Konzertbesprechungen 2014

1999 - 2000 - 2001 - 2002 - 2003 - 2004 - 2005 - 2006 - 2007 - 2008 - 2009 - 2010 - 2011 - 2012 - 2013 - 2014 - 2015 - 2016 - 2017 - 2018 - Aktuell

Brain Traps (Köln, 3.12.14) - The Dukes of Hamburg (Köln, 29.11.14) - Thee Eviltones (Köln, 15.11.14) - Frustration (Köln, 25.1.14) - Die goldenen Zitronen (Düsseldorf, 31.1.14) - The High Learys (Köln, 27.11.14) - Komplikations (Köln, 25.1.14) - The Movements (Köln, 1.2.14) - The Okay-Men (Köln, 29.11.14) - The Teamsters (Köln, 3.12.14)

Mi. 03.12.14 The Teamsters, Brain Traps - Köln, Sonic Ballroom (50 Zuschauer)
Das Londoner Raw-Beat-Trio auf zweitem Triumphzug durch Deutschland. Vor einem halben Jahr im Tsunami offensichtlich etwas derangiert oder klammgefeiert, wackelig, schüchtern und vor kleinem Publikum, waren sie heute wie ausgewechselt, trotz dem für die 4tägige Minitour ein neuer Schlagzeuger (Beat-Mike, Astronauts/Curlee Wurlee!) ausgeliehen und angespielt werden musste.
„Die neuen Milkshakes“ wie von einem meiner Begleiter verkündet, finde ich fast untertrieben, zumindest was die Kompositionen angeht. Niemand wird Einfluss und Legendenstatus der Milkshakes schmälern wollen, aber die Teamsters bewegen sich noch einen Schritt weiter von den Standards weg und haben wirklich tolle und griffige Kompositionen, einen ausgezeichneten Sänger und schmissige Rhythmen, die einem die Hüften unweigerlich ins Kreisen zwingen.
Davon kann man sich auch auf ihrem ersten Longplayer überzeugen, der durchweg klasse klingt und auf meinem Teller festklebt. Etwas wilder könnten sie vielleicht noch sein, haha.
Das waren übrigens die Brain Traps aus Köln vorneweg. Nach deren schnoddrig angesengtem Erscheinungsbild kamen die Teamsters geradezu brav rüber. Der schrabbelige Guitar-Stomp-Punk war mir leider einen Tick zu nah an den Black Lips angelehnt (vorallem über die parallelen Gesänge) und die Kompositionen auf Dauer zu langweilig. Die Rhythmik an sich stimmte, auch wenn das Drumming kraftlos und wackelig war, Stimmen haben sie gute, was ja nach wie vor alles andere als Standard ist in deutschen Bands, die Gitarren lärmen gut und sind auch angenehm verstimmt. Jetzt noch bessere Songs, dann fangen sie auch mein Hirn. Die Ausgangsbasis ist da!
(Ralf, 11.12.14)
Sa. 29.11.14 The Dukes of Hamburg, The Okay-Men - Köln, Sonic Ballroom (80 Zuschauer)
The Okay-Men sind ein in Köln wohlbekannter Ableger der Insektenkapelle und machen ähnlich angelegten Instrumental-Surf mit witziger Kostümierung, wobei ich die Insekten noch einen ganz grossen Tick origineller und auch musikalisch wahnwitziger finde. Ich habs nicht so sehr mit Surf, aber die Stronzos könnte ich mir wirklich oft reinziehen. The Okay-Men sind ... wie's der Name schon sagt.
Danach die deutschen Dukes, aber da mit Thilo ja der Initialzünder dieser Idee an Bord ist, ist das natürlich auch die hochamtliche Version. Konsequent gehen sie ihren Weg nun schon seit mehr als 15 Jahren. So hörten wir auch heute Klassiker der 60er Jahre, von Beat bis Psychedelic im authentischen Damals-war-alles-besser-Gewand (stimmt ja auch). Spassfaktor: hoch. Alt und jung zappelte wo es sass und stand, was mir deutlich zu unruhig war, denn ihr wisst ja ... ich gehöre zu denen, die mit verschränkten Armen und grimmigem Gesicht in der Ecke stehen wollen und höchstens den Arm zum Biertrinken bewegen.
Aber auch wenn ich mir sehr gut vorstellen kann, dass die Perücken nerven und stinken: Sie haben mir gefehlt.
(Ralf, 30.11.14)
Do. 27.11.14 The High Learys - Köln, Sonic Ballroom (50 Zuschauer)
Sehr sehr gute 60s-Beat-R'n'B-Kapelle aus Perth. Saubere Kompositionen, perfektes Spiel, guter Sound, schönes ausgeglichenes Standing und vorallem sehr guter Gesang. Dazu strahlt die Band sehr freundlich und angenehm.
Ihr ahnt es schon: Sie waren zu brav. Alles andere super! Aber für mich zu glatt. Mir fehlten der degenerative Twist, der Akkord, der einem an die Gurgel geht oder Typen, denen man nicht gerne die Hand gibt. Auch die Covers standesgemäss eher seicht, Beatles, Easybeats & Co.
Partyfaktor aber gut. Den Leuten hats gefallen.
(Ralf, 29.11.14)
Sa. 15.11.14 Thee Eviltones - Köln, Sonic Ballroom (50 Zuschauer)
Eine flotte Mischung aus Garage, Surf und Punk von vier jungen Herren aus England mit glanzvoller und messerscharfer Gitarre, der ausserdem nicht voll überzeugen konnte, da Sänger und Drummer sehr kraftlos waren und der Bassist nicht viel mehr als hübsch war. Der Sänger zappelte ungelenk und offenbarte nicht nur darüber einige Unsicherheiten, so dass sich das Augenmerk nur noch auf den Gitarristen heftete ... und auf den Junggesellenabschied in der ersten Reihe, der zunächst mächtig nervte, dann aber durch die ansteigende Zuschauerzahl seines Raums beraubt wurde und zudem auch mal mit nem Bier über den Rücken abgeurteilt wurde, hehe.
Irgendwie kamen mir die Eviltones vor als würden Ambition und Qualität noch nicht ganz übereinstimmen. Sonst hätte mir das ganz gut gefallen können.
(Ralf, 29.11.14)
Sa. 01.02.14 The Movements - Köln, Sonic Ballroom (80 Zuschauer)
Die Schweden haben ein neues Album draussen "Like Elephants 2". Damit gehen sie einen weiteren Schritt Richtung Psychedelic, allerdings eher Richtung Doors als Richtung Underground Psychedelia. Daher entfernen sie sich etwas von meinem Wohlwollen, auch wenn sie nachwievor gut sind und weiterhin tolle Songs haben. Die Show war energisch und gut getimed. Die Leute waren begeistert, aber mir haben sie früher besser gefallen.
(Ralf, 16.2.14)
Fr. 31.01.14 Die goldenen Zitronen - Düsseldorf, ZAKK (350 Zuschauer) Foto: Gina
Ich hab ja mal andernorts hier schon geschrieben, dass es für mich 5 deutsche Bands gibt, die relevant sind, in einer Art, dass sie die Musikwelt hier verändert und Massstäbe gesetzt haben. Eine davon sind die goldenen Zitronen und sie bleiben es, ganz besonders auch nach diesem Konzert.
Die Basis ist seit längerer Zeit ja schon die Elektronik, aber die Einwürfe besonders von Teds Gitarre sind fies wie Stacheldraht. Auch am Keyboard wird gerne mal zähnefletschend in die Tasten gehauen. Darüber Kameruns Stimme, immer noch das proklamierende wortwitzige Jungengenörgle wie seit eh und je.
Die Band ist eine Maschine, Zahnrad greift in Zahnrad. Jeder wechselt dauernd das Instrument, man reicht sich die Hände und es klappt wie am Schnürchen. Dennoch behalten sie immer noch ihren Schnodder, sind nach wie vor Punk as shit, frech, dreist, revolutionär, tun was sie wollen und tun es gut! Der Rhythmus greift immer und reisst immer mit. Und sie haben Spass. Sie suchen sich mit Blicken. Eine Einheit. Ich glaube, die grosse Kraft dieser Band ist die Einheit ... und, dass sie sich mögen.
Und wo Kameruns Ansagen immer Textcharakter haben und den deutschen Formularitätenkleingeist imitieren, sucht Gaier dann doch auch mal den direkten Dialog, stellt Fragen und gibt Antworten. Gaier und Kamerun sind ja definitv richtige Showtypen. Die kannst du überall hinstellen und sie liefern ab, bauen auf, unterhalten.
Grosse Kunst. Grosse intelligente Band mit höchst internationalem Format.
(Ralf, 16.2.14)
Sa. 25.01.14 Frustration, Komplikations (Foto: Andrea) - Köln, Blue Shell (100 Zuschauer)
Komplikations aus Belgien und Aachen mit analogem Synthiepunk und vorwiegend englischen Texten. Ich finde die super. Der Synthie sägt dir die Hirnschale ab. Alles ist von Hand gespielt, auch die Drums natur, direkt, intensiv und leidenschaftlich leidenschaftslos. Arbeitermechanismus. Langs Metropolis in der Früh-80er Beton-Punk-Welt. Leider war der Sound nicht so gewaltig wie vor einem Jahr im Sonic Ballroom, da die Bühne im Blue Shell wie ein eigener Raum ist. Das dämpft und knallt daher nicht so. Mein Lieblingstrack heute: Povertyyyyyyy!
Frustrations eine mir-nicht-aber-allen-Anwesenden-bekannte französische NewWave-Punkband. Die punkigen Sachen fand ich gut. Den Rest eher so lala. Die Stimme war mir zu kermit-like. Die Typen eher Allewelt. Da haben die Komplikations eine bedrohlichere und stimmigere Optik und wühlen deutlich mehr auf.
(Ralf, 16.2.14)

Liebe Eltern, Rockmusik kommt vom Teufel! Wenn Sie Ihre Kinder schützen und uns zur Verantwortung ziehen wollen, finden Sie hier unsere Adressen.

Teufel