartige
Stimme, Gesangstalent und Energie. Man muss nicht zu jedem Lied lachen.
Ein ernstes Lied ist ernst, ein trauriges Lied ist traurig, doch Charlie
Harper sah aus wie ein Halloween Kürbis während TV mal verzweifelt
und mal hoffnungsvoll war.
TV meinte, als Vorband spielt man mehr und redet nicht so viel. Das
war aber leider das einzige, was mir an diesem Auftritt etwas ab ging.
Seine Solo-Shows gehen ja durchaus auch mal über 2 Stunden. Und
da weiss er einiges zu berichten, das einen noch näher an ihn
heran bringt. (Ralf, 14.2.17)
(UK Subs)
(TV Smith) |
Fr. 06.01.17 |
The
Wrong Society, The Everettes - Berlin,
Schokoladen (ca. 120 Zuschauer, zu voll!) Foto:
Suzy Creamcheese
Die Jungs der Hamburger Wrong Society haben nicht nur den coolsten
Bandnamen, sie schreiben auch die besten Songs in unserem Längengrad.
Wundervolle Harmonien und mehrstimmige Refrains über gefühlvoll
geschrabbeltem Garage-Punk mit variantenreichen und hüftentzündenden
Rhythmen im Stile der wütend-traurigen US Teen-Fraktion der Mittsechziger
... nur besser und mit der richtigen Portion ironischer Distanz.
Sie haben ein ausgesprochenes Händchen für feingeschliffene
aber eingängige Songs, die eine hohe Halbwertszeit haben.
Meinen Lieblingssong "She's the Girl" haben sie leider nicht
gespielt. Eine typische TWS-Boy-loves-Girl-but-can't-get-her-Ballade
mit einer super Melodie, doch ehe man sich umsieht, steht man knietief
in einem wirklich schadenbringenden Gitarrensolo das seine Töne
wie in einem zuckenden Anfall um sich spuckt und nur von einer unheilvollen
Orgel-at-the-Gates-of-Dawn eingebremst werden kann, uns dann eine
kurze Atempause zum Mundabwischen gestattet, bevor die Trommeln die
nächste Strophe und somit das nächste Drama einleiten. Schade.
Davon hätte ich mich gerne einwickeltn lassen. Was sie aber gespielt
haben ist der Hit dieses grauen Winters von ihrer aktuellen Single:
"Dark Clouds", hahaha. Der Titel sagt alles.
Dazu sind sie einfach supernette Kerle und unangestrengt unprätentiös,
persönlich und auf der Bühne. Das ist es, was von Punk übrig
geblieben ist. Ich sage nur: "Hey Hey Hate!" und freue mich
schon jetzt auf das nächste Konzert. Hm, könnte ne Weile
dauern. Kein Problem, ich hab ja die Singles, juhuuu!
Die Everettes kann ich nicht beurteilen. Das Gedrängle wurde
mir zu feist und irgendwie sind die leider auch nicht meins, so dass
ich zu wenig gesehen habe um was dazu zu sagen. Sorry. (Ralf,
8.1.17)
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