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Konzertbesprechungen 2008 |
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Nick Cave And The Bad Seeds (23.11.08
Brighton) - Einstürzende Neubauten (24.5.08
Berlin, 17.5.08 München, 15.5.08
Hamburg) - Hellmute (20.12.08 Aarau,
6.6.08 Reutlingen) - Neil Leyton (28.5.08
in Uwes Keller) - The Mokicks (13.12.08
Balingen) - Pinstripeseasons (1.3.08 Balingen)
- Pub La Bomba (6.6.08 Reutlingen, 1.3.08
Balingen) - Stooges (18.9.08 Hamburg)
Sa. 20.12.08 |
Hellmute
Funeral Party - KIFF,
CH-Aarau (Besucher: ca. 400. Der Laden war voll.)
Es gibt Begräbnisfeiern, da geht man gerne hin, es gibt Begräbnisse,
da geht man nicht so gerne hin, und es gibt Begräbnisfeiern...
da muss man einfach hin.
Die Primitiv-Rocker Hellmute aus der Schweiz haben all ihre befreundeten
Bands eingeladen, Abschied zu nehmen von ihrer 15-jährigen
Bandexistenz. Und alle Kapellen kriechen aus ihren Löchern,
folgen dem Ruf der Schweizer und spielen auf. Jede Kapelle bekommt
ein Elf-Minuten-Set inklusive dem obligatorischen Hellmute-Cover-Song.
Und so erlebt die Delegation des Zollernalbkreises einen bunten
Reigen krachiger, scheppernder Rockmusik, die ihresgleichen suchen
mag.
Da gibt es kein Gepose, kein Geplänkel, da wird nach vorne
gespielt und dann macht man auf der Bühne Platz für
die nächsten Trauergäste. Genau so muss das sein, genau
so, und nicht anders.....auf einem Begräbnis.
Ob Pub La Bomba, Hicktown Heroes, der Beatman der Monsters, Sandros
One-Man-Show, oder die Stereo Satanics, Leech.......wer auch immer
da noch auf der Bühne zum Abrocken verpflichtet ist;
Die Krönung folgt am Ende der Begräbnisfeier.
Hellmute treten ihren Siegeszug an und spielen ein formidables
Set, das keine Fragen mehr offen lässt. Der Primitiv-Rock
obsiegt, The He-She's schlagen ein letztes Mal unerbittlich zu
und danken ab.
Lebet wohl, Kudi-Pidi-Schwe werden uns als "He-She-People-Band"
fehlen.
Reisenotiz:
Der Abend endet für die 20-köpfige schwäbische
Delegation im Aarauer Hof.
Über Skandale im Hotel gibt es nichts zu berichten, der Lärm
hält sich in Grenzen, es gibt keine tätlichen Übergriffe
und es geht auch nichts zu Bruch.
Herr L. hat den Fernseher doch nicht aus dem Hotelzimmer geschmissen
(vielleicht war er zu berauscht), andere Mitglieder unserer illustren
Reisegruppe blicken zur Nachtstunde noch durch, können aber
keine Sätze mehr bilden. Es gibt Klagen über schnarchende
Zimmergenossen und aus dem Maul stinkenden Schnapsdrosseln. Den
frühen Zug am Sonntag Morgen verpasst auch niemand. Und manch
Schweizer wird sich fragen müssen, wer denn lauthals des
Nächtens eisgekühlten Bommerlunder lobpreist....und
was das wohl sein mag?
Also, brav & gesittet ging es zu. Die Post-Punk-Rocker des
ZAK's sind zu alt geworden um jugendlichen Leichtsinn zu begehen.
Ein netter Ausflug, allemal, und die Grenzkontrolle wurde, oh
Glück, auch nicht zum erniedrigenden Akt der staatlichen
Willkür.
Mein persönliches Fazit:
die beste Musikproduktion des Jahres 2008 nach den Neubauten-Konzerten.
Sehr gut. Ausgezeichnet.
Gez. Spieß
Für kickin-ass.de
Im Dezember 2008 |
Sa. 13.12.08 |
The
Mokicks, Dayforday
- Balingen,
Jugendhaus (ca. 50 Zuschauer)
Das beste Konzert das ich jemals in Balingen gesehen habe (und die
Geschichte meiner in Balingen besuchten Konzerte geht zurück
bis in die 70er Jahre, Freunde), begann für mich mit einem
guten Omen: Ich wurde von einem D-Zug überfahren!
Irgendein Verrückter sprang mich über den Haufen und ich
hatte ihn nicht kommen sehen, nichts von ihm. Er kam wie ein 10-Tonnen-Panther
aus dem Dickicht. Er fand mich unschuldig wie ein Lämmchen
und sein Angriff hinterliess mich mehrere Minuten lang total verwirrt
... sodass der Auftritt von Dayforday erstmal an
mir vorbeiging. Ich dachte zumindest ein zwei gute neue Songs identifiziert
zu haben, hatte im Nachklang meiner Verwirrtheit dann aber Sorgen
um meine Alkoholsucht, gab es hier doch nichts zu trinken. Ich war
zwar vorbereitet, hatte meinen Durst aber geradezu kindisch unterschätzt.
Ein Wohlsein hiermit auf meine Retter Spiess und Sascha Wietstock,
die sich meiner Bettelei erbarmten. Als sich so wieder innerer Frieden
einstellte, waren Dayforday vorbei und ich hatte nichts mitbekommen.
The Mokicks waren aber auch der Hauptgrund unseres
Besuchs. Der erste Auftritt seit Jahren, zumindest in meiner Gegenwart.
Sie haben angeblich ein- oder zweimal dafür geprobt ... und
sich clever aus der Affäre gezogen, wie wir gleich sehen werden.
Die Mokicks waren schon lange einer der spannendsten Bands aus der
Region und ihr Hinscheiden zwang mich zu tagelangen Weinkrämpfen
(ok, das glaubt mir keiner und es ist auch nicht wahr ... aber fast).
Niemand polarisierte so wie diese Jungs und was ist der einzige
Grund? Ihre Hingabe. Die sind mit solcher Leidenschaft am Werk,
man hört von der ersten Sekunde an die Luft beten vor vier
Leuten, die auf der Bühne ihr Ding verkörpern - sie sind
da, sie leben sich und ihre Musik mit Seele, Geist und Gebein und
sie vergessen wer sie sind und sie geben alles ... in diesem Moment,
diesem einzigen Moment der existiert und der soo wichtig ist ...
und Du stehst unten und Du siehst es, Du hörst es, Du spürst
es. Das ist Kunst! Das ist, was ich lange gesagt habe, nämlich,
dass die Mokicks die meistunterschätzteste Band der letzten
Jahre ist, eigentlich, seit es wieder neue Underground-Bands in
der Region gibt, ab so ca. 2003/2004.
Doch lassen wir die Musik nicht ausser acht, die sich, spätestens
seit der Domi-Phase, mehr vom Hardcore entfernt hat, musischere
Strukturen aufweist und mir unbedingt gefällt. Und da stimmt
dann eben auch die Aggression die die Band mitbringt. Das unbedingte
Hiersein im Jetzt mit Blut und Bein, auf Gedeih und Verderb.
Schon beim ersten Song fing Sänger Weise an mit allen Gliedern
Richtung Publikum zu treten. Das war so ein Hinweis, ein zarter
Anfang, der einem die wohlige Wärme ins Gemüt steigen
und hoffnungsvoll heranrücken liess. Bei mir kommt da die Erinnerung
an die 80er Jahre hoch, als ich 3-4 mal pro Woche auf Konzerten
war, wo die Leute sich noch von den Balustraden in den Mob stürzten
und nicht nur Blut und Zähne durch die Gegend flogen. Und mittendrin
ein Ralf mit aufgerissenen Augen, schreiend seine Fäuste auf
Bands richtend.
Zurück bei den Mokicks gabs nach dem ersten Song ein technisches
Problem und danach konnte man nur noch spekulieren, was passiert
wäre wenn sie ihrem Anfangselan hätten weiter freien Lauf
gelassen.
Es ging aber auch so mit 5 oder 6 klassischen Mokicks-Smashern weiter
bis dann die Hölle losbrach. Eine halbstündige Feedbackorgie
die so in Balingen noch nie dagewesen war. Ich habe mittlerweile
dutzende flammende Reden für dieses Konzert gehalten und ich
werde es immer wieder wiederholen, denn: Was ist Kunst, liebe Freunde?
Ich hab in mein Schulpult immer reingeritzt: "Kunst ist etwas, das
man nicht kann, denn wenn man es könnte, wäre es keine
Kunst mehr." Is nicht von mir, aber wahr ist es trotzdem, in dem
Sinne, wie für Kunst nicht nur die handwerkliche Kunstfertigkeit
zählt. Das ist in allen Bereichen der Kunst so, wieso soll
es in der Musik nicht so sein?
Denkt nur an den Moment, als Euch klar wurde, dass das so kommt,
wie es kommt, als die Feedback-Orgie schon mehrere Minuten dauerte
(solange brauchte ich jedenfalls zur Einsicht) bis einem klar wurde:
"OK, das Ding nimmt nun definitiv eine Wendung. Wer weiss, ob sie
jemals nochmal zum Song zurückkehren werden? Was werden sie
tun?"
Für mich war das Spannung pur. Nach 20 Minuten oder so brachen
sie ab. Wir durften klatschen und wir taten es minutenlang ... ich
zumindest. Hatte jemand den Saal verlassen? Ich habs nicht geachtet.
Wahrscheinlich schon. Und nach diesem Gedanken, kam folgender: "Und
was wäre gewesen, hätten die Mokicks das Ding auf die
Spitze getrieben? Was, wenn sie einfach immer nur weiter gemacht
hätten. Immer nur weiter."
Ein Jugendtraum von mir wäre wahr geworden (nur dass ihn jemand
anders realisiert hätte, was mich nur noch mehr verstört
hätte): Die Variable Länge in einem Musikstück derart
strapazieren, dass die Leute aufgeben, oder dich angreifen oder
was auch immer machen.
Ich hab mal von einer Band auf dem Montreux-Jazz-Festival gehört,
die 6 Gitarren hatten. Die 6 Gitarren schlugen hart immer denselben
Akkord. Einen Akkord, alle 6 und das immer wieder, für über
20 Minuten. Hintergrund der Sache: Wenn die Gitarren anfangen, sich
zu verstimmen, entstehen Obertöne, die das Klangbild total
verändern. Da soll so ein Schweben entstehen, das fast schon
astral anmuten soll. Nun kam es leider nicht soweit, denn die Band
wurde schon vorher von der Bühne gejagt. Welche Ignoranten!
Kunst wird immer wieder durch die Unwissenheit des Betrachters zerstört.
Immer wieder und überall.
Und wenn nun die Idee der Kunst ist, Zerstörung zu provozieren?
Diesen Schritt sind die Mokicks leider nicht gegangen, denn dann
hätte ich sie für immer auf den Olymp der Musikanten erhoben.
Stellt Euch vor was hätte passieren können: Beispielsweise
alle gehen irgendwann raus. Auch der Härteste geht irgendwann,
wann auch immer, nach Minuten, Stunden ... Wird sich der letzte
bei der Band verabschieden? Wird er mit den Achseln zucken und auf
einen Termin verweisen? Wird die Band angegriffen von wütenden
Menschen? Werden Besoffene die Bühne stürmen? Werden Mitglieder
im Publikum versuchen mitzumischen? Werden Zuschauer oder der Veranstalter
versuchen, die Stromstecker zu ziehen? Wielange wird das gehen?
Werden die Bullen kommen? Wird allem ein Ende bereitet oder stehen
die Mokicks vielleicht am Ende tatsächlich alleine da und hören
dann einfach auf?
Dies alleine, die Idee ... die Idee, die zu Ideen führt ...
dies war das beste aller Konzerte, die ich jemals in Balingen gesehen
habe.
(Ralf, 10.1.09)
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So. 23.11.08 |
Nick
Cave And The Bad Seeds, Tenebrous
Liar - Brighton,
Brighton Centre (ca. 3000 Zuschauer) Tenebrous
Liar waren angek�ndigt als eine Band f�r Leute, denen
Leonard Cohen ein L�cheln auf die Lippen zaubert. D�ster waren
sie tats�chlich aber leider auch sehr energielos. Drei Gitarristen,
von denen einer stoisch mit der Akkustik die Akkorde drischt und die
anderen beiden dazu v�llig uninspiriert vor sich hin kr�cheln.
Live wirkte das alles andere als homogen. Der Drummer haute in der
dramatischsten Passage ungef�hr so hart auf seine Felle wie ich
mit dem L�ffel in eine Suppe. Dem reicht sicherlich ein Set Felle
bis ans Ende seines Lebens. Der S�nger sprach dazu seine Gedichte
auf, das wars. Nix f�r mich. Die wirkten wie eine angegraute Sch�lerband,
die ihre Depressionen �ber das verhunzte Leben ins Brightoner Abendleben
jammerten.
Der Unterschied wurde noch deutlicher als die Bad Seeds dann die B�hne
betraten und die Leidenschaft erwachte. Dazu ein gnadenlos guter Sound,
ausser wenn Cave zur Gitarre griff, was er etwa 3-4 mal tat. Er streute
nur ein paar zerst�rte Akkorde in den Song, doch hier dachte die
Soundleute wohl, dass der Part des Frontmanns auch an der Gitarre
das Wichtigste sein muss, denn die war dann heillos in den Vordergrund
gemixt.
Sonst gabs nix zu meckern. Der Saal war nicht zu voll und wir standen
mehr als die H�lfte des Sets in der zweiten Reihe, bis dann doch
ein paar Teenies reindr�ckten, die sofort begeistert ausflippten,
als irgendein Verr�ckter in der Mitte die gute Atmosph�re kaputtmachen
wollte und ihm nachahmten. Da zog Herr Ralf dann vor, seine Kehle
anzufeuchten und das Konzert ein wenig aus unterschiedlichen Perspektiven
zu geniessen.
Die Bad Seeds spielten sich quer durch die Alben, ein etwa zweist�ndiges
Set das keine W�nsche offen liess. Warren Ellis ist jetzt der Madman
nach Bargeld. Im Gegensatz zu Bargeld, der sich damit begn�gte,
still seinen unheilvollen Ruhm zu geniessen und bei den Bad Seeds
durch stilvolles Underacting auffiel, fegt Ellis �ber die B�hne
wie ein wahnsinniger Rasputin, dem er ja mittlerweile auch �usserst
�hnlich sieht. Er spielt jetzt vorallem eine kleingewachsene Gitarre
und macht damit allerlei w�ste Dinge. Die Geige kommt nur noch bei
h�chstens der H�lfte der Songs zum Einsatz. Die Bad Seeds haben
immer noch zwei Drummer, die sich perfekt erg�nzen und wenn die
anfangen zu shuffeln, da stellen sich einem die Nackenhaare hoch.
In der Mitte vor den Drums hatten wir einen weiteren Madman, der seine
graue Matte nach hinten und seine Arme nach oben warf wie ein Dr.
Frankenstein w�hrend des Erweckungsgewitters. Dadurch verpasste
er zwar den einen oder anderen Einsatz, doch das schien weiter niemanden
zu st�ren.
Mick Harvey wie immer sehr zur�ckhaltend und bescheiden, seine wahre
Position bei den Bad Seeds wurde klar, als es im Publikum Unstimmigkeiten
gab und ausser Cave auch Mick Harvey wortgewaltig einschritt.
Cave selbst tobte �ber die B�hne wie ein Dandy-Derwisch, unver�ndert
agil, unver�ndert leidenschaftlich. Es ist einfach zu jeder Zeit
klar, dass dies hier einer der gr�ssten Underground-K�nstler der
letzten 30 Jahre ist, doch auch im etablierten Sektor wird sich kaum
jemand trauen, Hand anzulegen. Cave ist erhaben.
Wir hatten auch Karten f�r eine London-Show, mussten dann unsere
Termine aber anders legen. Leider, denn dort soll Cave sogar ins Publikum
gedived sein, was f�r Blutflecken auf dem bl�tenweissen Hemd sorgte.
Schade.
(Ralf, 6.1.09)
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Do. 18.09.08 |
Iggy
And The Stooges - Hamburg, Stadtpark:
"A heart full of napalm"
Der alte Iggy will's noch mal wissen, er hat sich dazu entschieden
eine neue Platte mit den Stooges aufzunehmen, diese auf Tour zu
pr�sentieren, sich nochmals den Strapazen der Strasse auszusetzen,
jeden Abend den K�rper zu maltr�tieren, irgendwo umzufallen,
um dann aufzuwachen und keine Ahnung zu haben wo er eigentlich ist
(aber zumindest darin ist er ja ge�bt, haha).
Sehr viele Bands wollen es heuer auf ihre alten Tage nochmals wissen,
gehen wieder auf Tour und zerst�ren sich alles, was sie in ihrer
eigentlichen Karriere erreicht haben, weil sie beschissen sind,
aufgesetzt wirken und einfach nicht mehr das bringen k�nnen, was
sie einzigartig machte und dann ein in die Jahre gekommener Iggy,
der Zeremonienmeister des Wahnsinns, 70er-Jahre-Ikone mit den Ashton
Br�dern inklusive Steve MacKay und Neumitglied Mike Watt, wieder
unterwegs und macht Halt in der alten Hansestadt. Nat�rlich liess
ich mir das nicht entgehen, aber ich ging mit gemischten Gef�hlen
in Richtung Stadtpark als mir genau diese Gedanken durch mein weichgeklopftes
Hirn schossen, sie werden sich doch nicht......
Aber es kam alles ganz anders.
Als ich mit meinen Freunden und jeder Menge Astra Urtyp in einer
Plastikt�te am Stadtpark ankam wurde wie so oft die Vorband gekonnt
ignoriert um sich mit fl�ssigeren Tatsachen auseinander zu setzen,
ich konnte deshalb nur vereinzelte Tonfetzen aufschnappen die sporadisch
durch die Hecken auf die Strasse drangen, darum ma�e ich es mir
an dieser Stelle nicht an, irgend eine Form der Beurteilung zu leisten.
So gegen 20 Uhr, sch�tze ich, explodierte das Szenario dann und
die Stooges betraten die B�hne allen voran ein massiv aufgedrehter
Iggy Pop im gewohntem Dresscode. Schon nach wenigen Sekunden war
klar, dass sich meine Bef�rchtungen in keinster Form best�tigen
sollten. Iggy war in Hochform, die selbstzerst�rerischen Jahre
waren ihm kaum anzumerken, was auf Grund seiner bewegten Vergangenheit
recht erstaunlich ist. Er h�tte mindesten schon eintausendmal
tot sein m�ssen, doch Iggy sprang auf und ab, rollte sich auf
der B�hne und der angrenzenden Rasenfl�che umher, schrie sich
die Seele aus dem Leib und hatte einen Blick, als h�tte er dem
Leibhaftigen mehr als einmal die Hand gegeben, was er wohl auch
sicherlich auf mehreren seiner zahlreichen Trips tat. Man stelle
sich vor wie das noch vor knapp 35 Jahren ausgesehen haben muss,
ich war schon dankbar, das hier noch miterleben zu d�rfen, deshalb
muss ich an dieser Stelle den Herausgeber dieses Fanzines mit den
Worten:
"Oh Gott, stell Dir vor ich w�re gestorben ohne dies hier
gesehen zu haben ...", zitieren, denn es war unfassbar was
sich vor meinen fahlen Augen abspielte,
darum fiel es mir nicht schwer zu glauben, dass er sich auch an
diesem Abend nicht nur mit legalen Drogen bearbeitet hat. War mir
aber auch egal, denn mit seiner Show lenkte er gekonnt von dem stocksteifen
Rest der Band ab, die sich den kompletten Abend nicht vom Fleck
r�hrten und vor ihren mannshohen Verst�rkern versteinerten.
Iggy hingegen brannte lichterloh und drangsalierte die Sicherheitsm�nner
wohl mehr als alle anwesenden Zuschauer zusammen, er warf sich in
die Menge, lie� sich die langen Haare ausrei�en und forderte
das Publikum auf, die B�hne zu st�rmen um mit der Band und ihm
ein ausgelassenes T�nzchen aufs Parkett zu legen. Wahnsinn: Ich
erhaschte einen kurzen Blick auf einen Ordner, der sich, entzogen
seiner Privilegien, zu Tode �rgerte.
Alle alten Gassenhauer waren vertreten von "Now I wanna be
your dog" �ber "TV Eye" bis hin zu "Raw Power".
Sie pr�gelten das Programm ihrer drei Platten ("Metallic
K.O." nicht mitgez�hlt) gr�n und blau und vermengten diese
mit den neuen St�cken von "The Weirdness", die in Anbetracht
dieser hochexplosiven Livedarbietung perfekt ineinander griffen.
"I am a world's forgotten boy, the one who searches and destroys"
- "Hell"
Circa anderthalb Stunden dauerte dieser Fl�chenbrand, bis er sich
am Ende in sich selbst erstickte und man Iggy und seine Stooges
nur noch zu einer Zugabe hinter der B�hne hervorlocken konnte.
In diesem Moment h�tte ich gesagt "Ich zieh das hier noch
die ganze Nacht durch, bleibt einfach auf der B�hne, verdammt
h�rt nicht auf zu rocken" und ich war nicht der einzige der
angesichts dieses unfassbaren Adrenalinkicks die k�rperlichen
Beschwerden nach dieser Massenschl�gerei v�llig ausblendete,
doch als ich diese Show verlie�, wurde mir klar, dass ich nun
langsam auch zu alt werde um anderthalb Stunden wie wild um mich
zu schlagen, aber was hat diese Erkenntnis schon zu bedeuten .........
nach solch einem Abend nichts.
(Angry Lutz, 26.9.08)
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Fr. 06.06.08 |
Hellmute
- Reutlingen,
Zelle (ca. 70 Zuschauer): Foto von
Zille
Hellmute in Deutschland ist immer ein Aufeinandertreffen langj�hriger
Freundschaften, ein H�ndesch�tteln, Umarmen, ein Beschaulich-
und Lustigsein mit ganz vielen Leuten. Diesmal war es das letzte Mal.
Hellmute sind nicht mehr. Sie werden im Herbst in der Schweiz ihr
letztes Konzert geben und dies war das letzte in Deutschland. Die
Gr�nde liegen in Kudis gesundheitlicher, beruflicher und famili�rer
Beanspruchung. Es geht einfach nicht mehr.
Mir f�llt da eigentlich nur ein, mehr oder minder wiederzugeben,
was ich mit Maze kurz nach dem Konzert feststellen musste, n�mlich,
dass wir mit Kudi einen wunderbaren Musiker und Entertainer verlieren.
Pidi werden wir wiedersehen, Schwe weiss ich noch nicht. Kudi aber
ganz sicher nicht mehr. Zumindest nicht auf der B�hne und nicht
mit Hellmute.
Heuer waren sie spielerisch nicht ganz so top wie sonst, der Spassfaktor
ist aber immer hoch und die Songs, die man schon so gut kennt, haben
den herrlichen Charme und den unwiderstehlichen Reiz zwischen Kitzel
und Schmerz von Faustschl�gen aufs Auge. Man kann einfach nicht
genug davon bekommen.
Und ja, Kudi, das gibt nat�rlich 4 Soulpoints. Und das Publikum,
auch wenn es nicht soviele waren, wie in den besten Hellmute-Zelle-Zeiten,
war ... eigentlich gar nicht mehr zu halten.
Pidi, der an diesem Abend einen M�rderjob verrichtete, hatte davor
mit seiner neuen Kombo Pub
La Bomba ein Set hingelegt, das den Kids schon die Sch�deldecke
durchschlagen hatte. Ich bin ja nicht der allergr�sste Rock-Fan,
doch Pub La Bomba machen es mir leicht. Hervorragende Songs, die mit
�fterem H�ren fast schon genial werden, super Rhythmik, �berraschende
Ideen, abwechslungsreich auf der Grundlage eines kleines Sets mit
Gitarre, Bass und Drums. Und nat�rlich bewiesen sie auch in der
Zelle, dass sie ein Publikum an den Rand des Wahnsinns treiben k�nnen.
Bei der ersten Band Hatstik
muss ich leider zugeben meine journalistische Sorgfaltspflicht vernachl�ässigt
zu haben und sie nur im Hintergrund aus dem Backstage geh�rt habe.
Daher kein Urteil. Mir war es halt doch lieber, mich ein Weilchen
mit den Freunden zu unterhalten, die man ohnehin nicht jeden Tag und
bald noch seltener sehen wird.
(Ralf, 7.6.08)
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So. 25.05.08 |
Neil
Leyton - Horb-Mühringen,
Cafe Am Erika (ca. ziemlich genau 9 Zuschauer)
"alone / together"
Das altbekannte Cafe Am Erika, viele Mythen und Geschichten ranken
sich um dieses Etablissement das schr�ger eigentlich gar nicht
mehr sein k�nnte. Es bewegt sich zwischen gem�tlich miefig l�ndlicher
Wirtshausatmosph�re und, sobald die Sonne ihr Antlitz hinter den
Bergen der schw�bischen Alb begraben hat, einem verwunschenen
Geisterhaus mitten im schwarzen n�chtlichen Wald. Nichts destotrotz
ist "Erika" immer wieder ein Geheimtipp f�r Kenner das
in regelm��igen Abst�nden bekannte nationale & internationale
Musikanten in dem kleinen Konzertraum im Bauch des Geb�udes verschlingt
und sie danach verwirrter als zuvor wieder herausw�rgt.
So auch dieses mal, als sich Neil ein zweites mal zwischen Schnitzel
an J�gerso�e und Weissbier wagte.
Neil nur mit Gibson und seiner Freundin unterwegs, hatte die Ghosts
in einem Paralleluniversum zur�ckgelassen und sich selbst in eines
begeben.
Fr�h, schon bei den ersten gemeinsamen Bieren zeichnete sich ab,
dass nicht sehr viel zu rei�en sein wird aber man kann niemanden
einen Vorwurf machen denn jeder wusste auf was er sich da eingelassen
hat.
Als dann auch noch der Mixer die Beteiligten mit seiner Abwesenheit
beschenkte und nur eine funktionsf�hige Box vorhanden war, bekam
man dann doch ein ungutes Gef�hl aber Neil, tourerfahren wie er
ist, lie� sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.
Kein Wunder, wenn man, wie er erz�hlte, ein paar Tage zuvor im
Osten Deutschlands in einem gottverlassenen Industriegebiet vor
einer Gro�zahl von Nazis seine St�cke pr�sentieren muss. Naja,
irgendwann begann er dann und aufgrund des kleinen Raumes und den
wenigen St�rger�uschen des kaum vorhandenen Publikums war dann
die kaputte Box auch scheissegal. Neils Set bestand gr��tenteils
aus Eigenkompositionen der bereits ver�ffentlichten Alben "the
betrayal of the self" und "from the brighter side of her
midnight sun" beides absolut sch�ne Werke mit Band (sehr
empfehlenswert), neuen Songs eines neuen Akustikalbums welches,
Neil zufolge, innerhalb von sieben Tagen geschrieben und aufgenommen
wurde um die Eisen nach einer nicht ganz so erfolgreichen Tour aus
dem Feuer zu holen. Zus�tzlich spielte er Covers von Nick Cave
und den Backyard Babies um ein formsch�nes Set zu vollenden.
Anfangs war die Show noch etwas d�nn wenn man die Songs von den
Platten kennt, aber schnell war klar dass auch die akustischen Interpretationen
den elektrischen Versionen in nichts nachstanden. Ein wenig Lagerfeuerromantik
kroch mir die Waden hoch.
Nach ca. 45 Minuten, sch�tze ich war die Show dann auch zuende
und man beschloss danach noch gemeinsam in einem ostdorfer Exil
gro�z�gig den Abend zu begie�en und die Nacht weg zu sp�len.
(Sinc. Angry Lutz)
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Sa. 24.05.08 |
Einst�rzende
Neubauten - Berlin,
Columbiahalle (Gesch�tzte 2500 Besucher, ziemlich
voll) Foto: Der
Spiess
Letzte Woche M�nchen. Nun also Berlin.
Letzte Show der Europa-Tour auf deutschem Grund.
Und das in der Bundeshauptstadt Berlin.
Also geht man hin.
Um zu schauen, was die Neubauten, deren Geschichte sehr stark in Berlin
verwurzelt ist, deren Werk nur in Berlin ihren Ursprung finden konnte,
also gut, was die Neubauten in Berlin anstellen werden.
In M�nchen r�sonierten die Neubauten �ber alle St�tten, in
welchen sie bereits in der bayrischen Landeshauptstadt aufgetreten
waren. Die meisten Orte sind abgerissen, ihre Existenz ausgel�scht.
So auch in Berlin. An neun Orten traten sie dort auf, die meisten
gibt es nicht mehr, selbst der Palast der Republik: abgerissen. Es
steckt eine klare Strategie dahinter; Ausl�schung und Neubeginn.
Diese Strategie wirkt sich auf die Schaffenskraft der Band aus. Und
das h�rt man in jedem Song.
In M�nchen stehe ich vorne, nahe der B�hne, in Berlin hinten,
zentral mittig.
Im S�den der Republik stehe ich unten, auf dem Grund, im preu�ischen
Norden oben, auf der Empore.
So betrachte ich, aus oberer Perspektive, nahezu schwebend, das Publikum.
Erwartet habe ich ein wildes Konglomerat aus den unterschiedlichsten
Menschen. Punks waren nicht da (Dritte Wahl spielten zeitgleich nebenan
im Colombia-Club), genauso wenig wie viele d�rre und ausgemergelte
Menschen, deren Lebensf�hrung ins Gesicht dieser Gestalten gemei�elt
ist.
Entweder wurden diese Existenzen durch materielle Not dahingerafft
oder aus der Stadt getrieben, oder sie weilen in einem Paralleluniversum,
hineingefixt in eine andere Galaxie.
So wandeln sich die Zeiten. Das Publikum in Berlin ist ges�ttigt;
gepr�gt vom Bildungsb�rgertum der Musik, Studenten und einigen
ausl�ndischen Besuchern. Im Ausland sind die Neubauten ohnehin bekannter
als in der Bundesrepublik.
Selbst das Rauchverbot in der Halle wird strikt eingehalten. Nachdem
ich dann im zweiten Teil der Show zu qualmen beginne, ist meine Umgebung
sehr schnell von der Sucht des Rauchens eingenommen und tut es mir
nach.
Geht doch, nur Mut!
Das Publikum ist brav und artig geworden. Anma�ende Zurufe einiger
selbsts�chtiger Gestalten bleiben nahezu aus. "Wie ist
die Befindlichkeit des Landes?" Brav und artig ist sie geworden,
die sch�ne deutsche Republik.
Das Set (bestehend aus den Supporter-Projekten) ist fast identisch
mit der M�nchner Show. Die Instrumentierung weicht in Nuancen ab.
Bargelds Ansagen sind meist ebenso deckungsgleich. Wer also eine andere
Darbietung ihres vielseitigen Werkes erwartet, eine andere Setlist,
der wird entt�uscht. Daf�r bekommt man in Perfektion eingespielte
Songs und Arrangements, welche keine deutsche Kapelle in solch einer
Form zu Stande bringt.
Wer ihre Kompositionen betrachtet, der findet eine Band vor, welche
auf der Suche nach der perfekten klanglichen Inszenierung ist.
Es entsteht das Gef�hl, in einem klassischen Konzert gelandet zu
sein, nur dass man eben stehen muss. Wildheit und Nonkonformit�t
weichen. Es kommen �u�erst harmonische Strukturen als Teil der
Strategie zum Zuge. Jeder neue, jeder weitere Auftritt der Band ist
in eine feste Struktur gebettet.
Wer Remmidemmi und energiegeladenen Krawall als Neubauten-Fan erhofft,
der musste zwei, drei Tage vorher zu den Shows von Nick Cave ins Tempodrom
gehen. Cave weilte in der Stadt und hat, so wurde mir erz�hlt, Gas
gegeben. Ich habe darauf verzichtet. 38,50 � f�r ne Karte ist
ein sehr stolzer Preis. Und wer leider wie meine Person ein kleines
Budget zu verwalten hat, der muss auch mal harte Entscheidungen treffen.
Gegen Nick Cave & The Bad Seeds.
Wer sich auf "Lassen Sie uns doch mit dem Publikum einen sch�nen
Abend verbringen." (Bargeld mit abweisender Geste auf den Zuruf
eines Besuchers, sie m�gen doch Krach machen und spielen) einl�sst,
der wird nicht entt�uscht und staunt, was aus klanglicher Harmonie
und brillianter Lichtinstallation entstehen kann.
Die "alten" Neubauten gibt es nicht mehr, genauso wenig
wie es den "jungen" Blixa nicht mehr gibt. Es gibt nur noch
den (an Jahren gemessen) "alten" Blixa und die "Neuen
Bauten".
Ein letzter Satz f�r alle, welche immer noch den fr�hen wilden
Jahren der Einst�rzenden Neubauten nachtrauern: Nur die Zukunft
bringt neue Strukturen hervor, und nicht deren zur�ckliegende Vergangenheit.
Gez. Spie�.
F�r kickinass.de
Im Mai 2008
|
Sa. 17.05.08 |
Einstürzende
Neubauten - München, Muffathalle
(voll, geschätzte 1200 Zuschauser) Foto: Herr
Spiess
Die Einstürzenden Neubauten sind definitiv die beste deutsche Band,
jetzt, schon seit langem, eigentlich all-time. Der komplette Backkatalog
regulärer Alben und der vielen Zusatzalben sucht Seinesgleichen.
Kreativität, Einzigartigkeit, Herangehensweise, Umsetzung, Witz,
das alles gibt es, zumindest auf deutscher Ebene, so nirgendswo.
Wer das nicht glaubt, darf gerne mal mit einigen Kaltschalengetränken
bei uns vorbeikommen und das zusammen mit mir und den Herren Spiess
und Schandock, durchdiskutieren.
München fanden sie hier als aufmerksam staunendes, respektverharrendes
Publikum vor. Ich habe nur ganz hinten an der Bar zwei drei uninteressierte
Leute gesehen.
(Ralf, 24.5.08)
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Do. 15.05.08 |
Einstürzende
Neubauten - Hamburg,
Laeiszhalle (ausverkauft) „Bitte, liebe Fotografen,
seid mir nicht böse, aber es gibt schon genug Schreifotos von mir.“
(Blixa Bargeld, Hamburg, 15.5.2008)
Die Neubauten in Hamburg, eine der großartigsten Bands in der
zweitgrößten Stadt der Republik, ein Garant für einen Abend der
die Sinne betört.
Ich war spät an diesem Abend, unschlüssig gewesen, ob ich mir
nach dem missglückten Versuch am Nachmittag eine Karte im Vorverkauf
zu ergattern, überhaupt noch die Mühe machen sollte, die mir völlig
unbekannte Laeiszhalle im Zentrum Hamburgs zu suchen und auf die
Abendkasse zu hoffen.
Aber aus irgend einem wahnsinnig, irrsinnigen Verlangen kam ich
in irgendeiner U-Bahn wieder zu mir und kurz darauf war ich dann
auch vor Ort. Weird?!?
Ich kämpfte mich durch die anwesende Menschenmenge allesamt mit
Radeberger und Kippen verziert, am Einlass stammelnd, noch Abendkasse????
Ja!
Ich war drinnen, Karte letzte Reihe Parkett, bestuhlt, egal, zu
beeindruckt war ich über dieses Bauwerk, ein wunderschöne Musikhalle,
roter Samtfußboden, hohe schneeweiße Decke mit goldbeschlagenem
Stuck So etwas bin ich nicht gewöhnt.
Ich nahm Platz und wartete, machte mir Sorgen, ob ich überhaupt
etwas sehen könnte wenn der Saal erst einmal gefüllt ist, ein
beklemmendes Gefühl.
Saal voll, Vorband beginnt, ich sehe natürlich kaum etwas.
Dein Rauschen nannten sie sich, drei Mann, Schlagzeug,
Gitarre, Bass.
Sehr sphärisch, sehr verschwommen, doch eine beachtliche Klangmauer,
die sie um sich errichteten. Nur sehr sporadisch warfen sie Gesang
ein in ihre verhältnismäßig langen Stücke. Das Konzept ihrer
Kunst ermüdete mich etwas, was aber nicht heißen soll, sie waren
schlecht, nein, sie gefielen mir nur einfach nicht so. Aber das
ist Ansichtssache. Ich glaube bei dem größten Teil des sonst so
verwöhnten hanseatischen Publikums kamen sie ganz gut an, oder
sie ließen sich nichts anmerken, so wie ich, denn in Anbetracht
der Neubauten konnte mich nichts mehr nerven und wer mich kennt,
weiss, dass ich sehr schnell ziemlich angepisst sein kann, aber
sie bekamen dennoch guten Applaus. Es ist sicherlich auch nicht
so einfach ein Publikum in Erwartung der Neubauten mitzureißen.
Dann die Einstürzenden Neubauten.
Sie betraten sie Bühne und die Luft war elektrisiert. Unfassbar,
welch eine Aura von diesen Personen abstrahlt. Sie schlugen „Wellen“,
die alles mitrissen was sich im Saal befand.
Ein akustisches Erlebnis und die Architektur des Saal besorgte den
Rest. Es war einwandfrei.
Bassfeder, Turbine und die bizarrsten Anhäufungen von Schrott,
die man nur bei den Neubauten auf der Bühne finden kann. Mittlerweile
kam ich dann auch auf die Idee mich einfach hinzustellen und aufgrund
meines Platzes in der letzten Reihe störte das auch niemand. Sie
spielten lange, ich schätze mindestens zweieinhalb Stunden, aber
sicher kann ich’s nicht sagen. Zusätzlich gab es zwei Zugabenblöcke.
Den letzten mit Lose ziehen und spontaner Interpretation, wie auf
Platte wundervoll. Sie hüllten das Publikum in einen Watteball,
gespickt mit Nägeln und Scherben. Anders vermag ich es nicht zu
beschreiben und
die gebliebenen Narben werden nie mehr vergessen lassen..........
nie mehr..........
(Angry Lutz)
Dein
Rauschen
Neubauten |
Sa. 01.03.08 |
Pub
La Bomba - Balingen,
Sonnenkeller (ca. 80 Zuschauer): Foto von
Janetsu.
Die neue Platte der Schweizer Rocker erscheint Anfang April
und ist eine richtige Bombe. Eingängig, immer schmissig und mitreissend.
Bei diesem Auftritt im Sonnenkeller konnte man sich nun von den
Livequalitäten des Trios überzeugen. Schlagzeuger Pidi, sonst
bei Hellmute unter Vertrag, ist wie immer nicht nur eine Augenweide,
sondern hat halt einfach die richtige Mischung zwischen Technik
und Gebolze gefunden. Ausserdem ist er ein überzeugender Entertainer
und macht ne Menge spassige Einwürfe. Bass und Gitarre bilden eine
ziemlich crunchige Grundlage und darüber hängt der gepresste hohe
Gesang, der mich am Ehesten an Kyuss erinnert, teils auch in der
Melodieführung. Der Vergleich mit der erwähnten Band drängt sich
mehrmals auf, auch wenn Pub La Bomba insgesamt variabler sind und
Referenzen bis zum Indie-Pop haben, was auf Platte noch eher hörbar
ist, denn live. Hier holzen sie wirklich brutal durch, ein Song
drückt den nächsten gegen Wand und das Publikum wusste das euphorisch
zu danken.
Pinstripeseasons
aus Balingen und Albstadt waren die Vorband. Eine noch sehr junge
und sehr neue Formation. Doch dafür brachten sie ein sehr schönes,
britisch orientiertes Indie-Poprock-Set auf die Bühne. Sound und
Kompositionen passen. Spielen können sie und aussehen tun sie auch
gut. Wieder ein junges Pflänzchen in unserem Garten, das viel Hoffnung
macht. Bei der Spekulation was dabei herauskommen kann, wenn die
Band ihr Entwicklungspotential voll ausschöpft, bleibt der Phantasie
nicht mehr viel überlassen. Weiter so!
(Ralf, 16.3.08) |
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